KiLilianische Volkssiinger. Von S. G. Eine der hervorstehendsten und volkstümlichsten Figuren in Sizilien ist der Cantastorie, der Geschichten- oder Rolandsänger. Sein Eintritt in die Geschichte des Volles ist in Dun kel gehüllt. Jedenfalls haben wir es auf Sizilien mit einer Schöpfung der Urbevölkerung zu tun, wen» auch die zumeist behandelten Sagenstoffe dem frühen Mittelalter angehören. Wie olle primitiven Völker die Taten ihrer Helden in Epen verherrlichten und durch den Mund ihrer Sänger den kommenden Geschlechtern überlieferten, wie die Gesänge des Homer, des Ossian, die Lieder und Heldengesänge der Germanen, die Sagas der Skan dinavier und die Voltsgesänge der Spanier unter Begleitung oon Musik instrumenten gesungen wurden, so ge schah das auch bei den Sikulern. Der Name cantastorie ist dafür ein sprechen der Beweis. Man besang zum Klan ge der Leier, der Zither und der Gi tarre, aber auch der bescheidenen Sackpfeife die Heldentaten der Vor fahren und das stille Glück der Lie benden. In unserer alles gleichma chenden Zeit ist auch diese eigentüm liche Volkssigur dem Untergange ge weiht. Die Klänge der Leier sind längst verstummt, geblieben ist nur die mündliche Erzählung wunderbarer Taten, Bezauberungen, über natür licher Geschehnisse. In allen^diesen dungskrast und überwiegt die Leiden schaft die Ueberzeugung. In der Phantasie der spätere Geschlechter nehmen die ruhmreichen Taten der Vorfahren übertriebene Verhältnisse an; die Helden werden Riesen, die Zeitoerstöhe machen dem Cantastorie keine Sorge. Im Eifer des Erzäh lens verwechselt er die Personen des iarolingischen mit denen des bretoni schen Kreises, setzt er uns in Erstau nen durch die Fabel von dem sieben hundert Zentner schweren Keule be waffneten Riesen. Das kleine Volt aber nimmt alles gläubig und andäch tig auf; es hängt an den Lippen des Erzählers, gerät in Entzücken über wenn eine schwere Gefahr, ein Hinter halt ihn bedroht. Wehe dem Uebel beratenen, der sich aus bloßer Neu- Kreis der Zuhörerschaft zu stören wagt: Murren des Mißfallens oder gibt es noch in Palermo, Catania und Messina. In den Provinzen Gir- Nähe des Meeres abhalten. Das letz kündet: „Reise Astolss auf dem Hiv lika!" In Palermo, Messina und 20 Soidi pro Sitzung. In den Au gey des niedren Volkes ist der Erzäh ler eine gelehrte Persönlichkeit, die gebührend geachtet wird. Der Can tastorie seinerseits ist sich seiner Be deutung als Künstler und Professor voll bewußt. Die ganze Stufenlei ter der Empfindungen und Gefühle steht ihm zu Gebote. Wie abwechs lungsfähig fließt seine Rede! Rauh sen Faragu, zart und lieblich die der Angelika. Seht, wie er in Begeiste rung gerät, wie er mit Sen Armen die Luft Durchschneidet, wie er die Auf merksamkeit der Zuhörer festzuhalten veiß, wie er sie bald in Erstaunen, bald in Schrecken versetzt, so daß sie kaum zu atmen wagen und ihr heißt! Der Cantastorie steigt plötzlich Geld in der Schale llingt, so kann man sicher sein, daß die Sitzung sich verlängert und daß man ganz er staunliche, unerhörte Dinge zu Hören belommt. In Catania ist die Schale nicht in Gebrauch. Mitten im Vor trag erhebt sich hier der Bejahrteste der Gesellschaft und macht mit der Mütze in der Hand die Runde, um den pslichtmäßigen Beitrag des Parketts" und den freigestellten des „Parterres" tung, am nächsten Tage den dop pelten Betrag zu erhalten. „Restaurant". Daß die deutsche Sprache das Wort Restaurant von oen Franzosen tannt, aber die wenigsten derer, die dieses Wort häusig auf der Zunge führen, werden wissen, daß das Wort Restaurant im allgemeinen Sinne ei nes Gasthofes verhältnismäßig jun gen Datums ist und auf eine eigen artige Entstehungsgeschichte zurück blickt. Denn im Französischen bedeu tete das Wort „Restaurant" ur