! Dir Mlitc Amt,! Roma» von Fritz Ttowrimnrk. Erstes Kapitel. Auf dem Bahnhof in Johannisburg jstand die Menge Kopf an Kopf. Die Gauern in langen Wandröcken; die Frauen in greUroten Umschlagtüchern put Heller oder duntler Haube. Da zwischen einzelne Bürger der kleinen «Stadt. Alles schob und drängle sich in freudiger Erregung durcheinander. Der Zug, der bereits von Rudzanny signalisiert war. sollte die entlassenen Reservisten und die Urlauber brin gen! Eigentlich mußte er schon da Sein. » Vielleicht war er wieder vor dem Berge liegen geblieben, wie im vorigen Jahre, als die kleine Maschine den Dienst versagte, so daß die Reservisten aussteigen und die kurze Strecke bis zum Bahnhof zu Fuß gehen mußten. Doch nein, da diegk er um die Waldecke. Aus jeden, Fenster streckten sich drei, vier Köpfe. Stöcke, Mützen und Flaschen werden geschwungen. Trotz des Lärms, den die start ge bremsten Räder verursachen, hört man den Gesang der Baterlandsverteioiger. Die Kehlen sind ihnen heiser gewor> den, soviel haben sie schon unterwegs gesungen und getrunken. Aus dem letzten Wagen waren zwei Gardisten gestiegen. Ein Gefrei ter und ein Unteroffizier. Lachend sahen sie auf das Menschengewühl, das sich allmählich zu entwirren be gann. Wie es schien, war niemand getommen, diese beiden abzuholen. „Du hast wohl deinem Alten nicht den richtigen Zug geschrieben, Adam?" Statt zu antworten, eilte der Ge freite mit starken Schritten durch die Menge aus ein ältliches Ehepaar zu, das noch immer mit forschenden Bül ten sich umsah. Der Bauer, ein gro ßer Mann, trug einen feinen Ueder zieher und schwarzen Hut nach städti scher Art, die kleine rundliche Frau ein teures schwerseidenes Tuch und eine Kapuze. „Adam!" Das Auge der Mutter hatte den Sohn entdeckt. Mit Tränen in den Augen warf sie dem Heimgekehrten ihre Arme um den Hals und zog sei nen Kopf zu sich herunter. Vater Piontek wußte in diesem Augenblicke Sein Auge hatte die Gesreitenknöpse entdeckt. Nun setzte die Freude von neuem ein. Die Mutter schlug die Hände zu sammen. „Was, Gefreiter bist du geworden?" „Ja, Mutter, und bei der ersten Uebung werde ich Unteroffizier. Das hat mir auch mein Freund Willim desorgt". Der Unteroffizier war inzwischen du dir allein zu verdauten". Er schlug die Hacken zusammen und legte die Hand an die Mütze: „Unteroffizier Wilhelm Sobota, 3, Kompagnie 1. Garderegiments zu Fuß, beurlaubt auf vier Wochen nach die Einladung". „Lieber Herr Unteroffizier, was haben Sie zu danken, wenn Sie uns und unserem Adam eine Freude ma chen? Wir haben Ihnen vielmehr zu danken. Nicht wahr, Frau?" Frau Piontek nickte, wobei ihr gro ße Tränen die Backen hinabrollten. „Sie sind uns so lieb, wie unser Sohn. Wenn Sie dem Adam nicht geholfen hätten —" „Liebe Frau Piontek, wenn Sie da von anfangen, kehre ich sofort um und fahre nach Berlin zurück. Es würde mir ja leid tun, denn das ist der erste Urlaub, den ich nach dreijähriger Dienstzeit in der Heimat verleben soll —" „Was, noch leinen Urlaub gehabt?" Der Unteroffizier zuckte die Ach seln. „Ich habe keine Angehörigen, ren?" kommen Sie jedes Jahr zu uns". Mitten im Gespräch wandt« die Frau den ttops zur Seite, denn ihr sollte. Doch die Freude des Wieder sehens besiegte die Bedenken. Er brei tete die Arme aus und zog das junge Mädchen an feine Brust. Ueber das Gesicht seiner Mutter flog «in Heller Freuöenschein. Unwill kürlich saltete sie die Hände. die Schwiegertochter, die