MntterMaria (7. Fortsetzung.) »Ja, sehen Sie, gnädiges Fräu lein, da haben Sie, nun die Folge Ihres wie soll ich sagen Leicht sinns, nun müssen Sie sich schon bis zum nächsten Morgen meinem Schutz «r die Sache ganz leicht, aber in sei ner Stimme ist ein Zittern.. „Wir werden die Kompresse wieder erneuern." Damit steht er auf und feuchtet wieder unter dem rinnenden werden," fagt er. Sie wunderte sich, wie leicht seine Hand ist, wie er den Fuß wickelt, wie er ihn bettet, es tut ihr alles wohl. And plötzlich muß sie an den anderen denken, dem sie sich heute verlobt hat, vor Umarmungen sie gleich „O mein Gott!" Kalhain glaubt nicht anders, als daß es in erster Linie das Peinliche der Situation ist, das sie quält; auch der Gedanle an ihr Zuhause, an den Sachschaden. plötzlich. die es uns bringt, wir wollen doch diese gewaltige Stimme der Natur mal zu uns sprechen lassen, die uns -Haus schaffen. Wo Ihre Stute wohl Art lullte sie ein, und sie guter Wildsland sei? Ob er hier ar beiten lasse? „Schon der vierte Bock trotz Wil starl und geschützt sind. Ich fühle, seini nun ist's das Eigenste, das zwingt."... Er sieht über die Tischplatte hin weg zu ihr' hin. „Sie mögen recht auch der Stärkere einen eine Stimme, d°e zu einem spricht. «i"em zu gegebner Stunde das rechte W°r! ia»t. Ein Ohr, das einen an- Wolken, den ewig Unsichtbaren. Zu hört. Nicht nur den Gott über den Menschen. Wie er vielleicht mal durch Mutterliebe zu mir gesprochen hat. Ich nicht, ob Sie mich verste stehen näher bringt: In unsers Busens Reine wogt ein Streben, Unbekannten Aus Dankbarkeit freiwillig hin zugeben. Wir heißen's Frommsein!" Darauf wird es still in der Hütte, es ist, als feien zu große Worte ge sagt worden. Und auch draußen wird es all mählich ruhiger. Das Unwetter hat ausgetobt. Es regnet tauin mehr, der Sturm hat die Wolken ausein andergetrieben. Plötzlich dringt ein Mondstrahl durch das Dunkel, um säumt die jagenden Wolkenbilder mit strahlend weißem Band und läßt eine ganze Lichtwelle in die Hütte fließen. Gerade zu rechter Zeit, denn die Und in der Hütte bleibt es still, Wie die Stunden schleichen! Noch Brust der Natur. fühlt feine Blicke, aber sie hütet sich, sie trug immer daran heimlich und tapfer und stark. Und hat selber nicht gewußt, daß sie an einer Last Und die Nacht schreitet fort. woher sie alle kamen. Der Berlaukener Gutshof wies schwere Beschädigungen auch an den den gelegen, heute umkreisten die Al ten mit aufgeregtem Flügelschlägen Wohnzimmer im Gespräch mit der vor ihr stehenden Brandskat. Es hatte letztere allmählich ihre Vor würfe, die sie auf das Haupt ihrer Herrin für den waghalsigen Ritt, für fem Morgen, als sie in einem Kal hainfchen Gefährt nach Haus ge bracht war, nach ihrem Vater gewe fo hatte er sich darüber in ganz ei gentümlicher Weise hinweggesetzt. Die Freude des gestrigen Tages, die ihm Marias Verlobung mit dein seine Geisteskräfte umnebelt. „Ma fah? ganz ruhig? fast gesagt, schehen. Laßt nur gut sein, der Amtsrat Hilst." Damit war er auch eingeschlafen. mer im Zimmer. „Man darf wohl gratulieren?" Sie sah über die Hornbrille hinweg nach Maria hin. „Ihr täglich Brotchen werden Sie ja nun haben. Und für Berlauken wird es auch kein Schaden sein. Ein bißchen alt ist er hm und was man sonst noch von ihm sagt Na, unser Fräuleinchen ist ja lein Kind und weiß, wie es im Leben zu geht und weiß auch, was es tut. Gott, Gott, Mariachen" .... die Alte griff nach den Händen des Mädchens, „ich hätte dir doch aber 'nen anderen Mann gewünscht!" Das letzte hatte Hanne