Der lecha patriot. (Allentaun, Pa.) 1848-1859, June 14, 1849, Page 2, Image 2

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    Aerha Watrist.
Attentat«,!, Juni S T,
sind die Berichte von E»
ropa—dem Lande der Monarchen und Für
sten, deren Thronen gegenwärtig so gewaltig
wackeln. Mit jedem Steamer erwartet man
den Ausbruch eines schrecklichen Unwetters,
das sich gegenwärtig am europäische» Hori
zont immer dichter zusammenzieht. Die
neusten Berichte, welche wir in dieser Woche
mittheilen, sind hochschwanger an wichtigen
bis nächste Woche hören werde».
DieMor »u oue n.
Dieses verfolgte Volk nimmt fortwäh
rend zu an Zahl und Stärke. Dessen Lauf
bahn bis hieher war wirklich ausserordent
lich. Von einem Platz zum andern ver
jagt, dessen Führer ermordet, dessen Eigen
thum zerstört, behält es dennoch standhaft
seinen Glauben, fest versichert, daß es be
siimml ist ei» großes Volk zu werden, und
vermeht sich ungemein stark durch zahlreiche
Ankömmlinge nicht nur aus der neuen, son
dern auch aus der alten Welt. Von ihrer neu
en Ansiedlung imgroßen Salzsee-Thale von
Ober Californien. wohin der großeStrom ih
rer Auswanderung gerichtet ist, und wo
sie in kurzer Zeit durch ihren bekannten
Fleiß und Ausdauer eine große Stadt er
baut haben werden, haben wir unsern Le
sern vor nicht sehr langer Zeit cineßcschrei
bung gegeben. In Bezug auf ihre starke
Vermehrung sagt das St. Louis Organ,
daß sich in jener Stadt und Nachbarschaft
ein Haufe derselben befindet, welcher, ob
gleich fortwährend Abtheilungen nach dem
„Lande der Verheißung" abgehen, dennoch
stark zunimmt. Ihre Anzahl in St. Louis
und Umgegend wird zn 3vvll geschätzt. In
Illinois, Wisconsin, Michigan und lowa
zählen sie ungefähr 25,Wt). Am Salzsee
und im westlichen Californien noch etwa
I2Ml) mehr. Die in den übrigen Verei
nigten Staaten zerstreuten Mormonen mag
ihre ganze Stärke in der Union zu nahe 50,-
VW anschwellen. Hiezu käme dann noch
die große Anzahl ihrer Glaubensgenossen in
England, Schottland und Wales, welche
sich alle zur Auswanderung vorbereiten, um
sich mit ihren Brüdern im fernen Westen
zu vereinigen.
Nachrichten von der Mormonen Ansicd
lung am czroßcn Salzsee
birgen neue Entdeckungen ausserordentlich
ergiebiger Goldlager gemacht hat. Die
Ansiedler in dem sogenannten großen Land
decken von Kalifornien wünschen sehr eine
Territorial- Regierung zu bekommen, und
wollen zu dem Ende cinen Delegaten nach
Washington während der nächsten Con
greßsitzung schicken. Die Ansiedlung der
Mormonen soll im besten Gedeihen sein.
DaS Pennsylvania Hospital.
Aus dem Bericht über die Operationen
dieser Anstalt während dem Jahr welches
sich mit dem 28sten letzten April endigte,
geht hervor, daß sich in genannter Zeit in,
Ganze» IBW Patienten unter Behandlung
befanden; von diesen wurden 1651 entlas
sen, so daß noch 153 in der Anstalt verblie
ben.
Von de» 1652 Patienten, welche wäh
rend dem Jahre aufgenommen wurden, wa
ren geboren in den Vereinigten Staaten
648, Canada 3, Nova Scotia 8, Westindi.
en 3, Südamerika 2, England 84, Schott
land 2(i, Wales 5, Irland 758, Frankreich
7, Portugal 7, Schweiz 3, Deutschland 77,
Preuße» l, Norwegen 2, Schweden 10.
Dänemark 3, Rußland 1, westlichen Inseln
Z, Alderney I.zur See I —zusammen 1(!52.
Die Zunahme von Patienten über das
vorige Jahr war 128. —Seit der Errichtung
des HospitalS in 1752 wurden 47.53 V Pa
tienten in dasselbe ausgenommen, wovon
27.227 auf Kosten der Anstalt verpflegt
wurden. Mit Denjenigen, welche seil 1840
im Irrenhause ausgenommen wurde», ist
die Zahl 48,9!>7. Von den obigen 47,536
Patienten wurden 29.L83 geheilt; 5,401
gemildert; 3.716 weggenommen; 1.20!)
wegen schlechten Betragens ciitlaßen; 1.178
schwangere Frauenzimmer glücklich cntbun
den; 1.102 im Hause geborne Kinder ge
sund cntlaßen; 4.789 sind gestorben, und
158 verblieben im Hause-Zusammen 47,-
536.
Indianische Namen.
