Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, August 10, 1841, Image 1

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    ne« d l n a,.Mnn. Gedruckt und herausgegeben von Arnoldßu w e ll e, in der Snd iZten Strasse, Ecke der Sherry Allm.B ehm' s WirchShaus-Hof^M^'
Hahrqanq Kummer 101.
<ahlu>,/ einem grosscii mit schone» Lettern gedruckt. Der Subseriprions-Preis ist Ei n Thaler deö lahrö, welcher in halbjähriger Torausbe
einen Monat vor n,f > uht befahlt, angecechnet F»r kürzere als «i Mcn.it wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wen» sie
S 7dt w" d e n und gleichzeitig alle abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis eingerückt. Unterschreibern in h esi.
>"ld d.e nurung poilof.e, geschickt, weitere Versendungen geschehen durch d.e Post oder Trager, ans Konen der Unterschreiber. „„d Mittheilungen müssen postfre - eingesandt werden. '
S ch e r i ff.
A» die Erwahler voll Berks Caunm.
Freunde und Mitbürger!
Aufgemuntert dnrcb Eure liberale Unter»
Nnkuug bei letzter Wahl, und das bisherige
eriiMchc Ersuche» vieler Freunde, bin ick be
wogen worden mich bei kommcnder Wahl
wiederum als
Kandidat filt's Scheriffs-Anil
anzilbicten. —Indem ich die Versicherung ge
be daß ich für erhaltene Begnnstigiliige» dank
bar bin, wollte ich nochmals ehrerbietigst um
Curc Unterstnyiing ansuchen, n»d sollte mir
das Glück z» Theil werden eine Mehrheit
Eurer Gtimmcu zu erhalten, so werde ich die
Pflichten des Amtes nach besten Kräften und
hoffentlich zu Eurer Zufriedenheit ausüben.
George Geruaiit, Gasswirth.
?leading, Inly tZ. l'w.
Au die nnabbanglgeu Erwahler von
Berks Caimly.
Mitbürger:—
Die ansehnliche Stimmenzahl welche ich vor
drei lahren erhielt, und die Versicherung von
fortwährender und fernerer Unterstützung vieler
Freunde, haben mich bewogen, mich abermals
anzubieten als ein Eandidar für das
S cl) eri ff 6 - A m t
bei der Wahl im nächsten Oktober.
Im Fall ich erwählt werde, werde ich die
Pflichten des Amtes getreu erfüllen.
Hcin ric!? Scl? äffer.
Ereter, den 15ten Juni, ISN. bW.
An die Freiingnner von Berks
Cannty.
Geschätzte Freunde und Mitbürger!
, Da Ihr mir vor drei Jahren die Ȋchfl
größte Zahl Eurer Stimmen geschenkt, und
mich seither anf vielfache Weise aufgemun
tert habt, so fühle ich mich bewogen wieder
um als
Cundtdat für das Scheriffs-AiNt
- von Berks Canntn, vor Ench zu erscheinen,
mit der Bitte nm Eurc Stimmen undgcneig
re Unterstützung.—Sollte eine Mehrheit mich
ihres Zutrauens bei kommender Wahl wür
dig erachte»/ so verspreche ich zum Vorans,
das Amt zur allgemeinen Zufriedenheit zn ver
walten. llud indem ich Allen für die mir
früher erwiesene Freundschaft danke, schmeich
le ich mir Mit der Hoffnung für Eure fernere
Gewogenheit, uud verbleihe
des Publikums ergebener Deiner,
Tv.inel lv.
Ereter Zaunschip)
Mai IL 5 bW.
Vorgeschlagene Verbesserling der
Constitution.
„Beschluß in Bezug der Abänderung der
Staats Konstitution."
~Beschlossen, durch de» Senat und das
Haus der Represciitanten in Gencral-Asscm
bly versammelt, daß die Constitution dieser
Republik verbessert werde und zwar im dril
le» Abschnitt des zweiten Artikels, daß er wie
folgt lamet
„Daß der Gonvcrnor fein Amt während
drei Jahren bekleiden soll, vom dritten Dien
stag im Januar, u'cchstfolgeud seiner Erwah
liiug. und nicht befugt sein soll dasselbe länger
als Eine» Termin vou Drei Jahren i» kinem
-Zeiträume von ucii» Jahren zu behalten."
