MeAV i n g, Hlenn. Gedruckt und herausgegeben vonArn old Puwelle, in der Sud 6ten Strasse, Ecke der Cherry Alley.B chm' s Wirthshaus Hof gegenüber. Jahrgang gann DAninmr 203. Bedln gunge N.-Der Nlbernle ZZrohkltlrtcr erscheint jeden Dienstag auf einem grossen Superial-Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der Subscriptions-Preis istEin Tha l e r des Jahrs, welcher in halbjähriger Vorausbe zahlung erbeten wird. Wer im Laufe des Jahres nicht bezahlt, werden Hl SO angerechnet. Für kürzere Zeit als 6 Moaat wird kein Unterschreibe«- angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wenn sie «inen Monat vor Ablauf des Subscriptions-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewohnlichen Preis eingerückt. Unterschreibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreiber. (kv°Briefe und Mittheilungen müssen p 0 stfrei eingesandt werden. Eine Nnckt im Wachthanse. Der arme Harry war eine so warm herzige Seele, wie je eine geboren worden, und ein redliches Gemüth dazu. Er kam zu mir die Nacht vorher, ehe wir von Abranntes nach Elvas warschirten —und sagte zu mir (wir machten eben einen klei- l neu Spaziergang in einem Orangengar- 5 ten): "Tom,'' sagte er, und der arme Junge seufzte herzbrechend genug dazu — "Tom," sagte er, "ich weiß nicht, waS ich mit dem Mädchen beginnen soll; das Regiment marschirt morgen, und Gott weiß allein, ob ich sie jemals wiedersehen kann. Sie will mit mir gehen, ohne Vorwissen ihrer Eltern." —Und willst Du sie mitnehmem? fragte ich. —"Sie mitnehmen, Tom !" sprach er—"ein un schuldiges Mädchen, und dazu das einzige Kind des gutmüthigen alten Mannes, der uns so wohl behandelt hat? Das möge Gott verhüten! Ich wollte lieber hier von der Klippe in den Strom sprin- gen, als so ein süM, unschuldiges, jun ges Ding verleiten, das Hetz ihres armen Vaters zu brechen!" O, ich wußte es wohl, bevor er es ge sagt, daß Harry daS Herz auf dem rechten Flecke sitzen hatte. —Nun wohl! sagte ich Du mußt sie hier lassen, das arme Ding, das ist besser als mitnehmen. Und was sagt ihr Varer dazu ?—"O," sagte Harry, "der gute alte Mann hätte gar nichts dagegen, wenn wir uns Heirathen könnten ; aber, ob er mir sonst recht wohl will, so weiß er doch zu gut, daß es jetzt nicht günstige Zeit ist für Soldatenheira then." Wohl denn, Harry sagte ich weiter —das Reden führt in der Sache zu nichts.—Du mußt ihr eine Locke von Dei nem Haar geben, und einen Kuß zum Ab' schiede und dann—behüt Euch Gott Bei de ! Damit kehrten wir in unser Quartier zurück, und tranken eine Kanne Wein zu sammen; aber ich sah eS wohl, er trank mehr, um sich zu zerstreuen, und um mit mir über Maria schwatzen zu können, als um des Durstes oder einer andern Ursache willen. Doch—ich denke immer, wenn ich selbst kein großer Meister darin bin—ein Glas bei einer Gelegenheit wie diese, wo das Her; des armen Burschen voll war, und mein eigenes nicht eben leer, —und wo wir im Begriff waren, einer Stadt Nalet zusagen, worin wir manche vergnügte Stunde zugebracht—wer so was nüchtern vertragen könnte der wäre werth, in s Feuer geworfen zu werden, wie ein cnisge trocknetes Stück Reis. Wir hatten just unser letztes Glas aus getrunken, als der alte Mann, unser Wirth, Signior Jose. eintrat und sagte: wir müßten mit ihm einen Jnbiß nehmen oder zu Nacht essen, weil es die letzte Nacht sei, die wir in seinem Hause zu brächten ; und obschon ich nicht viel von der Sprache verstand, so gab er uns doch deutlich genug zu verstehen, daß er in vol lem Ernst bei bester Laune sei. Wir hat ten keinen Wein mehr, ihm zuzubringen, worüber er lächelte, und nach unten zu deutend, sprach: da unten giebts genug, meine Jungens! Wir stiegen also mit ihm hinab zum Abendessen, welches aus zwei gebratenen Hühnern und aus einer Suppe bestand, nebst