WZ MMZL NMNMII», 1. Kapitel. Polizist Miller machte die Runde Dunkelheit in der ser Mustervorort noch durch nichts Miller war ein Riese von Gestalt, großer Pflichttreue erfüllt. Während alles so totenstill blieb. Der Gesang Plötzlich kam Miller der Gedanke, Straßenlaterne stehen und antwortete freundlich: „Doch, 's ist alles in Ord nung. Ich lauschte nur dem Gesang Ihrer Frau." Herr Wachtmeister?" „Ach ja," antwortete Miller, „ich höre gern schöne Lieder singen." ficht stets im Schatten hielt. Miller zündet, schritt der junge Mann lang sam weiter. Miller folgte. Es bot ei- Plötzlich sagte Miller: „Das Sin- „Ach, es ist also Gesellschaft drin- „Gesellschaft? Nein. Können denn „Nur am Bahnhof, Herr. Bis da hin ist aber noch ein tüchtiges Stück Weg." „Ich weiß, ich weiß." versetzte der junge Mann hastig. „Ich komme oft hierher." Er zögerte ein Weilchen, dann setzte er rasch hinzu: „Sie ken „Nein, mein Herr, ich kenne fast niemanden, ich bin erst seit acht Ta gen in diesem Bezirk." »Es ist eine stille Gegend." »Das ist sie," stimmte Miller bei, lang gingen. »Kein Diebstahl, kein Mord passiert —" »Warum sollte hier ein Mord pas sieren?" unterbrach ihn der junge ab. Nach einer Weile blieb Miller ste „Schönen Dank sür Ihre Beglei tung. Herr Wachtmeister. Wie spät mag es wohl sein?" sagte er und zog ße sprang. , „Sie haben etwas verloren, mein Herr," sagte Miller, und leuchtete mit seiner Handlaterne umher. Sehen Sie etwas? Ach es.tut nichts. Gegend?" wieder. Gute Nacht." Mit diesen trvllieren würde, steckte sich Miller iiende Streichholz aus die Straße,- wo es hell aufflammte, Obgleich es im nächsten Augenblick erlosch, hatte Mil ler doch etwas Blitzendes mitten auf der Straße liegen gesehen. Er zün dete noch ein Streichholz an, leuchtete damit umher und hob einen Schlüssel Hause nicht herein können," murmelte der Polizist. „Na, er kommt morgen abend vielleicht wieder zu seiner Sckiwester oder vielleicht ist diese noch wach und ich kann ihr den Miller ging in die Archilles-Allee zurück. Ein Blick auf seine Taschen uhr belehrte ihn, daß ihm noch zwan zig Minuten blieben, -he er seinen Vorgesetzten zu treffen hatte. Er ging auf die Villa Ajax zu, in welcher das Parterrefenster noch immer erleuchtet war. Aber der Gesang war ver stummt. Das Licht bewies ihm, daß die Frau des Hauses noch wach sei. Kurz entschlossen klingelte er an der Haustür. Der Wind hatte nachgelassen. Es war fast Mitternacht. Im Garten herrschte Totenstille. Minute lang ununterbrochen auf den Knopf der elktrifchen Klingel, so daß es durch das ganze Haus gellte. das laute Klingeln die Dienstboten nicht aufweckt. Na, die faule Gesell- sl -h d "chl"ss l Abenteuer erleben. Es war doch seltsam, daß der Schlüssel zu dieser Tür paßte! Plötzlich fiel ihm ein, daß es recht töricht von ihm war, hier müßig vor der offenen Tür zu stehen. Der In spektor würde bald kommen und, wenn er nicht zur Stelle war, eine Erklärung verlangen. Natürlich wollte Miller das Ende des Aben teuers abwarten. Er trat in die dunkle Halle. Beim Licht seiner Blendlaterne sah er eine Marmor treppe. »Ist jemand hier?" fragt« «r mit gedämpfter Stimme. Keine Antwort. Lauschend blieb er eine Weile stehen. Nichts rührte sich. Grabesstille herrschte in dem Hause. Kein Laut außer dem Klopfen feines eigenen Herzens. Nochmals lief er in den Garten und überzeugte sich, daß das Licht im Parterre noch brannte. Jetzt hielt dächtig, daß sich die Polizei ein mischen mußte. Sich unwillkürlich höher reckend, schritt er die Stufen empor und leuchtete überall mit seiner Laterne umher. Das Haus schien sehr elegant ein gerichtet zu sein. Ueberall sah er Ge mälde, kostbare Portieren, Marmor morstusen waren mit dicken, roten Plüschläufern belegt und die Halle mit schweren Portieren dekoriert. Auf dem ersten Treppenabsatz hingen ebenfalls schwere Portieren, hinter denen