Im Ztiime der Riesen Roman au« der Segenwart KM Philip» Berg«. (IL. Fortsehnn».) „Mir ist es recht. Wir haben du, Regine?" Regine hatte sich schon erhoben. „Ich bin mit dabei." Ladenburg und Regine schlüpften in ihre Pelze. Der Hegemeister zog die dicke grüne Jacke an, entzün dete umständlich sein Pfeifchen, nahm den Stock in die Hand und klopfte ein paarmal an die Fenster scheiben der niedrigen Stube. Da trauten", sagte der Alte. Vor der Tür, die am Hinterhaus direkt auf die Felder führte, stand, als der Hegemeister mit seinen Gä sten hinaustrat, ein großer brauner Hühnerhund, der jetzt in weiten Sprüngen querfeldein davonjagte. Drüb'n, in der Abenddämmerung, «ine »eine Viertelstunde Weges ent fernt, stand gleich einer weißen Mau«r der Forst. Durch die fri sche kalte Luft schritten die beiden Männer und das Mädchen über die verschneiten Felder, aus denen sich weit und breit nichts regte. Ein tiefer Friede lagerte über der Win terlandschaft und ließ nicht ahnen, daß an beiden Enden des Reichs, jenseits der Grenzen, so viel Blut fließen mußte und so unendlicher Jammer gehäuft wurde. Ladenburg schritt aufrecht und kraftvoll dahin, von der Verwundung, die er mit heimgebracht, war ihm nichts mehr anzumerken. ster seinen Stock in den Schnee und der Hund legte sich gehorsam neben ausharren, bis sein Herr zurückkehrte oder ihn abrief, und wehe demjeni zu berühren! Der Hegemeister trat mit seinen Gasten in den dunkelnden Forst ein. bürg sah umher, während die Ge sellschaft schweigend voranschritt, und es beschlich ihn wieder jene roman gut erinnerte. Der Hegemeister schritt voran, ihm folgte Regine, und der Offizier bildete die Nachhut. Draußen, jenseits des Forstes, webte noch die Dämmerung, hier drinnen breitete sich schon das Dunkel aus, Etille, der Wind hatte sich gelegt, wie so häufig vor dem Sonnenunter gang. Da knackte es links und rechts im Geäst, dürre Zweige brachen ab, dä und bildeten eine umsichtbare Be gleitung. Ab und zu sah man eines der Tiere und gespenstisch bauten Kanzel stand. Hier nahmen die Gäste Platz, währeno der För ster mit dem Futter auf den Platz hinaustrat. Jetzt brachen die Säue von allen Seiten aus dem Dickicht und strebten auf den Hegemeister zu, manche zahm und vertraut, andere dicken Knüppel, den der Forstmann neben sich auf den Schnee gesteckt hatte. „Weißt du, was ich jetzt denke?" fragte Ladenburg seine Base. „Laß sehen", antwortete Regine, Ich will dir sagen, was ich denke; vielleicht sind unsre Gedanken den selben Weg gewandert." .Nun bin ich wirklich gespannt." „Ich denke: och, möchte doch der de wieder bei uns eingekehrt sein." Ladenburg sah Regine lächelnd an. „Auf mein Wort. Base, du hast es „Eäfar" bewachte noch den Stock seines Herrn, als die Gesellschaft zu rückkchrte. Jetzt war es auch draußen dunkel geworden, und die Sterne glitzerten am Himmel. Vor der Tür des Forsthauses bestiegen Hans La denburg und Regine ihr Fahrzeug, -straße. Tage. Kannst du daS verstehend Re gine?" „Wär ich ein Mann, ich würde deine Mutter sind heldenhafte Na .Hast du mich so gern, Regine?" „Du hast recht, ich weiß es. Als gel, so voll Trost und Milde. DaS mer wieder im Geiste mit deiner Zu lunft beschäftigt. Du bist geschaffen, den besten Mann zu beglücken, und verdienst selbst von dem besten Mann beglückt zu werden. Du hast, ich weiß es von Mutter, alle Anträge ausgeschlagen. Warum heiratest du nicht?" „Ich werde nicht heiraten," sagte Regine leise und schmiegte sich unwill kürlich an den Begleiter. „Da