Am Helena — so was ist doch scheußlich! Stört die Stimmung Pid wo doch lei he! fen!" Thassilo stand erschüttert. Das arme, liebe Kind! Ja, da wä re freilich seine Mutter mit ihrem weichen Herzen die einzige gewesen, es zu sagen. „Kann Hedi heute abend noch fort?" fragte er. „I, kein Gedanke. Anschluß ist nicht mehr. Sie blieb- übn Nacht in irgend einem Nest liegen warten Sie mal, in in ich will mal das Kursbuch —" „Dann," sprach Thassilo entschlos sen, „wollen wir ihr >och heute abend Nur von einer ernsten Erkanlung sa gen. Sie wollte ja so wie so morgen früh fahren. Meine Mutter wird sie begleiten und sie unterwegs auf die ganze Wahrheit vorbereiten." , „Reden Sie mit ihr —" bat Alt heer weinerlich. „Sie stehen ihr fer ner. Sie können beherrscht bleiben. Ich hab' das Kind zu lieb. Es ist Art kinderloser Mann seit deute. Es Geschick und darüber, was er selbst für ein furchtbar guter Kexl sei, ran nen ihm in dicken Tropfen über die heißen Wangen. Er reßte Thassilo heftig die Hand, als wollte er auch ihm Heimat und Vatertreu: und Mit „Jch muß wieder zu meinen Gä sten!" rief Altheer und hob lamentie rend beide Hände. „Mein Gott, wenn Seligmann zum erstenmal hier ist zu fatal rein scheußlich!" Das war. nun eine böse, schwere er sich ihr während der letzten Stun den gewidmet hatte. Wenn sie au- feinen. Entgegenkom men Hoffnung geschöpft hätte? Der Gedanke war ihm schrecklich. Wie beraubt, wie zerschlagen muß te ihr dann die Zukunft erscheinen! Und gerade jetzt... Auf einem Wege, zwischen den Wänden schwarz erscheinender Gebü sche, kam eine welße Gestalt lanzsam daher. Auch Hedi hatte ihn erkannt, ob schon die Dunkelheit nur' die Gesich ter noch ungefähr erraten ließ. „Was wollte Onkel Georg?" fragte sie. Er nahm ihren Arm. Er ging mit ihr zurück bis iu der Dornenhecke, wo sie vorhin gestanden hatten. Nun war die Weite fast schwarz, und ein kühler Atem kam vom Meer herauf. Leise schaukelten dort, weit unten, auf der bewegten Flut, die glimmenden Lichter d.'r Schiffe. „Liebe Hedi/ sprach er, „es ist gut, daß Sie morgen früh mit Mama fortreisen. Es scheint, Onkel Georg hat Nachrichten bekommen, als 0b...." „Als 0b../ fragte sie, ihn zum Weiterreden ermahnend. Und da er noch eine Sekunde schwieg, rieh sie ihren Arm aus sei nem und rief: „Es ist etwaZ passiert?" Er fühlte, daß er kein Bote für solche Botschaft war. Die kann nur Liebe oder Mütterlichkeit recht aus richten. „Mit Papa!" schrie sie auf. Eine furchtbare Angst erfaßte sie. „Sagen Sie es nur gleich! Er hat wieder einen Schlaganfall bekommen?! O mein Gott, sprechen Sie doch sprechen Sie doch! Mein Papa, mein lieber, armer Papa! Und ich bin nicht bei ihm!" Er nahm ihre beiden Hände. „Liebe, liebe Hedi seien Sie doch ruhig es scheint in» der Tat, daß es Ihrem Papa nicht nach Wunsch geht Nein, laufen Sie nicht Sie ließ sich halten. Es schien als men. „Georg Altheer hat eine Depesche bekommen es war nur der Wunsch darin ausgedrückt, Sie möchten schneller heimreisen Georg Altheer war so lieb un!> gut er meinte, „O Gott!" stöhnte sie, „Papa ist sagen Sie es " Er fühlte ihre ihn krampfhaft um klammernden Hände an seinen Armen. Sie dauerte ihn über alle Maßen. Er versuchte sanft, ihre Hände zu lö sen. „Liebe Hedi," bat er, „seien Sie ruhig! Mama fährt mit Ihnen mor gen. Wenn Sie wollen, fährt sie ganz mit bis in Ihr Haus und steht Ihnen bei. Meine Mutter hat Sie sehr lieb " Da schluchzte das Mädchen auf, und zwei.Arme schlangen sich um sei nen Hals. Eine Stirn sich und fort. Was er von der Liebe seiner Mut ter zu ihr gesagt, hatte sie überwältigt