K Zauber des Südens S Roman von HanS Dominik. (2. Fortsetzung.) Die Strahlen der Nachmittags sonne sielen bereits start schräg aus Bäume und Häuser, als sich Fritz ster ausmachte, um im Atelier r.n Professor Engelhardt einen Besuch abzustatten. klärte die Schwester. „Das Licht über Firnis, Oelfarbe und Pastell So gibt es ein stets wechselndes Bild Untied- FachMpel« ,st ausgeschlof- Fritz Overhoff schüttelte den Kcpf, „Ich will Dir's schon glauben, Trudchen, obwohl mir das alles ein Bruder auf die Schulter. „Hör' damit auf, Fritz. Wenn «uch nur der zehnte Teil von dem unter der Marle „Schwabing" ver öffentlicht, so stünde es schlecht um uns. Wir sind ein heiteres, lebens lustiges Völtchen, aber wir verzichten auf die zweifelhafte Ehre, außerhalb der bürgerlichen Gesellschaft zu ran gieren. Wir leben in unseren Ate liers und nicht im Kaffeehaus." „Schon gut!" lenkte der Ingenieur ein. Erst im Laufe dieses Tages bei dem Zusammensein mit der Schwe ster war es ihm so recht zum Be wußtsein getommen, daß er sie doch Jahre hindurch völlig sich selber über lassen hatte, und zwar in einem Be ruf, der zum mindesten manche Ge fahren birgt. Um so mehr war er erfreut, seine Schwester in einem ge sellschaftlich völlig einwandfreien Milieu zu find/n, und mit mehr und Spannung, als er sich äußerlich merken ließ, betrat er das Atelier des Professors. Ein großer Atelierraum. Die eine ganze Seite nur in Glas und Eisen erbaut, so daß auch jetzt das tief ro safarbene Sonnenlicht noch jeden Winkel mit seinem Schimmer erfüll te. Daran anschließend aber eine Rei he von Gemächern, ausgestattet mit wertvollen alten Möbeln und Stof fen und so recht geeignet, eine große Schar von Besuchern mit verschiede tungen aufzunehmen. Dann zog ihn seine Schwester zu dem Professor hin, um ihn betannt zu machen. Eine hohe elegante Ge stalt, den Charakterkopf von weißem Haar und langem weißwallenüen Vollbart umrahmt. So hatte Fritz Overhoff die Erscheinung von Rein hold Begas in der Erinnerung und es bedurfte mehrerer Sekunden, be vor er seine Blicke von diesem Ant litz losreisen konnte. Worte von seiner Seite und an der Seite seiner Schwester schritt er wei ter, um andere Besucher kennen zu lernen und auch die Kunstwerke zu betrachten, die sich hier in reicher Zahl vorfanden. Jetzt hatte seine Schwester gefun den, was sie suchte. stellen." Er hielt seine Schwester am-Ber mel fest. ijlterer Damen und welche ist es denn?" Stehenbleibend flüsterte sie ihm zu: ausgesprochenen Nase und der Brille, eine tüchtige Kraft, das darfst Du wirtlich glauben und sehr moralisch." nette mit dem interessanten Köpfchen, die i-anel'en Trude, sei nicht vöse, adcr ich nehme .Reißaus" doch her und hilf inir diesen Herkule» fesseln." mit fragenden großen Augen vor den Geschwistern. Trude lachte und ihr „Also, liebste Margott," nahm Trude feierlich das Wort. .Hier stelle beste und einzige Freundin Fräulein Margot Reichard. Nun seid nicht steif. Kinder, sondern reich! Euch die unge Dame ihr wohl auf gut Deutsch. So bin ich also Deutsche, Französin und Ameri kanerin in einer Person, und Sie „Wer die Wahl hat, hat die Qual, die Herren mindestens ebenso für die Abwechselung." Die beiden jungen Leute hätten sich melte etwas von „sehr angenehm" Fräulein Ollmann hatte sich erho ben, und stand nun in ansehnlicher Overhoff sah das alte Mäd mir." Gertrud hvtte inzwischen Margot um die Taille gefaßt und ihr zuge kurzem Ueberlegen. „Du weißt ja, daß mein Vater Geschäfte in Oester reich hat und mich treffen möchte. Er ten gestillt werden soll. Weißt Du Wirklichkeit! Mit den beiden liebsten für ihn, der doch gewiß mit Dir un gestört allein sein möchte?!" .O behüte!" entgegnete Gertrud wirst!" »Meinst Du wirtlich?" fragenden Augen. .Aber sieh! es dunkelt schon und wir wollen zum Professor und ihm uns gewiß gut raten, wohin wir un sere Fahrt lenken sollen." .So will ich nach Haus gehen und Margott Reichard. .Mit ins Reine ich bin also mit von der Partie —" „Adio Ollmanchen," rief sie der grüßend gegen den Ingenieur. »Herr Overhoff, Ihr Fräulein Schwester trägt die Verantwortung, für alles, was Sie erfahren' wer den," scherzte sie, .und ich empfehle mich Ihrem geneigten Wohlwollen." Und ehe Fritz Overhoff noch etwas erwidern tonnte, war sie schon fort geeilt. Allmählich verblich das Licht der Skizzen und Studien vorlegten. Jetzt fand auch diese Art der Arbeit ihr Ende und die zwanglose Unterhal tung trat in ihr volles Recht. Schon Räumen und' durchfluteten den gro ßen Ateliersaal mit rein weigem Licht, als Gertrud Overhoff sich wie der an ihren Bruder wandte: „Jetzt wollen wir sehen, Fritz, ob der Professor etwas Zeit für uns hat." dem Künstler gegenüber und die jun ge