Ein Abstecher »ach Ostfriesland. Ein Kriegskorrespoudent erzählt in folgendem seine Beobachtungen auf einem von Wilhelmshaven aus unternommenen Ausflug nach Oft friesland: Dem Kapitänleutnant von Stosch war vom Kommandanten S. M. S. »Kaiser" die Aufgabe zugewiesen worden, den Neuling aus die Grundbegriffe der Kriegsmarine einzupauken. Man hatte mir wohl just diesen Offizier als Erzieher bei gegeben, da ihm die Ausbildung der Seekadetten aus deni Kriegsschiff anvertraut war, und man daher die Tuen, die dann regelmäßig am 1. April als historischer und höflicher Aprilscherz beim Reichskanzler in den lang durch ein Stück Schisfsla tyrinth geschleift und gejagt hatte »:»d merken mochte, daß Notizbuch eingepelzte Herr Marinehauptinann aber IM sich Wind und Regen vorn lieben dem Fuhrer in aller Seelen ßen ihn und machen ihn zu einem tröhlichen Reisesührer. Die olden- die Haare, aber unbekümmert um olle Grenzpfähle zieht das trübe Wasser des Jadekanals, dessen gute Tage längst vorbei sind, dem Meere zu. Wir merken es bald, daß wir Kriegsgebiet durchreisen, wenn auch keine Front und keine Schützengrä lcn von Krieg und Tod zu melden wissen. Aber das Meer liegt nahe, und die Küsten und das Hinterland ununterbrochcn in Verteidigungszu- StädtchenS, sondern gleichzeitig auch die einzige Wirtin hier ist, kennt dcn Herrn Kapitänleutnant von sei ner frühesten Jugend her, da sie selbst noch als Vierzigjährige durch peinlichster Sauberkeit sind. Tie Fußböden sind weiß gescheuert und richtetcs Feuer erwärmt das ganze Haus von dieser Wohndiele aus, die glüht, darüber schaukelt an einem Dreigestell an Ketten ein Kessel mit siedendem Wasser. Um das Feuer und Schränke, schön ausgerichtet präsentieren sich die Lössel. Kannen und Eierbecher, Gegenstände, die schon zu Urgroßvaters Zeiten immer am gleichen Ort im Regal gestanden sind. Und auch das Brot hat seinen alt angestammte», seinen „heiligen Platz", wie die Frau bemerkt; jedes Bild hing immer da, wo es jetzt ist, und wird immer dort bleiben, ebenso der Kalender und der Zettel, da mit einem Strich jeweilen jeder ver kaufte „sütten Köhm" (schon Wil helm Busch hat den Kümmel also verewigt) und jede „Kopje" Tee mit Kandiszucker registriert wird. Die schönen weißen Vorhänge in den Zimmern und die sauberen Deckchen auf den Kommoden und all das Alte und Buntige und Artige, das die Wohnung traut und heimelig macht, gehört jedem Gast; denn hier gibt es keine Wirtsstube und keinen Wirtstisch, sondern nur die gemüt liche Wohnstube, in der der Gast so lang zu Hause ist, als die Wegzeh rung dauert. Für Hocker wäre hier kein Platz; aber Hocker gibt's hier rbeir ja gar nicht, wo sich jedermann so genau von der Wiege bis zur Bahre kennt. „Jung, Jung, wat büst Du dick worn," sagt die Greisin zu dem Mann mit.dem Eisernen Kreuz und dem Kapitänlentnantsstreisen am Rock, und dabei klopfen sie sich Gespräch immer wieder vertrau weiter. Noch müssen wir den Stall besichtigen, in den man direkt von einer Stube aus, nur durch eine Schwelle getrennt, tritt, betrachten bei einem Gang »ms Haus das wuchtige, mit Moos überwachsene Dach, und dann sahren wir unter herzlichem Adjüs weiter. Was wäre das für eine schöne Fahrt, würde nicht so hundsmiserab les Welter sein; den» die breiten Straßen, sogenannte Klinkerstraßen, sind zum Teil mit Ziegel gepflastert, aus denen es sich flott kutschieren läßt. Das Städtchen Reepsholt henswürdigkeit und überdies einen Wohltäter. Es mag zwar für die Reepsholter augenblicklich etwas schmerzlich sein, daß der Spender der alljährlich pünktlich eintreffenden Weihnachtsstiftung ein Amerikaner ist, der in Reepsholt auf die Welt kam, aber sie hoffen, er gehöre zur Friedenspartei im Lande der mibe grenzten Munitionslieferung, und sie haben keinen Grund, ihm jetzt Stuhl und