Km Am« der Riese» Roman au» der Gegenwart von Philip» Berge». Zweiter Teil. (5. Fortsetzung). Richard Perlins, ein bildschöner, typisch englischer Offizier, seinem Range naq »apitän und seinem Wesen nach ein liebenswürdiger Welt mann. Ladenburg suhlte sich durch sein Erscheinen nun allerdings nicht ,m geringileii unangenehm berührt, sondern von seiner Erscheinung sogar angezogen, wie beiden jungen Män ner hatten sich häusig mileinander Ziehungen der Weltanschauung zuein ander eiitdeat. bis aus gewisse Gegen satze, die aui das Stoaengländertum zurückzuführen waren. Es ist wahr, der englische Offizier machte seiner schönen Eousine Ven Hof, aber in der reipettvolisien Weise, auch nahm Estella di« Huldigungen, die ihr nicht nur von dieser Seite dargebracht ohne irgend jemand aus d«r Gelell sqast deionders auszuzeichnen. La denburg war ganz ruhig geblieben, er sreute sich beinahe all dieser Hul digungen, die b«r Schönheit EsteUas gezollt wurden, in der inneren seligen Gewißheit, daß dieser Reiz, der selbst, wie es ihm Ichien, die paradiesische Natur ringsum überstrahlte, ihm allein entgegenblühte. Nur noch drei Tage waren übrig geblieben, dann sollte das nächste er wartete Schiff beide entführen und durch den Suezlanal zurück nach Europa bringen. Ein Zufall hatte es gewollt, daß die Reise nach Kandy jetzt allein von Ladenburg und Estella unternommen wurde. Der Kapitän, der eigentlich zum Führer ausersehen war, mußte plötzlich auf einige Tage in seine Garnison zu rückkehren, die Konsuln waren durch hohen Besuch verhindert, und andre Reisebegleiter hatte Estella mit Ab sicht ausgeschlossen. Nun saßen sich die beiden allein gegenüber und fühl ten auch den Zauber des so lange ersehnten Alleinseins, aber das er lösende Wort wollte sich nicht auf die Lippen wagen. Heiter floß die Rede dahin, man bewunderte die wechseln den Lanoschasten, machte einander auf die interessanten Bolkstypen auf merksam. Estella erzählte' von Ham- Altmark gesessen hatten, Erinnerun gen zum besten. Auf die zarten Aus- Miß Ellen. Mit den Hotelbedienste drängte, das Friihmähl ein. Das nächste Ziel war der Besuch deS .Zahntempels", dieses hochberühmten Heiligtums d«r buddhistischen Welt. aufbewahrt: ein Zahn aus dem Munde des Erleuchteten. Zwar wur de dieser Zahn schon im Mittelalter von den Portugiesen weggenommen, tum den Gläubigen zu erhallen. Aber der Erzbischof von Goa wies den Preis zurück und ließ den Zahn feierlich und öffentlich verbrennen. So erzählt die buddhistische Chro nik, aber sie fügt hinzu, daß den Portugiesen ein falscher Zahn in die Hände gefallen und daß der echte im Besitze der Priesterschaft verblieben sei. Noch heute also befindet sich der «chte, hochheilige Zahn im Tempel zu Kandy; er ruht auf einer gol denen, reich mit Edelsteinen inkru stierten Lotosblume, die wiederum von vielen goldenen Behältern um schlossen wird. Eine glänzende Prie sterschaft sieht dem Heiligtume vor, und aus weit entfernten Gegenden strömen feit Jahrhunderten fromme Menschen nach Kandy, um des Se gens der Erleuchteten an dieser ge weihten Stätte teilhaftig zu weiden. Bor der Umfassungsmauer der Dalaba Maligawa nahm die Euro . Gelb gelleidekr Mönch in Empfang, der Englisch sprach und sie sozusagen