An» Helena. (3. Fortietzung). Als Thassilo die Tür seines Zim „Edlef!" rief er. heimkäme." , „Diese greulichen Nachtzüge! Ich habe einen benutzt, um herzufahren," sagte Edlef. „Was du bist schon seit heut früh hier?" d d ' gestört sein wolltest..." „Deine Ankunft konnte ich doch . nicht ahnen!" überraschen wollte, ließ ich hier im Haus alle Welt beschwören,-mich dir zu verschweigen." Er lachte und klopfte Thassilo wie der auf die Schulter. Er hatte immer so eine-gewisse überlegene Art. „Nach... Glanau?" fragte Thassi lo lächelnd und erstaunt. „Ja, mein Junge! Auf Flügeln der Liebe und mit Feiersfüßen." „Du... du..." Jede Farbe trat aus Thassilos Gesicht. In den blauen Auge« des anderen blitzte etwas auf, stechend, kurz, und «rlosch wieder. Mit offenem Lachen und der le bensfröhlichsten Miene sagte er: „Das stand schon lange fest bei mir: krie gen wir den Bau, hol' ich mir Beate Altheer. Und ich dachte mir nun ge stern gleich: das platzt wie eine Bom mit einer Braut überrasche." Thassilo trat nahe an ihn heran. Edlef sah ihn klar und groß an. Kei „Und sie?" fragte Thassilo. „Und sie?" .Läßt ihren neuen lieben Vetter grüßen. Und in acht Wochen ist die Hochzeit." Der andere schloß die Augen. Er stand reglos. Seine herabhängenden Hände hatten sich ihm zu Fäusten ge ballt. Minuten vergingen. Edlef, mit der Miene vollkomme ner Unbefangenheit, ging an die her abgeklappte Platte des Sekretärs, nahm ein paar Briefe auf, besah sie, legte sie wieder hin, harkte mit dem Papiermesser ein wenig Zigaretten asche zusammen, die neben dem Tin tenfaß auf der blanken Platte lag, warf das Papiermesser hin, daß es aufklatschte, und sagte in wohlgelaun tem Ton: „Na so starr vor Stau- Beate werben wollte?" fragte der an dere leise. „Du? Aber keinen Schimmer! »Mein Gott, das ist mir..."' „Ich sagte dir einmal..." fuhr Thassilo heiser fort. . „Du? Wann? Wahrhaftig, ich weiß nicht. Daß du mal so hinwarfst, daß sie begehrenswert fei? Das will wei ter nichts sagen. So was denkt mal über. Daraus konnt' ich doch unmög lich schließen, daß du ernstliche Ab sichten .. Wieder ein langes Schweigen. Unten auf der Straße fuhr ras selnd der Hotelomnibus heran. Die Fenster klirrten ein wenig. Nach ei nem Weilchen schüttelte ein dumpfes Trappen und Rollen durch das Haus, der Omnibus fuhr über die holzge pflasterte Einfahrt in den Hof. Edlef hörte und verfolgte jedes Geräusch und dachte: Ob er wohl endlich was sagt? Und Thassilo erhob endlich seine Stimme. Er fragte ganz langsam: ,Sie wird es nicht erfahren?" Edlef erhob beide Hände, wie um solche Möglichkeit energisch abzuweh ren. „Niemals! Wie werde ich so unklug sein! Das gäbe unserer ganzen Stel lung doch was Schiefes von vorne herein. Und wo wir doch dauernd zu sammen arbeiten sollen! Ich hoffe, mein alter Junge", fuhr er in gönner haftem Tone fort, indem er herzlich beide Oberarme Thassilos umgriff, .ich hoffe, daß das nicht tief bei dir sitzt! Ich hab' gar nicht gedacht, vaß du Zeit hättest, an so etwas zu den ken. Ich seh' wohl ein, daß ich im Augenblick keinen Glückwunsch von dir verlangen darf. Aber wie gräßlich fa tal mir das ist, diese Geschichte.. " Thassilo stand unbeweglich. „Nicht wahr, du bist überzeugt, daß ich keine Ahnung hatte! Daß du Bea te ganz gern mochtest, sah ich ja, es freute mich noch so. Ich dachte: Dann ist sie ihm als Cousine, als Schwester sozusagen, wie wir doch mal stehen, sicher willkommen. Und nun so! Daß nur unsere Mütter nichts davon er- Tbassilo lachte kurz aus. Er schüt telte die Hände des anderen Mannes von sich ab und trat hinweg zum Fenster, der Stube ven Rücken zukeh- Ein hohler, dumpfer Glockenion hallte durch das ganze Haus und über Edlef besann sich eine Weile. „Ich habe noch zu schreiben. Ich esse nachher," antwortete Thassilo. Edlef zuckte die Achseln, besah noch vor dem Spiegel den Sitz seiner