An» Helena ' (S. fsortjetzung.) Mutter in ihrer Bewunderung recht habe. Auch Hedi von Güstrow wollte et was wissen. Sie wartete hier aus hatte neben Thassilos Mutter dem Hann. Thassilo glaubte, daß Beate und Edles sicher nicht früher dort lvskä daß man ihn schon habe fortgehen lassen. Da waren doch die Minister und all die Abteilungschess und die Borstande der Ritterschaft, die alle silo im Rathaussaal kennen zu ler nen, als nachher beim Diner, wo man ja immer mehr oder weniger Er konnte seiner Mutter nicht ins Gesicht sagen: „Ich habe durchaus die zweite Rolle gespielt. Der beredte Edles und seine schöne Braut standen mir in der Sonne/ Er begnügte sich zu lächeln und HU sagen, daß ihm so vieles ins Ko mische gefallen wäre, besonders so sich plötzlich das Ansehen gewiegter Hosleute gegeben. Aber er konnte es nicht verhindern, daß sein Lächeln dem Blick Hedis. len Auge? Was sah ihn das Mäd- Beinahe als erriete sie Ich glaube, er leidet, dachte Hedi, ober wie kann das sein! Dieser Mann! Warum? „Es ist schade, daß Irene nicht diesen Tag persönlich miterle ben konnte," sagte Frau Marie Stllr „Wie geht es denn Tante Irene?" rechte Hand flach gegen die blanke weiße Wand der Kacheln gelegt, als wollte er sie wärmen. verschränkt, sah herüber. Was sür eine schöne Männerhand, dachte sie, lang, schlank und doch so kraftvoll. „Ach," begann Frau Stürmer kla genden Tones, „es steht traurig. Und doch kann sie sich noch ein paar Zähigkeit, eine Energie, wenn ich nicht sagen soll: Eigensinn! Glaubst du, daß sie mir gestattet, ihr das disponieren hast du doch nie ge lernt," sagte er scherzend. „Man ließ es mich nicht lernen," meine sie eifrig; „wer weiß, ich hätt' es können." Rücksichtnahme hat Tantx Irene dich ein bißchen ein Blumendasein leben lassen." „Und wenn sie dann geht?" fragte die Frau traurig und ivgstiich. ficht liebevoll zwischen beeden Hände. „Dann bin ich ja noch immer da, Mutter! Und du ziehst zu mir," sagte er zärtlich und küßte sie. Als er das Haupt erhob, traf ihn wieder ein Blick aus den dunklen Augen. Sie hatten einen feuchten Manz und strahlten ihn in unver hohlener Innigkeit an. „Ach du du wirst ja auch ein mal heiraten," klagte seine Mutter. Aber schnell setzte sie hinzu: „Es müßte mich ja sreuen. Es würde mich ja sreuen." „Mutter, es hat noch keine Not," sagte er leise. „Aber, wenn es wäre, wenn es kommt," redete sie weiter, sich ganz in die Möglichkeit hineindenkend, „dann möchte ich wohl, daß du es anders machst wie Edles. Wir wuß ten gar nichts von Beate. Und mit einmal kam die Depesche. Wir wa ren außer uns vor Aufregung. Weißt du, wenn man ein Mädchen kennt und vielleicht gar schon liebgewonnen hat, dann ist es doch so anders nicht? Finden Sie nicht auch, Fräu lein Hedi?" ! Dann hatte sie schon wieder Angst, es könne so klingen, als seien sie mit Edless Wahl nicht einverstanden ge „Ueber Beate kann man sich ja nur sreuen gottlob! ein so ichönS Menschen Und Irene wird Augen machen ja, sehr schön, sehr Es klopfte. Der Piccvlo des Ho tels kam und bat, daß Fräulein von Güstrow Hinunterkommen möge. Fräulein Altheer säße schon im Wa gen. Welche Gleichgültigkeit von Beate! Sie kam nicht