durch Himmel und Hölle des ver zweigten Tempels führte. Die Bud dbastatuen sahen geruhig von hohen Sockeln herab, große Reliefs versinn bildlichten Höllenstrafei, für aus Er- st« teils erwartet, teils verlangt wur den. Wie in allen Tempeln des Bud dhismus saßen auf jedem freien Als der Offizier mit seiner Be lichkeit in der Stellung Buddhas da sitzenden alten Mann, dessen Ge- Der Anblick dieses schönen Greises, der dennoch ein Bettler sein mußte, war so überraschend, daß Ladenburg stehenblieb. Der Alte erwachte aus feiner Bersenkung, erhob den Kopf verstehen?" fragte Ladenburg. Der Alle lächelte und antwortete in einem so reinen Englisch, daß es „Du hörst, Sahib, daß ich des Eng lischen mächtig bin. Wie sollte ich auch nicht, habe ich es doch in meiner Brite zu sein; Leute deiner Art pfle- Das Gesichts des Alten verklärte Angesicht, und warte auf die große Ruhe, die unser aller Ziel ist" .Unbegreiflich," sagte Ladenburg Wunder des Buddhismus. Vielleicht stehen wir mitten in einem orientali schen Märchen. Der GreiH, der als Bettler aus der Erde vor uns sitzt, nach der Erlösung von den Wirr nissen des Daseins. Und eines Nachts, wenn alles schläft, erheben Hemd, in den Händen die Schale des Bettlers. So beschließen sie einsam und unerkannt als Heilige ihr Le- ser Herr Buddha, der Erleuchtete, da« Wahre gelehrt hat. Ist nicht al> im All verloren gehen? Wohin sollte es sich verirren? Kehrt nicht alles wir, die Geistes die alle diese W^ Denker bist, muß ich dir dann sa gen, daß die Natur sich über die klei ne Erde in Höhen und Tiefen noch fortsetzt bis in ferne Unendlichkeiten?' Der Schluß gibt sich von selbst. Wir alle, die wir Brüder sind und Schwestern, sofern wir nur Men schen sind, sind schon vorhanden seit Ewigkeiten, und durch viele Gestal ten mögen wir schon hindurchgegan gen sein, und wer weiß, wie viele Wandlungen uns noch bevorstehen, bis die große Ruhe in Gott uns naht. Auch du und du, dich meine ich, S.'chib und deine Memsahib, ihr wäret schon auf andern Sternen oder in anderen Leibern hier auf Erden vorhanden, ehe ihr euch in dem gegenwärtigen Leben begegnetet und Mann und Weib wurdet." Estella war plötzlich wie von Glut übergössen. Der Offizier warf einen zärtlichen Seitenblick auf das Mäd chen und sagt« dann zu dem Greis: „Wir sind nicht verheiratet." .Doch," sprach der Alte. „Ihr seid Mann und W«ib, ihr gehört zuei nander. Mir ist es, als ob ich das feste Band mit meinen Augen sehen kann, das eure Seelen verknüpft. Und seid ihr jetzt nicht verbunden nach Menschenbrauch, so wart ihr es doch einmal in einem früheren Le auf das andre gewartet haben. Und nun. Fremdlinge, lebt wohl, ich bin alt und schwach, und ich fühle, daß ich schon zu viel gesprochen habe." Der Greis schwieg, senkte den schönen Kopf tief auf die Brust und schloß die Augen. In seltsamer Ver wirrung entfernten sich die beiden Europäer. Es war, wie wenn plötz lich eine Tür in ihrem Innern sich geöffnet hatte, durch die sie weit hin abschauten in die Tiefe ihrer Wesen heiten. Schweigend bestiegen sie die die sie rasch nach Botanischen Gartens selbst des wunderbarsten, den die Erde auf weist, steigerte sich dieses irdische Pa radies zu einer Feenlandschaft. Alles, der Erde. Kein Laut weit