Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, July 26, 1842, Image 1

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    Und Berks, Momgomen) und Sclmvltiii Camities allgemeiner Anzcige^^
25 t ViN A, VtUN. Gedruckt und herausgegeben von A rnold Puwell e, in der Süd 6len Strasse, Ecke der Sherry Alley.V eh m' s Wtrchsbans-Hof gegenüber.
Jahrgang 3, /Hnmmer 161.
Bedin g u » g e ».-Der Albcr.lle erscheint jeden Dienstag auf einen, grossen mit schone» Lettern gedruckt. Der Lubscriptions-Preis ist Ei n Thaler des Jahre, welcher in halbjähriger Vorausbe
zahlung erbeten wird. Wer un Laufe des Jahres nicht bezahlt, werden Hl 50 angerechnet. Für kürzere Zeit als 6 Monat wird kein llnterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wenn sie
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Der zufriedene Ghemann.
Wer wollte siel, mit Grille» plage».
Im liebe» hcil'gcu Eheskand,
Wer wollte imincrdar verzage»..
Wenn er nach Wunsch nicht Alles fand?
Der Mensch, beherrsch: durch viclcSchwächen,
Nicht immer thut er, !?as er soll;
Sein Handel» wird sich selber rächen,
Uud er verstößt sein eignes Wohl.
Nur sicts mich man zilsaimneu halten
Die Gottesgabe. den Verstand ;
Dann wird sich Manches leicht gestalten,
Wae man sonst für unmöglich fand.
Ich nahm in meinen jüngern Jahren
Ein hübsches Mädchen mir zur Frau;
Doch was geschah? Ihr sollt's erfahren,
Drum hört und merkt es Euch genau.
Mein Weibchen, in den Flitterwochen
Nahm manche Unart sich heraus,
Begann zu schreien und zu pochen;
Doch ich, ich blieh der Herr im Haus.
Ich setzte meinen festen Wille»
Gleich einem Damm ihr in die Luer;
Da gab es denu, doch ganz im Stillen,
Etil ttnermeglich Lhräneninecr.
Doch warb ich dadurch nicht erweichet,
Blieb jederzeit auf meinem Sui»,
Jedoch mein Endzweck ward erreichet,
Für'n Ehestand war dies Gewinn,
Bisweilen sagten junge Leute
Manch Schnieichelwort der Frau ins Ohr;
Doch suchten sie sehr bald das Weite,
Veranlasse durch mein svan'sches Nohr.
Es fanden sich auch Kaffeeschwestern
Bei meiner Fran mitunter ein,
llnd schwatzten viel von hent und gestern,
Für mich die größte Ohrenpem.
Da dachte ich, die Z.'it ist edel,
Anch sie zn cödten durch Geschwätz,
Ist Sünde und der ganze Trödel
Ward abgeschafft durch in e» n Gesetz.
Es waren Putzsucht und Vergnügen
Emst meiner Gattu» Steckenpferd;
Dock lehrte ich sie, dies besiege»,
Vom eitlen Wahn ist sie bekehrt.
Es mag hieraus wohl Mancher deuten,
Ich sei ein wahrer Haustyra»»;
Nein! doch des Hausstands Wohl zn lenken,
Geziemet stets dem Ehemann.
Auch frage ich in manchen Stücken
Oft meine liebe Fran »in Nath,
Und es kann sie recht sehr beglücken,
Wenn dieser meine» Beifall hat.
Doch guck' ich niemals in die Töpfe,
Beküinm're nie »m's Kochen mich
Wie manche Ehemänner-Tröpfe,
Denn dieses macht nur lächerlich.
O! hört es, ihr Patttoffeliiiänner,
Hört es, gestrenge Eheherr «,
Und werdet wahre Weibcrkenner,
Sonst bleibt das Eheglück euch fern.
Mich solle» keine Grillen plagen
In inelttem lieben Ehestand ;
Aufriedc» sein nnd nie verzagen
Will ich a» meiner Gattin Hand !
Zur Unterhaltung und Belehrung.
Unglücksfälle am 4. lul i.—
Zu Lockport, N. V., wollten 2 Männer
eine alte Haubitze abfeuren; allein der
Schuß ging los, ehe sie mit dem Laden
fertig waren. Einer derselben wurde da
durch auf der Stelle getödtet, der andere
schwer verwundet.
Zu Cmcinnati sprangen 2 Pferde mit
einem Wagen, worin 3 Damen und I Hr.
saßen, in's Wasser. Ein junges Mädchen
ertrank, die übrigen Personen wurden
durch die Bemühungen zweier jungen Leu
te, Ferd. Farrill und Wm. Whigham ge
rettet,-—die Pferde ertranken.
