neavlng, Venn. Gedruckt und herausgegeben von AruoldPulv e ll e, in der Süd 6teu Strasse, Ecke der Cherry Allen.B ehm' s Wirthshaus-Hof gegettübn-. 4, gan« Kummer 186. Be d i ngunge N.-Der Mberale zzcodkltkter erscheint jeden Dienstag auf einem grossen Superial-Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der Subseri'ptions-Preis ist Ei n Tl)a l e r des ?ahrS, welcher in halbjähriger Vorausbe zahlung erbeten wird. Wer un Laufe des Jahres nicht bezahlt, werden Hl 50 angerechnet. Für kürzere Zeit als 6 Monat wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaige Auskündigungen werden nur dann angenommen, wenn sit emen Monat vor Ablauf des Tubscriptions-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewohnlichen Preis eingerückt. Nnterschreibern »n hiesiger wird die Zeitung porrofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Poü oder Träger, auf Kosten der Unterschreibet. »s>Bricfe und Mittheilungen müssen postfrei eingesandt werden. Zur Unterhaltung und Belehrung. Das Blumenkorbchen. (Fortsetzung.) Ein Freund in der Noth. Jetzt kam Anton, der alte Jäger des Grafen, neben dem Jakob einst gedient! und den Grafen auf seinen Reisen beglei 5 tet hatte, durch den Wald daher. Er war! schon vor Tags auf einen Hirsch angestan den. ~Grüß Euch Gott, Jakob, sagte er, seid ihrs? Ich meinte ich höre Eure Stimme, und ich habe mich nicht geirt. Ach du, mein Gott, so haben sie Euch doch noch fortgeschickt, es ist doch recht hart, noch in seinen alten Tagen seine liebe Heimath. verlassen zu müssen!" „So weit der Himmel blau ist. sprach Jakob, ist. die Erde Gottes Eigenthum, und überall waltet seine Liebe über uns. Unsere Heimath aber ist im Himmel." ~Lieber Gott! fieng der Jäger wieder mitleidig an, man hat Euch ja fortge schickt, wie Ihr geht und steht. Ihr habt ja nicht einmal die nöthige Kleidung für eine solche Reise!" „Der die Blumen kleidet, wird auch uns kleiden!" sprach Jakob. „Und mit Geld, fragte der Jäger wie der, werdet Ihr auch nicht versehen sein ?" „Wir haben ein gutes Gewissen, ant wortete Jakob; da sind wir reicher, als wenn der Stein, auf dem ich sitze, Gold wäre und uns gehörte." „Redet doch, sagte der Jäger, Ihr habt gewiß keinen Kreuzer?" „Dieses leere Körblein da zu meinen Füßen, sprach Jakob, ist unser ganzes Vermögen. Was meint Ihr wohl, daß es werth sein könne?" „Mein Gott, sagte der Jäger beküm merk, einen Gulden, ober vielleicht einen Thaler. Was soll aber das sein!" „Nun, fuhr Jakob lächelnd fort, so sind wir ja reich, wenn anders mir Gott diese zwei gesunden Arme läßt. In einem lah re mache ich wenigstens hundert solcher Körblein —und mit hundert Thalern kom men wir gewiß aus. Mein Vater, der ein Korbmacher war, bestand darauf, ich muß te außer der Gärtnerei noch das Korb machen lernen, um auch im Winter eine nützliche Beschäftigung zu haben. Ich danke es ihm noch im Grabe. Er hat mehr an mir gethan und besser für mich gesorgt, als wenn er mir dreitausend Tha ler hinterlassen Härte, die mir jährlich hundert Thaler reinen Zins trügen. Ein gesunder Leib und ein ehrliches Hand werk sind der beste und sicherste Reichthum auf Erden." „Nun, Gott Lob, sagte der Jäger, daß Ihr eö so nehmen könnet. Ich muß Euch Recht geben. Auch denke ich. daß Euch die Gartenkunst auch noch zu Gute kom men könne. —Aber wo wollet ihr den jetzt hin?" „Weit fort, sprach Jakob, wo uns kein Mensch kennet—wo uns Gott hinführt " „Zakob, sagte der Jäger, nehmt doch diesen starken, dicken Knotenstab da! Ich habe ihn, da es mir etwas schwer wild, den unwegsamen Berg dort zu ersteigen, zum Glücke mit mir genommen.' J'w habt ja nicht einmal einen Reisestab ! Und da, fuhr er fort und zog ein kleines Beu telchen aus der Tasche, da habt Ihr etwas Geld. Ich