Der lecha patriot. (Allentaun, Pa.) 1848-1859, November 11, 1857, Page 2, Image 2

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    Lecha Patriot.!
Allentaun, Pa., November 11. 1857.
V» n Kansas.
Nachrichten von Leeompton, Kansas,
vom Lasten Octobcr, neiden, daß Gouv.!
Walker eine weitere Proklamation er
laßen habe, betreffend die Wahlberichtc
von Stimmen aus McGhrc Co.,
die er ans denselben Gründen auSge.
worfen, welche ihn bewogen haben die
von den» Oxford Distrikt, in Johnson
Caunty, auszuwerfen. Die Proklama
tion sagt, er habe in beiden Fällen nur
so gehandelt wie es sicher recht sei. Und
ferner, daß sehr grobe Betrügereien
stattgefunden hätten. In MeGhee Co.
ward einberichtet daß es 1202 Stim
men für die Sclaven-Demokratie und
2! für die Freistaat-Republikaner ein
gegeben habe. Die Stimme in Kansas
stand wie folgt: Republikanische Stim
me 7552 —Loko Foko Stimme LBllZ.-
Republikanische Mehrheit 27M. Hier
bei ist MeGhee Caunty mitgerechnet,
wie es berichtet war. Streicht man die
ses, so wächst die Republikanische Mehr
heit zu etwa 10W.
Die Regierung.-—Kansas.
Die Zeitungen von Ncuyork haben
verschiedenartig lautende Berichte über
das Verfahren, welche die Regierung in
Bezug auf Gouv. Walker einzuschlagen
gedenkt. Es geht daraus aber hervor,
daß sich die Regieruirg selbst schämt mit
den Wahlbetrügereien die dort vorge
kommen sind —obschvn es eine Selten
heit ist, daß sich dte LiederS jener Par
thei schämen. Doch muß Tadel gegen
Walker gefunden werden, damitder Sü
den zufrieden gestellt werden kann, und
so heißt es daß die Regierung der Mei
nung sei, Gouv. Walker habe kein Recht
gehabt, jene Wahlberichte zu verwerfen,
sondern daß dies eine Pflicht der Gesetz
gebung gewesen sei. Das „ Handels-
Jonrnal" will wißen, daß Gouv. Wal
ker am 2. November Kansas verlaßen
habe, um nach Waschington zurückzu
kehren —daß aber die Regierung nicht
daran denke ihn zn tadeln. So, —so
denkt man auch dran das Doppclgesicht
zn spielen? Well, wir wollen sehen.-
Bnchanan befindet sich abermals sicher
an einen, engen Platz —er mnß entweder
die südliche oder nördliche Seite nehmen
—und die ganze Welt wird sehen daß
er sich wieder auf die südliche Seite stel
len, und Walker absetzen wird, im Fall
seine Freunde ihn mcht bewegen können
freiwillig zn resigniren.
Unglück.
Letzte Woche trug sich bei Parryville,
Carbon Caunty, folgendes Unglück ans
der Lecha Valley Cihnbahn zu: —Cin
Mann Namens Tilghman Schitz sprang
nämlich von einem Kohlenkarren herun
tor, der auf einer Nebenbahn stand, ge
rade auf die Bahn ans welcher zur näm
lictftn Zeit ein Passagier^Zug herankam.
Der CnDiucnr ließ die Pfeife hören,
aber Schitz kam nicht in Zeit aus dcm
Wege, sondern niedergeworfen
und verschiedene Räber giengen über ei
nes seiner Beine, welches dadnrch der
maßen beschädigt wurde, daß es abge
nommen werden mußte. Cr befindet sich
jetzt so woA als unter den Umständen
zu erwarten ist.
Vit Danken.
Alle Banken von Philadelphia, mit
Ausnahme der „Bank von Pennsylva
nia," so wie alle Pittsburg Banken, ha
ben das Nelief-Grsetz derCrtra-Sitznng
der Gesetzgebung angenommen. —Unse-
re Allentaun Bank hat gleichfalls dieses
Gesetz beinahe einstimmig angenommen.
Well, wir wollen n«n sehen ob die Zei
ten besser werden. Gewiß ist es der
WnnschAller, daß dies geschehen mag.
Zerhirengti» einer /lnMainpt.
Am vorktzten Montag zerplatzte in
der Wohnung einer Frau FMer, in
Philadelphia, eine Fluidlampe, wobei
eines ihrer kleinen Kinder schrecklich ver
brannt wurde. Beinahe täglich ereig
nen sich ähnliche Unfälle, und doch fin
de» sich immer noch Personen, die diese
wiederholten Warnnngen nicht achten,
oder die, so zu sagen, Pulver - Magazi
nen aus ihren Wohnungen machen.
Der Geldmangel.
Auch in England und andcrn frem
den Länder hat man gegenwärtig drück
ende Zeiten zu erleben. Wunder ob
dieselbe auch durch einen Cleckschenir-
Trick der Republikaner entstanden sind,
wie unsere Loko Foko Gegner vor der
Wahl behaupteten, daß der Drnck in
diesem Lande zuwege gebracht wurde?
O Hnmbng! -
fskomotive zerplatzt.
Ans der Hazleton Eisenbahn erplo
dirte am Z. November eine Lokomotive
wodurch der Enginenr nnd der Fener
mann augenblicklich getödtet nnd zwei
Hemmer schrecklich verbrüht wnrdrn.
Hartes Geld.
In dics»n Tagen (sagt der Philadelphia „North
American") tritt jeder Quacksalber mit s»in»m
Gehcimmittcl h«r»or, um unser» finanzielle Krank
heit zu heilen ; und diejenigen, welche vielleicht
das Credltsyflem am mehrsten benutzt und Bank-
Erleichterungen reichlich genoßen haben, erheben
nuy „Hartgeld" aIS daS einzig« Univerfal-Mittel
und den besten Schutz gegen künftige Nevulstonen.