Zu Geneva in N. wollte man am
Abend ein Feuerwerk abbrennen und es
hatte sich eine große Menschenmenge ver
sammelt, um den Spaß mit anzusehen.
Man ging indeß damit so unvorsichtig um
daß sich durch einige Funken einer Rake
te das ganze Feuerwerk, welches in einer
Kiste lag. entzündete und das Freudenfest
in einen Trauerzug verwandelte. Die Ra
keten lagen horizontal und fuhren in die
dichte Menschenmasse hinein. Ein Mann
wurde dadurch auf der Stelle getödtet
und 8 Männer, Frauen und Kinder le
bensgefährlich beschädigt. Einige Andre
kamen mit geringern Verletzungen davon-
Zu Minersville, Pa., hatte die Artil
lerie-Eompagnie gerade eine neue Kano
ne aus dein Staatsarsenale erhalten und
feuerte dieselbe zum ersten Male. Derje
nige, welcher das Zündloch zuhalten sollte,
versah aber seinen Dienst nicht genau und
während die Ladung hinunter geschoben
wurde, entzündete sich dieselbe, d?r her
ausfahrende Ladstock zerbrach einem Man
ne beide Arme und man mußte sie ihm
später abnehmen. Sein Gefährte wur
de so bedeutend verletzt, daß er noch an
demselben Tage starb. Die Namen der
selben sind W. Lewis und G. Heffer, und
Beide gehörten nicht zu der Attillerie-
Eompagnie.
Zu Ehatauque, N. N. ging gleichfalls
eine Kanone zu früh IoS und 3 Männer
wurden dadurch bedeutend verletzt- Ei
nem mußten beide Hände abgenommen
werden, und er starb gleich drrauf.
Die freiwilligen Compagnien von Uti
ca. N. V., machten einen Ausflug nach
Rome und auf der Rückreise geriethen
die Union GuardS mit den Light GuardS
in Streit, wcil die ersten einige Sitze ein
genommen, welche die letzten vorher in
Besitz gehabt hatten. ES kam zu einem
Scharmützel mit Fäusten und ein Ofsi
cier hieb sogar mit seinem Schwerte um
sich; allein eS wurden keine große Lorbee
ren erworben. Einige verwundete
ger, einige blaue Augen und blutige Na
sen allein waren die Resultate des Gefech
teö- lAlte u. n. Welt-
Schrecklicher Vorfall in
einem Irrenhause. Vor we
nigen Tagen ereignete sich in der Irren
anstalt zu Siegburg ein schrecklicher Vor
fall dadurch, daß ein Wächter, welcher
mehrere unglückliche, sonst harmlose Irre
zu bewachen hatte, einschlummerte. Ein
Wahnsinniger, der den eingeschlafenen
Wächter bemerkte, schlug den andern vor,
denselben zu schlachten und zuzubereiten,
welcher Vorschlag beifällig aufgenommen
und ausgeführt wurde. Erst als
glückliche Wächter zerstückelt war, wurde
die Schreckenstat bekannt, und gelang
es vie unzurechnungsfähigen Mörder wie
der unter Schloß und Riegel zu bringen.
Der Eoroner Earl Hales besichtigte
den Leichnam eines Mannes, den man in
einem holen Sycamore Baum in Spring
field Taunschip fand, auf dem Lande von
Hrn. Eilley. Er war bekleidet mit einem
weiß leinenen Wams, blaue Weste und
blauen Beinkleidern. Man hält ihn für
22 Jahre alt, ist 5 Fuß 8 Zoll groß, hat
dunkelrothe Haare und aus mehrern Ar
tikeln, die er bei sich hatte, schließt man
daß er ein Deutscher sei. Diese Artikel
können in der EoronerS Office in Augen
schein genommen werden. Volksbühne.
Pitrsburg den Sceu Juli
Ein Mann kam am letzten Freitag in
den Stohr des Herrn. Wm. Clarksen, in
Allegheny Eity und verlangte 2 Pf. Kaf
fee. Er legte hierauf eine 2 Thalernote
auf den Zahltisch und als Elarkson sein
Taschenbuch herauszog, um die Note zu
wechseln, riß es der Fremde ihm aus den
Händen und machte sich davon. Es ent
hielt ungefähr 16 Thaler. Man verhaf
tete bald darauf einen Mann, welcher eine
von den darin enthaltenen Noten in sei
nem Besitz hatte. Freih. Freund.