können wir ja zusammen haushalten", scherzte Ladenburg. „Mir ist das Heiraten auch verhagelt. Aber um dich wär's schade, Mädel. Wenn du nicht meine Bafe gewesen wärst, wer weiß, ob ich mich nicht schon als Junge in dich vergafft hätte. Du warst mir aber immer wie eine Schwester, und so ist es noch heute." „Mich hat dieses verwandtschaftliche Gefühl nicht in dem Maße beherrscht," flüsterte Regine und sah voll Liebe zu hat. Was meinst du, Hans? Heira ten will der Mensch." lich die Engländerin da unten in „Zu Befehl, Herr Oberleutnant." „Ach Unsinn, zu Befehl. Auf Be- Subordination weg und rede wie ein Mensch. Habt ihr also wirklich zu sammengehalten?" „Ja, Herr Oberleutnant, das ha ben wir, und daß ich mich mit dem Mädchen jetzt kriegstrauen lasse, ist Der Landrat sah hoch auf. „Eine Engländerin und notwendig ge worden? Junge, wie soll ich das »erstehen?" Die Landrätin, Regine. der alte Herr, alle sahen ganz entsetzt auf den armen Florschütz, der ganz kaltblütig erklärte, es sei notwendig geworden, irgendein englisches Mädchen, von dem die Familie nichts wußte, zu hei raten. Nur der Oberleutnant lä chelte. > »Na, dann sprich dich nur au». hat seine Richtigkeit, es ist aber «in liebes und nettes Geschöpf. Und was die Notwendigkeit anbelangt, das abends um achte muß sie zu Hause Haustüre. Die Stadt' darf sie nicht verlassen, den Hafen und die Uinje lich etwas ändern können. Das sind Vergeltungsmaßregeln, die durchge führt werden müjs-n." „Wieso?" „Zu ""Befehl, Herr Landrat, ich „Willst du mir Rätsel aufgeben? los." Stirne. „Weiß Gott, der Bengel hat recht. Das Ei des Kolumbus. Daß mir diese Lösung nicht gleich einge- Du willst dich also mit deinem Mäd chen kriegstrauen lassen?" „Jawohl, Herr Landrat. Dazu Fritz Florschütz holte ties Atem. nichts dagegen haben, daß dir dein Wunsch erfüllt wird. Morgen früh Während der Mahlzeit erzählte Abe?—"""" Pflicht erforderten. Also sag« ich sind es, Bater!" Ladenburg reichte dem Vater die Hand. »Du hast recht," sagte er. „Diesen Weg muß ich gehen. Und dann wieder hinaus ins Feld." Während der Landrat zu den Frauen zurückkehrte, entwarf Laden burg Telegramm nach, Hamburg. „Reise sogleich. Ankunft unbekannt," lautete kurz und bündig der Inhalt. 8. Kapitel. Mit gemischten Gefühlen betrat La. denburg den Boden der alten Hanse stadt. Als er aus dem Bahnhofspor weh ums Herz, und er begann schon zu bereuen, daß er dem Rufe des Freundes gefolgt war. Aber gewohnt, dem Unvermeidlichen mit Ruhe ins Auge zu sehen, kämpfte er das Ge fühl der Schwäche rasch nieder: „Hier war es", dachte er, als er über den freien Platz nach dem Hotel schritt, „wo du sie zuletzt gesehen hast." Die Bilder der Erinnerung standen wieder klar vor seiner Seele. Still und traurig stand Estella zuletzt vor ihm, die großen schönen Augen voll von stummen Fragen an das unbegreifliche Schicksal. Ringsum flatterten damals die Fahnen. Der Sturm auf Lüttich hatte begonnen. Wie viele große und schwere Ereignisse lagen zwischen je nem Augustlage und dem heutigen! Wieviel Gewaltiges hatte er seitdem erlebt! Gemessen an diesen Ereig nissen, schien der Tag des Abschieds rückt. Aber jetzt war jede Minute, die er mit Schmerzen durchkostet hat te, wieder frisch in seinem Gedächtnis. Um Mittag bestieg Ladenburg vor seinem Hotel ein Auto und suhr nach demHreimaurcr-Krankenhaus. Nach dem die Formalitäten im Bureau er ledigt waren, schritt der Gast lang sam und voll innerer Unruhe die Treppe empor nach dem ersten Stock. Wie würde er