Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, January 26, 1841, Image 1

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Meav in s, Venn. Gedruckt und kcrausqegebcn von Arnold Puwe ue, in der Süd 6ti'n Strasse, Ecke der Chcrrn Allen,B el, m' s 'Wrchöbaus
Jahrgang 2.
i Drobacliter erscheint >eden Diem.ag aus einem M't frönen Lettern gedruckt. Der SubscriptionS-Prei's ist Ei n Thaler deS Zabr?, welcher in balbjähriqer Borausl'e«
-!» >, >ml c mi deS ladre? nn 't i'ez.U'lr, merken Ti ~() angere>lmet. ssur kuriere Zeit als 6 Monat wird kein Untersclweiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wenn ste
gesellen und gleichzemg alle . luckitande abbezahlt werden. Bekanntm.vbungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis eingerückt. Unterschreibern in hiesiger
wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen ge,chehe» dvrch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreiber. und Mittheilungen müssen Postfrei eingesandt werden.
Werth der Banknoten
in Pennsylvanien.
Bank von Alieghany, zu Bedford, ltnganghr.
Beaver, zu Baever, de.
Lwatara, zu HarriSburg, geschlossen,
Washington, zu Washington, ungang.
ishainber?burg zu j
Ehester Caunty zu Westchester, par
Delaware (!aunt>)* zu Chesier, par
Germantauu zu Germantaun, par
Äctlwburg* zu ÄetüSburg, I j
Lewistaun zu Lewistauu, pai
Middletaun zu Middletaun, par
Montgomeri) Lo,* zu Norristaun, par
Northuinberland zu Northumberl. par
North Amerika* zu Phil'a, par
Northern Liberties» zu Phia, par
Pciinsylv.ima» zu Phil'a, par
Pen,, Taunschip* zu Phil a, par
Pitlobrg, zu Pittsburg, I j
Bank der zu Philadelphia, par
do. do. Zweig» zu Pittsburg, par
do. do. do. zu Erie, par
do. do. do. zu Be.wer,
do do do zu Neu Brigthan par
Berks Hannti) Bank zu Reading, par
(Zentre ditto zu Belesonte geschlßoen
Lity Ban7 zu P ttsl'urg, Ungangbar
Columbia Brücken Gesellsckaft. Columbia,
Cvmmecial zu Phil'a, p>'r
Dotilestaun ditto zu Toyleotaun, p.ir
Eastou ditto" zu Easton, par
(srie ditto zu Erie,
Ercbange ditto zu Pittsburg, I j
Erchange Zweig zu Holidavsburg, par
Farmers Bauk v. Buckö i?t« z. Bristol, par
garnier? u. Drooer? zu Wayneot'urg zj
Farmers ditto von Laneaster* zu Laneaster par
Farmers ditto, von Neading* z„ Rea. pcir
FarmerS u. Mcchanxs ditto zu Phil a, par
Farmers und ditto ditto zu P rr?burg, gebr.
Farinexs und ditto do. zu Facette
Farmers nnd do. zu Grencastle gebroch.
Franklin ditto zu Washington, I
Girard ditto (Ltophen)» in Phil'.,, geschloss.
Äirard dittof in Phil'a, par
Harrisburg ditto zu Harrisburg, par
Harmony Institute zu Harmony, ungang.
Honeödale Bank zu Honesd.ile,
Hnntingdon ditto zu Huntington, uugang.
lilN'ata ditto zu Lcwis:«un, ungang.
Kensngton do. in Phil'a, par
Lankaster do. zu Lankaster, par
Lebanon do. zn Lebanon, par
Lumbcrman'e! do. zu Marren, gebrochen
Manns, u. Mechanics in Plul'a, par
Marrietta u. Suöqueh. Trading (50. ungb.
Merchants u. Manuf. Bants Pittsburg, zj
Mechauics Bank in Phil'a, par
Miners Bank von Pottsville, par
Northern ditto von Pa. zu Dnndaff, ungb.
Monongohela ditto von Braunöville, Z
Moymenssng Bankl- in Phil'a, par
Nortbumbl. U. Colb.Bk. zu Milton, ungb.
N. Westeru Bk. v.Pa. z.Meadeville,geschl.
Neu Salem do. zu Fayette Eaunty, betrüg.