sprünglich keineswegs einen Gasthof, sondern nur eine kräftigende Suppe. Die Königin Margarete von Navar ra erzählt noch: „Ich schlief in einer Garderobe, in der man mich die schönsten Restaurants und die besten Fleischgerichte, die ich je genoß, essen ließ." Eine Zeitlang gab es ein kräf tigendes Gericht, das als „Restaurant divin" berühmt und Mode wurde, das Gericht bestand aus feingeschnit tenem Rindfleisch und Geflügel fleisch, das über einem Feuer mit Trauben und Damaskus, getrockneten Rosen und Perlgraupen gewisserma ßen destilliert wurde, und als Suppe Liebhaber fand. Im 18. Jahrhun dert vereinfachte ein Arzt namens Clarencens das Rezept dieser „gött lichen Kräftigung" und begnügte sich damit, gemästetes Geflügel in einem aromatischen und stark gewürzten Wasser zu kochen. Das Rezept die ses Arztes hatte einen großen Er folg, es galt bald als guter Ton, oon Zeit zu Zeit ein „Restaurant" zu ge nießen, und im Jahre 176« eröffnete ein findiger Geschäftsmann ein klei nes Unternehmen, dessen Zweck es war, dieses Gericht zu vertreiben. An der Türe des Lokals prangte die Jn- Restaurants". des Poulies, in der jetzigen Louore straße, und der „Restaurateur" fügte seiner Wundersuppe noch Trauben und Geflügel bei. Nun entstanden bald allerlei Konkurrezunternehmun gen, aber immer stand das „Restau rant", die kräftigende Suppe, im Mittelpunkt des Geschäftes, und andere Speisen wurden nur auf Ver langen als Ergänzung gereicht. Eine zeitgenössische Chronik berichtet: „Die Restaurateure sind jene Leute, die Kunst besitzen, die Suppen zu berei ten, die Restaurants genannt wer den, und sie genießen dabei das Recht, alle Arten von Suppen zu verkaufen, Reissuppen und Nudelsuppen, frische Trauben u. f. w." Diese Suppen schankstellen nahmen bald den Titel „Restaurant" oder „Gesundheits haus" an, und die Chronik der Zeit erzählte, daß „diese Einrichtung den Herren Rvza und PourtaillS im Jahre 1766 ihr Entstehen ver dankt." kräftige Natur. In England werden die zum Tode Verurteilten gehenkt. Kurz vor der Hinrichtung erkrankte ein Raubmör der und mußte deshalb dem Kran kenhaus übergeben werden. Als er gesetzte Behörde das Attest: „Der Delinquent tann jetzt ohne Nachteil für seine Gesundheit gehenkt wer- Gtjchüstsmößig Bere Dimensionen anzunehmen, näm lich das Betlelbriesschreiben. Man ist im Publikum ebensowenig bar kundige MLnnlein und Weiblein so viel, daß sie ein geradezu glänzendes Leben sichren und sich mit vollem Recht den Rentiertitel beilegen kön nen, den sie der Oefsentlichteit ge genüber sehr oft führen. Es gibt aber in diesem „Geschäft" Abstufun gen aller Art, und außer solchen sy stematischen GeschästSleuten, aus de ren Treiben wir noch zurückkommen auch Arbeit von Dilettanten. Das Bettelbriesschreiben wird gleichmäßig in allen Kulturstaaten . Frankreich, wo es viel reiche Leute gibt und die Wohltätigkeit zum Teil Modesache ist, kommen die Bettel- oder in Deutschland vielmehr die Gaunerin mit der gebildeten Hand schrift. Diese verwendet sogar gutes telten einen guten Eindruck. Das anständige Aeußere des Briefes ge währt die Sicherheit, daß der Brief geöffnet wird, und daß ihn der Adres sat selbst liest. Verdächtige Briese notwendigste Geld dazu mangelt. Man weiß es ja, welche schrecklichen S-rgen die Repräsentation, die Ver- Bitten der Briefstellerin zu willfah »aßten Bettelbrief als Menschen, bei denen diese psychologischen Momente nicht vorliegen. Die Zeitungen mel den ferner, wenn jemand einen Or fördert wird. Die also Ausgezeich ein Dutzend Bettelbriefe. In Paris und London gibt ei kann, vie aus Beitelbriese reagieren. Besonders werden reiche alleinstehende Frauen systematisch von Bettelbrief schreibern ausgebeutet. Eine reiche von Pfund Sterling gebracht wor