Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, May 11, 1841, Image 1

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Zä cavL n g, Wenn. Gedruckt und herausgegeben von Arnold P u welle, iu der Sud Neu Strasse, Ecke der Cherrn Allen,B ebm' 6 Wirch6b.uis-v>ef gegenüber.
Hahrgang 2> ganxe BB.
Bedingung- N.-Der Zi.lberale ZZeoliaclUcr erscheint jeden Diennag auf einem grossen Luperial-Bogen mit schonen Lettern gedruckt. Der Subscriptions-Preis ist Ein Tl,a l e r des Jahrs, welcher in balbjäl.riger Torausbc.
Zahlung erbeten wird. Wer im Laufe des Jahres nicht bezahlt, werden 81 5,0 angerechnet. Für kürzere Zeit als 6 Monat wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wenn sie
emen Monat vor Ablauf des Subscriptions-Terimns geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis eingerückt. Unterschreibern in hiesiger
«ladt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreiber. und Mittheilungen müssen postfrei eingesandt werden.
Lob der Kartoffel.
Schön gelblich dir Kartoffeln sind,
Wie Wachs und Maicnbuttcr,
Verdaun sich lieblich und geschwind,
Und sind für M.inn und Frau und Kind
Ein gar vortrefflich Futter.
Auf Tafeln, wo Pasteten stehn
Läßt, ohne sich zu schämen,
Sich der Kartoffel Mehl so schön
In mürben Mandeltorten sehn
lind weissen milden Bremen.
Doch geht sie auch im simpeln Kleid
Ohn' alle Complimente
Zu Fürsten und gemeine Lent',
Und wenn sie kömmt, dann klopft für Freud'
Ein Jeder in die Hände.
Was wissen unsre Weibchen nicht
Für viele gute Sachen,
Salate, Klöße, Breigericht,
Gar Kaffee, Syrup, Stärke, Licht,
lind Puder draus zu machen.
Kartoffelmast giebe Fleisch und Schmer
Vom Schwein, vom Hühnchen Eier,
Die Kuh giebt Mlch und Butter der,
Ach, ohne die Kartoffel wär
Das alles doppelt theuer.
Darum, ihr Freunde, auf, bestellt
Kartoffeln, greift zur Hacke,
Und rust auf dem Kartoffelfeld :
Es gehe wohl in jener Welt
Dem wackern Schiffmann Drake!
Tragt emsig euch Kartoffeln ein,
Und wollte ja der Magen
Nicht ganz damit zufrieden sein,
Gebt ihm ein Sel,lückchen Branntewein,
So wird er sie vertragen.
Gönnt Ananas den reichen Herrn,
Pasteten, Trüffeln, Schnecken,
Kastanien und Mandelkern
Und Sago allen andern gern,
Laßt euch Kartoffeln schmecken.
Wohl leben all', die früh und spat
Kartoffeln bau'n und speisen.
Wer künftig in dem Schlußstein Staat
Die meisten angepflanzet hat,
Den laßt uns nahmhaft preisen!
Merkwürdige G r a b s ch r i ft.
Diese ist in der Kirche zu Zottwitz bei Ohlau
in Schlesien zu lesen.
L. I. C. ?t.
In Preussen geboren. In Rom bekannt ge
worden. In Spanien geliebt. In Frankreich
die Ehe versprochen. In Ohlau vollzogen. In
Stanowitz gestorben. In Zottwitz begraben;
ruhet in Gott die edle Frau
Barbara Hrziwnaskin geborne Springsteen.
Weib ohne Zorn, Leser bete vor Sie, denn >ol»
che sind rar;
Dieses schreibt ihr zu sehr treuer Ehemann
den 2-5. August 1741.
Unlerhattnnq nnd Belehrung.
Schneesturme im Innern von
Nußland.
Ein neuerdings in Rußland Gereis ter
giebt von diesen Schneestürmen in den ruf.
fischen Steppen nachstehende Beschreibung:
Ein solcher Sturm ist sehr verschieden von
allen andern Landstürmen; er gleicht mehr
einem Orkan auf offenem Meere. Sara
tow liegt nach Osten an einer Steppe, die
sich über den Uralfluß hinweg mehrere
tausend Werstefrussische weit nach
Asien hinein erstreckt. Nordwestlich, west
lich und südlich ist das Gouvernement noch
so wenig bebaut und bewohnt, daß man
diese ganze Fläche ebenfalls als offenes
Land betrachten kann, besonders nach Süd
west, wo die jekaterioälawschen und doni
schen Steppen angrenzen, und nach Süd
und Südost, wo Astrachan mit seinen
Steppen bis zum Kaukasus und dem kaS
pischen Meere anstößt. Auf diesen unge
heuren Ebenen findet der Sturm keinen
Wiederstand, und mit rasender Schnllig
keit durchbraus't er daher diese Einnöden,
Der Liberale Beobachter
Und Berks, Montgomerl) und Schuylkill Launties allgemeiner Anzeiger.