wir uns wünschten. Ein Tag der Freude, Herr Unteroffizier, für uns zwei alte Men schen!" Damit eilte sie auch schon auf das junge Paar zu und 'schloß es in ihre Arme. „Gottes Segen, meine Kinder! Got tes Segen! Komm Vater, unser gu- , ter Sohn bringt uns die Tochter zu". I Von der anderen Seite kamen die l Eltern des MädchrnS heran, behäbige Bauersleute, deren Anzug ebenfalls ' Wohlhabenheit verriet, Mutter Piontel ging ihnen entgegen. „Hab ich's euch nicht gesagt: heut ja, Wh er eure Lina lieb hat. Er hat's bloß nicht gemertt, erst heute beim Wiedersehen lam's raus". Auf dem Wege zur Stadt erzählte Mutter Piontel die Vorgeschichte die ser Verlobung. .Sehen Sie, Herr Unteroffizier, Sie tennen doch uns:::?. Adam; der den. Die Lina, ist ihm schon von klein auf gut gewesen. Und sie ist ein liebes, ordentliches Mädchen, sehr tüchtig in der Wirtschaft. Und die Höfe grenzen und passen auch mit dem Land gut zueinander". „Das ist wohl auch die einzige Tochter?" „Gewiß, und ein gehöriges Stück Geld kriegt sie auch mit; die Solo mons wirtschaften gut. Da haben wir denn manchmal miteinander ge > sprachen, wie gut sich das treffen ! würde, wenn wir die Kinder zusam mengeben könnten. Aber, unser Adam hat immer getan, als wollte er davon nichts hören. Na, ich will's Ihnen sagen, lieber Sobota. Da ist im Dorf eine Margell, ihr Vater ist Stellma cher mit seiner Arbeit verdient er Grenze. Also die Eva ist un'erem Adam auf Schritt und Tritt n.ichge gangen." „Ist sie denn hübsch?" „Wie man es nimmt. Die Manns leute sind ja hinter ihr her. Ich will aber nichts Schlimmes von ihr sagen —" „Und der Adam?" „Na, wissen Sie,- Herr Unteroffi zier, die Männer sind alle so wie ei ! milcht lassen Sie man, lieber Herr - Sobota, ich kenn das. Ich hab bloß ! immer gefürchtet, zwischen den beiden > wird's eine Liebschaft werden und dann blieb unser Adam kleben. Aber diesmal war die Eva zu dumm sie hat geglaubt, ihn damit zu locken, daß sie spröd bleibt das versteht der Adam nicht der muß genom men werden wie die warme Semmel, ehe sie kalt wird". i Der Unteroffizier mußte laut auf<- lachen. > „Ja, ja, mein lieber Herr Sobota, ! Zweites Kapitel. energisch und lange in der Stadt ge ! feiert. Die ganze weitverzweigte Sippschaft der Pionteks und Solo mons, von der Schwert- wie von der i Spindelseite, war in Johannesburg versammelt, denn es war Marlllag, > dichten Gruppen standen Männer und Frauen beisammen und besprachen das Ereignis. . Ueberall ging das Urteil dahin, d'.ß zu wünschen sei, als die Verbindung der Kinder. Das würde ein st.cktli ches Herrengut abgeben, wenn die bei den Wirtschaften zusammen fielen. Und ein glückliches Paar würde es auch werden! Der Adam ebenso or dentlich und nüchtern, wie die Lina ! wirtschaftlich. In dem großen Schankzimmer beim Kaufmann Schweiger war die Gesell schaft eingekehrt. Willim hatte den Ehrenplatz auf dem lederbezogenen Sofa zwischen den beiden Müttern erhalten. Adam saß mit seiner Braut seitwärts am Fenster und sah so zu frieden stillvergnügt aus, wie ein Mensch, welcher ein schweres Stück ! Arbeit glücklich geschafft hat. Die Mutter schien ihn also ganz richtig beurteilt zu haben. > Es dunkelte schon, als man auf brach. Adam fuhr mit seiner Braut auf deren Wagen, Willim mit den al ten Pionteks. Eine halbe Stunde ging's in flottem Trabe aus der Chaussee, dann bogen die Pferde in Räder bis zur Nabe im Sande ver sanken. Ein schöner Herbstabend, still