Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 30, 1918, Image 2

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    5 In der
Z Kmnpk kute. i
e B-n «I. Rast H
<s. Fortsetzung.)
„Recht so. Schwesterchen! Nimm
„Äeyalte nur, was du hast!" lehnte
Gitta das Geschent frostig ab.
„Du danlst also, Schwesterchen",
hier habe? Kannst du's? Nun so
gcnd den Kops schüttelte. „Es läßt
zich öffnen", half er ihr.
„Ist'S vielleicht ein Kästchen?" sagte
sie leise zweifelnd und doch hosfnungS
sroh.
„Hm! Nein! Das nicht. Es
ist etwas Besseres", behauptete Willus
tiihn. „Ein Kästchen!" Er hob mit
soch eine zu weruofe, alltägliche Gabe,
siehst du. Man macht eS auf, schließ!
es wieder und die ganze Freude Hai
»llzuleicht davon überzeugen lann, wie
sein Inneres beschasjen ist. Doch ich
sehe fchvn, du wirst nie erraten, was
Und er drückte der Schwester feierlich
-inen winzigen Gegenstand in die
Hand.
„Aber das ist ja eine Haselnuß!"
sagte Erdmuthe arg enttäuscht.
„Ja, nun weißt du s, erraten tonn
test du's jedoch nicht", meinte WiUuS
nachsichtig lächelnd. „Eine Haselnuß
ist's, eine schwarzgewordene vorjährige
Haselnuß. Ach wieviel würde die zu
erzählen wissen, wenn sie reden könn
te! Bedenke doch! Den ganzen Win
ter über so draußen unter dürrem
zu liegen! Das ist lein benei
oenswertes Los, siehst du. Ich
fand sie auf dem Wege hierher in ei
nem Wäldchen im Westpreußische».
Da dachte ich gleich an Grita sie
ist die Aeltere, und außerdem wußte
ich ja auch nichts von deiner Exi
stenz", setzte er gleichsam entschuldi
gend hinzu. „Nun belommst du sie
ober doch, da Grita es verschmäht, sich
Geschenke machen zu lassen". Er
guckte abermals mit den Schüller».
.Ein Kästchen! Dieses hier ist bester,
zage ich dir. Diese schwarze !ttuß
fordert einen ja geradezu zum Nach
denken heraus, zum Philosophieren.
Was kann in ihr oerborgen sein? Ein
guter, ein angeslockter, ein vertrockne
ter, ein völlig sauler Kern, ein Wurm,
«in schwärzliches Pulver oder auch gar
Vichts. In das Innere eines Men
schen vermag auch niemand hineinzu
schauen. Hm! Ja! Das
ist's! —"
„Das Abendessen ist fertig", un
terbrach Grita hart den sanft, aber
sicher dahinfließenben Redestrom des
Naturforschers und trug Kartoffeln,
«in wenig Speck und eine Wassersuppe
auf.
„Nun denn speisen wir!" ries
Willus, rückte die Krawatte zurechl
reichte der Mutter mit einer rit
terlichen Berbeugung den Arm. „Gnä
dige Frau! Darf ich die Ehre haben,
Sie zu Tisch zu führen?"
Die Deltus lächelte befangen.
„Ach laß nur! Ich kann ja al
lein gehen!" meinte sie.
„Nun, wie du willst, erwiderte
Willus, nahm Platz und sprach so
zieich eifrig der mageren Kost zu.
Auch die Mutler und Erdmuthe
setzten sich. Grita aber trat an das
Fenster und starrt- in die sinkende
Nacht hinaus.
„Ja, willst du denn heute nichts
essen?" fragte die Mutler.
„Nein, danke", entgegnete Grita ab
weisend. Sie dachte daran, bnß An
thanas ihr versprochen hatte, bei schö
nem Wetter jeden Abend an ben Ort
ihres gestrigen Stelldicheins zu kom
men, und heute »ar ein Gewitter im
Anzüge. „Bielleicht ist's gut, daß
uh ihn jetzt nicht sehe", ging es ihr
durch den Kopf.
