Der lecha patriot. (Allentaun, Pa.) 1848-1859, August 24, 1853, Page 2, Image 2

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    Lecha Patriot.
MTeucküllMp P«.
Mittwoch. August 24» IBZ3.
Demokratische IVHIr, Sraato-irrnrniniiig-».
Canal-Commissioner:
Moses pownall
ren L'ancaster Caunty.
Auditor-General:
Alexander N. McClure
Landmesser-General:
Christian Mencrs
Die christtichc Rinderzucht.
Ueber dieses Thema gedenkt dcr Ehrw. Hr.
N ell> ach am nächsten Sonntag Vormittag
in dcr lutherischen Kirche allhicr zu predigen.
Die Whig-Partei in Lecha Caunty.
Di; stehende Whig Caunty-Committee von Le
cha Caunty, hielt neulich eine Versammlung bei
welcher ein Beschluß angenommen wurde, diesen
Herbst keine Caunty-Versammlung der Whig-Par
tei zu berufen. Die Folge wird nun sein, wie je
dcr cinsehen wird, daß bei dcr nächsten Wahl kein
Whig-Caunty-Ticket im Fcldc sei» wird. Eine
und die Hauptursache hievon ist, daß viele unserer
Beamten wirklich sehr verschwenderisch sind uud
unsere Regierungen überhaupt eine Besserung sehr
nothwendig hat. Ans die alte Weise nun,
glanbt die Committce könnte diese Verbesserung
für jctzt nicht erlangt werden; indem wenn die
Whig-Partei zu Felde ziehe, unsere Gegner alles
Wohl d«Z Landes aus den Augen verlieren, wie
dies nur schon zu oft dcr Fali war, und nur für
das Partei Wohl arbeiten würden. Die Com
mittce ist der Meinung, oder hegt wenigstens die
Hoffnung, daß wen» u»sere Gegner das politische
Feld einzig und .Allein für sich habcn, sie dann bes
sere Beamte» ans Rndcr setzen mögen. Dies
rönnen sie dann auch leicht thun; indcm ihncn
nichts im Wcge steht, und somit sich nicht gezwun
gen glauben schlechte und verschwenderische Candi
datc» zu »ntcrstiitzcn, aus Furcht die Whigs möch
ten trinniphiren. Eine andere Ursache ist der Ver
kauf der StaatSwerke, welcher ebenfalls nach obi
ger Weise eher erlangt werden kann, wie die Com
niittee glanbt, weil unsere Gegner bisher immer
die besten Interessen des Staats für die Partei
aufgeopfert haben. Wenigstens die Whig-Par
tei hat bisher alles aufgeboten diesen Verkauf zu
bewerkstellige»—unsere Gegner habcn es aber im
mer vereitelt —und nun glanbt die Committee daß
des Landes Wohl es daß anch dieser letz
te Versuch, wenigstens für cin Jahr gcmacht wer
den sollte.
Laßt abcr die demokratischen Whigs hierdurch
durchaus auf keinen irrigen Gedanken gerathen.
Laßt sie ja nicht denken, daß sie nun nichts mehr
zu thun habcn. Ja laßt sie keinesfalls denken daß
sie nun die Hände in den Schoos legen können.
Nein, wir haben ohnedem daß wir keine Caunty
Eandidatc» habcn werden, dennoch Vieles zu thun.
Ja, wir habcn ci»e Anzahl gesunde und heilbrin
gende Grundsätze zß befördern ; und wenn wir die
selbe befördern wollen, so dürfen wir auf keinen
Fall stille sitzen. Und daß ein jeder Whig willig
ist dieselbe zu befördern, ist keinem Zweifel unter
worfen, indem dieselbe gänzlich dcm Wohl des
Landes einverleibt sind. Wir habcn nämlich bei
nächster Wahl für 4 StaatS-Bcamte zu stimmen.
Die Whjg-Partci hat Eandidaten aufgestellt auf
die wir stolz fcin können. Besonders wichtig wür
de die Erwählung eines Whig-Canal-Commißio
ners sein —ja für die besten Jntereßen des Staats
ist dies das wichtigste Amt das bei dcr nächsten
Wahl zu vergeben ist. Dieses Board sollte nie
ganz von einer nnd derselben politischen Partei zu
sammen gesetzt sei». Das nämliche ist auch an
wendbar auf unsere Supriem-Nichter-Bank.
Es ist daher die Pflicht aller Whigs vo» Lecha
Caunty, bei dcr nächsten Octobcr-Wahl an dem
Stimnikaftcn zu »scheinen, und ihre ganze Stärke
dem Whig-Staats-Ticket zukommen zu laßen. Ja
dies ist Eure Pflicht, und dann erst, nachdem Ihr
d'es gethan, habt Ihr Eure Pflicht für die besten
Interessen EnreS Vaterlandes getreu erfüllt.
Die Caunty-Versammlung unserer Geg
ner.
Unsere Gegner hielten am letzten Samstag ihre
jährliche Caunty-Vcrsammlnng an Troxell's Gast
haus in Süd-Wheithall. Dieselbe war dcr Zahl
nach eine gewöhnliche. Von den Beschlüßen und
von dem Thnn und Treiben derselben habcn wir
bisher nur ganz wenig in Erfahrung bringen kön
nen. Bei derselben gieng, wie wir berichtet sind,
alles so ziemlich einstimmig zu, ausgenommen in
Bezug auf einen Beschluß, welcher eine Debatte
hervorrief. Es war dies cin Beschluß zu Gun
sten des Verkaufs der Staatswerke. Die Herren
W. S.Marx,D. Lauxv und I. W. Wi l-
S. A. Bridge S, I.D. Stiles und W m.
Frey dagegen. Der Beschluß ist aber nicht an
genommen worden.
Das Sängersest in Rothrocksville am letz
ten Samstag fiel prächtig aus. Die Beiwohnung
war sehr zahlreich, der Gesang und die Musik vor
trefflich und die Ordnung in jeder Hinsicht muster
haft. Die teilnehmenden Sänger und Sänger
innen, sowie Ihr Lehrer Hr. Stettler, verdienen für
ihr edles Bestreben alles Lob.