und klar. Hell funkelten die Ster- Es war ihm so eigenartig zumute. Früher saß er auf dem Kutscherbock und führte die Leine, jetzt lehnte er behaglich in den weichen Polstern des Herrensitzes. Und wem hatte er das zu verdauten? Dem Rock, den er trug! Seine militärische Würde, sie würde ihm auch weiter helfe». Klar lag sein Lebensweg vor ihm. Durch zwölfjährige Dienstzeit wollte er sich den Zivilversorgungsschein erwerben, der ihm das Anrecht auf eine Beam tenstellung verlieh. Aus seinem Sinnen störte ihn eine Frage auf. Frau Piontek hatte bis jetzt fast ununterbrochen erzählt; von ihrer Besitzung, von der Verwandt schaft, von der diesjährigen Eriite. Willim hatte dazu nur manchmal me chanisch mit dem Kopfe genickt. Jetzt fragte die Frau: „Von wo stammen Sie eigentlich, lieber Sobota?" „Aufgewachsen bin ich in Sentker«, Frau Piontek". „Was war Ihr Vater?" Eine heiße Röte stieg dem jungen Mann im Gesicht empor, als er leise sagte: „Ich führe den Namen meiner Mutter". „Ihrer Mutter? Ach so! Also Ihre Mutter war eine geborene Sobo ta? Entschuldigen Sie, wenn ich wei ter frage. Ich habe meine Ursach« dazu. Wissen Sie vielleicht, von wo Ihre Großmutter stammte und ihr erzählt haben. Die Eltern meiner Mutter haben früher wo anders ge wohnt. Später zogen sie nach Seni len und starben beide kurz hinterein ander in dem Jahr, als die Cholera kam". „Wissen Sie wirklich nicht, wie Ihre Großmutter mit Vatersnomen hieß?" Willim dachte nach. Als Junge hat er aufgewachsen war, manchmal von feiner Familie gesprochen hatten. Ihm war so, als habe er dabei den Namen Kosak gehört. Er sprach ihn aus. Frau Piontek schlug die Hände zu sammen. „Mein Gott, so habe ich doch recht vermutet. Dann ist Ihre Großmut ter die Lowisa Kosack, die richtige Halbschwester meiner Mutter". Sie rüttelte ihren Mann, der sanft eingeschlafen war. „August, hörst du? Der Unteroffizier ist ein Verwandter. Seine Großmutter ist die Lowisa Ko sack, die den Sobota heiratete. Nein, wie ich mich darüber freue, und wie erst der Adam sich freuen wird, daß Sie ... daß du kein Fremder bist, sondern zu uns gehörst! Nun sag doch bloß einer, wie Menschen im Leben zusammenkommen. Aber nun, lieber Willim, mußt du als Verwandter zu so, als wenn ihr jemand ein große» Geschenk gemocht hätte. Und erst Vater Piontel! Willim war Verwandtschaft auch war, sie freuten sich, daß er zu ihrer Sippe geHörle... Nun stand er doch nicht mehr so sorgte. Die Erinnerung an die lie beleere Jugend trieb ihm jetzt zum erstenmal die Tränen in die Augen. mit mir aus Königsberg ins Dorf zurück. Die Stadt hatte sie dorthin abgeschoben, wo sie heimatsberechtigt men, wo der Tisch gedeckt stand, und um ein Löffelchen Suppe gebettelt habe. Später wurde es besser. Da mußte ich die Gänse hüten, und als ich größer wurde, die Schafe und Schweine. Nach der Einsegnung blieb ich bei demselben Bauern, beim Drin seck, als Kleinknecht und bekam etwas Lohn. Mit siebzehn Jahren wollte ich freiwillig zum Militär gehen, aber der Schulz gab mir nicht die Pa piere heraus. Er meinte, meine Mut ter hätte der Gemeinde so viel Kosten verursacht, da sollte ich wenigstens bei den, um durch meine Arbeit etwas gut zu machen. Bei der Aushebung woll ten die Herren mich zur Linie an setzen, aber ich bat sehr, ich wollte Die Alte faltete die Hände: „Das war unser Glück, daß du dahin kamst. Aber erzähle doch, wie hast du eigent lich den Adam angetroffen?" „Wqs ist da