Rortbampton Bank zu Zllleiitann, par
N. H. Delaw. Brücken Co. zu N.H. .qesctl.
Zlgricul. n. Mauuf. Bk. zu Carlisle, gebr.
Philadelphia Bank* zu Philadelphia, par
Richards (Mark) in Philadelphia, qebroeh.
Schuylkill in Phil'a, LS bis so
Silver Lake Bank zu Moatrvse, geschloss.
Soutbwark ditto in Phil'a, par
Towanda do. zu Towanda, i
Union do. zu Uniolttaun, gebroch
Westeru do. in Philadelphia, par
Westmoreland do. zu gesctilo.
Wilkesbarre Brucken Co. zu Wilk. u»gaug
Wyoming Bank zu Wilkesbarre, par
«York ditto* zu Pork,
Aougbogany Bank zu Perryopolis, ungaug.
Auf die mit einen * bezeichneten
Banken sind falsche Noten im Umlauf.
lll?°Die Deposit-Banken sind mit ei
nem t gezeichnet.
Dr. Leidy's Blut-Pillen?
Ein grosser Theil davon ist Garsaparilla
Sind die elnziqen bestehenden Pillen welche
die stärkste Eigeuheil besitzen für die Reini»
gun.a der Eingeweide und die Fähigteit, zu
glncher Zeit, ta 6 Geblüt und Natur zu re»>
«igen.
Dr. Leidy's Blttt-PlUen,
Sind aus solche» medizinischen Extrakten zu
sammengeftöt, welche scbou von d<>n berühin
testen Aerzten m den Vereinigten Staate»
«»gewandt w«rde» nnd i» der ganzen Welt.
Dr. Leidy's Blttt-Pilien.
Sind ein sicheres Gegenmittel zegen die übel»
Effekt und Folge» von Merkurv nnd Mine
ralien, oder die gefährlichen Effekte von den
schlechten Arzeneien und Ouact«Medizinen
von Quacksalbern «nd aneländischen Jmpor
lsre».
Und Berks, Moittgomcry und Schuylkill Camtties allgemeiner Anzeiger.
Dr. Lclt'n's Blut-'plUen,
Sind Ann Onack, Auti Mcrknrial, AnriGal
lenhaft und gegk» alle Kranklieit erzeugriidt»
Ursache» oder gtgcn die Coustilutien wirken»
de Substanzen.
Dr. Leidy's Blitt-Pillen,
MKgen angewendet werten bei i»»qen und
alten, männlichen «ud weibliche«, in allen
Verhältnissen, odne Rückhaltniig von Arbeit,
Diät oder »lässigem Lebe», und ohne Furcht
sür Vcrkälliiilg.
Hört! waS Doktoren sagen! von Dr.
Leidy's Blut-Pillen!
AttSziiq von kiiiei» Briefe vo» Dr. Howard,
danrt Petersburg, liiiii 5», lö.??.
"Zch faiid dle Bl»r Pille» als eiue vorzüg
liche Pilrga»; uud Geblüt Reiniquiia, fand
sie mild n»d sanft in ihrcn Ä?i> tiiiiqcn, keine
ekelhafte Kcankhcit erzcugend im Magen,!e>b
schmcrzen :e. welche gewöhnlich durch Pur
ganze» erzeugt werde». Ich glaube, das; die
Blut Pillen die allcrkräftigsten in Existenz
sind, von allem in Form von Pille», nnd weil;
daß sie in »nzähliche» Fälle» die besten Wir»
kuugcil hervorgebracht haben."
Auszug eines Briefes von Dr. W. S. !am«
Bert, d.»t>rt Washington, Jnli L, 1V59.
"Ich faud Ihre Blut Pillen als eines der
höchst schätzbarsten Abführlinqsniiltel,welches
ich je anwandte. In der That, ich bin so zu
frieden mit ibren Wirkungen, daß ich selten
ein anderes Abfükrnngömittel anwende. Ich
gebe sie fast in allen Krankheiten wo Abfüh
rung iitthig >st. Es ist anci, nicht immer der
Fall das; ich sie einzig als '.'lbfühlungsinittel
anwende. Ich finde daß sie für rheumatische
Kraiikheite» der Haut und viele
andere Nebel, eben so wirksam sind.
