Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 20, 1916, Image 6

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    Ratten.
Ueber die alles bisher Dagewesene
übertreffende Rattenplage in den
das Gesicht deckt! aber Metalldraht ist
läßt also Brief und Federhalter lie-
Eine besondere.Kalamität der Rat
tenplage aber ist, daß sie sich in
geradezu unheimlicher Weise vermeh
ren. So wirft ein Rattenpaar inner
halb des Zeitraumes von fünf Wochen
zehn Junge und ist somit, wenn alles
gut geht, im Stande, innerhalb eines
Jahres ein wahres Rattenheer in die
Welt zu setzen. Lebensmittel, Klei
der, Wasch«, Papier, Leder, Zigarren,
kurz alles, was überhaupt zu zernagen
ist, kann eine Ratte jederzeit gebrau
chen. Die Plage macht jedoch nicht
frei festgestellt worden, daß Fessel
etwa 15,0V0, im Monat etwa 450,000
und im Jahre 5,000,000 Marl ver
zehren.
D«r von den Ratten angerichtete
Werte beschränkt; die Wissenschaft hat
sind, in erster Linie der Pest, da sie
für de» Pestbazillus außerordentlich
empfänglich sind. Diese Eigenschaft
der Ratten wäre ja an und für sich
der Seuche zu Grunde gehen; das ist
jedoch leider nicht der Fall, die
Krankheit wird vielmehr durch Flie
gen und andere Insekten von den
Rattenleichen auf die Menschen über
tragen, und in letzter Zeit ist man zu
der Ueberzeugung gelangt, daß selbst
Infektionskrankheiten wie Gesichts
rose, Genickstarre usw. häufig auf die
Uebertragung durch Ratten zurückzu
führen sind.
Es ist selbstverständlich, daß drau
ßen im Felde gegen die Rattenherr
schaft ein ununterbrochener, erbitter
ter Kampf geführt wird. Man
schlägt sie mit dem Kolben tot, wo
man sie zu fassen kriegt, man ersäuft,
verbrennt, vergiftet sie, fängt sie in
Fallen, und wenn es gar nicht mehr
anders geht, so schießt man sie ein
fach nieder. Alle diese Kampf
jede Ratte, die man erwischt hat, so
fort 10 und 20 andere dastehen. Das
beste Mittel gegen die Rattenplage
französische Militärbehörde hat denn
nun auch beschlossen, 1200 eigens
ausgebildete vierbeinige Rattenfänger
zu „mobilisieren", die unverzüglich
den Soldaten an der Front zur Hilfe
Als ein ganz vorzügliches Ratten
gift haben sich übrigens die Stink
bomben und andere Bomben mit gif
tigen Gasen erwiesen. So erzählt ein
französischer Offizier, wie er infolge
von Felchießung mit Gasbomben vor
übergehend seinen Graben räumen
mußte und, zurückgekehrt. Hunderte
und Aberhunderte von toten Ratten
darin vorfand, die während des Bom
bardements durch die sich entwickeln
den Gase erstickt waren. Im übrigen ist
ja das weiter keine Neuigkeit, da man
l dampfer beiwohnen konnte, nach dei
Anzahl Matrosen die Ratten-
Leichen mit Schaufeln und Kehrbesen
ins Meer beförderten. Im Felde ist
im Kampfe mit den Ratten ähnlicher
Mittel zu bedienen. So entdeckte ein
Arzt eines Tages, als er «in ver
lassenes Haus für seine Verwundeten
requirierte, daß es vollständig mit
Ratten verseucht war. Er ließ dar
aufhin alle Fenster, Türen und son
schliehen und ein gewisses Quantum
Formal aufstellen, das die Ambulanz
zu Desinfektionszwecken mit sich
Jn letzter Zeit hat das berühmte
einige wenige Tiere mit dem Serum
geimpft werden; falls sie nicht in
direkte Berührung mit den Lebens
eine Gefahr für diese nicht bestehen.
Ein anderes Mittel ist ein außer
ordentlich starkes Gift, gewonnen aus
geheim gehalten wird; für Menschen
wie für Hunde soll dieses Gift wir
kungslos sein, dagegen genügt be
reits ein Zehntel Milligramm, um
eine Ratte auf der Stelle zu töten.
In einem einzigen französischen
Schützengraben wurden aus diese
Weise in einer Nacht 420 Ratten zur
Strecke gebracht und es heißt, daß
das Pasteurinstitut, durch diese Er
folge ermutigt, jetzt täglich 1200 Liter
des betreffenden Giftes an die Front
sendet.
klnilriicde I» lo»i!oii.
