NeaA t N A, Denn. Gedruckt und herausgegeben vou ?l ruoldPuw e ll e, in der Süd 6ten Strasse, Ecke der Ckerrn Al!ev,V hm' 6 aegennbrr. MaHrgang I, ganxe 'Dummer 11k. Bed in gu n ge N.-Der Nllicrnle IZeobkltKtcr erscheint jeden Dienstag auf einem grossen Superial-Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der Subscriptions-Preis ist Ein Th a l er des Jahrs, welcher IN halbjähriger Borausbe« zahlung erbeten wird. Wer im Laufe des labres nicht bezahlt, werden H! M angereclmet. Für kürzere Zeit als 6 Monat wird kein Unterschreibet angenommen, und etwaige Auskündigungen werden nur dann angenommen, wenn sie euren Monat vor Ablauf des Subseriptions-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis eingeruckt. Unterschreibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen gestehen durch die Post oder Träger, aus Kosten der Unterschreibet'. 0^?-Briefe und Mittheilungen müssen postfrei eingesandt werden. AAnsgewaMls Glaubeu6de k e n u r n i ss e Der Geizige. Ich glaube, daß das Geld hienieden Das beste aller Güter sei. Ist dieses mir vollauf beschicken, Gilt mir das Andre einerlei. Ich glaube, Geld gibt mir die Mittel, Mich meine? Gebens zu erfreun, Verleiht mir Weisheit, Rang und Titel, - lind sollt' ich auch ein Esel sein. Doch kann ich meinen Schatz bewachen, Verzicht' ich gern auf andre Lust; Denn dies scbon kann mich glücklich machen, Bin ich der Mittel mir bewußt, Wofür ich jegliches Vergnügen Im Ueberflusse haben kann; Drum stimm' ich beim Goldstückewiegen Ein lautes Lob- und Dank-Lied an. Ich glaube, daß, wenn ich einst sterbe, Man auch ein Lob« und Dank-Lied singt. Doch nur ein Geiz'ger sei mein Erbe, Dem Gold bereits im Kasten klingt. Der wird mein Gold zusammenhalten; Kein armer Schlucker soll sich freun, lind nicht verselnvendrisch damit schalten. Dies, glaub' ich, wird das Beste sein. Und schivitz' ich einst auch in der Hölle, Es wünscht mir dies schon mancher Feind, So glaub' ich doch auf alle Falle, Der Schwarze sei mein bester Freund. Ihm bin ich ja stets treu ergeben. Vielleicht macht er die Holle.mir Nicht gar zu heiß im künfr'gen Leben, Dies hoff' und glaub' ich für und für. Der Lebeman n' Ich' glaube, daß Genuß des Lebens Der wahre Zweck des Menschen ist; Und wahrlich, Jeder lebt vergebens, Der nicht des Lebens Reiz genießt. Ich glaube, dieses Rund der Erde Ist nicht ein traurig Jammerthal, Und drückt auch Noth oft und Beschwerde, Winkt doch auch Freude überall. Ich glaube, daß es mohl mag geben Vielleicht dereinst ein Paradies; Doch besser ist's, hier froh zu leben, Das dort ist mir—zu ungewiß. Ich glaube, daß in Abrahams Schoos,e ES einst gar weich sicb sitzen mag; Doch lieber pflück ich hier die Rose, Und lebe munter Tag für Tag. llnd kommt Freund Hain mir seiner Hippe Die Stunde, wo man mich begräbt. Dann ruft mir nach mit Herz und Lippe: Der Mann, ja der, der hat gelebt! Der Heuchler. Ich glaube, jeder Mensch auf Erden Mag wohl ein arger Sünder sein. Doch fromm will ich mich stets gebärden, Denn Alles, Alles gilt—der Schein. Drum fehl' ich nie in Gottes Tempel, Besuche jedes fromme Haus, Und diene Andern zum Exempel, Und—lach' sie durch die Finger aus. Begeh' ich auch selbst ein Verbrechen, Auf mich, den Frommen, denkt man nicht, Von mir wird man nur Gutes sprechen, Und wär' ich auch der ärgste Wicht. Ich glaube, daß in diesem Leben, Mag noch so groß die Sünde sein, Mir sie der Himmel wird vergeben, War auch mein Frommthun bloßer Schein, Es Kündigt Jeder ja aufErden, ich denn nur kein Sünder sein? Zu enge wird die Hölle werden, Käm jeder Sünder da hinein. Ich glaube drum, daß im Getümmel Derelnst am Aufersiehuugstag Mir doch ein Plätzchen bleckn ini Himmel, We.nn ja die Hölle