viel zu erzählen, Tant chen? Ich war gerade Gefreiter ge worden, als der Adam eing?zogen wurde. Eines Tages bekam ich Ka sernen-du jour. Ich revidiere also abends die Stuben. Der Relrut Pion tek ist nicht da. Ich frage die an deren: sie wissen nicht, wo er hinge gangen ist. In meiner Herzensangst spring ich auf den Korridor zu den Gewehrständen; ein Gewehr fehlt". Die Frau neben ihm stöhnte und rang die Hände. Er legte den Arm um sie. „Nun reg dich doch nicht aus, Tante, es ist ja alles gut geworden. Ich habe ihn doch noch zur rechisn Zeit gefunden. Er faß gonz hinten in der Ecke des Hofes und weinte. Das Gewehr hatte er neben sich an die Mauer gestellt. Mit einem Satz war ich neben ihm und nahm das Ge- wehr an mich. Es war eine Pa trone drin. Ja, Tante, der Adam wollte eine große Dummheit begehen". „Aber weshalb, lieber Willim, weshalb?" „Das kommt so manchmal über einen. Er war ein bischen ungeschickt, hat sein Korporal ihn 'n bischen mehr gezwiebelt als die anderen. Da be fiel ihn die Sehnsucht nach Hause. In solch einer Stimmung begeht manch einer eine Dummheit. Entweder er rückt aus, oder greift zum Gewehr". lich! Er war ein Landsmann von mir, wir hatte» schon ein paarmal masurisch miteinander gesprochen. Da habe ich ihm gut zugeredet und ihn auf die Stube ins Bett gebracht. Darauf ging ich zum Feldwebel, der mich gut leiden mochte, und auch seinen Korporal Hobe ich gebeten, er möchte mit ihm etwas Geduld haben, Zähne zusammen und gab sich Mühe. Das übrige wißt Ihr ja. Im nächsten Herbst wurde ich Unteroffizier und be kam ihn in die Korporalschaft". „Ja, ja, wir wissen, was wir dir zu danken haben". „Na, macht bloß nicht so viel Auf hebens davon. Jeder andere würde ebenso gehandelt haben wie ich, und Ihr habt mir schon genug dafür ver golten. Immerhin ein Päckchen nach dem anderen, in jedem lag Geld Lrin". Am anderen Vormittag saß Willim mit dem Ontel beim Frühstück in der großen Stube, die noch ganz nach alter Weise eingerichtet war. In der einen Ecke der lange, weiß gescheuerte Eichentisch mit zwei Holzbänlen, auf Himmelbett, worin die beiden alten Leutchen schliefen. Die Tante hatte in dem feinsten Zimmer decken wollen, auf der anderen Seite des Haufes, wo drei Räume mit teuren Möbeln auf städtische Art eingerichtet waren, Willim hatte dagegen Einspruch er hoben, und die Tante freute sich dar über, daß er nicht als Gast, sondern als Verwandter behandelt sein wollte. Adam war schon früh aufgestanden, und in die Ställe und auf das Feld gegangen, um sich an dem zu erfreuen, woran sein Herz hing. Die Tante ging zwischen dem Tisch und dem großen Herd, der den offenen Kamin verdrängt hatte, hin und .>er. Sie hatte viel zu tun, denn alles, was die Hände rühren tonnte, war auf dem Feld beim Kartoffelgraben. So tonn ten sie denn vertraulich ein Wort mit einander sprechen. Sie hatte sich eben von Willim erzählt lassen, daß er seine zwölf Jahre abdienen wolle, um dann Beamter zu werden. Jetzt kam sie mit dem großen Kochlöffel in der Hand zum Tisch, stemmte die Arme in die Seite und schüttelte mißbil ligend den Kopf. „Ach was. Junge, wirst dich all die Jahre abplagen und deine Knochen schinden, dos hast du doch nicht nö tig". „Ja, Tante, was soll denn aus mir werden? Ich habe doch nicht einen Pfennig Vermögen". „Ist auch gar nicht nötig, dafür „Was willst du denn aus mir ma chen, Tantchen?" „Einen Bauer, mein Jungchen! Du bist in der Wirtschast groß geworden, bist