Stiftung vor die Kir chentüre zu stellen. Diese Kirche ist etwas ganz Merkwürdiges; im 15. Jahrhundert wurde sie zum' größten Teil ein Raub der Flammen, und nur vom Turm blieb ein Stück ste hen. Die praktischen Reepsholter aber wollten, als sie an den Bau ei ner neuen Kirche gingen, vom Nie- Line Massenwdung. Jn Deutschland wird neuerdings vielfach in der Backstein-Industrie ei ne sinnreiche, praktische Methode an gewendet, um Backsteine von dem Ofen der Ziegelei auf ein großes Auto-Fahrgestell zu laden, ohne die einzelnen Produkte zu hantieren, was früher zum Zerbrechen mancher der selben führte und natürlich im allge meinen umständlicher war. Die Einrichtung, welche durch das beigezebene Bild veranschaulicht wird, ist einfach folgende: Eine niedrige Mauer trennt das Auto-Fahrgestell vom Geleise, auf welchem ein Wag gon unmittelbar vom Ofen aus läuft. Die Waggon-Plattform, die Mauer und der Boden des Auto-Fahrgestel les haben dieselbe Höhe. So brau- chen leine Backsteine gehoben oder herabgelassen zu werden, sondern al les wird geschoben. Damit dies massenweise leicht ge schehen kann, wird «in mechanisch be- derte alte Gotteshaus hinter den Turmrest, der heute noch die schönste Stelle auf dem Kirchenplatz ein- Neepsholt ist die Kohlkopfzucht zu Hause; diese „Oldenburger Palmen haine" bilden häufig zwischen den als Schutz gegen die Wassersnot er richteten Deichen und Dämmen die einzigen grünen Flecke in der etwa» monotonen Landschaft. Jever zehrt heute von seinem Ruhm aus der Bismarckschen Zeit. Das Städtchen bietet wenig Se henswertes, am wenigsten an einem regenschweren Tag, wo auch die je verländische Melkmagd mit ihrem krinolineartigen Rock sich nicht auf der Straße zu zeigen pflegt. Das Gastzimmer mit dem Stammtisch der „Getreuen" liegt in eim.m nicht sonderlich interessanten Haus, und an den Wänden wären und dazu die Photographien der toten Getreuen, so wiirde kein Fremder merken, wo er ist, besonders wenn man in der Winterszeit das Heizen unterläßt. Ein Friedeburger „Stoevke" hätte man hier ganz gut brauchen können. Den ostfriesischen Urwald sehen wir nur von ferne; wir und unser Wagen sind derart regenbeschwert, daß wir das Schiff sehnlichst herbei wünschen, und so schwenken wir ab send" begrüßt, schwimmt eine Offi ziersmütze mit dem blauen Samt streifen des Arztes langsam aus dem Ein Ziel, aufs innigste .zu wünschen. Mann (zu sei ner launischen F?au): „Weißt Du. Frau, ich hätte den Himmel auf Er den, wenn Deine Laune sich so ewig gleich bliebe, wie Dein Küchenzettel, und Dein Küchenzettel so viel Ab wechslung böte, wie Deine Laune/ trieben» Kamm-Apparat angewen det, und zwar ebenfalls genau aus derselben Höhe, wie Waggon-Plat form, Mauer und Fahrgestell; und er schiebt mit gleichmäßiger Präzision jede Backstein-Ladung direkt auf das Fahrgestell herüber, ohne daß sich auch nur der kleinst- Unfall dabei ereignet. Damit werden viele Ver luste vermieden, und die Kraft-Er sparnis ist sehr schätzenswert. Es wird jedenfalls nicht lange dauern, bis diese Methode allgemeine Anwendung findet, wo man die obige Industrie im großen betreibt. Sie läßt sich überall ohne beträchtliche Anlagen-Veränderung anwenden. Vielleicht werden Ziegelei-Oesen auch noch so gebaut, resp, ihre Oeff nungen auf einer solchen Höhe an- gebracht, daß man sogar direkt von da aus das Fracht-Auto in derselbe» Weise beladen kann, ohne eine Wag gon-Platform alt Zwischenglied zu benutzen. Wie icr Apfelwein hergestellt wird. Bon Carl Abt, Frankfurt a. MiO», Frankfurt a. Main, insbesondere seine Stadtteile Sachsenhausen und Borchheim, waren von jeher die her vorragendsten Orte für die Herstel lung des Apfelweins in Deutschland. Ursprünglich wurde der Apfelwein von den Gärtnern' im Nebenberuf aus selbstgezogenen und zugekauften A«pseln