Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, August 22, 1918, Image 2

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    - Jach dem
Z! Mhiingsflurm.
! Novelle vou Heinz Mohr. !!
Die letzten Töne verklangen, eS
ward still im Zimmer. Felix Förster
verließ seinen Sitz vor dem Flügel,
ging ans Fenster und schaute hin
über nach den Tannen, über deren
Wipfeln sich bereits die Dämme»
ung neigte. Im sernen Westen
glomm ei» leichtes Not von graugel
ben Streifen Durchzogen. Gelblich
grau und schwarz lagen die Wolken,
sie schienen sich zu einem gewaltigen
Hindernis auszubauen, als wollten
sie das sanfte Rot gegen einen aus
Osten' anstürmenden Feind bewah
ren. Durch die Tannen huschte e«
wie ein graues Gespenst. Dann
plötzlich wurde die Gegend ein wenig
lichter. Zwischen die dunklen Wolken
wände hatte sich ein Heller Streifen
gezogen, der ragte mit seitlich lang
ausgezogenen Flügeln, einem großen
Sturmvogel gleich, in das schwarze
Gewölk.
Durch die Tannen fuhr ein kurzer
Stoß? es rauschte, und die Wipfel
schwankten. Der weiße Wolkenzug
war längst zerflattert. Der Tag ging
rasch seinem Ende zu.
Felix setzte sich vor den Flügel
und spielte eine Sturmesmelodie. Er
daß er warten mußte.
Endlich vernahm er Tritte aus der
Treppe; vor seiner Tür hielten sie
an. Es schellte. Margot Rhoden kam.
„Sie haben mich lange warten las
sen, Fräulein Rhoden!"
Eine Entschuldigung rang sich von
des Mädchens Lippen. Förster setzte
lich zu sein. „Wir können beginnen!"
sagte er. „Wo sind die Noten?"
Margot gab sie ihm, und er spielte
sei gesetzt. "
zusammen und ging fort. Als ich die
Tür hinter mir geschlossen hatte,
hörte ich, wie Güstow laut aus
sei mein Fluch in Tönen!" sagte er.
..Ein Fluch auf die Nepoteuwirt
fchast, die an unserer Bühne
herrscht! Ich weiß sehr wohl, was
dieser Güstow im Schilde führt: er
Kousine, soll dann an Ihre Stelle
treten. Augenblicklich spielt sie in
einer Provinzstadt. Und der erste
Kapellmeister ist leider hier sast all
mächtig!" Dann schwieg er. „Doch
weichen würd' ich nicht!" fuhr er er
regt fort. „Bieten Sie alles auf, daß
„Mir ist die Kunst verleidet," ent
gegnete sie. „Ich niag nicht mehr."
„Man kennt das schon!" sagte er
blick betroffen an. Der Sturm hatte
mit ganzer Kraft eingesetzt und
peitschte die schweren Regentropfen
„Die Taimen ringen mit dem
Sturm," erwiderte Förster. Da ging
lasienl"
»Ich gehe bald fort von hier,
ziehe wieder zu den Eltern und will
zu ihnen sagen: Ihr hattet doch
recht! Mein Zuknnsstraum ist zer
stört!"
„Das darf nicht sein! Dann hätte
„Wir beide sind gute Freunde, und
gute Freunde sollen sich gegenseitig
beistehen. Ich will Ihnen nun zei
gen, wie gerade die Kunst mir den
Halt wiedergegeben hat. Zuvor will
ich Ihnen ein kurzes Wort sagen:
Mein Verhältnis mit Ilse Schön
seldt ist gelöst!"
„Wie?" entfuhr es Margot. Sie
die Mitteilung machen, doch ich
wußte nicht recht, wie ich es ansan
gen sollte. Ich fühle mich zu allem
so ungeschickt."
