Wem nie durch Nette Neid geschah! (13. Fortsetzung.) Herbert v. Bornstädt nickte. .So wollen wir Schlingel liiufen las« ihr. Diese erkünstelte Reserviertheit lichst schneller Aufbruch." 18. Kapitel. Am nächsten Tage schlug das Wet ter um, der Herbst kllnvete sich an. Villa, welche Wind und Wetter noch sonst tat. selbe gegen den Sturm, der ihr In neres durchbrauste! Miide stützte sie i>en Kopf in die Hand. Was hatte sie von ihrem Leben! Es war alles Ach sie fühlte sich sterbcnsmllde. Bisher hatte sie nicht den Mut ge bunden. über sich selbst nachzudenken. In dieser einsamen, sturmdurchrüt telten Stunde wollte sie es tun. Ach. wie heiß hatte sie gegen die Liebe zu Herbert v. Bornstädt ange kämpft, und doch nur, um zu erken nen, daß die Wünsche ihres Herzens niemals zum Schweigen gebracht werden könnten. Sie war beständig «us der Flucht vor dem Manne, zu welchem es sie mit tausend geheim iiisvollen Fäden hinzog; beständig im Kampfe gegen die heiße Sehn sucht nach ihm im aussichtlosen Kamps. Dc>v alle Vernunftgründe nicht ausreichten, um den Brand in ihr zu löschen, wußte sie schon lange. Aber seit dem letzten Gesellschaftsabend glaubte sie, halt- und rettungslos versinken zu müssen. Httse"fend?t!" Wie verzweifelt hob sie Ein Schauder durchrann die Glie der der jungen Frau. Sie hatte laut vor sich hingesprochen. Wenn jemand sie hörte —? Nun war es wieder totenstill in dem großen Zimmer, unheimlich still. Endlich Gertrud beugte sich lauschend vor ertönten rasche Schritte im Nebenzimmer. Gottlob, daß Kamills heimkam! sie fürchtete sich heute vor ihren eigenen Gedan ken. „Komm zu mir, Kamills," sagte sie laut, „ich habe mich schon um dich gebangt. Wo warst du nur bei dem schlechten Wetter —?" Sie stockte. Unter der Portiere stand Herbert ». Bornstädt. eS nicht zu bemerken. Langsam ließ Herbert die schon ausgestreckte Rechte sinken. gen sein?" ' „Ich weiß es nicht," entgegnete Herbert einsilbig. „Möchten Sie sich nicht setzen?" fragte Gertrud zögernd. um den sie schon so viel öffnete die festgeschlossenen Lippen nicht, und dieses beharrliche, gleich- Q.ml als es sich mtt Worten sagen gen und begann schnell und laut zu sprechen, von dem letzten Ball, von Reiseprojekten, welche sie bereits mit ihrem Manne besprochen, von allem möglichen, das ihr gerade in den Sinn kam. Dieses törichte, unver nünftige Schwatzen war immer noch besser als da» herzbeklemmende Schweigen. Inzwischen pfiff und heulte der Sturm sein unheimliches Lied. Und jetzt ein besonders starker Windstoß, ei» Rütteln und Klirren der Fensterflügel, welchen man wohl schlecht geschlossen hatte, wurde auf gerissen. Große Regentropfen sprüh ten ins Zimmer. Ehe Herbert das Fenster wieder schloß, beugte er sich weit hinaus, kalte Tropfen schlugen ihm ins Ge sicht. Lauschend beugte er sich vor. Durch Sturm und Braus drang deutlich eine Stimme zu ihm herauf, welche das Lied des Trompeters von Säckingen sang mit dem schwermüti ,,Behüt' dich Gott, es wär' so sche, welchem das Wetter nichts an haben tonnte. Vielleicht hoffte er auch, sich ein Obdach zu ersingcn. Sein Vortrag klang gar nicht so übel, den beiden Lauschenden aber bereitete er schmerzlichste Pein. Herbert o. Bornstädt stand noch immer am geöffneten Fenster und fühlte die eisigen Tropfen nicht, wel che der Sturm ihm ins Gesicht trieb. Er lauschte regungslos, bis der letzte Händen, lautlos weinte sie in sich 'Herbert wandte sich und sah