bin g, Mnn. Gedruckt llttd beransgegeben von ArttoldPl, w e ll e, in der Süd 6ten Strasse, Ecke der Sherry Alley Behm' s Wirchsbaus-Hofqegenül'rr Jahrgang 6) zanse 214. Bedingung- N.-Der ZUlicr.-llc provarkter erscheint jeden Dienstag auf einen, grossen Luperial-Bogen mit silwnen Lettern gedruckt. Der Lubscriptions-Preis ist Ei n Tl,a l e r des Jahrs, welcher in halbjähriger Vorausbe zahlung erbeten wird. Ä?er im Lause des sahrev nicht bezahlt, werden >°? t ->» angerechnet. ' als ti Äconat wird kein Unterschreibet angenommen, und etwaige ?luflündigungen werden nur dann angenommen, wenn slt einen Ätonat vor Äblauf des geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. )?esannt»iachungen werden dankbar angenommen und sür den gewöhnlichen 'preis eingerückt, llnterschreibern in hiesige? Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der llnterschreiber. und Mittheilungen müssen p o st 112 r e i eingesandt werden. .Hirlanda, Herzogin vonßretagne. (Eine Geschickte des Alterthums.) (Fortsetzung.) Artus mit Thränen in den Augen er wiederte : Ach du großer Gott ! Hirlanda konnte in ihrem elenden Zustande noch um mich besorgt; konnte mit einem so unverschuldeten harten Schicksale zufrie den sein, und ich lebe im fortwährenden Besitze aller Glücksgüter unglücklich. Wie wahr ist der Ausspruch: Unschuld und Tngeno ist das höchste Gut auf Erden, und ohne dieses nützen alle andern nichts! wie gänzlich finde ich dieses bei Hirlanda und mir bestätigt. Aber lieber Freund ! wie bald werde ich sie seben, wie bald wird mir die größte aller Freuden zu Theil weiden? Wenn es der Herzog befiehlt, sagte Ritter v. Oliven, so wird sein Diener gleich Morgen wieder abreisen, und die gute Hirlanda ihiem Herrn zuführen, ja er wird diese Tage unter die schönsten seines Lel'enS zählen, wenn der Herzog ihm diese Ehre zu theil werden laßt. Wem anders als euch, entgegnete der Herzog, gebührt diese Ehre, und ich bit te euch, lieber F>eund! übernehmt als mein Vertraut, ster, dieses für mich so wichtige Geschäft. Kommet, Lasset uns nach- meinem Schlosse eilen, damit ihr Morgen mit allem Nöthigen versehen ab reisen könnet. Im Schlosse wurden schon früher alle Kammerjungfrauen, bis auf ein paar alte, ehrlich und rechtschaffen Denkende entlas sen, auch die Niederträchtigen aus der Dienerschaft, welche um die Geschichte der Hirlanda wußten, entfernten sich schon vor mehreren Jahren, weil sie wohl merk ten, daß der Herzog nach und nach auf bessere Gesinnungen kam, die ihnen nichts Gutes prophezeiten. Alle noch Anwesen den waren also hoch erfreut, sobald sie erfuhren, daß Hirlanda noch lebe und wieder als Herzogin zurückkomme; auch alle Unterthanen, denen es nach und nach bekannt wurde, freuten sich eben so sehr, die gute Hirlanda wieder zu sehen, und sie als ihre Herzogin grüßen zu können. Die ganze Dienerschaft war also nebst dem Herzog beschäftiget Alles in Bereit schaft zu setzen, was zu einer sehr beque men Ueberführung der Hirlanda nothig und dienlich war, und den andern Morgen in aller Frühe reiste Ritter von Oliven mit der gewählten Dienerschaft wieder der Normandie zu, begleitet von dem Freudenrufe des rückgelassenen Hofgesin des, und aller Unterthanen, denen die Ur sache seiner Abreise bekannt war. Hirlanda wird ihrem Herzoge Arrn6 wieder zugeführt. Der Hirlanda, nachdem sie entdeckt war, mußte auf wiederholt dringendes Bitten sowohl Ritter v. Oliven als seine Baase heilig versprechen, daß sie wenigst an ihrem dermaligen Aufenthalts-Orte iu ihrem bisherigen Stande gelassen werde und unbekannt bleibe, bis sie Herzog Ar tus wieder in ihr Schloß zurückrufen werde. Die Frau des Shlosses hielt zwar ihr Versprechen, s. gur sie konnte, suchte aber doch der Hirlanda, so viel es unbemerkt geschehen konnte, alle mögliche Hochach tung zu erweisen, ja sie konnte sich oft nicht genugsam