Der blaue Berg, sagt der Easton Argus,
winde ursprünglich durch die Indianer
K a u-t a-t i n-ch u n k genannt, welches
Hauplberg bedeutet. Der indianische Na
me des LechaflußeS war L eck h a, wovo»
die deutsche Benennung L e ch a herrührt.
Der Lecha Berg und das Caunty Lecha
wurden nach diesem Fluße benanit. L eck
h a bedeutet Westzweig. Der Delaware
Fluß wurde nicht von den Indianer» so ge
nannt, wie Viele glaube», obscho» ei»
Stamm jenes Nanr.nZ daselbst wohnte.
Er erh-.e'.l seinen Namen durch die Franzo
fe», wclche ihn ~La-r!-v!ere d e-l a-w a r e," l
»der ~D e-l a-w ar e" »annten. Der in
tianische Name der Buschli!! war Lehic j
I v it. l
„Ich habe keine Freunde zu belohnen nnd!
„keine Feinde zu bestrafen. Ich bin der
„Kandidat des Nolles."
Düse und ähnliche Ausdrücke, deren sich
der gegenwärtige Präsident vor der Wahl
bediente, werden uns jetzt in allen dem
okratische» Zeitungen in jeder ihrer Nun,
mein in dem Sinne vorgeführt, als habe
der nunmehrige Präsident diesen Aussagen
zuwider gehandelt, als sei er ein willenloses
und grundsatzloses Werkzeug der Whigpar
tei u. s. w.—, weil er durch sein Cabinet
eine Anzahl demokratischer Beamten ent
feinte und ihre Stellen mit Whigs füllte.
Nun, es läßt sich erwarten, daß Leute,
welche an daS Negieren und Einkassiren der
Staatsgelder gewohnt waren, ihreJcremia
den bei einem Negierungs-und Beamten-
Wechsel hören lassen der Uebergang von
Uebei fluß zu Entbehrung ist allemal schwerer,
als der Schritt von Entbehrung zu Ueber
fluß —und wenn unsere demokratischen Be
amten und Zeitungsschreiber mit den europäi
saien Kürsten und Bureaukraten (.Beamten)
denselben Trauergesang über die Verkehrt«
heil der Zeiten und Menschen anstimmen :
so finden wir dieß menschlich natürlich und
verzeihlich. Die Fleischtöpfe Egyptens, an
die sie bisher ihren Gaumen und Magen ge
wöhnt, und durch deren Segnungen sie sich
in eine sorglose Behaglichkeit veisetzt fühl'
ten, fehlen nun—und sich auf einmal an
das Vermissen derselben zu gewöhnen, wäre
wirklich zu viel gefordert von unfern demo
kratischen Freunden, die grade nicht bei
DiogeneS in die Schule gegangen, sondern,
gleich uns, eine volle Börse, einen guten
Tisch u. dgl. m. für sehr bequeme Dinge
halten.
Allein so viel Mitgefühl wir auch in die
sem Betracht mit unsern trostlosen demo>
kratischen Freunden haben mögen so müs
sen wir doch unsern Tadel über das läppische
Benehmen de»selben gegen unsern Helden
müthigen und patriotischen Präsidenten aus
sprechen. In Schutz nehmen brauchen wir
den alten Zack natürlich nicht denn der
weiß so gut, was er auf dem Präsidenten
stuh! zu Washington thut, als er sich auf
seinem Scblachtroß nie in Verlegenheit fühlte
und seine Regierungslhaten loben den Mei
ster eben so sehr, als seine Kriegsthaten.
Allein unsere College» von der Gegenparlhei
singen »ns das alte Lied so oft und unver
schämt vor, daß dem Geduldigsten die Ge
dnld ausgehen und .as empfindungsloseste
Ohr davon übersättigt sein müßte. Das
schönste Lied klingt übel, wenn man es zu
oft hinter einander singt, aber Unsinn wird
man bald überdrüssig. Unsinn aber, und
nichts als Unsinn, ist der ganze Versuch zu
beweisen, Präsident Taylor's Handlungen
widersprächen seinen Versicherungen. Ge
hören denn die Whigs nicht auch zum
amerikanischen Volke? Man sollte es fast
glauben, wenn man solche demokratische
Raisonnements ansieht! Ei, ei! Sieh doch!
Die Demokraten bilden also allein das ameri
kanische Volk und Präsident Taylor, der
vor der Wahl erklärte, ein Candidas des
ganzen Volkes zu sein, handelt gegen diese
Versicherung, weil er nicht alle Demokraten
in den Aemtern läßt und auch Whigs an
nu'r keine Bürger der Ver. St. ! ?! ÜnS
wundert, daß die Whigs noch im Lande
bleiben dürfen, da sie doch dein Volk der
Ver. St. nicht anzugehören scheinen. Lächer
licher kann sich ein demokratisches Blatt
wahrlich nicht machen, als durch solche Ver
suche, dem Volk Sand in die Augen zu
streuen.
Und nun gar das Belohnen seiner Freunde
und Bestrafen seiner Feinde? ! Warum
weisen die Loco Blätter nicht lieber auch
zugleich nach, daß die aus ihren Aemtern
entfernten Demokraten die persönlichen Fein
de des Präsidenten seien ? Wir wären wirk
lich begierig, das zu wissen !
