An» Helena (2. Fortsetzung). hatte auch schon in seiner Erscheinung etwas Fideles. Im ausrasierten Kinn saß ihm ein Grubchen. Die grauen junkerlichen Landwirt. Beate blieb stehen, wo sie stand. Sie sah dem Mann mit einem Lä- Hand hin. Es war eine große, sehr weiße, sehr schön geformte Hand, vielleicht ein wenig zu fleischig für ein Mäd chen von einundzwanzig Jahren. Ihre ganze Persönlichkeit erweckte " -rhaupt mehr den Eindruck d.. Rei „Meine Frau ivar auch so, Das sind die dauerhasten Schönheiten," hatte Georg Altheer einmal gesagt. »Meine Mutter sah unverändert aus bis auf ihre hohen Fünfzig. Das liegt in der Familie." Ihre Gestalt zeizte ein vollkommenes Ebenmaß. So auch ihr Antlitz. Jeder Zug darin tonnte vor den äußersten Trotz all der seltenen Schönheit wirkte ihre Persönlichkeit nicht streng, auch kaum majestätisch. Es schien sie vielmehr ein Dunst von Ueppigkeit zu umwittern. Zugleich auch Wackernagel glaubte, das Vorrecht, Glück zu wünschen, den Hausbewoh nern lassen zu müssen. schüttelte ihm lange die Hand und sagte, daß er sich gefreut habe, wie es ihm vergönnt gewesen, seinen Einfluß Körper und seinen eckigen Bewegun gen, befand sich in einer steten Erre gung. Man sah das auch seinem ma geren Gesicht mit den scharf nervösen Zügen an. Seinen blonden Schnurr bart zu Pflegen hatte cr keine Zeit. Wenn er lachte, entblößten sich seine großen, glatten, gelbweißen Zähne ungewöhnlich weit, so daß auch noch ein Stück Zahnfleisch mit sichtbar wurde. Dies gab dann seinem Munde etwas Bleckendes. Durch sein strähni ges Haar fuhr er im Gespräch oft mit den Fingern der Linken. Trotz dcr Farblosigkeit von Teint, Haar und Augen war sei» Ausdruck von einer starken Intelligenz. Hinter seinen randlosen Brillcngliisern starrt« er immer den eindringlich an, mit dem «r gerade sprach. Und sein« Nase war so sehr das Herrschende in seinem Ge sicht, daß man sagen tonnte, wenn er sein Gesicht wandte: er hebt die Nase Altheer machte für Thassilo Platz Tasse wurde vor ihm auf das Tisch tuch gestellt, und Beate fragte in ihrer ruhevollen Weise, die vielleicht gleich gültig hätte scheinen können, wenn Wünsche».^ deter weiblicher Harmonie? sich vorstellte, daß er vielleicht bald, wollte er von thassilo allerlei wis sen. Und Thassil" erzählte ganz sach gemäß. mit ganz klaren Worten, wäh rend die Sehnsucht nach dem schönen in seinen Adern brannte: ein Drittel der Summe zahlte Staat un> Stadt sofort aus. zwei Drittel wür den erst nach Vollendung des Unter nehmens ausgekehrt. Es war eine welche die Bauten über die vereinbar te Frist hinaus nicht fertig sein soll ten. Naturereignisse, wie zum Bei spiel eine Sturmflut, waren im Ver trage vorgesehen als für Verzögerun gen entlastend. Thassilo nannte auch die Bankiers, die hinter ihm und Ed lef standen. Ihr eigenes Vermö,cn war zu bescheiden, noch zu bescheiden, schaltete er vorsorglich ein, um solche Operationen führen zu können. „Sie ergänzen sich großartig, Ihr Vetter und Sie," schrie Wackernagel, „er hat mehr den kaufmännischen Geist. Sie sind der Techniker, der Er finder, dcr Konstrukteur." „Sagen Sie mal, weshalb ist ihr Vetter nicht da? Und von den andern Bewerbern ist ja wohl auch keiner