Spät abends, vor dem Schlafen
gehen, flüsterte sie noch leise der Mut
ier zu:
„Meinst du nicht auch, daß aus
meiner Heirat nichts werden lann.
nun Willus heimgekehrt ist?"
'„Und warum nicht?" fragte die
Alte oerwundert. „Anthanas Pur
ins wird dich jetzt doch noch weit lie
ber nehmen, nun er weder für Erd
„So glaubst du, das wird WilluS
tun?"
„Ja. das glaube ich", erklärte die
Mutter, glückselig lächelnd.
hier ei.i Schmarotzer eingekehrt
sagte Grita finster und suchte ihr La-
Fünfles Kapitel.
Am anderen Tag ruhten Anthanas,
Iwan und Peter um die Mittagszeit
„Nun, wie ist's? Hat die Urle
Aschmoneit dir auch heule wieder die
„rein gar nichts mehr, seit sie gese
hen, daß ich aus ihr Geschwätz nichts
gebe. Als sie gestern morgen mit
Klatsch und Traich über mich Hersiel,
und ich ihr sagte, was es sie eigentlich
gesessen hätte?"
,Man hat die Delkut ja nicht ver
urteilt, hat ihr nichts beweisen tön-
Nähe saß.
«Hat sie dir das denn aufgetra
gen?"
„Das hat sie".
„Dann niufjt du es auch tun", inel
„Dein Körper ist stark wie ein
Eichvaum, deine Gedanken aber sind
wie Weidenruten", 'ieß Peter sich wie
dich fällt!" warnle ihn Anthanas.
„Ein Pole fürchte» leinen Szamei
tcn, merk dir das!"
chen, brauchte ich wohl hundert Jahre.
Ihr Szameiten seid ja alle Dickschä
del", erwiderte Peter und erhob sich.
„Dickschädel!" brauste Anthanas
auf. „Dickschädel! Und ihr Polen,
was seid ihr? Schlangen, Katzen,
Füchse".
ten wir uns nicht entzweien, svnvern
zusammenhalten", versuchte er zu ver
mitteln. „Ihr wißt schon warum.
Der Einheimischen wegen, die uns
auf Schritt und entgegen sind".
ES blieb einen Augenolick still,
dann entfernte stch Peter brummend
und Iwan folgle ihm.
„Das Polenpack!" murmelte An
thanas verächtlich. Da drang plötz
lich ein schwacher, summender Gelang
an sein Ohr.
«Ah sieh da, du bist die Biene!"
rief er, ms gleich darauf ein taum
dem Kindesatter entwachsenes schmäch
tiges Mädchen unter de» Baumen
hervortrat. Die Kleine blickte ihn
scheu und verständnislos an.
„Was für Augen sie hat!" dachte
Anlhanas. „Grog wie Teller und
blau wie der Himmel. Und dieses
iveizenfarbene Haar! Du bist
em feines ÄlenuM", fuhr er laul fori
und erhob stch. „Ja, und nu habe ich
oie Hoiilgsainmlecm gefangen".
Er ergriff die zarte Hand des
Mädchen- und hielt fie fesl.
„Ach, laß mich, du!" bat die Frem
de erschreck!.
Doch er hielt sie nur um so fester
„Was ich einmal gesangen habe,
das behalte ich auch", lriumphierle er.
„Ach du, tu mir lein Leid!" fleh»
sie geangsiigt.
Er lächelt- begütigend, glitt ins
Gras nieder und zog sie sacht mit
hinab.
„Was du wohl denkst! Bin ich
aufgehoben".
Sie seufzte und blickte ihn unsi
te sie.
„Nicht alle. Ich ganz wahrhaftig
nicht", beteuerte er unb legle die
freie Hand leicht auf ihr Köpfchen.
«Ja. du scheinst gut zu sein", sagle
sie mit schüchterner Zärtlichkeit.
„Wie sanft du bist, wie Hein und
zerorechlich! reizend wie eine weiße
Äume", begann er sie zu bewundern,
„Ich dagegen —! Was?"
„Du verstehst dich wohl auSzu-
I „Wundert dich das? Ich kann
war ich auch jahrelang bei einem
Gardeosfizier als Bursche. Da sieht
und hört man so manches, sage ich
b's s'io " stint d's
freundlichen Blick geschentl", fügte sie
mit lindlicher Osfenherzigteit hinzu.