Angenommen einmal, sie könnten dies be
weisen (und der Beweis fiele ihnen vielleicht
nicht schwer): handelt der alte Zack dann
nicht klug und recht, wenn er sie von Stellen
entsetzt, wo sie wegen ihrer feindlichen Nei
gung gegen ihn der Ausführung seiner weise
sten Plane und edelsten Absichten nur Hin
dernisse in den Weg legen würden ? Sollte
er, als alter erfahrener General, wirklich so
dumm sein, sich den Rücken nicht frei zn
halten ? Ist er es nicht dem ganzen Volke
schuldig, jedes Hinderniß einer patriotischen
Verwaltung aus dem Wege zn räumen ?
Und wo wäre der Beweis, daß seine Gesin
nung nicht eine ächt patriotische sei?—
Oder angenommen auf der andern Seite,
die entsetzten demokratischen Beamten wären
nicht seine persönlichen Feinde: was soll
denn die Anwendung des Taylorischen Aus
spruchs: "Ich habe keine Feinde zu bestra
sen ! ?" —Wenn sie seine Feinde nicht sind,
so hat er in ihnen auch keine Feinde abge
setzt, sondern Freunde und das können die
an ihre Stellen gekommenen Whigs im be
sten Falle auch nur sein.
Daß diese demokratischen Erbcamlen po
litische Gegner Taylors sind, macht sie nicht
zn seinen Feinden, so wenig als alle Whigs
seine persönlichen Freunde sind, weil sie mit
ihm dieselben politischen Grundsätze haben
und etwa sür ihn stimmten. Wollte Tay
lor nach diesem Grundsatz verfahren, so
müßte er jedem Wl)ig, weil er für ihn stimm
te, ein Amt geben und da müßten freilich
»och neue Aemter geschaffen weiden, um
Oeffnungen zu bekommen.
Die Sache ist einfach die : Taylor ent
fernt die Unfähigen und setzt Fähige an ihre
Stelle. Das war der Grundsatz, nach dem
er, zufolge seiner Botschaft, diesen Zweig
des Erckuliven verwalten wollte und er hat
bisher Wort gehalten. Ein Mißgriff mag
hierbei ebenfalls wieder vorkommen, weil
der Präsident die Bewerber nicht persönlich
kennt und nur durch Mittheilung von An
dern Näheres über sie erfährt; allein wie
vorsichtig der Präsident bisher dabei zu
Weike ging, das lehren die Berichte, welche
selbst hie und da aus demokratischen Blät
tern verlauten. (Westp. Staatsz )
Die Cholera raffte in Paris viele Op-1
ser weg. In die Hospitaler wurden vom l.
bis 15. Mai 26.272 Kranke gebracht, und
es starben darin 12 506 Personen. Die!
Krankheil vermehrte sich täglich um 25 Pro
zrut.
Wo m Ans l a Zl de.
Ankunft dcö Dampfschiffes
7 Tage spater von Europa.
Sinken der StaatSpapiere—Beschluß der
Nationalversammlung, gegenüber den
Schritten RnsilandS-Die Römer be
haupten sich— Angeblicher Sieg der Un
garn über die Oestreicher und Russen—
Manifest des Äaiserö von Rußland ge
gen alleFreiheitsstrebnngen—Ausbruch
und Wahrscheinlichkeit von Aufständen
in ganz Deutschland—Der König vou
P-reusitN will eine Constitution für
Deutschland mit einem absoluten Veto
oktroyiren, und den Namen Schutzkerr
von Deutschland anuehmen—Der Pun
janb. etwa >«<»,«»«iZuadratmeilen,dem
brittischen Reiche einverleibt.
Der Steamer „Europa," welcher am 2(1.
Mai von Liveipool abfuhr, traf am 5. Ju
ni bald »ach Mittag in Halifax ein.
So unvollständig die telegraphischen
Nachrichten sind, so enthülle» sie doch einige
hochwichtige Thatsachen, welche den Aus
biuch des allgemeine» europäische» Krieges
i» immer nähere Aussicht.stellen. Vor Al
len erwähnen wir das entschicdnere Auftre
ten der französischen Nationalversammlung
in der auswärtigen Politik, veranlaßt durch
den Ausgang der letzten Wahlen, welche von
der neu gewählten Kammer ein noch ent
schiedneres Auftreten erwarten lassen;—fer
ner das Manifest des Kaisers von Rußland,
welches gegen alle Freiheitsbestrebungen,
also auch gegen die französische Republik
gerichlet ist —und die revolutionäre Bewe
gung in ganz Deutschland.
Frankreich. Die Wahlen sind so
stark für die Sozialiste» ausgefallen, daß
dieselben im Verein mit de» gemäßigte»
Republikanern jedenfalls in der auswärtigen
Politik feindselige MaaSregeln gegen die
Pläne der Despoten in der neuen Kammer
durchsetzen werden. Die aristokratischen
Blätter Englands gestehen die Erwählung
von 240 Sozialisten zn, die telegraphischen
Berichte sagen aber nicht, wie viele gemäß
igte Republikaner gewählt sind, welche in
der auswärtigen Politik mit den „Rothen"
gehen, noch was die Gesinnungen vieler
Bonapartistc» ic. den Drohungen des Aus
landes gegenüber sind.