Northampton Caunty bieten sich an
für das Scheriffs-Amt : Daniel Riegel, Christian
Nagel, Jacob Lope, Samuel M. Brod, I. C.
Weirbach, Thomas Heckman.
Für die Assembly : Moses Busch.
Für Caunty-Schatzmeister: William Rundio,
Samuel Sandt, Aaron S. Dech, Peter Belli».
Commißioner - Jonas Lerch, Thomas Hutchin
son, Richard B. Tcmplin, Jacob Bauer.
Distrikt-Anwalt- O. H. Meyers, Peter Bal
dy, S. C. Cook, jun.
Coroner: John BitterS, J:cob Koch, Mah
lon West, Daniel Thomas, jun.
Auditor - Aaron W. Lyn».
«iV'Die Beschlüße dcr Demokraten von Alt
Berks zu Gunsten des Verkaufs dcr StaatSwcrkc
wcrdcu von den Camil-Commißioncrs und den un
ter ihnen stehenden zahlreichen Acintcrhaltern mit
großer Ungunst aufgenommen.
SB-Vei einer in Norristaun gehaltenen Tcm
perrnz-Convention sind die Herren Eva» F. Johns,
Henry Loucks und George K. Heller als Candida
ten für die Gesetzgebung aufgekommen worden.
lS"Arthur Spring, jr., dcr Sohn des >n Phi
ladelphia hingl richteten Mörders, Arthur Spring,
ist letzte Woch< als Bote im Registratur-Departe
ment zu Was.)' gton aqgcstelkt worden.
Neu-Orleans.
Die Pestilenz— Beschreibung einiger Sce
nen—Fortschritt der Sterblichkeit.
Brief aus Neu-Orlcan? vom Sten August.
Ich bin scit den letzten paar Tagen beschäftigt
gewesen dic Hospitäler und CcmctcrieS zu besuchen.
Die Sccncn die ich da gesehen können nicht be
schrieben werden, um Ihnen eine Jde von derer
Wirklichkeit zu geben. An den Hospitälern sind
die Leiden groß, und man muß sich nur verwun
dern daß ein Einziges davon kommt. In einer
Stube besuchte ich ungefähr vierzig Weibsleutc.
Sie lagen auf schmale» Bcttcn aus jcdcr «scitc dcr
Stube, mit bloß hinlänglichem Zwischenraum um
den armen Leidenden die Medizin geben zu können.
Auf einem Bette lag eine Mutter die soeben am
schwarzen Erbrechen gestorben war; i» dein näch
sten Bette litt die Tochter nicht nur allein am Fie
ber, sondern wie muß eö ihr geschmerzt haben de»
leblosen Körpcr dcr Muttcr vor sich licgcn zu se
hen ! Auf cinem andcrn Bette war cin junges Mäd-
chen von Tennessec (einziges Amerikanisches in die
sem Hospitale) die eben dahin gebracht wurde, und
im ersten Anfall ihrer Krankhcit war. A» ciner
ihrer Seite war eine Frau, ganz rasend, und hatte
das schwarze Erbrechen—auf dcr andcrn Seite lag
die Mutter dic gestorben war. In einem andcrn
Thcil dcr Stube waren zwei Schwestern. Dic ei
ne hatte das schwarze Erbrechen, die andere war
munter. Auf einem andcrn Bcttc lag?» drei Kin
der, deren Eltern bcrcitS gestorben warcn, und ich
konnte nicht anders als denken daß es besser wäre
wenn die armen Kinder denselben bald nachfolge»
würde». In einer Stube unten waren ungefähr
vierzig Mannspersonen in de» verschiedene» Stu
fen der Krankhcit. Viele dcr Leidenden hatten
das schwarze Erbreche». Einige seufzte», andere
fluchten, uud andere warcn gcfaßt. Wie nur auch
einige dcr .(tranken wieder gesund werden können,
umringt mit Todten und Sterbenden, die sic vor
Augen habcn, ist wirklich crstauncnd. Ohne Zwei
fel sterben vicle vor Furcht, und andere, gleichviel
wie gelaßen, müßen jede Hoffnung ausgeben und
in Verzweiflung fallen. So geschwind als das
Leben im Körper erloschen ist, wird derselbe in eine
rauhgemachte Box gelegt, die von den Gefangenen
im Gefängniß verfertigt werde» ; diese Box wird
mit Ofenschwärze angestrichen, nnd drei bis vicr
auf einmal mit den Todten aitz decklosen Karren
dem Begräbnißplatze zugeführt.
'Viele Personen laßen sich am Hospital melden
um ihre Freunde zu sehen, die abcr nicht cingclas
scn werden können, da die Patienten so ruhig als
möglich gehalten werden müssen. Ei» armer alter
'Mann kam an cin Fenster des Krankenhauses und
frug nach fciner Tochter, ein junges deutsches
Mädchen von 17 Jahren. Man sagte ihm daß
er sie nicht sehen könne; daß sie aber am Beffer
werden sei, und wenn er morge n anrufe, könne
er sic sehen. Dcr arme alte Man» weinte vor
Freuden, als er diese frohe K»»de vernahm, und
ging mit leichte»! Herzen davon, indcm cr sich die
Freuden auf „morgcn" vorstclltc, wo cr die Theu
re in seine Arme schließen sollte, die einzige Stütze
seines Alters. Er sagte, daß cr nur noch si c ha
be. Denke dir mcin Erstaunen, als mir nach dcm
Weggang dcS altcn ManncS der Spitalwärter be
merkte : „Er wird seine Tochter nie mehr sehen.