Orangen von der besten Qualität, eben gepflückt in deS al' ten Mannes eigenem Garten. Ma ria war mit am Tische, und ich wüßte nicht, daß ich je einen vergnügteren Abend verlebt hätte. Gott mag's wissen, ob eS mit Harry und seinem Süßlieb eben so gewe sen ; aber ich glaube, bei ihnen war es eine Art gemischten Gefühls. Sie machten Beide nicht viel Worte, und Maria sah drein, als wenn ihr ein schwerer Stein auf dem Herzen läge. Indessen unterhielt ich mich mit dem alten Jose, obschon ich oft genug zu Harry, als dem Dollmetscher zwischen uns, Zuflucht nehmen mußte; denn er war im Portugiesischen besser Wer Liberale Beobachter Und Berks, Momgomery und Schnylkitl Cannties allgemeiner Anzeiger. beschlagen als ich, in Folge des ewigen Gekoses mit Maria. Auf Ehre! beim Sprachenlernen hilft nichts so gut, als ein wandelndes Wörterbuch, das heisst, so ein Stück von Süßliebchen. Siguior Jose stattete uns einen fürch terlichen Rapport ab über das erste Er scheinen der Franzosen in Abrantes, u.Al les. was er befürchtete war, daß sie wohl einmal zurückkommen könnten. Er hoffte den Tag nicht mehr zu erleben, besonders um seiner theuren Maria willen; denn sie verschonten weder das Alter noch Ge schlecht in dem unglücklichen Lande. "Sie nenne» sich selber Christen, und schelten die Engländer Ketzer ; aber Werke und Handlungen sind in solchen Dingen die besten Zeugen des Glaubens. Das Zeichen des Kreuzes hat nie den Teufel in Entfernung und Respekt gehalten; wäre dem so—so würde nicht eine solche Legion derselbe» hier mit de» Franzosen ausge halten haben; denn wir hatten da der Kreuze genug." Jose war ein liberaler Man» in seinen Gesinnungen, und obschon ein Katholik, und mir und Harry deshalb zugethaner, weil wir dieselbe Religion mit ihm hatten —so war er doch keiner von jene» Bigot ten der alten Zeit, von denen ich gelesen, sondern er betrachtete jeden Glauben in einem liberalen Licht; er ließ Jedermann nach eigenem Belieben zur Hölle fahren, auf seinem eigenen Wege. — "Mich dünkt. Jose hatte Recht!"—be. merkte trocken Sergeant M'Fadgen, wel cher Bemerkung eine allgemeine Zustim mung ertheilt wurde von Seiten sammt-- licher Zuhörer, im Halbkreis sitzend am Torffeuer des KaminS- Nun gut—wir brache» ziemlich mu»ter auf um beiläufig Eins; denn, da wir eine» starken Marsch vorhatten, dacht' ich, ein wenig Ruhe werde uns wohl thun und ich wollte daher den Alte» keine neue Bou teille ansteche» lasse». Harry sah zwar etwas verdrießlich dabei aus--doch ich wußte wohl, dass es ihm nicht um's Tun ken sei sondern bloß, um bei den; Mädchen zu sitzen; deshalb dacht' ich es sei besser zu gehen; denn er und sie würden eben so ungern von einander Abschied genommen haben, wenn sie auch sechs Wochen lang ohne Aufhören nebeneinander gesessen hät ten. Am nächsten Morgen zogen wir mit Tagesanbruch von dannen. Bei meiner Treu ! Harry hätte eben so gut die ganze Nacht durch aufbleibe» können für die wenigen Stunden Schlafs; so ein leben diges Bild des JammerS und deS Schmer zes war er- Tages zuvor war Proviant unter das Regiment vertheilt worden; aber wir hatten es nicht vonnöthen gehabt, denn Jose hatte unsere Schnappsäcke so mit Eßwaaren überladen, daß wir sie kaum fortschleppen konnten. Wir hatten uns sämmtlich auf dem Marktplätze versammelt, gegen vier Uhr Morgens—Alles durch einander, wir und die Maulthiere und Esel, und marschirten um halb fünf zum Thor hinaus. Eine Schaar von Portugiesen folgte dem Re giment bis zu der Brücke über den Tajo, worüber wir mußten. Die armen Teu fel ! Die Regimentsbande mit der Melo die: "am Patricks Tag" ließ sie nicht vergnügter dreinsehen ; sie schienen zu ah nen, daß wir nicht lange im Stande sein möchten, die Franzosen von ihnen fern zu halten. Eben als die leichte Compagnie gegen die Brücke zog—ich und Harry standen bei der leichten Compagnie hielten wir einige Minuten stille, und er trat aus dem Glied, um ein Abschiedswort zu sagen Marien und ihrem Vater, die schon an der Brücke warteten. JhrMantilla verdeckte größtentheils ihr Angesicht; doch ich sah darunter ihr die Thränen über die Bak ken rollen, wie Regentropfen ; das arme Kind! In wenigen Augenblicken darauf "willig zu loben und ohne Furcht zu tadeln." öc« 25. 