sie an. „Gertrud", sagte er leise, „warum wir uns einst liebhatten —" „Vergessen" sie sprach das Wort leise nach, in unsäglichem Jammer. Ihr fester Wille war es gewesen, zu vergessen vergebliches Mühen. Was sich täglich erneuert und ver tieft, behauptet sich ini erbittertsten Kampf. „Es gibt kein Vergessen", hauchte sie. Bitte, sie zu schonen, lag in ihrem »Gertrud Gertrud!" Seine Au leidenschastliche Weh der beiden Her zen. .Herbert, warum haben Sie mir sallenes Geschöpf." Herbert v. Bornstädt zuckte zusam men wie unter einem schweren Schlag. auf, und wie sie den Ausdruck tie fen Schmerzes in seinen Zügen be merkte, schwand all ihre Bitterkeit sie empfand nur den einen heißen Wunsch, daß er sich rechtfertigen mö ge, damit sie ihn freisprechen, um Verzeihung bitten könne. Ach, wie gern hätte sie wied'r zu ihm empor geblickt, als zu dem Besten und Herr lichsten von allen. Schien es nicht, als sollten endlich die Rätsel, an denen sie fast zu grunde gegangen, ihre Lösung fin den? _ Herbert beugte sich vor, es schien, als wolle er ihr gegenüber in dem Fauteuil Platz nehmen. Gertruds Auge hing mit verzeh render Angst an seinen Zügen. Was würde sie zu hören bekommen? Welche Gründe leiteten Herbert da mals? Hatte er vielleicht selbst unter dem Zwange einer bitteren Notwen digkeit gehandelt? Ein solcher Ge danke war ihr vorher niemals ge kommen. sprechen wollte, vernahm man von draußen lautes Sprechen und Rufen. Jetzt kamen schwere Schritte die Treppe herauf, ein leises Aechzen und geheimnisvolles Flüstern ward hör bar, Gertrud legte unwillkürlich in tödlichem Erschrecken die Hand aufs Herz. Es mußte etwas geschehen sein. Was war es um Gottes Gnade und Barmherzigkeit willen! Ihr Mann ihr einziges Kind? Die heißen Wünsche zerflossen plötzlich in Nebeldunst und ein Gebet, bang und schwer, stieg aus ihrer Seele empor. „Barmherziger, wenn ich mich ver sündigt habe, strafe mich nicht zu hart. Ich will alles gutmachen men, tönten ihr ins O^r. Ihr Kind heiße Pein durch unsicheren, schwankenden Bewegungen. „Gertrud es ist etwas Schreck liches geschehen zeigen Sie, daß Draußen stand sie still, um sich zu sammeln. Wie sollte sie die Oual, unter der ihre Seele sich wand, er tragen? 13. Kapitel. Dai geräumige, überaus freund verdunkelt. Gertrud saß am Schmer zenslager ihres Mannes; sie hielt seine Hand in der ihrigen und neigte sich vor, um zu verstehen, was er sagte. Der stürzende Baum hatte den be rühmten Pianisten schwer verwundet. Der rechte Arm war gebrochen, die Hand gequetscht. Mit dem^Klavier- Brenlen schien sich der ganzen Tragweite des Unfalles be wußt zu sein. Seine schönen Augen spiegelten den grausamen Schmerz sei ner Seele wider. Er wollte spre chen, trotzdem der Arzt es ihm ver boten. Nur mühsam und langsam kamen die Worte von seinen Lippen. Man sah, das Sprechen kostete ihn ungeheuere Willensanstrengung. „Sprich nicht", bat Gertrud, ge waltsam den eigenen Jammer unter drückend, „in einigen Wochen wird alles wieder gut sein, dann kannst du mir alles erzählen, jetzt regst du „In einigen Wochen —Brenken lächelte trübe, „dann wird längst al les vorüber sein. Glaubst du, daß ich es anders wünsche, daß ich am Die Worte trafen die junge Frau wie ein schwerer Vorwurf. Unwill lürlich senkte sie den Blick. Als sie ihn wieder hob, waren ihre Augen naß von Tränen. «Sprich nicht so, Lieber, es zerreißt mir das Herz." Er sah aufmerksam in ihr Gesicht, das