Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, August 29, 1918, Image 2

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    !! Ant der Chakra. !!
> 5 Bon K .». Hase. 5 >
besten sür Viehzucht eignen. Im
Laufe der letzte» dreißig Jahre hat
sich das Weizenareal Argentiniens
Europa geworden ist. Infolge der
Ausdehnung des Getreidebaus über
ein Gebiet, das sich von 30 —39 Grad
südlicher Breite und S7 —VS Grad
Mißernten, von denen die eine oder
andere Gegend betroffen wird, durch
günstigere Erträge in anderen Teilen
ausgeglichen, so daß der Welthandel
stets mit denselben Getreidevorräten
in Argentinien rechnen kann, was
wesentlich dazu beigetragen hat, den
Kredit der Republik gegen frühere
Zeiten zu befestigen, in denen eine
Bodens sür Viehzucht. Als bestes
—8 Prozent des Ertrages bezahlt.
für Halbbauern etwa 120 bis 200
läßt, denn es besteht zu fast 70 Pro-
Bon rationellem Wirtschaften, von
Fruchtfolge und Düngung haben
diese Kolonisten keine Ahnung und
dieses vorsündslutliche Wirtschafts
system bei der kurzen Pachtzeit iHa
nicht viel, aber es ist ein^amimr,
Der Boden bis ins kleinste ausgenützt
selben Wirtschaft- aber bedeutend
bessere Geld- und Kreditverhällnifse
wie am La Plata herrschen und auch
vorhanden ist, so fällt der Vergleich
der drei Länder trotz der Differenz
zwischen den Zahlen nicht zu Un
gunsten Argentiniens aus. Der
Jnlandkonsum ist bei der dünnen
Bevölkerung von 1,4 aus den Qua
dratkilometer natürlich minimal und
zwingt zum Anbau solcher Zerealien.
die aus dem Weltmarkt gehandelt
»agele ich eS hiermit als Tatsache
fest, daß auf unsere 330 Quadrat-
Kartoffeln geschickt wurden, weil wir
vergessen hatten, diese eigentlich doch
selbstverständliche Zulost anzubauen.
Nach einigen Jahren sind die Ko
lonisten gewöhnlich in der Lage, sich
eigenes Land in einer der ackerbau
treibenden Provinzen laufen zu kön
nen und es ganz auf eigene Kosten
zu bewirtschaften. Bei auch nur ei
nigermaßen vernünftigem Arbeiten ist
es, von Mißernten, Heuschrecken und
Hagel abgesehen, denen man nun
einmal machtlos gegenübersteht, kaum
möglich, daß ein Bauer, der eigenes
Land bearbeitet, kaput geht. Ge
schieht es doch, vann ist die Pleite
meistens die Folge von Landhunger.
Nach einem guten Jahre kauft ver
Bauer sich noch Land zu, anstatt
seinen Verdienst aus die hohe Kante
zu legen. Fällt dann die nächste
Ernte nicht ebensogut aus, wie die
vorhergehende, was meist der Fall
sein wird, oder verdirbt sie, dann
fängt auf dem nun vergrößerten
Land, in dem alle Ersparnisse und
aller Verdienst stecken, das Schulden
machen an und hört nicht wieder
auf, während der Ueberschuß des gu
ten Jahres eine Mißernte ausgegli
chen hätte.
Ich war also glücklich auf der
Chatra „gelandet", wie ich wohl sa
gen darf, nachdem ich mich ein paar
Tage lang über und im Wasser auf
gehalten hatte. Die Chakra ge
hörte einem Deutschen und war etwa
W Quadratkilometer groß. Zwei
Ernten hatte der Pächter schon hinter
sich und war mit seinem Verdienst
sehr zufrieden. Diesmal waren die
Aussichten aber nicht so gut, denn die
tiefer gelegenen Stellen standen un
ter Wasser und konnten deshalb nicht
bestellt werden Die ersten Tage
hatte ich noch nichts zu tun und
konnte die Zeit dazu benutzen, mir
meine neue Heimat ordentlich anzu
sehen und in grauer Theorie zu „ma
chen".
