Wer Liberale Leobacliter Und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeiger.-^ Nc aV in S, MNN. Gedruckt und herausgegebeu von AruoldPu m e ll e, in der Sud 6cen Strasse, Ecke der Cherry Alley.B ehm' 6 Wirthshaus-Hof gegenüber. Aahrgang 6> Mnmmer 210. Bedingung«! N.-Der L>lbcrnle ZZcod.'lclrtcr erscheint jeden Dienstag auf einem grossen Lnperial-Bogen mit schonen Lettern gedruckt. Der Subscriptions-Preis ist Ei n Thaler des ZahrS, welcher in halbjähriger Vorausbe zahlung erbeten wird. Wer im Lause des Jahres nicht bezahlt, werden Hl, angerechnet. Für kürzere Zeit als li Monat wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wenn sie einen Monat vor ?lblaus deS geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis eingerückt. Unterschreibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung porrosrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, ans Kosten der Unterschreibe,-. und Mittheilungen müssen p ost 112 r t i eingesandt werden. hirlanda, Herzogin von Bretagne. (Eine Geschichte des Alterthums.) Geburtsort, uud Jugendjahre der Hirlanda. Hirlanda erblickte vor mehreren Jahr hunderten auf dem, Stammschlosse ihres Vaters, eines Herzogs in Bretagne, das Tageslicht, und war, wie es scheint, die einzige Tochter und Erbin der väterlichen Güter. Die Geschichte nennt die Namen der beiden Eltern nicht, und erzählt uns auch nichts von den Jugendjahren dieser großen christlichen Heldin. Aber, auf ihre folgende Lebensgeschichte hingesehen, darf man mit Grunde sagen : Hirlanda hatte gute, fromme, vernünftige und got tesfürchtige Eltern, die nicht nur selbst fromm und christlich lebten, sondern sich auch alle mögliche Mühe gaben, ihre Toch ter Hirlanda, dieses edle Geschenk des Himmels, vernünftig und christlich zu allem Guten heranzubilden. Zu einem solchen Schlüsse berechtigen uns selbst die heiligen Schriften, wenn sie sagen: an den Früchten werdet ihr den Baum erkennen. Denn in den fol genden Kapiteln werden wir die kostba ren Früchte der schönsten christlichen Tu genden kennen lernen, welche ai»6 diesem schönen Baume hervorgewachsen sind. Und von diesem schönen Baume dürfen wir auch auf seine Pfleger zurückschließen und sagen: er wurde aufs beste besorgt, sorgfältig gepfleget, alle schädlichen Schos sen wurden bedachtsam weggeschnitten, die Erde wurde gehörig begossen, damit die guten Schosse hoffnungsvoll heranwach sen, und solche kostbare reichliche Früchte bringen konnten. DaS heißt: durch die schönen Tugen den der Hirlanda, die uns ihre Lebens geschichte erzählt, werden wir berechtigt zu sagen: Sie war ein edler Sprosse ih res Stammes, und ihre eben so edlen El tern haben sie zu einem solchen herange bildet. In ihren Jugendjahren wurde sie nicht etwa blos an ein müßiges verschwen derisches Hofleben gewöhnt, sondern ihre für eine gute Haushaltung eben so sehr, als für die Erziehung ihrer Tochter be sorgte Mutter gewöhnte sie zur häuslichen Arbeit, und suchte sie mit allen für ihren Stand nöthigen und nützlichen Geschäften bekannt zu machen. Denn wäre dieses nicht geschehen, wie hätte sich Hirlanda in ihrem Elende zu den niedrigsten Arbeiten so gut schicken, und selbe zur vollen Zu friedenheit ihrer Obern verrichten können ? Doch genug von den Jugendjahren die ser großen Heldin; ihre folgende Ge schichte ist weit wichtiger und lehrreicher, und wird das wenige über ihre Jugend Gesagte genugsam rechtfertigen, und gänzlich bestätigen. Hlrlanda.vtrehlicht sich mit tiiiem Herzogt von England. Wie die flüchtige, allen Freuden und Vergnügungen nachjagende, Pracht und Eitelkeit liebende Tochter oft von dem rechtschaffenen Jüngling entweder nicht gekannt wird, weil er solche nur Unglück weissagende Tochter nicht kennen will; wenn.ihn die Umstände zu ihrer nähern Bekanntschaft führen, nur mit verächtli chem Blicke angesehen werden