Noch vor Nacht wird sic todt sein, und wenn er
morgcn kommt, wird ihre Lcichc bcrcitS von der
Eorporatio» in ciner dieser schwarzen Boxen nach
dcn-Begräbnisq.'latz) genommcn wordcn scin. Ich
frug den Wärter, warum er den alten Mann ge
täuscht habe. Er antwortete: „Hätte ich ihm die
Wahrheit gesagt, so würde der „alte Kerl" die
ganze Nacht hindurch um das Spital herumge
schrieen haben." Armer alter Man»! Was müs
sen seine Gefühle scin, wenn er wieder anfragt und
feine Tochter begraben findet. Und fragt er wo
hin sie begraben fei, wird es heißen: „Ich weiß
nicht." ES gibt kein Weg um das Grab irgend
Eines zu crknndige», das in diesen Hospitäler»
stirbt, indcm die Leichen in die schwarze» Boxe» ge
than werden ohne irgend eine Bezeichnung wessen
Leiche sie enthalten; und so werde» sie auch ohne
irgend cin Brctt odcr anderes GrabcSzcichen ein
gescharrt.
Gestern (Sonntag Morgen) waren die Bürger
des vierten Distrikts unserer Stadt in großer Auf
regung. In Folge dcr großen Anzahl vo» Lei
chen, die auf jenen Cemetery (Todtenackcr) ge-
bracht waren, konnten oder wurde» dieselben nicht
so schnell begraben, als dies hätte geschehen sollen,
name »»beerdigt, von denen viele schon seit 48
Stunden sich da befanden. Durch die Auslösung
dcr Körpcr in der heißen Sonne wurden die Särge
sielen auscinandcr und dcr Gestank wurde so un
ausstehlich, daß die Leute ihre Wohnungen verlas
sen mnßtcn. Als dem Mayor früh Morgens dcr
Umstand geklagt wurde, sagte er, er habe kcinc Au
torität ; die Straßen-Commißioners hatten keine
Autorität und Niemand konnte gcfundcn wcrdc»
dcr Autorität hätte. Der Mayor »ahm jedoch
die Veraniwortiichkeit auf sich, die „oli-liu-AniiZ"
—eine Bande von etwa Negern, welche, an
den Beinen aneinander gekettet, während dcm Tag
auf den Straßen und Markten arbeite» und des
Nachts im „Workhaus" eingeschlossen sind —da-
hin zu beordern. Aus irgend einer Ursache ka
men diese jedoch nicht bis Nachmittags auf den
Platz, zu welcher Zeit die Zahl der Särge sich auf
ungefähr einhundert belirfen. Sie gingen an die
Arbcit und gruben Löcher —aber als Gcfangcnc
und ohuc Hoffnung ans cinige Belohimng um sie
anzueifern, ging es langsam genug ; doch betrach
te ich ihren Eifer als dem des MayorS, des Ge
fnndheitSboardS und anderer Autoritäten völlig
gleich. Um 7 Uhr Abends, als dcr Vorsitzcr dcr
Ccnietcry-Committee fürs crstrmal »ach ihnen sah,
waren noch 80 Lcichname »«begraben, und die
olrain-AüNA eben im Begriff auszugeben. Er bot
fünf Thalcr die Stunde für Arbeiter, konnte abcr
keine erhalten. Endlich gelang eS ihm, durch
Versprechung eines guten Nachtessens und ~plenty
Liquor," die oksin-KnriA zu bewege», wieder an
die Arbcit zu gehen, welche dann die ganze Nacht
hindurch arbeiteten und dicscn Morgcn warcn allc
bis auf 50 begraben. Ich besuchte den Grund
diesen Nachmittag. Dcr Geruch von den Leich
namen war in einer Entfernung von mehreren
Squäres sehr stark. An dcr Thüre des Cemetc
ry'S saß eine alte Negerin, welche Obst, Kuchen,
EiScriem, Bier, etc. an die Leichcnbegleiter ver-
kanste. Sie hätte meines ErachtenS mehr verdie
nen können, wenn sic Camphor zum Verkauf gebo
ten hätte, indem dieser Artikel mir für meinen ein
stündigen Aufenthalt daselbst sehr werthvoll war.
Ich fand die >ch»i».xnng an dcr Arbcit, Gräbcn
von etwa 18 Zoll Tiefe und 50 Fnß Länge zu
graben ; in diese wurden die Särge scchs nebenein
ander hineingezwängt, dann etwas Katk auf die
fclbcn geworfen und nachher mit Grund übcrhänft.
Die Obertheile dcr Särge ragten 5 bis 8 Zoll
über die ebne Erde hervor. Als ich iveg
ging, waren noch otioa 20 Leichname zu beerdigen ;
abcr da die Gräben gcmacht waren, so hatte die
nur noch die Särge hinein zu thu»
und mit Grund z» überdecken, was sie bald ge-
than habcn konnten. Die Neger waren alle be
trunken und ließen die Särge oft fallen, che sic
dieselben in die Gräben brachten. Ich will es dcr
Einbildungskraft dcr Lcscr überlassen sich selbst ei
ne Idee von der Scene auf diesem Cemetery zu
machen, ohne eine Beschreibung derselben zu ver
suchen.
Ich vcrlicß Lasayctte Cemetery in Gesellschaft
lineS Freundes und begab mich nach dem „Ridge,"
um die Potter's Field, St. Patrick's, Odd-Fel
low'S, Fcucrmann'S, Hebräer und Charity Hos
pital CcmctcrieS zu besuchen, welche etwa 3 Mei
len von der Stadt liegen. Auf unserm Wege da
hin bemerkten wir in dcr Carondolctstrafie, welche
die fäschionabelstc Wohnstraste dcr Stadt ist, ei
nen Stadtkarren gcgcn ein kleines Haus Hinhufen.
Neugierde bewog uns zu warten, und bald wurde
einer dcr gcschwärztcn rauhcn Särge herausge
bracht und auf de» Karren gethan. Ein junges
Mädchen und ihr kleiner Bruder folgten aus dem
Hause und nahmen ihre Stellung gleich hinter dem
Karren ein, wo sic dcr Leiche ihres Vaters drei
Meilen durch die beiße Sonne nach ihrer GrabeS
stätte folgten. Wir erfuhren, daß während dcr
verflossenen Woche die Mutter, zwei Schwestern,
cin Bruder und jetzt der Bater alle in ihre Ruhe
gegangen seien. Ohne Zweifel »verde» diese ar
men Kinder bald folgen. Aehnliche Fälle koin
mcn täglich vor.