Wir glauben an keinen solchen Humbug, noch le
gen wir den Vorgebungen von Parthelen viel Zu
trauen bei welche sich desselben bediesen. Die
Einführung eine« ausschließlich metallenen Geld
umlaufs würde dem Fortschritt unseres Landes
auf einmal Einhalt thun und jedem großen Un
ternehmen ein Ende machen, welches von dem Aus
gang seiner Entwickelung abhängt. Unser ganzes
System des Handels, der Verbesserung und des
BankirenS beruhet auf einer Grundlage, In welche
Credit mehr ausgedehnt eintritt, als irgend ein
andere« Element. Gleichwie jedes andere System,
welche« durch menschliche Weisheit »rsonne» und
von menschlicher Mangelhaftigkeit aufrecht erhal
ten wird, ist es dcm Mißbrauch und dem Irrthum
unterworfen; aber der Contrast, welcher heute
dargeboten wird zwischen den Nationen, die dieses
System befolgt haben, und jenen, die dcm andcrn
hartnäckig angehangen haben, liefert den besten
Beweis rücksichtlich welches von bcidcn am besie»
die edeln Bestrebungen der Civilisation und de»
materielle» Wohlstand befördert. Es mag sein,
daß eine nähere Annäherung zwischen den Noten
ausgaben und dcr klingenden Münze der Banken
wllnschciiSwerth ist, und daß die jctzt Im Gebrauch
befindlichen kleine» Noien mit Vortheil vom Uni
lauf verboten werde» könnten. Diese und andere
Schutzmittel sind jedoch nur Verbesserungen des
bestehenden Systems und ein Theil der nützlichen
Belehrung, welche durch die Erfahrung erlangt
worden ist.
Herr Biddle sprach vor fünf und zwanzig Jah
ren ähnliche Meinungen aus, und seine Untersuch
ung vor der ausgewählten Committee über die
Vereinigte Staaten Bank ist voll nützlicher Anra
lhungen für die gegenwärtige Zeit. Seine aus
gedehnten Gelegenheiten zum Studium unserer
Finanzen und seine umfaßende Staatöwissenschaft
bei der Anwendung derselben zum praktischen Ge
brauch berechtigen seine Anrathungcn zu großem
Gewicht; und wir glauben, daß wenn fle wären
angcnommcn worden, daß viele der Uebel, welche
in die inkorporirtcn Banken eingeschlichen sind,
hätten können verhütet wtrden. Es war dir
Mode, ihn und seine Theorien zu verklagen, ob
wohl nicht wenige eben der Männer, welche da
mals und seitdem am lautesten in jener Anklage
waren, jetzt über seinem Grabe für jene Grund
sätze lärmen, welche er empfahl.
Einige von Jenen, welche am eifrigst»» sind in
ihren, Kreuzzug gegen Banken und Credit, brin
gen das Beispiel von Callfornien vor, als eins,
das nachgeahmt werden sollte, weil keine Zettel
banken in jenem Staat inkorporirt worden sind. —
Da» angeführte Beispiel ist in jedcr Hinsicht selt
sam unglücklich. Kein anderer Staat in dieser
Union stieg schneller an scheinbarem Wohlstand,
oder siel schneller davon herunter. In einem
Zeitraum von 5 Jahren trafen Extreme zusam
men, und fabelhafte Vermögen, welche gleichsam
wie durch Zauber erschaffen wurden, wurden zer
streut gleichwie Nebel vor der Morgensonne.—
Dem ungeachtet bestand dcr ganze dortige Geld
umlauf au« klingender Münze. Der letztherige
Sekretär der Vereinigte Staaten Schatzkammer,-
Herr Guthrie, dessen Demokratie kaum bezweifelt
werden wird hat diesen Gegenstand in seinem
letzten Bericht an den Eongreß völlig erwogen,
und er sprach folgende Ansichten aus, welche alle
einsichtsvolle Gemüther ansprecheu werden. Er
sagt -
„Ein Geldumlauf, bestehend theils aus Bank
note», hat einen Hang und einigermaßen eine
Richtung zum Uebermaß, gegen welche ihre Ver
wandelung in Gold und Silber aus Anfrage keine
Sicherheit ist; »och ist die Beschränkung von
DiScontoS auf Noten und Bills, welche wirkliche
Geschäfte vorstellen, eine Sicherheit noch wird ste
eS j» sein, wahrend es so eine Sache giebt wie
übertriebener Handrl unv übertriebene Erzeugung;
und aus den nämiichcn Ursachen würde ein rein
metallener Geldumlauf keine völlige Sicherheit
ausmachen gegen einen verminderte» oder eine»
überflüßigen Verrath."
„Die Festsetzung eine« rein metallenen Geld
umlaufs würde die Zurückziehung der korporlrten
Autorität erfordern, welche durch die von Staate»
verliehene» Freibriefe 1398 Banken gegeben ist,
Banknoten auszugeben und als Geld zu zirkuliren,
und die daraus rrfolgtnd» Zurückzithung von 195
Millionen Thalern, welche gegenwärtig, von ihnen
zirkulirt werden. Der Congreß besitzt keine Ge
walt über die Freibriefe zu verfügen, die von den
Staaten ertheilt worden sind, und die Staaten
mögen ohne die Gewalt sei» während der Dauer
der Freibriefe und würden sicherlich nicht einwilli
gen, die Gewalt an den Congreß auszugeben. —
Daher ist ein rein metallener Geldumlauf als un
ausführbar unter unserer Constitution und Gesetze
anzusehen, ohne die Gesinnungen unseres Volks
zu erwähnen."
Der gesunde Menschenverstand dieser Eingebun
gen kann nicht fehlen auf jeden praktischen Mann
einen starken Eindruck zu machen; und sie sind die
beste Antwort auf die abgeschmackten und albernen
Spekulationen politischer Charlatanen, welche e«
unternehmen würden die Gebräuche und den Geld
umlauf eines Volks umzuwandeln, welches über
alle Beispiele vorgerückt ist In allen Elementen des
dauernden Fortschritts und Wohlstandes.
