Vom Amine der Riesen »loman au« der Gegenwart lx>» KhiUp» Berge». ~ ? (12. Fortsetzung.) " Als Estella, auf eine Antwort har rend, dem Geliebten ins Antlitz blick te. sie und fragte Estella. erhob sich und ballte die Fäuste. „Jetzt Räumen/ Die große Znt finde auch groß- Menschen. Du hast recht, Estella. Was die Zukunft bringt, wissen wir nicht. Alles steht in Got heime Verknüpfung unserer Seelen habe ich sest geglaubt, und diesen Glauben kann ich auch jetzt nicht aus meinem Herzen reißen. Wie dem auch sei, jetzt darf nur eines vor mir das Vaterland. Welch eine herrliche Aufgabe, für den deutschen Gedanken auf Erden zu kämpfen und ihn, so " Estella erhob sich, ihre ganze Ge möglich, sich zu fassen. „Ich muß nun wohl Abschied nehmen", hauch te sie. Ladenburg sah das Mädchen bei nahe überrascht an. Wieder war es ihm wie ein Erwachen. In der Flut der Gedanken, die während dieser Stunde auf ihn eingedrungen war, hatte sich auch die Idee bemerkbar ge macht, dem Konsul selbst die Kapita lien, di« er benötigte, anzubieten; dort hinten in der Wische hatte man ja wahrhaftig seit Generationen genü gend Geld angesammelt. Aber so fort mußte er diese Idee verwarfen. Es war unmöglich, daß der Konsul sich einem Fremden anvertraute oder die Heirat seiner Tochter zu einem Handelsgeschäft machte. Jetzt, im Drange der Abschiedsminuten, kehrte der Gedanke mit Gewalt zurück, aber auch diesmal verwarf er ihn, als un würdig der adligen Gesinnung Estel las. .Noch einmal, du mein geliebtes Weib, laß mich dich fest umarmen", sagte Ladenburg weich, .du bist das Weib meines Herzens, und nie werde ich ein anderes lieben, noch an meine Brust nehmen. Hoffe, wenn du kannst, auf das Wunder, das uns noch zusammenfuhrt. Mich soll es bereit finden, spät oder früh, und wo es auch immer sei. Estella, leb, wohl»!" Estella konnte nicht sprechen. Der Abschieosschmerz übermannte sie. Sie küßte den Geliebten noch einmal heiß und unter Tränen und wollte dann zum Zimmer hinaussliehen. Ab«r Ladenburg hielt sie zurück. Seine ganze stolze Ruhe war ihm wiederge kehrt. .Nicht so, Estella", sagte er, »auf recht, in Kraft und Würde wollen wir auseinandergehen. Fasse dich, liebes Mädchen. Ich geleite pich". Als Estella und Lad«nburg hinaus traten, hatte das Bild draußen sich verändert. Der Regen hatte ganz aufgehört. Blank und goldig strahlte die Sonne. Die Häuser um den gan zen weiten Platz waren mit wehenden Fahnen besät. vor dem Bie der - Kaffee, und auf der anderen Seite, vor dem Bahnhofsportal, standen große Grupp«n von Menschen, weiße Blätter in den Händen. Nach wenigen Schritten teilte sich die Er regung auch dem Offizier und seiner Begleiterin mit. Am nächsten Laden hing ein Zettel, der die Vorüberge henden anlockte. Ein kühnes und ge waltiges ReiterstUcklein aus Lüttich! Husaren waren stürmend bis zur Stadt vorgedrungen, hätten beinahe die Zitadelle genommen und den vollem Gange. Eine zweite Kunde, von der See her. Der kleine Hilfs kreuzer .Königin Luise", sonst ein Als er Estella über die Strohe lüßte Estella die Hand. Das Auto setzte sich in Bewegung. Estella sah mit großen glänzenden Augen zurück, bis sie die Gestalt des geliebten Man die amtlichen