muß: eben so wird die sittsame, arbeitli'ebende, einge zogene, tugendhaste Jungfrau, auchdann wenn sie ML oder nur sehr selten in öf fentlichen Gesellschaften, bei allgemeinen Lustbarkeiten erscheint, sich vor dem Recht schaffenen nicht verbergen können, und wird, so bald sie ihm bekannt ist, von ihm hochgeschätzt, geehret und geliebet werden; Das Erstere können wir in unsern Zei ten beinahe täglich sehen und das Letztere bestätigt sich gänzlich in der Geschichte unserer guten Hirlanda. Sie von ihrer Jugend an zur Arbeitsamkeit gewöhnt und im stillen Genusse häuslicher Freuden ver gnügt, kam selten aus dem Hause ihrer Eltern, und kehrte jedesmal, wenn sie es auch verlassen mußte, wieder mit desto größerer Freude und Zufriedenheit in sel- bes zurück. Und doch war sie edlen Jüng lingen in der Rähe und Ferne bekannt, und jeder der sie kannte, schätzte ui;d lieb te sie, und versprach sich schon zum voraus das seligste Leben, wenn er so glücklich sein, und sie zur Gattin erhalten sollte. Der Hirlanda konnte dieses nicht lan ge verborgen bleiben: denn jeder suchte te sie näher kennen zu lernen, um dadurch der Erfüllung seiner herzlichen Wünsche nach und nach gewisser zu werden. Un ter diesen war auch ein Herzog von Eng land, den die Geschichte Artus nennt, und der sowohl wegen seiner Nechtschaffenheit, und seinem biedern, geraden Sinne, .als wegen seinem wahrhaft edlen Betragen allgemein geschätzt wurde. Diesem konn te Hirlanda ihre vorzügliche Hochachtung nicht versagen, und bald auch ihre beson dere Zuneigung nicht mehr ganz verber gen. Artus freute sich von Herzen, sobald er dieses gewahr wurde, blieb dann nach her wie vorher edel und rechtschaffen, und gerade dieses erwarb ihm nach und nach die Liebe und Zuneigung der Hirlanda, in so hohem Grade, daß sie seiner endlich gewagten Anfrage: ob er Hoffnung habe sie einst zur Gemahlin zu erhalten —nicht mehr mit Nein begegnen konnte, sondern ihm eine wirklich bejahende Antwort gab, worüber er voll Freude ward. Hirlanda sagte ihm weiter, daß er wohl selbst sehe, ihre dermaligen Umstände sei en so beschaffen, daß ihr ein rechtschaffener Ehegemahl für ihre Person, um von den fortwährenden Zudringlichkeiten und Be suchen elender Schmeichler befreit zu wer den, und ein vernünftiger Herr zur Negi erung und Besorgung ihres väterlichen Erbes nöthig sei, und beides glaubte sie in ihm zu finden, und hoffe es deswegen auch bald zu erhalten. Artus dankte für ihr so großeö Zu rrauen in seine Person, versicherte sie, so gut er es vermochte, von seinem aufrich tigen Willen, nach Kräften allen ihren schönen Wünschen zu entsprechen, und sagte endlich, daß die Zeit der wirklichen ehelichen Verbindung nur von ihr abhän ge ; worauf sogleich alles zu dem für die zweite folgende Woche bestimmten Hoch zeitfeste bereitet wurde. Die segnende Hano des Priesters vereinigte sodann die Hände derjenigen, deren Herzen schon Eins waren; Verwandte und Freunde freuten sich herzlich über diese eheliche Verbindung, und alles war fröhlich und vergnügt beim mässigen Mahle auf dem Schlosse der Hirlanda. Noch mehr hätte sichHirlanda gefreut, wenn sie an der fröhlichen Tafel auch noch ihre lieben Eltern erblickt hätte, aber diese hatte ihr der Tod schon ge raubt. Doch ihr ruhiges, zufriedenes, trostvolles Hinscheiden war der lassen?» Tochter ein voller Beweis, daß sie in einer besseren Welt, daß sie ewig selig beim Vater im Himmel leben. Hirlanda muff bald ihre» lieben Artus ins Feld ziehe» sehen- Nun war Hirlanda wahrhaft vergnügt und zufrieden an der Seite ihres lieben Gemahls, nichts war ihr wichtiger als je ne am Altare des Herrn gemachten Ver sprechen getreu zu erfüllen, und das Nämliche lag auch ihrem Artus besonders nahe am Herzen. Aber wo Friede, Liebe, Eintracht, Gottesfurcht in einer Ehe herr schen, giebt es, so zu sagen, keine Pflich