nahm es gestern Abende in den Dörflein da drüben, wo ich über nachtete, für Holz ein." „Den Stab, sprach Jakob, will ich be hallen, und ihn zum Andenken an einen braven Mann führen- Aber das Geld kann ich nicht nehmen. Da es für Holz ist, gehört es dem Grafen." „Alter, ehrlicher Jakob! sagte der Jä ger, habt keine Sorge! Das Geld ist dem Grafen schon bezahlt. Ich hatte es vor mehreren Jahren einem armen Manne, der um seine Kuh gekommen war, und das gekaufte Holz nicht zahlen konnte, vorge streckt, und nicht mehr daran gedacht. Der Liberale Beobachter Und Berks, Momgomery und Schuylkill Caumtes allgemeiner Anzeiger. Gestern gab er es mir, da er sich setzt wie der in besseren Umständen befindet, un vermutliet und mit Dank zurück. Das Geld ist Euch recht von Gott bescheert." "Nun, sowill ich es denn nehmen, sprach Jakob, und Gott wolle es Euch in etwas Anderem wieder ersetzen. Sieh, Marie, sagte er hierauf zu seiner Tochter wie gü tig der liebe Gott sogleich zu Anfange un serer Reise für uns sorgt. Der alte Jäger nahm jetzt mit Thrä nen in den Augen Abschied. „Lebt wohl, ehrlicher Jakob! Lebe wohl, gute Marie! sagte er. indem er erst den Vater und dann der Tochter die Hand reichte. Ich habe euch immer für ehrliche Leute gehalten, und halte euch noch dafür. Es wird wohl auch noch bei euch eintreffen : ehrlich wählt am längsten. Der Jäger wandte sich gerührt um und gieng Elchburg zu. Jakob aber stand auf, nahm seine Tochter bei der Hand, und wanderte mit ihr die Straße durch den Wald hin—fort i» die weite Welt. Jakob und MarienS Wanderschaft. Marie und ihr Vater reisten immer weiter und weiter, und hatten bereits ei nen Weg von mehr als zwanzig Meilen zurückgelegt. Nirgends hatten sie noch ein Unterkommen gefunden; ihr weniges Geld gieng zu Ende. Sie behalfen sich sehr kümerlich. Es fiel ihnen unbefchreib lich schwer, um Almosen zu bitten. End lich mußte es doch sein. An manchem Fenster wurden sie mit rauhen Worten abgewiesen, an manchen andern wurde ih nen mit Murren blos ein Stücklein trock nes Brod herausgereicht, und sie hatten nichts dazu als Wasser am nächsten Brun nen. Nur manchmal bekamen sie in ei nem irdenen Schlüsselchen etwas Suppe oder Gemüse; hie und da wohl auch et was übrig gebliebenes Fleisch oder Gebak kenes. Allein Marie mußte es mehr als einmal mit ansehen, wie man lange wähl te, um sicher das kleinste und schlechteste Stückchen herauszufinden. Nachdem sie manchen Tag nichts WarmeS bekommen hatten, mußten sie noch froh sein, in einer Scheuer übernachten zu dürfen. Eines TageS, da die Straße sie bestän dig zwischen waldigen Hügeln und Bergen hinführte, und längere Zeit kein O'.t kam, ward es dem alten Manne übel. Bleich und sprachlos sank er unten an einem Tannenhügel auf die abgefallenen Tan nennadeln hin. Marie war vor Schrek ken und Angst beinahe ausser sich. Ver gebens suchte sie nach etwas frischem Was ser sie fand nirgends ein Tröpflein. Vergebens rief sie um Hülfe—nur der Wiederhall antwortete. Weit und breit war keine menschliche Wohnung zu sehen. Marie stieg eilends und mit bebenden Kni en auf den Hügel, damit sie besser um sich schauen könne. Da erblickte sie lief un ten an der andern Seite des Hügels ein Bauernhaus, daS, von reifenden Korn feldern und grünenden Wiesen umgeben, t-insam im Walde lag. Sie lief, so schnell sie konnte, hinab, unv kam fast athemlos bei dem Hauie an. Mit nass.n Augen und gebrochener Stimme flehte sie um Hülfe. Der Bauer und die Bäuerin, beide schon etwas betagt, waren gure, mitleidige Seelen. Sie wurden von dem Jammer, dem bleiche» Angesichte, den Thränen, der Todesangst des armen Mad chens gerührt. Die Bäuerrn sagte zu dem Bauern : „Spann doch ein Roß an das kleine Wägelein; wir wollen den al ten. kranken Mann hierher bringen." Als sie bei ihm ankamen, hatte er sich etwas erholt. Er saß unter einer Tanne, und war herzlich froh Marien, die er mit Schmerzen vermißt hatte, wieder zu sehen- Man brachte ihn auf das Fuhrwerk und führte ihn auf den Bauernhof. Der Bauer hatte ein artiges Hinter stübchen mit Nebenkammer und Küche, das eben leer stand. Dieses räumte er dem kranken Greise ein. Die Bäuerin "IVillig zu loben und ohne Lurche zu tadeln." Miensiag öe» 28. 