Schreckliche Begebenheit.
vor ein paar Tagen ersuchte ein Mann
Namens Richard Roach, von Warren
Caunty, Ohio, seine Frau einen Spazier
gang mit ihm zu machen. Nichts Böses
ahnend willigte sie ein, nahm ihn beim
Arm, und ihr Gespräch bezog sich auf ih
re häuslichen Angelegenheiten. Als sie ei-
"VPillig zu lobe» und ohne Furel?t zu tadeln."
öclt 20'. 1842.
ne bedeutende Entfernung gegangen wa
ren, machte die Frau den Vorschlag um
zukehren, der Mann aber bestand darauf
noch weiter zu gehen, nahm sie bei der
Hand und schoß eine Pistole auf sie ab ;
Die Kugel fuhr ihr in den Kopf nnd blieb
in dem Schäoel stecken. Sie siel, aber
nach einiger Zeit war sie im Stande wie
der aufzustehen, und den Versuch zu ma
chen nach Hause zu gehen, Sie behielt
ihren Verstand und war im Stande zu
gehen, als dieser Artikel geschrieben wur
de, aber man hatte nicht die geringste
Hoffnung daß sie wieder genesen würde.
Roah bewerkstelligte seine Flucht, und
man hat seitdem nichts mehr von ihm ge
hört. Sie waren ungefähr 18 Monate
verheirathet, hatten ein Kind, und es
wird gesagt daß sie immer friedlich gelebt
hätten. Lecha Patriot.
Am vorletzten Samstag verlor Eol.
Palmer, von Philadelphia, einen schätz
baren Hund, auf folgende sonderbare
Weise. Einige Knaben hatten eine so
genannte Suapper Schildkröte gefangen
und ihr den Kopf abgeschnitten, der wie
bekannt ein merkwürdig zähes Leben hat.
Der Hund war dabei nnd drehete den hin
geworfenen Schildkrötenkopf mit der Na
se herum; plötzlich ergriff der Kopf mit
der ihn eigenen Muskelkraft, den Hund
bei der Nase, der wüthend vor Schmerz
davon lief—eine Menge Personen folgte
demselben mit dem Geschrei
Hund." Eine Person, die wirklich glaub
te der Hund sei wüthend, versetzte ihm
einen Streich über den Kopf mit einem
Prügel lind tödtete ihn.
Zur Geschichte der Kartoffeln.
Die Kartoffeln, jetzt bei Reichen nnd
Armen das tägliche Hauptgericht und die
Quelle eines über alle Länder Europa's
verbreiteten größern Wohlstandes, sind
zwar in Hinsicht auf Kultur, Anwendung
und Nutzen vielfach bekannt, weniger a--
berist es ihre Abstammung, Einführung
und Verbreitung, über die wir hier Eini
ges mittheilen wollen.
Das eigentliche Vaterland der Kartof
feln ist Peru, wo sie von den Einwoh
nern Papas genannt, und eben so, wie die
Frucht des Brodbaumes in den Südsee-
Jnseln, als daS vorzüglichste Nahrungs,
mittel angesehen nnd gebrauch! werden.
Won hier aus haben sie sich »veiter über
die benachbarten Theile deS südlichen A
merika's verbreitet. Nach der Entdec
kung desselben verfloß aber noch ein hal
be» Jahrhundert' ehe sie nach Europa ka
men.
Die ersten brachte der Sklavenhändler
John Hawkins im Jahre 1565 auS San
ta Fe in Süd-Amerika nach Irland. Es
scheint aber nicht, als ob sie damals gro
ßes Aufsehen gemacht häten, denn man
war keineswegs darauf bedacht, sie dort
auzubauen und fortzupflanzen. Man ver->
sichert zwar, daß sie durch Hieron y
>n u s Earda n u S, einem berühmten
Naturforscher des Ii!. Jahrhunderts, nicht
lange nachher, im Jahre 1580, in Italien
bekannt gemacht und 1586 sogar daselbst
angebauet worden seien; doch läßt sich
dies nicht historisch erweisen. Das eigent
liche Verdienst ihrer Verpflanzung nach
Europa gebührt ohne Zweifel dem be
rühmten englischen Admiral Franz Dra
ke. Dieser lernte sie zuerst im Zahre 15-
78 in der Südsee, entweder bei einer Lan
dung auf Peru selbst, oder doch auf den
in der Nähe gelegenen Inseln kennen, und
die Wichtigkeit derselben leuchtete ihm bei
einigen Verlegenheiten, in welche er mit
seinem SchiffSvolke kam, sogleich ein.