den. Die Gesellschaft entwarf gemein sam rührende Briese; auf «inen oon Mark, und die Gesellschaft Halle die angeblich zur Rettung einer schwer ertränkten Person, zu stellen. Auch diese Summe wurde von der mildlii sprach. Die Briesschreiber aller Länder wissen sehr genau, daß die Wirkung ihrer Briese bedeutend unterstützt wird, wenn sie irgendwelche „Doku mente" beifügen, die ihre Armut und Bedürftigkeit bekräftigen. Solche Dokumente sind Totenscheine, Pfand scheine, Exmissionsandrohungen und Teil dieser Bettelbriefbelege ist pierhandlung taufen, und irgendein Mitglied der Beltelbriesschreiberban > de, das eine Kanzleihandschrist be sitzt, fertigt die Schriftstücke aus, die eventuell mit dem undeutlichen Ab den. Die raffinierte Gaunerin ver setzt in irgendeinem Leihamt einen geringfügigen Gegenstand und erhält dafür den Pfandschein in Höhe von vielleicht ein oder zwei Mark. Mit allen Künsten der Fälschung beseitigt sie dann die Aufschrift des Pfand scheins und setzt eine neue Ausschrift auf ihn, indem sie daraus verzichtet, lobte oder verheiratete Frau aus rei cher Familie den Bettelbries einer Dame erhält, die mitteilt, daß sie ihren Trauring und den des geliebten verstorbenen Gatten versetzt habe und diese Trauringe in allernächster Zeit einlösen müsse, weil sie ihr sonst ver loren gingen, so wird die jung Ver- Ter „Wildfang". Ist der Sprößling etwas ausge lassener Art, so nennt ihn die Mut nen Wildfang. Der Wildfang ist heute also ein Mensch. Heule? War er denn das nicht immer? Als sich der „wiltseng halben etliche spänn" (Spänn Zwisiigteiten) erhoben, wurde der Streit so entschieden, daß jeder oer beiden Orte den derzeiti gen „willfang" in Besitz behalten soll >e. Was ist der Wildfang hier? Was eingehegtes Walvgebiet, in dem man das Wild einfing, ein Jagdbezirk. Von dieser Grundbedeutung aus was man an wildem und ungezähm iern Getier einfing, mochten es Pferde oder Habichte oder auch Jagdvögel fein, die man zur Falkenbeize abrich tete. Nun, nicht nur derlei Getier ist wild und unbändig, auch der Mensch kann es sein: seit dem 17. Jahrhun dert nannte man auch einen unbän digen Menschen einen Wildsang („Unband"). Und noch etwas: daß man zu Zeiten auch den fremden („wilden") Besiedler eines Landge bietes mit dem Worte benannte, be zeugen I. Grimms Weislüiner, be zeugt Gustav Freytag in seinem Aus satze „Deutsche Ansiedler im schlesi schen Grenzland", >«nn er sagt: „Saß der Kolonist nicht als Wild fang, der sich eigenmächtig aus unbe bautem Grund ansiedelte, so sorgte er als Deutscher vor allem, seinen Sitz durch feste Grenzen abzuschließen." Wie das Wort in seinen ersten bei- Unter den Damen von Rang und Ansehen herrschte früher in Portu gal der seltsame Brauch, beim Tode , >' /«»Ohr«. Zeitungsblatt, in dem er oon Zeppe lins Versuchen gelesen hatte. „Ein mal fliegen!" stieß er hervor, mit der schloß die schweren Augenlider. Zwei, drei Jahre zu früh ist er ge storben. Wenn Flugzeuge oder Luft schiffe erschienen, über dem Wald oder meiner Heimat. Ostpreußen! Kuri sche Nehrung, Sandgebirge. Eine Wolkenlette am Horizont. Eine Son senkte sich wie ein leuchtend blondes Tuch. Die Kuppen der Sanobergc lagen wie Urwaldstiere vor uns, wie quellt. Manchmal taumelte eine Möwe wie ein losgerissener Fetzen in die Luft und sichelte llber's blaue Wasser. Uns trugen die Berge; der Sand schnellte leicht von den Sohlen. wir zu schweben. Hochzeitsreise! Es soll die schön ste sein, für uns beide. Und auf ein mal wissen wir, wir werden fliegen. Fliegen, bald nach der Hochzeit. Wir wagen es, wenn wir nur einandei ge- und wollen wir beide: Daß sie schön sei, der allerschönste Traum. Ein Jahr seines Lebens hätte mein Vater darum gegeben. Und viele gaben ihr Leben seitdem. Wir wollen