mich nicht mag. (Schluß folgt.) Z w e i 112 >) l b i g e s Räthsel. Fühlst du das Ganze in dem Busen beben, Dann kann die Zweite nur allein Der Brust den stillen Frieden wiedergeben, llnd so der Ersten herben Schmerz zerstreun. folgt.) . Auflösung des Räthsels in veriger Nummer Fledermaus. Der Liberale Beobachter Und Berks/ Momgomcry u»d Schuylkill Caumies allgemeiner Anzeiger.' Zur Unterhaltung und Belehrung. Die Schatzgräber. I. Die feindlichen Alten. In der kleinen märkischen' Stadt Z. leb ten der Tischlermeister David Knorr und der Kupferschmidt Tobias Hammerschlag. Sie waren sich, da ihre Häuser dicht an einander stießen, die' nächsten Nachbarn, dennoch aber lange, einer geringen Klei nigkeit wegen, die unversöhnlichsten Fein de. Nun hatte der Meister Knorr eine Tochter, die mit vollem Rechte das schön ste, liebenswürdigste Mädchen im ganzen Städtchen genannt wurde ; Meister Ham merschlag hatte hingegen einen Sohn, den man mit eben demselben Rechte den schön, sten, liebenswürdigsten Burschen hieß- Tinchen und Fritz, —wohl zu merken, wa ren Nachbarskinder, und schon in frühe ster Jugend einander zugethan. Letzterer nun, erst vor Kurzem nach fünfjähriger Wanderschaft in die Heimath zurückge kehrr, sah das liebe Tinchen zur Jungfrau, sie hingegen ihn zum blühenden Jüngliug herangereift wieder. Was Wunder also, wenn sich beide, trotz der Feindschaft ihrer Väter, recht herzlich in einander verliebten —Lange merkten die Alten nichts von dem Einverständnisse ihrer Kinder, die es auch gar wohl geheim zu halten wußten da machte eines Tages Meister Hammerschlag seinem Sohne den Vorschlag, sich um die Tochter des reichen Webers Knöppel zu be werben. Fritz erstaunt, denn bis jetzt hat te er noch nicht an Heirathen gedacht; in deß wußte er sich leicht zu fassen, und er klärte dem Alten gradezu, daß er des We bers Hannchen nicht lieben könnte. Mei ster Hammerschlag wendete nun zwar al les an. um den trotzigen ungerathenen Bu ben, wie er ihn nannte, anderen Sinneö zu machen, doch das fruchtete wenig, und er mußte zuletzt schon seinen Lieblingsplan aufgeben. Von dieser Zeit an beobachte te er seinen Sohn genauer, denn er merkte gar wohl, daß hinter dieser Weigerung, ei nes der reichsten Mädchen in der Stadt zu freien, etwas stecken müsse, was sich denn auch bestätigte, als kurz darauf der Fritz ein Herz faßte, dem Alten seine Neigung zur Nachbarstochter entdeckte, und ihn um seine Einwilligung zu einer Heirath mit derselben bar. Meister Hammerschlag siel wie aus den Wolken ; daß sein Sohn ei nem Mädchen heimlich Liebe geschenkt ha be, welches gerade die Tochter seines ärg sten Feindes sei, das hatte er nicht erwar tet. Gebührendermaßen fuhr er nun ü ber seinen Sohn recht tüchtig her, und er klärte fest und feierlich, daß er nie zu der Tischlertochter seinen Segen geben werde. Obgleich der arme Fritz gerade keiner gün stigen Antwort auf seine Bitte entgegen gesehen hatte, so war ihm dieser Ausspruch seines Vaters doch zu hart, und er entsag te von nun an aller Hoffnung, je einmal die Geliebte sein zu nennen. In Z. aber konnte und mochte er nicht bleiben ; weß halb er denn auch bald seinen Vater mit seinem Entschluß bekannt machte, sich näch stens wieder auf die Wanderschaft begeben zu wollen. Das ging dem Meister Hanv merschlag nahe, zumal, da er längst bei ruhiger Überlegung gefunden hatte, daß des Tischlers reiches Tinchen gerade keine unebene Parthie für seinen Fritz wäre, und er beschloß daher, alleS Mögliche zu thun, um den verliebten Burschen zufrie den zu stellen. In Folge dessen vermoch te er es über sich, heimlich an den alten Knorr zu schreiben, dem er recht freund schaftlichst die Hand zur Versöhnung nach langer Feindschaft bot, ihn jedoch zugleich auch um die Einwilligung in die Heirath Tinchens mit seinem Sohne ersuchte. Knorr war aber keineswegs der Mann, der sich leicht mit einem Feinde versöhnen konnte, er erwiederte daher dem Meister Tobias knrz und kalt, da-ß es ihm unmöglich sei, seinem Wunsche Genüge zu leisten. Der alte Hammerschlag war ein biede» res seelengutes Kerlchen! diese Antwort jedoch empörte ihn dergestalt, daß er nun nicht eher zu ruhen sich vornahm, als bis zu loben und ohne Furcht zu tadeln." be» 23. 