A. Crabb,
Sprecher des Hauses der Representanten.
Irving,
Sprecher des Senats,
iPennsylvanien, ss.)
SekretärS-Amt, Ich bezeuge hiermit,
daß Vorstehendes eine richtige Abschrift eines
Beschlusses ist, der eine Verbesserung derToii
stitiition vorschlägt, welcher iu der letzten Sit
zung der Gesetzgebung von einer Mehrheit
der Glieder beider Häuser geuehmigt werde»
ist. Der Origiual-Bcschluß bleibt i» dieser
Amtsstube aufbewahrt, und gemäß des zehn
te» Artikels der Constitiilion dieser Republik,
W lasse ich dasselbe hiermit bekannt machen, wie
" kS der geuaunte Artikel verordnet.
Zeugniß dessen, habe ich die
seu> meine Unterschrift und AintS
sWHM sirgtl des ersagte» Amts beigefügt,
z» HarriSbnrg, diese» Ute» Tag
,m lilili >«il.
Sekretär der Republik.
WltjaU Wcciiert,
Rechts Anwalt.
Hat stiiic Amtsstube verlegt »ach der Eck
stube des dreistöckigteu backsteiileruc» Hauses,
gelegen au der nordwestliche» Ecke der Peuu
uud fünfte» (Callowhill) Strasse, nächst dem
alten EourthauS, und einige Thüre» östlich
vou der Farmers Bank von Reading.
Readiug, M.u 4. sm.
Scl)relb- P a p i e r
ist zum Verkauf in dieser Druckerei.
Und Berks, Momgomcry und Schiwlkill Cauntics allgemeiner Anzeiger
Zur Unterhaltung und Belehrung.
Barbarei und Mutterliebe.
In einem zu Boston erschienenen Na
tur Historischen Werke, ist auch nächste
hei,de herzergreifende Geschichte enthalten
„Französische Reisende langten in Ame
rika an, unweit den Sivus, einem India
nerstamme, Pelzhandel zu treiben. Einer
der Reisenden, Namens Florimond de Ran
ee, begibt sich von .Quebeck nach den Was
serfällen von St. Anthony; hier sieht er
ein Mädchen T h a m icoo mit Namen,
die Tochter des Häuptlings der Sivus;
das Mädchen faßt Liebe zu ihm, nnd in
dem sich der Kausmann nun überlegt, daß
deren Vater Besitzer weiter Landstriche am
Missouri ist, berechnet er, wie vortheilhaft
ihn, die Neigung des Mädchens werden
kaun, und beginnt, gleiche Gefühle ihr zu
zeigen. Thamicoo's Vater will erst nicht
in diese Liebe willigen, die Thränen der
Tochter erweichen ihn aber, nnd er gibt
sein Kind dem Fremdling. Bald sieht
Thamieoo jedoch, daß sie hintergangen ist,
und daß ihr Mann ihr nur Liebe heuchel
te, aber statt sich zu beklagen, verschließt
sie ihren Schmerz in sich und sucht Trost
in dem Anblick und der Erziehung ihrer
Kinder, eines Mädchens und eines Knaben.
die ihr daS Bild des noch immer geliebten
Vaters derselben, wie ihr dieser einst in
besseren Tagen erschien, zurückrufen.
Florimond wartet unterdessen mit Sehn
sucht auf den Tod deö alten Häptlings, nnd
kaum hatte dieser die Augen geschlossen,
so verkauft er dessen Ländereien, und er
klärt, daß er gesonnen sei, nach Quebeck
zurückzukehren, und seine Tochter in ein
Kloster zu bringen. Diesem Vorsatz wi
dersetzt sich die Mutter, und da ihr harter
Mann sie nun bedroht, so ruft sie vollVer
zweiflung: „Warum hast Du mich ge
nommen, wenn Du mich und meine Kin
der ihrer Heimath entziehen willst?"