Bei unserer Ankunft am Hebräer Cemctery fan
den wir es geschlossen. Ueber der Thüre desselben
befindet sich die Aufschrift: „Die Heimath des
ewigen Lebens." Am St. Patrick'S kamen zahl
reiche Beerdigungen und dabei Schlägereien die
Menge vor; nur wenig Leichen blieben unbegra
ben. Am Odd-Fellows' ging es in großer Eile
her uno der Gestank war so arg als im Lasayctte.
Das Fcuerniann's war in gutem Zustande. Im
Potter's Field waren alle bis auf zwei beerdigt.
Im Charit» Hospital Cemetery waren drei Män
ner beschäftigt Gräben zu machen, und sie hatten
19 Leichname zu beerdigen. Die Körper befan
den sich in großen Boxen oder Särgen, welche nur
schlecht gemacht und daher meistens aufgesprungen
waren. Welche es nicht waren, die hatten entwe
der große Knorrcnlöcher oder sehr zersplitterte De
ckel/wodurch man den Inhalt von alle» sehen
konnte. Die Körper waren alle nackend, sehr
aufgeschwollen, völlig schwarz, und in den meisten
Fällen hatten die ungeheuren Quantitäten von
Fliegen die Nasen und Mäuler so zerfressen, daß
gänzlich zerstört war. Als
wir nach der Stadt zurückkehrten, begegneten wir
mehreren Leichenzügen den Shell-Road hinunter
gehend —einige in Todtenwagen, andere in Cabs,
etc. Es war bereits dankel.
Eine große Anzahl unserer wohnhaften Bürger
sind krank. Auf dcr Listc von dcncn, die hente
starben, findct sich auch dcr Name von Wi lli am
H. N e l s o n, Allentown, Pa.
Die Bevölkerung dcr Stadt Neuoxleans
mag jetzt noch 50 bis 60,000 betragen, indcm sic
durch die Sterblichkeit und Wegziehnngen bedeutend
hcrabgeschmolzen ich. Letzte Woche war die Ver
heerung wie folgt:
August 15.—Dcr Todesfälle vom gelben
Fieber sind gestern 200 gewesen, es ist noch gar
keine Abnahme bcmerklich.
Aug»st 16.—Das Fieber fährt noch immer
fort, täglich seine Hunderte von Opfern for
dern. Die ganze Zahl der in den letzten 24 Stun
de» gestorbenen Personen war 270, darunter 235
Au gu st 17. Anzahl Todesfälle 218, davon
am gelben Fieber 198.
A u gust . 18. Die ganze Zahl dcr Todes
fälle in den letzten 24 Stunde» war 213, darun
ter 187 vom gelben Fieber.
Augu st lii. Ganze Anzahl Todesfälle 242,
vom gelben Fieber 227. Die Krankhcit ist am
Zunehmen und die Howard-Association öffnct vicr
neue Hospitäler und bittet um fernere Hilfe.
N e w-O rleanS, 20. August. Die Zahl
dcr Todesfälle in den heute Morgen abgelaufenen
24 Stunden war 237 vom gelben Fieber. Trotz
dcr täglich abnehmenden Bevölkerung ist die Zahl
dcr Todes-Fälle im Zunehme». ES ist unmöglich
ein Ende dcr Pestilenz vorherzusagen und wahr
scheinlich wird dieselbe nicht vor Mitte Septembers
oder Anfangs Oktobers abnehmen. Ta» Wetter
ist ungeheuer heiß. Die Autoritäten haben das
Verbrennen von Theer-Fäßern und das Abscliern
von Kanonen angeordnet, um dcr Krankhcit Ein
halt zu thun.
Die ganze Zahl dcr scit dcni Ausbruch der Epe
dcniie vorgefallenen Todesfälle hierselbst ist über
12,00(1.
V-L"(!ine telegraphische Nachricht sagt, daß, da
die Leichname letzte Woche nicht alle begraben wer
den konnten, die Autoritäten genöthigt gewesen
seien, 125 Körper zn verbrennen.
Natchez, dc» 21 Aug. Das gelbe Fieber
hat hier scit einige» Tagc» fürchterlich gemüthit.
Bis jctzt sind über 20(1 Todesfälle vorgekommen,
was in Erwägung dcr geringen Bevölkerung von
5000 Seelen unermeßlich ist. Es herrscht die
größte Aufregung in dcr Stadt, welche viele schon
verlassen habcn.
In Mobile ist das gelbe Fieber ausgebrochen.
Die Wahrheit gesagt.—Schrauben IoS.
Wir entnehmen folgenden Artikel aus dem
„Pittsburg Courier," eine demokratische Zeitung,
gedruckt in dcr Stadt Pittsburg, und empfehlen
denselben allen unsern Lesern:
„Wir sind keine Packesel, um ohne Wi
derrede das zu tragen was von den Mieth
lingen einer gewissen Clique, die sich De
mokraten nennen, aufgelegt wird. Des
halb werden wir unsere Flagge nicht für
homas H. Forsy t den
Canal-Commißioner Candidat, aufziehen,
für den Mann der einstens in der Gesetz
gebung zu Gunsten des Nativismus und
des RowdyiSmus i» Philadelphia sprach,
und der jetzt auf der Temperenzstute in s
Amt reiten will. Und eben so wenig wer
den wir für Porterßra
wl e den General-Landmesser Candi
dat, fechten, der als sein Symbol ein
Whiskey Barrel führt. Dazu habcn wir
zu viel Selbstständigkeit und überlassen
die schmutzige Arbeit gerne solchen Blät
tern, die sich im Waschen derselben gefal
len. Wir waren einst einfältig genug zu
glauben, die Politiker meinen es ehrlich
mit dem Volke, sind aber von dem Wahne
vollständig geheilt und werden deshalb
kein Werkzeug mehr in den Händen dieser
„weissen Menschen" abgeben."