Aus dem gewaltigen Sinke» der franzosi
schen Staatspapiere, welches sich bis zu 13
Prozent beläuft, kann man am besten sehen,
was die wohlunterrichteten Geldmänner von
den Verhältnissen Frankreichs und Europas
denken ; eS ist offenbar, daß sie einen euro
päischen Krieg und einen allgemeinen euro
päischen Staalsbaiikerott befürchten. Bei
des ist unausbleiblich. Die Vorzeichen da-
Ä!ai fanden in der National
versammlung über die italienischen Angele
genheiten und über das Einschreiten Ruß
lands in Ungarn so erbitterte und heftige
Debatten Statt, wie sie kaum jemals vor
kamen.
Herr Sarrans erklärte in Bezug auf die
russische Einmischung, daß die Eioberungs
sucht des Zaaren allgemein bekannt sei, und
daß sein Schritt gegen Ungarn ein Schlag
gegen die Völkerbewegung, hauptsächlich
gegen Frankreich fei. Aus seinem Manifest
gehe die Absicht deutlich hervor —es sei eine
Kriegserklärung gegen alle demokratischen
Bewegungen. Wenn man damit die Er
klärung deS Königs von Preußen zusam
menhalke, so könne man nicht länger an ei
ner Verschwörung aller Aristokraten gegen
die Demokratie zweifeln. Der Einfall von
17v t)U(1 Rußen in Ungarn sei unmöglich
bloß für die Unterjochung Ungarns bestimmt.
Außerdem habe der Zaar eine Reserve vo»
18Ü llttt) Mann in Bereitschaft—also 35V,-
Oliv Mann gegen den Westen Europas zu
den Waffen gerufen. Die Bändigung Un
garns sei ein bloßer Vorwand. Eine neue
Coalition der Könige sei gebildet, und er
wolle wissen, welche Politik Frankreich da
gegen befolgen wolle.
Der Minister der auswärtigen Angele
genheiten erwiederte, in Bezug auf Italien
werde man die Wünsche der Nationver
sammlung ausführen. Was Ungarn an
belange, so habe man gesagt, die Zeit der
Unterhandlungen sei vorüber, allcindiefran
zösische Regierung fei andrer Ansicht, sie wer
de auch fernerhin unterhandeln. (Kann
man de» Verrath an der Sache der Völker,
namentlich Frankreichs selbst, offener eingc
stehe» ? Man will sich ferner mit diploma
tischen Noten begnügen, während die rufst
schen Barbarcnhorden in Unzahl über die
tapfern Ungarn herfallen, und während die
gekrönten Hochverrälher Deutschlands in
offenem Bunde mit dem Zaar stehen.)
Herr Guichard warf dieß dem Münster
vor, und behauptete ihm in das Gesicht, die
französische Regierung sei der Coalition der
Fürsten gegen die Völker beigetreten.
Herr Joly sagte, er wolle lieber Krieg als
die Demüthigung von Frankreich und schlug
die folgende Tagesordnung vor :
~ Die Nationalversammlung betrachtet >
das Manifest des Kaisers von Rußland und ,
die zwischen ihm und de» Herrschern von -
Preuße» und Oestreich geschlossenen Ver
träge als einen Angriff auf die Prinzipien
der französischen Constitution und auf die i
Rechte der Völker, und erklärt jenes Mani- ,
fest für unvereinbar mit den Beschlüssen der
Nationalversammlung."
Nach einer Rede des Hrn. Maguin, be
stieg Ge». Cavaignac die Tribune, und be
ant»agte folgende motivirte Tagesordnung !
als Amendment der vorstehenden : i
„Die Nationalversammlung fordert die t
ernstliche Aufmerksamkeit der Regierung für >
die in Europa stattfindenden Ereignisse und! z
Truppenbewegungen, und da sie in dem
ZutZand der europäische» Angelegenheiten! 112
Gefahren für die Freiheit und die Republik! s
crblicil, so lmpfiehli sie der Negierurig, die^t
kiäftigsten Maßregeln zu deren Schutz zu
ergreifen."
Ge». Cavaignac bemerkte, sein Beschluß
verpflichte die Republik noch nicht zu der
Anerkennung der Erklärung deS Hrn. Joly,
während er andrerseits darlhue, daß die Na
tionalversammlung den gegenwärtigen Er
eignissen in Europa ihre ernstliche Äusmerk
samkeit schenke.
Hr. Joly widersetzte sich dem Amendment
von Ge». Cavaignac, weil dasselbe nicht ent
schiede» genug sei.
Am 23sten Mai wurden die Debatten
über die russische Einmischung in Ungarn
fortgesetzt, und als der Antrag von Gen.
Cavaignac zur Abstimmung kam, wurde
derselbe mit 436 gegen 184 Stimmen ange
nommen.
