Me«rV t N A, Denn. Gedruckt und herausgegeben von ArnoldPu w e ll e, iu der Süd ttcen Strasse, Ecke der Cherry Alley.B eh m' gegenüber. Aßrgang 4) ganze 190. Bedingung? N.-Der Nlbrrale zgeolmrlrtcr erscheint jeden Dienstag auf einem grossen Superial-Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der ist E i n Tha l e r des Jahrs, welcher in halbjähriger Vorausbe zahlung erbeten wird. Wer im Laufe des Jahres nicht bezahlt, werden Kl 50 angerewnet. Für kürzere Zeit als l> Monat wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des Subscriptions-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewohnlichen Preis eingerückt. Unterschreibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung ponofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreiber. und Mittheilungen müssen postfrei eingesandt werden. Das Blumonkörbchen. (Fortsetzung.) „Die Nachricht, der Ring habe sich wieder gefunden, hatte sich sogleich durch ganz Eichburg verbreitet, und es liefen von allen Seiten eine Menge Leute zusammen, so daß bald eine dicht gedrängte Schaar von Menschen um uns her stand- Jetzt kam auch unser Herr Amtmann in den Schloßgarten. Der Aktuar, welcher bei Entdeckung des Ringes zugegen gewesen, hatte ihm den Vorfall sogleich angezeigt. Du glaubst gar nicht, liebe Marie, wie die Geschichte den guten Amtmann angriff. Denn so hart er auch mit dir verfahren ist, so ist er doch gewiß ein sehr rechtlicher Mann, der sein Lebenlang mit unverbrüch licher Treue auf Recht und Gerechtigkeit hielt. Mein halbes, ja wohl mein gan zeS Vermögen wollte ich darum geben, sagte er mit einer Stimme, die uns allen vurch das Herz drang —daß mir der Fall nicht begegnet wäre. Denn die Unschuld fäljch lich zu verurtheilen, ist etwas Schreckli ches." „Er blickte hierauf im Kreise des ver sammelten Volkes umher, und sprach mit erhabener, feierlicher Stimme: ..Gott al lein ist der Richter, der niemals irrt, und den Niemand betrügen kann. Er. der Allwissende, wußte eS allein.wie der Ring hinweg gekommen, und Ihm allein war der Ort bekannt, wo derselbe bisher ver borgen war. Menschliche Richter irren leicht aus Kurzsichtigkeit, und hier auf Erden muß leider die Unschuld nicht selten unterliegen und das Laster trägt den Sieg davon. Allein dieses Mal hat Gott, der Richter im Verborgenen, der einst alles Gute belohnen und alles Böse bestrafen wird, beschlossen, schon hier auf Erden die verkannte Unschuld und die geheime Bosheit offenbar werden zu lassen.—Und sehet und erkennet nun, wie wunderbar sich da alles nach seinem heiligen Willen zu diesem Ziel und Ende fügen mußte. Da mußte der furchtbare Sturmwind, der gesternNacht das ganzeSchloß erschüt terte, und uns alle zittern macht, den alten Baum beugen, daß er den Umsturz drohe; da mußte ein mächtiger Platzregen das Vogelnest hier rein waschen, damit der Ring sogleich hell und schimmernd in die Augen falle; da mußte die gnädige Herr schaft eben auf dem Schlosse anwesend, und durchGottes Leitung bei dem Umhauen des Baumes selbst gegenwärtig sein ; da mußten die fröhlichen, unschuldigen Kna ben, die jungen Grafen, denen es nicht einfallen konnte, den Fund zu verheim lichen, den Ring zuerst entdecken ; da mußte I selbst Jettchen, die fasche Anklägerin, die erste sein, die Mariens Unschuld mit einem lauten Schrei gleichsam laut ausrief. Solche wanderbare Geschichten haben sich schon öfters zugetragen. Gott—der zwar erst in jener Welt alle alten Prozesse noch einmal neu wieder aufnehmen und einem jeden Recht nach der Wahrheit sprechen wird, sei's nun zum Leben oder zum Tod. „So sprach der Amtmann mit großem Nachdruck, und die Leute hörten ihm sehr aufmerksam zu, gaben ihm Recht, und giengen nachdenkend auseinander. Der Graf, die Gräsin und die übrigen Herrschaften waren indessen