—Dich nahm ich nicht, erwiedert kalt der
Franzose, es war mir darum zu thun,
Deines Vaters Besitzungen zu erhalten!
Die unglückliche Thamieoo sagt nichts
weiter; sie sieht sich ihre Tochter entrissen,
aber sie schweigt, und während ihr Mann
nun drei Jahre in Quebeck zubringt, lebt
sie allein, nur mit der Erziehung ihres
jüngsten Kindes,deö Knaben, beschäftiget,
und von den glühenden Wunsche beseelt,
in die jugendliche Brust desselben die Ge
fühle von Abscheu zu pflanzen, die sie jetzt
gegen die Weißen hegt.
Nach drei Jahren kommt Florimond
endlich zurück, und Thamicoo ahnt, daß
man ihr nun auch ihr Letztes auf Erden,
ihren Knaben, entreissen will. Sie hofft,
daS Kind werde selbst sich widersetzen, und
daS Verlangen äussern, die heimathlicyen
Fluren nicht zu verlassen ; aber sie hat den
Schmerz, zu sehen, daß der Knabe, gelockt
durch glänzende Schilderungen, welche ihm
der Vater von dem Leben in grossen Städ
ten macht, den Wunsch ausspricht, dahin
mit zu gehen, und da sie nun sieht, daß Al
les vergebens ist, so bittet sie nur noch dar
um, die Reisenden bis zu den Ufern des
Flusses begleiten zu dürfen. Angelangt
hier, ergreift sie das Kind plötzlich in ihre
Arme, stürzt sich mir demselben, ehe man
es verhindern kann, in ein Eanot, und läßt
das leichte Fahrzeug zu den Wasserfällen
von St. Anthony hinabschwimmen, indem
sie ausruft: „Zusammen wollen wir dem
grossen Geist zueilen, bei dem Niemand
Dich meinem Herzen entreissen kann."—
Der Donner des WogensturzeS übertäub,
te daS Angstgeschrei deö Kindes; ein Au>
genblick, und Mutter, Sohn und Eanot
sind für immer in den Fluthen begraben.
Der Sturmvogel oder die Macht des
Aberglaubens.
Ich reis'te auf einem Kanfmannsschiffe
in meine Heimath, und da ich der einzige
Passagier am Bord und der Eapitän ein
angenehmer Mann war, so wurden wir
bald vertraut und waren beständig bei
sammen.
"billig zu lol'tn und 51,i,c Furcht zu tadeln."
DttttSlaq öe« 10. 18-11.
An einem schönen stillen Abende saßen
wir in der (sai'üte, und das Gespräch siel
auf daS Vergnügen, die Heimath nach ei
ner langen Abwesenheit wieder zu besu
chen und geliebte Freunde wieder zu sehen.
Der Kapitän deutete auf die sinkende
Sonne nnd sagte: er hoffe, sie bald eben
so lieblich hinter den, sein heimisches Thal
umgebenden Bergen untergehen zu sehen.
Er sprach mit leidenschaftlicher Wärme
von seinem jungen Weibe und seinen zwei
Kindern, und bemerkte, daß sie in diesem
Augenblick so lebhaft vor ihm ständen,
daß er sie fast mit Händen greifen könnte.
Ein Sturmvogel kam plötzlich durch eins
der Fenster in die Eajüte geflogen, lim
kreis'te dreimal das Zimmer u-verschwand.
Der Lapitan fuhr auf und rief: „ES ist
vorbei mit mir! Nie werde ich meine Fa
milie wiedersehen." Er zerfloß in Thrä
nen. Ich befragte ihn um die Ursache sei
ner Angst, und versuchte ihn zu beruhi
gen, doch ohne Erfolg. „Der Vogel, der
eben bei unS war, hat mir ein Vorzeichen
meines TodeS gebracht," sagte er. „Kein
ViMl der Art nähert sich jemals einem
menschlichen Wesen, als in solcher Absicht.