so schattenhaft bleich, von einem großen Leid gezeichnet war. „Ost hatte ich einen wundersamen Traum, Gertrud, ich träumte, du könntest mich liebhaben .... Träume erfül len sich selten oder nie das vergaß ich nicht." kniete vor seinem Lager, sie verbarg das Gesicht in den Kissen. Heimlich rang sie die Hände. „Ich wußte, daß sich nichts mehr ändern konnte zwischen dir und mir, und doch machten mich die Träume so glücklich. Weine nicht, Gertrud", fuhr er fort, als die junge Frau fas sungslos zu schluchzen begann, nicht töten, wo sie einmal fest Wur galt? les! Jahre ihres Lebens hätte Ger unselige sündhafte Liebe zu Herbert aus ihrem Herzen hätte reißen kön nen. War sie schuldig? Ja. Sie ches sein heißer, stürmischer Künst lersinn ersehnte, zu empfangen Holste. Ach, sie war ja selbst davon über liche Enttäuschung bereitet hatte. Und wieder mußte sie denken, daß im Grunde nur Herbert v. Born städt dieses Unheil verschuldet, daß er wie ein Egoist gehandelt hatte Wirklichkeit? „Wo bleib! Herbert? Warum „Möchtest du ihn sehen. Lieber? Ich will sogleich den Diener zu ihm schicken, daß er ihn Brenlen hatte auch nicht wieder nach ihm gefragt. Nun war es vollends Herbst ge der Arzt nicht genug rühmen konnte. Wenn die inneren Verletzungen nicht gewesen wären, hätten sich die ein Buch mit sieben Siegeln. Geduldig ertrug der Künstler die großen Schmerzen. Manchmal leuch- Augen. „So viel wie in dieser Zeit hast du dich noch nie mit mir beschäftigt, mit." „Bringe mir das Kind, Gertrud, ich habe es heute noch nicht gesehen.' .Die Wärterin ist soeben mit Trudchen ausgegangen. In einer Stunde werden sie wieder da sein." Oft, wenn der Jammer sie zu überwältigen drohte, schlich die junge Frau hinaus, um ihren Tränen freien Lauf zu lassen. Konnte sie sich nach diesen Ein drücken, die wie ein zweischneidiges Schwert in ihre Seele drangen, je wieder ausrichten? Der Tod mußte eine Wohltat sein im Gegensatz zu dem Leben, welches ihr bevorstand, wo in bitterer Selbstanklage und Ber zweiflungs - Ausbrüchen verbrachte Stunden zu Ewigkeiten wurden. Die Augen des Kranken hatten heute einen so unnatürlichen Glanz. „Will der Arzt noch immer nicht erlauben, daß Herbert zu mir Weile ganz still gelegen. „Ach, und ich möchte Herbert so über alles gern noch einmal sehen, ich habe ihn so liebgehabt, Gertrud." zerrissen ihr Herz. ein fassungsloses Schluchzen rang sich Mit einem seltsamen Ausdruck richteten sich seine glänzenden Augen aus das todblasse Gesicht seiner Frau. „Euch beide, dich und Herbert, hatte ich über alles lieb," wiederholte er. er leise, „wenn „Kamills!" schrie die junge Frau a»s, ihn so reden zu hören, war noch schwerer als alles, was sie bisher getragen. Der Schmerz hatte ihren Sinn geläutert, die fündige Liebe war in ihr erstorben, überwunden. Ein tiefes Erbarmen mit ihrem Manne durchwallte sie, ein Gefühl der Zärtlichkeit, das sich früher nicht „Habe Mitleid mit mir," bat sie flüsternd, „wenn du mich liebhast, quäle mich nicht so grenzenlos." „Ich will dich gewiß nicht quälen, Gertrud," sagte Kamills in dem alten gütigen Ton. „aber ich habe dir noch einiges bezüglich meiner besonderen Wünsche mitzuteilen und muß mich damit beeilen. Ich fühle es, daß ich nicht mehr genesen werde. Vielleicht bin ich schon morgen dahin." Aufschluchzend barg Gertrud den Kopf neben seiner Schulter. „Bleibe bei mir, Kamills, oh, bitte, bitte, verlaß mich und dein Kind nicht. Ich