eine zweite dunkle Halle lag. Miller betrat dieselbe. Sie war ganz aus Marmor und mit tropischen Pflanzen geschmückt. Ueber der Halle befand sich ein Glasdach, durch wel ches man den mit Sternen besäten Himmel erblickte. Der Fußboden war aus Mosaik, hier und da standen Samtsessel. . Trotz des Geräusches, das seine groben Stiefel verursachten, schien niemand Millers Eindringen bemerkt zu haben. Ein unbehagliches Gefühl beschlich ihn. Dieses elegante, stille Haus, die Dunkelheit, die Grabes stille, die Einsamkeit: es machte einen zisten. Tür, unter welcher ein Lichtschein hervorkam. Er klopfte leise. Keine Antwort. Er klopfte nochmals lau ter. Noch immer Totenstille. Wieder und wieder klopfte er alles ver- Ein Schauer lief ihm über vor dem grellen Lichtschein, der ihm entgegendrang. Dann sah er sich forschend um. Ein seltsamer Anbück bot sich ihm. Das Zimmer, in dem er stand, enthielt nur ein Fenster und war ganz in Weiß gehalten. Wände, Decken, Fußböden, die Möbel, die Dekorationen alles weiß. Nir gends auch nur der leiseste andere Farbenton. Die Tapete an den Wänden war weiß mit silbernen Marmor und mit weißen, dicken Fellen belegt. Die Möbel waren aus weißpoliertem Holze und mit weißem Samt überzogen. Die kostbaren Gas ampeln aus Milchglas verbreiteten ein gedämpftes Licht. Es machte einen kalten und unbehaglichen, aber außer ordentlich schöne» Eindruck. Ein künstlerisches Gemach, aber kein trau liches, in dem man sich heimisch füh len konnte. »Wie ein kalter Winter tag," murmelte Miller, nachdem er mer schritt, sah er ein Piano aus weißem Holz in einer Nische stehen, vor der zwei weiße Samtportieren ein großes, dickes Fell und auf diesem ausgestreckt, mit dem Gesicht nach eine Frau. Sie war Farbe eine rote Farbe auf dem weißen Fell. Miller berührte den Körper er war kalt und starr. »Tot! Ermordet!" ächzte Miller. liches Gefühl durchrieselte den Be mer allein mit der Toten war. 2. Kapitel. Miller starrte auf die Tote nieder, zu verändern. Er wußte, was seine? Amtes war. Hier hotte der Inspektor Allee treffen. Dieser Gedanke riß sem Augenblick hörte er es von der Kirche zwölf schlagen. Mit einer plötzlichen Bewegung wandte er sich um, eilte aus dem Zimmer und ver lieh das Haus, dessen Tür er hinter sich zumachte. „Das hat dieser junge Mensch ge tan!" dachte Miller. »Sagte er nicht: „Vielleicht haben Sie eher mit einem Und den Schlüssel zur Haustür hat er verloren! Mein Gott, er muß das arme Mib ermordet haben, kurz bevor ich ihn traf!" Er blieb stehen holte tief Atem. »Aber — hätte. „Wohin wollen Sie?" fragte der Polizist unwillkürlich in Ton«. „Nanu? Wohin ich will? Wen Auto?"' »Ihr was?" »Mein Automobil! Wissen Sie nicht, was ein Automobil ist? Es ist fort! Verschwunden! Irgend ein Kerl ist damit durchgebrannt! Es ist gelb und schwarz »Hier kommt der Herr Inspektor," unterbrach ihn Miller, der förmlich aufatmete, als er seinen Vorgesetzten erkannte. »Erzählen Sie ihm die Geschichte wir werden ja dann sehen, was die Polizei mit Ihnen Der Fremde starrte Miller verdutzt von der Stirn und musterte ihn miß trauisch. Wer weiß, vielleicht war er der Mörder? Ein Grund für diesen Verdacht war zwar nicht vorhanden, aber Miller hätte in seiner Gemüts verfassung jeden ihm Begegnenden sür den Mörder gehalten. „Sie sind wohl nicht ganz bei Sinnen!" versetzte der Fremde grob. „Mein Name ist Ludwig Tracey. Ich bin Motorfabrikant! Irgend ein Schuft ist mit meinem neuesten, mei nem besten Auto durch die Lappen gegangen! Es war so ein feines Ding, flog förmlich durch dte Luft! ihn Miller. „Jawohl. Und ich wünschte, ich hätte einen amerikanischen Polizisten Da würde ich mein Auto schneller wieder kriegen, als in diesem vertrackten Londqn!" Herr Tracey würde wohl noch eine ganze Weile weiter geschimpft haben, wenn in diesem Augenblick nicht der Inspektor angelangt wäre. Er war ein