Nach drei Tageil muß ich sterben, und er
wird meine Seele hinübertragen. Kein
noch so günstiger Wind kann uns vor die
sem verhängnißvollen Augenblicke heim
führen." Er verlangte sodann, allein zu
bleiben, und nach einigen einsam zuge
brachten Stunden kam er wieder auf das
Verdeck mit der Miene der tiefsten Nie
dergeschlagenheit zurück. DaS Wetter war
herrlich und daS Schiff segelte rasch vor
wärts; doch der Befehlshaber blieb gleich
gültig gegen AlleS, und seine Kräfte und
Gesundheit nahmen täglich ab, trotz mei
ner ermunternden und tröstenden Bemü
hungen. Er wandte den größten Theil
seiner Zeit dazu an, Einrichtungen für sei
ne Familie zu machen, nnd starb ungefähr
um die Zeit, die er vorausgesagt hatte.
Eine grosse
Zu Neujahr UVI trugen die Fleischer
(Butscher) in Königsberg, in Preußen, ei
ne l<>s>.) Ellen, oder etwa K7O Pard, lan
ge Wurst nach dem Schlosse und verehr
ten davon Ihro Fürstl. Gnaden El
len, weil sie binnen 18 lahren keine sol
che Wurst gemacht hatten. Sie zogen mit
Trommeln und Pfeifen aus und hatten
voran einen Führer mit einem Spiese, der
mit Federn und Bändern wohl ausgeputzt
war- Diesem folgten 193 Fleischergehül
fe», welche die Wurst trugen. Auf beiden
Seiten gingen mehrere, welche die Wurst
-in Acht nahmen. Sie wog BKS Pfund
und eS war dazu kein anderes Fleisch ge
nommen worden als von 81 SchweinSkeu
len ; von Schweinen waren die Därme
dazu erforderlich gewesen und 811 Pfund
Pfeffer nebst einer grossen
wurden gebraucht. Es arbeiteten daran
:! Meister und 87 Gesellen, die während
der Arbeit -U) Faß Bier tranken, obgleich
diese nnr den ersten Tag von Morgens 112,
bis Abends 7 Uhr und deö andern Tags
von 8 bis I Uhr Mittags dauerte. Der
Kränze, womit die Wurst geschmückt war,
waren Ul!>. Sie kostete im ganzen -412
Thaler 12 Groschen und 3 Pfenninge.
Die Kuchenbäcker wollten auch nicht zu
rückbleiben, sie backten zu dieser Wurst 8
grosse Strizel und 6 runde Ringel, wozu
sie 12 Scheffel letwa 20 BuscheN Weizen
gebraucht hatten, welches 24 Thlr- kostete-
Als ein besonders grosser Kuchen kann
man den Pfefferkuchen betrachten welchen
die Kaiserin Katharina die Zweite von
Rußland, von dem Magistrat der Stadt
Thorn an der Weichsel, zum Geschenk er
hielt, er war 8 Fuß laug, 6 Fußbreit und
j Fuß dick, uud kostete 300 Thaler.
Was heißt: In Gnaden gewogen sein?
Der Kaiserliche General Gussitsch be
kam vom Kanzler Keiser Ferdinands bei
Endigung eines Krieges, in welchem er
sich sehr ausgezeichnet hatte, im Namen
deö Kaisees die Abfertigung: Er könne
nun wieder nach Hause gehen, der Kaiser
lei ihm in Gnaden gewogen. Der Gene
ral that, als verstehe er nicht, was das
Heisse und ließ es dem Keiser wieder sagen.
Ganz gelassen entgegnete der Kaiser:
„Wenn er meine Worte nicht versteht, so
nehmt eine goldene Kette und einen Beri'
tel mit Ducaten, gebt ihm diesen in die
Hände und hängt ihm die Kette um den
Hals und fragt ihn dann : ob er nun ver
stehe, was es Heisse: In Gnaden gewo
gen sein?" Dies geschah und der Gene
ral versicherte: daß ihm nun auch nicht der
leiseste Zweifel übrig sei.
Ein Unterschied. —Ein Lauer kam zum
Friedensrichter um einen Mann zu ver
klagen der ihn einen Dieb geheissen hatte.