1843. richtete ihm ein gutes Bett. Marie be-> half sich, um immer bei ihrem kranken Varer zu sein, gerne auf der Bank. Die Krankheit war blos Entkräflung, die von der schlechten Kost, dem elenden Nachtla ger und den Mühseligkeiten der Reise hergekommen war. Die gute Bäuerin gab alles her, was ihr Haus vermochte, den Kranken Mann zu erquicken- Marie saß beständig an dem Bette ih res Vaters- Sie legte aber dabei die Hände nicht in den Schooß- Sie war eine Meisterin im Stricken und Nähen, und nähte und strickte unermüdet für die Haushaltung der Beuerin. Keinen Augen blick war sie müßig. Die Bäuerin war mir ihrem Fleiß und ihrem sittsamen und bescheidenen Betragen ungemein wohl zu frieden. Dein Vater Jakob schlug die bessere Pflege und Nahrung trefflich an; er halte sich bald so viel erholt, daß er wieder aufsein konnte. 'Alle die Tage sei nes Lebens mochte er nie müssig sein. Er suchte daher seine Kunst, Körbe zu flechten, wieder hervor. Nachdem Vater Jakob wieder vollkom men hergestellt war, sagte er zu dem Bau ern und der Bäuerin: „Nun sind wir Euch lange genug zur Last gefallen ; es ist Zeit, daß ich meinen Stab weiter setze.'' Allein der Bauer nahm ihn bei der Hand und sagte: „WaS fällt Euch ein, lieber Jakob ! Ich hoffe, wir werden Euch doch nichts zu Leid gethan haben. Wa rum wollet Ihr denn fort ? Ihr seid sonst ein so kluger Mann, aber der Einfall ist einmal nichts!" Die Bäuerin trocknete sich mit der Schürtze die Angen und sprach: „Bleibt doch bei unS ! Es ist schon spät im Jahre! Seht, daS Laub an den Hecken und Bäu men wird bereits gelb, und der Winter ist vor der Thür! Wollet Ihr denn mit Ge walt wieder aufs neue krank werden:" Jakob verslchelte, daß er nur deswegen gehen wolle, um ihnen nicht beschwerlich zu fallen. „Ei was beschwerlich, sagte der Bauer; habt keinen Kummer! In dem kleinen Stübchen seid Ihr uns nicht im Wege, und was Ihr brauchet, verdient Ihr ja !" „Ja wohl, sprach die Bäurin, das ver dient Marie allein schon mit Stricken und Nähen. Und wenn Ihr, Jakob, Euch noch weiter mit Korbflechten abgeben wollet, so hat es keine Noth. Ich will euch Bestellungen genug verschaffen. Die Arbeit soll euch sobald nicht ausgehen." Jakob und Marie blieben, und der Bauer und die Bauerin bezeugten darüber die aufrichtigste Freude. Jakob und Mariens frohe Tage auf dem Taiznenhofe. Jakob und Marie richteten sich unn in der kleinen Wohnung ein, um nach ihrem Wunsche eine eigene Haushaltung zu füh ren. Das Stübchen wurde mit den nö thigsten Geräthschaften, und die Küche mit irdenen Geschiren versehen. Marie schätzte sich glücklich, wieder am Feuer heerde zu stehen und für ihren Vater zu kochen. Sie lebten zusammen sehr ver gnügt. Wahrend Jakob Korbe flocht und Marie strickte oder nähte, führten sie vertrauliche Gespräche. Manchen Abend brachten sie auch in der voderen Stube zu und der Bauer und die Bäuerin und alle im Hause horten Jakobs vernünftige Reden und lehrreiche Erzählungen mit tausend Freuden. Der Winter mit sei' nen Stürmen gieng lhnen sehr angenehm vorüber. Nächst dem Bauernhause lag ein gro ßes Stück Gartenland, das aber nicht zum besten bestellt war. Der Bauer hatte wegen der vielen Feldarbeit, nicht Zeit, es gehörig zu bauen, und dann verstanden sie sich auch