zurückhalten, und sagte oder that Manches, wodurch die übrige Diener schaft aufmerksam gemacht wurde, um so mehr als die Vernünftigern schon lange immer zueinander sagten : unsre Vieh magd ist freilich keine Bauerntochter, da steckt etwas besonders verborgen. Diese kamen also geschwind auf den Gedanken, ihre Frau habe von ihrem Vetter über Hirlanda, mehr erfahien, und deßwegen sei sie gegen selbe so freundlich und her ablassend. Indessen mar keiner aus allen Mit dienstboten um ihr besseres Schicksal nei dig denn alle liebten sie von Herzen, weil auch sie jedem liebevoll begegnete, that, Der Liberale Beobachter Und Berks, Montgomery und Schuytkill Camtties allgemeiner Anzeiger.^ waS sie konnte, half, wo sie nie zu helfen schuldig g'wesen wäre, und besonders je den Traurigen wohl zu trösten und zu ermuntern wußte. Schon manchmal hat ten die Dienstboten unter einander ge sagt : Hirlanda hätte ein besseres Schick sal verdient, und jeder wünschte il,r diefS auch von Herzen. ES freuten sich also alle, nachdem sie sahen, daß sie von ihrer Frau jetzt weit mehr, als vorher geachtet und geliebt wurde. Hirlanda aber konnte sich nicht wahr haft freuen. Denn so oft sie an Artus und an ihr Schloß dachte, wurde ihr ban ge, und sie ahndete immer wieder traurige Tage. Wie wohl, dachte sie, war mir nun volle sieben Jahre in dieser Einsam keit ! Niemand quälte oder verfolgte mich, alle hatten mich lieb, alle thaten mir Gutes, und meine nothige Nahrung konn te ich in Ruhe und Zufuedenheit genießen. Ungestört konnte ich meinem lieben Gott dienen, der so väterlich für mich gesorgt hu. O wie gerne wollte ich die noch ü brigen Tage meines Lebens hier bleiben, und in diesem zwar «unseligen aber mir so erwünschten Stande fortleben. Aber der gütigste Go!t hat eS nicht mehr so haben wollen, sein Wille geschehe, nicht der meinige.— Oft bat sie noch den lieben Gott, er mochte sie doch auf ihrem Schlosse eben so zur getreuen Erfüllung ihrer Standes prlichten stärken, wie bisher, damit sie immer auf dem Wege seiner heiligen Ge bote wandeln, und nie seinem heiligsten Willen entgegen handeln möge. Am schwersten siel ihr, daß sie wußte, sie wer de iu ihrem Schlosse ihr liebeS Kind nicht treffen ; denn es war bald überall bekannt und kam auch zu ihren Ohren, daß einer Herzogin ihr neugebornes Kind geraubt worden, und an der Seeküste in die Hän de unbekannter Räuber gerathen sei. Da konnte sie freilich nicht mehr zweifeln, daß dieses ihr Kino gewesen sei, und daß sie eö also nie mehr zu Gesicht bekommen werde. Während dem Hirlanda mit solchen Gedanken beschäftiget war, schmetterte die Trompete des ThurmwächterS auf dem Schlosse, und kündete herannahendeFreun de an, uud bald machte er auch die A nzeige: Ein Ritter sei mit prächtigem Gefolge im Anzüge auf das Schloß, und irre er nicht, fo sei es Ritter v. Oliven. Hocherfreut war die Frau über diese Ankunft ihres Vetters, welche sogleich die Hirlanda ru fen ließ. Mit herzlicher Beg> üßung wur de der Ritter nebst seinem Gefolge au der Schloßpforte empfangen, und nachher auf das kostbarste bewirthet. Sobald aber Herr v. Oliven einige Er frischung zu sich genommen hatte, bat er seine Baase uud Hirlanda allein auf ein Zimmer, erzählte ihnen seine gute Auf nahme, den herzlichen Wunsch des Herzog Artus, daß Hirlanda doch bald heimkeh ren mochte, die unbeschreibliche Freude in und außerdem Schlosse über die Rückkehr der Herzogin ; worauf er ihr von Herzen Glück wünschte mit dem Beisatze, er kön ne nun nicht mehr zweifeln, daß sie jetzt b ssere und wähl haft zufriedene Tage auf ihrem Schlosse eileben werde. Auch seine Baase stimmte mit aufrich tigem Herzen in diese Glückswünsche ein, und bedauerte nur, daß sie nicht früher gewußt habe, daß eine so hohe Person in ihrem Schlosse sich befinde, und die schul dige Ehrerbietung und Hochachtung ihr