Nachrichten eintrafen und das Gerücht bestätigten, lohte Siegesjubel in'allen Herzen aus. Die Siegesgewißheit des deutschen Volkes in dem ihm aufgezwungenen Kriege Glauben. Ueberall brach die Begei sterung sich Bahn. Am Abend mar schierten ganz« Züge junger Leute durch die Straßen der alten Stadt, nung führten die Kolonnen nach den Wohnsitzen der Bürgermeister, wo Re den gehalten lind brausende Hurras dargebracht wurden. Im Hause Krämer an der Rothen »baumchaussee erhielt die beabsichtigte stille Feier durch die Siegesnachricht ein lautes, patriotisches Gepräge. Gesellschaft wohl einen kriegerischen Eindruck gemacht. Max Burmeister, der vor Stunden kriegsg^e schon in Uniform und glich jetzt noch mehr einem Riesen. Als der Abend vorgeschritten war, gestellte sich noch jchast, der Stabi-arzt Dr. Martens. Frau Burmeister erlebte Stunden des Glückes und des Leides, die ihr einfacher Sinn kaum zu fassen ver versprechen, daß du dich nicht unnö- Alle lachten. Max verstand seine Mutter. Er stand ohne Scheu auf, den Seelen genommen. Als die Familie Martens eintrat, in ihrer Mitte Estella, schön und ivariung entgegensah, und zu Käthe Fröhlich, die in» dem Riesen nach alter Gewohnheit gescherzt hatte und letzt ganz still wurde. Welchen Ent schluß hatte Estella, gefaßt? Wie er auch gefallen war,-er würde ehrlich sein, wußte Frau Burmeister, Die Gedanken der Frau Burmei ster schweiften zurück zu ihren Reise erlebnissen. Was sie in fremden Ländern gesehen hatte, das. war längst verblaßt, aber die Art und die Schicksale der Reisegefährten has dächlnis. Am festesten das Erleb nis Estellas. Ihr Berlehr mit dem Herz ausschüttete, alle diese Ereig nisse, die sie mit erlebt hatte, waren fa wie die Episoden eines RomanZ. Und dieser Roman war noch nicht zu Ende. Oder doch? Umsonst suchte Frau Burmeister, in den Augen Estellas zu lesen. Der Konsul hatte seine ganze stolze Ruhe wiedergefunden. Die Schwäche, in der seine Kinder ihn zum ersten Male gesehen hatten, war spurlos vorübergegangen. Er be- als „Cousine", was die>< stets mit Freuden als ein Zeichen der Zuneigung aufnahm. Die Kon sulin hatte seit dem Ausbruch des Krieges mit England an Sicherheit verloren. Ein Druck lastete auf ihr und wich auch nicht, trotzdem alle Freunde des Hauses ihr mit ganz besonderer Rücksicht und Teilnahme ihrer Gegenwart dem Hasse gegen England Ausdruck zu geben, ob wohl es nicht vermieden werden konnte, die Gespräche von dem eng lischen Verrat, der zu sehr alle See len beherrschte, abzulenken. Auch jetzt schweifte die Unterhaltung, nachdem die Einnahme Lüttichs ge- England ab und aus die kühne Tat des kleinen Hilfskreuzers „Königin Luise". der Konsul nach einer Weile, heiter lächelnd, „ist ein Sieg gegen Eng land erfochten worden, ein friedli seit drei Jahren eine junge Enz tete s Geschöpf. Nach dem Ausbruch Max Burmeister lachte. »Ent stecken." Wort. Pflanzendüfte. Estella fühlte ihr geleitet hatte, was jetzt hinter ihr lag. DaS Metall in ihrer Natur verschaffte sich Geltung. Nach weni glücklich zu machen, ehe ich in den Kamps hinausziehe." Estella holte tief Atem. „Höre mich an. Karl." sagte sie ruhig und ernst. „Du weißt, daß ich dich im mer gern