„Ilse hat mit mir gespielt, ich
war ihr stets ein angenehmer Be
gleiter, weiter nichts! Das habe ich
leider erst gefühlt, als es zu spät
war. Vor vier Tagen ging ich zu
Ilses Vater und sagte ihm klipp und
klar, daß ich seine Tochter zur Frau
Das hätte sie mir prophezeien kön
nen. Ihr Herr Vater sei doch Sena
tor und ich zweiter Kapellmeister.
Dann lachte auch sie. Wie ich
mein Leben fortan tot sei. Dar
auf verfiel ich einer lähmenden
Schwäche, bis ich mich wieder vor
den Flügel setzte. Da ging ein Wan
del in meinem Innern vor, ein un
tigte sich meiner. Wohl volle drei
Stunden habe ich gespielt, tiefernste
Melodie». Darauf legte ich mich nie
lich noch nicht ganz."
Förster ging an die Kredenz, holte
zierliche Weingläser hervor und eine
„Schenken Sie ein, Margot! Wir
wollen auf das Wohl der edlen Frau
Musika trinken, die deS Menschen
Zimmer verlassen wollte, rief Förster
sie zurück: „Fräulein Margot, der
Hut wird Jahnen vom Kopfe wehen!"
nies, hier konnte er ungehindert
über die Ebene fegen. Die beiden
Menschenkinder waren ihm willkom
mene Zielscheiben, und er zauste sie
gewaltig.
Hin und wieder lugten durch die
dächte dabei an ihre srühercn Ideale.
Und Felix mußte den Gedanken
an Ilse mit Gewalt niederzwinge»:
Sie kamen an die Brücke. Wild
wiegte» sich die Wasser in ihrem
Bette. Dicke, nasse Schneeflocken trie
ben ihnen ins Gesicht. Märzen
schnee
Ilse hätte
die Hand. „Ich danke Ihnen, Mar
got."
Ein unheimliches Gurgeln ging
zu erkennen. Margot Ilse!
Ein Vergleich drängte sich ihm
aus, und er kam zu dem Schluß, ei»
führt. Bald wollte Margot fort,
Sic schien ein wenig ermattet zu
sein, ihr Arm legte sich immer
schwerer in seinen
doch auch die wurdet allmählich
schwächer und schwächer. Die Schnee
flocken waren längst zerstoben.
Auf Felix' Herz legte es sich wie
lauteres Feuer: Er gestand Margot
Sie schmiegte sich an ihn: „Dich
hatte ich immer lieb," flüsterte sie.
Unter den Tannen vor dem Park
gab ihr Felix den Verlobungskuß:
und die Tannen grüßten freundlich.
Ein milder Hauch legte sich auf die
Natur; nach dem Sturm wollte der
Frühling kommen: und die Liebe
und der FrjMng lassen alle Sor
gen vergessen.
Die Todesurteil der verschiedenen
Berufe.
Der Färber erblaßt, der Maler
wird zum Schatten, dem Schneider
reißt der Lebensfaden und der Bota
niker beißt ins Gras.
Der Briefträger hat feine Bahn
vollendet, der Buchhalter schließt sein
Der Pfarrer segnet das Zeitliche,
dem Kerzengießer wird das Lebens
licht ausgeblasen, dem Türmer schlägt
feine letzte Stunde und der Berg
mann fährt in die Grube.
Der Chemiker sieht seiner Auflö
sung entgegen und der Soldat wird
zur großen Armee versammelt.
Der Bankier wechselt das Zeitliche
gewogen worden.
Der Büchsenmacher hat seinen
Lauf vollendet und die Waschfrau h.it
ausgerungen.
Der Töpfer verläßt das Irdische
und der Kondukteur liegt in den letz
ten Zügen.
Der Schnapsbrenner gibt seinen
Geist auf und der Musikant pfeift
auf dem letzten Loche.
Dem Apotheker hilft keine Medi
zin mehr und dem Arzt sein Dok
tor.
