MNN Gedruckt und herausgegeben von ArnoldPu w e ll e, in der Süd 6ten Strasse, Ecke der Cherry Alley.B ehm' s Wirlhshaus-Hof aeaenüb/r 6, ganxe Kummer 263. Bedi ngunge N.-Der zulirrnle IZeobacKter erscheint jeden Dienstag auf einem grossen Superial-Bogen mit schonen Lettern gedruckt. Der Subscriptions-Preis ist Ei n Thaler des Jahrs, welcher in halbjähriger Voraus bezahlung erbeten wird. Wer im Lause des Jahres nicht bezahlt, werden HI s<> angerechnet. Für kürzere Zeit als « Monat wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des Tubscriptions-Terimns geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewohnlichen Preis eingerückt. Unterschreibern in hie siger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreiber. und Mittheilungen müssen postfrei eingesandt werden. Zur Unterhaltung und Belehrung. sAus drin Pittöb. "Frcihcit^Frciind." Kostaki Lambros, die Waise von Chios. Ans griechisch-türkischen Reiseskizzen. In St. Petersburg, in dem für jeden Reisenden so anziehenden Familienzirkel des Staatsrath von Adelung, lernte ich einen seiner Hausgenossen, einen damals (1833) ungefähr 17jährigen Jüngling kennen, dessen erster Anblick, die südlän dische Physiognomie, das glänzendschwar ze, lockige Haar, der dunkle Taint, die feingeschnittenen, dunkeln Augen mich wohl gleich erkennen ließen, daß er kein Russe sei. Obgleich es schon interessant erschei nen mußte, daß der noch so junge Mann sich mit Leichtigkeit in fünf Sprachen, neugriegisch, türkisch, russisch, französisch und deutsch mit den Fremden unterhielt, so interessirte mich die seltsame Fügung des Schicksals noch mehr, das ihn durch drohende Gefahren endlich zu seiner ange nehmen Stellung nach St. Petersburg geführt hatte. Der kurze Zeitraum sei nes Lebens wird so reich an Stoff, daß selbst ein russischer Dichter, Plato Ada dowsky, ihn zu einem kleinen poetischen Werke, unter dem Titel: "Die Waise von Chios," benutzt hat, das in St. Pe tersburg im erschienen ist. Ko staki Lambros, so heißt der junge Mann, ist einer chiotischen Familie entsprossen Ihm verdanke ich eine Empfehlung, die er mir nach seinem Vaterlande mitgab. Eine Skizze seiner romantischen Schicksale dürfte vielleicht hier eine passende Stelle finden und manchem Leser nicht uninteres sant erscheinen. In ungetrübtem, häuslichem Glücke Klebte auf Chios die Familie Lambros. Der Vater ein rascher, ungebeugter, doch fast dem Greisenalter naher Mann, die Mutter, eine Frau im Anfange der drei ßiger Jahre stehend, doch noch angenehme Züge zeigend, die an die hohe Schönheit ihrer Jugend erinnerte. Die reiirste Freu de der Eltern waren vier Kinder; Maria, kaum 15 Jahre alt, allein, wie der Sri den alles früher reift, schon eine anmuthi ge das Auge der Freier fesselnde Jung frau. Ihre Schwester Zoe, ein Kind von kaum mehr als einem Jahre, während ihre Brüder, Lambrino und Kostaki, vier und sieben Jahre, zählten. In mitten eines so glücklichem Familienlebens, im Besitz nicht unbedeutender Reichthümer, drückte keine Sorge die Brust des Vaters, als der Gedanke an die Unterdrückung sei nes griechischen Vaterlandes. Obgleich die Hand des griechischen Herrn nicht schwer auf der ihrer Mastixärndten wegen geschätzten, und der Sultanin Valide zum Eigenthum überwiesenen Insel lastete, so stieg doch in der Brust des Griechen Lambros ein bitteres Gefühl empor, wenn sein Blick auf die Schwarzen Mauern der Festung siel, der Zwingburg der Un gläubigen, auf den Halbmond, der von der Spitze der Moscheen wie höhnend auf die Bekenner deS Kreuzes niederblitzte. — Ein anmuthiges Laudhaus im schattigen Uferhain, nahe der Hauptstadt, war der Wohnsitz der Familie. Dort saß, umweht von Blüthenduft, durch den des Mondes und der Sterne silberner Schein herab zitterte, der Hausherr an der Seite des treuen Weibes, und um ihn die