gehabt habe. Ich könnte eS bei dieser Erklärung bewenden ganz ehrlich sein. Deine Vermu tung hat dich nicht getäuscht. Zwi schen dich und mich war ein anderer Reise achten und lieben gelernt hatte. Ihm entsage ich jetzt. Und wenn ich dir mein Wort gebe, so geschieht es daS weißt du, weil du mich kennst, ehrlich und ohne Rückhalt. Eine andere Frage aber ist es, ob du mich nach diesem Bekenntnis willst." Im Herzen Kramers wallte eine heiße Eisersucht aus. Er hatte die Empfindung, das geliebte Mädlyen dem Weinen verwandt war. „Estella", sagte er bebend, „ich fühle es, ich kann dich nicht lassen, ienen anderen getreten sind, will ich nicht wissen. Ich weiß und fühle nur eins, ich kann den Gedanken angehören solltest. Alles soll au«» gelöscht sein, was ich an Zweifeln, an Schmerz und Eifersucht um dich durchlebt habe. Estella, ich habe dich so lieb, daß ich dir es mit Worten nicht sagen kann, du warst der ganze Gestalt erzitterte vor Leiden schaft. ' Wie ein Rausch kam es über ihn, endlich daS so lange sehnsüch küßte ihren Mund. Estella rührte ' d' D' Wieder stieg daS Gefühl der Ei gen. „Estella," bat er, das Mäd chen fest umschlingend, .habe doch Mitleid mit mir!" mich, Karl, ein solches Wort vo» dir zu hören. Nur den Starken kann ich achten. Du hast dein Ziel mir." „Du hast mir eine heiße Hoff nung genommen," gab Kramer nach fes zurück. .Aber wie du willst, so soll es geschehen. Ich liebe dich zu sehr, um dir etwas abschlagen zu können. Dein Bild begleitet mich hinaus, und meine Sehnsucht wird in jeder Stunde zu dir zurückslie ges Mal, daß du mich liebst." . .Quäle mich nicht, Karl, du weiß! es ja, daß ich dich immer gern ge habt habe." Kramer nahm? von einem raschen Impuls ersaßt, Estellas Hand und zog daS Mädchen ins Zimmer zu rück. »Lieber Herr Konsul, mein väter licher Freund," rief er, »Ihren Se gen!" Ein Aufruhr entstand in der klei? nen Gesellschaft. Der Konsul und die Konsulin umarmten junge sagend ihre Hand. Gläser wurden gefüllt und das Hoch der Verlobten ausgebracht. Ein Gast hatte sich unbemerkt entfernt. Als Kra- Gesicht Käthe Fröhlichs gewichen, ihre blanken Augen umflorten sich und erloschen gleichsam. Ein stum mes Weinen ohne Träne durchschüt nllein auf die Gartenterrasse. lärmender Zug junger Leute mar schierte, die .Wacht am Rhein" sin zu huldigen. Estella sah und hörte nichts, der Klang zog wie ein Hauch an ihr vorüber. Bleich und still, Dritter Teil. 1. Kapitel. Das Land lag unter bedecktem der Nacht hatte sich jedoch nicht die Stille gesellt. Die Luft war voll von schlitternden, rollenden und donnern- Im Winde und den schweren Schritt der ausgestellten Posten. Bis hierher, in das zerschossene Putte, slogen die Schrapnelle nicht. Der ganze Ort, ja. die ganze Ge gend, im Westen über Mecheln unv und im Nordosten bis an die Kleine Nethe, war gespickt mit deutschen Truppen. Es galt die Bezwingung wo mußte Bresche in diesen eiserne» Gürtel geschlagen, an irgendeiner Stelle mußte der Uebergang über sitz der Deutschen. Kessel, Wael- Trotz des Hagels von Geschossen und der stark verschanzten Stellungen des Feindes war der Sturm aus die Stadt schon im Besitz der schen, aber die Belgier zcgen frische Reserven