in dem großen Saal? des Schlosses, der nach dem Ge schmacke des Alterthums sehr prächtig ausgeziert war. versammelt. Der würdige Pfarrer war längst in dem Saale angelangt, u.die ganze Gesellschaft hatte seine Erzählung von Jakob und Marie mit der größten Theilnahme ange hört. Er hatte die Geschichte des from» men Greises so herzlich und rührend er zählt, hatte von der edlen Denkart und dem ganzen Betragen des guten Mannes während seines Aufenthaltes auf dem Tannenhofe ein rührendes schönes Ge mählde entworfen, halte besonders die unwandelbare Verehrung, Liebe und An hänglichkeit des alten Dieners an seine Und Berks, Montgomcry und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzcige^^ l Herrschaft, die blos durch die seltsamsten, unbegreiflichsten Umstände genöthiget ge wesen wäre, ihn und seine Tochter zu mißkennen, in ein so Helles Licht gesetzt, hatte von Mariens unaussprechlicher Lie be gegen ihren Vater, von ihrer kindli chen Sorgfalt für ihn, ihrer unermüdeten Thätigkeit, ihrer Frömmigkeit, Geduld u. Bescheidenheit so viele schöne Beispiele angeführt, daß allen, die ihm zuhörten, die hellen Thränen in den Augen standen, die edle Frau Gräfin, Amaliens Mutter aber, sich nicht mehr halten konnte, recht von Herzen zu weinen. In diesem Augenblicke trat die Gräfin Amalia, an der einen Hand Marie und in der andern das Blumenkörbchen, in den hell erleuchteten Saal. Alle eilten ihnen entgegen; alle überhäuften Marien mit den freundlichsten Begrüßungen. Der Graf nahm sie liebreich bei der Hand und sprach; „ArmeS, guteS Kind! Wie blaß und abgezehrt du aussiehst! Un ser unweises Benehmen hat deine Wangen so gebleicht, und deiner jugendlichen glat ten Stirne die frühen Fruchen eingegraben- Verzeih unS! Wir wollen alleS thun, die verschwundenen Rosen deiner Wangen von neuem aufblühen zu machen. Wir haben dich aus deiner väterlichen Wohnung vertrieben, aber sie soll von nun an dein Eigenthum sein. Sieh, das kleine, nied liche HauS zu Eichburg, und den schonen Garten dabei, wovon dein Vater nur die 'Nutznießung hatte, schenke ich dir hiemit, und mein Sekretär soll heute noch die Schenkungsakte aufsetzen, und Amalia sie dir überreichen." Die Gemahlin des Grafen, Amaliens Mutter, küßte Marien, schloß sie in ihre Arme, nannte sie ihre Tochter, und zog dann den funkelnden Ring, wegen dessen Marie so vieles hatte leiden müssen, und den die Frau Gräsin, kurz bevor Marie herein kam, auö dem Schmuckkästchen genommen und angesteckt hatte, vom Fin ger, und sprach: „Sich, liebeS Kind! Deine Unschuld und Tugend sind zwar ein köstlicheres Kleinod, als der große, helle Diamant in Mitte dieses Ringeö- Obgleich du indeß an bessern Schätzen reich bist, so verschmähe dennoch diesen Edelstein nicht als einen kleinen Ersatz für das Unrecht, vaS dir geschehen, und als ein Pfand meiner wahrhaft mütterli chen Zärtlichkeit gegen dich ! Da der Ring dein künftiger Brautschmuck nicht sein kann, so soll er zu deinem künftigenßraut fchatze bestimmt sein. Kommt einmal l'elie Zeit, daß du einen Braurschatz nöthig haben wirst, so werde ich den Ring nach seinem vollen Werthe wieder einlösen !" und mit diesen Worten steckte die Gräsin den Ring an Mariens Finger. Marie weinte die süßesten Thränen, wie sie kurz vorher d. bittersten geweint hatte; sie war von so vieler Güte ganz betäubt; sie unterlag beinahe darunter, wie unter einer schweren Last. Sie konnte nicht reden, mußte nur weinen, wollte nicht nehmen- Die bescheidene, anspruchslose Marie stand und hielt den Ring, den sie wie der abgenommen hatte, in ihrer zitternden Hand; sie blickte mit ihren thränenvollen Augen den Herrn Pfarrer an, als wollte sie ihn fragen, was sie thun solle. Der würdige Pfarrer sprach; „Ja, Marie, du mußt den Ring behalten. Der Herr Graf und die