Herr Cremieur lenkte die Aufmerksamkeit
der Versammlung auf einen Artikel in der
von Herrn Considerant herausgegebenen
„ Democratic Pacifique," worin es heißt,
daß gewisse Mitglieder der Regierung und
andere Politiker eine Veischwürung einge
leitet hätten, um die Republik an einem ge
wissen Tage zu stürzen. Er forderte Herrn
Considerant auf, über die Sache nähere
Aufschlüsse zu geben.
Herr Considerant erwiederte, das Nähere
sei ihm von einer zuverläßigen Person mit
getheilt worden; er habe es für seine Pflicht
gehalten, den Gegenstand dem Minister Prä
sidenten anzuzeigen, uud habe auf solche
Weise die Verschwörung vereitelt.
Die Sendungen von Truppen nach Civi
ta Vecchia dauerten in Toulon und Marse
ille fort. Es ist bereits der fünfte General
zur Verstärkung von Gen. Oudinot abge
gangen.
Louis Napoleon hat eine Revue über
IVO,Wl) Mann Soldaten, die Garnisonvon
Paris, auf dem Marsfelde gehalten.
In Frankreich sollte General Bugeaud
ein neues Ministerium bilden ; die Repub
likaner daselbst erklären, sie wollen das
Kriegsschwert nicht eher ruhen lassen, als
bis es die Brust des letzten Königs getroffen
hat. Französische Frcischaaren strömten nach
Baden und Rheinbaiern.
Nus)lnnd- —Der Kaiser von Rußland
hat die französische Republik (?) anerkannt
—d. h. die gegenwärtige französische Regie
rung, welche mit den Despoten Europas im
Bunde steht, um alle Frcihcitsbestrebungen
zu unterdrücken, und welche je eher je lieber
die Form der Republik und die Verfassung
umstoßen möchte. Die beste Erklärung zu
jener Anerkennung von Louis Napoleon ist
ein Manifest, welches der Selbstherrscher
aller Reußen erlassen hat, und worin er sei.
nen Entschluß erklärt, sich in den Streit
Oestreichs mit Ungarn einzumischen. Er
spricht von der Mission seines von Gott be
schützten Volkes jede Empörung gegen
rechtmäßige Herrscher zu strafen, und be
fiehlt im Namen des Allmächtigen Lenkers
der Schlachten und des Herrn über den
Sieg, Armeen, zur Vernichtung der Rebel
len und zur Unterdrückung verwegener und
übelgesinnter Menschen in das Feld zu rü
cken. —Dieses Manifest desZaars wird einen
wichtigen Zeitabschnitt in der Geschichte der
Europäischen Revolution bilden. Es muß
e>»evs»kiiv oem vlindgiaubigiien Änyanger
einer konstitutionellen Monarchie die Augen
über das Treiben aller Fürsten öffnen, und
ihm zeigen, daß die gelindesten Freiheitsbe
strebungen und die mäßigsten Fortschritte,
dem Gebote legitimer Fürsten gegen
über, von russischen Barbarenhorden unter
drückt werden sollen, denen von Gott
d i e Missio n g eworden i st, j ed e Em
pörung zu bestrafen. Die ausrichti
gen Anhänger einer constitutionellen Herr
schaft müssen einsehen, daß sie nur zwischen
der russischen Knute oder einer dem Arbeiter
freundlichen Republik zu wählen haben.
Anderntheils muß das Manifest die Repub
likaner Europas, vor Allen die Deutschen
und Franzosen zu dem entschiedensten Han
dein anspornen ; denn ihnen ist der Ve r
nichtungskrieg öffentlich angekündigt.
Ueber Deutschland bringt uns der
Telegraph die inhaltschwere Meldung :, Im
ganze» Lande ist der Aufstand aus
gebrochen oder wahrscheinlich, und überall
herrscht Aufregung." Die Wirkungen deS
russischen Einfalls und Manifestes "werden
nicht ausbleiben, trotz des Versprechens des
preußische» Lügenkönigs, er werde Deut
schland mit einer freisinnigen Constitution
beglücke», wenn ihm fe n Volk abermals
seine Feinde bekämpfen helfen wollte.
Die Constilution, wovon der meineidige
Hanswurst in seinem Aufruf vom 25. Mai
spricht, wild, wie man zuverlässig meldet,
das absolute statt des suspensiven
Veto enthalten, und der König will den
Namen Sch u tzherr oder Protektor von
Deutschland annehme», statt dcs Kaiserlitels.
Oestreich soll nach obiger Constitution keinen
Theil des neuen deutschen Reiches bilden,
sondern mit demselben eineiiges Schutz und
Trutzbündniß schließe».
Die Fortdauer des Belagerungszustandes
ist für Berlin mit neuer Strenge verkündet
worden; die Thätigkeit der gewöhnlichen
Gerichte wurde eingestellt und das Stand
reckt stand in voller Kraft.