zur Stelle gewesen," sprach Altheer. Thassjjo stieg es rot in die Stirn. Es war das Natürliche, den Bescheid einer Behörde bei sich in seinem Bureau abzuwarten. Gewiß. Was ihn Hergetrieben, das konnte er wohl spä- Beate an. Er dachte „ich", wenn er sich im Geiste mit seinen Un lernehmungen beschäftigte, nie „wir." doch noch einige Geldgeschäfte durch Lebus besorge» lassen? Ich möchte meinen Einfluß dahin geltend ma chen." , „Es versteht sich ja von selbst," be merkte Tassilo, „er ist der einzige größere Bankier am Ort. Die Gelder für die Arbeitslöhne müssen durch Wackernagel nickte mehrmals stark. viel al-> tunlich Arbeitskräfte aus dcr Stadt und Umgegcnd heranzie hen. Ich habe versprochen meinen Ein fluß dafür einzusetzen." Thassilo seufzte leise. Ihn fing an die Ungeduld zu packen. Er war kein redseliger Mann. Un nütze Gespräche ärgerten ihn geradezu. „Das versteht sich wieder von selbst", sagte er. Nun fingen die Männer an, die nationalökonomischen Vorteile auszu rechnen, die Stadt und Gegend v»n dem Unternehmen haben sollten. Wak kernagel vermocht aufs genaueste den Verbrauch von Materialwaren und Kartoffeln für hundert Arbeiter an zugeben. Er und Altheer taxierten auch, wie sehr die Altheerschen Grund stücke, die nächst dem Strande lagen, im Werte steigen müßten. Man konnte sie für die Anlage einer Villenkolonie parzellieren und jeden Baugrund ein zeln verkaufen. Dabei konnte Altheer oierzigtaufend Mark bar einstecken. Wackernagel verhieß auch, seinen ganzen Einfluß dahin aufzuwenden, daß ein Kurhaus am Strande ge baut würde. Ein großes Badeleben mußte entstehen, mit Musil, Re unions, Sportfesten. Beate jaß schweigend dabei. Sie tat nicht einmal eine Frage in die Debatte hinein. Von ihrer Kunst zu schweigen wir Thassilo immer entzückt. Die Dämmerung kam und füllte das Zimmer mit totem Grau. , Thassilo sehnte sich nach Licht. Er wollte Beate sehen, sich immerfort sättigen an dem Anblicke ihrer Schön heit. und trug eine Lampe^durch Beate fragte, ob man sich nicht jetzt dahinein setzen wolle. Beim Ausste hen erklärte Wackernagel, daß er zu rück müsse, den letzten der Dämmerung für seine» Weg benutzen, denn seine Augen trögen ihn zu sehr im Dunkeln. „I was, Herr Stürmer geht mit Ihnen. Erst wollen wir doch noch mal das Ereignis begießen. ist kein Tauswasser für so was," sagte Altheer u. schob mit seinen beiden Hän den, eine auf Thassilos Rücken, die andere auf dem Wackernagels, beide Herren vorwärts. Dann ging er, zwei Flaschen von seinem alten Rüdeshciiner selbst aus dem Keller zu holen. Im Salon, Beate sich sogleich in einen Lehnstuhl am Tisch setzte, ihre Hände auf des Stuhles Armpol ster legend, nahm Wackernagel Thas silo beim Rocktnops. „Sagen Sie mal, es giebt doch eine gräflich Stürmersche Familie in un serm Großherzogium. Ich kenne sie. Ich hatte mal Gelegenheit, dem Gra fen Thassilo Stürmer einen großen Dienst zu erweisen, indem ich ihm durch meinen Einfluß das Archiv ei ner ihm verfeindeten Familie zugäng lich machte, wo er ein ihm wichtiges Papier vermutete und auch fand. Ver wandte?" Dies langweilte Thassilo über alle Maßen. „Ja und nein", sagte er unfreund lich, „mein Großvater heiratete eine Dame vom