IS" Während den Sommer-Monaten wurden
im NorriStaun Markthau« wöchentlich zweimal
Abends gottesdienstliche Versammlungen gehalten.
Die Prediger de» Orts von den verschiedenen Be
nennungen, nebst eingeladenen und besuchenden
Gästen, hielten Reden. Die Versammlungen
wurden von andächtigen Zuhörern steißig besucht
und nicht durch Unordnung gestört. Seit dcm
kühleres Wetter eingetreten, wurden dies» Ver
sammlungen eingestellt.
Schweine Tholera.—Pferde - Krankheit.
In Northampton Cannty ist die fa
tale Schweine Cholera wieder anSgebro
chcn, und besonders in Nieder - Saueon
Tannschip, allwo die Bauern schon viele
dieser Thiere verloren haben. Auch ist
in Buckö Cannty eine Krankheit unter
den Pferden ausgebrochen, welche viele
dieser unentbehrlichen Thiere hinweg
rafft. Ein Mann allein hat in dcr letz
ten Woche drci ganz schätzbare Pfcrdc
dnrch diese Krankheit verloren.
ll?' Nach den letzterhaltenen Nach
richten von Curopa sind die Preiße des
BrodstvffeS bedeutend im Preiße gesun
ken.
Landwirthschaftlicheo.
(ZluS dciu Pale»t-«.richl für das Zahr IBSV.)
gutterkräutee.
MeS q u l t-G ra «. Ueber diese« Futt»rkraut
berichtet Jam»«A. Lewis von Kanawha (W»st
virginien) an das Patentamt in Waschington Fol
gende« :
„Im Herbst 185 k besäete ich einen Acker Hü
gelland auf meiner Bauerei mit M»squit - Gras.
Den Samen hatte ich von Texas erhalten. Ich
habe e« mit dem Kentucky Blaugras, Orchard
Gras, Klee und Timothy verglichen und es scheint
nur besser zu sein al« jene. Es verträgt das Kli
ma sehr gut, bedeckt den Boden vollkommen, wächst
nach dem Abmähen schnell wieder, leidet weniger
als die andern Grasarten von der Dürre und
bleibt den ganzen Herbst und Winter hindurch
grün. Das Vieh frißt es grün und getrocknet mit
Begierde. Im letzten Herbst habe ich noch 1V
Acker mit diesem werthvollen Gras eingesäet."
Randall Gras. Eine Spezies dieses
Grases wurde vor mehr als 3V Jahren von Ran
dall Lucas am Doe Creek, einem Zufluß des New
River, in Giles Caunty, Virginien, entdeckt und
angepflanzt. Es wurde von ihm jahrelang culti
virt und durch Verkauf von Samen nach und nach
im westlichen und südlichen Virginien verbreitet, wo
man es so hoch hält wie den Timothy und das
Orchard-GraS. Das Randall - Gras wird, im
Verhältniß von einem Büschel auf den Acker, im
Herbst mit dem Weizen oder im Frühjahr mit dem
Hafer gepflanzt. Auch auf neuem, niemals ge
pflügten Land macht es sich gut. Zum Füttern
ist es besser grün, als getrocknet; es ist eine der
frühesten Grasarten Im Frühjahr und die späteste
im Herbst. Im zweiten Sommer, nachdem es
gesäct wurde, kann man es mähen, um dem Sa
men zu gewinnen, der früh im Juli reift. Es
wird gewöhnlich 18 bis 2t) Zoll hoch.
Ungarisches Gras wird von D.B.
Dixon aus MuScatine, lowa, folgendermaßen be
schrieben und empfohlen!
„Das Moha de Hongrie (panicum xerm»-
niouin), im Jahr 1354 vom Patentamt impor
tirt, wurde in dieser Gegend zuerst gebaut in Man
tua Taunschip, Monroe Caunty, und ist unter dem
Namen „Ungarisches Gras" bekannt. Es wächst
üppig und gibt ein vortreffliches Heu. Pferde
und Rindvieh fressen es begierig. Die Bauern
im ganz«» Lande sollten ihm ihre Aufmerksamkeit
zuwenden, denn es liefert mehr und besseres Fut
ter, als irgend «ine andere bekannte Grasart in
den Ver. Staaten. Die Bauern im Westen na
mentlich sollten sich von seinem Werth überzeugen ;
denn es ist dazu bestimmt, die Ackerbauprodukte
dieses Landcstheils zu verändern und Kühe, Pferde,
Maulesel und Schafe an die Stelle von Schwei
nen zu sehen. Wir haben bisher au« Nothwen
digkeit Schweine gezogen, weil unser einzig zuver
lässiges Produkt in Welschkorn bestand und wir
das Heu oder Aequivalent von Heu, dessen andere
HauSthicre bedurften, nicht billig und sicher pro
duziren konnten.
„Das urgarische Gras ergibt durchschnittlich 3
Tonnen Heu und 3g Büschel Samen vom Acker,
oft mehr und selten weniger. Dies war der Er
trag in der letzten Saison trotz der Dürre.
„Das Einsäen kann in dieser Gegend vom I .
Mai bis 15. Juni geschehen. Man nimmt ein
Büschel Samen auf 3 Acker und verfährt wie mit
dem Hafer, indem man das Land vor- und nach»
her eggt. Gemäht wird das Gras wenn der Sa
men fast reif ist und die ganze Pflanze eine schöne
gelbe Farbe hat. Zu früh gemäht, erlangt der
Samen seine vollkommene Reife nicht; wenn zu
spät gemäht, fällt der Samen aus und sind die
Stengel zu holzig. Als Fuiter nach dem Aus
dresche» ist es völlig so gut wie Timothy und wenn
man es mit dem Samen verfüttert, wie es gesche
he» sollte, ist es besser als Hafer. Ich besäe IVO
Acker mit diesem GraS nnd hoffe davon wenigstens
3ggg Büschel Samen zu erhalten."