Auf seiner Rückreise brachte er sie zuerst
nach Virginien, wo er im Jahre 1585 an
langte und sogleich für ihre Anpflanzung
daselbst Sorge trug. Im folgenden Jah
re 158 L segelte Drake aus Virginien nach
England zurück, und brachte von da auch
zugleich die Kartoffeln mit- Dieser Um-
stand gab zu dem Irrthume Anlaß, als
sei Virginien das Vaterland der Kartof
feln, da sie dort mit größerer Mühe und
geringerem Ertrage als in England und
dem übrigen Europa gebaut weiden.
Drake war nun gleich darauf bedacht,
die Kartoffeln in England einheimisch zu
machen, und stellte nicht allein dem be
rühmten englischen Botaniker Gerard ei
ne kleine Anzahl der mitgebrachten Saa
meuknollen zu, sondern übergab auch sei
nem eigenen Gärtner eine Parthie davon,
mit dem Befehle, sie, als eine überaus
köstliche Frncht, in seinem Garten auf ei
ne fruchtbare Stelle zu pflanzen, und mit
möglichstem Fleiß für ihr Fortkommen zu
sorgen. Dieser Auftrag reizte die
gier des Gärtners so, daß er seine Pfleg
befohlenen mit aller Sorgfalt wartete.
DaS Krant wuchs bald hervor, trug Blu.
inen und setzte eine Menge grüner Saa
men Aepfelchen an, die der Gärtner für
die eigentliche Frucht der Pflanze hielt,
und auS Lüsternheit eineS davon, sobald
eS die gewöhnlichen Kennzeichen der Rei
fe zu haben schien, kostete. Da er es nun
nichts weniger als wohlschmeckend und le
cker fand, so warf er es aus Verdruß, so
viel Fleiß auf ein unnützes Gewächs ver
wendet zu haben, von sich, und brachte
dem Admiral selbst einige von diesen Aep
felchen mit der spöttischen Frage: Ist denn
dies die gepriesene köstliche Frucht aus A
menka ? Der Admiral erwiederte mit ver
stelltem Ernst: Nun wohlan, wenn du
glaubst, daß das Gewächs nichts taugt,
so reiß es sogleich sammt der WurzelauS,
ehe es den Garten verunreinigt- Der
Gärtner that dies, aber zu seinem Erstau
nen fand er unter jeder Staude eine be
trächtliche Menge Knollen von der näm
lichen Beschaffenheit, wie er sie im Früh
ling einzeln in die Erde gelegt hatte. Es
wurden nun sogleich einige auf Befehl des
Admirals davon gekocht und dem Gärt
ner zu kosten gegeben. O! rief derselbe
nun verwnnderungSvoll auS, eS wäre doch
sehr Schade um dieses köstliche Gewächs,
wenn man es ausrotten wollte, und sorg
te nun mit allem Eifer für dessen Ver
mehrung.
Zu gleicher Zeit erzog sie aber auch Ge
rard in seinem Garten zu London, und
verbreitete sie unter seinen Bekannten als
ein Gewächs von hohem Werthe. Im
Jahre 1580 übersandte er seinem Lreun
de, dem niederländischen Botaniker Clu
suis, einige Wurzelknollen, welcher sie nach
her in Holland und Burgund verbreitere.
Durch Eaöper Bauhin, welcher sie zuerst
in seinem Prodomos 15W beschrieb, wur
den sie zwar etwas bekannter, allein es
ging doch mit ihrer Verbreitung noch im
mer sehr langsam von statten.
In Irland scheinen sie sogar wieder in
Vergessenheit gerathen zu sein, denn im
Jahre IlilO oder 1032 brachte sie der Ad
miral Walther Raleigh zum zweiten Mal
auS Virginien mit dahin, und sie wurden
daselbst zuerst in dem Garten um Joug
hall gebaut.
Um eben diese Zeit wurden sie auch in
Frankreich bekannt, wiewohl sie noch im
mer als eine Seltenheit 1010 ander Kö
nigl. Tafel zu Paris gespeis t wurden.
Ueberhaupt har man außerhalb Eng
land und Belgien ihren Werth erst spät
erkannt-
In Deutschland lernte man sie erst ums
Jahr 1050 kennen. Zwar gedenkt ihrer
schon Johann Colerus in seinem Haus
haltungSbuche, Wittenberg 1002, allein
sie scheinen sich damals noch nicht weil
verbreitet zu haben, und nur hie und da
als eine Seltenheit in Gärten gebaut
den zu sein. Aus allen Nachrichten er
giebt sich jedoch, daß sie durch den 30jäh
rigen Krieg in verschiedene Gegenden ge
bracht wurden. So erzählt man unter
andern, daß ein damals in Böhmen ein
quartierter niederländischer Offizier von
den Kartoffeln als einer überaus nützli-
47.
chen und zu vielfältigem Gebrauch dienen»
den Frucht gesprochen, aber keinen Glau
ben für seine Erzählung gefunden habe;
er sei dadurch bewogen worden, aus sei
nem Vaterlande eine Partie derselben zu
verschreiben, welcheer hernach einem Edel
manne in Böhmen verehrt hätte; dieser
aber habe sie auf feinen Gütern gebaut,
und hernach seine Freunde damit versorgt
AuS Böhmen wären sie hierauf in das
Baireuthsche an die Edelleute, hernach a
ber auch endlich an die Bauern gekommen.