ten, das heißt: eS sind keine Bbefehle nö thig, weil die Liebe ihnen überall zuvor kommt ; es kann keinen Gehorsam geben, weil es keine Befehle giebt, und die Ge mahlin es aus Liebe thut, was sie dann, wenn es befohlen werden müßte, aus Ge horsam zu thun schuldig wäre; kurz, von einem solchen Ehepaare sagt man ge wöhnlich : sie leben wie die Engel,—und so lebten auch Hirlande und Artus. Die ganze Dienerschaft freute sich eben so über diese hoffnungsvolle eheliche Ver-- bindung, wie sich alle Unterthanen freu ten, und sich wahrhaft Glück wünschen zu lsben und okne Furcht zu tadeln." Dienstag beu 12» 1843. durften : denn Artus war ein eben so ge rechter und milder Fürst gegen die Unter thanen, als er ein liebevoller Gatte für seine Gemahlin war. Und an der Hir landa hatten schon lange alle HülfS bedürftige eine wahre Mutter, die keinen Nothleidenden hülfloS von sich werfen konnte, ja oft mehr that als man von ihr verlangte, wenn sie sah, daß der Bittende würdig und bedürftig war. Von allen Seiten kamen diesem jungen Ehepaare die aufrichtigsten Wünsche ent gegen, daß es doch recht lange zufrieden und vergnügt leben, und mit eben so recht schaffenen Nachkommen zur allgemeinen Freude gesegnet werden möchte. jUnd diese aufrichtigen Wünsche schickten die meisten Unterthanen auch in ihren Gebe ten zum Throne deö Allerhöchsten hinauf, und wie hätte dieser, der allen seinen Kin dern gesagt hat: Bittet und ihr werdet erhalten wie hätte der beste Vater sol che aufrichtige Bitten unerhört lassen kön nen !—wie hätte er dem rechtschaffenen in Aufrichtigkeit vor seinen Augen wandeln den Ehepaare seinen Segen versagen kön nen ! Nein, er konnte eines so wenig als daö andere ; er erhörte das Flehen der Unter thanen, und sah mit Wohlgefallen auf ihren gerechten Herrscher, und seine liebe Gattin herab, er sprach auch über sie das fruchtbare Wort seiner Allmacht: Wach set und vermehret euch; und bald fand sich Hirlanda im Besitze des himmlischen Segens, im Besitze eines sichern Unter pfandes ehelicher Liebe und Treue, und vereinigt dankten beide Gatten dem Geber alles Guten für diese seine kostbare Gabe, und baten um seinen fernern Segen und Beistand. Aber der liebe Gott läßt Freuden und Leiden auf dieser Erde immer mit einan der abwechseln, damit seine Kinder die guten Gaben desto höher schätzen, und ihn den Geber des Guten, nie gänzlich ver gessen sollten. Er ließ also nach seiner weisen Güte auch bei Hirlanda und Ar tus auf die fröhlichen Tage balv Tage des Leidens und der Trübsal folgen. Seine weise Vorsehung fügte eö näm lich, daß der König von Frankreich einen Feldzug unternehmen mußte, und da for derte er natürlich, seine Herzoge auf, ihre treffende Mannschaft zu stellen ; wo frei lich alte und mit ehrenvollen Narben schon bedeckte Herzoge wohl zu Hause bleiben, und ihre Truppen durch einen andern Anführer senden durften ; aber der junge Herzog Artus hätte Schande und Verach tung auf sich gezogen, wenn er nicht selbst mit seinen Leuten ausgerückt wäre. Indessen siel dem Artus dieser uner wartete Feldzug wegen seiner Gemahlin doppelt schwer; einmal, weil er sie herz lich liebte, und deßwegen nur sehr ungern verlassen konnte, und zudem sah sie nach einigen Monaten ihrer Niederkunft ent gegen, was ihm seine Entfernung noch ! mehr erschwerte. Doch er konnte, wie schon gesagt, mit Anstand nicht auswei chen, und mußte sich also selbst zum Aus rücken mit den Seinigen zubereiten. Das schwerste war ihm noch, die baldige Tren nung seiner Gemahlin anzuzeigen, aber auch dieses mußte sein, und er that eS selbst, so gerne er es einem andern über lassen hätte. Hirlanda, nachdem sie sich von der er sten Bestürzung ein wenig erholt hatte, sah wohl selbst die Nothwendigkeit dieser Trennung ein und Artus suchte sie durch die unbedeutende Macht der Feinde die bald besiegt sein würden, best