1841. er, auf welche Weise es immer sei, dem trotzigen Nachbar seine Einwilligung ab gezwungen hätte. 2. Meister David Knorr und der Schatz. Meister Knorr war ein eigenes wunder liches Männchen, dem das viele Lesen ab geschmackter Romane, Ritter-, Kloster- und Geislergeschichten in seinerJugend den Kopf gar sehr verschroben hatte, so, daß er noch bis in sein spätes Alter hinein von nichts anderem sprach und träumte, als von glühender Liebe, sanftem Monden- und Sternenschein, von einsamen Klöstern und Kapellen, von Gespenstern auferstandenen Todten und dergleichen, weßhalbihn denn auch das ganze Städtchen nur den über geschnappten Tischler nannte. Ging er des Abends in das Wirthshaus, so redete er gewöhnlich zuerst den Kellner oder Auf wärter mit den Worten an : "Reich, Kna ppe, dem König David einen Becher Wein," worauf dieser, der schon an solche Reden gewöhnt war, ihm nichts andres, als für einen Sechser Kümmel brachte. Jedes weibliche Wesen, Frau oder Mädchen, Jung oder Alt, das galt ihm gleich,— be grüßte er mit den Worten : "Edle Jung frau !" was denn manche bejahrte Sybille zuweilen sehr übel deutete, indem sie sich verblümter Weise alte Jungfer genannt wähnte. Aus diesen und andern Redens arten wird man nun vielleicht den Schluß ziehen : Meister Knorr war verrückt. Dem war aber nicht so, er hatte, so viel wir wissen, bis an sein Ende seinen vollen Verstand, und nur eine üble Angewohn heit aus seinen Jugendjahren war es, daß er immer die schwültigsten Worte und Sätze aus alten Schmölkern, die er früher einmal gelesen, in den Mund nahm. All' seine Freunde und Bekannten würden sich auch zuletzt wohl in sein sonderbares We sen gefunden haben, wenn er nicht immer neue Tollheiten auf die Bahn gebracht hät te. So kam er unter andern einmal auf die unsinnige Idee, in seinem Keller müsse noch aus den Zeiten der Kreuzzüge her ein grosser Schah vergraben liegen. Ein Traum hatte ihm, wie er sagte,ver kündet, au welcher Stelle derselbe zu sin den sei und daß er ihn nur um Mitternacht, während der Zeit des Vollmondes, in Be gleitung eines herzhaften, furchtlosenMan neS heben könne. Nun hätte er auch gewiß schon längst Nachforschungen im Keller angestellt, wen ihm nicht immer so viel Schwierigkeiten in den Weg getreten wären, als da sei daß Auffinden eines herzhaften, furchtlosen Mannes, der es wage, mit ihm um Mit ternacht dahin zu gehen, wo, wie er bestimt wisse, schon seit Jahrenein Geist umgehe, als da ferner die Kenntniß des Schatzgra benS und so weiter. Von dieser seiner fixen Idee wußte nun die ganze Stadt, und wir werden bald se hen, wie der Meister Hammerschlag recht weislich seinen Nutzen daraus zu ziehen verstand. Z. Der Unbekannte mit der Hahnenfeder. Die Dämmerung brach ein, es läutete in der Stadtkirche zum Abendgebet, so saß der Meister Knorr tiefsinnig und nachden kend bei seinem ziemlich beleibten augeschla genen Folianten, der vom Schatzgraben handelte. Aber es ward immer dunkler und dunkler, und bald konnte der Alte kein Wort mehr erkennen, er klappte deßhalb daS Buch zu, stand auf, und schritt nach denkend im Zimmer umher. „Eine ver teufelte Geschichte, brummte er dann leise vor sich hin, heute