Kinder, die theuren Schätze des Alters. Tönte dann von den Minarets herab des Jmans l Stimme, die gläubigen Moslims zum 'Nachtgebete rufend, so rüttelte sich wohl Lambros aus seinem schweigsamen Sin nen empor, und als wolle er die Stimme des feindlichen Priesters übertönen, ent . quoll seinen Lippen von angenehmer, wenn nur gedämpfter Stimme der ge fährliche Lauscher konnte ja in der Nähe — das freiheitathmende Nationallied der tapferen Sulioten, das auch bis zu > der fernern Insel seinen Weg gefunden hatte, und das hier in deutschen Worten folgen mag : , «'Nichts gilt mir des Türken Schwerdt, Wer Liberale Beobachter Und Berks, Momgomery und Schuylkill Camtties allgemeiner Anzeiger.-^ Sultansfirnian ist nichts werth! Ilm das Vaterland zu ehren, Muß den Feindes Trotz ich wehren; Bist du Grieche ? Nein, ein Sklav ! Fesseln trägst du! Werde brav! "Hoch mein Schwerdt, dich trägteinMann ! Triff den stolzen Muselmann, Rache soll den Hieb mir lenken, Denn der Väter Geister senken Eich hernieder blutig - roth, Von dem grausen Martertod. "Lammelt Euch beim Glockenton! Halbmondshörner schaun mit Hohn Von Moscheen unsere Qualen, Lchwerdtstreich soll die Schuld bezahlen, Ew'ger Ruhm winkt folget nach, Hebt das Kreuz aus seiner Schmach!" Selbst in der Mutter sanftem Auge glühte beim Ton dieses Liedes ein heller es Feuer, und die Knaben herbeirufend, ermahnte sie sie, die Worte des Sangs wohl zu beherzigen, damit sie einst, wenn die rechte Zeit gekommen, sich ihrer Vor fahren würdig durch die That bewähren möchten. So war das Jahr 1821 erschienen. Entschiedener trat die Absicht der Ehioten hervor, ihren Landslenten nicht nachzuste hen und auch auf ihrer friedlichen Insel den Kampf aufnehmen zu wollen, der auf dem griechischen Festlande.schon in hellen Flammen entbrannt war. Vor dem Angriffe der Unterdrückten zogen sich die Türken in die Castelle der Insel zu rück, und schon glaubten die Chioten, in in deren Reihen auch der alte Lambros als wackerer Vorkämpfer stand, die fe sten Orte bald in ihre Hände fallen zu sehen, als der 14. April 1822 herankam, und die Rache der Moslims die Kreuzes kämpfer hart ereilte. In den späten Nachmittagsstunden die ses Tages saß mit ihren Kindern im stil len Garten Frau Lambros, der Rückkehr des Gatten harrend, dessen Amt als Ge ront ihn schon am frühen Morgen in die Stadt gerufen hatte. Mit geschäftiger Fürsorge breiteten unter einer schattigen Platane die Kinder einen bunten, in Smyrna gekauften Teppich aus, auf dem der Vater von der Mühe des Tages in dem Kreise der Seinen ausruhen sollte. Doch schon dehnten sich länger die Schat ten, lagerten sich auf den Bergen die abend lichen Farbentöne, und noch erschien der Ersehnte nicht. Im stillen Bangen, starr und blaß, wie Unheil ahnend, saß die Mut ter gesenkten Hauptes. Ihre rinnenden Thränen ängstigten das Herz der Kinder, die am Morgen gesehen hatten, wie der Bater- Schwerdt und Dolch schliff, und auch bis an ihre Ohren war das Gerücht gedrungen, daß Griechenschiffe von den andern Inseln des Archipels erwartet wür den, um mit ihrer Hülfe den Kampf ge gen die letzten Türken in den Festungen zu beenden. Da stürzte Kostaki, der äl tere Knabe aus dem Gebüsche, durch das er geschlichen um den rückkehrenden Va ter zuerst zu erblicken, mit der freudigen Nachricht auf die Mutter zu, daß die er warteten griechischen Kriegsschiffe mit we henden Kreuzesflaggen so eben in den Hasen eingelaufen wären. Dankend im Gebet erhob die Mutter den Blick gen Himmel dann aufstehend eilte sie mit den Kindern eine Anhöhe hinauf, von der sie vor sich das Meer und die ersehnten Fahr zeuge überschauen konnte. Schon waren die Anker geworfen, still sanken die Se gel an den Masten hinab. Am Strande jubelten in gedrängten Massen die Grie chen den willkommenen Befreiern entge gen ; da schwand die