mögligst zu trösten, versprach ihr, daß er sich nie ohne Noth in eine Gefahr begeben wolle, und dann werde ihn da, wo ihn Pflicht und Gewissen dazu bestimmen, Gottes Vaterhand schützen, und er werde mit Ehre und Ruhm gekrönt bald wieder in ihre Arme zurückkehren. Artus sagte der Hirlanda den Tag der Abreise noch nicht, und sie vermuthete ihn auch nicht so nahe. Aber alles war schon bereitet. Und nachdem er seiner Diener- schaft noch besonders befohlen hatte, daß sie seine Gemahlin auf das sorgfältigste bedienen, und ihn von Zeit zu Zeit über ihr Befinden berichten soll,so verließ er den andern Morgen in aller Frühe seine Hir landa, ohne daß sie es gewahr wurde, bis er schon weit von ihrem Schlosse entfernt war. Er zog mit seiner Mannschaft, a ber auch mit schwerem Herzen Paris zu, während dem Hirlanda allein zu Hause nur mit ihrem Gott diese schmerzliche Trennung klagen konnte. Ihr ahndete nichts Gutes, aber sie suchte durch Arbeit samkeit und den Aufblick zum Himmel diese schweren Gedanken zu vertreiben, die ihr schuldloses Herz immer wieder mehr oder weniger quälten. Hirlanda wird von ihrem Schwager Gerard besucht. Herzog Artus hatte einen Bruder, Ge rard mit Namen, der aber ein wahres Gegenstück von ihm war. Denn wie Ar tus Eingezogenheit Mässigkeit und stille häusliche Freuden liebte, ebenso war Ge rard ein Freund des großen Hoflebens, prächtiger Gastmahle und rauschender Weltfreuden. Und nebst diesem hatte er ein wahrhaft böses Herz, sah deßwegen schon bei der Hochzeit seines Bruders mit neidischen Augen auf dessen Glück, und wünschte nichts mehr als, daß Artus kin derlos bleibe, damit er einst in den Besitz seines Herzogthums kommen möchte. — Gleich nach der Hochzeit seines Bruders begab er sich wieder an den Hof des Kö nigs von England, lebte da im Genusse aller Ergötzlichkeiten, und verschwendete all sein Vermögen. Wie vom Blitze ge teoffen war er, als er die Nachricht erhielt, daß seinem Bruder die sichere Hoffnung einer Nachkommenschaft geworden sei; a ber wieder um so mehr erfreute ihn die nothmendig gewordene Entfernung seines Bruders von dessen Gemahlin ; denn dar in glaubte er Hoffnung zu finden, durch seine Anschläge seiner Bosheit seine nei dischen Wünsche in Erfüllung bringen zu können. Gleich war er entschlossen, seine Schwägerin zu besuchen, und den andern Tag schon verließ er England, schiffte mit seinen Planen beschäftiget an die Küsten von Bretagne, und traf end lich ganz unerwartet auf dem Schlosse seines Bruders ein. Hoch erfreut war Hirlanda über seine Ankunft; denn sie hielt ihn für eben so rechtschaffen, als ihren Artus, und glaub te niemand Besserm die Besorgung aller Geschäfte übertragen zu können, als ge rade diesem Gerard den sie auch mit auf richtigem Herzen darum bat, sobald sie ihn mit allen möglichen Ehrenbezeugun gen empfangen hatte. Gerard war, wie beinahe alle Böse wichte, ein Meister im Heucheln, er stellte sich zuerst an, als ob er nicht Zeit habe, länger zu verweilen, und nur da sei, um einen freuunschaftlichen Besuch abzustat ten,und dadurch seiner schätzbarsten Schw ägerin seine schuldige Aufwartung zu ma chen, versprach aber auf wiederholtes bitt liches Anhalten, daß er ihren dringenden Wünschen entsprechen, und alles nach Kräften zu besorgen suchen wolle. Nun glaubte sich Hirlanda wieder glücklich genug, aber noch glücklicher schätz te sich Gerard, dem nun bisher alles nach Wunsch von Statten gegangen war. Hir landa erwies ihrcm Schwager alle mögli che Ehre, und befahl ihrer Dienerschaft, das nämliche zu thun, und seinen Befehlen pünktliche Folge zu leisten. Auch Gerard zeigte sich anfänglich als ein rechtschaffener getreuer Schwager, und begegnete seiner Schwägerin mit Freundschaft und Liebe, mit Sorgfalt und Hochachtung. Seine erste und wichtigste Sorge war, die Dienerschaft im Schlosse näher kennen