Die Doktoren I. C. Hancock, CharlesHa»
inil nnd William Francis, von Pennsylva
nie».—Dr. I. P. tloyd nnd Isaak Halbach,
von Nen Orleans.—-Dr. I. G. Levis undJo
natha» Debree, von Kentiickn.—Dr. I. Cle,
ment, von Nichmond.—Dr. S»no» Gi.eed,
von Natchez. —Dr. I. O. larret, von Pills
bnrg—stimmen der allgrinemen Meinung bei,
daß die Blnl'Pillen daß allerschätzbai ste Ab
füdrungs uud Blucreinianiiginiltel sind, uad
eigenthümliche Mittel für i denmathifche Ue»
bel, Krankheiteu der Haut, Kopfweh, Gchwin
del, Ohnmacht «e. ?c., welches sie jemals ge»
kanut oder angewandt haben, und gebrauchen
sie in ihrer täglichen Praxis."
Zahlreiche Zeugnisse von Individuen könn
ten ebenfalls vorgelegt werden, aber die Ko
sten für Adverteisrn sind zn groß, um deren
Pnblizil ung zu erlaube». Z» alle Solche»,
die Gelegenheit habe» mögen, möchte Dr. Lei
dy dennoch sage» -
Prodirr seine Blut^)lllen!
Vor allen Mitteln probirt sie, ehe ihr res
kirt andere zn pi obire». Sie wäre» nie »übe
fritvigettd—sie werde» »ie »»befriedigend sein
—könne» »ie unbefrirt'iqenk' sei« i» einiger
ihrer Wlrtliiiae», weil angenommen oaß über
>ov,l)(ni Schachteln davo» verkansc wurden,
nnd in nicht einen einzigen Falle war einige
davo» unbefriedigend.
Wo ist Dr. Leidy?
Was ist Or. Leidy ?
Die ganze Welt soll es wissen! ! Sein Na
me ist von selbst sich schnell derbreiteiid—und
sein Ruhm begleitet den Namen.
Dr. N. B. Leidv ist sowohl ei» regulärer
Appocheker als Arzt, attcstirt durci? die Dok
tore» Physie, Chapmaii. Core. Gibson.laef«
son, Hare, Horner, DeweeS, James ze.
Dr. N.B. teil», ist ein geboriier Pennsvl,
vanicr, gebildet iii dessen Ji'stilntc», nnd ist
nicht von Paris, London, Etinbnrg oder ei
nigein ailSlättdischt» Orte, welche gewöhnlich
voii Liiactsalber» nnd Betrügern angegeben
werden, welche denken, durch solche Tricks die
Unwissende» und Untundigtu leichter zu hin
tergehen.
N. B. Leidy gibt medizinischen Rath um
sonst, in alle» Krankheiten vo» jeder Natnr
nnd Art, rechnet nnr de» gewöhnliche» Preis
für die Medizinen die er vielleicht verordnen
mag, an seinem Medizin Ltohr »nd Gesund«
beitS Emporium, No. INI Notd 2te Strasse
nahe der Weinstrasse, (Schild vom goldneu
Adler nnd Philadelpkia, wo ein
zig preparirt werden, und »n Großen »nd
Kleinen verkanft
Tr. 2dlut-pillkn,
Ebenfalls zu verkauft» bei:
I. Sl. Smith ii. Co. Ste Strasse, nahe am
Rothen Löwe» Wirthshaiise.
I. Gilbert ». Co. 3te St. oberhalb der
Wc», Strasse.
Friedrich Älett, Ccke der Lten und Callow»
Hill Strasse.
G. W. Oakelv, Appotheker, Reading.
Sarah B. Morris, do. do.
Job» F. Long, do. Lankaster.
»' «' d». ?llle»ta»n.
Kanfman», Laneaster.
Miller. Gchistt, Smith, do. Hamburg.
T>ltnd zmn Verkauf i» der Druckerei dieser
Zeitnua, Preis 3Z Cent die Schachtel.
Mai 26. >z
zu loben und ohne Furcht zu tadeln."
Dienstag den 36. Januar 18 11.
Der Knabe vom Berge.
Ich bin vom Berg', der Hirtcuknab',
Seh' auf die Schlösser all' herab.