Ich lcs' eben keine Leitung.
Diese Worte hört man so oft sagen, gewöhnlich
von solchen Leuten, die keine besondere Freunde
von Zeitungen sind, und wir hörte» dieselbe» kürz
lich von einem jungen Manne, was uns veranlaßt
einige Bemerkungen darüber zu »lachen.
Kurz vor der neuliche» Wahl kam ein junger
Mann vom Lande in diese Druckerei, als gerade
einige Tickets auf dem Tische lagen. Beim Ue
berblick derselben kam die Rede auf die Candida
ten auf denselben und endlich auch auf die vier
letzten Tickets, bezüglich auf die Verbesserungen der
Constitution, als unser Besucher gar naiv fragte:
„Was meit nou das do?" Auf die Antwort,
daß dies der wichtigste Punkt sei, worüber das
Volk bei der nahen Wahl zu entscheiden hätte,
schien er sich höchst zu wundern, und auf die Fra
ge, ob er den nichts davon in der Zeitung gelesen
hätte ? anwortete er ganz arglos - „Ich les' eben
keine Zeitung."
Dieser junge Mann gehörte zu den Vielen, die
wenn sie um etwas gefragt werde», was Jeder
mann wissen sollte und was jeder ZeitungSleser
wissen kann, gewöhnlich antworten : „Ich les' kei
ne Zeitung." Sie lesen keine Zeitung, weil sie
wissen, daß Zeitungen Geld kosten, was sie durch
das Nichtlesen derselben ersparen, aber sie wissen
gewöhnlich nicht, warum sie eine Zeitung lesen
sollten —Viele davon wissen vielleicht gar nicht,
daß Zeitungen nicht allein gedruckt werden, um
Latwerg- oder Schmalzhäfen damit zuzubinden.-
Diese Leute sind es gewöhnlich, welche am laute
sten schimpfen, wenn die Landes - Regierung nicht
nach ihrem Sinne ist, aber nicht daran denken,
daß dieselbe vielleicht anders sein würde, wenn sie
sich bei der Wahl betheiligt und für rechten Can
didaten gestimmt hätten aber konnten es nicht
wissen, denn „sie lesen keine Zeltung." Es sind
ebenso dieselben Leute, welche so oft übervortheilt,
betrogen und bestohlen werden, wenn sie ins öf
fentliche Leben kommen, weil fle nicht« wissen von
den Schlichen und Kniffen, welche Schurken und
Gauner gebrauchen, um Unerfahrene zu umgarne»
und zu fangen, denn sie lesen keine Zeitung.—Sie
sparen jährlich ein oder zwei Thaler, verlieren aber
durch solches Sparen oft zehnmal soviel bei einer
einzigen Gelegenheit.
Dies sind einige von den Folgen de« Nichtle
sens der Zeitungen, deren Wahrheit Niemand
bestreiten wirh, und obwohl es nicht wahrscheinlich
ist, daß Viele von den Nichtlesern diese Bemerkun
gen lesen werden, so könnte es doch möglich sein,
daß einig« davon hören und dadurch veranlaßt
werden sich eine Zeitung anzuschaffen, ivodurch sie
nicht« verlieren, im Gegentheile mehr gewinnen
werden al» durch ihre bisherige Sparsamkeit, und
dann werden sie auch nicht mehr sagen brauchen -
„Ich les' eben keine Zeitung."—(Beob.
Tod eineo Revolutions-Soldaten.
Jacob Drinlhau«, früher von PottStaun, starb
am vorletzten Freitag zu Philadelphia, Im Alter
von 97 Jahren und 4 Monaten. Er machte den
Nevolutlonskrieg mit und war vielleicht der einzige
Ueberltbende, der die Hinrichtung von Major An
dre mit angesehen hatte. Er war früher Post
meister in PottStaun, nachher Friedensrichter da
selbst, und repläsentirte Montgomery Caunty in
»er !
Der Verlust an Oceandämpfern.
Dcr ungeheure Menschenverlust, den da« der
„Central Amerika'' zugestoßene Unglück verursach
te, ist ohne Gleichen in der Geschichte dcr ameri
kanischen Dampfschifffahrt. Am nächsten fleht
diesem Ereignisse der Untergang de«CollinSdämp
ser« ~Arctic," am 27. Sept. 1354, wobei gegen
35N Menschen in den Fluthen versanken. Der
Dämpfer St. FranciSeo, welcher der Pacific Mail
Dampfschiff Compagnie gehörte und am 25. De
ctmbrr 1853 im atlantischen Ocean, an der Ost
küste dcr Ver. Staaten scheiterte, ging unter Um
ständen zu Grunde, die an das so vor Kurzem
stattgehabteEreigniß erinnern—doch kamen damals
bei weitem nicht so viele Menschen um, als jetzt—
es waren ihrer etwa 20V, darunter 15V Mann
Ver. Staaten Truppen.
Gehen wir die Geschichte der Unglücksfälle durch,
von welchen Dämpfer, die den Verkehr mit den
Ver. Staaten auf de», atlantischen Ocean vermit
telten, betroffen wurden, so finden wir, daß seit lL
Jahren eils große Steamer, die an und für sich
einen Werthe von über 4 Millionen Thaler re
präsentirten, zu Grunde gegangen sind. Wollte
man die Ladungen mitrechnen, so würde sich der
Verlust doppelt so hoch belaufen.