einmal herauf, Frau Marie Stürmer zu begrüßen. Vielleicht dachte die alte Dame ähnlich, denn hastig, ihren Sohn etwas unsicher ansehend, sagte sie entschuldigend: «Beate ist gewiß sehr erschöpft von den Anstrengungen der letzten Stunden. Sagen Sie ihr schöne Grüße von mir, liebes Kind." Sie küßte Hedi zärtlich. Thassilo gab ihr die Hand. Er sah ihr ernst und gerade ins Gesicht. „Ich habe Sie heut« erst wirtlich gesehen," sprach er, „nun vergesse ich Als sie fort war, sah die Mutter den Sohn lange an. „Mutterchen, was guckst du?" damit zufrieden! Dies Mädchen? Nie! Sie scheint ein taktvolles Kind zu sein und hat gute, seelenvolle Äugen es ist was Wohltuendes Er schloß die Augen. Qualvoll deutlich sah er die an dere vor sich in ihrer strahlenden Weibesschönheit. IV. besondere Musik über Stadt, Fluß ren ihre Töne, viele wiederholten sich in regelmäßigen Intervallen und rhythmischem Fall. Andere rasselten plump und mißtönig unerwartet da zwischen. Zuweilen schrie der grelle Psiss der Dampfpfeife auf. Klin gende Hammerschläge, gegen Eisen Holzpfähle. Rauschend die Wasser Musik der Arbeit. fen. . Aber Edlef hatte viele Erklärun . Thassilo war ja auf eine Art ein Edelmutsfex. Weil er nun selbst Beate begehrt gehabt und >ich damit es! Etzlef war ganz ruhig in dem Entschluß, sich zu gegebener Zeit seine Stellung schc> deutlich genug wie sen Gesellschaft. Die Marstädter s"l Gutmütigkeit und standesgemäßem Ehrgefühl sei ein Mann alles in allem, dem unfreundlich zu begeg- so völlige Null darstellte, daß sich mit ihm befreunden, seine Zeit und sein Gefühl vergeuden hieß. Wa» Thassilo ein Rätsel. Daß er ihn aber auch zur hauptsächlichsten Ge sellschaft Beatens erkor, erbitterte ihn. Er hemmt ihre Weiterentwickelung. Er läßt die Wunder ihrer Seele sich nicht entfalten, dachte er. Jrne Hjelmerfen hatte zuweilen ein Wort beißenden Spottes für die Freundschaft zwischen Edlef und Holdin. Aber Thassilo verwies es ihm immer so scharf, daß er zuletzt schwieg. Zwischen Jrne und Edlef hatte das Edlef eigentlich hätte rätselhaft sich selbst nie zugab, daß er etwas nicht übersähe, so erklärte er es sich mit der selbstherrlichen Art des Nor wegers, dessen kühner Sinn es nicht Autorität für Jrne Hjelmersen be faß. ahnte er nicht. Es war längst kein Geheimnis mehr für Jrne, daß sein Freund sich in einer unglückseligen Leidenschaft für Beate zermartere. . . . Diese Ge wißheit erfüllte ihn mit einer kalten, grausamen Gehässigkeit gegen Edlef. Er hatte auf Glanau einen Besuch gemacht. Beate, Hedi von Güstrow Beate konnte seine Stellung nicht be greifen. Sie ihr zu erklären, hielt Edlef nicht der Mühe wert. So entspannen sich keine weiteren Be ziehungen. Aber Jrne Hjelmersen glaubte den er beschimpfte es unaufhörlich in fei nen Gedanken. Er fand es blind, toll, unfaßbar, daß ein Mann wie Thassilo, ihm! der Mann aller Män ner, sich in eine schöne Gliederpuppe so leidvoll verliebt hatte. Sah er denn nicht, daß das nur Seele? Ohne Geist? Das üppig verheißende, Verständnis erheuchelnde Lächeln nur ein Zufallsspiel der Na tur? Eine Musteltätigkeit, die auch nicht? Aber er Jrne er sah es! er sie richtig erkenne, er, ganz und gar . Dem Mann aber, der sie bald be sitzen sollte, dem konnte er seinen Haß zeigen. Wenn sie sich trafen, ging ein Ton zwischen ihnen hin und ter Stahl. ln Wasserstiefeln? in le sah Selbst die hohen Schaftstiefel schien, selbst die Tracht der Arbeit. Hjelmersen verbarg dann niemals ein spöttisches Lächeln. Jedesmal nahm Edles sich vor, bei Das seltsam seige Gefühl, das ihn daran hinderte, deckte er vor sich zu Im August sollte sie sein. Nun mer sein Wahlspruch. Daß feine Beate so beinahe ohne Sang'und er „sehr befreundet" war, nicht als Hochzeitsgäste zu haben. Ein paar Altheerfche Berwandte sollten ange reist kommen. Hedi von Güstrows Aus der Stadt wär nur Wacker nagel geladen und das bürgermeister liche Ehepaar nebst Tochter. Herr Isidor Lebus, der Bankier, hatte heimlich eine Einladung erwar tet; vielerlei Gefälligkeiten erwies er hie und da Georg Altheer; zudem war er seit Monaten der tägliche Tischgenosse Edless gewesen, welcher eines Tages mit ihm und Doktor Gramberg Brüderschaft getrunken hatte. Sehr gern würde er sich in dem Kreise gezeigt haben, schon we eingeladen worden war, äußerte swh sehr, sehr scharf. Er meinte, so nahe wie Prancken und Liitzow stände „Aber ich bitte dich, Doktor! Ich habe nicht von fern daran gedacht, daß wir geladen werden könnten. Ja, wenn ein Junggefelle seine Table d'hote-Freunde noch berücksichtigen sollte, wo fände er Grenzen! Ich meine, es ist sehr nett, daß wir Kar ten zur Trauung zugeschickt bekom men haben," sagte Herr Lebus in seiner höflich milden Art. Edlef hatte richtig die Wackerna» gelfche Villa gemietet und sehr ver schwenderisch eingerichtet. Er hatte Gefühl für großen Stil der Lebens führung, das sah man aus all sei nen Bedürfnissen und der Art, ihnen Befriedigung zu geben. Man hätte ihn sich gar nicht in engem Rahmen denken können. Thassilo hatte sich ganz als ständi ger Pensionär in zwei Zimmern des „Großherzogs" heimisch gemacht. Seine Tischzeit legte er so, daß sie ihn nie mit Edles und dem Kreis gedacht. Aber Edles dachte an al stellen. klappernden Tonen scholl durch entstellte so. lila Gürtel umschloß ihre Taille. Der sehr große Hut, aus einem leichten, graugrünen Binsengeflecht mit großen, weißen Tüllgewinden, kleidete sie vorzüglich. Hedi hatte ihn ihr zurecht gesteckt. Das Baubureau nahm das Par terregefchoß eines alten Handelshau ses ein. Die kühl dämmerige Diele war vollgestapclt mit Stangen und Vermessungswerkzeugen und Eisen teilen. Links befand sich ein großer Raum, welcher Sonnabends die Ar beiterscharen sich und hinaus, drängen sah. Ddrt thronte der spe ziell Edlef unierstellte Buchhalter und Kassierer. Rechts gab es, stra ßenwärts, zwei Zimmer. In dem ersten standen die Zeichen tische Hjelmersens und des Unterin genieurs. Man mußte es durch schreiten, um in das eigentliche Bu reau der beiden Chefs zu kommen. ten, graugelben Tapete bekleidet, wa ren vollgeheftet mit großen Plänen von Fluß, Hafen und Meeresbucht. Bon schmalen, schwarzen Leisten und rote Linien, zwischen welchen sehr viele Zahlen eingetragen wa ren. Im Hintergrund an der Wand sin Ledersofa mit Tisch und Stüh len; an der einen Wand eine Art mächtiger Aktenschrank; schräg