Der Esq. erwiederte - „Ich hasse derglei
chen Klagen wie den Tod, es ist unnützer
Zeitverderb. Wenn ich alle die hätte ver»
klagen wollen, die mich einen Spitzbuben
nannten —" „Ja, mit Euch ist das ein
anderes Ding," fiel i'mn der Bauer in die
Rede, „aber unser einer darf so etwas
nicht leiden "
Unschuldige Täuschung.
Ein Schullehrer, der auch zu gleicher
Zeit den Vorsinger beim gewöhnlichen
Gottesdienste machte, hatte schon immer
befürchtet, seine Stimme zu verlieren, er
lehrte daher seiner Frau das Vorsingen.
Als er die Stimme wirklich verlor, muß
te die Frau sich in die Orgel verstecken, um
ungesehen vorsingen zu können. Die Bau
ern, welche dem Schulmeister den Mund
bewegen sahen, glaubten, daß er selbst sän
ge und sagten : „Er singt auch ohne Stim
me gut, nur etwas feiner."
—M«-
Etue vortreffliche Predigt.
Unter den Predigten von Dow Ilm.,
welche bei unterschiedlichen Gelegenheiten
in den Spaltendes Uork Eunday
Mercury veröffentlicht wurden, dürfte
die nachstehend in abgekürzter Form mit
getheilte besonders geeignet sein eine Pro
be von des Verfassers zierlichem Style
abzugeben, und zugleich die Herzen unfe
rer saumseligeil Unterschreiber zu veredeln.
Der Text ist:
Wer gliicknch hier u»d dort sein will,
Der geh' und zahl' des Druckers Bill.
"Meine Zuhörer Es gibt in dieser
Welt viele scheinbare Geringfügigkeiten,
die man in Folge ihrer vermeintlichen U
nerheblichkeit geneigt ist zu übersehe», de
ren Vernachlässigung Tausende in'S tief
ste Elend gestürzt, und ihren Charakter
mit unvertilgbarerEntwürdigung gebrand
markt hat. Unter diesen anscheinenden
Geringfügigkeiten ist die Vernachlässi
gung, seine ehrlichen Schulden zu bezah
len, die gewöhnlichste, u. von den schlimm
sten Folgen begleitet. Sie stumpft alle
feineren Gefühle ab—erzeugt eine Art
menschenfeindlicher Kälte um's Herz—
raubt dem Edelsinne seinen erhabenen A
ntrieb—und versetzt den Menschen in eine
feindselige Stellung zu seinem Mitmen
schen, Eine Schuld veranlaßt eine an
dere. Ich habe jederzeit bemerkt/ daß wer
Jemanden einen Thaler schuldet, ihm un
fehlbar auch einen Groll schuldet, und daß
er immer bereitwilliger ist, Zinseszinsen
auf letztere als auf erstere Schuld zu be
zahlen. O, meine Freunde, über Kopf u.
Ohren verliebt zu sein, ist eine so schlim
me Lage, als worin man je sich befinden
sollte; aber so tief in Schulden zu stecken,
daß man Nachts nicht schlafen kann, ohne
von dem Gespenste eines unersättlichen
Gläubigers geplagt zu werden, ist genug,
einem toll zu machen.
Meine werthen Freunde, die Schuld,
welche das Gewissen eines Sterblichen —
wenn er anders eins hat--»««! schwersten
drückt, ist die Schuld an den Drucker. —
Sie lastet gleich einem Alp auf dem Bu-
Wauser.be AttMincr 49.