Dcr President ging im Jahre IBt l verloren,
Niemand weiß wir? oder wo?— Die Columbia,
dcr einzige Cunarddämpfer, der bisher verloren
ging, zerschellte an den Felsen der amerikanischen
Ostküste. —Die City os Philadelphia ging an den
Felsen in der Nähe des Cap Race zu Grund». —
Die City of Glasgow segelte am 1. März 1354
von Liverpool nach Philadelphia ab, und ist seit
der Zeit verschollen. —Dem Great Britain wäre
es fast ähnlich ergangen; er lag beschädigt meh
rere Monate in der Dundrum Bai an der West
küste von Irland, ist aber jetzt im Stande und
tranSportirt »ben Truppen nach Indien. Der
Franklin blieb auf dcr Süd Westseite von Long
Island auf dem Sand sitzen, und man konnte be
quem Alles aus ihm herausnehmen.—Der Hum
boldt scheiterte vor Halifax, aber Post und Leute,
sowie ein Theil der Ladung wurden
Arctie sank am 27. Sept. 1854 bei einem Zu
sammenstoß mit dem Dämpfer Vesta, östlich von
Newfoundland, und über 3VV Menschen verloren
dabei ihr Leben. Der Pacific, zu derselben Linie
gehörig, fuhr (mit etwa 2VV Menschen) am 23.
Januar 1855 von Liverpool ab und ist gänzlich
verschollen. Der eisern» Dämpfer Tempest von
15()<j Tonnen fuhr am Ig. Februar 1857 mit ei
ner Bemannung von etwa 4g Leuten ab und ist
seit der Zeit nicht mehr gesehen worden.
Aus den« großen Ocean (Pacific) find mchrere
schöne Dämpfer, größere und kleinere, zu Grunde
gegangen. Die Jndependence zum Beispiel ging
mit 13g Menschen unter und die Dämpfer Ten
nesse, St. Louis, Aankee Blade, Winfield Scott
und andere brachen am Ufer in Stücke.
Englische Dämpfer, welche Gewässer in der Nä-!
he der Ver. Staaten befuhren, haben ähnliche
Schicksale erfahre». Seit Kurzem haben wir den
Verlust des schönen Dämpfers Canadian auf dem
St. Lorenzo z» registriren. Früher gingen dcr
Ciyde (New Aork Glasgow Linic) und mehrere
andere Schiffe in dcr Nähe der westindischen In
seln verloren.
Rcckmct man die Menschenleben zusammen, die
auf diesen Dämpfer zu Grunde gingen, so erhält
man eine Summe von gegen 170 g. Da dieset!
Verlust nicht mehr gut gemacht werden kann, so
ist es unnütz, sich mit dem Gedanken trösten zu
wollen, daß eine große Anzahl dcr Leute gerettet
worden wäre, we.m die Schisse wasserdichte Ab
theilungen gehabt hätten. Das Vorkommen solcher
Unglücksfälle giebt aber Gelegenheit, darauf zu
dringen, daß dieses Sicherheitsniitiel von jedem
Dämpfer verlangt wird, bevor er den Ocean be
fährt. Ist diese Einrichtung allgemein angenom
men, so sind wir nicht so ost in die peinliche Noth
wendigst versetzt, von solchen Catastrophen zu
reden und zu schreiben. (M. B.
Ein merku'lildigrrFall.
Ein Correfpondent des Albany Evening Jour
nal theilt die Einzeinheiten eines Besuchs mit,
welcher der Frau HayS, von Horieon, Warren
Caunty, Neu - Aork, abgestattet wurde, welche in >
jener Gegend bekannt ist als "die Frau, weiche
lebt ohne zu essen." Es scheint die Frau befindet!
sich in einem krankhasten Zustand und ist beinahe
fortwährend heftigen Krämpfen unterworfen, wel
che sehr bedauerlich sind anzusehen. Der Schrei
ber sagt:—
"Sie hat lang anhaltende Anfälle, in welchen
ihr Körper erhoben wird und sie sich dann zurück
wirft, so daß der obere Theil ihres Hauptes auf
das Bett stößt, wodurch ihre Füße und ihr Gesicht
so nahe zusammen gebracht werden, daß ihr Kör
per einen Halbzirkel bildet. Zuweilen ist Ihr
Haupt so weit zurück gezogen worden, daß die Li
nie ihres Gesichts umgekehrt wurde und Ihr Ge
sicht auf dem Kopfkissen ruhete. Dann machte ste
sich wieder grad, und «S erfolgte die gewaltigste
Bewegung ihres ganzen Körpers ein heftiges
Zittern—eine schnelle, krampfhafte Thätigkeit je
der Nerve und jeden Muskels, begleitet mit Wür
gen und Schnappen nach Athem, gleichwie eine
Person, die in den letzten Zügen liegt. Dieses
Würgen und Schnappen nach Athem geschieht in
Folge von unterdrücktem Athem, während der Zeit,
da ihr Haupt so gewaltsam zurück gezogen wird.-
Zu einer Zeit blieb sie zwanzig Minuten in jener
Stellung ; zwölf Minuten war die längst» Zeit
während ich bei ihr war. Ich hielt einen Spie
gel vor ihr Gesicht zur Prüfung, konnte aber kei
nen Beweis sehen, daß sie athmete. Sie blieb
jetzt gewöhnlich nicht länger als drei bis fünf Mi
nuten in diesen besondern Krämpfen. Man schätzt,
daß während einem Zeitraum von drei Wochrn,
fle diese Bewegung Im Durchschnitt wenigsten« ein
mal in einer Minute durchmachte. Die Angabe,
welche fle mir gabcn, würde viel mehr ausmachen.
Eines TagS, als man Rechnung darüber führte,
fanden nicht weniger als drei tausend fünfhundert
dieser Krampfanfälle statt. Der geringste Bissen
Nahrung, welche in ihr Zimmer gebracht wird,
verursacht heftiges Schnappen nach Luft und Nei
gung zum Erbrechen. Ich reichte ihr blos Brod
und nahete mich dann dem Bette, und dieses ver
ursachte ein schreckliche« Schnappen nach Athem."