glückliche Täuschung. Aus dem Verdecke der Schiffe tauchten be turbante Häupter auf, Blitze zischten aus den Seiten der Fahrzuge hervor, die Ka nonen donnerten über die stille Fluth, und mörderischer Kugelregen überschüttet die am Ufer Versammelten. Der Jubelruf erstickte in dem Angstgeschrei, in dem Aech zen und Todesröcheln der Verwundeten; Blutbäche neselkdn über den Ufersand ins Meer, daß doppelt roth gefärbt von die sen grausen Bächen und dem letzten A bendglühen, gekräuselt von dem Geschüt- "TVillig zu loben und ohne Furcht zu tadeln." MiöttSlag öütt 9. Mlti 1844. zesdonner,zürnend aufrauschte. Alles warf sich in wilder Flucht zurück in die Stadt Aber auch dort hinein sausten die Kugeln der türkischen Flotte, denn diese war es, die unter eigener Anführung des Capu dan Pascha, Kara Ali, mit der täuschen den Griechenflagge an den Masten in Chios Hafen eingelaufen war, um die GiauerS zu züchtigen. Mit-dem Ge schützesdonner von der Flotte mischte sich der aus der Festung, welche die Stadt be herrschte. Ueberau Tod und Verwüstung. Niedersanken die Mauern der Häuser, die mit ihren Trümmern erschlagend, welche die Kugeln des Feindes verschonten. Schutz suchend im Heiligthum drängte sich die Menge nach dem Dome, aber ihr nach stürmte das blutgierige Geschrei der Truppen, und derer, die von den Schif fen in einer Unzahl von Booten aus Land gesetzt wurden. Auf der Schwelle des Gotteshauses, grausig beleuchtet von der auflodernden Lohe die rings aus den Häu sern aufflammte, lag auch Frau Lambros, ihre Kinder bleich und fast leblos an sich pressend, denn mit dem Gatten zu leben und zu sterben, war sie von ihrem Land sitze in die Stadt geeilt. In den Rei hen der Griechen, die einen schützenden Damm um ihre Weiber, Kinder und hüls iosen Greise gezogen hatten, fraß knir schend das Türkenschwerdt. Da gewahr te die Mutter und ihre Kinder den Vater Lambros unter den Vorkämpfern. Ihr Aufschrei zog auch seinen Blick auf sie, und frischer mähte sein Säbel unter den Reihen der Feinde, denn er kämpfte ja jetzt unter den Augen der Seinen, für die Seinen. Da sah die Mutter ihn wan ken, die Kinder auch, aber sie bedeckten die Augen, denn sie wollten nichts mehr sehen. Eine Kugel hat den Vertheidiger niedergestreckt, und mit grausiger Ge schicklichkeit schnitt ein Türke mir geboge nen Handschar das ehrwürdige Haupt vom Rumpfe, daß im nächsteil Augen blicke von einem aus dem Gewühl empor schwankenden Spieße wie mit wehmüthig abschiednehmenden Lächeln auf Weib und Kind niederftarrte. Fesselt die Weiber, Mädchen und Knaben ! die Männer haut nieder und werft sie in die Gluth ! Es ist, als ob ich jetzt nach zehn Jahren die se Worte noch deutlich aus dem schäumen den Munde des türkischen Anführers her vorschreien höre, erzählte Kostaki Lam bros mir, der ich diese Erzählung mitthei le, und von hier an wollen wir auch ihn, als einzigen Stammhalter des vertilgten Geschlechts Lambros in diesen Zeilen als Hauptperson erscheinen lassen. Kostaki hatte seines Vaters todtesHaupt gesehen. Von seiner Seite ward die Mut ter gerissen und gebunden fortgeschleppt. Er sah, wie man seine kleine Schwester Zoe, seinen Bruder Lambrinos mitDolch stichen abschlachtete und dann in die Gluth warf. Er mußte sehen, wie gierige Wüst linge über seine Schwester Maria herfie len, und im Zank um ihren jungfräuli chen Leib sie mit sich fortrissen. Dann, eine Stunde darauf, als man ihn als Sklaven nach dem Hafen schleppte, sah er die gemißhandeltee Maria noch einmal, gemartert, gepeinigt, kaum nach athmend, ein Bild des Todes, dessen Flügelschläge sie schon umrauschten. —Ihren sterbenden Abschiedsblick aus gebrochenem Auge er haschte er noch, und nie sah er Maria, Zoe, Lambrinos, den Vater, wieder. Nur ihn und die Mutter rettete die höhere Hand vom Tode. Als der Knabe Kostaki aus seiner