Kra watte, nahm die auf dem Tisch lie gende Bürste und fuhr damit über selnd. . Er freute sich, daß Thassilo oben bleiben wollte. Es war ihm eine große auf das Wohl seiner Braut, Beate Altheer, anzustoßen. Die Tischgenos sen waren entzückt. Sie neideten ihm Beate Mitgift war nicht len, steigerten Edlefs Rausche Lebus sagte, daß er heute morgen aus Thassilo Stürmers Anforderun gen an ein Wohnhaus schon geschlossen habe, daß einer der Herren sich wohl „Ja," erzählte Edlef, „ich hatte meinem Vetter auf die Seele gebun den, auf meine bevorstehende Heirat Bedacht zu nehmen, wenn er für uns ein Haus suche." „Sie sind wohl wie Brüder?" „Ja, seit unserer Geda^..' Und man stieß auf Stürmer und Stürmer an. de darauf gelegt, immer ' geradeaus starrend auf die in viele kleine Schub fächer geteilte, spiegelnd blanke Innen wand des Möbels. Er regte sich nicht. Er atmete kaum. Schwer, als sei er aus Granit, war ihm der Körper, er vermochte sich nicht zu bewegen. sal ihm g:>-ao«zu erkorene Genosse, neben ihm stehen solle. In der Tat: in den äußerlichen Dingen des Le eignen versucht hatte, weil sie ihm so sehr zweiten Ranges schieß! Er konn te ohne Edlef schaffen. Edlef nicht ohne ihn. Das hatte er schon öfter leise sich gestanden. Aus Schonung Dennoch war es unverkennbar, daß Edlef dem ein Jahr älteren Thassilo gegenüber stets einen beschützenden, gesellschaftlichen Pflichten eine Last, Edles hatte die Ueberlegenheit des , Frechen über den Keuschen. Mit schwerem Zorn fühlte der Mann, daß er eben noch diesen Ton Mann loyal bandelt, entwaffnet er den Nebenbuhler. ten. Thassilo. sie, Edlefs Bild im Herzen, Nein ge sagt! das ihn gehindert hatte, sich zu erklä ren. Und in den harten, grübelnden die Reden der Mütter, das Lob der Kritik übt, dessen Gestalt übertüncht Mitleid mit dem Weibe. Nische, hoheitsvolle Weibliche, sah sie Tiefe war? Machte die Liebe so blind? Hatte Edlefs schönere Erschei nung sie bestrickt? Würde der Tag nicht kommen, wo sie neben dem be nach dem Besitz dieses Weibes. Jeder Macht der wildesten Liebeslcidenschast sollte in vollen Waffen zu Felde zie hen gegen die Hohlheit. Als Edlef in allerbester Laune die mer die beste Methode! Die Zigarette zwischen den Lippen, Er sah, daß Thassilo den Kopf „Nun fahren wir woh! heute abend zusammen?" fragte Edlef, sich halb sitzend gegen die Kante des Sofa- ' .Ich bin zur Stellt Es ist ich dich, längstens bis übermorgen in Berlin zu sein. Dn wirst einige Rei sen zu machen haben, auch sagst du Sein Ton war bestimmt, fast her risch. Nicht feindselig. Und dennoch spürte Edlef etwas Neues Er sah in keinen Konflikt. Thassilo sprach weiter. Er berich tete, was für Sachen er heute morgen llV t Laß ihn dachte er, das ist so die erste Hitze. Ich ziehe ihn mir schon wieder. chen Arbeit!" lein Beate Ältheer. .Danke sehr danke!" sagte Ed les etwas Überbeflissen. .Ich habe schon ein ellenlanges Te „So!" Thassilo setzte sich wieder. Es schien als wollte er fortarbeiten. „Mensch, willst du denn nicht essen?" „Ich habe gegessen." Aber Edlef sah nicht die mindesten Spuren davoiv, Auf dem Sofatisch „Danke ergebenst für den Urlaub!" antwortete Edlef. Es sollte ironisch herauskommen. Das mißglückte. Es es kaum bemerkte. Der Tag war schön. In den Pap peln trieb ein Rabenvolk sein Wesen. Am blaßblauen Himmel stand weißes Gewölk mit zerfasernden Konturen. Der Wind blies und schob es durch einander. Alle Augenblicke geriet die Sonne in Versteck. Dann legten sich Schatten über Meer und Land. An Thassilo dachte Edlef nicht nierbar und doch so ganz deutlich fühlbar veränderten Ton desselben für einen vorübergehenden Rückschlag der Enttäuschung, die jener gehabt. Warum hat er nicht rascher und deut licher geworben! Beate gehöre zu den Eine erhebende Siegerfreude erfüll te ihn. Er traute es sich schon zu, Beate, so weit es nötig schien, zu