ein hübscher forscher Kerl. Du tannst eine Frau mit Geld bekommen, kaufst dich an, oder noch besser, heira test ein in eine warme Stelle und bist dein freier Herr. Habe ich recht, Al ter, oder nicht?" Der Bauer nickte bedächtig. „Ge wiß hast du recht, das ist auch meine Meinung. Es braucht ja nicht heute oder morgen zu sein. Da ist beim Wnuk in Mostollen, meinem richtigen Halbbruder, eine Margell im vo rigen Jahre eingesegnet. Die wird mal die Wirtschaft betommen, denn der einzige Sohn ist als kleines Kind verunglückt. Der arme Junge muß Drittes Kapitel. früher als unerreichbares Ziel vorge schwebt hatte, als freier Mann auf eigenem Grund und Boden zu stehen, spannen, greifbare Gestalt annahm? Wohl kaum! Er war gern Soldat geworden, weil die Militärzeit ihn von ten Gespannlnechts befreite. Sie soll gesicherte höhere Lebensstellung zu er ringen. Wenn er nun das Ziel auf leichtere Weise und schneller erreichte? Freund eine geheime Unruhe drängte. Als glücklicher Bräutigam hätte Adam täglich doch wenigstens einige Stun den bei seiner Braut zubringen müs sen. Er lachte nur, als sein Freund ihm das vorhielt. „Wir sind uns gut und werden unS also das ganze Le ben verbringen. Viel von unserer Soldatenzeit erzählt". Willim lachte. „Du, Adam, das ist eine gefährliche Sache. Das soll schon manchmal vorgekommen sein, daß ein Freund dem anderen die Braut abspenstig gemacht hat". Adam zuckte die Achseln. „Wenn grämen? Ich fand doch immer noch eine andere, welche mir ebensogut ge fällt ooer noch besser". „Aber inein Gott, Adam, wenn du so denkst, weshalb hast du dich mit dem Mädchen oerlobt?" „Ich mich verlobt? Hast du denn kam, gab ich ihr in der Freude des Wiedersehens einen Kuß. Was dar auf folgte, hast du ja miterlebt. Ich war verlobt und wußte nicht wie". Er fügte nachdenklich hinzu: „Wahrscheinlich ist eS auch daS Beste gehen wollte. Jetzt erst fiel Willim bändelte, obwohl er sich inzwischen verlobt hatte? Hatte sie etwa ältere Ansprüche und bemühte sie sich, die scheute, mit einem verlobten Manne eine Liebschaft zu unterhalten? Dar aufhin schien die resignierte Aeuße l rung Adams hinzudeuten, daß die Heirat mit Lina das Beste wäre. Als wenn er darin gegen eine Leidenschaft, die ihn zu verderben drohte, «-chutz ! D°'s E' 112 chst w" s ! Adam trieb ihn, diese Möglichkeit l auszumalen. Der reiche Erdsohn hatte sich in das arme Mädel verliebt und Gegenliebe gefunden. Die Eltern ! Adam bei dem Wiedersehen auf dein Bahnhof sich von der Mutter hatte überrumpeln lassen, war wohl eine Uebertreibung. Er hatte nur still schweigend sich vorwärts treiben las sen, weil er durch die Verlobung der Tante, in welchem Ruf die Eva stän de. Die alte Frau sah ihn erst er staunt an. Dann lachte sie verschmitzt und drohte ihm mit dem Finger. ! „Weshalb fragst du? Willst du etwa dein Glück bei dem Mädel ver suchen?" „Nein, Tante, wirklich nicht". „So, so. Dann muß ich dich noch einmal fragen: Wir kommst du dar auf? Sei ganz offen, Willim. Du fragst des Adams wegen? Was weißt du von ihm?" „Liebstes Tantchen, ich halte es für meine Pflicht, dir zu sagen, daß der Adam die Lina nicht liebt. Sie ist ihm so gleichgültig, wie jedes andere Mädchen. Aber er wird sie heiraten, weil Ihr es wünscht". „Na, was schadet das? Du weißt doch auch, wie die meisten Heiraten hier zustande kommen. Die Eltern sehen sich um. wo in der Nachbarschaft eine gute Partie für ihren Sohn oder die Tochter zu