hochgewachsener, stattlicher Mann mit militärischer Haltung und schar fen Augen. Er sah forschend auf Tracey und fragend auf seinen Unter gebenen. Dieser trat schnell auf ihn zu und berichtete, was er erlebt. In spektor Derrick erwiderte nichts. Als Miller geendet, wandte sich der In spektor an Tracey, der aufmerksam und schweigend zugehört hatte And lebhaftes Interesse zu empfinden schien. „Donnerwetter, das ist aber eine kuriose Geschichte," sagte der Ameri kaner. „Was sagen Sie dazu, Herr Inspektor? Ich bin überzeugt, daß „Das glaube ich nicht," entgegnete Miller. »Der Herr ging eine ganze Weile mit mir sagen Sie doch, wann vermißten Sie Ihr Auto mobil?" „Na, ungefähr ein paar Minuten »Um diese Zeit war ich mit dem Herrn zusammen. Er kann es also nicht gewesen sein", sagte Miller. „Wer sind Sie, mein Herr?" frag te der Inspektor. »Mein Name ist Tracey", antwor tete der Amerikaner höflich. »Hier meine Karte. Ich bin Moto fabri kant und besuchte heute in meinem neuesten Kraftwagen Freunde von mir. Ich ließ das Auto vor der Haustür stehen. Zehn Minuten nach elf wollte ich nach Hause fahren. Ja wohl, es ließ sich was nach Hause fahren! Das Auto war weg ver schwunden! Ich bin die ganze Zeit herumgelaufen, um es zu finden. Und dann war dieser Herr" er zeigte auf Miller »so gütig, mich für einen Mörder zu halten. Wäre es nicht besser, Sie verhafteten mich? Wenn das in die Zeitungen kommt, I mit einer' falschen Verhaftung!" Inspektor Derrick lächelte unier nein Auto durchgebrannt!" „Nein, das ist er nicht," warf Mil ler ein. „Um die Zeit, als Ihr Mo- Miller kratzte sich hinterm Ohr. »So ist er also schuldlos," meinte Derrick. „Wissen Sie, wem das Haus gehört?" , „Nein, Herr Inspektor. Doch hier sind wir an Ort und Stelle. Sehen Sie, das Licht brennt immer noch. Ich habe alles so gelassen, wie es war." »Das ist recht," sagte Derrick, wäh rend er die Tür öffnete. „Warten Sie mal, Miller. Halten Sie Ihre ritaner: „Ach, das ist ja Villa Ajax! Himmel, es ist ja Fellers Haus! Mein Gott, es wird doch nicht Frau Feller sein! Nein, netn, es kann »Wer ist das?" „Fräulein Mason ist Frau Fellers Schwester und wohnt bei den Leuten, Bescheid wußte. Während Miller die Haustür öffnete, wandte sich der Inspektor an Tracey: »Ich hörte vorhin die Beschreibung jenes Man nes, der aus der Villa kam. Kennen Sie denselben vielleicht?" „Nein," antwortete der Amerika ner. „Ich weiß nicht viel über die Familie Feller. In der Villa hier bin ich noch nie gewesen. Aber Fräu lein Mason ist innig befreundet mit meiner Braut, Fräulein Gerda Bald win; sie wohnt Wiesenstraße 20 mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern. Wünschen Sie sonst noch etwas zu wissen, Herr Inspektor?" »Vorläufig nicht, danke. Vielleicht später." Der Inspektor nickte ihm zu und ging in das Haus. Die bei »Er hat es aber nicht genommen," widersprach Miller. „Er hat es doch genommen!" stritt Tracey. „Das paßte dem Mörder samos. Wahrscheinlich ist er längst über alle Berge. Das Ding fliegt ja des Todes übte ihren Einfluß auch auf ihn aus. Miller blieb an der Tür stramm stehen, während der Inspektor die Tote untersuchte. „Ist es wandte er sich leise „Nein," versetzte dieser, aus das weiße, wächserne Gesicht blickend. „Frau Feller ist noch mal so groß und noch mal so stark!" Derrick, auf den Trauring an ihrer Hand deutend. „Miller, sehen Sie mal im Hause nach, ob noch jemand »Ich sagte Ihnen schon, die ganze Familie sei fort," fiel der Amerika ner ein. jemand von dem Dienstpersonal hier geblieben ist. Sehen Sie sich genau um, Miller. Untersuchen Sie auch etwa offen sind. Bitte, Herr Tracey, verhalten Sie sich jetzt ganz still, ich muß eine genaue Untersuchung vor- Miller verließ das Zimmer. Tra- langen prüfenden Blick auf das Pian» und seine Umgebung kniete er nebe» der Leiche niedes. „Miller sagte, iie habe „Heimat, süße Heimat" gesun