M »li-chixftsat Willis. den deutschen Truppen besetzt ist, hat nicht nur als Hauptort des großen, westrussischen Militärbezirks hohe Bedeutung, sondern bietet auch, mit feinen 200,000 Einwohnern die viertgrößte und älteste Stadt West rußlands, erhebliches historisches In teresse. Der „Ort der üblen Düf te", wie die Russen Wilna nennen, kann sich zwar keines sehr groß städtischen LebenS rühmen, und ist, außer dem alten Schloß und der ehemaligen Universität, nicht sehr reich an profanen Prachtbauten. Da gegen kann es sich an der Zahl be- Der neue Statthaftes von Gc tersher alle religiösen Bekenntnisse getroffen. Die Hauptsache von eigenartigem Reiz ist die Oßtrowo rotnaja, die zu jeder Tageszeit mit Gläubigen angefüllt ist, die zu der Oßtra-Brama-Kapelle wallfahren. Dort ist ein großes Mut das Christusbild der Peter- PaulS-Kirchs in der Vorstadt Anto- DaS älteste Gotteshaus in Wilna ist die römisch-katholische St. Sta nislgus - Kathedrale. Weithin ist ihr hochragender Glockenturm sicht bar, dessen unterer Teil noch aus dem 14. Jahrhundert stammen soll. An der Stelle der heutigen Kirche stand vor dieser Zeit «in dem Licht gott Periuna, dem obersten Gott der alten heidnischen Litauer und Leiten, geweihter Tempel, der unter dem Großfürsten Wladislaw Ja« giello, seit dem Jahre 1386 noch König von Polen, zu einem christ lichen Gotteshause wurde. Die griechische Tempelsorm, in der sich die St. Stanislaus-Ka thedrale heul« darbietet, geht auf das Jahr 1801 zurück, in dem die Kirche ein« gründliche Erneuerung erfuhr. Sechs gewaltige Säulen im dorischen Stil bilden den Portikus, dessen Giebelfeld reich geschmückt ist. Ueber der bildlichen Darstellung der Opferung Noahs erblickt man die Statuen" der heiligen Helena mit dem Kreuz, des heiligen Stanis laus und des heiligen Kasimir. Auch im Innern birgt die Kirche reichen Schmuck und wertvolle Kirchenschät ze, den silbernen, etwa 1200 Kilo gramm schweren Sarg des heiligen Kasimir und kostbare silberne Sta tuen polnischer Könige und Köni ginnen. Auf dem Kathedralplatz hat seit dem Jahre 1303 ein Bron zestandbild der Kaiserin Katharina 11. von Antololskij Ausstellung ge funden, und in der Nähe ist auch einem der bedeutendsten russischer Dichter, Alexander Sergejewitsch Puskin, ein Denkmal errichtet. Der Enarliergrohvater. (Ein Feldpostbries.) Eigentlich verdient unser Ouar tierwirt den Kosenamen nicht, denn der in der Mitte der fünfziger Jahre stehende Mann ist noch so rüstig, ge schäftig, und nur, weil seine Frau, ein eisgraues, vergrämtes Mütterlein, unsere Großmutter geworden ist, hat er sich mit seiner Schlauheit de» Bei namen Großvater beigelegt, denn das hat er in den langen Kriegsmonden schon gespürt, daß das Alter einen gewissen Schutz und eine gebührende Ächtung für sich in Anspruch nehmen darf. Er ist unser Hausherr. Als Besitzer des kleinen, einstöckigen Häus chens, der Scheunen und Ställe, worin unsere Pferde stehen, lassen wir ihn als „Hausherr" gelten, aber das Haider Haider mit dem Tag, als belehntes an diese abgegeben. Die Zeit hat ihn gelehrt, stille zu sein. Doch was hinter der hohen, ken gebrütet wird, daS reden die Au gen, diese klugen, schwarzen, stechen den und manchmal bösen Augen. Ein unheimliches Feuer flammt daraus; man sieht, wie er sinnt und sich in Gedanken quält. Er haßt uns und den Krieg. Er sitzt abseits. Die Mütze stets auf dem Kopf, der große Schirm verbirgt die Brutstätte des buschigen Augenbrauen, die bis zu zwei