nicht habe erweise» können. Hirlanda dankten beiden herzluW, dem Ritter für seine große Mühe und seiner Baase für die gute Bewirthung, die sie bisher ge nossen habe, und keines nach Schuldigkeit zu belohnen im Stande sei. Unterdessen wurden die Kleider der Hir landa herbeigebracht, Ritter von Oliven und seine Baase entfernten sich, und eine Kammerfrau half der Hirlanda sich an kleiden. Die ganze Dienerschaft des Schlosses wurde iu den großen Saal zu- sammenberufen, und endlich erschien jene, I welche vorher die geringste Magd war, "Vpillig zu loben und sbne Furcht zu tadeln." Mjieuslaz öött 10. 1843. als Herzogin in ihrer Mitte; aber sobald sie die ganze Dienerschaft erblickte, flössen häusige Thränen aus ihren Augen, und sie vermochte keine Rede vorzubringen. Die Frau deS Schlosses nahm endlich das Wort, und sagte ihrer Dienerschaft, daß Hirlanda, welche bisher als die ge ringste Magd unter ihnen gelebt habe, die Herzogin von Bretagne sei, erzählte kurz ihre traurige Geschichte, und sagte mit besonderm Nachdrucke: ihre Unschuld sei nun bekannt, und sie kehre wieder mit allgemeiner Freude zu ihrem Herrn zu rück. Alle Anwesende vernahmen unter lau tem Weinen und Schluchzen das traurige Schicksal der guten Hirlanda, und alle dankten freudig dem Himmel, daß nun ihre Unschuld an den Tag gekommen sei, und ihr wieder bessere Tage zu Theil würden. Eines um das andere nahete sich ehrfurchtsvoll der Hirlanda, um ihr die Hand zu küssen, und die meisten hät ten ihr noch gerne besonders ihre herzli chen Glückwünsche gesagt, aber Thräne» des Mitleids und der Freude e> stickten die Worte, und der aufrichtige Händedruck mußten andeuten, was das Herz dachte und der Mund so gerne noch gesagt hätte. Der Hirlanda selbst flössen die Thrä nen eben so häusig aus den Augen, daß sie nicht immer wußte, wer ihr die herz liche Theilnahme so aufrichtig bezeugte, und eben so wenig als diese ein Wort her vorbringen konnte. Oft sagte sie nach her, daß diese eine der süßcsten Stunden ihres Lebens gewesen sei; und daß ihr der liebe Gott neben so manchen bittern Stunden, auch recht viele, und wahrhaft selige Tage geschenket habe; für die sie ihm nie genug danken könne. Alles ans dem Schlosse war voll der herzlichsten Freude, und jedes aus der Dienerschaft schätzte sich glücklich, wenn ihm seine Frau befahl der Hirlanda ei nen Dienst zu erweisen. Aber nun sagte Rittcr v. Oliven seiner Baase, sie werde ihm verzeihen, er habe seinem Herzoge versprechen müssen, gleich morgen abzureisen, und er müsse auf den bestimmten Tag eintreffen, weil ihm der Herzog entgegen kommen werde. So gerne nnn die Baase die Abreise länger verschoben hätte, so durfte sie eö jetzt nicht mehr, und der frühe Morgen des folgen den Tages ward wirklich zur Abreise be stimmt. Wie schwer die Trennung von diesem Orte der Ruhe und des Friedens, von die ser edlen Frau der Hirlanda gefallen sei, kann der gefühlvolle Leser sich besser vor stellen, als eine Feder beschreiben. Das aufrichtige Versprechen, daß sich diese wah ren Freundinnen im nächsten Frühjahr wechselseitig besuchen wollen,linderte zwar in etwas die Schmerzen der Trennung, aber tiefe Traurigkeit erfüllte doch jede noch längere Zeit, nachdem sie sich daS letzte Lebewohl gesagt hatten Mit Thränen in den Augen verließ Hirlanda das Schloß, und mit Thränen verließen sie alle, die sie gekannt hatten. Alle wünschten ihr Glück und Segen, und gierigen nicht von der Schloßpforte zurück, so lange man sie auf dem Wege noch sehen konnte, und wohl hundertmal sah anch Hirlanda auf sie zurück, bis eine Krümmung des WegeS sie ihren Augen entzog. Herzog Artus, der nach gepflogener Verabredung mit Ritter von Oliven den Tag der Ankunft wußte, zog au selbem mit dem gesammten Adel und seinem gan zen Hofstaate schon in aller Frühe der Herzogin entgegen; und weil der Ritter eilte, so