In Deutschland traten alle conservative
Mitglieder, darunter Gagern, Basscrmann,
Mathy ic. aus dem Pailament aus, und
I dessen Mitglieder waren nicht mehr in be
schlußfähiger Anzahl versammelt. Die
ganze badische Armee 25,1)U0 Mann
staik, hatte bis auf 2 Kavallerieregimenter,
den Gehorsam aufgesagt, und ihre Ossiziere
aus den Glieder» selbst gewählt. Eine
Menge Freischaaren rückten in Baden ein.
Oestreich und —Der Kai
ser von Oestreich hat seine Staaten verlas
sen, um sich seinem Schutzherrn Nikolaus in
Warschau zu Füßen zu werfen, und viel
leicht vor seinen erbitterten Völkern zu ver
bergen.
Die Ungarn zeigen in dem ungleichen
Kampfe mit Oestreich und Rußland keinen!,
Mangel an Muth, und rüstete» sich zum!
Verzniciflungskampfe. Man hat Nachrich-!
ten, daß sie über die vereinten Oestreicher!
und Russen Siege erfochten ; allein es fehle»
zuverlässige Nachrichten vom Kriegsschau
platze. Aus dem Schweigen der östreichi
schen Kriegsbnllenns daif man wenigstens
schließen, daß die veibündele» DeSpotenhor-!
den noch keine Siege enungen halten.
! Die Ungarn haben Ofen eingenommen,
j und 10 Batterien, 20,000 Gewehre und
große Kriegsvorräte erbeutet; die 3000
Mann statte Besahung wurde nach Comorn
gebracht. Raab ist nicht von den Oest
reichern genommen worden ; vielmehr ha
ben die Ungarn die Oestreichs auf der In
sel Schütt geschlagen.
Gen. B c m soll über die Oestreicher und
Russen einen bedeutenden Sieg gewonnen
haben. Gut steht dic «Lache der
Völker!!!
Italien.—Die Nachrichten aus Rom
reichen bis zum 15. Mai. Die republikani
sche Regierung behauptete sich überall gegen
die vereinigten Streitkräfte der Franzosen,
Neapolitaner und Spanier.
Am 13. Mai versuchten die Franzosen,
die Tiber über die Milvische Brücke zu pas
sirrn ; aber die Römer sprengten sie in die
Luft, wodurch die französischen Truppen in
zwei Theile getheilt wurden, da bereits ein
Corps die Tiber passirt hatte. Die Vorhut
der Franzosen stand naeb den letzten Nach
' richten 4 Meilen von Rom, die Neapo
litaner 12 Meilen, und ein spanisches kleines
Corps bei Fiumieino.
Ostindien —Nachrichten aus Bombay
vom 17. April melden, daß die Häuptlinge
der Sikhs sich unterwarfen, und den Pun
jaub, ein Gebiet von 100,000 englischen
Quadratmeilen, an die Britten abgetreten
' haben.
<?llina.—Nachrichten aus Hong Koug
vom I. April sprechen von Befürchtungen
eines Ausbruchs der Volkswirt!) in Carito»,
wann die Thore jener Stadt, gemäß dem
Friedensverträge mit England, den Fremden
, geöffnet werden.
Belehrende Unterhaltung.
Hochzeitfeierlichkeiten.
Da die alten Deutschen spät heirathe
' ten, d. h. es so lange mit der Heiraih anstc
hen ließen, bis es „hohe Zeil" war, so wur
de die Heirath selbst hohe Zeit genannt, ob
wohl man das Wort auch daher ableite»
kann, daß es zn dieser Zeit hoch herging,
Uebrigens waren die Feierlichkeiten einfach
und ernst. Wen» der junge Mann die Frau
! sich nicht mit Gewalt nahm, so geschah die
Verbindung mit Einwilligung der Eltern,
wobei der Bräutigam am andern Morgen
der jungen Frau ein stattliches Geschenk gab
l (die Morgengabe,) das ihr Eigenthum blieb,
l (Sie selbst brachte anfangs nichts mit, erst
später wurde das Gegentheil Sitte.) Ein
. Mahl eiidele das Fest.
> Bei den alten Israeliten legten die
' Neuverbundncn die rechten Hände in einan
- der, worauf ein Fest gefeiert wurde. Die
l Mutter führte die Tochter in die Kammer,
° wo beide darüber weinte», daß sie sich nun
- trennen müßten, worauf die Mutter die
> Tochter segnete, und den Himmel bat, die
Ehe glücklich zu machen. Später wurde es
> gewöhnlich am Vorabende im Hause des
' Bräutigams ein festliches Mahl zu gebe»
> während dessen die Braut von de» Braut
c jungfern ins Bad geführt, gesalbt und mit
! dem Gürtel bekleidet wurde, den nur der
l Gatte lösen durfte, verschleieit und mit ei
l »cm Brantkra»z geschmückt. Verließ sie
' den bisherigen Wohnort, so geschah es in
der Dämmerung unter Musik und F.ikelbe
gleitung, wobei Kleider und Schmuck »ach
' getragen wurden. Am Hochzeittage winden
dem Brautpaar Weizenkörner und Mün
zen aus den Kopf gestreut, mit den Worten :
„Seid fiuchtbar und mehret euch."