„Wo bist du eigentlich daheim?"
„In russisch Litauen. Ich bin nur
für den Sommer hier".
„Ach!" Ihr llarer Blick trübte sich.
„Ah! Bist du etwa eine Dellus?
Bist du Eromuihe Deltus?"
„Ich bin'S", sagte Erdmuthe, wand-
Ueberraschung nach, dann begann er
sie zu rufen.
„Erdmuthe!" Doch sie kehrte nicht
wieder.
eine Weile schweigend bei der Arbeit
beobachtet h..tte. „Ich meine, dir
sollte es nicht gilt genug fein, das
„Du bist ein Narr, AnthanaS",
sagte Jons Simoneit ruhig und setzte
feinen Weg weiter fort.
„Und es ist doch so", dachte An
nichis daraus".
Aber damit belog er sich selbst, Er
war w seiner Eitelkeit verletzt, baß er
durch diese Berlobung an Bewunde
rung im Dorf eingebüßt und sich lä
cherlich gemacht hatte.
„Wieviel Kvddern bringt dir die
Lumpenprinzefsin denn mit in die
Ehe?" rief ihm Aguße zu, die in sei
ner Nähe aus dem Felde deschästigl
noch ein paar Hunderter dazu.
Ein schönes Eliick Geld! Und dann
hab ich auch tUeider und Wäsche. Die
ersten besten zu greisen", fügte ste ge
ringschätzig hinzu und blickte sich im
Kreise der Mädchen und Burschen um,
die ihre Arbeit eingestellt hatten und
nähergetreten waren. „Einen Hiesige»
iiisq zu Anlyanas hinüberlachlen. Er
sah und hörte alles. Sein Blick ver
finsterte sich, und er richtete sich dro
hend empor.
„Weshalb machst du die Auswärti
gen verächtlich, ba du doch selbst einen
von ihnen haben willst", wandte er sich
„Ah du! Du, Berleumder du!"
sHrie sie und stürzte aus ihn zu. Er
sing ihre Hände ein, mit denen sie sein
Gesicht bedrohte, und als er sie auf
die schwellenden Lippen küßte, bevor
er die Lacher aus seiner Seite. Aguße
zog sich still zurück.
„Ach, und solch ein Bursche wirft
sich an die Dellus weg!" seuszte die
blonde Ewe. Und die braunhaarige
Mara meinte:
„Nein, das dars man wirtlich nicht
zulassen, daß er die Marjell heiratet".
„He! Jean! Frühstück!
Sind die Böget etwa schon ausgeflo
gen? Pah, was tut das! Ich
tomme wohl auch allein mit allem zu
recht".
Er wusch sich, vervollständigte seine
Toilette und lvfselte dann, Schwarz
seS gewiß vorzügliche Gerichi, fuhr er
in seinem Selvsigespräch iveiler sort,
„Auch ein gebaaeneS Hühnchen würde
"lne" Will vor
Mauschen!" ries Willus fröhlich.
dir recht, so machen wir einen Spa
ziergang oder willst du lieber nach
Hause zurücktehren? Nicht?
Nun gut, dann laufen wis noch ein
Sie gingen.
„Du glaubst gar nicht, wie sehr ich
solche Waldwanoerungen liebe"', Plan
chen zierliche jtreise in der Lust be
schreibend. „Alles ist so still, so
friedlich. Doch du wirst müde sein,
Söhre. Da thronst du wie eine Köni
gin. Hm! Ha! Schließe die
Aeuglein! Es träumt sich so schön
tungsooll, da der Erzähler nicht wei
ter fortfuhr.
Sie erhielt jedoch leine Antwort,
weilten bei dem schwarzlockigen Frem
den, der sie „Bienlein" genannt hatte.
„Nun, endlich ausgeschlafen, mein
sen. Hm! Ja!"
Nach dem Mittagessen streckte Wil
lus sich wieder auf die Ofenbank hin.
»Du scheinst mit den Händen in
den Hosentaschen zur Welt getominen
ins Joch spannen. Ist das recht?