hinausge fchrie», als hätte es ihr sonst das Herz abgepreßt. Marias Mienen drückten Abwehr aus. „Sind meine Briese besorgt?" Jetzt war sie die Herrin, die der Dienerin jede Einrede verweigerte. „Längst," lautete die Antwort, „erst der an den Baron hier und nun ist der August fort nach Karlswalde" Damit trottete die Alte, gekränkt über die kurze Abfertigung, von der sie wußte, daß keine weitere Ein sprache am Platze sei, zum Zimmer hinaus. Maria sitzt in der Fensternische, Wie kann ein Tag Wandel schaf fen! Sie sieht auf ihre Obstbäume, an die sie auch in der Nacht gedacht hat. Es würgt ihr etwas die Kehle. So sitzt sie lange, und der Fuß schmerzt sie, ihre Augen brennen dü ster aus ihrem bleichen Gesicht her aus. Vor ihr auf dem Tisch liegt ein Schreiben mit der Unterschrift: Hein rich von Kalhain. Der Brief, in dem er ihr seine Liebe offenbart und sie um ihre Hand bittet. Und lein Zweifel an ihrer Zu stimmung, an ihrem Jawort, vor al borgener Schatz erschienen sei, den er nicht anzutasten gewagt habe, den er nun aber nicht länger ungehoben lassen könne. Und dabei warb er zart um sie, fast unbeholfen, als sei der Wunsch zu groß, als könne die ungeübte Feder das schwache Wort, seine Wucht kaum meistern. Und nun hatte sie ihm die Ant wort gegeben, daß sie eines andern Brau! sei. Sie barg das Gesicht in die Hände und stöhnte laut aus. Es hatte geklopft und klopfte noch ein paarmal, und sie dachte, er müsse sein gar nicht verstehe, seinen Inhalt nicht enträtseln könne. Aber immer war es jemand anders, der etwas von ihr wollte. Er war es nicht. Im Zimmer unter der niederen Aber von der Zerstörung liehen dies« doch ein gutes Teil sehen. Es war das Abbild ihrer Seele, Es dauerte aber nicht lange, dann hörte sie Husschlag, der vor der Haustür anhielt. Stange, kein an einig« Worte mit Brandskat wech selte. Die Hausglocke Ilang, dann trat er über den kleinen Flur zu ihr kam schnell auf sie zu. »Du hast nach mir geschickt. Gott, ich wäre ja schon längst dagewesen, aber wenn einem das halbe Dach über dem Kopfe weggerissen ist .... Na und was noch sonst alles! Aber ich habe auch immer an euch gedacht die ganze Gesicht, »Mariachen, das Malheur nun sah er erst ihren liegenden Fuß »was ist denn geschehen?" Ohne die Antwort abzuwarten, streckte er die Arme nach ihr aus, Aber sie blieb so unbeweglich, und es war etwas in ihrer Haltung, was Stirn. „Was ist dir, Mädchen? Du siehst übrigens schlecht aus. Ist dir in der Nacht etwas mit dem Fuß passiert?" „Herr Amtsrat" .... „Ich heiße Franz, Mariachen!" lch habe Sie um Ihr Kom men gebeten, da ich sehr Ernstes mit Ihnen zu besprechen habe. Ich weiß, daß ich schlecht an Ihnen gehandelt habe, ich hätte Ihren Antrag nie Er hatte sie am Handgelenk ge faßt, das schüttelte er so heftig, daß sie vor Schmerz fast aufschrie: Schreibtisch streifendi Kalhains Brief ließ er den Brief wieder auf die Tischplatte fallen. Und er glotzte zu dem Mädchen Hin, für den Augen» merklich verändert. Aber da fiel ihm wie von ungefähr ein anderes Licht in das Dunkel. Er lachte noch mals und schlug sich vor die Stirn. „Dummkopf, der ich war, mir nicht gleich das Rechte zu denken. Heira ten will er dich. Er hat nur nicht früh genug den Mund aufgetan. Und gestern in deiner Ungewißheit dach test du: besser mich als keinen. Nun er aber gesprochen hat, da willst du mich wieder los sein. Ich weiß nicht, was ich deiner würdiger finden soll. Ich habe Ihnen jetzt mein Wort zu rückgegeben. Aber als ich Herrn von Kalhains Brief bekam —? vor eini gen Stunden