wecken und umzubilden. Nur nicht all zuviel! So ein köstlich schönes Schau stück von Weib gereicht dem Mann bei seinem Vorwärtskommen nie zum Schaden! Gerade ihre maßvolle Ruhe, die wahrscheinlich nur ein gewisses Phleg ma in schöner' Form stand ihr mals jemand verletzen. Sie war eine passive Natur. Edlef hatte es sich immer vorge nommen gehabt, nur so eine zu hei raten. Daß er aber diese Eigenschaften vereint mit einem so vollkommen schö nen Körper fand, berauschte ihn. Er wollte dieser Schqnheit schon ten rechten Nahmen geben. Er selbst liebte vornehme, große Lebensformen. Wie er so dahinschritt, rechnete er sich aus, wie groß und wie rasch er reichbar der Reichtum sein würde ben er gewinnen wollte. Summen sah er vor sich, in viclstelligen Ziffern. Er ging dabei immer rascher. Sein Atem schon im Geist kostete: Titel,' Orden, Cowes, Pferde, eine Jacht, sein Weib Welt sprach... Gerade um dieselbe Zeit stieg er sie hinan wie gestern Thassilo. Und er fand Vater und Tochter bei dem Nachmittagiimbiß. Er schloß Beate in seine Arme. Sie war ihm mit ihrem Lächeln entgegen gekommen. sas so viel zu versprechen, zu gewähren schien. Aber ihre Bewe gungen waren nicht ein bißchen schnel mung Edlefs duldete sie ohne den Versuch, seine Küsse abzukürzen. Papa Aliheer strahlte. Edles oder heit aus die Herren von Marstadt und Umgegend wenig Effekt. Das kam ja wohl, weil man sie hier hatte fchung fehlte! Beim Kaffee Pflegte Altheer mit sei ner Tochter allerlei Haus- und Wirt stei>Ä Hedi oder ihren Vater," meinte Beate. „Du, sie ist faul, deine Braut! Ehe die sich zu einem Briefe aufschwingt!" sagte Altheer. „An wen soll denn geschrieben werden?" fragte Edlef. „An hie Güstrows. Die Frau von Güstrow war 'ne Verwandte von mir. Nu is sie tot. Er: Major a. D. Und ter, das ist 'n t!uges Mädel. Wir ha- Jhr zwei Brautleute immer so allein, das gibt's nicht. Das schickt sich nicht. Meinswegen Gott ja! Aber vie te statt seiner Tochter: „Na. das läßt .Adcr 'n hübsches Mädchen," schloß der Vate.-. .Meinst du?" sagte sie, „es wird du willst." gen/' - ll' legcnheit nicht an. Mit leise geöffneten Lippen, lä , chelnd, die schönen Augen unter halb- gesenkten Lidern verbo-gen, saß sie da. Auch Edlef hatte nicht viel zu fa» Daß er so vor ihr kniete, seine Arme um ihre Taille gelegt, und in unerschöpflichen Worten der Bewun derung ihre Schönheit pries, das er füllte Beate mit einem köstlichen Gefühl von Glück. Ein Dehnen ging durch ihren Köper. Sie atmete ein we nig tiefer. Edlef sprach von der Zukunft und er und Beate spielen würden. Beate hörte sinnend zu. Sie saßen jetzt zu sammen auf dem Sofa, Schulter an- Schulter, die Hände ineinander. „Weißt du," sagte sie endlich, „ge stern fragte Wackernagel deinen Vet „Das sag mal Thassilo! Nein. Edles lachend. „Du traust dich nicht? Und du er zähltest doch vorhin Papa, daß Thas silo ohne dich wie verraten und ver lauft fei, daß du die eigentliche Seele eurer Firma bist," sprach sie ent täuscht. ich brauche ihn gewissermaßen. We nigstens vorerst. Es ist mein Plan aber Wnnst du auch schweigen? Ja selbst Spaß. Und nützt uns auch spä ter in der englischen Gesellschaft." „Aber die neunzackige Krone kann lich. neun Küsse giebst! Aber laß nur Thassilo solche Tücher nicht sehen." „Bewahre," sagte sie. Und tvährend sie still hielt und sich Augen, Wangen, Mund küssen ließ, dachte sie ruhig, daß Thassilo 111. Der 12. März kam. Erbrachte kei sich nicht zu Regengewölk zusammen schließen ließ. Wo der Fluß in breiter Mündung, zwischen flachen, sandigen Ufern, in der Marstädter Seile, den Festplatz hergerichtet. In dessen Mitte befand aus wie ein geschweifter Ofen auS Sandstein. Später sollte die Büste des Landesherrn darauf. Eine solche und des Gesanges sich aufhalten löz (Fortsctzung folgt.) Frech. Gast: „Herr Wirt, ist Wirt: „Schmeckt er Ihnen?" Gast: „Gennß!"