ohne Gefahr im Luftschiff fliegen. Durch die Luft fuhren die heißesten Sehnsüchte erlauchtester Geister. Heute kann man sich Billets taufen. Un sere Herzen pochen jedesmal, uns wir sind neugierig befangen, wenn wir an den hübschen Plan denken. „Fliegen wir heute?!" Wir essen und können kaum sprechen. Es sind ein paar Wolken am Himmel. Nachts hat es gewittert, jetzt ist's draußen kühl und klar. Auf dem Wege zur Bahn. Wir freude, die Erwartung verdrängt fast die Neugier; wie ein Fieber eine Weile über einer augenblicklichen Erregung vergessen wird. Als sollten wir ei nen Becher Neugier trinken, mit einem Tropfen Gefahr. Geheimnisvoll zieht es uns. Wir beide zusammen, wir werden allein sein, hinbewegt Über die Erde! Fliegen wie? Fliegen wie die Vögel. Nein: durch die Luft fahren. Wie werden die Wolken aussehen? Wie Stadt und Wald? empfinden? Werden wir uns klein fühlen wie winzige Erdgeschöpfe, oder erhaben, wenn wir erhoben sind? Wir die Wirklichkeit nicht schöner? Und lanntes fühlen? Der Zug läßt auf sich warten. Wir kommen zu spät. Endlich wie das wieder rattert und schaulelt, wie gleichgültig uns die heftige Jagd der Bilder läßt! Es ist uns nicht schnell genug. Am Bahnhof in Potsvam „Rasch ein Auto" „Luftschiffer halle" „Schnell, sehr schnell". Je- Die Malerie macht sich lästig. Die letzte Wegbiegung. Halt. Da, da ist die Halle. Wir treten ein. Es liegt vor uns, das große Geschassen unserer Zeit. Das Zep pelinluftschiss „Hansa". Jeder kennt es, dieses Geschoß aus scheinender flössen. Sieht es nicht aus wie vom Mond am Morgen sicher auf die Erde gezielt und sorgsam in eine Tier. gasgefüllt, mit den achtzehn glatten Flächen. Die drei Gondeln. Da« Segelwerk von Seiten- und Höhen te. In ist ein aluminium blantes Bahnableit ins Schiff ge baut. ein Reise- und Speisewagen, die Passagierkabine. Den Ballon halten an Tauen liegende große Gewichte verankert. Einige Taue gleiten über Rollen, die auf Schienen ruhen. Die Stahldrähte blitzen. Mühlenstill stehen die Luftschrnubenslügel. Rings Exaktheit, Präzision. Man hört die Soldaten draußen lachen, die auf der Wiese liegen. Der Nachmittag I »Fliegen wir nach V.rlin?" fragt ich einen freundlichen Ingenieur. lin fliegen wenn nicht Unvorher gesehenes eintritt"." „Das tun Sie schon aus Reklame", sagt ein Ein leiser Pfiff oas Schiff ist Sees. Das Wasser „blüht" dunkel- Jetzt jetzt los unheimlich geschwinde auf einen Berg gefahren. Das Schiff fährt noitz schräg auf. Man hat die Perspek tive hochfliegender Vögel. Mir ist nicht wohl. Hatte ich denn ganz ver schließe die Augen. Darf ich dae denn? Die teure Fahrt. Meine- Frau Liebste lehnt lachend über die schon besser werden. Jetzt ist der Horizont so groß ge worden, das Flachland unendlich und solche Weite. An der Wölbu g des daß wir nicht mehr steigen/ Woran sollten wir es sonst merken? Wir sind hoch über der Erd:. Und dies nicht. Es nimmt einfach mit. Wir gehen ruhig einher auf dem Boden seines Bauches. Ob das Tier schräg, aufwärts oder flach geradeaus schwebt, der Bauchboden ist eben, fährt sanft auslehnen, ja, das kühlt bis an die Vrust. Da unten ist Potsdam Kranze der Gärten und Schlüter. Kostbare seltene Arbeit! Die Schlös sahren dnrch die Luft! Seligkeit! gebracht würd:, kostete mit allen „Äle benausgaben" wohlgezählte 14,iK>0 Pfund. Den Zusammenhang er gcndermahen: Im Jahre 1502, al'r» Befehlshaber des Entdeckungsschisse!.-. zuerst nach England brachte. De: englische Name des Vogels „Turtcy" stammt daher, daß man um ISVt. herum unter „Türk" alles Fremde verstand, was man nirgends ander« unterbringen ionnte. Die Familir- Strickland, die seit der reise des obgenannten Million» Strickland geadelt worden ist, ho» übrigens bis aus den heutigen T>>r einen Truthahn im Wappen.