1843. setzte sich die Collonne in Bewegung, und Harry mußte eintreten. Wir Beide schüt telten dem Alten die Hand; Harry küßte sein Süßlieb, und dann ging es mit uns über die Brücke. Nun, die lange Geschich te kurz zu erzählen, das Regiment stand in Elvas an drei Monate lang, als unö die Franzosen anzugreifen begannen, und wir uns über Abrantes zurückzogen. Es war um die Zeit, wo sie sich rühmten, uns rein aus Portugal weg u. in die See zu treiben —aber, bei meiner Seele! die Mosjeh's hatten da in ihrem Leben nicht weiter am Schwarzen vorbeigeschossen!— Nun gut! Wir hatten seit zwei Monaten nichts von Marien gehört, und ich erinnere mich noch, wie es spät Abends war. da wir auf unserer Retirade in Abrantes eintrafen. Harry und ich dachten weder an's Essen, noch an's Trinken, bevor wir nicht nieder stiegen zu der Wohnung des alten Jose; und da erfuhren wir, er sei vor ungefähr sechs Wochen gestorben. Der arme alte Mann! Mir that es leid um ihn, und Harry—that es gar sehr leid- Wir frugen nach der Tochter —und hörten, sie lebe bei einem besonderen Freund ihres Vaters am anderen Ende der Stadt. Wir fanden sie bald aus, obschon sie uns zuerst von einem alten Weibe verläugnet worden. Denn siehe da! ein niedlicher junger Bursche als Pysano verkleidet, daß heißt als ein Bauernjunge, mit einem großen, breit krempigen schwarzen Hut, und einer alten rothen Schärpe drauf, stürzte bei unserer Stimme hervor, und warf sich Harry um den Hals und küßte und herzte ihn, daß es eine Lust war, anzuschauen. Und bei meiner armen Seele! sie war es selbst. Sie hatte nämlich Knabenkleider angezo gen, nuS Furcht, die Franzosen möchten ihr ungebührlich begegnen, wenn sie in die Stadt kämen, und man hatte dieselben schon seit zwei Tagen erwartet. Ja, wä ren sie ihnen da in die Hände gefallen— ich hätte für nichts stehen mögen, denn sie pflegten nie viel Erbarmen mit jungen artigen Mädchen zu fühlen, sobald sie sol che einmal in den Klauen gehabt. Die Leute, bei denen Maria nun lebte, waren ein gutes Volk, und so auf sie ver sessen, als wäre sie ihr eignes Kind. Sie bestanden darauf, uns bei sich auszuneh? men, obwohl sie bereits sechs Soldaten im Hause hatten. Wir bekamen eine gute Stube, und alles, was zur Bequemlichkeit nöthig. Harry und Maria machten sich ihre Zeit ganz gut zu Nutze, ich aber war zur Bagagewache beordert, und ließ sie beisammen. Am folgenden Morgen bei Tagesanbruch waren wir Alle unrer'm Gewehr und marschirten aus der Stadt gen Punhete. Wir hatten die Arriergarde und da wir vorgeschob'ne Avantgarde der Franzosen erwarteten, so waren wir alle Augenblicke in Bereitschaft, derselben Gu' ten Morgen zu bieten. Die Bagage war schon seit einer Stunde alle weg. So viel kann ich versichern, der Feind war uns den ganzen Tag auf den Fersen und gegen Abend hatte unsere Campagnie ein klein wenig mit ihm waS abzumachen. Doch damit ich's nicht vergesse, als wir in der Dämmerung Abrantes verließen und die Colonne sich längs dem Hügel hinabbewegte, war der Nebel so dick, daß ich Harry kaum unterscheiden konnte, ob schon er sich dicht neben meinem Ellenbo gen befand ; aber ich hörte ihn reden mit einem kleinen Portugiesen, der ihm zur Seite ging. "Wann hast Du von Ma rien Abschied genommen ?'' fragte ich ihn da.