und breit. Nur ein Da wollte der Mann das Mäd schauerten Kuß. Als Estella das 10. Kapitel. I Staunen versunken, eins über die l Schönheit und Liebenswürdigkeit des Augen. .Wie schön du bist, meine Estella," sagte Hans, .ich kann mich nicht satt Estella schmiegte sich eng an den .Auch das hast du bemerkt, du klu ger Mann? Du weißt nicht nur in den Tiefen des Himmels Bescheid, sondern auch in den verborgenen ich will beichten aber beunruhige dich nicht, es ist nichts, was uns schrecken muß." „Sprich nur, Liebste, wir wissen noch so voneinander. Auch Glück mit kühner Hand genommen. Du mußt mir Helsen, es festzuhal ten, wenn es auch dein Glück ist." .Jetzt laß ich dich nicht wieder, und wenn ich auf Tod und Leben .Das ist es, Geliebter. Schwere Kämpfe erwarten uns, wenn mich nicht alles trügt. Mein Vater, den ich über alles liebe denn er ver- Estella schüttelte den Kopf. »Du kennst du meinen Bater und seine strenge, herrische Willensart nicht. Der Mann, der Hunderten gebietet Estella. Wenn du es willst, soll auch bleibt.' Estella drückte sich noch fester, leS", flüsterte sie. »Es wartet in dich besitzt?" .Erschrecke nicht, Liebster, ich will „Ihr wäret nicht verlobt, Estella?" Ladenburg schloß Estella den Mund ernst: »Der Mann liebt dich?" nie eine andere geliebt. Und er weiß es nicht anders, als daß ich für ihn bestimmt bin. Mein Bater liebt ihn und betrachtet ihn als seinen Sohn es ist schrecklich". „Der arme Mann dauert mich auch. Jetzt begreise ich, warum ich »och im Hintergrunde bleiben muß". .Du siehst es ein und verzeihst mir, ich wußte es. Und nach seinem Na men darfst du nicht fragen, du sollst ihn nie wissen, wenn ihn nicht ein Zufall zu deiner Kenntnis bringt. Jetzt weißt du alles, geliebter Mann, ich atme wieder frei auf. Glaube auch nicht, daß mich die Zukunft sehr be unruhigt. Ich bin, wie ich glaube, die echte Tochter meines Vaters, und wie er seinen Willen besitzt und ge wohnt ist, ihn durchzusetzen, so habe ich auch den meinen und werde mich nicht weniger stark erweisen als er. Nun aber zu dir, Liebster, solltest du mir gar nichts zu beichten haben?" Die ernste Miene des Offiziers ward von Heiterkeit durchleuchtet. .Nein, mein Schätzchen, nichts. Du bist meine erste, große und einzige Liebe, du bist das Weib, das mir bestimmt ward, und auf meiner Seite sehe ich keine Macht in der ganzen Welt, dir mir deinen Besitz streitig Estella sah den Geliebten mit strah lenden Augen an. „Ich stamme aus einer alten Beam tenfamilie, die seit Menschenalkrn in der Altmark angesessen ist. Amts hauptleute, Soldaten und Förster wa ren iniine Vorsahren, und einer der Forstleute, ein Oberjägermeister in der Letzlinger Heide, hat als' Freund des Großen Kurfürsten eine politische Rolle gespielt. Der Zweig unseyr Familie, dem ich angehöre, hat seitdem den Adel abgelegt Grund: die Stellung eines meiner Vorfahren im Auslande. Dies nebenbei.. Mehrere der fruchtbaren Wische, zwischen Elbe und Uchte. Die Altmark ist im all gemeinen sandig, und nur ein Fleiß ringt ihrem Boden Früchte ab, aber wie Odysseus sage auch ich: „Nichts weiß iHSüßeres wo, als eigenes Land zu erkennen". Die Lust zum Kriegs handwerk muß von meinen Altvordern auf mich gekommen fein, denn schon als kleiner