Theater und 8: Stürmer das große Werk ausführen sollen, das diesen einge schlaseneN Winkel wieder ans große Leben bindet. Darum lebe er hoch!" „Papa," sagte Beate unter dem An klingen, „wenn du so viel Geld ver dienst, bekomme ich ein Empiremobi liar für den Eßfaal?!" Altheer lachte. „Bis mir das Geld in der Tasche klappert, bist du längst verheiratet, und es ist dir ganz egal, was für Stühle in Glanau an der Wand ste hen." „Ach was", sagte Beate und machte die anzudeuten schien, daß von Hei raten nicht die Rede sei. „Na, na," meinte Wackernagel, das grüne Glas dicht von seine bleckenden Zähne haltend, „woll'n mal den Früh ling abwarten, und wenn der Vetter Diete wiederkommt! Er machte es deutlich genug Weihnacht!" Dann trank er. Thassilo stand wie versteinert. oar ein Vetter, dessen Verliebt heit in Beate so offenkundig bespro chen werden konnte? Es gab einen Mann, der seine Hoffnungen auf dieses Weib richtete? Vielleicht sogar schon ein Anrecht da zu hatte? Ihn erfaßte eine so eifersüchtige Qual, daß sein Gesicht ganz farblos wurde. - Er war sich gar nicht bewußt, »aß er Beate mit einem Ausdruck anstarr te, der seinen Zustand verriet. Beate merkte es nicht, denn sie schenkte gerade ihrem Vater ' wieder das Glas voll. Aber Wackerriagel sah es. Er hatte schon manchmal den Verdacht gehabt, daß Thassilo verliebt sei. „Ei, ei," dachte er und verfiel in ein kurzes schweigsames Nachdenken. Er hielt Thassilo Stürmer kür sehr bedeutend. Und so ein Mann halte sich durch die schöne Gestalt, das wei ße, appetitliche Fleisch bestricken las sen? In seinen, Wackernagels, Augen war Beate eine „dumme Pute." Sollte der Stürmer blind dagegen sein? Aber wer wußte der wollte vielleicht gerade ein Weib zum Aus ruhen. Bei Männern, die viel und schwer arbeiten, kam das ja vor. Kei ne, die durch den Wunsch, „Gefähr tin" spielen zu dürfen, den Mag» in seinen Mußestunden behelligt. Wenn das so war, dann brannte dem Manne gewiß das Verlangen »ach einem Tete-a-tete in den Adern. wenn er, Waclcrnagel, wieder einma! Vorsehung spielen, die Sache machen und durch seinenEinsluß zustande brin- Wie wohl Altheer darüber dachte? Dem mußte so ein Freier hochwill kommen sein, denn wie viel Lasten auf Glanau ruhten, wußte ja Wackernagel genauer als alle anderen Menschen. Ob Stürmer Beate für eine gute Partie hielt? Nun, da konnte dann er wieder eingreifen, etwaige Ansprü dem Brautvater nachdenken, wie man sie teilweise befriedige. Da konnte man in jeder Weise wieder eine segensreiche Rolle spielen. „Na, Wackernagel, so schweigsam?" fragte Altheer. „Mir geht eben was durch den Kovf, was ich noch mit dir bespre che» möchte. Wen» du fünf Minuten hast..." „So viele du willst..." Sie gingen. Thassilo war mit Beate allein. Sie saß wieder in dem Lehnstuhl, die Gestatt. Die eifersüchtige Furcht, von wel cher Thassilo erfaßt war, steigerte sich fast bis zur Besinnungslosigkeit, als seinen große» Erregungen zu kämp fen, beherrschte ihn ganz. Wenn sie jenen Mann liebte! Recht bedacht, tonnte er selbst sich keines be sonderen Beweises rühmen, der ihm sicher von ihren Gefühlen zeugte. Nie hatle er sie errötend, unsicher gesehen. Nie bebte ihre Stimnle, wenn sie zu ihm sprach. Und doch war es ja ge- Harmonie ihres Wesens, die ihn be zauberte. Er sah darin den höchsten Beweis einer vollendeten Selbstbe herrschung, einer ungemeinen weib lichen Keuschheit. Wenn sie ihm ein „Nein" entgegen setzte! Sein Atem stockte.