—Stille! sagteer darauf: Sie ist hier! "Nun, bei St- Patrik!" erwiederte ich, "Harry, mein Junge da hast Du recht gethan, sonst hätten sie diese verdon nerten französischen Bettler noch zuGrun de gerichtet!" Um's Himmelswillen! sprach da Harry, laß Dir aber ja gegen keine lebendeSeele etwas von ihr merken; sie kann so bei uns bleiben, bis es mir ge lungen, sie wohlbehalten zu ihren Ver- wandte» nach Lissabon zubringen. Ich! antwortete nicht, sondern bot nur mei-I ne Hand Marien dar, die sich dicht an Harry hielt, und ich schüttelte ihre Hand herzlich und sprach : "Mein Honigkind! Du wirst ein so guter kleiner Soldat wer den, scheint's, als einer in der Division; nimm da einen Schluck aus der Feldfla sche!" Das arme Ding ! Sie lächelte und schien glücklich obwohl wir eben keine Au ssicht auf gemächliches Leben vor uns hat ten, wenigstens nicht für die nächsten Ta ge- Sie wollte indessen von dem Rum nicht kosten sondern zog mit dem besten Humor von der Welt eine Zinnflasche hervor, und trank ein wenig daraus; wie ich sah, war darin bloße reine Milch und nichts weiter. Der Nebel begann zu steigen um die Zeit, und die Sonne schoß ein Paar helle Strahlen nieder, um unS etwas zu erwär men, denn die Mannschaft war beinahe et was durchgefroren von dem kalten Thau. In wenigen Minuten brachte das Gehen u. die Rumflasche etwas mehr Leben in die Linie, und wir wurden so lustig, wie ein Mückenschwarm im Sonnenschein, jubelnd u.singend auf der ganzen Colonne,obgleich eine Schwadron von Blauteufeln sich stets in der Ebne dicht hinter unsern Rücken hielt, hin und her flankirend durch Busch und Dorn, ohne sich jedoch näher an uns zu wagen. Nun gut.wir langten in Pun hete an um eins Nachmittag, und nachdem wir ein Stück Ochsenfleisch zu uns ge nommen, eben geschlachtet und gebraten an einem Gartenpfahl, und hinabgewa schen mit einer Kanne Wein,ging die Di' vision über den Zeherestrom, und lagerte sich auf der anderen Seite unter grünen Zelten, das heißt, tüchtige Zweige von Kastanien, Oliven und Orangenbäumen beschatteten reichlich unsere Häupter. Ihr erinnert Euch doch der Nacht, Patterson und Redmond, Ihr? "Ja wohl! Bei meiner Treu! ich er innere mich noch recht guterwiederte Patterson. "Da war es auch, wo ich zum erstenmal Marien gesehen, obwohl ich sie damals für eine» jungen Milchbart gehal ten.'' Nun wohl, ich werde die Nacht nicht vergessen, so lang ich lebe. Wir befanden uns da, Harry, Maria und ich unter ei nem Baume, ein prasselndes Feuer leuch tend vor uns. Wir versahen das Mädel mit unsern Mänteln, als die Andern ein schliefen, und ich brachte eine Fülle von Haberstroh zusammen, woraus ich ihr ein gutes Bett gemacht, und baute aus einer Menge von Zweigen eine Art von Dach über ihr auf, zum Schutz vor dem Thau der Nacht. Da schlief sie, die gute Seele, während Harry und ich am Feuer saßen, dies und jenes redend, bis wir ebenfalls einschliefen. Wir hatten einige Trauben und Brod, nebst einem Trunk Wein, den ich unterwegs in der Stadt eingekauft— denn ich sah einen magern Tag voraus —und davon hatten wir uns diesmal sämmtlich recht wohl sein lassen. Als das Mädchen eingeschlafen war, erzählt mir Harry, wie es kam, daß sie mit uns gezogen. sagte er zu mir, "Du bist mein einziger Freund im Regiment, dem ich vertrauen mochte, wenn ich fallen sollte, so verlange ich von Dir, daß Du thust, was Recht ist für das Mädchen, gerade so als ob es eine Schwe ster wäre—" Schwatze nichts vom Fallen erwiederte ich —bis Du in vollem Ernst todt bist. Gott wird es verhüten, daß Du je von uns scheiden solltest, ohne daß einige Dut zend der französischen Schurken mit Dir die Reise in die Ewigkeit antreten. — "Gut!" sagte er, "Tom, Niemand von uns kann doch sein Schicksal vorher wissen; und so bitt' ich Dich, zu thun, wie ich gesagt, so wahr Dir Gott barm herzig sein möge!" (Ich schüttelte seine Hand, und das in aufrichtiger Freund schaft; ich sagte kein Wort, aber er hat- Kummer 47. te mich verstanden.) "Sie hat bedeutende Freundschaft in Lissabon." fuhr er fort, "und hier ist die Adresse: Floresstraße, Lissabon.