will gutmachen, was ich verab- Hand, die mit Bandagen umwunden war. „Sprich nicht weiter, Gertrud, du warst immer so wahrheitsliebend, im Angesicht des Todes wirst du mich nicht belügen wollen." Es entstand eine lange Pause. Gertrud wagte nicht weiterzusprechen. Ihre Lippen berührten leise und zag haft die Stirn ihres Mannes. Er lächelte müde. Sie hatte ihm so sel lassen. Plötzlich hefteten sich Kamillss halb chem Feuer auf ihr weißes, liebliches Gesicht. „Meine Seligkeit würde ich hingegeben hoben, wenn du mich nur kann." Mit grohen, weit aufgerissenen Au gen sog Gertrud ihrem Manne die Worte förmlich von den Lippen. Kum jetzt die Lösung des Rätsels, an dem ihr Lebensglück zerschellt war? Sie bat ihren Mann nicht mehr, hätte ihn auf den Knien beschwören mögen? „Sprich zu laß mich 'nicht länger in dieser tödlichen Unge wißheit." Aber im Kraiikenziinmtr war es plötzlich sehr still geworden. KamilloS Augen waren geschlossen. Gertrud und als er gewahrte, wie sie um ihn sorgte, lächelte er ihr freundlich zu. .Du bist müde, Lieber, das an haltende Sprechen hat dich angegrif fen." »Ja, Gertrud, ich bin müde," er tastete nach ihrer Hand und sie gab sie ihm; ..ich wollte dir nur noch sa gen, daß ich nichts gegen euer Glück einzuwenden habe. Ich weiß, ihr werdet Trudchen liebevoll erzie hen." „Unser Kind wird, so Gott will, unter meiner Obhut heranblühen zu einem starken, tüchtigen Menschen. Und du, Kamills, wirst bei uns blei- Blicke an, dann schlössen sich seine voll auf seine mühsamen, unregelmä ßigen Atemzüge. Plötzlich rief er in zärtlichem Tone bin ich, Kamills, dicht bei dir. Min schest du etwas?" „Du sagtest vorhin, du wolltest mich lnbhabsi, Gertrud. War das dem Ernst? Ach, wenn du mich noch ein mal lüssen wolltest, es würde mich s» glücklich machen." , Sie erstickte das heiße Weh, wel ches in ihrer Brust emporstieg. Wort los, mit Augen, die wie lichte Sterne schimmerten, neigte sie sich über ihn und tüßte ihn mehrmals auf die Lip pen. Seine eingesuntenen Züge verklär ten sich. .Habe Danl", murmelte er, grundgütigen Seele? Seine Glieder dehnten sich da» Herz stand still. Kamills v. Brenken war nicht 20. Kapitel. „Kein Mensch auf Erden ist so un glücklich, daß er nicht noch unglück trud. Noch war lein Jahr vergangen, seitdem man ihren Gatten zur letzten Ruhe bestattet, da verlor sie ihr Töch- Nun war sie wieder allein, verein samt, ohne Heimat. Das große Ver mögen, welches Brenlen ihr hinter« lassen, ermöglichte es ihr, ganz »ach ihrem Gefallen zu leben. Aber woran fand sie Gefallen? Alles, alles war ihr gleichgültig, das ganze Leben ver leidet. Sie beneidete die Toten, de ren Grabesruhe nichts mehr stören konnte, dazu gehörten ihre Eltern, ihr Mann und Kind. Allerdings hatte Armin ihr sein Haus als ihre Heimat angeboten und ihre Schwägerin war die liebste, rei zendste Frau, aber das reine, innige Glück dort führte ihr die eigene Ver lassenheit, ihr verfehltes Dasein im mer noch besonders vor Augen. Ger ader es ging über ihre Kraft, an dem seligen Frieden der Geschwister die eigene Unrast zu ermessen. Ren Verwandten, von Ort zu Ort sie nach (Schluß folgt.) Auch das noch! Chef (zum neuen Kontoristen): ,Na mit Ihnen habe ich ja einen guten Fang gemacht! Sie leisten nichts, rein nichts, und wie es scheint, auch das noch mit Unlust!" Die gute Freundin. Herr: .Ihre Freundin ist wirklich ein recht hübsches Mädchen. Fräulein (empfindlich): .Nicht