viel er konnte, so trafen sie noch vor Mittag und nur ein Paar Stunden vom Schlosse entfernt auf dem Wege zu sammen. Artus, dem schon auf dem ganzen Wege sein Gewissen bittere Vor würfe wegen seiner unbesonnenen Ueberei lung machte, fühlte diese noch bitterer, nachdem er seine Hirlanda sah, und ihr fröhliches heiteres Aussehen mehr als al les andere ihre Unschuld bezeugte. " In einer kleinen Entfernung stieg er vom Pferde, und nur langsam, und voll Scham und Neue näherte er sich ihr mit Thränen in den Augen. Auch den Au gen der Hirlanda entquollen Thränen: aber eS waren Thränen der Unschuld, des Friedens, der Verzeihung, und liebevoll eilte Hirlanda ihrem ArtuS in die Arme. Seine '.'rme umfaßten zwar, waS sein Herz aufrichtig liebte, aber sein Gewissen hieß ihn als einen Nichtswürdigen zurück treten vor dem lebendigen Bilde der Un schuld und Tugend ; kalter Schauer fuhr durch sein Innerstes, er sieng an zu zittern und zog seine Hände zurück. Aber Hirlanda ließ ihn nicht aus, er schrak sobald sie sein Zittern fühlte, und fragte mit idm zitternd, was fehlt euch um Gottes Willen, lieber Artus? Dieser sagte jetzt im gebrochenen Tone: Meine großen Vergehen schweben mir nun in ihrer ganzen Schändlichkeit vor Augen, seit dem ich euch, beste Hirlanda! wieder sehe, und durch euer liebevolles Entgegen kommen von eurer Unschuld mehr als je mals überzeugt bin ; laßt mich Unwürdi gen, meine Hände sind nicht mehr werth, eine solche Gattin zu berühren. Er wollte noch weiter reden, aber Hir landa unterbrach ihn und sagte: Lieber Artus ! wenn ihr eure Hirlanda noch lie bet, so höret auf, euch solche bittere und unverschuldete Vorwürfe zu machen, die mein Herz eben so sehr, als das eurige k> änken. Ich weiß wohl, daß ihr schänd lich hintergangen wurdet, und deßwegen kann ich die Schuld von allem, was ich zu leide» hatte, nie euch beimessen ; zudem hibe ich weit weniger gelitten als ihr glaubet, ich war bei der Baase des Rit ters von Oliven sehr wohl gehalten, und sehr wohl zufrieden. Deßwegen bitte ich euch nochmal, ich habe allen von Herzen verziehen, welche Schuld an meinem Elen de waren, verzeihet auch ihr ihnen, und seid fröhlich und heiter, sonst kann eure Hirlanda unmöglich fröhlich sein. Ihr, sagte jetzt Artus, kounet mir wohl verzeihen, unschuldige Hirlanda, aber mein Gewissen sagt mir zu deutlich, daß ich nicht nur gegen euch, sondern auch gegen Gott schwer gesündiget habe. —Und ihr, erwiederte Hirlanda, ihr könnet noch zwei feln, ob euch Gott verzeihe, der ja doch unser bester Vater ist. Wenn auch wirk lich wegen meinen Leihen eine Schuld auf euch siele, so habe ich euch auch gewiß ganz verziehen und alles vergessen; da euch also eure geringe Gattin verziehen hat, um wie viel mehr muß euch euer bester Vater, der liebe Gott, schon lange verziehen haben. Ich bitte euch also nochmals stehet ab von quälenden Gedan ken, und seid fröhlich und freudig mit mir, denn nur in eurer Fröhlichkeit und Zu friedenheit kann ich einen Ersatz für mei ne erduldeten Leiden finden. Diesen sollet ihr finden, erwiederte Ar tus, so viel dieses in meinen Kräften ist, aber jetzt lasset unS dem Schlosse zueilen, damit ich euch dort meine ausrichtige Lie be und meine schuldige Hochachtung im Werke zeigen kann. Dank, ewiger Dank sei dem gütigsten Gott! daß er mir euch wieder geschenket und Gelegenheit gege ben hat, einen Theil meiner großeuSchul den abzahlen zu konncn. Kommet, lasset uns eilen, denn alles steht in freudigster Erwartung, euch wieder zu sehen, und euch recht herzlich grüßen zu können. Nun rückte der ganze feierliche Zug wieder vorwärts, Artus mit der Hirlanda zur Rechten und dem Ritter von Oliven > zur Linken. A»tus erzählte ihr, welche unbeschreibliche Freude auf dem Schlosse herrsche, und wie sich alle Unterthanen herzlich über ihre Rückkehr freuen. Und noch waren