--Ich nahm das Papier, und steckte es in die innere Brusttasche meiner Uniform, wo ich auch mein Testament aufbewahrt hielt, auf den Fall, daß ich in s Gras beißen sollte denn ich hatte eine kleine Lumperei, welche ich unter sol chen Umständen gerne meiner Mutter und Schwester hätte zukommen lassen mögen. Und Heimeiner armen Seele, es gab gar viele Gründe, auf so etwas gesaßt zu sein, denn es hieß, die Franzosen wären mit einer großen Macht gegen uns im Anzug. —"Tom," sagte er, "das Mädchen, das da schläft, ist mir so theuer, als mein Le ben, und viel theurer noch. Ich will für sie sorgen, so es Gott gefällt, bis ich sie zu ihren Verwandten gebracht habe; jetzt, da ihr Vater gestorben, und sie eine Weise ist, soll sie bis Lissabon bloß meine Schwester sein, und dann soll sie mein Weib werden. Daher, Tom, hilf sie mir unterwegs beschützen. In den Kleidern, die sie nun an hat, kann sie für einen Maulthiertreiber der Division gelten,wor über sich niemand wundern wird. Wir wol len sagen, ihr Maulthier sei getödtet wor den, und daß es ein guter Junge ist, an dem wir Gefallen gefunden haben wenn Jemand weiter darnach fragen sollte ich nahm sie um ihres Besten willen mit, weil sie in Gefahr alles Schlimmen sich befand, und auch zur Last war den Leuten, bei denen sie gewesen, in solcher Zeit wie diese. Ich schwor auf's Evangelium vor den beiden alten Leuten, daß ich sie unan getastet bis Lissabon bringen will und ich hoffe, Tom meinen Eid halten zu können. Sollte ich ihn brechen, so mag das bren nende Scheit hier meine Todeslampe sein." —Gut, sprach ich, ich will mein Theil dazu thun, und wenn ich s nicht redlich zu thun vermeine, so mag dieselbe Flamme meine Leiche beleuchten! Auf solche Weise schwatzten wir die Nacht durch, bis der Tag anbrach. Wir konnten genau Alles unter den Bäumen übersehen; die schnarchenden fest schla fenden Kameraden und die Schildwachen, postirt in der Fronte. Bervor es noch Heller ward, bemerkte ich unsere Pickets in großer Hast von dem ungefähr tausend Schritt vor uns liegenden Hügel auf uns zueilen, und, immer Treu! ein halb Dut zend Schüsse aus ihren Gewehren machten uns klar, was für eine Art von Wetter hinter dem Hügel aufziehe. Der Allarm jagte das Lager im Augenblick auf, und Jeder von uns ergriff sein kaltes Eisen, bevor man zwei zählen konnte. „Harry," sprach ich, „wach' über Marien!"—Das will ich! erwiederte er. Gott beschütze uns! Damit wandte er sich an sie und hieß sie, ohne ihr viel Schrecken einzu jagen ihn beständig in den Augen zu behalten, doch ihm nicht zu nahe zu sein, wenn er sich in Gefahr befinden sollte. O, sie war eine Heldin! Jeden Zoll eine! Sie sprach nicht viel, sondern knöpfte mu thig ihren Kittel zu, legte die Hand an ihr Herz, und sah ihn an, als wenn sie sagen wollte: „Wo Du auch sein magst, werde ich sein !" (Fortsetzung folgt.) Unglücksfal l.— Unter den Pas sagieren desCanalbootes Alfred Ely (be merkt der „Rochester Demokrat"), das letzten Sonntag in unserer Stadt eintraf, befand sich ein gebildeter junger Deutscher mit seiner Frau. Obgleich sie nicht eng lisch sprechen konnten, erweckten sie doch die Aufmerksamkeit der übrigen Passagie re durch ihre Nettigkeit und gentiles Be tragen. Alle Leute an Bord achteten sie und wünschten ihnen Glück in ihrer neuen Heimath. Sie waren auf der Reise nach Ohio, wo Verwandte von ihnen leben, und am Sonntag Morgen freuten sie sich über das baldige Ende ihrer Pilgerfahrt. Aber ach! sie wußten nicht, was die näch ste Stunde bringen möchte. Sie saßen auf dem Deck des Bootes und sprachen