Frau Gräsin denken zu edel, denselben wieder zurück zu nehmen. Da diese Begebenheit ein ganz außerodent licheS Beispiel ist, wie ein Verdacht, der vollkommene Gewißheit scheint, dennoch tauschen könne; so laß du, liebe Tochter, diese Begebenheit immerhin auch ein aus serordentliches Beispiel sein, wie edle Men schen ihre begangenen Uebereilungen schön und herrlich wieder vergüten. Marie steckte den Ring mit DankeS thränen an den Finger. Sie vermochte nicht ihren Dank auszudrücken- "'willig zu loben und ohne Furcht zu tadeln." bött 25» 1843. Die Frau Gräsin befahl nun die Abend mahlzeit aufzutragen, bat den Hrn. Pfar rer bei der Tafel zu bleiben, und sagte, M arie müsse auch mitspeisen. Während des Tischgebetes welcher schöne Gebrauch damals auch bei höheren Ständen allge mein herschte hatte Marie eine ganz ei gene rührende Empfindung. „Mein Gott, dachte sie. wie wehe that eö mir und wie kleinmüthig ward ich, als ich auf dem Tannenhofe nach vollbrachter Tagesarbeit ohne Abendessen fortgeichickt wurde —und wie hätte ich denken können, daß zu jener Stunde bereits hier in diesem Schlosse un ter diesen edlen Menschen mir eine Mahl zeit bereitet werde. Wie danke ich dir, lieber Vater im Himmel, für deine gütige Vorsorge! Marien wurde ihr Platz zwischen der Frau Gräfin und der Gräsin Amalia angewiesen. Sie weigerte sich mit jung fräulicher Schüchternheit, diese Ehren stelle einzunehmen. Allein die Frau Gräfin sagte freundlich : „Da du, unsere nicht verlorene, sondern verstoßene Tochter, wieder gefunden bist, so ist eS ja billig, eine Freudenmahlzeit zu halten, und dabei gebührt dir milßecht die erste Stelle." Sie nahm Marien bei der Hand und führte sie an den ihr bestimmten Platz. Während des Speisens war beinahe von nichts anderm, als von Mariens Geschichte die Rede. Der Graf hatte den alten, redlichen Jäger Anton, als einen forstverständigen Mann, mitgebracht.— Der treue Diener half, mehr aus Neigung als auf Befehl, allemal seine Herrschaft bei der Tafel bedienen. Diesen Abend stand er aber fast immer hinter Mariens Sessel, und wischte sich eine Thräne nach der andern aus den Augen. Sein Alter hatte ihm eine Art von Recht erworben, hie und da ein Wörtchen mitzusprechen. „Ich lobe Eure Empfindung, guter alter Mann, sprach der Pfarrer; denn sie macht Eurem Herzen wahrlich Ehre. Allein wir müssen unsre Blicke nie blos auf dieses Leben hier unter dem Monde beschränken, das nur den kleinsten, und, ich darf es sagen, gerade den armseligsten Theil unserer ganzen Dauer ausmacht. Diese Welt ist nur der Vorplatz einer andern Welt. Dieses Erdenleben nur Vorbereitung-auf ein zweites, besseres Leben im Himmel. „Allein es giebt ein besseres Leben; es giebt o wohl uns armen Menschen ! einen Himmel, wo das schöne große Ziel aller unserer Leiden erst vollkommen er reicht wird. Und doch im Himmel wer den dem guten Manne seine Leiden und sein unverdientes Elend schöner und herr licher vergütet, als sie seiner Tochter hier auf Erden ersetzt werden. Da ich alle die edlen Gäste cm der Tafel hier so ge rührt sehe, so muß ich doch «och Eines erzähle«, das ich unter andern Umständen vielleicht verschwiegen hätte.,, „Eines Morgens kam ich an das Kran kenbett des frommen Greises. So groß sein Vertrauen auf Gottes Vorsicht immer war, so konnte er sich doch nie aller schmerz lichen Sorgen um das künftige Schicksal seiaer geliebten Tochter ganz entschlagen. An jenem Morgen aber fand ich ihn un gemein fröhlich. Heiter lächelnd bot er mir die Hand aus dem Bette, und sagte: „Nun, Herr Pfarrer, ist mir auch der letzte Stein vom Herzen —die Sorge für meine Tochter; nun bin ich ganz ruhig. Diese Nacht konnte ich beten, wie fast noch nie in meinem Leben und eine noch nie ge fühlte Ruhe, ein himmlischer Trost goß sich in mein Herz, ich