finden ist. Die Kinder werden verlobt, heiraten sich und wer ben glücklich miteinander". „Ja, 'Tante, das kann schon richtig sein. Aber dann liebte der Mann keine andere". „Was sagst du, mein Jungchen? Was meinst du damit? Hat dir der Adam vielleicht etwas davon ge sagt?" „Nein, Tante, mir ist der Gedanke gekommen, daß zwischen den beiden nicht alles in Ordnung ist, weil Adam mir neulich sagte: es würde für alle das Beste fein, wenn er die Lina hei i ratete". ! „Es ist gut, daß du mir das ge . sagt hast. Ich werde aufpassen. Oder ° noch besser: Frag doch den Adam selbst. Er wird dir' sicher die Wahr heit sagen". Willim war dieser Auftrag unan genehm. Aber tonnte er seine Dank barkeit gegen die alten Pionteks besser betätigen, als wenn er ihnen über viese Dinge Klarheit verschaffte? Vielleicht ließ sich ein Unheil verhü- d. d zn h wollten sie die kleinen Schonungen, die Vater Piontek überall auf den Berg kuppen angelegt hatte, durchdrücken. Ein Dutzend Hasen würden sie sicher F?mte!" die Vertrauen zu sprechen. Der Zufall kam ihm zu Hilfe. Auf dem Wege zum Felde fing ein junger Besitzer den Adam an zu necken, daß er noch dem Paradiese vertrieben werden. Ziemlich schroff entgegnete Adam, es ginge keinen an, was er täte. dich lachen". Adam war bei diesen Worten ganz bleich geworden. „Weshalb denn?" der nach seiner Verheiratung ge schröpft werden soll. Weißt du denn nicht, daß die Eva seit dem Frühjahr einen Schatz hat? Einen Wachtmei ster von den russischen Straschniks? Manchen Tag liegt der Kerl von morgens bis abends bei ihnen im Hause. Und nachts geht der alte Kruk ganz ungefährdet mit dem Bal len Seide über die Grenze". „Das ist nicht wahr?!" „Wie kannst du sagen: es ist nicht wahr? Wir wissen es" doch alle. Ich habe es dir jetzt gesagt und du tannst tun und lassen, was du willst. Es tut uns bloß leid, daß ein guter Kerl führt wird". Adam hatte dazu nur mit den Ach seln gezuckt, aber nichts erwidert. Erst auf dem Rückwege nach Hause kam Willim dazu, mit ihm darüber zu sprechen. Er stellte ihm vor, daß es doch eine große Dummheit wäre, sich so kurz vor der Hochzeit mit einem anderen Mädel einzulassen, abgesehen davon, daß es wirtlich nicht ehrbar halten, einer Margell von so zweifel haftem Ruf nachzulaufen. „Ich kann es mir schon herausneh men, mein Junge, mit dir über dies« Dinge zu sprechen. Du bekommst ei» liebes, hübsches Mädchen zur Frau, das dir nicht nur ein großes Be sitztum zubringt, sondern dich auch von Herzen lieb hat. Und das willst du dran geben für solch eine Margell? Und was soll denn werden, wenn du heiratest?" „Es fragt sich noch, wen ich hei rate!" „Wenn du so denkst, sind wir die längste Zeit Freuude gewesen. Ich bin kein Mucker, der sich darüber auf regt, wenn sich zwei junge Menschen lieb haben, doch hier liegt die Sache anders. Du brichst dein Wort, wenn ster ist Unsinn. Der Kerl ist hmt« der Macgell her, das ist richtig. Aber daß sie von ihm nichts wissen will, das weiß ich ganz genau. Der Alte zwingt sie dazu, still zu sein, weil . er dafür ohne Gefahr über die Grenze gehen kann. Er trägt nicht Seide, sondern Papier, bedrucktes Papier alte Kruk beim nächsten Gang über die Grenze aus Nimmerwiedersehen". So schlimm hatte Willim sich die Sache nicht ausgemalt. Was sollte er da raten oder helfen? WaS wollte ein Mädel? War ihr Verhalten Be gewinnen. Er sprach es offen au«, was er Adam hörte schweigend zu, stehen. (Fortsetzung folgt).