^ zu warten, einen Augenblick abzupas sen, wo es ganz zweifellos erkennbar war: Beate liebte ihn. Die schwüle Stille dauerte selbst für Beatens Geduld zu lange. „WaS denken Sie?" fragte sie. „Ich denke über den vorhin er wähnten Vetter Diete nach," sprach er. Sie machte mit den Fingern kleine Bewegungen und brachte die Quasten an den Armpolstern des Stuhles ins Baumeln. „Ach Diete! Das ist ein Verwand ter durch irgend eine gemeinsame Tante. Er war bei Papa ein Jahr Volontär. Aber da war ich in Pen sion. Nun besucht er uns manchmal. Er heißt Dietrich Müller und hat tung." Diese ruhige Erklärung gab aber doch gar keine Ausschlüsse. Sie machte lediglich aus dem „Vetter" einen kaum noch als Verwandten zu betrachtenden und darum als Bewerber noch ernstli cher in Erwägung kommenden Mann. „Liebst du ihn? liebst du ihn?!" schrie es in seinem Herzen. Er hatte nicht die Entschlossenheit, die Frage laut zu tun. Die Antwort, ja nur eine Miene, Nichten können. Er verzehrte sich vor Begier nach dem Glück. Aber er hatte nicht den Mut, die Entscheidung herbeizusüh mer hin und her. Sein Blick ver mied Beate. Das köstliche Weib in seiner blonden Schönheit machte ihn toll. Aber zugleich erfüllte eine unend liche Ehrfurcht vor ihr sein Herz, eine Ehrfurcht, wie er sie sonst nur herrschte, war aus eifersüchtigem Zorn und Leidenschaft so unrein ge mischt, daß er sich ihrer vor Beate man sich eine Geliebte, aber nicht das Weib, das Eine, Anbetungswürdige, dem man sein ganzes Leben, seinen Namen und seine Ehre darbringen will. baren zu. Sie hatte erwartet, daß Thassilo Stürmer das Alleinsein benutzen und ihr sofort eine Erklärung machen gehört auch zu den Männern, die vor lauter Arbeit nicht zu Heiratsgedan ken kommen!" Aber ihr Mißmut war nicht so stark, daß cr einen Schatten auf ihr Gesicht warf. Mit dem z:wohnlen Lächeln, das so beglückend wirkte, fragte sie: „Sie haben gewiß den gan zen Kopf voll von dem großen Werk." „Ja," sagte er, „ja." Und dabei dachte er überwältigt: „Sie nimmt teil an meinem Schaffen, an meinem Können! Und wie sie lächelt!" Er ging auf sie zu und nahm ihre Hand. Er drückte sie heiß und schwieg dennoch. 'Jetzt traten Altheer und Wackerna gel wieder ein. Sie machten große Augen und wechselten einen Blick, weil sie kein Brautpaar fanden. „Na," dachte Alt heer, „was nicht ist. kann ja noch wer den, Zeit wird's für Beate." „Warum langt er nicht zu, wenn er sie will?" fragte Wackernagel sich. „Bei der Beate heißt's doch sicher. zum Aufbruch. Thassilo schloß sich mung, die sickere Hoffnung zu ge nießen. die der letzte Augenblick mit Beate ihm hergestellt. 