habe ien Glauben, mein Gebet sei erhört. Getrost schließe ich nun meine Augen denn ich weiß, die Unschuld meinerTochter werde noch entdeckt werden, und der edle Graf werde die Vater sorge für dieselbe übernehmen, und die vor treffliche Gräsin Mutterstelle an ihr ver treten." So sprach der fromme Greis am Morgen nach jener Nacht und nun vernahm ich erst diesen Abend aus den uGesprächen während der Tafel mit Ersta- neu, das; gerade in jener Nacht der ge waltige Sturmwind den großen, alten Baum in dem Schloßgarten beugte, und sonnt den versteckten Edelstein und Ma riens verkaimteUnschuld an den Tag brach te. So ward sein frommes Gebet da mals schon erhört. Dem sei nun wie ihm wolle, so bleibt es doch gewiß, daß je nes nächtliche Gebet des frommen Grei ses und die Erhörung desselben, über diese ganze Geschichte das freundlichste, schön ste Licht verbreitet und ihr gleichsam die Krone aufseht. Gottes Güte, Gottes hei? lige Vorsehung ist es, die mich, einen ganz Fremden, in den Kreis dieser edlen Men sehen einführte um von ihr zu zeugen, da mir der Sterbende einen Umstand an vertraute, der uns in die geheimsten Tie fen dieser Geschichte hineinblicken läßt. „Dies ist auch mein Glaube, lieberHerr Pfarrer! sagte die Frau Gräfin, indem sie aufstand und ihm die Hand bor, Alle übrigen stimmten mit ein, und standen auch auf. Es ist bereits ziemlich spät, sagte'die Frau Gräfin, und da wir mor gen sehr früh aufbrechen, so wollen wir nun noch ein wenig ruhen. Ein Besuch auf dem Tannenhofe. Des folgenden Tages mir anbrechender Morgenröthe waren schon alle imSchlosse geschäftig, sich zur Abreise fertig zu ma chen ; am emsigsten aber waren Gräfin Amalia und das anwesende fremde Fräu lein um Marien beschäftigt. Das fremde Fräulein, das mit Marie von gleichem Alter und von einer Größe war, schenkte ihr nun auf Amaliens Bitte einen vollkommenen, beinahe noch ganz neuen,sehr schönen Anzug. Marie nahm Anstand, das schöne Kleid zu tragen. Allein Gräfin Amalia sagte; „Nur keine lange Bedenklichkeiten; du mußt es sogleich anziehen. Du bleibst von nun an als meine Freundin und Gesellschafterin beständig bei mir; und da mußt du doch anders gekleidet sein. Auch ist es am Besten, daß du dich sogleich hier umklei dest, so macht es am wenigsten Aufsehen !" Beide Frauenzimmer wetteiferten nun, Marie recht heraus zu putzen, nahmen sie dann in ihre Mitte, und führten sie in den große» Saal, wo das Frühstück schon bereit stand. Jedermann stutzte zuerst über das dritte fremde Frauenzimmer bald aber erkannten sie Marien, begrüßten sie alle mit frohem Jubel, und gaben die ser vorteilhaften Veränderung, wie sie diese Umkleidung nannten, ihren Beifall. Nach dem Frühstücke stieg man sogleich ein, und Marie mußte sich ueben Amalia zu dem Grafen und der Gräfin in den Wagen sehen. Der Graf befahl, über den Tannelchof zu fahren, weil er die gu ten Landleute, die Marien und ihren Va ter so gütig aufgenommen hatten, wollte kennen lernen. Unterwegs erkundigte er sich sorgfältig nach ihnen, und Marie ver hehlte es nicht, daß die Lage derselben sehr traurig sei, und daß sie für ihre alten Tage wenig gute Stunden mehr hoffen könnten. Die Ankunft der Kutsche machte auf dem Tannenhofe kein geringes Aufsehen; denn seit der Hof stand war vielleicht keine ! Kutsche, am allerwenigsten aber eine so prächtige dahin gekommen. Die junge Bäuerin kam, als die Kut sche vor der Hausthüre hielt, eilends aus dem Hause gesprungen. „Ich muß doch, sagte sie, dem vornehmen fremden Herrn, nebst Frau Gamahlin und zwei Fräuleiu Töchtern aussteigen helfen.". Als sie aber dem einen vermeinten gnädigen Käulein die Hand bot, erkannte sie in ihr plötzlich Marie. „Was Henkers soll dieß sein?" rief sie in ihrer rohen Mundart, ließ, als hätte sie eine Schlange angefaßt, Mariens