Der Schreiber sagt, er habe überzeugenden Be
weis, daß diese Frau von etwa dem 2gsten letzten
Februar bis zum Ilten September al» er sie sah,
weder gegessen noch getrunken hat; und sie hat seit
dem 28sten Juni 1855 nicht mehr gegessen, als
ein» gesunde Person bei einem einzigen Imbiß es
sen würde. —(Volkssr.
lein Pferd mit s Füßen.
In West Ehester wurde vor einigen Tagen ein
schönes schwarzes Pferd, das in ein leichtes Fuhr
werk gespannt, durch die Straßen getrieben, als
ein» Merkwürdigkeit bewundert. An dem unte
ren Gelenke des einen Beines, sagt das Village
Record, war cin vollkommener Fuß, nur etwas
kleiner al« der andere gewachsen. Da« Pscrd
war im übrigen sehr schön gestaltet nnd schien von
dcm doppelten Fuße nicht im gmngstcn incommo
dirt zu sein. t
Rleine Diebereien.
Der Readwg (Berks Eaunt?) Beobachter von»
Zten Nov»mb»r sagt«
„Di» alt» Sage - "Roth erzeugt Verbrechen,"
scheint sich bei uns bestätigen zu wollen. Verschie
dene kleine Langsing»rr<en stnd während den letz
ten 8 oder U) Tagen in unserer Stadt vorgekom
men, wovon folgende berichtet werden:
Am vorletzten Freitag Abend wurde ei« halbe«
Barrel Mackrel gestohlen, welches vor EvaNS und
Schäffer'S Speccreistohr, Ecke der 3. und CheSnut
straße, auf dem Pävcment lag. An, Mittwoch
Abend benutzte irgend cin verwegener Langsinger,
al« einer der Eigenthümer desselben Stohrs für
kurze Zeit abwesend war, die Gelegenheit, die
Geldschublade um S! 2 bis SIS in kleinem Wech
scl zu erleichtern, den zu dieser Zeit Jedermann
gebrauchen kann.
In der Montag Nacht wurden ein Paar schön»
Schweine, weiche Hrn. CyruS Troop, wohnhaft
in der Minorstraße, gehörten, aus dessen Schwein
stalle gestohlen und fortgetrieben bis nach Henry'S
Wirthshause, wo die Diebe (e« waren ihrer drei)
von dcm Nachtwächter, dem die Schweinetreibcrei
zu so ungewöhnlicher Zeit verdächtig vorkam, an
gehalten und befragt wurden, worauf ste Reißaus
nahmen. Der Eigenthümer der Schweine wurde
am andcrn Morgen crmiltelt und erhielt sein Ei-
Jn dcr Dvttnclstag Nacht wurden Kopse
Kraut gestohlen, von dem Lande des Hrn. Albert
Miller, Markt.Gärtner, nahe bei Hanipden oder
Helltaun. In derselben Nacht wurden von d>M
Hühner-Roost der Hrn. William Fichthorn etwa
2g bis Ig Hühner gestohlen. Hühner und Sau
erkraut mag eine gute Kost sein, aber wohl am
besten schmecken, wenn sie ehrlich gewonnen ist.
In der Mittwoch Nacht wurde eine Partie Kraut
gestohlen, von dem Lande des Hrn. Andreas Da
vis, im nordöstlichen Theile der Stadt. Mehrere
andere ähnliche Langfingerelen sollen vorgekommen
sein, und man glaubt, daß ste von Leuten began-
gen wurden, denen Arbeit Und Verdienst fehlt. —
Es steht zu befürchten, daß in nächster Zeit noch
mehr der Art vorkommen werden.''
vor Freude gefisrbeit.
Bei Clarksburg, Ba., ereignete sich in voligtr
Woche folgender tragischer Fall - Ein Sohn eines
. dortigen Bürgers, I. Winter, war vor 3 Jahren
nach Kansas gezogen, und hatte unterdessen nichts
l von sich hören lassen. In voriger Woche kam »r
jtdoch unerwartet im väterlichen Hause an; s»ln
ganzes Aeußere hatte sich aber, während seiner Ab
wesenheit derart verändert, daß sein Vater ihn
nicht wieder zu erkennen vermochte und es den
Sohn einige Mühe kostete, sich feinem Vater zu er
kennen zu geben. Endlich überzeugte sich sein Va
ter, drückt» den Sohn an sein Herz und war ver
gnügt, wie ein Vater unter solchen llmständen nur
immer sein kann. Aber die Freude sollte sich bald
in Trauer verwandeln. In einem anstoßenden
Zimmer waren seine zwei Töchter. Er hieß den
Sohn zurückbleiben, begab sich zu den Töchtern,
und sagte, ein fremder Herr wünsche sie zu sehen.
Sie kamen beide in'S Vorzimmer, wo ihr Bruder
sie begrüßte; allein sie erkannten ihn eben so
nig, als ihr Vater e« anfangs vermochte; aber
diese, begierig, zu sehen, wie sich diese Scene noch
gestallt» werde, hielt mit der Erklärung zurück,
als die älteste Tochter ihren Bruder plötzlich er
kannte und vor Freude und Ueberraschung todt zu
> VodeN sank. Moral j „Mann sei auch in der
Freude mäßig.'' Dies hatte der Vater in einem
fatalen Augenblicke vergessen.
Gefährliche tLisenbatmt'iück'e.
Ter in Berlin, Canada, erscheinende Deutsche
Canadier schreibt ! Die London freie Preße giebt
an, daß die große hölzerne Brücke der Vusfaloe
und Lake Huron Eisenbahn, welche bei Paris in
einer Höhe von Fuß über diu Grand River
fühlt, seit einigen Tagen Zeichen einer gefährlich
en Senkung zeigt. Während der Piovinzial Aus
stellung zu Brantforn sind oft schwere Güterzüge
'mit großer Schnelligkeit über dir Vuicke gefahren,
welche dadurch bedeutend geliticn zuhaben scheint.