Der Londoner Berichterstatter der
„Rußkija Wjedomosti" sendet seinem
Blatt einen recht melancholisch klin
dem Fahnendienst« böswillig entzie
hen. „Jedenfalls," so heißt es weiter,
„wird der Zwang der neuen Dienst
stellen... Wie unpopulär übrigens
die Wehrpflicht in England ist, be
weist die Tatsache, daß selbst die Be
„Wer nicht kommt, läuft Gefahr, un
um die Mitte des Jahres 131 S etwa
32 Prozent betrug, erreichte sie im
Juli vorigen Jahres aus manchen
Gebieten 66 Prozent, und die Regie
rung konnte keine Abhilfe schaffen in
der Schisfahrt steht. Allerdings wird
keit bis zu 23 Meter.
k!» Sontgg»scd«lttsg I» lllle.
durch Lille. Wie ich durch die Rue
der Platz selbst, sind belebt von zahl
deten neuen Theaters stehen zahlreiche
Offiziere und Mannschaften. Sie
rauchen die letzte Zigarre vor Beginn
Ben sich Bekannte, die sich sonst selten
sehen, weil sie in verschiedenen
Schützengräben liegen. Die Englän
der, die in den letzten Tagen beson
ders eifrig im Funken sind, ballern
mit einer Energie, als ob sie wieder
Schuh, von huben und drüben. Plötz
lich laute Klingeltöne. Die Vorstel
lung beginnt gleich. Gegeben wird
Jarnos lustige Operette „Das Musi
kantenmädel" von einer Frankfurter
Operettengesellschajt....
Ich gehe zum Nordbahnhi'f. um
starren in di: Luft. Aha, es sind
siir den Franzosen einen besonderen
Reiz zu haben scheint. Drei, vier,
fünf, sechs... acht Flieger sind als
Aber die Flieger haben sich zu hoch
hinaufgeschraubt; sie verschwinden
schließlich am Firmament wenn
nicht dort unser kühner Jmmelmann
lauert, den sie fürchten, wie den Gott
seibeiuns. Aber die Franzosen stehen
immer noch und gestikulieren nach
dem Himmel hinaus...
Der ausgedehnte Bummel durch
Lilles Straßen macht müde, denn das
Pflaster der Stadt ist nicht besonders
schön. Wir sind das aus unseren
Großstädten daheim denn doch eiwas
anders gewohnt. Ich beschließe, zum
„Feldgrauen" zu gehen, einer großen,
in einem Saal eingerichteten deutschen
Wirtschaft, dem Sammelpunkt aller
durstigen Soldaten. Der Betrieb un
tersteht unserer Miliktirverwaltuna.
Hallo! Was für ein Betrieb ist das!
Der große Saal ist gedrängt voller
Soldaten! Kopf an Kops sitzen sie da,
!die Wackeren, die sich an einem schö
nen Glase deutschen Bieres erquicken.
Mit vieler Mühe quetsche ich mich
j hindurch. Nirgends ist ein freier Platz
Das Murmelspiel.
Glas Bier will ich doch wenigstens
trinken, deshalb versuche ich, mich in
die Nähe des Tresens zu wälzen.
Aber vor dem Tresen steht eine dichte,
undurchdringliche Mauer aus lauter
Feldgrauen. Diese Mauer ist nicht zu
durchbrechen. Der dicke Kellner, auch
ein Kamerad, der mich sonst immer
bedient, schüttelt aus irgendeiner Ecke
her verzweifelt sein Haupt. In den
Händen trägt er acht gefüllte Maß
krüge. Wenn ich nur einen davon
hätte! Aber wir können nicht zu ei
nander kommen! Und so gehe ich trau
rig wieder von dannen. Es ist zum
pelle da oben auf dem Podium spielt,
wie zum Hohne: „Weh, daß wir schei
den müssen!" ... Also nach Haus, in
die „Falle". Morgen früh geht's wie«
der hinaus...
Kriegs-Bierzeilcr eine« Oberschülers.
" I
VictorC in anucl: Nun fliegt er nach Lyon Weiterl Der Äliicklichel
M
Zweckloses Manöver.
Wie geht es denn d«r Frau Günther,
der Kriegersgattin, gesundheitlich?
O, sehr gut! Seit ihr Mann im
Felde ist, ist sie z. S,. noch kein einzi
ges Mal in Ohnmacht gefallen.