alles Leichtere und Beweglichere mit sich
fortreissend oder festere, ihm Widerstand
leistende Gegenstände zerstörend. Auf den
Strassen ist man nicht im Stande, mit dem
Gesicht gegen die Windseite gekehrt, zu
athmen,; man hat Noth, sich auf den Fü
ßen zu erhalten. Vergeblich sind die Be
mühungen, ihm auf der Strasse entgegen
zu schreiten, und schon der bloße Versuch
verseht, durch die ungeheure Anstrengung,
in Schweiß; der die stärksten und besten
Kleider und Pelze durchdringende Wind
verursacht Ei kältung ; eS tritt Ermattung!
ein, und im freien Felde ist dann dem ar
men Wanderer der Tod gewiß. Nachts
ist es unmöglich, sich aus einem Hause in
daS andere zu finden. Bricht ein solches
Unwetter aus, was in der Regel ganz un
erwartet der Fall ist, so müssen die Gäste
da bleiben, wo sie sich eben befinden ; man
würde Gefahr laufen, auf den Strassen
der Stadt umzukommen, da man wegen
des Schneegestöbers das Gesicht nicht ge
brauchen kann und vom Sturme überwäl
tigt wird. Besonders verderblich ist ein
solches Unwetter den Viehheerden der Wol
ga- und Steppenbewohner. Durch die
Alles bedeckenden Schneemasien wird nicht
nur vorläufig die Vegetation gehemmt,
sondern die auf der Weide befindlichen
Heerden gehen auch zum Theil dabei zu
Grunde; denn nur die Thiere werden ge
rettet, welche der Landmann so glücklich ist,
beiin Anbeginn des Sturmes zu finden u.
in Sicherheit zu bringen. Die Schaafe
kriechen gewöhnlich in Haufen zusammen,
werden eingeschneit und erfrieren; daS
Rindvieh dagegen läuft in der Richtung
des Sturmes fort, bis es vor Ermattung,
Erkältung und Mangel an Nahrung um
fällt, oft aber auch, in eine Schlucht gera
thend, sich todt stürzt und im Schnee er
stickt. Nach dem Schmelzen des Schnees
findet man alsdann oft an weit von der
Heimat!) entfernten Orten das Rindvieh
zu Hunderten beisammen, theils erfroren,
theils verhungert, theils in dem Wasser der
Schluchten ertrunken. Die Pferde gehen
nicht mit dem Winde, wie daS Rindvieh,
sie laufen, mit weit aufgesperrten Nüstern,
dem Winde entgegen, so daß die Eigenthü
mer sie oft Hunderte von Wersten weit
wieder aufsuchen müssen. Daß dabei eben
falls viele verloren gehen, leuchtet ein ; man
muß einen folchenSturm selbst wahrgenom
men haben, um darüber urtheilen und sich
eine gehörige Vorstellung davon machen zu
können. Gewöhnlich ist die Dauer dessen
ben drei Tage, und zwar dergestalt, daß in
den ersten 2t Stunden Sturm und
Schneegestöber unausgesetzt fortwüthen,
worauf sich beides, jedoch mit Unterbre
chung von 3, 0, auch 12 Stunden, aber
in immer fchwächerm Maße, wiederholt.
Bisweilen treten auch während der ersten
24 Stunden Unterbrechungen ein, allein
dann sind die nachfolgenden Zwischenräu
me der Ruhe kürzer.
RekruteuAushebung unter der Herr
schaft Napoleon's, weiland Kaiser
der Franzosen.
Die Herrschaft Napoleons als Kaiser
der Franzosen dauerte fast IN Jahre, vom
16. Mai 1804 bis zum 3. April 1814.
Eine französische Zeitung theilte un
längst die Nathsbeschlüsse mit. durch wel
che während jener Zeit Aushebungen von
Mannschaften für die Armee befohlen
wurden. Es sind folgende:
den 24. September 1805 . 80,l)00
den 7. April 18(17 . - 80,0t)0
den 21. Jan. u. 10. Septemb.