Zu meinem Debüt war Mais»
Pflücken ausersehen—Früh am Mor
gen zog ich hinaus und freute mich
auf die sicher leichte und angenehme
Arbeit, die darin bestehen sollte, daß
ich mit einem Pfriem zum Aufschlit
zen der den Maiskolben umaebenden
Blatthüllen bewaffnet durch die kni
sternden und rauschenden Stauden
ging, dabei jede ihrer Frucht beraubte
und wie eine blumensammelnde Gärt
nerin auf einem Watteaufchen Ge
mälde den Inhalt meines Schürz
chens in einen Korb entleerte. Leider
befand ich mich mit dieser poetischen
Annahme im Jrrtun. Von einem
graziösen Schieben über das Feld
war leider nicht die Rede, denn Was
ser bedeckte den Boden bis fast zu
meinen Knien. Die Ueberfchwem
mungen, durch die ich geritten war,
hatten auch vor unserm Zaun nicht
Halt gemacht. Die unfreiwillige
Kneippkur war die erste Enttä.,.
fchung. Die nächste ließ nicht lange
auf sich warten. Maisblätter sind
nun einmal keine Rosenblätter und
habe» die unangenehme Eigenschaft,
daß sie wie Mesf-r schneiden. Nach
einer Stunde waren daher meine
Hände so blutig, als ob ich wie der
Telamonier seligen Angedenlens un
ter den Hammeln gewütet hätte. In
nichts weniger wie rosiger Stimmung
letzte ich mich auf meinen umgestülp
ten Korb, baumelte mit den Beinen
im Wasser und kühlte meine miß
handelten Patschen. Dabei fielen
mir die unsterblichen Worte Büschs
ein: „Warum müssen auch die Beiden
Löcher in die Säcke schneiden!"
Konnte ich nicht ruhig auf der Estan
cia bleiben, und hoch zu Roß durch
die Steppe jagen? Mußte ich unbe
dingt auch dieses Amphibiendasein
kennen lernen und später hinter dem
Pfluge her übet die Schollen stol
pern? Als ich zum Mittagessen
erschien und mitfühlende Seelen zu
finden hoffte, erregten die bewegten
Schilderungen der ausgestandenen
Leiden angenehme Heiterkeit, aber
keinen Ton des Bedauerns, nach dem
mein Inneres förmlich schrie. Ab
gestoßen von der Kaltherzigkeit mei
ner Tischgenossen, zog ich es vor.
mit den schlichten Männern aus dem
Volke zu essen, bis die Maisernte zu
Ende war. Diese Leute arbeiteten in
Akkord und hatten am Rande des
Maisseldes zwei Zelte aus Wagen
planen aufgeschlagen, in denen' sie
hausten. Das Möblement bestand
nur aus dem Sattelzeug als Bett
und einer alten verbeulten Kons.:,
venbüchse, in der einige Stückchen
Haminelsett und ein alter Strumpf
lagen. Diese elegante Vorrichtung
diente als Lampe und gleichze!ii>.
zum Bcreüeii des Teewassers. " De,
obligat- Gimmel brozzeltc in, Freien
am Spieß. W?sler gab es ja auch
ohne Brunnen im Uebersluß und
mehr kann man doch nicht Verlan
gen. Unter den die zum
größten Teil Italiener waren, be
fand sich auch ein Deutscher, der nach
mancherlei Irrfahrten zu un» ge
kommen war und auch nach der Ernte
auf der Chatra bleiben wollte, was
ihm wegen des meist chronischen Ar
beitermangels natürlich gern gestattet
wurde. Unter seinen italienischen
Kollegen waren einige, die nur zur
Ernte nach Argentinien kamen. War
sie beendet, so fuhren sie wieder in
ihre Heimat zurück und arbeiteten
dort während der Ernte. Die Jah
reszeiten in Argentinien sind ja den
europäischen entgegenaesetzt. Auf
diese Weise hatten sie jedesmal nach
anstrengender Arbeit eine vierwöchige
gedroschen.