Kramer wiederfinden? Wie trug der Kamerad-,ein namen loses Unglück? Denn auf Stimmun gen von Briefen konnte man sich nicht Der Offizier musterte das bild „Und darf ich dagegen fragen, ob Sie die Schwester Käthe sind?" Die Schwester errötete ein wenig. und Freundin Käthe ge schrieben. Und ich sehe jetzt, er hat noch sehr zurückhaltend berichtet." Käthe wehrte lachend ab. „Um mir Ihrem Besuch." erhob sich, so rasch er konnte. Für " s t L d Weiß Gott, ich dachte damals nicht, Ist es nicht zum Verzweifeln? Ein »In Ihren Worten liegt etwas lobte des Mädchens sei, das Sie lie ben." Ladenburg schüttelte den Kops. „Was soll daraus werden. Krämer?" nicht nach Hamburg gekommen. Hat es einen Zweck, es fortzusetzen?" „Es hat einen Zweck. Hören Sie erfahren habe, daß Sie es sind, den Estella auf ihrer Reise lieben lernte, ist es, wenn das möglich wäre, noch kann. Noch ehe ich wußte, wer der Herzenserwählte Estellas sei, hatte ich den Entschluß gefaßt, ihr die Freiheit fiigen. Vielleicht hätte ich Estellas > nicht mit ihr auseinanderzusetzen ver mochte. Alz Ladenburg mit einer Antwort zögerte, fuhr Kramer fort: „Sie müssen ganz klar sehen. Hier ist nirgends eine Schuld, auch nicht auf der Seite des Konsuls, EstellaS Vater. Sie müssen wissen, daß. ich im Hause Martens von Jugend auf fast die Stellung eines Sohnes ein nahm. Der Konsul liebt mich wie ich ihn, er bat es nicht begreifen kön nen, daß Estellas Glück an einer an deren Stelle gesucht werden könne als bei mir. Estella hatte umsonst ver sucht, den Vater umzustimmen; :s war ihr unmöglich, ihm zu trotzen. Alles das habe ich damals nicht ge-.- wußt, aber ich weiß es jetzt. Laden burg, ich bin zu Ende. Sie sehen eS jetzt selbst, Estella ist wieder f-ei. Oder glauben Sie wirklich, ich würde sie jetzt, wo ich über dieses ganze Drama unterrichtet bin, noch an mich fesseln wollen? Ich müßte ja ein Barbar sein und die Franzosen hätten recht mit ihrer Behauptung, daß wir Deutschen Barbaren sind." Ladenburg holte tief Atem und schüttelte wiederholt den Kopf. „Dar auf war ich nicht vorbereitet," sagte er. „Ich sitze hier wie ein Junge, der nichts zu erwidern weiß. Krämer, was sind Sie für ein Mensch! Ich habe draußen Ihren Heldenmut be wundert, jetzt sehe ich. daß der Adel Ihrer Gesinnung Ihrer Tapferkeit gleich ist. Nun denn, ich begreife, daß Sie sich zu dem Entschlüsse, Estella die Freiheit wiederzugeben, durchgerungen haben. Aber daZ vergessen wir ganz was wird sie selbst dazu sagen?" Kramer lächelte. „Gleich können wir sie fragen. Da ich höre ihre Stimme draußen auf dem Gange." Ladenburg erhob sich, ein wenig bestürzt, aber noch ehe er zurücktreten konnte, trat Estella in die Stube. Sie stand wie erstarrt, als .sie den Geliebten erblickte. Ihre Sicherheit hatte sie so ganz Verlassen, daß sie umsonst nach Haltung und Fassung suchte. Ihr Stolz sträubte sich mit Gewalt dagegen, Kramer eine Komödie vorzuspielen und den Gast scheinbar nicht zu kennen, ihr weiblicher Jn sie unbefangen erscheinen müsse. Aber Kramer riß sie schnell aus allen Zweifeln. „Erschrick nicht, Estella," rief er ihr entgegen, „deinen Freund hier bei edlen Dulder zu lieben. Als sie den Kopf erhob, sah sie die Augen beider Männer voll Zärtlich- Aber das Mitleid mit ihm floß in ziehst "ll (Fortsetzung folgt), selbst entleibt. Der Badehausbesit» ein Paar altersschwache Stiesel in der Hand. Mürrisch sagte sie: „Die müssen nun endlich mal besohlt wer den!" schnell Bulter? Man nehme lese Schillers .Wallenstein" bis zu