ist nun schon wieder die erste Vollmondsnacht da, und noch habe ich keinen Alraun, keine Wünschelruthe, keinen Begleiter gefunden, um das hohe Werk zu unternehmen. Soll denn das schöne blanke Geld da unten im Sande e wig liegen, soll ich nie zu seinem Besitz ge langen?" Muth, David Knorr," brummte in diesem Augenblick eine tiefe Baßstimme, "Fasse Muth! So Du willst, ist der Schatz noch heute Dein!" Der Alte erschrak, als er sich umblickte, und eine lange hagre Gestalt vor ihm stand, die tief in einen schwarzen Mantel gehüllt, einen gar seltsam geformten mit einer langen Hahnfeder geschmückten Hut auf dem Kopfe hatte. Indeß wußte er sich bald zu fassen, und den Unbekannten fl'xirend, fragte er : seid Ihr?" "Begnüge Dich damit, entgegnete Je ner, wenn ick dir sage, ich will Dir heute beim Heben deines Schatzes behülflich sein. Wie? rief Meister Knorr freudig er staunt, aber der Alraun und die Wünschet ruthe— "Das ist meine Sache. Heute Nacht um zwölf Uhr sehn wir uns wieder. Bis dahin sorge nur für Spaten und Hacke." Mit diesen Worten verlies; er das Zimmer. Meister David war selig, und stellte in seiner Freude nicht einmal Betrachtungen über den räthselhaften Fremden an, wer er sei, wie er in sein Zimmer gekommen, und mit dein letzten zwölften Glockenschla ge trat auch schon der Fremde mit einer Blendlaterne wieder in's Zimmer. "Hier bin ich! brummte er, und nun David Knorr, laß uns den Schatz heben!" Jetzt wurde es aber dem Alten doch un heimlich zu Muthe, und nur seine uner sättliche Geldgier war es, die ihn, trotz seiner Furcht, mit dec langen Gestalt in den Keller hinabtrieb. Dort angekommen, langte der Fremde eine dünne Ruthe hervor, mit welcker er, unter vielen Ceremonien auf und abschritt. Endlich beugte sich dießuthe niederwärts, nnd der Unbekannte blieb dicht an der Kel lermauer stehen, die das Haus des Mei sters Knorr von dem seines NachbaröHam merschlag trennte. "Hier liegt der Schatz! rief er dann mit hohler Stimme, "her den Spaten ; hier liegt der Schatz!" Und nun begann er emsig zu graben. Während deß stand Meister David still in einem Winkel und schaute mit Furcht und Wonne der Arbeit des Fremden zu, ohne jedoch zu be merken, daß dieser, nachdem die Erde ein wenig aufgewühlt, sich fast einzig und al lein nur bestrebte, mit der Hacke die Kel lermauer zu durchbrechen. Endlich, ehe noch der Schatz zu Tage gefördert war, schlug die Kirchenuhr Eins. Da ließ der Fremde Spaten und Hacke ruhen und sag te dann zu dem Alten : "Für jetzt ist'S ge nug, in nächstfolgenden Mitternacht erst können wir das Werk vollenden-" Und damit verschwand er. !. DaS goldene Gemach, die Kupferschmie de Werkstatt und die Versöhnung. Als kaum der Tag angebrochen war, er hob sich Meister Knorr vom Lager, die Begebenheiten der letzten Nacht überden kend. Er zweifelte keinen Augenblick mehr, daß er bald im Besitze des herrlichen Schatzes sein werde, nach dem er so lange gestrebt, und freudevoll theilte er fast der ganzen Stadt sein Glück, seine Hoffnung mit. Auch deS räthselhaften Unbekannten vergaß er nicht, Erwähnung zu thun, wor über man ihn dann gebührendermaßen recht tüchtig auslachte. Dadurch ließ er sich aber keineswegs irre machen; im Ge gentheil erwartete er ganz ruhig die kom mende Mitternacht, in der festen Ueber zeugung, sie werde ihn an daS Ziel seiner Wünsche führen. So verging der Tag. Der Abend brach ein, der Mond und die Sterne stiegen auf. i Es schlug zehn, eilf es schlug zwölf und der Fremde trat, wie gestern gerüstet, in das Zimmer. Knorr folgte ihm, bei weitem nicht mehr so furchtsam als in der vergangenen Nacht, in den Keller und die Arbeit begann auf's Neue. Kaum eine halbe Stunde war verflossen, als der Un bekannte