Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 24, 1918, Image 6

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    Mchn EsWkirge iinil Zum.
Von Victor Ottmann.
Wir wollen auf gut Glück einmal
in das reiche Füllhorn der österreichi
schen Reiseziele hineingreifen und zwei
empfehlenswerte Touren besprechen,
die mit leichtem Gepäck vom mittleren
Deutschland aus bequem in je acht
Tagen ausgeführt werden können.
Sehr günstig für nord- und mittel
deutsche Reisende liegt das Gebiet der
böhmischen Bäder am Südabhange
des Erzgebirges. Man beginnt die
Fahrt am besten von Dresden aus
durch die den meisten wohl schon be
kannte Sächsische Schweiz, deren na
türliche Fortsetzung das reizende böh
mische Mittelgebirge in der Gegend
von Leitmeritz bildet. An die Stelle
der Sandsteinformationen der Säch
sischen Schweiz tritt hier der Basalt
mit seinen malerischen Kuppen. In
der gewerbefleißigen Doppelstadt Bo
denbach - Tetfchen findet die Paß-
und Zollrevision statt, dann geht die
Fahrt an der Elbe entlang weiter
nach Außig. Uebrigens ist die Fahrt
mit dem Dampfer von Dresden nach
Außig der Eisenbahnfahrt entschieden
vorzuziehen, da die reizvolle land
schaftliche Szenerie der ganzen Strecke
nur vom Schiff aus gesehen voll zur
Geltung kommt. Außig, ein wichtiger
Stapelplatz für die gewaltige nord
böhmische Braunkohlenindustrie, ist
«ine lebhafte, hübsch gelegene Stadt,
fast ausschließlich von Deutschen be
wohnt. Den landschaftlichen Glanz
punkt der Gegend bedeutet der schräg
gegenüber von Außig am rechten Elb
ufer fast kerzengerade aufsteigende
Schreckenstein, ein 230 Fuß hocher
Klingsteinfels mit den Resten einer
erst im 18. Jahrhundert verfallenen
Burg. Die Aussicht von oben ist herr
lich. Es läßt sich denken, daß dieie
in gesicherter Höhe thronende Ritter-
Zentnerlast den reisenden Händlern
und Schiffern, die hier vorbei muß
ten, vom Herzen fiel, wenn die edlen
Herren vom Schreckenstein ihnen nicht
allzuviel „Gebühren'' abnahmen.
Außig eignet sich vortrefflich als
Standquartier für in die
Wir biegen nun von der Elbe nach
Westen ab und berühren in Teplitz
das erste der weltberühmte» böhmi-
Mittelzebirge und wird jährlich von
etwa 7000 Kurgästen besucht. Die al
kalisch - salinischen Quellen enlströ
-28 bis 46 Grad Celsius, sie bewähren
ihre Heilkraft besonders bei Gicht.
lezenheit zu ausgedehnten Spazier
gängen. Unweit von Tepiitz ragt ?'.e
höchste Erhebung des Mittelgebirges
empor, der 2600 Fuß hohe Mllc-
Berg mit einer so umfassenden Aus
sicht auf das reich gesegnete Land.
Durch das Braunkohlengebiet von
Dux und Brüx und weiter dann über
Komotau geht es am Grenzwall des
reicher Fahrt nach Karlsbad. Des
böhmischem Gebiet befindliche Kel
berg (410 V Fuß), entbietet uns seinen
Gruß, und bald darauf läuft der
Zug in den Zentralbahnhof von
Karlsbad Ein echtes Weltbad
taufenden geschaffenen festen Ausfchei
heuren „Sprudelkessel" füllt. Die
der Unterwelttitanen. Das Wasser
hen Zahl seiner teilweise sehr ver
wöhnten Besucher legt Karlsbad Wert
daraus, ein wirkliches Kurbad zu sein
ten.
Bad, in einem slillen, ringsum von
bewaldeten Beizen umgebenen T> l ge
legen. Die Glaubersalzquellen ähneln
hier in ihrer Zusammensetzung jenen
Wirkung aus jahrlich etwa 24,00"
Kurgäste auZ. Vornehme Ruhe kenn
zeichnet das Getriebe dieses Weltba
des, und wer es einmal lieb gewon
nen Hut, der kehrt immer wieder zu
Besuch abstatten, um dann in Prag
den würdigen Abschluß der Reise zu
finden. Wäre es wirklich lötig, ein
oder den anderen Höhen betrachtet,
breitet sich eines der schönsten Stadt
bilder Europa!,, ja der ganzen Welt,
zu unseren Füßen aus.