zu lernen, um sie nach und nach, wenn nicht ganz, doch größtentheils auf seine Seite zu bringen. Er merkte bald, daß die vernünftige und häusliche Sparsamkeit seines Bruders nicht gefiel, weil sie im Gegentheil von immer anwesenden Gästen Kummer 2» bedeutende Geschenke hoffen konnten. — Diese suchte Gerard zuerst durch seine Freigebigkeit zu gewinnen, und natürlich waren diese gleich ganz für ihn eingenom men. Aber er wendete dieses Mittel nicht nur bei solchen, sondern bei allen an, und das Sprichwort: Das Geld regiert die Welt, erwährte sich hier im vollen Sinne, denn bald ward Gerard der einzige Lieb ling deS Schloßgesindes. Auch die Unterthanen wußte Prinz Gerard sich auf die nämliche Art geneigt zu machen. Wo ein Unglück sich ereig nete, oder der Jammer drückenden Elendes zu seinen Ohren kam, da wurden, freilich immer mit Einwilligung der Hirlanda, bedeutende Gaben ausgetheilt, denen aber Gerard immer noch etwaS besonders, als gäbe er eS von dem Seinigen, beilegte. Die für ihn ganz eingenommenen Diener priesen ihn dann als die einzige Ursache solcher Geschenke an, und Gerard ward bald in und außer dem Schlosse ziemlich allgemein geschätzt und grliebet. Indessen hatte Hirlanda immer noch einige, aber wenige Getreue in ihrer Die nerschaft, denen das ganze Betragen Ge rardS nicht gefiel. Aber diese kannte Gerard sehr gut, und ließ sie genau beo bachten, damit sie seinen Absichten nicht schaden konnten. Am meisten war dem Bösewicht daran gelegen, die Hebamme und Pflegmutter, welche beide schon früher auf das Schloß gerufen wurden, auf seine Seite zu brin gen. DaS war aber eine leichte Arbeit, denn beide waren arme Personen, und die Hebamme, wie beinahe alle dergleichen, eine Liebhaberin im Essen und Trinken, und somit kannte er die besten Mittel schon, diese in seine Schlinge zu bringen die dann auch in, Uebermaaße angewendet wurden, und die beiden Personen niederträchtig ge nug machten, allen seinen boshaften Be fehlen gänzlichen Gehorsam zu leisten. So sah es auf diesem Schlosse aus, als Gerard kaum zwei volle Monate in selbem zugebracht hatte. Die Dienerschaft, die vorher alles mögliche that, um die Hi»> landa und ihren Herrn zu erfreuen, war jetzt größtentheils bereit Unglück und E« lend über selbe zu verbreiten. Aber Hir landa, obwohl sie gegen niemand einen bösen Argwohn hatte, ahndete doch auch nichts Gutes, und ihr wurde immer schwe rer, je näher die Zeit der Geburt heran, nahte, aber sie konnte sich diese Schwer mut!) nicht erklären. (Fortsetzung folgt.) Key West. Dieses Jnselriff das ursprünglich nur zu einer Marinestation und als bequemer Zufluchtshafen für Re gierungSfahrzeuge, welche im Golf von Mexiko und in den westindischen Ge wässern kreuzen, auSerwählt war, erhebt sich jetzt zu einer Handelswichtigkeil, von der sich nur Wenige einen richtigen Be griff machen. Die Einwohner von Key West besitzen bereits gegen 30 Fahrzeuge welche 400 Mann beschäftigen. Der Verkehr mit dem Bahama-Jnseln ist be deutend, und mit Havanna steht Key West in fast täglicher Verbindung. Drei Transportschiffe und ein Ver. St. Dampf schiff fahren regelmässig von benachbar« ten Häfen ab und zu. Die Negierung errichtet gegenwärtig in Key West Bar raken, um Trusen daselbst aufzustellen. Der Hafen beschäftigt gegen IL Piloten, die ein einträgliches Geschäft betreiben. In der Bay und an den Riffen werden jährlich mehre hunderttausend Pfund grü ne Schildkröten gefangen, wovon man etwa die Hälfte exportirt und die andere Hälfte an Ort und Stelle verbraucht. Der Fischfang ist ausserordentlich ergie big; die Fische werden meistens nach Havanna verschifft, von wo man Specie Früchte, Gemüse und Geflügel zurück bringt. Key West hat schöne Wherften, prächtige Waarenhäuser, hübsche Privat wohnungen, eine schöne steinerne bischöfli che Kirche und eine Methodistenkapelle.