Die Sonne strahlt am ersten hier.
Am längsten weilet sie bei mir;
Ich bin der Knab' vom Berge!
Hier ist deö Stromes Mutterhaus,
Ich trink' ihn frisch vom Stein heraus;
Er braust vom Fels im milden Lauf,
Ich fang' ihn mit den Armen auf;
Ich bin der Knab' vom Berge!
Der Berg, der ist mein Eigenthum,
Da zieh n die Stürme rings herum ;
! Und heulen sie von Nord' und Süd',
So überschallt sie doch mein Lied:
Ich bin der Knab' vom Berge!
Sind Blih und Donner unter mir,
So steh' ich doch im Blauen hier;
Ich kenne sie, und rufe zu :
Laßt meines VaterS Haus in Ruh !
Ich bin der Knab' vom Berge!
Und wann die Sturmglock' einst erschallt,
Manch' Feuer auf den Bergen ivallt,
Dann steig' ich nieder tret' in's Glied,
Und schwing' mein Schwert und sing'
mein Liev:
Ich bin der Knab' vom Berge!
U
Der Elurmqcist.
einer alte» Gage der Eerltiitk.)
Als der unglückliche Cedric, nachdem
er seine Hände in das Blut seines Mit
menschen getaucht, sein Vaterland floh,
um den Handen der rächenden Gerechtig
keit zu entrinnen, bestand in dem Lande
seiner Geburt der Glaube an ein überna«
türliches Wesen, dessen ausschließliches
Amt es sei,
"den Wirbelwind zu lenken u.den Sturm."
Man nahm an, dieser Geist schiffe rings
um die Erde auf einem Feuerwagen, wel
cher getragen werde auf den Fittigen des
Windes, durch die schrankenlosen Aether
gesilde, ohne jedoch die Gränzen unserer
Atmosphäre zn verlassen. Seiner Bahn
gingen voraus Donner und Blitz, und
Sturm und Ungewitter folgten ihm, wo
hin er sich wandte. Er suchte nack und
nach a'le Weitgehende» heim, und hatte
eine unendliche Anzahl unleigeordnetei
Geister zu seiner Verfügung. Er hielt
nirgends still in seinem furchtbaren Zuge,
ausser um Zeuge zu sein des Schiffbruche'
eines Bösewichts, und nur dann war er
menschlichen Annen sichtbar. ES war der
Geist deö Sturmes!
Die Erinnerung an dieö sonderbare We«
sen erwachte in d-r Seele Cedrics, beglei
tet von nicht sehr angenehmen Verbin
dungsideen, eben als daS levantische Fahr
zeug mit günstigem Nordwinde aus dem
Hafen segelte auf seiner Reise nachJndien.
Eine rasche Fahrt hatte dasSchiff glück
lich bis fast ans Ziel» nahe an den bestimm
ten Hafen gebracht, als ein in seinen Fol
gen unseliger Zufall sich ereignete, welches
zu schildern wir hier versuchen wollen, so
weit solches in unsern Kräften steht.
Es befand sich nämlich an Bord des
Sckiffes ein bejahrter Mann, welcher seit
lange den Kalender zu seinem besondern
Studium gemacht hatte, beobachtend den
Wechsel des Windes und deS Mondes, den
Aufgang und Niedrrgang der Sonne, die
Grade der Warme und der Kälte, die
Trockenheit oder Feuchtigkeit der Luft, die
Farbe und Gestalt der Wolken. daS Stei
gen und Fallen des Quecksilbers, und an
dere ähnliche Anzeigen deö WetterL, wo
für er von dem Schiffsvolke mildem Na
men eines "Wetterpropheten" belegt wur
de. und das nicht mit Unrecht, denn, ob
schon er zuweilen fehlgriff in seinen Bor
hcrsagungen. .zu nicht geringer Schaden»
Freude der Andern und eigenem Aerger,—
so waren doch seine Prophezeihungen im
Allgemeinen ziemlich richtig, besonders
wenn es die Annäherung eines Sturmes
betraf im tropischen Klima.