Und vedenlst du denn nicht, daß sein
Arm gebrochen ist?" wurde sie von der
Mutter getadelt.
Grita zuckle mit den Schultern.
Schwesterchen!" mischte >ich Willus in
das Gespräch. „Was sollte denn wohl
jetzt lann es hie? nicht bleiben, siehst
Su".
„Schwatze nicht, sondern handle lie
ber", erklärte Grita hart.
„Wünschest ou, daß ich schweige, so
soll kein Wörlchen weiter über meine
Lippen komineu", sagte Willus mit
fröhlicher Entschlvsscnycit, legte sich
nieder, gähnte und schloß die Augen.
nicht immer gleich iibertochen woll
test! '.Näßige dich boch! Nimm dir
ein Beispiel an mir. Hm! Ja!
Hitze geriet. Hu! !war das ein
WeibSoild, diese Miß Alme! Das
heißt ihr elgenllicher !<tanie war Emi
le sie mir die Hähne, die übrigens sehr
hübsch waren. Da packte ich denn
eines TageS meinen Koffer und oer
„Ach Gott, Willus! Ich bitte dich,
verkennt. Hm! Ja! Arbeiten
will ich! Arbeiten, bis mir das Blut
übel Lust hätte, gleich jetzt seine Hän
de nützlich zu g-vrauchen. „Ja, ar
beiten!"
„Ach Willus, nein! Allzusehr darfst
du dich nicht anstrengen", dämpfte die
Mutter seinen Eifer, „Bergiß nicht,
daß dein Arm gebrochen ist. Freilich
„Will sie etwa eine Stelle als Er
"kündigte sich
„Grita!" rief sie nach der Kammer
hinüber. „Hörst du, Grita? Nicht
wahr, ich darf'S ihnen sagen?"
„Tu was du willst", tlang Gritas
Stimme zurück. „Ich bin freilich der
„Ach Gott, Willus! Ein Fürst!
rascht.
„Ach Willus! Das lostet doch aber
alles Geld", stöhnte die Mutter be
„Was tut das? Ich werde schon
Genug, Erdmuthe ist die längste
Patientin gewesen".
„Mutter, Grita ach!" schrie Erd
tür.
finster.
„Ach die Mißgünstige! Nun är»
gert sie sich, daß ich für die Kleine
sorgen will!" klagte Willus. „Schwe
sterchen, Grita! Warum sährit du
„Um Gottes willen, ich bitte dich,
sei still!" wisperte ängstlich die Mut
ter. „Grita meint eS ganz gewiß
Mutter verließ die Kate. Grita und
Erdmuthe svlglen ihr bald.
Nachdem Willus wohl eine Stunde
Willus fuhr mit halbem Leibe em
por.
„Eh, was gibt's?" fragte er schlaf
trunten.
„Habe ich dich gestört? Das tut
mir leid!" bedauerte Erdmuthe schüch
„Bewahre, Mäuschen! Ich schlief
ja gar nicht". Er gähnte laut. „Nein.
schiedenes nach. Das ist's! Es will
mir hier nämlich dies und das nicht
der Zunge. „Was ist das fetzi sür
5 eine Wirtschaft hier! Nicht Kuh, nicht
springen?" bemerlte Erdmuthe schüch
tern.
„Du vergißt, daß ich Invalide
bin", erwiderte Willus nachsichtig lä
! fuhr er dann fort, „w.iS für ein
Mensch ist denn eigentlich Gritas Ver
lobter?"
„Was denn?"
chen".
Erdmuthe schüttelte den Kops.
„Nichts hat er mir gesagt, nichts.
Obern ist, besonders wenn es erst sieb
zehn Jahre schlägt". Er gläitete nach
denllich ven langen, dunteiblonden
Schnurrbart und versant in Sinnen.
„Du willst schlafen", sagte Erd
muthe.
(Fortsetzung solgt).
Gut gemeint. Gast (zum
Wirt): Nun habe ich schon sieben
Glas Bier getrunken, und nun ladet .
mich mein Freund ein, ich soll ina
ihm eine Flasche Sekt trinken, wird
das nichts mache»?
Wirt: Ach. döS macht dem Biere
nichts 's mindeste!