OS?"Dic Zahl dcr Wahnsinnigen mehrt sich in
Calisornicn auf schreckliche Weise. Die Califor
nische Staatszeitung schreibt, es vergehe keine
Woche, daß nicht in Francisco vicr bis fünf sol
cher Unglücklich«, aufgegriffen und nach dem Jr
renspital in Stockton geschickt werden. Getäuschte
Hoffnungen sind moistenS die Ursache.
TexaS.
El Paso, den 22. Jnli. Hier herrscht heute
eine große Aufregung in Folge eines Gerichts, daß
eine Partei Amerikaner einen Kerker angegriffen
habe, um eincn dnrch die Mexikaner unge
recht verhafteten zurückgekehrten Calisornier aus
demselben zu befreien. Die Wache mexikanischer
Truppen feuerte auf die Amerikaner und tödtete
den Distrikt Attorney von El Paso Caunty, Tex
as. Ein anderer Amerikaner Wurde verwundet.
Das Ende dcr Affaire ist noch nicht bekannt. —
Die Mexikaner hatten zu den Waffen gegriffen
und wurden in der Nähe dcr amerikanischen Stadt
El Paso exezirt, die in großer Gefahr ist.
Ein Menschenfresser geschossen.
Neu Orleans, August 0. —Herr C. C.
Burch vom Sabine Paß berichtet, daß vor zwei
Wochen ein kleines 10 Jahre altes Mädchen, wie
er meint, die Tochter des Hrn. Solomon SparkS,
dcr an dcr Mündung des alten River im Orange
Co. lebt, von einem Alligator ergriffen wurde als
sie in'S Wasser watete, um die Köpse dcr Teichli
lien zu sammeln. Beide Arme und Beine wurden
ihr stückweise abgebissen und von dem Alligator
verschlungen, bis ihr Körper glieder- und leblos
übrig blieb. Dies ereignete sich nahe dcr Woh
nung des Hrn. Sparks. Kaum wurde Lärm ge
macht, als auch schon der Alligator durch einen
Schuß getödtct war. Man öffnete den Leib des
selben, und fand außer den Gliedern des unglück
lichen Opfer« noch Theile von einem Paar Bein
kleider, uud in einer Tasche dieser Bruchstücke eine
Geldtasche mit etwas Geld. Man glaubt daß
die Beinkleider einem Manne gehörten, dcr vor
einigcr Zeit im alten River ertrunken.—Tisch.
Ztg.
Minister für die Türkei.
Washington, 20. Aug. Man berichtet,
daß Hon. Robert M. MeLane von Maryland,
als Minister für Canstaiitinopel angestellt ist.
Selbst ino r d. —Mary JenkinS, Gattin von
Samuel JenkinS von Minersville, Schuylkill Co.,
beging in dcr vorigen Wvche Selbstmord indcm
sie sich nahe bei ihrem Hause in einen 58 Fuß tie-
sen Brunnen stürzte und ersäufte. Es befanden
sich nur ungefähr 3 Fuß Wasser im Brunnen und
es ist wahrscheinlich, daß die Frau, durch den Fall
betäubt, bcsittnnngslos wurde und so den Tod
fand, indcm eS sich durch eine Untersuchung her
ausstellte, daß sie nur am linken Arm leicht be
schädigt war. Die Verstorbene war eine geachte
te Fran und im 54sten Lebensjahre. Sie litt schon
längere Zeit an periodischen Anfällen von GcisteS
zerrüttung, durch eine schmerzhafte Krankhcit im
Kopse verursacht, und während einem solchen be
ging sie die schmerzhafte That. —(Preße.
Boston, 15. Aug. Wir haben Nachrichten
über den furchtbaren Gewitter-Sturm erhalten,
dcr sich mehr verderblich erwiesen hat, als anfäng
lich geglaubt wurde. In Haverhill sind 5, Ando
vcr I, in Lawrence 1 und in Bradford 2 Häuser
vom Blitze getroffen. Zu Georgetown wurde
MrS Rüssel, die Frau des Baptisten-Predigers
vom Blitze getroffen. Ein Kind, welches sie auf
dem Arme trug, blieb wunderbarer Weise ver
schont. Dcr Blitz hat auch in die römisch-katho
lische Kirche in Salem geschlagen, sowie in die
Universalisten-Kirche in Lowell.
Alba ny, 17. August.—An derEric-Nord-
Ost-EisenbaZm wurde ein Zug 10 Mcilen von
Erie aus dem Gleise gerissen. Der Zug bestand
aus cinem Bagage- und zwei Passagicrwagen, wel
che, als das Unglück sich ereignete, in voller Eile
waren. 15—20 Passagiere sind dabei schwer ver
wundet, aber keiner ist um'S Leben gekommen.
M ancheste r, August 15.—Gestern Abend
gingen zwei Franenzimmer, Catharine Eotton von
Pennall und Klara Cochran von Neu-Boston,
nachdem sie das Supper eingenommen und sich
weiß gcklcidct hatten, Hand in Hand nach dem Ca
nale, stürzten sich in denselben und ertranken. Aus
hinterlassenen Briefen gehet hervor, daß sie schon
seit längerer Zeit Selbstmordc beabsichtigt haben.
Baltimore, 17. August.—Wir habe» die
Post, vom Süden erhalten nnd ersehen aussen
Zeitungen, daß fast alle größer» Städte im Sü
den zur Unterstützung dcr Leidende» in Neu-Or-
leans bedeutende Summen beigetragen haben.
Ein kostspieliger Hund. —In der
vorletzten Samstagsnacht gcriethen zwey Hunde,
einem Manne, Namens Stinimcl zugehörig, ohn
wcit Harrisburg, in ein Wcidcfeld und tödtc
te» zwey uud zwanzig Schaafe, welche einem Vieh
händler angehörten. Dcr Werth dcr Schaafe
wurde auf fünf und fünfzig Thalcr geschätzt, wcl-
Snnnne Stimmel bezahlte und dann seine Hunde
erschoß.