Man fürchtet daß nächstens ein Unglück statt
finden wird, ähnlich dem bei Hamilton auf der
ncm Sturze der Wagen aus einer Höh» von l2v
Fuß in den Grand River, würden wohl wenige
Paßagiere mit dem Leben davon kommen. Da
her dürfte jeder, der von hier nach Buffaloe reißt,
gut thun, die Buffaloe und Lake Huron Eisenbahn
zu vermeiden. Freilich bleibt ihm dann nicht»
übrig, al« auf der Great Western dahin zu fah
ren was nicht viel sicherer ist, denn er muß dann
bei St. ChatarineS das wackeliche Gestelle passt»
ren, welches man mit dem Namen einer Eisenbahn
brücke beehrt, das noch immer zur größten Gefahr
für das reisende Publikum und zur Schande d»r
Compagnie befahren wird, und das man so lange
btnutzen zu wollen scheint, bis eS einmal unter der
Last eines Zuges zusammen bricht. Was geben
die Eisenbahn - Gesellschaft»« um dl» Menschenle
ben, die bei einem solchen Unglücke verlvren gehen.
SonVerl'ar.
Vor einigen achtzehn Jahren ging ein schönes
junge« Mädchen, Namen« Esther Fischer, von
Manayunk auf einem Canalboot nach Reading
ab, wurde aber ermordet ehe sie den letzteren Ort
erreichte. Der Vorfall »rregt» ungewöhnliche
Aufregung und e« wurde eine große Belohnung
auf die Entdeckung des Mörders gesetzt, aber ohne
Erfolg. Dieses Mädchen, sagt das Reading
„Journal," war ein» Schw»st»r d»r Mutter der
kürzlich ermordeten Adeline Boyer. Möglich,
daß dl« Mörder dieser armen Mädchen wohl nie
mal« entdeckt werden, bis an jenem großen Offen
barungstag».
Selt'ttmord. Versuch.
Thomas Baylitt«, welcher vor einigen Wochen
in Bridgeport seine Frau »rmord»t», und im Nor
ristaun Gefängniß sitzt fein Verhör an der No
vember Court zu erwarten, versuchte am vorletzten
Sonntag Morgen sich mit einem Rasirmeffer, wel
ches hm der Aufseher zum rasiren gegeben hatt»,
die Kehle abzuscheiden. Sein Vorhaben wurde
jedoch noch zeitig entdeckt und die Wunde durch
die Doktoren Dunlap und Kcrr verbunden. Der
Schnitt reichte fast von Ohr zu Ohr, halte aber
die Drosseladern nicht verletzt.
Andrew Johnson,
der kürzlich in Tennessee gegen den „berühmten"
Generai Pillow erwählte V. St. Senator, konnte
als er schon verheirathet war, noch nicht lesen. —
Seine Frau gab ihm Unterricht in den Abendstun
den, die ihm das Schneiderhandwrrk übrig ließ
und er hat sich seitdem von Stelle zu Stelle her
ausgearbeitet, bis er vor einigen Jahren zum
Gouverneur von Tennesse» und jetzt zum Senator
der V. St. gewählt wurde. Er ist fünfzig Jahre
alt.
Scventende Fallissements in England.
Die mit dcr „Europa" eingetroffenen Privat
briese kündigen da« Fallissement von zwölf Sei
den-Waarenhandlungen in Manchtster, und meh
rerer Manufakturen in Glasgow an.
> «ein Satschelor- und cin tLhemaons
leben.
! Ich kämite ein» respektable alt» Frau, dle mich
in gutem Ernste versichert hatte, im Buch Pirach
finde sich die Stelle - ,>Gn Mann, der kein Weib
nimmt, ist so dumm wie ein Sack." Ich habe
vergeblich danach gesucht, und will mich daher mit
dem wohlbekannte» Sprüchwort begnügen » „Es
ist nicht gut, daß der Mensch allein sei."
C« mag wohl zu keinir Zeit den Bätschklorn
an Waffen des Spottes gegen Ehemänner fehlen
und es ist gar nicht zu läugnen, daß auch die Ro
sen des Eheglücks manchmal au» Dornen gepflückt
werden müssen. Der Ehemann bekommt oft we
niger Braten und Kostbarkeiten, und mehr gesot
tenes Rindfleisch und Kartoffeln, al« der Bätche
lor im großen Gasthaus. E« geschieht auch fer
ner, tast sein Schlummer durch Kindergeschrei be
unruhigt wird, und aN traulich vtegnügten Aben
den, wo er al« guter Hausvater stch den Seinigen
zu widmen im Sinne hat, find oft seine Kinder so
> unättig, daß er mit Feuer und Schwert hinein
l schlagen muß; hat er im ÄnN, sich etwa« Schv
>! ne» für srinen eigenen Gebrauch oder Vergnügen
anzuschalten, so ist eben der Holzvorrath zu Ende,
l die Kinder brauchen Schuhe, das Mehl oder die
> Kartoffel» sind alle, oder drr Rcnt ist fällig.
AllcS dies und viel Mehr kann einem Ehe-
sale, die durch tausend kleine und große Freuden
l reichlich wirder aufgewogen werden, gegen das al
- lerglänzendsk Vätschelorleben, dessen Lichtpunkt
> ein WirthShärtS, dessen Ziel rill UNbeweitUe« Grab
ist - wee siebt ihm tröstend zur Seite, wenn er äuf
dem Krankenlager seidet; er hat kein Weib, keine
! Kinder, die ihm da noch Muth und Trost zuspre
chen - da liegt er, seinem Elend und der Einsam
i keit preisgegeben.
Ich sebe wahrhaftig nicht« Schöne« daran, so
- entbehrlich durch die Welt zu ziehen, wie ein Bät
> schelor, und so unvermißt daran« zu scheiden. —
. Gibt e« auf Erden ein stolzes Gefühl, so muß e«
das sein, sich al« die Sonne eine« zweiten Dasein«,
» den Mittelpunkt der kleinen reichen Weit eine«
Hauses, als Stamm und Halt künftiger Geschlech
ter ansehen zu dürfen. Wo sonst bat unser eige
nes inneres Wesen Geltung und Bedeutung, al«
- im eigenen Hause? Wa« du draußen erstrebst unv
» schaffst, und wirkst in Staat und Kirche, in Kunst
! und Wissenschast, immer fragt man nur nach dem»
> was du gibst, daheim liebt man dich als da«, was
du bist.