Auf gleiche Weise mögen sie auch damals
in Sachsen eingeführt worden sein, denn
Hanns Rogler, ein Bauer aus Selb im
Voigtlande, brachte um das Jahr 1047
oder 10 t 8 von Roßbach die ersten Erdäp
fel dahin. Gleichwohl müssen sie nur im
Kleinen von einzelnen Personen und hie
und da in Gärten gebaut worden sein,
denn bis zum Jahre 1715 waren sie in der
Gegend um Baireuth noch ganz unbe
kannt, und der Superintendent Lairitz
von Wunsiedel erregte daselbst im gedach,
ten Jahre bei einem Besuche durch seine
Erzählung davon zuerst die Aufmerksam
keit auf sie, so daß man ihn um die Mit
theilung einer kleinen Anzahl derselben
ersuchte, die er bald darauf auch sandte,
und von dieser Zeit breiteten sie sich da
selbst immer weiter aus. In das Wür
tembergische wurden die Kartoffeln zuerst
durch Antoine Seignoret, einem Walden«
fischen Kolonisten, im Jahre 1710, und
in's Preußische erst 1720 durch die Pfäl
zer gebracht, und dennoch verflossen noch
mehrere Jahre, ehe sie im Großen ange
baut wurden. Auch in Sachsen scheinen
sie bis 1717 keinen großen Beifall gefun
den, und ihre Kultur wenig Fortschritte
gemacht zu haben. Um diese Zeit fach
te sie der General-Lieutenant v. Milkau
als die einzige glückliche Beute aus dem
verderblichen brabantischen Kriege mit.
So sehr man nun auch ihren Werth rühm
te, so schellten sich doch Viele, Gebrauch
davon zu machen, weil man sie für ein.
der Gesundheit höchst nachtheiliges Ge
wächs hielt. Schon das gereichte ihnen
bei Vielen zum Nacktheil, daß sie zu der
Pflanzengattung der Nachtschatten (So
lanum) gehören, von denen man die mei
sten als giftig kannte. JnSgemein glaubte
man, daß sie Dummheit und Stupidität
erzeugten, und daher wagten es Viele gar
nicht, sie zu genießen.
Man sah sie wohl als ein gutes Vieh
futter an, konnte sich aber nicht überzeu
gen, daß sie auch eine gesunde Nahrung
für Menschen abgeben könnten, und eS
verfloß noch ein halbes Jahrhundert, ehe
sie allgemein dazu angewandt wurden.
Der siebenjährige Krieg gab aber jenem
Vorurtheile einen -nächtigen Stoß, we
nigstens findet man, daß sie von da an
schon mit weniger Aengstlichkeit von den
Menschen gegessen worden sind. Man
fing nun an, sie bald auf diese, bald auf
jene Art zuzubereiten, und erstaunte, daß
sie eines so vielfältigen Gebrauches fähig
waren. In allen öffentlichen Blättern
erschienen nun Vorschriften zu Suppen,
Klösen, Auflauf und andern Leckerbissen
aus Kartoffeln. Endlich führte die gro
ße Theuerung in den 70er Jahren des vo
rigen Jahrhunderts die allgemeine Aner
kennung ihres Werthes herbei, denn oh
ne die Kattoffeln wäre vielleicht die Hälf
te der Bevölkerung Deutschlands durch
Hunger umgekommen. Man kann die
se Theuerung als die eigentliche Epoche
des Triumphes dieser herrlichen Frucht be
trachten, denn von nun an ließ man daS
Vorurtheil von der Schädlichkeit der Kar
toffeln gänzlich fahren, und wendete sie
zu dem mannichfaltigsten Gebrauche an.
Es wurden nun sogar Versuche zu ihrer
Veredlung gemacht, indem man sie durch
den Saamen zu vermehren und die edlern
Sorten von den schlechter» sorgfältig zu
trennen bemüht war. Um eben diese Zeit
hatte man auch die sogenannten Vieh - o-