heran, holten zum Gegen der Uebermacht noch einmal geräumt werden. Jetzt setzten die deutschen Belagerer zu einem neuen gewaltigen Stoß ein. Mit der Ruh« und Pünktlichkeit einer Riesenmaschine wurden neue Truppen herangeführt bereitet. In einem alten Bauernhaus, des sen untere Teile noch erhalten wa ren, obgleich das Dach einem Gra natschuß zum Opfer gefallen war, hatte sich eine Anzahl von Offizieren ger verwandelt Sein Gesicht war tief gebräunt von Wind und Wet ter, die Uniform trug Spuren von Staub und Nässe. Auch an ihm hatte sich das große Wunder des Kriegslebens vollzogen. Die Ver lebte nur der Gegenwart, seine Gedanken beschäftigten sich fast aus schließlich mit den Aufgaben des Feldzuges, in weite Ferne, gleichsam unerreichbar schien das Nachdenken, die Philosophie gerückt, und auch das, was sein Herz vor dem Beginn des Krieges so tief bewegt hatte. Kehrten die Gedanken flüchtig zu je- Ladenburg war schon srüher aus die ses Bild von Männlichkeit undTap dampften, die Augen glänzten von Mut und Kampfeslust, und das Ge spräch, das sich ausschließlich mit den großen Ereignissen des Krieges be schäftigte. flog hin und her, wähxend ten. schon geschehen! Der bayerische Kron prinz hatte schon früh zwischen Metz und den Bogefen die Franzosen in Quentin waren die Engländer ge laufen wie die Hafen. Hindenburg hatte Hunderttausende in die mafuri- sen. Brüssel war In deutscher Ver waltung. Auf den Meeren draußen Schiff aus Schiff der feindlichen Handelsflotte in den Gründ. Zu einem in der Weltgeschichte unerhör sollte eine der stärksten Festungen der Welt fallen, Antwerpen. Es war einen ungeheuren Feuerstrahl auszu speien. Die Luft brüllt aus, als ol> ein Donner aus tausend Schlünden herausführte. Der Boden unter den Füßen bewegt sich; so muß eS bei .Nützt alles nichts," rief Laden» .Auf Antwerpen freue ich mich/ sagte der Jünglivg wieder. »Ich kann die Zeit gar nicht abwarten." Grunde als Sie. Ihre Gründe, Lie ber?" merad, und in dem alten Antwerpen gibt es eine Menge zu sehen. In Rom bin ich gewesen, überhaupt habe ich noch nicht." „Die Reise nach Antwerpen hätte» Sie vor dem ersten August etwas be „Aber nicht in so guter Gesellschaft. nen sind uns Norddeutschen die vlae mischen Bewohner nahe verwandt. Sprechen sie doch unsere Sprache. Stadt, man hatte sie nur mit fran zösischem Gift durchtränkt. Ganz besonders freue ich mich auf eine Be» tönnte sein, daß alle diese Sehens würdigkeiten zusammengeschossen sind, wenn wir nach Antwerpen hin einkommen." und die Stadt nicht Übergeben woll ten, sobald sie nicht mehr zu halten ist. Man nennt uns Barbaren, aber sehen Sie sich einmal Mecheln an» diesen Juwelenschrein altniederlänki scher Baukunst, und wie die Belgier selbst die Stadt in Trümmer gelegt haben. Natürlich wird man's uns lachten mit, denn aus den Riefen paßte der Ausspruch wirtlich. Er hatte es vorher nicht bedacht. »Was mich betrifft," fuhr er fort, „ich freue mich aus einem andern Grunde auf Antwerpen. Den Hafen möchte ich sehen, den ich noch nicht aus eige ner Anschauung kenne, möchte Bir gleiche zwischen Scheide und Elb« ziehen ganze Leben in der oder nichts mehr zu sehen kriegen." (Fortsetzung folgt).