nis empfangen zu haben? Hing sie an seinem Halse als eine, die sich ge liebt wähnt? Riß sie nur ihre Angst hin? Klammerte sich ein junger, hilf loser, banger Mensch nur ganz zu traulich an dm festen, mannhaften, trostgebenden? Mit scheuen Fingern, zaghaft und doch voll zärtlichen Mitleides streichel te er das kurzhaarige Knabenköpf- Keines konnte er mehr berühren, keines, ohne daß es sich ihm wan delte ... Haar der anderen zu fühlen, und er glaubte, ihre üppige Gestalt dränge sich an ihn... Er stieß sie zurück. Und dann streck te er gleich seine Hände nach ihr aus. Armen. „Verzeih mir, Hedi!" murmelte er, „verzeihe mir! ich..." Sie neigte sich ein wenig herab und legte ihre Hand auf sein Haupt. Sie lächelte unter T:änen. „Verzeihen?" fragte sie leise. »Ich Freund..." Wie milde sie >prach wie erge ben Und er, der trösten sollte, er lechzte selbst nach Trost. Uns in der Dunkelheit, wie in "den Schatten hinein, ins Wesenlose, vor dem es kein Erröten, keine Scham und kein Geheimnis gibt, flüsterte er: „Ich liebe Beate!" taste nicht von der Vorstellung des Liebesglücks der beiden überraschen zulassen. , t Ben! Ihm alles Geld vor die Füße hatte und was er nur irgend entbeh ren konnte! Seine eigenen Bedürfnisse, welche stig sehr stark beschäftigten Mannes iin Augenblick die beste Freiheit zur Arbeit verschaffen diese Bedürf nisse schränkte er sehr ein. einen wie ihn Geld etwas anderes be deutet als roher, schnöder Besitz. Es bedeutete die Freiheit! Für geistige Arbeiter, für die, welche am Webe- Stadt Memel einen Konturrenzhafen für Riga schaffen sollte. Er trug sich auch mit einer neuen Idee über die Freiheit völlig zu verlaufen und eine gut besoldete Stelle als Wasserbau direktor anzunehmen, irgendwo in feinem Innern jene Wohltat in ein Verbrechen gewandelt. Er haßte Edlef nur noch mehr, weil er ihm danken sollte. H kh lich Edlef trug denselben hellen Jackett nen darüber merken zu lassen. Ja, er hatte die Klugheit, sich dafür zu be danken, als für eine zarte Rücksicht des edelsten Weibes! War die Liebe und die Ehe nicht die große Erzieherin des Mannes? Und zum Schluß, als sein Rede strom versiegte und unter diesen steti gleichsam einzutrocknen begann, fragte Edlef, ob sich denn hier etwas Be sonderes zugetragen habe. Er saß auf dem gebogenen Stab der Lehne. Thassilo war vor seinem Schreib hauptete, daß Söderlunds sich irren müßten. Et stritt heftig, daß er sich je irre. Aber da kam Hjelmersen, gleich an den Mann gebracht hatte, ihnen selbst also kein Schaden ent standen war, murmelte Edlef was Dann, auf einen Blick Thassilos, entfernte sich Jrne Hjelmersen und zog die Tür hinter sich zu. Sie waren allein. Auf der Stelle verlor Thassilo jede innere Freiheit, jede Fassung. verleit? Herzschläge wng. den Wagen der Feldbahn entlang zog. Dem Pfiff folgten die puffenden Tö ne des ausstoßenden Dampfes. für welche sie sich bis vor kurzem hielt?" fragte Thassilo endlich leise. Er sah vor sich hin auf die Schreib tischplatte. In diesem Augenblick erblaßte. „Allerdings" er stotterte gerade zu, „allerdings ich weiß seit meh gen aber wir wissen ja: meine Mutter ist ein weltfremdes Kind und in Geldfragen von einer fast unwahr ne, ein Fremder könnte die Möglich keit solcher Naivität fast bezweifeln. Wir wissen aber, wie es ist. Und seit jenem habe ich nur auf diese Seine Mutter väre entsetzt gewe sen: Rührung, Donk, Weichheit hätte sie in diesem Augenblick für Edlef ge- Edlef stand auf. Er trug den Stuhl doch, die arme Frau namenlos auf regen." „Das sehe ich nicht ein. Du kannst abfordern auf deutsch heißt: ich glau be, du mußt bald sterben!" rief Edlef. Thassilo besann sich. So ähnlich Er begriff es auch. Aber doch... sein Wunsch verzehrte ihn fast. „Es liegt mir so aiel daran," mur „Soll ich also die Roheit begehen? mündig wurdest, Abrechnung fordern dürfen!" sagte Edlef. Was er für :inen kalten, geschäfts mäßigen Ton anzuschlagen verstand! „Eine Roheit? Nein!" 