in ei ner Ecke ein zugeklappter Waschtisch von lackiertem Blech und vorn an den beiden Fenstern je ein Diplo matenschreibtisch. Zwischen ihnen stand, vom Pfeiler ausgehend, eine Wand, aus einem Bücherregal gebil det. So sahen die Genossen einan der nicht von Angesicht zu Angesicht bei ihrer Arbeit. Auch in Berlin, in ihrem gemeinsamen Bureau, be silo hatte von jeher die Eigenheit gehabt, sich in der Arbeit, besonders bei der schöpferischen, gestört zu füh len, wenn ihn jemand ansah, wenn Als Beate das erste Zimmer be trat, war es leer. Sie durchschritt es und klopfte an die Tür zum zweiten Raum. Ihr war, als habe sie ein undeutliches „Herein" gehört. Sie öffnete. Nie mand? Wenigstens EdlefH Platz, der nächste zur Tür, war leer. Aber hinter der Bücherwand regte es sich., „Wer ist da? Bitte....!" sagte abgrenzte. Da sprang Thassilo auf. Er ver färbte sich, und sein Blut pulste ihm, als säße sein Herz ihm im Ducdalben, vertäut. Thassilo starrte das Weib an. Was wollte sie? Wie kam sie zu Er hatte sich so künstlich, so ge ll nd sie kam? Zu ihm? Und wie damals lähmte ihn das Uebermaß seiner heißen Empsin dung. Bliitenstrauß in der Hand.... „Edles ist nicht hier?" fragte sie und sich in einer mechan:. steht, dachte sie, er ist gräßlich! „Aber an seinem Tisch ein Wort schreiben darf ich doch?" fragte sie. „Diese Blumen sind nämlich zum Willko.nn'engruß für Tante Marie, sür Ihre Mama, Herr Better; ich habe meine Karten vergessen. Nun. will ich was dazu schreiben. Denn im „Großherzog" ist solche Wirt- schaft da wird doch nicht bestellt, daß ich sie brachte." „Für meine Mutter sür meine Mutter?" sagte er. Ueberwältigt dachte er: Sie liebt meine Mutter! Sie ist ihr kindlich ergeben! Mein Gott, wie würden diese beiden Frauen sich geliebt ha ben Und wie schön der Strauß war! Ein Gemälde, ein Gedicht! Er be kundete den ausgebilbetsten maleri- Thassilo sah alles, als stände er sehen. dende Lichter daraus. Faul, mit verschränkten Armen sich rekelnd, lehnte ein Matrose, die Mütze im Genick, am Reling und sprach schlaf» Tracht mit zwei Eimern auf den Schultern; mit greisenden Fausten hielt sie die Eimerhenkel da um schlossen, wo sie am Kettenhake» der Tracht hingen. Und die leise sich schuppenden Wel len des Wassers slimmerten im Licht, und ihre Bewegung bildete sich in blanken Lichtlinien, rastlos vibrie hinausquellend, ab als stiege der Sonnenschein in Fluten, wie sonst das Meer steigt. Durch die Schwüle und den grellen Flimmer draußen Hier drinnen war es lichtloS und kühl. Und mit einemmal sah Thas silo nicht mehr das ruhevolle Som ansatzes. Und ein unsinniges, unwidersteh liches Berlangen ergriff ihn, seine heißen Lippen dahin zu pressen das Weib an sich zu reißen Adresse: An Frau Marie Stürmer Hotel Großherzog hier —" Schreibend sprach sie jedes Mutter, dachte Thassilo, ach Gott Mutter ..... Hand auf feine Stirn. Eisern bezwang er sich. Beate erhob sich. Sie nahm mit Nichts blieb als der heiße Wunsch, daß dieses köstliche Geschöpf ein Le heiraten SieMöchte Edlef sich des glücklich werd.n, Be.ite sehr gluck- Beate sah seine tiefe Bewegung. Diese kam ihr völlig unerwartet, Th ssi ch (Fortjetzuiiz folgt.)