Von allen staatsvrofitlichen Plänen wäre der
am besten : Eine BätsOelvt « Steuer zu erheben,
das schiene mir so gerecht, so einfach, so natlir>>
iich. Man müßte freilich Ausnahmen gestatten,
Frau zu ernähren, oder wenn er vielleicht für
Mutter und Schwester sorgt, oder
drei Mädck'en, obne seine Schuld, seine Liebe tiicht
erhörten und ihn Nicht wollten»
Da aber erbebt sich in mir die Stimm?. Da«
wäre schon gut, wenn die Mädchen alle wären, wie
sie sein sollten; aber wie viele böse gibt's wieviel
Vergnügungssüchtige, putzsuchtig» u. s. «. Mag
sein, die Mädchen und Fraueii sind natürlich nicht
allezeit Engel, und schlimme gibt'S, die oft we>t
oben dinausgeken. und dann später um so härter
fallen ; und wenn nur ein rechter Hausen Geld da
ist, dann ist schon alle« recht ; solche gingen besser
nach dem Süden, wo mit Menschen Handel getrlc
sie werth sind. Aber kühn will ich es behaupte«,
für jeden guten Mann ist auch ein gute« Weib ge
schaffen, und nur seine Schuld Ist e«, wenn er sie
nicht sindrt.
Wöbet entspringen die BätschelorS? Echte
keit, over durch furchtbaren Verrath einer Gelieb
ten, da« ganze Geschlecht hassen Und fliehen fit
sind besser in Storle» als im Leben zu gebrauchen.
Da aber männliche Herze» nicht so leicht In Mut
losigkeit vetf.illen, wie weibliche, so ist weit weni
ger Aufschluß vorbanden, über die Gründe männ
licher Heizenseinsamkeit, und kann man nur we
nige Versuche mache», hier dahinter zu schauen.
Es ist nie die reine Absicht eines Bätschelor«
gewesen, ledig zu bleiben, er am allerwenigsten
hätte e« für möglich gehalten, obne weibliche Pflege
durchzukommen. Durch allerhand komische Ein
bildungen und llnentschlossenhelt verfällt er in
Wankelmuth. Eine ganz junge mußt du tiicht
al« der Kauf werth ist ; aber auch ja nicht zu alt
darf sie sein, die sind kiänklich und werden eifer
süchtig In mitlieren Jahren, so vier oder fünf
undzwanzig. Auch ja nicht aus Reichthum mußt
du sehen; wenn du eine reiche Frau nimmst, so
bist du dein Leben lang ihr Gast, und wenn sie
dich nicht darum ansteht, so thun e« ihre Eltern
und. Geschwister. Aber auch keine arme mußt du
nehmen, wenn du gleich ein schöne« Vermögen
hast, eine Frau ist ein fressende« Kapital und hat
nicht gelernt, mit Geld umzugehen. Nimm kein«
Vornehme, denkt er weiter, da mußt du vor dei
nem Schwiegervater Kratzfüße machen ; aber auch
keine von geringerem Stand, die in Verlegenheit
kommt, wenn du sie in ordentliche Gesellschaft
bringst j auch keiner Wittfrau Tochter, in einem so
kleinen Wesen lernt man die Haushaltung nicht
verstehen , auch keine Waise, so ein Mädchen ohne
Hcimath weiß gar nicht, wie man einen Mann be
handeln muß. Eine mit vielen Geschwistern mußt
du auch nicht nehmen, die« gibt zu viek Anhang,
und unter einer Heerde ist immer auch ein räudi
ge« Schaf ; hat sie viele Schwestern, so heiratheft
du sechs Frauen für eine ; find'« viele Brüder, so
ich kein einzig Töchterlein, so »in verwöhntes Ding
will vom Mann» gehätschelt sein wie eine Puppe
und ihr» Elt»rn sehen schief, wenn man st» nicht
immer auf den Händen trägt.
Laß dir S ja nicht einfallen, »In» schön» Frau
zu nrhmen, die kann'« ihr Lebtag nicht vergessen,
daß ste schön gewesen, und je älter das Werk wird,
desto kostbareren Einband mußt du anschaffen, um
es herauszubringen. Eine häßliche, oder gar eine,
die einen Fehler an sich hat, die einäugig, schief,
hinkend ist, die nimm ja nicht, und wenn ste sonst
wie ein Engel wäre; und wenn du'S auch vergißt,
so vergißt sie's nicht. E« ist langweilig, die Reize
bewundern zu müssen, die »in» Frau hat, ab»
noch viel langweiliger, wenn man die bewundern
muß, die ste gar nicht gehabt hat.
Eine Verwandte nimm just nicht; e« Ist nicht
gut, wenn man sich vor dcm Ehestande zu gut
kennt. Aber inn's Himmels willen laß dir nicht
einfallen, eine solchr zu nehmen, die nicht in dem
nämlichen Lande geboren ist, wo du geboren bist ;
die findet sich nie daheim, und bei allem, was sie
nicht gern thut, steckt ste sich hinter den fremden
Gebrauch.--(Wechselbl.
»S'Wcnn ein Mensch den Beifall feine« »ig,-
nen Gemüth« hat, so ist der Unwillen der Welt,
wie der Druck auf ein Gewölbe, der nur dazu dient
ihn in seinem Standpunkte zu befestigen.
der Freunde haben will, miß
sich freundlich zeigen. Und wenn jemand klaget
er habe keine Freund», frage er sich selbst, ob er
ein Freund fei ju irgend Jemand sonst.