sen, martert die Seele, ertödtet jede ver
edelnde Empfindung, erstickt jedes Mit
gefühl der Bruderliebe im Herzen. Wer
den Drucker um einen einzigen Cent be
vortheilt, kann nimmer erwarten, Behag
lichkeit in dieser Welt zu gemessen, und
mag gegründete Zweifel haben an seinem
Seligwerden in irgend einer andern. Er
wird ins Grab sinken, ehe die Zeit sein
Haupt gebleicht; und die grünen Blätter
der Hoffnung werden hinwelken, ehe die
erste Knospe des Genusses sich entfaltet
hat. Das milde Licht des Friedens, soll
te es ihn erquicken während einer kurzen
Nacht der Uebcrtäubuug, wird bald ver
drängt werden v. den versengendenStrah
len der Gewissensqual. Wie könnt Ihr,
meine Freunde, je die Gottlosigkeit Un
barmherzigkeit haben, den Drucker zu be
trügen, wenn Ihr bedenkt, wie viel er für
Euch thut! Er hat Euren Geist mit den
edelsten Schätzen bereichert, mit Schätzen
die Ihr nicht vertauschen würdet um den
Besitz aller Kostbarkeiten der Welt.-
Gleichwie mit Zauberschlüsseln hat er den
menschlichen Verstand geöffnet, die Fin»
sterniß der Unwissenheit vertrieben u. die
Leuchten der Erkenntniß und Weisheit
entzündet. Jene gewaltige Maschine,die
Presse, ist von einem Glorienschein umge
ben, deren Strahlenerguß sich über daS
ganze weite Gebiet des Geistes erstreckt,
die dunkelsten Zugänge des Herzens er
leuchtend : nnd doch wird der Drucker, der
Mann, der an diesem seelenerleuchtendcn
Instrument sich abmüht, oft seines sauer
verdientn Brodes beraubt, von Denen,
die er aus geistiger Knechtschaft errettet
nnd in ein Paradies versetzt hat, um im
Genuß der Früchte seiner Arbeiten zu
schwelgen.
O, Ihr undankbaren Seelen ! sind Eu
re Herzen nicht entblößt von Erbarmen,
so habet Acht, was ich Euch sage. Ist ei
ner unter Euch, dessen Rechnung mit dem
Drucker nicht berichtigt ist, er säume nicht
es zu thun, und die Achtung der Weisen
und Guten wird ihm werden, er wird den
Folterqualen eines schuldbelasteten Ge
wissens entgehen, der Demüthigung wie-«
verholter Mahnungen, den Krallen jener
licensirten Beutelschneider, der Advoka»
ten. Ist er redlich und ehrbar, so wird
er unverzüglich hingehen und den Drucker
bezahlen. Er würd nicht warten bis mor
gen, denn es gibt kein "Morgen" : es ist
bloß ein erträumter Behälter für unein
gelöste Versprechungen: des Schuldners
Hoffnung und des Gläubigers Fluch. —
Ist er ein ehrloser, verworfener Sohn
des SatanS, so wird er den Drucker wohl
nie bezahlen, so lange er keinen guten Na
. zu verlieren, keinen Charakter zu be
haupten, kein sittliches Gefühl zu culti
viren hat. Aber, er merke es sich, sein
Weg zum Grabe wird mit Dornen de
streut und der Segen der Gesundheit ihm
und seinen Nachkommen entzogen sein.—
Ich besuchte einst einen Kranken, welchen
die Aerzte als rettungslos aufgegeben hat
ten. Ich fragte ihn, ob er sich mit sei
nem Schöpfer ausgesöhnt lMv? Er er
wiederte bejahend. Hierauf fragte ich
ihn, ob er sich mit seinem Drucker ausge
söhnt habe? Er bedachte sich einen Au
genblick und sagte alsdann, er «laude, er
schulde ihm ungefähr zwei Thaler und
fünfzig Cent, welche er bezahlt wünsche,
ehe er von dieser Welt scheide. Sein Äe
gehren wurde alsbald erfüllt, und von je
nem Augenblick an genas er. Er lebt nun
im Genuß der Gesundheit n. des Wohl
ergehens, in Frieden mit seinem eigenen
Gewissen, seinem Gott und der ganzen
Welt. Laßt dies ein Beispiel sein für
Euch, meine Freunde. Unterstützet den
Drucker; bezahlt die Zeitung im Boraus»
und Eure Tage werden lang sein auf C»-
den und überströmen von Glückseligkeit.
Mnm Auh->r.r! «m-
Schulden und haltet eine redlich« Rech-