Die Karto sfe l -Fä ulni ß. Diese
Seuche hat seit den kürzliche» schwcrcn Rcgcngüsse»
ihre Erscheinung in verschiedenen Gegenden des
Landes gemacht. Besonders in einigen Cauntics
von Neu-Aork soll sie sehr schlimm sein, so daß
einige Aecker der Mühe des Ausgraben» nicht werth
seyn werden.
Alles für Whisky.—ln Reading hat
verkauft, um die Mittel zn erlangen, dem verderb
lichen Hange zu fröhnen. Die Leute kamen am
Ende ganz von Sinnen, worauf die Frau mit den
Kindern ins 'Armenhaus geführt wurde.
Wichtig! Der Sekretär der Navy hat den
Flotten-Offizieren, welche bisher ihre Bärte glatt
schecren mußten, die Crlanbniß ertheilt, Bärte zu
tragen wenn sie deren haben. Dieser Beweis ei
ner kräftigen Reform siehet einem Todtschlage des
alte» Fogismns ähnlich.
Victor Considerant, dcr berühmte
Führer dcr St. Simonisten ist auf dem Weg nach
Texas, um 400,000 Acker zur Gründung einer
St. Simonistcn-Colonie daselbst zu kaufe». Be
kanntlich sind nach der Lehre St. Simons Weiber
und Vermögen gemeinschäftlicheS Eigenthum.
Dcr Spatreg en.—Dr Duff, ein Missio
nar in Caleutta, versicherte die Synode in Edin
burgh, daß dcr Spatrcgcn (Joel 2, 231 letztes
Spätjahr zum ersten Mal seit dcr Zerstörung Je
rusalems wieder in. Palästina —im Lande dcr Ver
heißung—gefallen fei. Manche betrachten dies
als ein wichtiges Zeichen.
G o ttes l äster u ng. John Brown in
Philadelphia wurde aus die Beschuldigung, Gott
und die heilige Schrift gelästert zu haben, festge
setzt und durch Aldermann Palmer unter 8800
Bürgschaft gestellt.
berühmte Astronom Bär behauptet,
daß wir, wenn wir ein Teleskop haben würden,
welches neunmal so mächtig, als das des Lord
Roß, vermittelst desselben Gegenstände im Monde
bemerken könnten, die so groß, als ein Mensch
sind.
esS"Col. Bliß, dcr Schwiegersohn von Gen.
Taylor, starb unlängst in Florida an cinem bil
ligen Fieber.
Nenes Postarrangement.
Durch den General-Postmeister ist neulich ein
Postvertrag abgeschlossen wordcn für cine Herab
setzung in den Posträten nach uud von Europa
durch die direkte, zwischen Bremen und Neuyork
fahrende Linie von Dampfschiffen. Dcr Vertrag
ging am 15ten August in Kraft. «
Folgende Tabelle weißt dic Portosätze »ach wel
che unter dem nenen Arrangement „vermittelst der
Bremer Dampfschiffe" in Wirksamkeit tretcn. —
Porto-Taxe für Briefe von ciner halbe» Unze und
darunter:
Kiel 22 CtS.
Lippc Detmold 22 "
Lübek 22 "
Mecklenburg 22 "
Nassau 22 "
Oldenburg 12 "
Preußen 22 "
Reuß 22 "
Sachsen 22 "
Schaumb. Lip. 22 "
Schwarzburg 22 "
Würlemberg 22 "
Bremen 10 CtS.
Altona 21 "
Oestreich 22 "
Baden 22 "
Bayern 22 "
Kassel 22 "
Coburg 22 "
Darmstadt 22 "
Franksurt 22 "
Gotha 22 "
Hamburg 15 "
Hanover 2 l "
Hess. Hamburg 22 "
Jn allen obigen Fällen ist es den Absendern in
beiderseitigen Ländern »ach Belieben freigestellt, dic
Briefe vorher zu bezahlen oder nicht. Jedoch ist
keine Zahlung von weniger als den« ganzen Porto
gestattet; eS ist dies wichtig, weil es bisher gestat
tet war, das Ver. Staaten Porto zu 25 Cents
hier zu bezahlen und die Berichtigung des übrigen
Portos dcm Empfänger zu überlassen.
Der Staat Illinois, bemerkt dic Chicago Tri
bune, bietet solchen Personen die an Eisenbahn-Li
nien zu arbeiten gewillt sind, größere Vortheile als
irgend cin anderer Staat der Union. Die Jlli
»viS-Central-Bahn sucht noch 10,000 Arbeiter,
außer den bereits Angestellten. Die Aurora-AuS
dehnung, dic Ccntral-Militär-Linie, die Galena-
Lnst-Linie, die Illinois und Wisconsin, dic St.
Charles und Mississippi Lust-Linie und die Chica
go und Mississippi Bahncn zusammcn, wünschen
dieselbe Anzahl. Während eines Zeitraums von
zwanzig Jahren war der Staat nie so gesund wie
jctzt. Krankhciten sind fast unbekannt und kom
men nur bci folchcn Personen vor die zur Unmäs
sigkeit geneigt sind. Die Contractorcn bictcn ein
und einen viertel bis ei» und ci»en halbe» Thaler
Lohn pcr Tag, Lebensmittel sind in Hülle und
Fülle den Linien entlang zu habcn.
Tod eittes Ungarn. —Am 10. Dieses
starb in dcr Stadt Reading, an dcr Auszehrung,
Capt. Anton Kanalassy, cin Ungar, im 3l ften Le
bensjahre. Capt. K. war in dcr Stadt Pesch,
in Ungarn, geboren, und war einer dcr Lehrer des
jetzigen Kaisers von Oestreich. Im ungarischen
Freiheitskampfe diente er als Hauptmann und be
fehligte zur Zeit von Georgey'S Verrath eine Bat
terie unter Gen. Vecsci, und wurde gefangen ge
nommen, entkam aber später und flüchtete sich »ach
den Ver. Staaten wo er in 1850 ankam. Er
starb in dein Dienste der Dauphin und SuSque
hanna Eisenbahn Lompanic, bei welcher er als
Ingenieur angestellt worden war.