1808 . - - 240.000
den 8. April u. 5. Octob.lBoo 70,000
den 13. Decemb. 1810 . 120,000
den 20. Decemb. 18 l 1 . 100,000
den 13- März u. 1. Sept. 1812 237,000
den 19 Jan., 3fApril, 24-Aug.,
9. Ort, u. II Nov. 1813 1.030.000
zusammen . . . 2.033.000
Mann.
Darunter sind nicht begriffen die Frei
willigen, die Departements-Garden, die
17,000 equipirten Reiter, die im Jahre
, 1813 angeboten wurden, auch nicht der
"TVillig zu loben und ohne Furcht zu tadeln."
Wtttislaz Ken 11. Mai 1841.
Aufstand in Masse 1814, der zu 113,000
Mann gerechnet wird. Es läßt sich dem
nach annehmen, daß vom 24. September
1805 an (wo die französischen Heere schon
sehr stark waren) bis 1814 drei Milli
onen junge Männer zu Soldaten ausgeho
ben worden sind. Im Jahre 1814 bestan
den die Truppen im Dienste, sammt den
Verabschiedeten und Kriegsgefangenen in
802.000 Mann. Zieht man diese von den
obigen 3 Millionen ab, soergiebt sich, daß
in 0 lahren 2,197,100 Mann oder jähr
lich 244,155 Mann die Beute des Krie
ges wurden.
F lei schfr c!se n 0 e Pfer d e.
In Nr. 200 deöNürnberger Eorrespon
denken von wird von einer naturhi
storische Merkwürdigkeit erzählt, die in
Brüssel ihrer feltsamkeit wegen viel Aufse
hen erregte, Es wurde dort nämlich ein
fleischfressendes Pferd entdeckt, welches so
gar von einem Fleischladen einige Pfund
Hammelfleisch gestohlen habe. Eingewls
ser Carl Halden versichert hierauf daß
dieS keine neue Erscheinung sei underzählt:
Ich ritt in den Kriege 1»11 und 1815 ein
kräftiges,zwar nicht schönes, aber dennoch
wohlgebautes Noß, Moldauer Race, wie
eingebrannte Zeichen bekundete, das
beim Rückzüge nach der Leipziger Schlacht
durch einen polnischen Lanzier, in einem
thüringeschen Dorfe zurückgelassen wor
den war, ein Roß von sammtschwarzer
Farbe, bekannt als der beste Traber, und
wenn eS galt einen jähen Sprung zu ma
chen, das vorzüglichste Pferd im Regiment,
ein Roß, dem ich in der Schlacht von Wa
terloo, wo ich, von meinen Begleitern ge
trennt, in daS Kreuzfeuer einer langen
Colonne gerieth, meine Rettung bloß da
durch verdankte, daß es, unglaublich allen
Kameraden, denen ich hernach die Stelle
zeigte, über einen breiten Hohlweg setzte,
ungeachtet eines Streifschusses, den es an,
Unterleibe, wo der Sattelgurt anliegt, er>
hielt, nicht stürzte und mich, blos mit Ver
lust eines Spornes, zu meinen Kameraden
brachte. — Nicht allein, daß der treue Rap-!
pe, wenn er es möglich machen, konnte, auS
meinen Manteltaschen die darin besindli
che Wurst, Rauchfleisch, Schinken oder
was man sich sonst als ReiterSmann zur
Sättigung oder Stillung des Hungerü zu
eignet und bei sich führt, mit vieler List
zu stehlen wußtt, so war für ihn keine ge
rupfte Henne oler sonstiges Geflügel, oh
ne daß es gekocht war, sicher. Und da er
sich weder im Stalle noch im Bivouac an
binden ließ, obgleich er auf einen Wink
still stehen blieb, so konnte eS nicht fehlen,
daß er seine Fleischliebhaberei auf alle
Weise zu befriedigen suchte, indem er oft,
ehe sich' 6 die um das Feuer beim Kessel
sitzenden Reiter versahen, auS dem sieden
den Wasser ein mit d«n Knochen hervor
ragendes Rippenstück oder eine Hammel
keule herauszog, damit fortjagte und das
Gestohlene unbemerkt verbarg, aber sol
ches gewiß in der Nacht wieder holte und
auffraß. Wenn irgendwo ein Stück
Fleisch weggekommen war, hieß cd jedes
Mal: „Der Rappe des Adjutanten Hat'S
gewiß gestohlen!" Doch dürften die
hier angeführten Fälle sicher durch
de Thatsache überwogen werden. —Es war
ein heiterer Juni-Abend des Jahrs 1815,
wir lagen eben in Bivouac in der Nähe
des Städtchens Etages in der Champag
ne ; das angenehme Wetter hielt uns Of
fiziere bis gegen Morgen im heitern Ge
spräche. Da kam denn auch mein Rappe
eben mit einer gerupften Henne, die er ir
gendwo erschnappt hatte, in dem Maule,
vorüber gejagt; dieS gab dem Rittmeister
Gelegenheit die Frage aufzuwerfen: „ich
möchte wohl wissen, ob das Pferd auch
Pferdefleisch fräße, wenn man's ihm koch