Eines schonen Abends, wälzend er auf
dem Deck spazieren ging, machte er die
sorglose Bemerkung : es werde ein schwe
res Ungewitter geben, mit Regen beglei
tet, noch vor nächstem Morgen. Der (5a
pitän deö Schiffes, welcher zufällig in der
Nähe stand und die Prophezeihung hörte,
stieß einen derben Fluch aus, scheltend, daß
der Prophet die ganze Bemannung in Al
lärm bringe, und schwur, denselben über
Bord zu werfen, wenn er noch einmal ei
nen Sturm verkünde. Der alte Mann,
welcher rine beträgliche Meinung von sei
ner Wissenschaft und seinem Talente hal
te. erwiederte ruhig: Erfahrung bringt
Lehre !
! Cedric, einer der verwegensten Gesellen
! auf vem Schiffe,ward unruhig und ängst
lich in Folge der Prophezeihung, beson.
derS als er an die nahe Klipxenvolle und
gefährliche Küste dachte. Die Besorgnis;
vor einem Schiffbruch überwältigte seine
sonst unbezwingliche aber nun mit Entset
zen erfüllte Seele, und er ging hin, sich
mit einem tüchtigen Glas Grog gegen das
nahende Unheil zu stärken.
Mitten im süssesten Schlaf, worin ihn
der einschläfernde Trank, die wachsende
Musik der Winde und das milde Schau
keln des Schiffes eingewiegt hatte, ward
Cedric plötzlich mehrere Klafter weit aus
seiner Hängematte geschleudert, und er
hielt einen Stoß gegen den Kopf, der ihn
für einige Zeit aller Besinnung beraubte.
Wieder zu sich gekommen, merkte er am
Krachen des Schiffes, am Geheul desWin
deS, am Geklapper der Segelstangen deut
lich, daß die Prophezeihung des alten
Mannes nur zu sehr in Erfüllung gegan
gen sei.
Er flog hastig an Bord, halb angeklei
det und fast ganz von Sinnen vor Furcht,
um sich über den wahrscheinlichen Umfang
der Gefähr die möglichste Gewißheit zu
verschaffen. Aber ach! der alte Mann,
welchen man an daS Steuerruder gesetzt
hatte, als den Einzigen, welcher in einer
so gefährlichen Lage das Schiff zu lenken
vermochte, war von einer der ersten Wel»
len über Bord gerissen worden. Er wand
te sich an mehrere Andere; aber Niemand
schien geneigt, auf ihn zu hören; Jeder
hatte mit sich selbst genug zu thun, um
auf die Angst eineS Andern zu achten.
Jede Hand schien gelähmt; das Fahrzeug,
ohne Steuermann, ohne Matrosen zum
Aufrollen deS Segelwerks, trieb um im
Ocean, preisgegeben ohne Gnade der
Wuth der Wellen und deS Windes.
Cedrics schuldbelastetes Gewissen er
wachte auf einmal auS langem Schlafe»
worin er bisher, sei's aus Unwissenheit,
sei's in Folge seiner lasterhaften Lebens
weise, ruhig, oder mindestens sich nicht
stark regend, gelegen. Jetzt aber gingen
ihm die Augen auf über sein Schicksal,
über sein irdisches Verhängniß; eine grau
senvolle Ahndung bemächtigte sich seiner,
eine Art instinktmässigen Entsetzens; er
konnte dessen nicht los werden- Ob es ein
Wesen gebe, das die Welt regiert, oder
nicht darum hatte er sich nie geküm
mert; aber eine geheime Stimme flüsterte
ihm zu: der Tod sei nicht das Ziel und
das Ende seiner Hoffnungen und seiner
Furcht seiner Freuden und Leiden. Er
war sich der Abscheulichkoit seiner That
wohl bewußt, und daß er bisher noch nie
den Arm des Rächers empfunden habe.
Er zitterte vor der Gewalt des wachsen
den StürmeS.
Er war ein muthiger Seemann, und
hatte gegen die Feinde seines Baterlandes
gefochten, doch so hatte sich noch nie die
! Furcht des tapfern Cedrics bemeistert. Er
> fiel bewußtlos zwischen d«S «mherliegendc
Tauwerk nieder, was ihm vor dem Uel>-r«
bordspülen schützte durch die Wogengebir»
ge, welche alle Augenblicke das Schiff un
ter sich begruben, mit unmittelbarer Wer
nichtung bedrohend sed? an Bord befindli
che lebende Seele.
