Wilhelinshave»». such des betannten Kriegshafens Wilhelmshaven am Jader Meerbu sen finden wir die nachstehenden in- Aussehen der St.idt: und den hatte ich nicht, trotz allen Empfehlungen a>i die Marine- und Polizeibehörden der Stadt. Die Zugsverspätung trug das übrige da zu bei, daß nicht alles glatt ging, und Nierenprüfung nicht ab, bis der „Kriegsmarine - Berichterstatter" glücklich durch die Posten schlüpfen und im Hotel landen konnte. Denn schließlich: was hat ein Schweizer bei der Kriegsflotte zu tun, ausge rechnet gerade j.-tzt in der Kriegs reit? Ausländer sind in Festungs gebieten nicht seh: beliebt, und ein Mann, der keine Uniform an hat, Offizier mir feine Aufwartung ge wicht hatte, da wurde ein Klubses se! ins Zimmer geschoben, und man cr'undigte sich angelegentlich nach den Wünschen des Herrn in Z>ml, dem wie von selbst B'.t- und Fleischmar- wahrscheinlich ein Badezimmer für mich angebaut worden. Man steht: Kurz nach meiner Rückkehr von der Nordsee traf ich in Zürich eine Wil helmshavenerin. „Sie werden ent täuscht gewesen sein von unserer Stadt", bemerkte sie mir, und Be merkungen ähnlicher Art hörte ich schon vorher wiederholt. Nun ist ja freilich zuzugeben, daß Zürich unbe stritten schöner ist als Wilhelmsha ven, trotzdem wir keine Kriegsflotte haben und keine Werft. Das Wil helmhavener Land ist flach, die Stra ßen sind etwas monoton angelegt, wenig Anlagen unterbrechen sie, und die Bäume und Sträucher darin sind ipärlich: die Häuser haben häufig den für das schweizerische Auge un gewohnten roten Anstrich, gleichen sich einander sehr, und über dem Ganzen schwebt ein Gemenge von Rauch und Nebel, das der S«nne er folgreichen Widerstand zu leisten ver mag. Die Marine - Offiziere nennen Wilhelmshaven „Schlickazien"; die Bezeichnung rührt von der Schlicker de her, die den Grund Wilhelmsha vens darstellt. Zuzugeben ist auch, daß Wilhelmshaven, das heute et wa 3VMt) Einwohner zählen mag (dabei ist freilich die besonders jetzt in der Kriegszeit sehr köpfereiche Garnison nicht mitgerechnet), für die Unterhaltung der besseren Gesell schaftskreise wenig bietet, und es ist leicht zu verstehen, daß die Damen der Marine lieber in Kiel Theater, es fehlen vornehme Restau rationen und Kaffeehäuser fast voll ständig, und so spielt sich der Ver kehr meist im engern Kreis der be freundeten Familien ab, oder im Marineka'sino. Mit Kinos freilich ist auch Wilhelmshaven reich gesegnet, und auch sonst g:bt es Kneipen und VergnUgungslokaie genug, in denen sich der an Land gehende Matrose gut amüsieren kann. Aber trotz dem bietet Wilhelmshaven für je mand, der zum erstenmal in die Stadt kommt, mancherlei Interessan tes. und ein Rundgang durch die ausgedehnte Staot lohnt sich wohl. Der Rundgang stellt gleichzeitig eine Wanderung durch zwei Städte und zwei verschiedene Länder dar; denn Wilhelmshaven ist mit Rüstringen eng verwachsen, letzteres gehört aber ins Oldenburgische, während die Wilhelmshavcner mit dem Jahre 1854, wo die Hatenanlage begann, Preußen wurden. Wenn man das Gewirr der Stra ßen überblickt und den Blick über die riesent>afte Hasenaichige schweifen läßt, aus dem schon mancher schwim mende Koloß hinauszog, so ist es nicht leicht, an die junge Geschichte Wilhelmshavens zu glauben. Vor laum einem halben Jahrhundert war hier alles noch sumpfiges Brach land, halb jalb Weide, und an dem flachen Strand der einsamen Landschaft tummelten sich wilde En ten und Gänse. Strandläufer, Ki bitze. Möwen und Löffelreiher. Nir gends war Weg oder Steg zu sehen, draußen wälzte d'>- Jade ihre schlam migen Wellen, und Ebbe und Flut jagten sich und riefen die wenigen Klaus Störtebecter, dem berühmten Piraten, zu erzählen wußten, der in -der Hansazeit die reichen Kauffahrer belästigte, um die Armen zu be schenken. Die Wichtigkeit des Jadebu sens wurde schon frühzeitig erkannt. Kaiser Paul von Rußland, der