te !" die Probe war mir selbst zu interes
sant, um sie nicht auszuführen. Genug,
es wurde einem in der Nähe befindlichen,
den Tag vorher in einem Gefechte getöd-
Teten Pferde ein ziemliches Stück abge
schnitten, in einen Topf (Hafen) gesteckt
und dem Rappen Gelegenheit gegeben, sich
dem Topfe nähern zu können. Ehe wir
Alle eS uns versahen, hatte er den Topf
umgeworfen, daS Fleisch auS den Scher
den herausgezogen, und in einer halben
Stunde war nichts mehr davon zu sehen;
er hatte es gefressen und sich auch noch ein
Stück rohes Pferdefleisch, daß nicht in den
Topf gesteckt worden war, recht wohl
schmecken lassen. Erkläre einmal ein Na
turforscher diese Abnormität! Ich wie
derhole, daß mein Rappe eins der kräftig
sten Pferde im Regiments stets gut bei
Leibe er war auch überdies ein guter
Fresser und auch bei der stärksten An
strengung immer bei Athem war. —
Sonderbarer Widerwille.
Der Sohn eines Pächters in der Pro
vinz Suffolk in England, mit Namen John
Peele, hatte einen natürlichen und unüber
windlichen Abscheu vor dem Gelde. Nie
mand konnte ihn überreden, Geld anzu
greifen, waS man sich Anfangs auö seiner
natürlichen Furchtsamkeit erklärte. Lange
hatte sich sein Vater vergeblich bemüht,
ihn zum Angreifen eines Geldstücks zu be
wegen. obgleich der junge Mensch den
Werth des Geldes sehr gut kannte. In
der Meinung, daß blosse Einbildung oder
eine nicht zu erklärende Grille bei ihm die
Oberhand habe, steckte ihm der Vater ei
nige kleine, in Papier gewickelte Kupfer
münzen unvermerkt in die Tasche. Als
jener nun von ungefähr in dieselbe griff
und das Geld in die Hände bekam, verfiel
er in Zuckungen, die über eine Stunde an
hielten. Der Vater machte einen zweiten
Versuch, indem er ihm etwas Silbergeld
in die Tasche steckte. Sobald der junge
Mensch dieses gefunden und berührt hatte,
verfiel er abermals in Convulsionen, dies
mal aber so schrecklich, daß man für sein
Leben bange ward. ES laßt sich leicht
denken, daß nach diesem zweimaligen Ver
suche der Vater ein drittes Experiment
mit Golv nicht vornahm, weil dieses dem
jungen Manne in Folge einer natürlichen
Steigerung sicherlich den Tod zugezogen
haben würde Diese Gcldscheu begleitete
den jungen Peele durch sein ganzes Leben;
er entfernte sich augenblicklich, sobald er
Geld sah oder klimpern hörte. In allen
anderen Stücken war er wie andere Men
schen, nur etwaS in sich gekehrt.
Entsetzlicher Irrthum einiger engli
scher Zollbeamten.
Ein Engländer war nachßoulogne ge- !
reis't, um dort seine Gesundheit wieder
herzustellen. Da er sich aber immer krän
ker werden fühlte, ließ er einen geschickten
Arzt aus London kommen ; die BeHand
lung blieb indeß auch ohne Erfolg und der
kranke Engländer stcub. Die Eltern des
selben wünschten seinen Leichnam nach
England bringen zu lassen, und beauftrag
ten den Arzt, dies zu besorgen. Dieser
ließ den Leichnam in einen mit Weingeist
gefüllten bleiernen Sarg legen und schiss
te sich damit ein. Als er an der englischen
Küste bei dem Zollhause ankam, meldete
er den Sarg an und versprach, den andern
Tag wieder zu kommen- Die Zollaufse
her trugen den Sarg in eine Niederlage,
hörten dabei aber ein Geräusch, wie von
einer sich bewegenden Flüssigkeit. Einer
ocn ihnen, ein alter, schlauer Fuchs, glaub
te den Betrug zu errathen, wendete den
Sarg hin und her, bohrte ihn an und rief:
„frarzösischer Branntwein!'< Diese Wor
te hatten eine wahrhaft zauberische Wir
kung. Der Zollbeamte wurde gerufen,
ließ ein Glas von der Flüssigkeit heraus
ziehen,kvstete dieselbe und sagte: „vortreff
lich vortrefflich!" Die Leute hielten es
für sehr originell, Weingeist für einen
Leichnam anzugeben, und beeilten sich, ei
nen Bericht über den Fund aufzunehmen-
Des andern TageL kam der Doctor, um
Kummer 36»
den Sarg zurückzufordern. Aber man er»
klärte ihm, derselbe sei confiscirt, man ha
be den Inhalt seines Sarges gekostet und
ihn vortrefflich gefunden. Bei diesen
Worten standen dem Doctor die Haare zu
Berge. „Sie haben davon gekostet?"