In Lacedämon hcirathete der Mann
nicht vor dem Allsten, die Jungfrau nicht
vor dem 2Usten Jahre. Letztere'erhielt kei
ne Mitgabe, damit Liebe, nicht Reichthum
die Ehen schließe. Der junge Man» ent
führte Abends wie mit Gewalt die Biaut
aus den Armcn ihrer Mutter und führte sie
in sein Haus, wohin sie blos eine Frau be
gleitete. Doit schnitt ihr diese ihre Haare!
in Gegenwart der Verwandten ab. zog ihr
ihre Mädchcnklcider aus und Fraueukleider j
an. und führte sie dann ohne Licht ins hoch !
zeitliche Bett, wo sie allein blieb. ES gab!
keine weitern Hochzcilfeierlichkeiten. Der!
junge Man» ging nach obiger Ceremonie!
in den gemeinschaftlichen Speissaal, aß mii
seinen Gefährten und schlief wie gewöhiilicb
bei denselben. Um Mitternacht schlich er
sich jedoch fort und besuchte seine Gemahlin
auf kurze Zeit. Diese heimlichen Besuche!
wurden in der ersten Zeit fortgesetzt und soll- z
te» dazu dienen zu häufigen G-nuß zu ver
hindein.
Die Athener heiratheten besonders im
Januar und stets Abends bei Fakelsehcin
Die Braut trug einen Kranz von Feigen,
Palrnftücl'te» und Gemüse, wuide von dem
Bräutigam aus den Armen ihrer Mutter ge
nomine», und nach de», Haus des Bräriti
gams geführt. Die Mutter ging mit einer
Fakel von Fichtenholz voran, Knaben folg
ten, Hymnen zum Lob der Ehe singend.—
Nach einem großen Fest, das den Verwand
te» beider Vermählten gegeben wurde, führ
te man diese in die hochzenliche Kammer,
a» das mit Blumen verzierte Lager. Vor
der Thüre sangen Gruppen von Knaben
und Mädchen.
In R o in durste der Jüngling mit 14
das Mädchen mit 12 Jahre» heilathe». —
Der Tag wurde mit Opfern begonnen, die
Braut trug eine» Kranz und einen weiße»
oder safrangelbe» Schleier, der oft mit Di
anianten geziert war, ferner hohe Schuhe,
um ihre Gestalt zu erhöhen, ein einfaches
weißes oder safrangelbes Kleid, das mit ei
nem wollenen Gürtel gebunden war, an dem
der sogenannte HerkuleSknoten, welchen der
Bräutigam ausknüpfte, indem er Juno, die'
Göttin der Ehe. anrief. In te» erste» Zei
te» legte man auf den Kopf der Neuver
mählten das Joch eines PflugeS
um anzudeuten, daß die Ehe ein wahres
Joch sei, und hiehcr kommt der Name (!<>»
für Ehe. Auch in Rom winden
die Hochzeiten nur AbendS und bei dem
Schein von fünf Fakeln gefeiert, die den
fünf Hauptgottheiten der Ehe
Juno. Venus, und der Göttin der Ueberre
A then sollte eS in Rem den
Schein habe», als würde die Tochter der
Müller mit Gewalt emrissen. Zwei .Kna
ben führten sie, ein dritter trug voi ihr die^
Hymens Fakel, mit der man allerlei Aber
glauben verband, hinter ihr wurden San
del und Wolle getragen, zum Zeichen d>,ß
sie sich mit Spinnen beschäftigen solle, fe»
»er Körbe mit ihren Kleinodien, und Klei
nigkeiten für die kommenden Kinder. DaS
Haus der Galten war mit Blumen verziert.
Vor derThüre reichte man der Braut Was
ser und Feuer, zum Zeichen daß sie Theil an
dem Vermögen ihres Mannes habe, begoß,
sie mit Wasser, als Zeichen, daß sie rein und
keusch eintrete, und fragte sie nach ihrem
Namen. Sie sagte aber nie ihren wahren,
denn da jeder Bräutigam am Hochzeittage
O-iMZ hieß, s» antwortete sie: „ Wenn du
- bist, so bin ich OnM. („ Wenn bu
-Herr bist, bin ich Herrin.) Es war dieK
! eine Anspielung aus Lecilis, Frau
Tarquin des Aeltern, welche eine sehr gute
Haushälterin gewesen war. Hieraus häng
te die junge Frau etwas Wvlle an die Haus
thür und rieb sie mit Wolfs- oder Schwei
nefett, um alle Zauberei fern zu halten. —
Frauen hoben sie über die Hausschwelle,
welche sie nicht betreten durste, da sie den
Hausgöttern und der Vesta heilig war.—
Man reichte ihr einen Ring init Schlüsseln,
zum Zeichen daß sie die Führung des Haus
wesens erhalte, ließ sie auf einem Schaffell
niedeisetzen, zum Zeichen daß sie die Sorg«
für Herbeisckaffung der Kleider habe und
begann das Mahl, welches gewöhnlich mit
Flöleiispiel begleitet war. Nach demselben
wurde sie durch Frauen ins hochzeitliche Bet
te gebracht—das dem Genie des MemneS
geheiligt war und daher Leui.il hieß ; wel
cher ehe er die Tkürc schloß, den jungen Leu
ten Nüsse zuwarf. Diese sangen vor der
Tkürc Lieder sehr ausgelassenen Inhalts.