Nun zu der zweiten österreichischen
Wanderfahrt, der Donaureise von
Passau nach Wien. Es ist seltsam, wie
wenig Reichsdeutsche, ja selbst Oester
reicher, dieses herrliche Stromtal ken
nen, das sich an manchen Stellen mit
den romantischsten Punkten des Rhei
nes messen darf, aber viel wilder unö
einsamer ist. Das Dampfschiff fährt
nur des Tags, und zwar von Passau
nach Linz zweimal täglich in vier
Stunden, von Linz nach Wien einmal
täglich in acht bis neun Stunden;
man muß also .n Linz übernachten.
Da wegen Raummangels eine genaue
Beschreibung dieser Fahrt hier un
möglich ist, sollen nur ein Paar
Schlagwörter folgen. Vom gemütlich
bayerischen Passau bis Aschach ist das
Donaubett sehr schmal; auf beiden
Seiten treten die Steilabfälle des ern
sten Waldgebirges bis unmittelbar an
den Fluß heran. Hinter Aschach wird
die Szenerie heiterer; alte Schlösser
und Burgen grüßen herüber. Linz,
die einzige größere Stadt an dieser
ganzen Donaustrecke, liegt überaus
freundlich und malerisch am rechten
Ufer. Von Linz bis Ardagger durch
strömt die Donau, durch zahlreiche
Zuflüsse verstärkt, ein fruchtbares
Flachland, dann treten die Berge von
beiden Seiten wieder dicht an das
Flußbett heran. Prächtige alte Städt
chen wechseln mit steilen Felsvor
sprüngen, mit stolzen Burgen und
Ruinen ab; bei Grein Passieren wir
die einst gefürchtete Stromschnelle des
Strudels. Die Fahrt wird nun herr
lich. Das ist die alte, geweihte Straße
der Nibelungen, auf der die Recken
gen Hunnenland zogen? in Pöchlarn,
dem Bechelaren des Nibelungenliedes,
hatte Markgraf Rödiger seinen Sitz.
Dann kommt die berühmte Benedit
tinerstadt Melk, unK weiter bis Krems
folgen sich dicht aufeinander alle die
lieblichen Orte der Wachau, wie das
Donautal hier heißt: Aggsbach,
Diirnstein, in dessen Feste Richild
Löwenherz, der König von England,
geschmachtet hat, Stein usw. Von
Krems bis kurz vor Wien geht die
Fahrt wieder durch Flachland, dann
tritt bei Greisenstein der Steilabfall
des Wiener Waldes an den
Strom heran, und an Klosterneuburg
Kaiserstadt.
Das wundervolle Landschaftsbild
der Donau von Passau bis Wien
hat wenig Gegenstücke in der Welt;
Ass«nsl.
Bulgarien, das Land der Rosen,
tritt durch den Weltkrieg nach lon-
TranSport der Ernte.
nicht allein in kriegerischer Bezie
hung alle Achtung, sondern auch,
weil hier ein Volksstamm in Frage
tritt, der sich durch strenge Sittlich,
kcit, Genügsamkeit und Arbeitssreu
digkeit auszeichnet. Reiche Natur
schätze liegen unausgebeutet im
Schoße des durch die Statur begün
stigten Landes.
Zurzeit herrscht in Bulgarien
Landwirtschast, Weinbau und Vieh
zucht vor. Einen besonderen Er
werbszweig besitzt Bulgarien eigent
lich nur in der Erzeugung des Ro
scnöls, die aber aus eine bestimmt»
Landschaft beschränkt bleibt.
Die Rosenzucht wird seit alters
her in den Geländen von Kazanlik
betrieben. Zur Zeit der Blüte ist die
Lust dort von berauschendem Rosen
duft geschwängert, alles riecht und
schmeckt nach Rosen, und dem
Fremdling erscheint die Vlüten
pracht der weitausgedehnten Felder
und alles, was mit dem Erzeugnis
aus Rosen zusammenhängt, wie ein
orientalisches Märchen, wie denn
anch in Bulgarien sich überall der
Orient bemerkbar macht.