fragte er mit Entsetzen. „Ja, ja," ant
wortete man ihm von allen Seiten; „die
Contrebande wird Ihnen theuer zu stehen
kommend Der Doctor glaubte, man ver
muthe, er habe in Frankreich einen Leich
nam für sein anathomisches Eabinet ge
kauft, und es sei dies vielleicht ein verbo
tener Gegenstand. „Ich versichere Sie,"
fuhr er nach einiger Zeit fort, „der Sarg
enthält nichts, als die sterblichen Ueberre
ste eines englischen Herrn, der in Boulog
ne gestorben ist-" Man lachte ihm ins
Gesicht, aber der Doctor ließ nun den
Sarg öffnen. Bei dem Anblicke eines in
Weingeist liegenden Leichnams prallten
alle Zollbedienten, wie man sich denken
kann, entsetzt zurück, und mehr als einem
bekam der„französischc Branntwein" sehr
übel.
Dort wle lner.
Ein wohlbeleibter Beamter ließ auf ei
ner Reise in einem eiskalten Winter, weil
seine Pferde ermüdet waren, vor einem
Wirthshaus? am Wege anhalten. Er
schob seine umfangreiche Gestalt in daS
Gastzimmer, zum Heerde,wo ein wärmen
des Feuer brannte, und nahm den Raum
vor demselben so in Beschlag, daß ein klei
ner Schornsteinfeger, welcher gerade den
Kamin gefegt hatte und dessen Gesicht
ganz geschwärzt war, sich in einen fernen
Winkel zurückziehen mutite, wo ihm vor
Kälte die Zähne klapperten. Der nach und
nach durchwärmte Beamte ward endlich
des kleinen Schwarzen gewahr. Er woll
te sich einen Spaß mit ihm machen und
sagte, indem er eben ein, Glas warmen Ei
erwein zu sich nehmen wollte: „Nun, klei
ner Teufel, sag all, wie geht's in der Hol,
le?"
„Ganz wie hier." erwiederte der schlaue
Schornsteinfeger, „die größten Schelme
bekommen die wärmsten Plätze."
Gutes Auökunfrsmittel-
Der Sohn eines Landpfarrer'Z, ein
munterer Knabe, stellte sich sehr ungedul
dig und unlustig an, als er Lesen lernen
sollte. Als ein Hausfreund ihn fragte,
ob er denn gar nicht Lesen lernen wolle,
antwortete er mit einem kurzen „Nein !"
Und alö der Hausfreund hierauf sagte:
„Junge, was soll denn aber mit Dir wer
den, wenn Du nicht einmal Lesen kannst
erwiederte der Knabe rasch : „Dann wer
de ich Schulmeister, und lasse die I u n
genS lesen.
Der Sachwalter.
Ein berliner Betteljunge lief einem
Fremden heulend nach und bat um eine
Gabe. „Mein Vater ist todt." rief er,
„meine Mutter ist todt und alle ihre Kin
der sind todt!" Wer bist denn Du ? frag
te der Fremde. „Ich nehme mich der
Sache nur an, weil's doch gar zu trau
rig ist."
Spassig.-Ein junges Mädchen wurde
gefragt- ob ihre Schwester von einem
Knaben oder Mädchen entbunden worden
sei. Sie antwortete: „ich weiß eS noch
nicht, ob ich Tante oder Onkel ge
worden bin."
Der Schlüssel ohne Bart.
Ein blutjunger Offizier klopfte selbst«
gefällig an seinen Degen und sagte pathe
tisch : Dieser hier ist der Schlüssel zum
Tempel des Nachruhms! „Nur schade,
erwiederte ein alter Krieger, eS sehlt ihm
der Bart."
Sei nicht stolz auf deine zierliche Be«
redtsamkeit, und hüte dich vor der Thor
heit, dich selbst gern zu hören.