von 1796 bis 1801 durch Erbfolge das Jeverland beherrschte, beabsichtigte di' Anlage eines Kriegs- und Han delshafens bei Heppens, doch wurde :r ermordet, bevor es zum Bau kam. und als später Napoleon zur Zeit der Kontinentalsperre sich mit dem Jadebusen beschäftigte, kam es zwar auch nicht zu Hafenbauten, aber Strandbatterien wurden bei Heppens aufgestellt, um den stark betriebenen Schleichhandel englischer Küstenscho »er zu unterbinden. Dann wurde es wieder still an der deutschen Nord seeküste, und erst die Mitte der fünf ziger Jahre des vergangenen Jahr hunderts brachte dem Lande neues Leben. Es war ein.schweres Ringen mit der Erde, öis die Hafenbauten vollendet waren,' alles ersoff in Schlamm und Schlick, und nicht we niger als 73 Millionen Ziegelsteine waren beispielsweise nötig, die beim Fundamentieren Verwendung fan den. Die ersten Wohnstätten von Wilhelmshaven man hatte diesen x>?' ' '^W ' .." o , ' » Namen an Stelle des ursprünglich vorgesehenen „Zollern am Meer" ge wählt müssen noch äußerst primi tiv gewesen sein; bekümmerten Her zens lese ich in einer Schilderung der vamaligen Zeit, schieden die Mari neleute aus dem schönen Kiel, die da mals vom donogen Stadtkomman danten für Wilhelmshaven ausge schieden wurden. So mußte man beim Ausgehen eine Hvlzplanke mitneh men, um sie als Uebergangsbrücke von einer Straßenseite zur andern zu benutzen: wer in der Nacht vom Weg abirrte, riskierte, im Moor zu ertrinken. 1869 wurde der Hafen ein geweiht; es ist eine nicht ganz unin leressante Feststellung, däß damals auch England mit seinem stolzesten Panzerschiff, dem mit fünf Masten getakelten „Minotaur", bei der Ein weihung vertreten war. Die guten alten Zeiten machten in Wilhelms haven nicht lange Station und man sieht heute in Wilhelmshaven nicht mehr viel von ihnen; der Hafen wuchs und wuchs, da die Flotte wuchs, die Werft dehnte sich aus und wurde zu einer Stadt in der Stadt, bald durchzogen Bahnlinien Stadt und Land, den Strand entlang wurden solide Dämme aufgerichtet, auf de ren Rücken die Wilhelmshavener heute promenieren, Straßenbahnen kamen und gewaltige Gebäude für Betrieb, Verwaltung und Unterkunft, und heute reiht sich Kaserne an Kaserne, Militärbaute an Militärbaute, und wer einen Nachmittag dazu verwendet, dem Meer entlang aus preußischem Ge biet hinüber ins Oldenburgische zu gehen, der sieht eine bewundernswer te militärische Organisation uttd eine kriegstechnische Anlage, die die hohe militärische Bedeutung Wil helmshavens legitimiert. Der Mari ne neues Leben zu bringen und die heimatliche Küste zu schützen, ist die erste und vornehmste Aufgabe der Stadt. Wirft man einen Blick auf den Plan, so stellen sich Hasen und Werft als die Zentrale des Ganzen ll,'iesenlandschaft, mit dem Stadtbad und dem Marincfriedhof als Ruhe punkte darin, sind gewissermaßen die Verbindung nach rückwärts, sind die Kanäle, durch die der Faust des Rie sen am Meer die Kräfte und Säfte aus dem Land zuströmen müssen. So wurde Wilhelmshaven eine Rie senwerkstätte, eine Zentrale giganti scher Tag Nacht dröh- und recken sich, Zirkel und Kurven bauen und schaffen, und draußen schaukeln die Schiffe im Hafen oder auf der Reede, chre Kamine rauchen und hundertfältiges Leben herrscht an Bord, wo im Frieden wie im Krieg schwerer und unter ernster Disziplin stehender Dienst verrichtet Geflerreicb - Ungarns Kriegs- WlrtscbsN. Von den deutschen wesentlich verschiedene votksniirtschastliche Maßnahme». Ueber Oesterreich-Ungarns Kriegs wirtschaft geben nachstehende Aus führungen eine erschöpfende Ueber sicht: Die Abschließung des' Marktes der Doppel-Monarchis von den übersee ischen Hilfsquellen Hai eine Reihe von Maßnahmen erfordert, die ein vollständiges Novum i» der Geschich te der modernen Volkswirtschaft dar diese näher eingehen, so muß von vornherein festgestellt werden, daß diese Maßnahmen durchaus nicht An