nicht darauf. Jakob unter nahm es, einen rechten Garten herzustel len. Er hatte noch im Herbste Vorbe reitungen dazu gemacht, und kaum war im Frühlinge der Schnee weg, so arbeite- te er mit Marie vom Morgen bis an den späten Abend. Der Garten grünte und blühte bald so herrlich, daß er dem ganzen düstern Wald thale ein freundlicheres Aussehen gab. Auch der nahe Baumgarten gedieh unter Jakobs Hand besser, und trug reichliche re Früchte. Es war Segen in allem, was er that. Der alte Gärtner war wieder in seiner heitersten Laune. Er machte wieder sei ne Anmerkungen über die Blumen und Gewächse. Er brachte aber nicht immer die alten vor; er wußte immer etwas neues zu sagen. Marie hatte in den er sten Tagen des Frühlings an der Dorn hecke, die den ländlichen Garten umgab, lange nach Veilchen gesucht, um ihrem Vater, wie sie es gewohnt war, das erste Sträußchen zu bringen. Endlich fand sie einige der schönsten und wohlriechendsten, und brachte sie ihm voll Freude. „Wohl! sagte der Vater, indem er lächelnd das blaue Sträußchen nahm. Wer sucht, der findet."—„Aber höre, fuhr er fort, es ist doch immerhin bemerkenswerth, daß die holden Veilchen, diese lieblichen Blümchen so gerne unter den Dornen wachsen, und es scheint mir dieses sehr lehrreich für uns. Wer in aller Welt hätte geglaubt, daß wir in diesem dunkeln Waldthale und un ter diesem alten, mit Moos bewachsenen Strohdache so viele Freuden finden wür den ! Allein keine Lage des Lebens ist so dornicht, daß nicht unter den Dornen noch einige stille Freuden verborgen sein soll ten. Bleibe du nur von Herzen fromm und gut, mein Kind, und es wird dir, so hart es dir vielleicht auch noch gehen mag, doch nie an stiller, inniger Freude fehlen." An einem schonen heitern Sonntags morgen, nach ein Paar Regentagen, kam Marie mit ihrem Vater in den Garten, und fand die eiste Lilie ausgeschlagen, und im Glänze der aufgehenden Sonne mir mehreren Blumen lieblich prangen. Sie rief den Leuten im Hause, die schon lange begierig gewesen, die Lilie blühen zu sehen. Alle bewunderten sie. „Wie schön hell und weiß, wie rein und fleckenlos sie ist, sagte die Bäuerin." „Ja wohl, sprach Jakob mit Rührung ; o daß doch das Gemüth aller Menschen so rein und fleckenlos sein möchte! Dieß wäre ein erfreulicher Anblick für Gott und für seine Engel. Denn nur ein rei nes Herz ist mit dem Himmel verwandt." „Und wie schön gerade, wie schlank und aufrecht sie dasteht!" sagte der Bauer. „Wie ein Finger, der zum Himmel zeigt! sprach Jakob. Ich habe sie gar gerne in dem Garten. In jedem Gärt chen des Landmanns sollte eine solche Li lie stehen. Wir Leute müssen immer so in der Erde wühlen, und vergessen darüber so leicht den Himmel. Die schöne auf recht stehende Blume kann uns aber daran mahnen, daß wir bei all unserer Mühe und Arbeit aufwärts blicken und noch et was Besseres suchen sollen, als was uns die Erde geben kann/' Jakob und Marie hatten unter Fleiß und Arbeit, lehreichen Gesprächen und manchen unschuldigen Freuden bereits drei Frühlinge und Sommer auf dem Tan nenhofe sehr vergnügt zugebracht, und ihre ehemaligen Leiden beinahe ganz ver gessen. Als es aber wieder Herbst ward, die Mittagssonne bereits längere Schat ten warf, der letzte Schmuck des Gartens, die rothen und blauen Astern blühten, das Laub der Bäume sich bunt färbte und der Garten sich zur Ruhe des Winters neigte, fühlte Jakob eine merkliche Ab nahme seiner Kräfte, und er befand sich manchmal gar nicht wohl. Er verbarg es zwar vor Marien, um ihr keinen Kum mer zu machen; allein in seinen Anmer kungen über die Blumen war etwas Weh müthiges, das Marie manchmal sehr zu Herzen gieng. Marie betrachtete einst eine Rose, die sich verspätet hatte, und erst jetzt im Herb- 30. ste in