H-ö"Hcrr Gray, der reiche Calisornier, welcher
kürzlich Selbstmord begieng dadurch, daß er sich
auf das Geleise dcr Neu-Aork und Hudson Eisen
bahn warf, war (nach dein Neu-Aork Mirror)
allen Calisornier wohl bekannt, als cin Spieler und
Halter des "El Doradv"SalonS—einer "Spiel
hölle" der schlimmsten Art; und sei» großes Ein
diesein Zweck gewidmet ist.
(V-Ein ansteckendes Fieber soll in einiger Aus
dehnung in Richland, Bucks Caunty, graßircn.
ÄA Ä 5! AÄ»
Die neuesten 'Aachrichten. .
N e u-A o r k, 15. Aug. Das Dampfschiff
Humboldt vo» Havre über Southampton ist heute
mit Nachrichten ans London vom 3. d. angekom
men .
Die russisch-türkische Frage.
Man fürchtet, daß dcr Kaiser von Rußland
seine Trnppcn nicht aus den Fiirstenthümer zurück
ziehen werde, wie es in den Propositionen dcr drei
Mächte vorgcschlagcn ist, und, daß in dcm Falle
die englische und französische Flotten Befehl er
halten würden, in die Dardanellen einzulanfe».
Dadurch würde die friedliche Beilegung der Zwi
stigkeiten in hohem Grade verzögert. Am 19ten
Juli Ist die egyptische Flotte mit 12,000 Mann
in Eonstantinopel angekommen.
Eine telegraphische Depesche aus Eonstantino
pel vom 2(1. Juli meldet, >.aß die Pforte und die
Repräsentanten der Groß-Mächte die Proposition
des östreichischen Ministers angenommen habe,
durch welche verfügt wird, daß die britische und
sranzösische Flotten die Bai von Besika verlasse»,
sobald als die Russen die Donan-lürstcnthümcr
räumen. Die Türkei würde dann einen Gesand
ten nach St. Petersburg senden, um Negotiatio
nen zu eröffnen. Eine Eonferenz der europäischen
Mächte soll mit Rußla, ds Zustimmung in Wie»
gehalten werden. Großes Mißbehagen ist auch
vnrch die Nachricht hervorgerufen daß dcr Kaistr
von Rußland eincn ncncn llkas für die Aushe
bung von Rckrntcn durch das ganze Reich erlas
sen hat, man erblickt in dem Akte eine Kriegsmaß
regel.
Das Fürstenthttin Moldan hat sich für unab
hängig von dcr Pforte erklärt und weigert sich fer
ner Tribut an die Türkei zu zahlen. Man erwar
tet, daß eine ähnliche Bewegung in dcr Wallachci
gcmacht wcrde. Es sind den Hospodaren der
Moldau und Wallachei Befehle ertheilt, die Für
stenthümer zu verlassen und ihren Wohnsitz auf
dein rechte» Ufer dcr Donau zu nehmen.
Man versichert, daß die Pforte beabsichtigt,
Rußland cin Ultimatum zu senden, in weichem,
nachdcm den Siechten dcr christlichen Unterthanen
dcS Sultans die gebührende Achtung, dcr schuldi
ge Respekt gezollt ist, die Erklärung gcmacht wer
den soll, daß, falls dcr Czaar, trotz seiner wieder
holte» Versicherungen friedlicher Absichten, daranf
bestehen sollte, mit dem Kriege zu drohen, die
Pforte entschlossen sei, solchen anzunehmen, daß
aber dann die ganze Verantwortlichkeit auf Ruß
l«ud falle. Es wird ferner versichert, daß dieses
Dokument den Gesandten von Frankreich und
England mitgetheilt wird.
Deutschland.
In Wien habe» die Vorfälle mit Koßta in
Smyrna eine tiefe Sensatio» hervorgebracht. Man
hat zu dcm Fürsten Metternich gesandt nnd dcsscn
Rath in Anspruch genommen. Es wurde ein lan
ger Kabinetsrath gehalten, um das Benehmen des
Captains Jngraham in Erwägung zu ziehen.
Man sagt, es sei beschlossen, von den Ver. Staa
ten Genugthuung und eine Aenderung der Jn
structioncn dcS Ver. St. ConsulS zu Smyrna und
die sofortige Auslieferung Koßtas an die östreichi
schen Behörden zu erlangen.
Die Ver. Staaten und die Pforte.
In Wie» hatte sich das Gerücht verbreitet, daß
zwischen den Ver. Staaten und der Türkei ein ge
heimer Vertrag abgeschlossen und daß die Abtre
tung des Hafens von Marmorizza wahrscheinlich
sei. In dem Vertrage soll auch die Gegenwart
von drei Ver. Staaten Ficgatten im BoSphoruS
verabredet sein.
Der London Morning Cbronicle wiederholt die
bestimmte Versicherung, daß die Ver. Staaten der
Pforte Geld uud wirksame Streitkräfte angeboten
haben.
Das Späteste.
Die russisch türkische Frage noch nicht er
ledigt.—Die Auösichten weniger fried
lich. —Versuch, einen russischen Consul
zu ermorden durch den türkischen Pö
bel. —52 französische Offiziere sind in
türkische Dienste
geheimer Gesellschaften zu Rom.-Oeft
reich verlangt Genugthuung von den
Ver. Staaten und Auslieferung Koß
ta's.—Der Czar fürchtet die Interven
tion Amerika ö in die Angelegenheiten
Europa 's.
Das Dampfschiff Amerika hat drei Tagc spa
tere Neuigkeiten überbracht.
Das gegenwärtige Benehmen der, die Streit
kräfte des Czarcn kvmmandirendc» Generale deu
tet die Absicbt a», bcständigen Besitz von den Do
naufürstentbiimcrn zu ergreifen und Rußland zeig»
auf keine Weise eine Absicht, feine Truppen zurück
zuziehen. Nach den letzten Nachrichten rückte das
Hauptkorps der rufsischcn Armee in der Wallachei
weiter vor. Die Russe» befestigen Jassy und
Bncharest.