Die finsterste Wolke, die jeden Himmel
dem menschlichen Auge verbarg, zog nun
in düsterer Schwärze hin über den Häup
tern deö schreckengelähmten Schiffevolks,
und jedwede ihrer Poren öffnend,
te sie ihren Inhalt auf einmal nieder, so
daß eö schien, ein ungeheures Meer wolle
ein anderes überschwemmen. Aus allen
Weltenden bliesen die Winde mit unerhör
ter Wuth; Donnergeprassel rollte durch
die Himmel unaufhörlich wie Geschützeö
gebrüll am Tage der Schlacht; doch Ge
schützeögebrül!, dessen furchtbare Musik
die Brust des Muthigsten wie deS Feig'
sten mit Beben erfüllt, ist nur ein leiseü
Zephyrgesäusel gegen das Geheul, welches
sich diese Nacht vernehmen licß am klip
penreichen Gestade Indiens.
Die Leoantine stieß mit füchteilicherGe»
walt gegen eine unter der wogenden Was
seroberfläche verborgenen? Felsenklippe, u.
sie war in einem Nu auseinander und ver
schwunden, die unglückliche Schiffsmann
schaft hinter sich lassend, schwimmend aus
den beweglichen Gipfeln der rollenden See.
Cedric ward von der Wuth des toben
den Elementes an den Fuß eines jener
steilen Felsen geschleudert, welche da einen
natürlichen Wall zwischen See und Land
bilden. Erwacht aus seiner Betäubung,
sah er sich abermals den Schrecken um sich
her preisgegeben. WaS aus seinen Käme«
raden geworden, wußte er nickt; er dachte
nicht an sie. Mit der Kraft der Ver»
zweiflung, mit der festen Entschlossenheit
des Wahnsinns erklimmte er ein Bruch
stück des Felsens, während jede folgende
Welle höher'und chöher hinschwoll über
seinem schutzlosen Haupt.
Er zählte die Wogen, die über ihn hin
stürzten, er verfolgte mit dem Blick die
abfllessenden, und sah den anwälzenden
mit finstern Augen entgegen. Für ihn
war diese Zeitlichkeit in der Ebbe; dieWel»
le, welche ihn in die Ewigkeit hinabzuwa
schen bestimmt war, nahte bereits heran
in schrecklicher Helle, von dem blendenden
Blitz mit allen i./en Entsetzen aufs
Schauerlichste beleuchtet.
Um dieselbe Zeit unterschied er einen
ragenden Fels, welchen bisher Finsterniß
umhüllt hatte, doch der nun inmitten der
schäumenden Wogen aufstieg, gleich einem
Thron des meerbeherrschenden Goties.
Die Erhabenheit und Herrlichkeit des
SturmS erreichte ihren Wipfel. Auf der
Höhe des spitzigen Felsens, welchen die
ewigströinende Glut der Blitze unaufhör
lich röthete, erschien eine kolossale Gestalt
in weissem Gewand, welches sammt dem
reichen Haar weithin in die Lüfte flatter
te. Die Gestalt wies auf den hoffnungs
los daliegenden Cedric mit tödtlichem Lä
cheln im Angesicht. Cevric starrte wild
hin auf die überirdische Erscheinung : die
letzte stürzte auf ihn zu und begrub
ihn in der schäumenden See-
Das Gespenst bestieg seinen Wagen, be
gleitet von einem zallosen Schwärm dienst
barer Geister, und fuhr auf Wirbelwin
den dahin, andern Erdgürteln seinen Be
such abzustatten. Es war der Geist
veö SturmS.
Die Zahl Vier ist die Heilige Zahl bei
den Orientalen. Die Bier Veziere sind
die Stützen der Herrschaft des Sultanö
in der Türkei ; der Koran nennt vier En
gel als Träger deH.Thrones; eö gibt vier
Haupttugenden, sowohl bei den Türken,
als bei den Griechen, und der Prophet
Mahomet bildete nach den vier Evangeli
sten seine vier unmittelbaren Apostel, die
ersten Kaliphen des JSl«ms. Dieses tief
gewurzelte Vorurtheil war Mahomed'S
Grund zur Ernennung der vier Beziere.
No. 21.