Hand augenblicklich los, fuhr zehn Schritte weit zurück, und wurde bald bleich und bald roth. Der alte Bauer arbeitete eben in dem Garten. Der Graf, die Gräsin und Amalia eilten zu ihm hin, reichten ihm die Hand, lobten seine Wohlthätigkeit gegen Maufenbs Kummer 34. Marie und ihren Water, und dankten ihm dafür in den gütigsten Ausdrücken. „Ach, sagte der brave Bauer, ich habt.' dem guten Manne mehr zu danken, als er mir. Mir ihm kam der Segen unter mein Dach, und wenn ich nur in allen Stücken sei nem Rathe gefolgt hätte, so stünde es jetzt viel besser mit mir. Seit er todt ist, habe ich fast keine Freude mehr, als den Garten hier. Und auch dieß habe ich sei nem klugen Rathe zu danken, daß ich mir das Stücklein Land da noch vorbehielt, so wie ich auch die Kunst, es zu bauen, ihm abgelernt habe. Da arbeite ich denn so, seitdem mir der Pflug zu schwer wird, und ;uche unter den Kräutern und Blumen den Frieden, den ich in meinem Hause nicht mehr finde." Indeß hatte Marie die alte Bäuerin in dem kleinen Stübchen aufgesucht, und führte sie an der Hand herbei, indem sie ihr beständig zuredete, sich nicht zu scheuen; Venn die gute Frau hatte in ihrem Leben noch mir keiner so vornehmen Herrschaft gesprochen. Sie kam nur sehr schüchtern und furchtsam näher. Auch sie wurde mit Lobeserhebungen und mit Danksagun gen überhäuft. Die beiden guten alten Leute standen ganz beschämt da, und weinten vor Freude wie Kinder. „Hab' ich's nicht gesagt, sprach der alte Mann zu Marie, es werde dir wegen deiner kindlichen Liebe gegen dei nen Vater noch wohl gehen? Sieh,nun ist meine Vorhersagung eingetroffen." Und die alte Bäuerin, die indeb Muth bekam, sagte, indem sie den Zeug von Mariens jchönem Kleide zwischen den Fingern prüfte: „Ja. ja. dein Vater hatte doch Recht mit seinem Sprüchlein: Der die Blumem kleidet, werde auch für dich lor-» gen. Die junge Bäuerin aber stand in einiger Entfernung und sagte für sich selbst: „Hm ! Hm ! Was man nicht alles erleben mich. Da ist das elende Bettelmädchen gar noch ein hochadeliches Fräulein gewor den. Je nun. wer hätte das gedacht ? Jetzt darf unser eineS freilich nicht mehr neben sie hinstehen. Aber man weil? doch noch, wer sie ist. und dass sie gestern Abends mit ihrem Bündelein unter dem Arm dort die Steige hinauf gieng, das Land auf und ab zu betteln." Der Graf vernahm zwar die lästernde Rede des Weibes nicht, er hatte aber schon an dem Anblicke ihrer höhnischen, verzerr ten Mienen genug. „Das ist ja ein ganz abscheuliches Geschöpf!" sagte er, und gieng in dem Garten ein paar Male nach denkend auf und ab. „Hört, guter alter Vater, sagte jetzt der Graf, indem er auf einmal bei dem al ten Bauern stehen blieb, ich habe euch ei nen Vorschlag zu machen. Das kleine Gütchen zu Eichburg, das Mariens Va ter baute, habe ich seiner Tochter ge schenkt. Allein Marie wird soblad noch keine eigene Wirthschaft anfangen. Wie wäre es, wenn Ihr dahin ziehen würdet? Es wird Euch gewiß gefallen, und ich weiß es schon zum voraus, daß Marie kein Pachtgeld von Euch verlangen wird. Dort könnet Ihr nach Herzenslust den Kräu tern und Blumen abwarten, und werdet noch obendrein in der artigen Wohnung Ruhe und Frieden für Eure alten Tage finden." Die Gemahlin des Grafen, Gräsin Amalia und Marie, redeten alle den alten Leuten zu, es so zu machen. Es wäre aber nicht so viel Zuredeus nöthig gewesen ; sie waren über den Antrag so froh, als hätte man ihnen die Erlösung aus der Hölle angekündiget. Jetzt kam der junge Bauer vom Felde heim, denn er war sehr neugierig, was in aller Welt doch die Kutsche mit den vier yrächtigen Schimmeln auf seinem Hofe wolle. Als er vernahm, was man vorhabe, bedachte er sich nicht lange, einzuwilligen, so hart es ihm auch siel, seine alten Ael tern fortziehen zu lassen.