11. Im Hotel fand Thassilo zu seinem Erstaunen keine Depesche von seinem Vetter und Compagnon vor. Edlef mußte von Bern» abwesend sein. Aber das war doch kaum denkbar, an einem Drahtnachricht bringen sollte. Für Thassilo war es eine große Belästigung, daß Wauernagel ihn unterwegs gepreßt hatte, an einem kleinen improvisierten Kommers teil- Abend neun Uhr im Hotel „Zum Großherzog" noch zu arrangieren hoffte. Aber er sah ein, daß cr n cht sern bleiben durste. Hierbei seilte ihm um mit de» Honoratioren die Zu kunft anzutrinken. Edlef machte j» Welt cm. Er war geradezu ein Genie darin, den 'Leuten auf so versteckte Weise, daß sie leine Schmeichelei spür ten, die angenehmsten Hinge zu sa gen. Mit einem nachsichtigen Lächeln dachte Thassilo daran. Er war über haupt gewohnt, alle Eigenart Edlefs, die ihm bei einem Fremden peinlich widerstrebt hätte, großmutig als „lie benswürdige Schwäche" zu beurteilen. Thassilo selbst hatte immer das Mißgeschick, bei geselligen Zusammen künften ein Dutzend Menschen z» kränken oder zu enttäuschen. Er dank te da nicht, wo ein verbindliches Wort erwartet wurde. Er zeigte kein In teresse an der kannegießernden Lokal politik. Er kannte wichtige Würden träger der Stadt nicht wieder, wenn sie ihm auch schon zweimal vorgestellt worden waren. Er widersprach mit einer geradezu grandiosen Unbefan genheit aufs bestimmteste den aner kanntesten Autoritäten. Die Marsiädter hatte längst ent schieden, daß er ein unliebenswürdi- ger Mensch, beinahe ein Sonderling sei. Einige hielten ihn deshalb für den begabteren von den beiden Stur mers, andere aber sagten, das seien altmodische Schlüsse, heutzutage ver - stehe sich auch das Genie auf die Not- I wendigkeit eines umganglichen Tones. Im ganze.n hatte Edles viel mehr Gläubige. Und dessen war Thassilo klar bewußt. Er lächelte darüber. Aon der Menge gefeiert werden, ehe man ihr wahre Leistungen zeigte, schien ihm mehr erschreckend wenbräu, welches der Wirt vom ! „Großherzog" hielt. ' Der Zigarrenrauch lag in blauen Wort. Alle überschrie aber Wacker ! nagel. Zuletzt saß Thassilo schweigend ne > den dem Bürgermeister, einem behäbi ! gen Phlegmatiker, in den der an dessen anderer Seite sitzende Bankier den plumpfröhlichen hatte Thassilo eine Vision. Er sah Beate. So wie er aus einem klei- Band oder Kette. Wie selig betroffen war er über diesen Anblick gewesen.' ! Er mahnte ihn an die reine Nacktheit der Antike. liebetrunlen. „Beate Altheer... ja natürlich/ hörte er neben sich sagen und war sogleich ganz in der Gegenwart. „Selbstredend!" rief Doktor G.am berg über d«n Tisch, „der Großher- Was hieß das? Thassilo erfuhr es sogleich aus dem Hin- und Herreden. Am IS. März sollten die Arbeiten Deutschland auf Marsladt. An weiß gekleideten Jungfrauen durfte es nicht fehlen. Lebus mußte ein Gedicht ma das stand fest. Allein die Verse zur vorigen Jahr! Wie viel Witz und Grazie! Und Beate Altheer, da? Aber da die Strömung in dem gegenwartigen Kreis leid-nschattlich dafür schien, griff er ihn sogleiH auf. Programm, sah es allerdings für sehr, sehr zweifelhaft an, ov Georg Altheer ein solches Hinaüstreten seiner Toch- - umgänglich seien. Jcht aber schien eS ihm bedeutungsvoll, daß die ! Worte der Weihe zu seinem Werke sprechen sollte. Man fragte ihn um seine Meinung. Er nickte nur stark. Er hatte F.lrcht, sich zu oerraten. Nun wurden die Marstädter Her ren von einem wahren Beratungsf-c -ber ergriffen, denn es waren ja nur noch drei Wochen bis dahin. Dies gab Thassilo den erwünsch ten Vorwand,-sich