'antwortete Thassilo. Er verlor sich ckieder in Grübeln«». Er dachte darüber nach, ob er es noch Dank zu schulden. Ob der andere sich jetzt als sein Herr fühle es gibt Menschen, deren ganzes Herrenbe- WohUäter sind, die sich nur selbst be» Sohne n hob er wieder an, „für uns ungefähr abrechnen. Da du vermutlich Zah len weißt, nenne sie nur! Die Ge- sä - t - 't b d i» hat, dachte der andere. „Ich meine doch," fuhr Edlef mit einer leichten Bonhomie im Tone fort, te. Und besonders nicht nachträglich! Ich denke doch, wir schieben dies alles auf, bis meine arme Mama erlöst ist. Das ist eine Ewigkeit jeder Tag ist eine Ewigkeit, dachte Thassilo. „Ich werde mich gedulden," sagte er langsam. Denn ihm fiel nichts ein. hallten. .. Lange saß er nachher und sann. ES erschien ihm auch wie ein Phänomen, Stirne leuchten?! Zwei Mysterien gibt es im Leben des Weibes. Aus der Jungfrau wird die Gattin, die Mutter. Das sind auf ihrem Wege zur Vollendung die beiden heiligen Stufen, die einporfüh ren. Wie hatte dies erste Mysterium auf Beate gewirkt? War sie selig in Liebe? Hatte die Enttäuschung die Blüten ihres Her zens geknukt? Wenn ich sie sehen könnte, dachte Thassilo, einmal heimlich und unbe lauscht! Denn in ihm brannte der hoffende Glaube, daß sie erkannt ha be, wie der Mann an ihrer Seite nur ein Blender sei Und dann Aber trotzdem vermied er ihre Ge- > genwart. Wenn eine Einladung, wem» eine zufällige Begegnung sie zusam menbrachte, mied er jeden Blick, fast jedes Gespräch. Er wußte: jeder seiner Blicke würde eine Frage, jeves Wort ein Geständ nis werden das sie wie ein unkeu sches Eindringen in ihr geheimstes Weibleben beleidigen mußte Aber es hatte das Auesehen, alz sei die ungeheure Wandlung ihles Daseins an ihr vorübergegangen, ohne ihrer Seele zur Weckerin oder Er zieherin geworden zu sein. Denn jedem Auge erschien sie un verändert. Noch immer stand das vielsagende Lächeln auf ihren Lippen, noch immer ging sie ruhevoll und schön, strahlend in der lockenden Uep pigkeit ihrer unvergleichlichen Gestalt durch "das Leben. Und dies Leben war ganz dem sorgenlosen Genutz zugewandt. Edlef machte zunächst feinen Vor satz, „schauderhast" sleitzig zu wer den, noch nicht wahr. Man mußte doch auf allen Güter» der Umgegend Besuch abstatten. Man mußte sich doch als junges Ehepaar ein wenig anfeiern lassen. Malte oo» Holdin gab ein großes Gartensest. zu welchem er aus Berlin einen Feuer werker und Dekorateur kommen lieh. Seligmanns veranstalteten ein glän zendes Diner, bevor sie ihren Heros«- aufenthalt in Italien antraten. Bei Prancken fand eine Jagd statt, gleich nachdem die Hühnerjagd offen war. und Edlef und Beate selbst sahen all« Augenblicke jemand bei sich. Der Herbst war auch so schön. Es gab eia Fahren und Reiten und Fröhlichsem alle Tage. Malte von Holdin war ebenso unzertrennlich von dem Ehe paar. wie er es von dem Brautpaar gewesen. (Fortsetzung folgt.) U? bers Zielgeschossen. Hausfrau: „Ich bin nicht abgeneigt, Ihre Tochter in den Dienst zu neh me», ist sie aber Vilich an frühes Auf stehen gewöhnt?" Mutter: „Gewiß! Sie ist immer die erste aus und besorgt das Früh stück nd macht die Betten bevor noch irgend ein anderer aufgestande» ist.'