Kazanlik liegt in einem Kessel, ist
ringsum von Bergen und Hochebe
nen ilmgürtet, hat eine sast tropische
Natur mit genügender Feuchtigkeit,
welche eine ausgedehnte, einträgliche
Rosenzncht garantiert. Große Felder
sind mit einer kleinen, wenig gefüll
ten Rose in verschiedenen Farbenab
stufungen bedeckt, die die ganze Ge
gend mit einem köstlichen Wohlge
rnch erfüllen. Die Sträucher werden
niedrig gehalten, in Reihen mit ent
sprechenden Zwischenräumen ange
pflanzt, und jeder Bauer im Kazan
liktal hat feine Rosenfelder. Zur
Zeit der Ernte sind Frauen und
Mädchen beschäftigt, den reiche» Se
gen zu ernten. Die gepflückten Blü
ten werden in großen Körben einge
sammelt, die von den männlichen
Einwohnern in Tragkörben aus
Pserden, Mauleseln und Eseln in
die noch recht primitiven Destillatio
nen eingebracht werden. Diese wird
meist in ossenen Schuppen vorge
nommen. Bei rationellem Betriebe,
in dem Technik und Ehemie die
Oberhand hätten, würde sich der Er
trag mindestens verdoppeln lassen,
denn bei der heute noch üblichen Be-
Handlung geht eine Menge des kost
baren Erzeugnisses nutzlos verloren.
Sietorten, die größtenteils aus alten
Petrolenmballons bestehen, und die
dazu gehörenden Kolben werden
notdiirstig an ihren Abschlüssen mit
alten Lumpen umhüllt, sind also
weder zweckentsprechend noch lust
dicht und lassen eine große Menge
des Rosenparsüms verflüchtige».
Aus de» Blättern der Blüten wird
durch die einfache Destillation zu
nächst Rosenwasfer gewonnen, das
aber weniger geschätzt ist. Stach lan
gem Stehen bildet sich aus der
Obersläche dieses Destillats eine
dünne, ölige Schicht, die sorgsam
abgeschöpft und in besonderen Fla
schen ausbewahrt wird. Dieses Oel
bildet dann das unverfälschte Rosen
öl, in seiner Substanz eine mehr
schmalzige Masse darstellend, die erst
bei einer gewissen Erwärmung flüs
! sig und vor dem Verkauf durch die
Großhändler, die den Gesamtertrag
Muskal (4,812 Gramm) bezeichnet
scubauer um seine mühevolle Arbeit
und deren Ertrag bringt. Im Jahre
1908 wurde der Bestand an Rosen
gärten in Bulgarien aus 7862 Hek
tar geschätzt, der aber durch die sort-
währenden Balkanwirren und die
verlustreiche» Kriege kaum größer
geworden sein diirste. Wird aber
und seiner Nebenprodukte auf ratio
nelle Weise eiiigolcitct, dann ergibt
sich eine wesentlich höhere Einuah
scuöl bringen die großen Roscusel
der ix der Gegend Leipzigs, wo auch
die Ausbeutung eine rationellere
sein wird. Die engen Beziehungen,
die sich nach dem Kriege mit Bulga
rien ohne Frage entwickeln werden,
«Parfüms werden sich bald in
Deutschland mit Erfolg einführen.
Wer je ums tägliche Brot gear
beitet, weiß, daß er auger dem klin
genden Lohn noch einen anderen.
gegen Krast! Das ist eine trau
rige Untcrjchätzuiig der Menschen
seele, ein völliges Verkennen der
es doch im eigenen, wohlverstande
nen Interesse tun, um durch Auer
keilnnng die Arbeitskraft Untergebe
ner zu erhöhen.
Frauenlogik. Frau A.:
~Ja, Ihr habt doch so enorme Ver
luste im Geschäft gehabt und doch
treibst du so unerhörten Luxus?"
Frau Z.: „Ja, ich muß doch mei
nem Mmme wieder zu Kredit ver
helfen."
Nin Studenten«! ?trh
und seine Folgen.
Aus der Kneipe eingehängelt
Kommen Spund und Suff geschlän
gelt,
Und vor lauter Alkohol
Wie in dieser tollen Nacht
Wie, wenn wir bei den Pandekten
Den Philister recht erschreckten;
Siehst du an des Hauses Wänden
Dort die Regenröhre enden
Bei des ExPhilisters Fenster?
Währenddem sitzt fleißig immer
Dichter Emil Zitterbein.
stillen,
Und vor Bangen und Entsätzen
Muß er sich am Kopfe kratzen.
„Menschenkind, geh' in die Falle!"
Und da sieht er die Gespenster,
Die mit teuflischen Gelüsten
„Wer zuletzt lacht, lacht am besten!"
Zu des Wutgefühles Stillung
In das nahe Regenrohr.
Wo sie plätschernd sich verlor.
Suff und Spund vom nassen Sprudel
Mit des bösen Streiches Lohn.
Daß zuletzt du selbst kannst lachen-