Be täubung erwachte, umgab ihn Nacht, um tönte ihn das Kettengerassel seiner Lei densgefährten. Er lag gefesselt imßau me eines türkischen Schiffes, Aber diese Qual der Gefangenen genügte dem Pa scha nicht; Weiber, Kinder und die we nigen vom Schwerdte verschonten Män ner ließ er noch in derselben Nacht auf's Verdeck schleppen, und auch die folgenden fünf Nächte, denn so lange dauerten die Gräuelscenen auf Chios, und zeigte ihnen die Strafe ihres "Frevels," das brennen- de, noch immer von Mordlust durchtos'te ChioS, dessen Flammen sich in dem von Griechenblut gerötheten Meere abspiegel ten. Rund um die Schiffe schwammen Leichen, die Brust mit der klaffenden To deswunde, die wie "Rächet uns!" her vorzustöhnen schien, aufwärts gekehrt u. fahl vom Monde beleuchtet. Niederge zerrt vom Mäste war die Kreuzesflagge, beschmutzt und mit Füßen getreten, wäh rend das blutrothe Panier Mohameds, gleich einer lechzenden Flammenzunge, vom Nachtwinde bewegt, durch die Luft flatterte. An dem Mäste des Admiral- SchiffeS aber hing, wie zum Hohn, das Altarkleid deö griechischen Erzbischofs und die heiligen Reliquien, aus dem Dome ge raubt von frevelnden Händen, und Ko staki, nur ein Kind noch, fühlte seine jun ge Seele wie vom Steinfelsen bei diesem Gräuelanblicke niedergedrückt, aber wei nen konnte er nicht, und mit starrem Au ge sank er leblos nieder, die Fußtritte nicht fühlend, die ihm aufzustehn gebo ten. Doch der todesähnliche Schlummer gaukelte ihm freundliche Bilder vor. Er saß wieder in dem Platanen Haine, der Va ter sang wieder das Berglied der muthi gen Sulioten, die Mutter streichelte lieb kosend das lockige Haupt ihrer theuren Kinder, und alle waren glücklich. Die Ohnmacht, die Kostaki befangen gehalten, schwand, und sein Blick fiel auf einen GreiS neben ihm, einen Griechen, Sklav wie er, das Haupt gebeugt von Kummer, stumm die Lippe, das Auge naß. In seinen Mantel hatte er den Knaben gehüllt, damit er ihn vor der kalten Nach tluft schützte. Der Knabe aber glaubte im ersten Augenblicke des Erwachens, daß alles Leiden, was überihn gekommen, nur ein Traum gewesen sei, und ihm däuch te, als sähe er am fernen Horizont das Nahen des Morgenlichts. Der Greis a ber sprach seufzend zu ihm: "Es ist Nacht um uns, und dort Chios, das in seine A sche sinkt!" Da stürzte aus den Augen des Kindes ein Heller Thränenstrom, klar staud das Unglück wieder vor seiner See le, und er breitete die gefesselten Arme nach der lieben verwüsteten Heimath, nach den Gräbern seiner Theuern, abschiednehmend, denn daö Schiff rauschte durch die Wogen dem glänzenden Jstambol der "Stadt des Glaubens" entgegen. (Schluss folgt) An einem heitern Abende saß Omar, ein frommer Hirt, vor seinem Zelte und ergötz te sich an der Pracht der untergehenden Sonne. Da sah er einen alten Mann aus dem nahen Walde des Weges daher kommen, dessen weißes Haar ihm Ehrer bietung gebot. Auf seinen Wanderstab gestützt wollte er eben neue Kräfte sam meln, und seine Reise fortsetzen zu können; aber Omar eilte auf ihn zu, bat. ihn in sein Zelt zu treten und am folgenden Ta ge erst nach genossener Ruhe weiter zu rei sen. Der Fremde weigerte sich lange, gab aber doch endlich seinen freundlich dringen den Bitten Gehör. — Sogleich wusch ihm der Hausvater die Füße, setzte ihm Milch und Früchte vor und lief zuletzt selbst noch zur Heerde um für ihn ein Lamm zum A bendessen zu holen. Als sie sich aber zu Tische setzten, bemerkte der Wirth, daß der Fremde Gott nicht anbete, und fragte ihn, voll Verwunderung : wie, betest du Gott nicht an, der Himmel und Erde gemacht hat und was darinnen ist? Ich kenne deinen Gott nicht, antwortete ihm Jener, weiß auch nicht, wer Himmel und Erde ge schaffen hat; wohl aber habe ich daheim einen Götzen von Erz, den mir ein Mei ster gegossen hat. Diesen bete ich aller dings