Mein Chef vertrat de» sehr richti
gen «Standpunkt, daß ein Volontär
stellen hätte. Als ich sämtliche
manten, denn einen Kessel mit Stroh
heizen, ist ein Vergnügen, das gleich
nach dem gewissenhaften Zählen von
Zigarettenpapier mit Fausthandschu
hen kommt. Des Nachts über durfte
ich außerdem zur Belohnung in dem
großen Werkzeugswagen als Wächter
Platze. Das ist dann der mit Recht
er Feuer fängt. Das Rindvieh trot
tet von selbst aus dem Bereich de»
Feuers heraus und bringt sich in
Ben Schaden an und man versucht,
ihn in seiner Ausdehnung zu be
schränken. Bei günstigem Winde ge-
Äezeufiuer. Ist das nicht möglich,
so Hilst man sich durch folgendes ori
ginelle Mittel, das gleichzeitig erhellt,
wie wenig gefährlich ein solcher
Brand im Grunde genommen ist.
Man sängt ein paar Ochsen, schlach
tet s'z. schneidet sie der Länge nach
aus, klappt sie auseinander und zieht
sie vom Sattel aus am Lasso über
den Rand des Feuers. Die Feuch
tigkeit des Fleisches und das Blut
genügen, um dem Fortschreiten des
Feuers Einhalt zu tun. -
Pflüge» zu betätigen, machte ich am
Ochsenpslug. Ein beschauliches Da
sein! Pfeiserauchend siizt man aus dem
Pslug, piekt mit der langen Bam
busstange mal einen der beiden Faul
pelze, die vor ihn gespannt sind, in
den Hinterschenlel und sängt dann
dora das Gespann lenken zu können.
Mit Pserden fünf ziehen den
Pflug gehl es. wenigstens beim
ersten Versuch, weniger harmlos zu.
langes Messer als Zahnstocher be
nutzt. Ich wollte, ich könnte es auch
schon so gut, wie er ich meine da
stigen Inanspruchnahme" Hebel, Peit
sche und Zügel betreffend, habe ich
den Abstand vom Vorpflüger verlo
ren und werde in meinem Gedanken
gang durch den Zuruf des Hinter
mannes unterbrochen. In meinem
der auch wie beabsichtigt, alk fünf
Pferde gleichzeitig trifft. Dieser lieb
läßt. Aber der Halunke verstellt sich
meinen Schatten warten."
Witzigc Antwort.
Als Napoleon die Stadt Sevilla
'.Barbiers von Sevilla" erwerben
wolle."
! Der Mmküter
als Lhestikter.
Bou G. L»ck.
Pfingsten und wahrscheinlich ein Kä
ferjahr. so wie Heuer. Denn diese
schrecklichen Gäste schwärmten zu
Lindenwipfel und die blühenden Ka
stanien dieser Anlage. Ich saß aus
eben dieser Bank und wartete aus
meine Mutter, die mit dem letzten
Hut, um die Seetühle besser zu ge
nießen. Plötzlich flog mir nun so
ein Maikäfer hier über dem linken
fürchtete. Ich wagte gar nicht nach
dem Tier zu greifen, sondern begann
zu schreien wie ein kleines Mädchen.
hatte ein hübsches, wenn auch etwas
weichliches Gesicht mit ausdrucksvol
len, schwarzen Augen und lächelte
stets ungemein verbindlich, wenn man
stand, daß er ziemlich stark hinkte!
er hcktte einige Jahre früher auf ei
ner Bergtour ein Bein gebrochen und
Mitleid, das ich vielleicht für Liebe
hielt.
festgesetzt.
bei einbrechender Nacht ins Gasthaus
zurücklehne, begegnete ich meinem
Schwiegervater im Halbdunkeln Haus
er, .du bist zu schade für meinen
Buben. Tu bist zu reizend. Es
Und dabei küßte er mich Wehrlose
plötzlich mit elelhafter Gier auf den
Mund.
täubung des Abscheus und Schreckens
„Da hast du die Antwort, alter
Sünder."