sie kaum eine Stunde den Schlosse näher gerückt, so kam ihnen bei nahe ein unübersehbarer Zug Menschen entgegen, welche vor Begierde ihre Her zogin zu sehen, die Ankunft auf dem Schlosse nicht mehr erwarten konnten. Hoher Jubel und lautes Freudenge schrei der fröhlichen Jugend wiederhallte 6. von allen Seiten, und keine der anwe senden Mütter konnte sich der Thränen enthalten, sobald sie die Herzogin nur von weitem erblickten. Ihre Achtung gegen die beste Landesmutter gieng so weit, daß sie auf ihren Knien an beiden Seiten la gen, und mit unverwendetem Blicke auf .hirlanda hinsahen, biö sie an ihnen vor über war. Solche schöne Auftritte dauerten fort bis an die Schloßpforte, und erst im Schloßhofe drängt-« sich alles so zusammen, daß mzn kaum durchkommen konnte.— Hirlanda dankte mit Thränen im Auge den aufrichtigsten Wünschen ihrer guten Unterthanen, und bat ihren Artus, er möchte doch den Armen an diesem Tage durch ein reichliches Allmosen auch eine Freude machen, welcher sogleich die Befehle hierzu ertheilte. Da gieng alles in daS schon bereitete große Zimmer, um auszuruhen, denn be sonders Hirlanda war durch die weite Reise ziemlich abgemattet. Noch einmal verfügte Artus zu seinem Allmosengeber, und befahl ihm, ja keinen Armen abzuwei sen, und jedem so viel zu geben, daß er mit seiner ganzen Familie einen fröhli chen Tag halten könne, damit der Wunsch seiner lieben Gemahlin gewiß vollkommen erfüllet werde. Auf dem Schlosse gieng es jetzt beinahe noch fröhlicher zu als selbst am Hochzeit feste, alles war beschäftigt, die Hirlanda zu erfreuen, und ihr den Aufenthalt da selbst recht angenehm zu machen. (Fortsetzung folgt.) Millerismus. Die Milleriten halten gegenwärtig eine Lagerrersamm» lung bei Neu-Bedford in Massachusetts, der Tausende und Tausende närrischer Personen männlichen und weiblichen Ge schlechts zulaufen. Ein (Korrespondent der „Boston Times" schildert folgende Scene: In einem der Zelte trug sich eine Scene höchst sonderbarer religiöser Bethörung zu, auf die wir hinweisen müssen, um zu beweisen, daß die jetzige öffentliche Stim mung jener nicht unähnlich ist, welche un sere Bevölkerung in den Tagen der Sa lem Hexerei u. der Mistreß Ann Lee von Ouäker-Berüchtigkeit beherrschte. Stel len Sie sich einen Kreis von Brüderu und Schwestern in allerlei Stellungen auf dem Strohe vor, versammelt um eine schwache jnnge Schwester in der Mitte, die von Bekehrung ergriffen ist, ihre Hände vor das Gesicht hält, so in Thränen gebadet, daß sie als ein Bild deS unaussprechlichsten GrameS erscheint, und die beständig schluch' zet, als wollte ihr das Herz brechen. Bor ihr kniend und seine ehrwürdigen Hände auf ihre Person gelegt, befindet sich ein professionirter Verkündiger des Evangeli ums, der sie zuweilen für ihre Sünde und HerzenShärte scharf radelt und sie dann wieder mahnt, aus der Gewalt des Satans in Gottes wunderbares Licht zu fliehen. Seine Worte dabei sind folgender Art! „Theure Schwester, glaube an Gott,schreie laut und Jesus wird sich deiner annehmen. Es ist der Satan, meine theure Schwester, der dich zurückhält. Sage blos, der Herr sei mir armen Sünder gnädig, und die Macht der Finsterniß wird von dir fliehen. Auf beidenSetten des bedrängten Mäd chens sind Personen ihres eigenen Ge» schlechts postirt, die in religiöser Verwil derung ohngefähr fast schon eben so weit vorgeschritten sind, wie der „heilige"Mann selbst, und vielleicht doppelt so aufrichtig und ehrlich als er beständig schreien: „Glorie sei Gott, Amen! O, sie wird ! noch gerettet werden ; glaube bloS, theure Schwester uud du bist gerettet von der Gewalt des Teufels—glaube, glaube alles, und du wirft immer und ewig die Braut des Lammes sein!" Dem melancholichen Charakter des Schauspiels und der äugen« scheinlichen Qualen deS armen Mädchens zum Trotz,konnten wir uns eines Lächelnö