zu entfernen den Wochen hatte sei» Bureau über menschlich zu arbeiten. Schuten, Prah me, Bagger- und Rammaschinen mußien gekauft oder gemietet werden. Mit Steinbrüchen mußte man Ver träge schließen. Lkit Zeinentfadri ken und Eisensabriken unterhan deln. Arbeiterkolonnen werben, Un teringenieure anstellen Kurzum das ganze, gewaltige Werk so ins Leven rufen, wie es«fchon auf dem Papier, in seiner Organisation bis ins klein ste entworfen, fertig stand. Schlaf fand Thassilo nicht. In sein Zimmer hinauf drang fast bis zum Morgengrauen der Lärm der Feiern den. Aber nicht dieser allein machte ihn ruhelos. Er kämpfte einen ihm selbst überraschenden Kamps zwischen seiner glühenden Unternehmungslust, die dnrauf brannte, sich in die Arbeit zu stürzen, und seinem Verlangen, erst mit Beate ins reine zu kommen, ehe er das Werk begann. Nun begriff er sein Zögern selbst nicht, das ihn nachmittags so feig zu rückgehalten. Er kam zu dem Entschluß, morgen noch zu bleiben und am Nachmittag noch einmal nach Glanau zu gehen. Die klare Ruhe, die ihn nach diesem Vorsatz erfüllte, beglückte ihn unend lich. Er kannte sich:, im Augenblicke, wo seine gärenden Erregungen sich so zu einem festen Willen zusammen schlössen, war dieser Wille unerichüt terlich. Morgen würde er sich von kei nerlei „Stimmung" aus der Richiung Mit prophetischer Gewißheit fühlte er, daß Beate „Ja" sagen werde. Wie wundervoll hatte sie gelächelt, als sie nach seinem Werke gefragt! So weich, so verheißend! Daß sie feine Arbeit ehrte, daß sie dieselbe verstand, das beglückte ihn tief. So, zu stark mit sich beschäftigt, um die Augen schließen zu können, nahte Thassilo der Tag heran. Auch beim Morgenthee besaß er noch keine Depesche von Edlef. Unbegreiflich! Nahm Edlef etwa an, daß Thassilo sich sofort auf die Bahn gesetzt habe und nach Berlin zurückgekehrt sei? Aber Edlef mußte es ja begriffe» haben, aus welchem Grunde sein Vet ter darauf bestand, nach Mörstadt zu reisen und an Ort und Stille die Entscheidung erwarten zu wollen. Er mußte ahnen, nein, wissen, daß Thas silo sich mit dem Vorsatz trug, uin nes Abends, nach dem Fest bei Alt heers Gutsnachbar, wo Beate ihm wie die niilesische Göttin selbst erschie nen war, daß er bei der Heimfahrt davon gesprochen, wie cr in Beate zum erstenmal ein Weib kennen ge lernt habe, das ihm erringenswert schiene. Und wenn er so etwas sagte, mußte Edlef wissen, was das hieß. Der Vormittag verstrich Thassilo in scharfer Arbeit. Er schrieb ein Dutzend Depeschen, zahllose Briefe und traf auch einige Bordereitungen lokaler Natur. Er besah einige Häu ser, die ihm zur Etablierung des Baubureaus angetragen waren und besprach mit Herrn Lebus die Aus sicht, eine entsprechende Villa für sei ne und Edlefs Privatwohnung zu finden. Ihr Hauptaufcnthal» während der folgenden zwci Jahr« mußte doch Marstadt werden. Herr Lebus, der bisher Thassilo Stürmer sür einen bis zur Auffällig keit anspruchslose» Menschen gehal ten hatte, wunderte sich, daß ihn nun sion gegeben hattet ohnehin zu groß war. sich entschlösse, zu vermieten. . Thassilo, der ungern mit dem ge tung zu bemühen. Befriedigt lehrte er in den „Groß te/e ck je nd stand und ihn leobach kclgt.)