Ich hätte ihn zertreten können,
wie man so einen gefräßigen Käfer
zertritt, der des Lenzes erste Blätter
und Blüten zerfrißt und beschmutzt.
Ein übermächtiger Abscheu erfüllte
riß mir mein Brautkleid, das mir
ganz besudelt schien, in Fetzen vom
Leibe. Ich habe den Hochzeitssaal
und das Haus meines Zukünftigen
ich das Städtchen, um bei einer
Freundin auf dem Lande Auflucht
zu suchen. Ich ging dann für etliche
Jahre ins Ausland und ließ die
Scheidung durchführen. Diesen mei
nen raschen Entschluß habe ich wahr
lich nicht zu bereuen, denn mein An
getrauter geriet in der Folge immer
mehr aus Abwege und nahm schließ
lich ein böses Ende.
Meine kindische Furcht vor dem
Käfergetier aber ist seither verflogen;
ich habt gelernt, mich selbst zu schüt
zen, vor den Maikäsern, wie vor den
Männern."
wo als Neizugezochener mit dem hiesi
ge Ortsverheltnisse noch nicht so be
kenntlich ischt. sich geschtern im rote
Ochse ieber dem Nachtwechter Hannes
Sössler seinen Buwen, den Andresel,
wege wiederholter Schulverseimnis be
klagte. Wo ich ihm nun bemerklich
machte, daß der p. p. Sösfler an ei
nem sogenannte Reffmahdismus trank
liege und der Andresel den nachtschla
fende Dienscht für seinen Vadderdhun
misse, meinte der Gemeindelehrer, sol
ches sei nischt angenglich, insofern es
die Bildung des Andresel nicht zu-
Haupt hier die Bildung mit dem Ge
meindedienscht gar nichts zu dhun ha
be, meinte er, ich sei ein großer Jck
norrant, was mir auch der Ochsewirt
beschdetische wird und ich geneichtesch
den leiblichen Ortsvorstand um ge
felligen Schuß gege eine solche, hier
orts unbekennte Beleidigung bitte, wo
hat.
triahs vormacht, Geld und Uhr
schwinde lesst, Feier frißt und der Leit
Eier aus der Nase zieht, sondern auch
noch einen Sammeldeller rum gehe
lesst, frage ich hiemit geneichtefcht an,
ob dieses ortsssremde Jhndieviehdumm
solches duhn darf ohne diejenige
Schteier zu zahle, wie sie bei ehnliche
Gauklerie auf dem Schitzefeschtplatz
ihblich ischt. Oder ob ich den p. p.
Bubbeschbieler vorleisig in Hast nem
me und im Schbritzeheisle sicher schtelle
soll.
In bollezeihämtlicher Verfolgung
des ergebenfchte Aufdrags des hoch
leeblichen Amtsgerichts Memmlinge,
wo ich nehere Reh schehrsche ihber die
Diebstahlsgeschichte >bei dem Ackerbir
gxr Peter Tremmler'-dghier mache sol
le, habe ich gehorsamscht zu vermelde,
daß es mir gelungen ischt, die Ahnge
legenteit gänzlich zur Auskleerung zu
bringe. Insofern die dort in Hafft
genommene Diebin, die Dienschtmagd
Emmerenz Bäumgärtner aus Zurzach
gar keine Dienschtmagd. sondern eine
Korbflechterin ischt. die auch Luwies
Zwickel heißt, die wo in Knittlinge
gebore ischt und sich zurzeit wo der
obige verbotene Diebstahl schtatttsand
wege Krankheit im Hambacher Schbi
dal besunde hat. Sonscht aber treffe
alle die Memmlinger Verdachts
grinde gege die p. p. Bäumgärtner
vollschtändig zu, wo ich für meine
Uhnkoschte bei dene Erruhwihrunge
eine Mark und elf Fennig liekvieh
dihre.