gekeltert, als Haustrunk konsumiert und periodisch von ihnen zum Ausschank gebracht. Ein Ver sand nach außerhalb fand kaum statt. Seit einigen Jahrzehnten hat sich die Industrie auf die Apfelweinpro duktion mit Erfolg geworfen; die und der Versand über ganz Teutsch land und das Ausland ins Leben gerufen. Die Produktion der wenigen Groß betriebe ist heute größer, als die der zahlreichen Kleinbetriebe der Gärtner zusammen genommen. Das Mosiobst liefert in erster Li nie die Umgebung Frankfurts; beson ders geschätzt ist das Obst aus dem Taunus. Es reicht indessen kaum für den großen Bedarf aus, so daß auch aus weiteren Gegenden Deutsch lands und in Jahren schlechter Ern ten aus der Schweiz, Oesterreich- Ungarn, Holland, Belgien, Frank reich und Serbien Bezüge erfolgen. sog. Paternosterwerk; sie kommen dann auf di« Mühle, Messer und Zucken, rechtwinklig auf einer Welle montiert, zerschneiden und zerquetschen Das gemahlene Produkt, Maisch« tcn (Bottich«) und bleibt darin so lang« stehen, bis es „Brühe" gezogen hat, zur Gärung darf es dabei aber Nachher wird es auf die Kelter gebracht. Kelter gibt es in verschiede nen Konstruktionen: „ein-" und „dop- Neucs Säuglingsstiihlchc». Nachstehende Erfindung verspricht, besonder, Säugling! - Hochstühlchen überflüssig zu machen, da sie es er möglicht, jeden Stuhl in ein solches zu verwandeln, so oft ein Be darf darnach ist. Die Vorrichtung ist einfach ein Obergestell, mit Rie men und Haken, welches an der Rücklehne irgend eines Stuhles an gebracht werden kann. Alle Stel len, wo es den Stuhlrücken berührt, sind mit Gummi verlleidet, sodaß ein Riemen quer über, der dazu stimmt ist, das Kindchen vor dem Herunters llen zu bewahren, ohne ihm lästig zu sein. Der Sitz ist so pelschraubig«", mit rundem und qua dratischem Bett; die ausgibigste Pres sung erzielen die hydraulischen Kel tern, die mit einem Ueberdruck von bis 2 Atmosphären arbeiten. Nach der ersten Pressung gibt die Maische nicht allein Most her, >ie wird durch Umgraben im Kelterbett gelockert und von neuem gepreßt, bis nach vier- bis fünfmaliger Wieder holung kein Tropfen mehr aus der Kelter fließt. Die verbleibend«« Maischriickstände Trester genannt finden als Viehfutter und zu verschiedenen technischen Zwecken Ver wendung. Der frische Most (Süßer) ist trüb rotgelb bis braungelb, von süßem, molligem Geschmack, nicht berauschend und ein Lieblingsgetränk der Ju gend. Er kommt direkt von der Kelter in die Lagerfässer im Keller, wandelt sich hier durch Gärung je nach Wärme des Kellers und Reife des Obstes in 1 bis 2 Wochen zu „rauschem Apfelwein" um, unter Ver änderung seiner Farbe in Hellocker gelb; sein Geschmack ist jetzt „Bitzlich" und im weiteren Verlauf des Gär prozesses wird er „bitter". Der „Rauscher Apfelwein" wird ebenfalls gerne getrunken, solange er im rich- Bode» des Fasses ab, färbt sich grün lich gelb und wird bis gegen Weih nachten hell, aber noch nicht blank. Bis Fastnacht ist die Entwicklung be endet, und vollständige Hellung einge treten; wo es etwa nicht ganz der Fall ist, erfolgt zweckmäßig ein Ab stich von der Hefe. Ein Zusatz von „Speierlingen" (Sorbus) zum Most kräftigt durch ihren Gerbstoffgehalt den Geschmack des Apfelweins und erhöht dessen Haltbarkeit. Der fertige Apfelwein ist grünlich bis goldgelb mit wenig äußerlichem gemischt (Schorle Morle) ein vor züglich durstlöschendes Getränk. In der Frankfurter Gegend und in verschiedenen Bezirken Siiddeutsch lands bildet er neben Bier, dem er im Preis« etwa gleichsteht, da« Volksgetränk. Richtung losgetrennt und zusammen- sie nimmt dann we»>ig In der freien Ländlichkeit ließ» sich übrigens die Vorrichtung auch anderswo, z. B. an geeigneten Baum ästen, befestigen; damit hätte« wir eine interessante Rückkehr zu Ge pflogenheiten mancher JndianerfiSu». me.