Knirps verlangte ich, Sol dat zu werden. Deshalb bin ich auch, obwohl der einzig« Sohn meiner El tern, in der Kadettenanstalt erzogen worden. Du weißt vielleicht nicht, daß diese Knaben, die fern von den Ih ren erzogen werden, eine viel tiefere Heimatliebe entwickeln als jene, die zu Hause aufwachsen. Du hast schon bemerkt, daß ich den Wissenschaften zuneige. In dieser Neigung wurde ich von meinem Vater unterstützt, der selbst so etwas wie ein Gelehrter ist. Ich habe keinen besseren Freund als ihn, er ist der feinste und gütigste Charakter, den ich kenne". „Und deine Mutler?" fragte Estella. - Das Gesicht des Offiziers verklärte sich. „Estella, sagte er, „du wirst ei fersüchtig werden, denn ich gestehe dir ich in s« verliebt bin". .Diese Nebenbuhlerin lasse ich mir gern gefallen", lachte Estella. füllt". liebte, daß es für mich nirgends ein Hindernis gibt. Vater und Mutter werden sich in dich verlieben, wenn sie auf eines unserer Güter",. „Nach allem, was ich höre", scherzte Estella, „habe ich eiiM guten Griff deine Wahl billigen?" Auch ist sie ganz ohne die Vorurteile, die der Vater hegt. Du weißt, sie ist eine geboren« Engländerin, ist in ih- Kolonien gewesen und hat einen wei ten Blick mit heimgebracht. Wenn man den Stolz auf das meerbeherr- Engländerin fange ich jetzt schon an zu lieben", sagte Ladenburg zärtlich, „bist du doch ein Teil von ihr". Unter Alchen Gesprächen flog d« Zeit unmerklich vorüber. Viel zu früh, wie es den beiden Verliebten schien, kam man in Kandy an. rem scheidenden Schützling ein große» Abschiedssest. Alles, was Namen von Klang besaß in der deutschen sowohl umgab. Nach dem fanden die Gäste Sessel auf dem Rasenplatz auf gestellt. Braune Diener trugen den Richard Perlins, der englische Bet schien. ' „Es ist das .erstemal", sagt« er, „daß einem deutschen Offizier gemacht habe. Zum gegenseitigen Verständnis des Volles würde es viel ten". Zu welchem Zweck braucht ihr zum Beispiel eine große Flotte?" »Da sind wir bei dem richtig«« unserer großen Handelsflotte und un serer Kolonien eine stark« Kriegsflotte gebrauchen, ist jedem ganz klar, nur nem Bedauern leiden auch Sie an die ser englischen Verstocktheit, mein lie ber Kapitän". nen vorhanden ist, das schaffen wir beiden doch nicht aus d«r Welt". Bon diesen gegensätzlichen Anschau ungen war allerdings .in der aus Deutschen und Engländern gemischte» Gesellschaft nichts zu bemerken. Jir ungetrübter Heiterkeit floß der Abend die Gäste, nachdem der deutsche Kon sul herzliche Abschiedsworte gesprochen hatte. In der nächsten Morgenfrühe steu erte das Schiff, das Hans Ladenburz und Estella Martins in die Heimat wie wir alle, unbekannten Schicksalen «ntgegen. (Fortsetzung folgt). Mitgift 1916. Verehrer hält): „Und was kriegt Ihre Toch ter mit?" Vater: „A Ausstattung . . . fünf fünf Kilo M«hl!" Verschnappt. Bub: „Mei' Mutter schickt mi um 30 Pfg. Jnset- Apotheker: „Wohl für ins Feld?" Bub: „Die Hälft' davon!" Marke Bahnwärter. Landwehrmann Lamla raucht eine rad: .Wie heißt die Marke, die Du sein," erklärt der Kamerad. Der Patriot. A.: .Wie B. (dessen Frau sehr r«ch ist): .Ja, weißt Du, ich wollte ib?« Kriegsanleihe zeichnen." In der RindvtehauS stellung. Der kleine Emil (zu, .Och»" sage» darf?"