an, und der versorgt mich mit Al lem, was ich bedarf. Da ergrimmte der Hirt in seinem Her zen über den Götzendiener und wollte kei ne Gemeinschaft mit demselben haben, ja er trieb ihn sogar noch in der Nacht aus seinem Zelte in die Wildniß. Aber in der Nacht redete der Herr zu ihm und 46. fragte: Omar, wo ist der Fremde, den ich am Abend zu dir sandte, daß du ihm Gu tes thätest? Omar antwortete: Herr, er war ein Götzendiener und ehrte dich nicht; wie konnte ich ihn unter meinem Dache dulden ? Und so trieb ich ihn von mir hin aus. Und ich, antwortete ihm der Herr, trug diesen Mann und seinen Irrthum neunzig Jahre mit Geduld, beschützte ihn und sein Haus, gab ihm Speise und Klei dung, ob er mich gleich nicht verehrte. Du aber konntest nicht mit ihm eine Nacht in deiner Hütte schlafen, du, der du sein Bruder bist? Duell. In einer kleinen Stadt in Maine lebte ein junges Ehepaar in fort währendem Unfrieden. Der Mann trinkt und die Frau ist unzufrieden; daraus ent stehen Zänkereien, wie das so häufig vor kommt. Vor einiger Zeit fand zwischen den jungen Lenten auch wieder ein heftiger Zank stattder Mann griff nach seinem Säbel und die Frau holte den Säbel deS Nachbars. Ts entstand ein regelmäßi ges Duell; die Waffen kreuzen sich ; die Frau ist im Vortheile und verwundet den Mann am Arm. Nach der Kampfregel hört bekanntlich das Duell auf, sobald Blut fließt; so geschah es denn auch hier und der Friede war wieder hergestellt, wenigstens auf einige Zeit. Aberglaube. Ein bedeutender Aufruhr herrschte am letzten Donnerstag in der ersten Munizipalität, welcher da durch entstand, daß einige Narren das Ge rücht aussprengten, es sei am Abend vor her auf einer Plantage in der Nähe der Stadt eine Hexe aufgegriffen worden,wel» che man dabei betroffen hätte, daß sie ihre Haut vom Leibe gezogen un im Mississippi ausgewaschen hatte. Da es nun vollends hieß, die Hexe sei in der Calaboose und sollte am Nachmittag um 4 Uhr im Congo Square verbrannt werden, so liefen alle alten Weiber zusammen, um die Hexe zu besichtigen. Die Polizei hatte wirklich Mühe, den tollen Haufen auseinander zu treiben und zu Vernunft zu bringen. Ge gen Abend beruhigten sie sich endlich, nach dem sie überzeugt waren, daß die Ver brennung nicht stattfand, und sie nur ge narrt waren. Sollte man glauben, daß im Jahr 1844 in diesem aufgeklärten Lan de noch solcher Aberglaube herrschen könn« te! Neu Orleans Courier. Ein auf einem Dampfboot Angestellter, Namens Thomas Lamb, wurde vor eini gen Tagen vom Recorder Baldwin dem kriminal Gericht übergeben, weil er gauz ohne Ursache eine dem Hrn. H. D. Peire gehörige Sclavin, welche Kuchen und Früchte an der Levee zum Verkaufe aus bot, auf die brutalste Weise behandelte. Er hatte ihr einen Kinbacken ganz zerschla gen, so daß der herbeigerufene Wundarzt erst einige Zähne ausziehen mußte, ehe er die Operation an dem Backen beginnen konnte. Solcher Frevel verdient die schärf« ste Bestrafung. ib. Lync!) Gesetz. - - In Jefferson Co., Miss, ist Hr. William Boyd, ein Pflanzer, von einem seiner Sklaven, welchen er zu recht weisen wollte, niedergeschlagen wor den und als er zwei in der Nähe befindli« cheWeiber, gleichfalls Sklaviüen, zu Hülfe rief, fielen alle drei über ihn her. tödteten ihn und scharrten ihn ein. Hr. Boyd wurde von seinen Nachbarn vermißt und nach langem Suchen endlich aufgefunden, worauf man die Neger examinirte. Sie gestanden die That und erzählten den gan zen Hergang der Sache. Die aufgeregten Nachbarn versammelten sich in großer An zahl und am 31. Mai, 8 Tage nach der That, waren ungefähr beisammen. Sie ernannten eine Jury von 18, um die Mörder zu richten. 14 stimmten dafür die Neger zu hängen und 4 dagegen. Zwei von ihnen, der Mann und eine Regresse, wurden gehängt; die dritte hängte man nicht, weil sie schwanger war. ib.