Malerin begann die Pläne ihres Bruders zu entwickeln. Daß er eine und daß sie ihn begleiten solle. .Die alte Sehnsucht der Deutschen nach dem sonnigen, lockenden Sii deutschen Künstler ohne Italien. D0ch...." Der Professor strich sich mit der seinen wohlgepflegten Hand über die Stirn. an. .Das läßt sich in Kürze erklären, Herr Professor. Ich habe sechs neue Menschen kennen lernen..." Professor Engelhardt wollte et was sagen, aber Fritz Overhoff fuhr schnell fort: .Und noch eines, Herr Professor. Es gibt bei unS im Westfälischen LeOte, die sahren heute nach Rom und morgen nach Bukarest und ein habe. Fritz Overhoff fuhr fort: „Ich will nicht mehr reisen, um Professor Engelhardt strich sich den die alte Brecnenwache Jahrhun derte hindurch gegen den Ansturm von Norden her gehalten hat, als in jene Gebiete, in' Venen einst Tiu dareits, der Vollssürst sein Goten-' reich errichtete, den die Römer Theil- lier. Doch Professor Engelhardt glücklichen Gegenden geherrscht habe, bis schließlich Krieg und Pest a'le dem ein Ende setzten. Bon den al ten Sagen sprach er, die heute noch als dunlle Erinnerungen an jene Zeiten dort im Volk« sortleben. Er berichtete, wie die Hohenstau fen in Pergine am Fuße der Burg des alten Langobardengrafen Peizo dal erste deutsche Berggerlcht einge setzt haben, und sprach vom Albergo ai onapi, dem Wirtshaus zu den Knappen, welches noch heute oom zweifellos ans das Wüten der Pest auf die Stunde geachtet. Als aber dec Ingenieur jetzt das Atelier ver ließ, da war ihm das Land, in wel- Tatsache nichts ändern, daß er sich beim Abschiede von Westfalen fest vor genommen hatte, für die nächsten jenen Erzählungen eines ehemals blühenden und jetzt aufgegebenen Bergbaues hatte Professor Engel hardt sein Interesse ganz besonders gefesselt. Daß Römer, Goten und Langobarden dort gekämpft hatten, war ihm schließlich ziemlich gleichgül tig. Aber daß dort einmal Silber seinen Träumen mit Lichtern und Hacken einen phantastischen Reigen tanz aus. An demselben Abend, an welchem Fritz Overhoff im Atelier des Pro fessors Engelhardt saß und oom schö sich vorschwärmen ließ, wurde am anderen Abhang der Alpen und dreißig Meilen sudlicher so mancher in einer gemütlichen Nische im Speisesaal des „Tiroler Hoses" in Meran um eine Karaffe ves edlen gem schwarzen Schnurrbart und dunkelen Augen, der Wirt dieseL gro ßen Hotels, der andere hochgewach bart seit wenigen Tagen dort zu Gaste, ein deutscher Arzt Georg Brandt. Ein Medizinmann also. Aber er sprach den Wirt gelegentlich als Kot vesaß, so ist der umgetehrle Schluß erlaubt, daß nämlich sein Gegenüber auch zur löblichen Zunst der Medi zinmänner gehörte. Und das traf in der Tat zu. Der Besitzer des Hotels war gleichzeitig auch ein prattifcher Arzt, nicht nur der Wirt, sondern auch der Doktor seiner Gäste. Man findet dies eigenartige Ver auf beschränkt, für ven medizinilchen Teil allein zu sorgen, und seinen Patienten allerlei Tränklein und Lat- Mochte nun Dr. Brandt solch« Ur hong zu und sein Wirt unterstützte Jetzt betrachtete Dr. Brandt nach denklich sein Glas. »Die ersten vier Tage sind schon Berufes." Praxis Ihnen leine Sorge zu ma chen braucht . . . Prost Kollege, die Vertretung soll leben! Ich tat Bescheid. langen Schluck. „Wer weiß, zu was es gut ist." tröstete ihn der andere. „Ein Ur» chin." Abwehrend streckte Dr. Brandt bei» de Hände von sich. beherrschen." „Nun besser ist jedenfalls besser. Und dann. . ." Der medizintundige Wirt setzte ein verschmitztes Lächeln auf. „Sie schluß finden. Wie alt sind Sie daß Sie ans Heiraten dächten. Schon mancher ist als Junggeselle über die Alpen gefahren, und beweibt zurück» getommen." Wieder machte Dr. Brandt eine energische Abwehrbewegung, aber sein Gegenüber blieb mit Hartnäckig keit bei dem einmal angeschlagene» Thema. „Warum und wieso fragen Sie, Kollege. Eine ganze Reihe ooa Gründen gibt's. Bor allem den: ich. Ich bin auch verheiratet und habe es bis jetzt nicht bereut. Die Geschichte, wie ich meine Frau auf bedingt!" Der Wirt gab dem Kellner einen Wink und wenige Minuten später ivnter. „Das Heiraten, bester Kollege, ist eine heikle Sache. Besonders in ei ner Stadt, wie Braunschioeig. Sie Wirt. „Junger Arzt, gute Praxi». Ohne Ihnen Komplimente mache» zu wollen, wie eine Vogelscheu» che sehen Sie auch nicht gerade aus. . ." .Machen Sie den Steckbrief nur gleich ganz vollständig," warf Dr. Brandt ein. „Etwas Vermögen ist auch vorhanden. So rund hundert Mille werden's sein. . ." Dr. Brandt wunderte sich selbe» über seine Osfenherzigteit, denn er nicht zur Genüge. „Alsdann, da stimmt's ja," lachte der Wirt. „So etwas ist gerade in kleineren Städten begehrte Beute. Da (Fortsezung folgt.) Lakonisch. A,: „Sie sind