(I-'esceiiui.l'sche Verse, weil die Einwohner
von Fescennia in Etruricn sie aufgebrach»
hatten.) Am andern Tage gab der junge
Mann ein großes Mahl, bei welchem die
junge Frau an seiner Seite ans demselben
Bett saß und so wenig zurückhaltendes Ge
spräch führte, daß man um sehr freie Reden
zu bezeichnen, sagte: es seien Reden einer
Erstvcrheirathcke». Hierauf wurde den»
Jupiter, der Juno und Venus geopfert'.
Bei den Völkern, wo die Frauen arbeite
ten, und also ein nützliches Glied der Fa--
> niilie waren, mußte der Bräutigam den El»
! tern ein Geschenk geben. So bei den alten
Israeliten, bei vielen andern Hirtenvölkern
und bei den alten Deutschen. Bei gesitte
ten Nationen, wo die Frau mehr dem Putz
und Vergnügen lebte, und daher eine Last
war, mußten die Eltern ihr eine Aussteuer
! mitgeben, doch verboten dies einige Gesetz
geber (Solon u. a.) —wiewohl auf die
' Dauer okne Erfolg,—damit die Ehen mehr
»ach Neigung, als nach Geld geschloff«»
werden. (Leuch's Eif.Ler )
kZllr de» „Lecha Patuol.")
M c h l t h a »l.
Mehlihau, der große Feind der War'zen--
ernte, ist eine Parasiiical Pflanze, das heißt,
! eine Pflanze die in das Gewebe ander er
Pflanzen hinein wächst und sich von deren
- Säften nähret und durch Saamen und
Brut oder Keimen fortpflanzet. Um zu g,<
! deihen muß der Mehlihau. so wie jedes an.
dere Gewächs, einen günstigen Boden, das
j heißt, einen schwachen und kränkliche» War
zen haben ; und daß cS thuulich ist solche
Art Waizen zu ziehen, lehren uns leider die
trauiigen und unfreiwilligen oder gezwun»
- genen Erperimentc nur zu gut.
ES wird ebenfalls nicht geläugnet wer
> den, daß man eine Art Waizen ziehen kann.
! der ungünstig für den Wachsthum des Mehl
thaues ist; denn fe gesunder und stärker de»
Waizenhalm, je weniger er vo» dem MehK
thau angegriffen wird.
Die Chemie sagt uns, daß die Stärke deS-
Waizeiihalins auS Feuerstein (Silica) be
steht uiid ein unumgänglicher Bestandtheil
des Waizens ist; und doch kann nicht das
kleinste Slückcbcn dieses Minerals Eingang
in die Wurzeln einer Pflanze finden, es sei
denn zuerst in Wasser ausgelöst.
Da nun Feuerstem das unauflöslichste
aller Mineralien ist. so wirft sich die Frage
auf: Wie kann aber der praktische Bauer
dieses Mineral auflöse», welches so zu sagen
die Knochen oder den Rückgrat des War
zenhalms bildet ?
! In der chemischen Sprache ist Feuerstem
eine Säure (Acid), die sich in großen Dosen
mit zwei Laugen (Alkalis), Potasche und
Soda, vereinigt, und die auflöslichen Salze
(Silicates) bildet.
j Da nun gezeigt ist, wie man Feuerstei'i,
auflösen kann, so wiift sich eine andere Fra
! ge auf: Wie kann man aber genug Pota'
sehe und Soda sammeln, um eine hin läng-
liehe Quantität Feuerstein aufzulösen?
Die Antwort ist leicht. Einmal thut es
! die Natur selbst, wie in den Wintern von
1847 und 1848, wo durch das öftere Zu
frieren und Aufthauen der Erde die natürli
che Potasche und Soda von den mit ihnen
in Verbindung stehenden Substanzen be
freit wurde; zum andern, da die Winter
! nicht alle wie die von 1847 und 1848 wer
> den. so muß der praktische Bauersich nach
andern Mitteln umsehen.
Kalk, ebenfalls eine Lauge, der reichlich
mit eingeht in der Zusammensetzung des
Waizens selbst, bildet ebenfalls ein auflösli.
ches Salz. Nächst diesem, doch nicht min»
der, sollte der Bauer seine Aufmerksamkeit
auf seinen Scheuerhof richten. Erstens soll
te er besorgt sein, wie er den Salmiac Am»
mrnia, eine flüchtige Lauge, und die andern
Laugen, als Petascbe, Soda, etc. im Mist
halten kann; denn die Säuren bleiben viel
lieber im Mist, von denen dann immer ein
Uebermaß im Boden voihanden ist, wovon
der Waizenhalm schwach und kränklich wird,
und daher dem Mehlihau unterworfen ist —>
gleichwie ei,i unmäßiger Mensch einer an
steckenden Krankheit.
Nord-Whcithall.
Juni L, 1849.