Die Türkei setzt ihre kricgcrischcn Rüstungen mit
großer Lebhaftigkeit fort. —Smyrna soll sich im
Zustande dcr größtcn DiSorganisation bcfinde». —
Zu Laodicäa hatte cin türkischer Pöbelhaufen ver
sucht, dem russischen Consul daselbst das Leben zu
nehmen. Die Drusen und andere Bergbewohner
rüsten sich zu dein crwartctc» Kampfe. Ein russi
scher General hat sich nach Sebastopol verfügt,
um die russische Flotte daselbst die Revue passiren
»k lassen.
Die Koßta-Angelegenheiten.
Das Frankfurter Journal bestätigt dieNachricht>,
daß Oestreich nicht allein eine Genugthuung wegen
der ihm vermeintlich zugefügten Beleidigungen bei
den, den Ungar Koßta betreffenden Vorfällen in
Smyrna verlangt, sondern, daß cS auch fordert, daß
die Türkei sofort die Auslieferung des Koßta be
wirke. Ein Brief aus Petersburg sagt in Bezug,
auf dieselbe Angelegenheit, daß dcr Czaar, als er
von den Zwistigkeitc» in Betreff Koßta'S gehört
habe, Ocstrcich dc» Rath gegeben, lieber alles An
dere zu thun, als den Vereinigten Staaten Veran
lassung und einen Vorwand zu geben, sich in die
Angelegenheiten Enropa's zu mischen.
Frankreich.
Frankreich ist ruhig. Die türkische Frage ist eö°
allein, welche alle Gemüther beschäftigt.—Der
Kaiser hat eine Anleihe von WO Millionen Fran
weitern, neue Märkte und andere öffentliche Wer
ke zu «richten. 52 franz. Feldoffizicrc sind iw
türkische Dienste getreten.
Dänemark.
In Copenhazen war nach de» letzten Bericht?»,
die Zahl der an dcr Cholera erkrankten 47(10, von,
denen 2500 gestorben sind. Die Epidemie hatte
noch keineswegs nachgelassen.
Das „Odessa Journal" berichtet, auf die Au
torität von Briefen aus Ismail, daß die Russen
mehrere Schiffbrikkcn über die Donau geschla
gen habe», um Ismail mit der Insel Techtel zu
verbinden. Die Geistlichkeit segnete die Werk»
im Beisein des Gcncralmajors Febrikosf, Gouver
neurs von Ismail, des Viccadmirals Gortscha
koff und des GenrrallieuteuantS Löhner, welcher
die Ingenieurs befehligt. Es crhellt demnach,
daß Rußland vorbereitet ist, über die Donau zu
gehe», wann es ihn» gefällt, ohne viel Zeit zur
Vollendung des Werkes zu brauchen.
Perssen.
Rußland verlangte, wie bereits früher gemeldet!
wurde, von Persien noch 80 Millionen Rubel,,
doch will sich dcr Zaar statt dcS Geldes mit Ab
tretung dcr an das kaspische Meer grenzenden
höchslwichtigsten Provinz Tauris begnüge», und da
die Provinz mehr iverth ist als die genannte Sum
me, so will er großmüthig die Differenz an Per
sien bezahlen.
Die deutschen Z a u n-K ö n i g e.-—lm
Monat Juni ist Deutschland wieder von einem
Zaunkönige befreit worden. Herzog Alexander
Carl hat sei» Gebiet, das Herzogthum Anhalt,
Bernbuig nnd einen Theil von Anhalt-Cothen an
den Herzog Leopold von Anhalt-Dessau, gegen
eincn Jahr-Gehalt, Statt der drei
Herzogthümer Anhalt-Dessau, Anhalt-Bernburg
und Änhalt-Cöthen existirt gegenwärtig nur ein
Herzogthum Anhalt.
Ein Missionär vergöttert.—Frau
Todd, welche in 1832 mit ihrem Gatten von
Boston nach Indien abging, starb in 1835 zu
Deviapatam. Als der Ehrw. H. Taylor von
dcr Madura Mission im vcrwichcncn Februar den
Platz und das Grab dcr Frau Todd besuchte, sah
er mit Erstaunen, daß das kleine darauf errichtete
Denkmal mit brennenden Lampen prangte und das-
Bolk Vilser frommen Dienerin Christi Opfer
Gebete an sie richtete uud daß man ihr in dcr gan
zen Umgegend Wunder zuschrieb. Hr. Taylor
dachte erst die Gebeine nach dem Madura MisstonS
Begräbnißplatze bringen zu lassen, da dies aber
den frommen Aberglauben des einfältigen Volks
nicht aufklären würde, so unterließ er es und
schreibt nun, daß er zu dem Schliche gekommen,
„die Sache dem Volke Gottes in Slmerika zu be
richten."
W e st i n d i c n.
St. Thom aS, 3. August.-Unter den Ne
gern dcr Insel Tortola ist ein Ausstand ausgebro
chen. Die Stadt ist niedergebrannt und mehrere
Personen sind getödtct. Alle Weißen sind geflo
hen und Viele derselben in St. Thomas angekom
men. Dieß ist nur dcr Ansang von dem, was
das Resultat auf allen-britischen wcslindischcn In
seln sein wird, wo die Sieger das Ucbergewicht der-
Macht haben, was auf den meisten dcr kleinen In
seln dcr Fall ist. Es sind Soldaten nach der In
sel Tortola abgesandt, um den Aussta >d zu un
tcrdrücken. Das afrikanische Fieber, das soge
nannte gelbe Fieber, welches voriges Jahr solche
furchtbare Verwüstungen unter den Matrosen und-
Fremden angerichtet hatte, ist jetzt ganz verschwun
den.
Euba.
Ein von Havana angekommener Herr berichtet,
daß das gelbe Fieber auch auf Euba ausgebrochen
ist und mit besonderer Heftigkeit unter den so eben
von Afrika importirten Sklaven wüthet. Ein
Pflanzer an dcr Südseite der Insel hat drei Vier
tel derselben verloren.