den Spaten und die Hacke fort warf u. dem alten David zurief : "Siehst Du den grossen Stein da an der Mauer? den hebe auf und, Du erblickst den Schatz! mit diesen Worten verließ er den Keller. Knorr war nun allein, und ohne sich wei ter zu besinnen, schob er den bezeichneten Stein fort. Siehe, da schaute er in einen Dummer 12. weiten, geräumigen, hellerleuchteten Saal. Ringsumher an den Wänden standen gol dene und ziemlich umfangsreiche Becken aufgeschichtet. Er schien vom Glänze ge-- blendet, und seiner Sinne nicht mächtig. Endlich aber ermannte er sich, und war im Begriff, durch das Loch in das goldene Gemach zu steigen, als ihn von innen ei« ne nervige Knpferschmiedehand ergriff, und mit den Worten : "Endlich haben wir den Dieb!" hineinzog. O, du grausames Schicksal! Als sich Meister David um schaute, sah er sich in der Werkstätte sei« neö Nachbars. Die goldenen Schüsseln und Becken waren nichts Anderes als kup ferne Kessel. "Aber ums Himmelswillen, ist dasmög lich," rief nun der Meister Hammerschlag, denn er war es, der den guten David durch daS Loch daS möglich, Ihr, Nachbar Knorr, seid der Dieb, dem wir schon so lange nachspürten?" Meister Knorr aber stand da, wie eine Bildsäule, vor Schreck u. Erstaunen, und wußte nicht zu antworten. Endlich brach er fast weinend in die Worte aus; WaS? Dieb? Ich ein Dieb? "Allerdings," entgegnete der alte Tobi as." Schon seit drei Wochen bemerke ich, daß mir allnächtlich aus meiner Werkstät te die werthvollsten Sachen gestohlen wer» den. Lange wußte ich mir' 6 nicht zu er klären, auf welche Weise der Dieb hier eindringen könne, da jede Thür des Abends sorgfältig verrammelt wurde- Um dies zu erfahren, beschloß ich daher gestern, in heutiger Nacht mit meinenGe sellen dem Spitzbuben aufzulauern ; und ich sehe denn nun mit Schrecken, daß Ihr es seid, der " Odu mein Himmel! jammerte Meister David, bin ich denn toll, bin ich den behext, wach' ich, träum' ich? Man hält mich für einen Dieb? "Nun, leugnen werdet Ihr es nicht kön nen, Meister Knorr, nahm der alte Ham merschlag wieder das Wort, daß Ihr so eben in Begriff wäret, mich zu bestehlen. Mein Sohn Fntz und diese vier Gesellen sind Zeugen. Ihr werdet die Gefälligkeit haben, die Nacht hier zu bleiben, damit ich Euch morgen dem Bürgermeister überge ben kann. Da hielt sich meister David nicht län ger. Händeringend stürzte er seinem Nachbar zu Füßen und rief: Wie? Jstv möglich? Ihr woll't mich wie einen Dieb in's "Ihr erhaltet sogleich Eure Frei heit wieder, und nie soll durch mich und die Meinen, ich bürge dafür, ein Wort von der Begebenheit dieser Nacht über die Zunge kommen, das alles aber nur un ter einer Bedingung: Wir versöhnen uns nämlich, und Ihr gebt meinem Fritz die Hand Eurer Tochter. Schon einmal bat ich Euch darum, weil ich gern das Glück meines Sohnes machen wollte. Weigert Ihr Euch wie damals, so über gebe ich Euch den Gerichten!" Meister Knorr war seiner selbst nicht mehr mächtig, daß ihn jener Unbekannte betrogen, schändlich betrogen hatte, lag klar am Tage, daß aber sein Nachbar mit im Spiele war, ahnte er kaum. Er besann sich also nicht lange und un terschrieb ein Papier, in dem er feierlich seine Tochter dem Sohne seines Nachbars zusagte. Tobias Hammerschlag hatte nun seinen Zweck erreicht. Wenige Wochen nachher waren Fritz und Tinchen Mann und Frau, und Meister David versöhnt! Nie aber erfuhr er den wahren Zusammenhang der Sache- Jener Unbekannte war übrigens einGe sell des alten Tobias, ein kluger, pfiffiger Kerl, der zum Glück in seiner Perkleidung vom alten Knorr nickt erkannt wurde. Volks Blatt- Der Umgang mit Menschen ist ein wah rer Umgang. Man geht ewig um einan der herum, ohne sich näher zu kommen.