erster Stelle sei hier des Pro wobei scharf zwischen Oesterreich und Ungarn zu differenzieren ist. In Ungarn waren nämlich in der Brot- Jn dem ganzen Problem ist aber durch die Besetzung der Walachei völ lig Wandel geschaffen worden. Der Getreide, Mehl und Hülsenfrüchten Juni 1916 endgü'tig vorgenommen. Eine voni Minister des Innern ab hängige Kriegsgetreideverkchrsanstalt hat die Vorräte aufzunehmen, an sich zu bringen, sür sachgemäße Lage rung und Mahlung zu sorgen, und endlich die Verteilung gemäß dem Verteilungsplan vorzunehmen. Die Folge dieser Maßnahme war. daß die Brotversorgung. die schon im M kt ltz ' V' d Winter 1916/16 über das Schlimm stetig in erfreulich!!» Weise besserte. Zur Zeit ist der Brotpreis in Oestsr reich nahezu wieder der normale. fach in düstersten Farben dargestellte Fleischnot in Oesterreich-Ungarn kei neswegs der absolute Mangel die Rinderbestand sich seit Jahresfrist die blühende österreichische Großvieh zucht heute schon nicht mehr als be-! droht angesehen werden kann. Ganz i besonders schwer war es, den Schwei nebestand vor einer Dezimier«ig zu retten. Das Ausbleiben der Ein fuhr serbischer Schweine seit den, Be ginn des Zollkrieges 1906 hatte an die einheimische Schweinezucht schon sehr große Ansprüche gestellt und eine bedeutende Preissteigerung zur Folge gehabt. Die ersten Kriegszei ten hatten dann den Bestand weiter stark reduziert, so daß eine einheit liche Regelung immer dringender er forderlich wurde. Diese trat für das Gebiet der gesamten Monarchie durch die Bestimmungen vom 7. Juli 1916 ein, welche die Schweineschlachtung selbe solche Verordnungen anschließt, daß der Stand der Schweinezucht nicht weiter bedroht werden kann. Allerdings hatte dies einen relativ sehr hohen Preis für Schweinefleisch im Gefolge, der erst durch den reich lichen Nachwuchs der letzten Zeit zu rückgehen wird. Auch die Schafzucht hatte ihre Krisis durchzumachen, was natürlich einen schweren Rückschlag auf die Wollproduktion hatte. Freilich war der größte Teil de: Wolle früher aus dem Ausland eingeführt worden. Diese Einfuhr war durch den Krieg nur zeitweilig unterbunden. Aus Bulgarien, der Türkei, aus Rumä nien, später auch aus dem serbischen Okkupationsgebiet wurden immer Posten von Schafwolle eingeführt. Aber diese konnt:» im Verein mit der zurückgegangenen eigenen Pro duktion in den beiden Staaten der Monarchie für den ungeheuren Be darf nicht genügen. Es stellte sich daher auch sür die Schafwolle das Bedürfnis heraus, mit den Vorräten äußerst sparsam umzugehen und die vorhandene Wolle in erster Linie für die Armee in Anspruch zu nehmen. Daher wurde am 28. Mai 1916 eine Verfügung getroffen, welche die Vor ratsaufnahme von Schafwolle, die Preise festsetzt und das Verfü- l gungsrecht über d'e Vorräte dem Staat gibt. Letzterer tonnte dann i wiederum von diesen einen Teil für den Handel freigeben, für welchen je doch auch die regierungsseitig festge- ' setzten Preise maßgebend blieben. ! Analoge Maßnahmen wurden in Un- ! garn, sowie in Bosnien und Herze- ! gowina getroffen. l Die Reglementierung der Wolle- l > beschaffung führt uns zu jenen ande ! Ren Rohstoffen, die infolge der Jso . lierung der Monarchie vom Weltim- Gebieten nicht mit dem Verbrauch Schritt hielt. Infolgedessen wurde durch Ministerialverfügung (23. April 1916) bestimmt, daß 80 Pro zent der Vorräte an Blei und Hart blei, an Zinn und Zinnlegierungen abzuliefern sind. Gleichzeitig wurden alle Zinngegenstände, wie Krüge, Schüsseln, Deckel, Tassen, Löffel. Schaffung der Mineralöle hingewie sen. Die galizischen Erdölbezirke (die übrigens stets wenig schwere Oele nicht mehr in Betracht. Somit galt es, die Vorräte zu strecken, was oft sehr schwierig wa,-, besonders ange sichts des enormen Bedarfs. Erst die Besetzung Rumäniens schuf hier bis hu einem gewissen Grad auch an den Export auf breiter Basis ge dacht werden.