ist's gewesen da fühlte ich mich noch als Ihre Braut, und als solche ich ihm geant wortet." hatte trotzdem verstanden. Und es blieb ihm plötzlich kein Zweifel mehr, daß sie Wort für Wort wahr sprach. dummen Zwischenfall, ich trage dir gewiß nichts nach. Mein Gott, es ist ein unglücklicher gewesen, hinters Licht gestellt, du Mädel du! Uebrigens wenn ich mich an Kal hains Stelle denke .... ich weiß nicht, ob ich den Mann bewundern soll oder nicht .... na ich will nichts sagen. Und mir mußt du auch ver- Komm, Kind, nun genug davoni wir wollen die Sache vergessen. Und im übrigen. Mariachen, ich weiß ja du an jenen andern vielleicht jetzt noch ein bißchen mehr denkst, als an mich. Laß man gibt sich alles. Ich bin ja auch nicht von gestern, und du hast mir auch allerlei nach zusehen. Aber Erfahrungen nutzen, das weiß keiner besser, als so'n al ter Praktikus wie ich. Und wie ich schon gestern sagte: ich will dich nun mal so, wie du bist, und danke Gott, Berlaulen und Karlswalde und daß sie sich tief in feiner Schuld fühle. Sie wußte nachher kaum, ob dies stutzte. „Was ist dir, Mutter Ma sich, Auf alle Weise versuchte Ma nichts, er verlangte nach Stange, als verspreche er sich schon allein von des sen Anblick Hilfe und Gewinn. Er schrie förmlich nach ihm, und als sie bei ihrem Bater diesem und der Außenwelt gegenüber nun schon seit Jahren über sich verhängt sie belle Geist verstehen mußte. Und als der Greis verstanden hatte, daß seine Tochter Wiedels ent lobt daß Berlauken nun für alle Zeit Hilfe beraubt sei, brach er Man dachte, daß das Letzte ein« »reten werde. Der herbeigeholte Dr. ibr vollste Schonung, da sonst ei« längeres Leiden daraus entstehen Kranlen gesetzt. Ueber ihre Horn brille hinweg sah sie zu Maria hin. die starr aus den Bater blickte. Und was sich ihren Augen darbot, als offenbare sich ihr die ganze Trag weite dessen, was sich zugetragen. Ria?" „Ich weiß nicht, Brandslat." so weit. Vielleicht lebt er noch eine Zeit lang. Aber er trägt nun sein Kreuz nicht mehr. Wir Haben's ihm immer schon tragen helfen müssen, und das und flicht in alles ihre wunderlichen Kreuzesvisionen hinein. Ihr Aussehen ist vollends eulenhaft. halten wird. „Laß gut sein, Maria." Sie be dient sich des vertraulichen Du wte um die' Herrin' ist. „Quäle dich nicht mehr, als not tut. Sieh, alles Kreuz stammt von Gott, der wußte woht> welches gerade für dich oas rechte war. Da war mal ein Mensch, der wollte sein Kreuz nicht tragen, da sprach zu ihm ein er möge diinle. Das tat der Mensch und suchte lange zwischen den Kreuzen, die aufgespeichert lagen, daß, solange die Erde steht, lein Mangel daran sein wird, bis er eines fand, daS ihn von allen als das leichteste und kleinste erschien. Und siehe da. als Ach, Marüichen, Pfingsten steht vor der Tür, was wird's für ei» trauriges Fest sein!" Sonst hatte um die Zeit die Na tur in ihrem höchsten Schmuck ge prangt, und man hatte zu den Feier tage gerüstet. Solche Pfingsten wa ren hübsch gewesen, so recht ein Auf atmen, ein Fröhlichsein zwischen Säen und Ernten. Und das eine vor Jahren, es war für Maria selbst ohne jede eigentliche Abwechslung ge srieden und Sonnenglanz. Eine echte Frühlingsfeier. Dessen dachte sie jetzt. Es war noch gar nicht sesscn, auf der Mutter Grabhügel» Dann war Kalhain, der an daZ Sterbebett seines Onkels gerufen wurde, an ihnen vorübergefah- Als Marj.i in ihrem Bett lag geschieht dir nichts mehr. Allmutter fest. Weine und schlafe.". . . wurde sie sich ihrer vorherigen Lücken hastigieit bewußt. G-rtsetzung folgt.)