voller Blüthe prangte. Sie woll te sie brechen; allein die Purpurblättchen fielen plötzlich ihr unter der Hand ab, und lagen zerstreuet auf dem Boden umher. „DaS ist der Mensch, sagte der Vater. In der Jugend gleichen wir wohl einer frisch aufblühenden Rose; allein wir wel ken auch dahin wie die Rosen, und unsere Blüthenzeit ist sehr kurz, und sehr schnell vorüber. Bilde dir also, liebes Kind nichts ein auf die eitle, vergängliche Schön heit des Leibes; trachte nach Schönheit der Seele, nach Tugend, die nie welkt." Jakob nahm einst gegen Abend, auf der Gartenleiter stehend, noch Aepfel vom Baume, und reichte sie Marien herab, die sie sorgfältig in einen Korb legte. Da sprach er: „Wie die Herbstluft so schau erlich über die Stoppeln herweht und mit den gelben Blättern und mit meinen grauen Haaren spielt!— Mein Herbst, liebe Marie, ist da, und der deinige wird auch kommen. Mache doch, daß du, wie dieser Baum hier, dann reich an guten Früchten seiest, und der Herr seines großen Gartens,derWelt,slch deiner freuen möge." Als Marie noch einige Saamenkörner für den künftigen Frühling in die Erde legte, sprach der Vater: „So, meine Tochter, wird man auch uns einst in die Erde legen, und uns mit Erde bedecken. Aber sei getrost! Wie über ein Kleines das Körnlein in der Erde sich regt, zu le ben anfängt, und als eine schöne Blume sich über die Erde erhebt, und gleichsam triumphirend über dem Grabe steht: so werden auch wir einst schön und herrlich aus unserem Grabe hervorgehen. Denke daran, liebe Marie, wenn sie mich einst begraben werden. Die Blume, die du dann etwa auf mein Grab pflanzen wirst, sei dir ein Bild der Auferstehung und Unsterblichkeit. Marie blickte ihren Vater an. Zwei große Thränen standen ihm in den Augen. Sie erschrak, und bange Ahnungen er füllten ihr Herz. lÄorrsetzung folgt.Z Gleichheit.— Amerika berühmt für seine Freiheit und Gleichheit, trägt dies jetzt von Personen auf Grundsätze über und führt dadurch die sonderbarsten Auftritte herbei. So ward in Rochester kürzlich beim Beschluß einer Vorstellung im Theater angekündigt, daß am Tage darauf in demselben Locale eine Predigt gehalten werden solle. In der That war am nächsten Abend die Bühne als Studir» zimmcr decorirt, ein Prediger erschien und hielt vor dem zahlreich versammelten Pub likum eine Predigt. Alles ging ruhig und ohne vor sich, bis plötzlich Feu erlärm von Außen einen Theil der Zuhö rer entfernte. Das Seitenstück dazu hat sich in Nashua, Neu Aork, ereignet, wo in einer Kirche ein Schauspiel: „Der gebes serte Trunkenbold" aufgeführt worden ist. C h i n e si scher Strafcodex. —London, 20. Januar. In dem Times liest man über de» chinesischen Strafcodex: Laut diesem Gesetze werden die des Hoch verrats überwiesenen auf der Folter durch langsame Marter zu Tode gebracht und ihre gleichnamigen Blutsverwandten ent hauptet ; die andern Verwandten werden alö Sklaven verkauft, Todesstrafe trifft jeden, der sich auf dem Wege befindet, den der Kaiser und sein Gefolge ziehen. Die selbe Strafe wird gegen jeden ausgespro chen, der ein Zimmer betritt, welches für den Kaiser oder ein Mitglied seiner Fami lie bestimmt ist. Die Handwerksleute, welche im Palaste arbeiten, erhalten einen Erlaubnißschein den sie zurückgeben müs sen, sobald sie den Palast verlassen; wer nach der festgestellten Stunde noch in dem selben betroffen wird, ist des Todes schul dig. Verordnet der Arzt dem Kaiser ein Tränkchen, oder Pillen oder Pul» ver:c., die nicht mit der Reichs-Phar makopäa vorgeschriebenen Weise überein stimmen, bekommter IVO Srockprügel: die geringste Unreinigkeit, welche an den Speisen befunden wird, welche auf die kaiserliche Tafel gesetzt werden, zieht dem .Oberkoch 80 Stockschläge zu. (B. Coresp.