Der Straßenkehrer sinkt zum
Staub zurück und dem Schreiner setzt
Der Jurist steht vor seinem Rich
platz des Lebens zurück, der Fami
lienvater wird zu den Bätern ver
sammelt, der Bote tritt seinen letzten
Bänden umfaßt. Um diese 10ö
ber SV Jahre. Es handelt sich dabei
rund-ItXX) Seiten zäh!t. Ein Mann,
10 Woiie enthält, das ganze Wert
3.180,0V0 Zeilen und mehr als 31
Millionen Worte zählt. Fragt sich
Zm Allssichtsumgell
Von Theodor vou Liska.
In eincm Coups erster Klasse de?
Zuges, der eben Kufstein verlassen
hatte, saß eine sehr interessante jun
ge Dame. Ihr gegenüber hatte
men, den sie in München kennen
gelernt, und der sich ihr angeschlos
sen, da er, wie sie, eine Fahrt auf
der Brennerbahn machen wollte.
Die Dame war wirklich hübsch. Ein
seines Gesichtcheii von ausgesprochen
bernd wirkt. Sie trug ein sehr
schickes Reisekostüm, ein niedliches
Reisehütchen mit einer Auerhahnse
„Mein Gott, wer hätte nicht
alles auswiegt. Nämlich die Hei
terkeit des Gemüts. Die Leute da
sen keine Sorge aufkommen, sie la
„Ach, das ist bestes Was
seine witzige Spitze."
„Das ist ja allerliebst."
„Nicht wahr? Sorglosigkeit,
lebe sroh in der Welt. Und Sie,
Ja: ich
Sie gründlich abschrecken."
„Selbst Ihre Fehler werden mir
reizend erscheinen, denn ich bin ver
' liebt."
„Ein besseres Wörtchcn!"
lch Iche" dort,
„Schulden?"
sischcn Polizei verhastet. Es soll
hen!"
liing in der Welt gelangen könn
ten. O, es gibt unser viele. Daß
aber zwei aneinandergeraten und
also kein Gras?"
""fallen mir!
Sie sind ja hübsch und elegant. Ach,
jetzt hab' ich's! Da ist es ja wie
der, Ihr Lächeln! Ihr Lächeln ist
Bank, das mich für alle Fälle sicher
stellt. Die Geschichte von den Schul
den erzähle ich stets, wenn sich mir
ich sagen? Sagen wir, an dem
scharfen Blick. Doch der Zug
fährt ein. Leben Sie wohl, mein
Bergspitzcn.
Während der letzten Worte hielt
der Zug. Die Dame übergab ei
nem Träger die Gepäckstücke und
verlieb das Eout'6. Der elegante
Herr mit dem Monokle war nicht
folgen. Dann sank er auf seinen
Sitz zurück. Alles verzeihen die
Frauen nur nicht Dummheit in
gewissen kritischen Augenblicken.
Und er fühlte, er war gar zu dnmm
gewesen.
Die berühmte Sängerin Adelina
Patt! hielt sich einst mehrere Tage in
einem abgelegenen Dorfe in Schott
land auf. Um sich die Zeit zu ver
treiben und die Langeweile zu töten,
infolgedessen in großer Verlegenheit.
Als die Patti die peinliche Lage
der Konzertunternehmer bemerkte, er
kum lebhast beklatschte. Als das
stellte, ein Gutsbesitzer aus der Nach-
Mai 1918. Besagter Schauspieler
ist in Musik, im Reiten, im Motor
sen tätig: Als Elektrotechniker, Kut-
Artist, Gesellschafter,
Detektiv, Ladensohn, Kellner, Dienst
mann und anderen aufregenden und
abenteuerlichen Betätigungen, welches
nicht hindert, daß er etwelcher Be
reicherung seiner enormen Kenntnisse
ren mit dem denkbar größten Interesse
entgegensieht."
Tie Rettung.
Es war in einer deutschen Univer
sitätsstadt. Schon bedenllich spät ging
ich mit meinem Freunde, der etwas
machte. In der höchsten Not kam ich
auf eine» verzweifelten Ausweg. Mit
laut vernehmbarer Stimme schrie ich
heit darauf aufmerksam machen, daß
jetzt ein Rinnstein kommt!" Mein
Freund brüllte ruhig weiter aber