gen. Die Aerius!? muß also während des Singens überfallen worden «fein." „Dann ist auch der Mann un schuldig, den Miller traf,", wandte der Amerikaner ein. „Vielleicht war er ein Mitschuldi ger." „Dann ist er aber nicht der Dieb meines Motors. Nein, nein, mein Auto hat der Mörder gestohlen." »Liegt das Haus, in dem Sie zu Besuch waren, weit von hier?" fragte Derrick. „Nein, gar nicht weit, Frau Ba!d win wohnt Wiesenstraße 20 —" „Ach ja, Sie sagten es schon. Nein, das ist nicht weit von hier. Eine sehr stille Gegend. Das ist der erste Mord, den ich hier erlebe —" „In Amerika passiert fast alle Tage ein Mord." „Gott sei Dank, daß es bei uns nicht so ist," unterbrach ihn Derrick. Dann sah er Tracey schars an und sagte langsam: „Ich vertraue Ihnen. Dies« psiff leise vor sich hin und starrte nachdenklich aus die Leiche. „Ich tät's an Ihrer Stelle nicht. Herr Inspektor," entgegnete er. »Bei einem solchen Verbrechen und da ich doch soviel weiß wünschen Sie noch was von mir?" »Ja, ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie einen Arzt holen wollten". „Ich weiß ja keinen. Meine Kennt nis dieser Gegend erstreckt sich nur aus die Wiesenstraße und Fräulein Baldwins Lieblingsjpaziergänge über die Felder. Und außerdem —" er zwinkerte listig mit den Augen „komme ich vielleicht gar nicht wie der." „Ich würde Sie nicht fortgehen lassen, wen» ich nicht überzeugt wäre, daß Sie wiederkommen." Der Amerikaner lächelte. „Na, wo wohnt denn hier herum ein Arzt?" Inspektor'Derrick schrieb ein paar Zeilen auf ein Blatt Papier und reichte es Tracey. „Gehen Sie hier hin und bitten Sie Doktor Garfon. sofort hierher zu kommen je schneller, je besser." „Schön," sagt der Amerikaner, sich erhebend und mitleidig auf die Tote blickend. „Der Kerl, der daS getan, würde bei uns gelyncht." »Und bei uns wird er gehenkt, wenn wir ihn haben," sagte Derrick. »Nun eilen Sie, bitte." Als der Amerikaner das Zimmer verlassen, begann der Inspektor von neuem seine Nachforschungen. Nach einer Weile kam Miller zurück. .Ich kann nichts finden, Herr Inspektor," meldete er. „Keine Menschenseele ist im Hause. Fenster und Türen sind verschlossen und verriegelt." .Merkwürdig," murmelte sein Vor gesetzter. »Entsinnen Sie sich ganz genau, daß der Gesang fortdauerte, während Sie mit dem aus dem Hause gekommenen Herrn sprachen?" .Ich kann es beschwören, Herr In spektor! Dieser Herr kann nicht der Mörder sein!" „Haben nichts Besonderes an „Er hatte den Hut tief in die Stirn gedrückt, als wolle er sein Gesicht nicht sehen lassen. Er sagte, die Dame, die sang, sei seine Schwester, verschlossenen Hause zu suchen gehabt »Er besaß ja den Schlüssel." »Geben Sie ihn mir," sagte der Inspektor. Als er ihn in der Hand hielt, betrachtete er ihn prüfend. meinte er, „noch nicht lange „Vielleicht ist er vom öfteren Ge brauch so glatt geworden," wagte sein Untergebener einzuwenden. „Wenn er nicht neu wäre, würd« die Ecke nicht so rauh sein. Wie der Mann hieß, wissen Sie nicht?" „Nein. Herr Inspektor." „Auch nicht, wo er wohnt?" „Nein, auch das nicht. Ich hatte ja keinen Grund, irgendwelche Fra gen an ihn zu stellen." „Hm, Sie konnten allerdings nicht ahnen, was geschehen war. Ich glaube kaum, daß er sich hier !n der Gegend wieder blicken lassen wird." „Haben Sie schon eine bestimmte Ansicht. Herr Inspektor?" „Ich glaubt, an dem Mord sind zwei Personen beteiligt. Der eine, mit dem Sie sprachen, lockte Sie von dem Hause fort, während der andere den Mord beging. Er floh dann, während fein Spießgeselle mit Jh. nen plauderte. Hörten Sie einen Schrei?" „Nein, der Gesang verstummte, alt wir an der Gartentür vorbeigingen, und wenige Minuten später waren wir zu weit entfernt, um einen Schrei hören zu können." „Die Männer haben Sie wahr rück. um den Mord auszuführen. Um welche Zeit trennten Sie sich von Nummer eins?" (Fortsetzung folgt.)