tiefen, senkrechten Falten an der Nasenwurzel reichen, die scharfe, fast kantige Nase, das magere Gesicht und der fest zusammengepreßte Mund mit rät. Mr. L... . gilt als reich. In Pa- Zinsen bleiben aus, die Mieter sind Pacht- und Hauszins schuldig. Er rechnet und rechnet und immer schleicht er durch Hof, Haus und Garten. Sein Wesen wird täglich scheuer, die bösen Augen meiden ein ehrliches Gesicht. Der Teufel Geiz hat ihn in seinem Bann und arbeitet an seiner Zerstörung. Die Scheunen stehen leer, Mäuse und Ratten treiben ihr Spiel, ein« dürftige Kuh hat lein RequisitionSscheine, seine Schlaf stube und seine Küche. Selbst Grund und Boden geht verloren, und die ch-n ihm bittere Sorgen, denn er hat ja der Mutter Erde an einem stillen abgelegenen Plätzlein seine Habe anvertraut und diese hat viel leicht ihr Geheimnis durch den Maul wursskrieg preisgeben müssen. Wenn er das Donnern der Geschütze ver nimmt und der dumpsdröhnende Ein schlag der schweren Minen rollt und die Abschüsse Fenster zittern machen, dann geht ihm ein Stich durchs Herz, und er hat eine fürchterliche Anklage gegen die französische Regierung und ihre seltsamen Bundesgenossen. Was gehen uns die Russen an und die Engländer, diese Länderräuber, mit denen uns vor sechs Jahren noch Krieg gedr»ht hat! wenn er von Englands Anma ßung in Calais hört, so hat er den selben Jammer um die Stadt wie die wurde er nachlässiger er ist krank, todkrank, ein Opfer des Krieges mit seinem Land, seinem »Pauvre vnttscd« >»< l lt«ll«i!s»t Das Bukarester Blatt Zina schreibt italienische Kultur 5000 Jahre alt sei, 2000 jährige Kultur zurückblicken schen Paradiese. Was hat Italien len. Das ist Italien. despotisch herrscht. Das ist Italien! ES gibt ein Land in Europa, das 1911 etwa 36 Millionen Einwohner bescß, von denen 29 Millionen über sechs Jahre alt waren. Von diesen konnten nur 18 Millionen lesen und schreiben, der Rest, 37 Prozent, be stand aus völligen Jlliteraten. In Sizilien steht die Kultur auf 58 Pro zent Jlliteraten. In Deutschland gibt es nur einen unter je 10,000 Ein wohnern. Es gibt ein Land, wo neben der nationalen Regierung eine geheime Leitung unter den Namen Maffia, Kamorra, Teypa und ähnlichen be steht. Sie steht im besten Einverständ nis mit fast allen Gemeindeverwal tungen und macht alle Reformen der nationalen Regierung unmöglich. Wenn in jenem Land einer dieser „Malviventi" gerichtlich verfolgt wird, so sendet der lokale Oberrichter den !Fall zur Verhandlung in «ine and«re Provinz. Das ist Italien! Es ! gibt ein Land, in dem die Korruption MU wegen eines geheimnisvollen Briefes zittert, in dem ein Mitglied des Hau ses den Befehl erhält, auf seinen Sitz zu verzichten. Ein Land, in dem ein Exminister in das Gefängnis geschickt wird wegen grober Betrügereien und nachher ins Parlament zurückkehrte als der „onorevole" Nasi. Das ist Italien! Es gibt ein Land, in dem ein Dich ter auf literarische Ersolge gerade wie ein Jndustrieritter spekuliert, bela stet mit jeder Art moralischer Verfeh lungen, der von feinern Landsleuten als in materieller wie moralischer Be ziehung bankerott verachtet wird und der Über die Grenze fliehen mußte. Heute kehrt er als Tyrtäus zurück, weder blind noch lahm, aber posierend als eine hochgesinnte, edle Persönlich keit. In Deutschland hielt der 50 Jahre alte Dichter Richard Dehme! keine Rede, aber er zog als einfacher Soldat ms Feld. Das ist Italiens Zivilisation, die 3000 Jahre älter ist als die Deutschlands! . sdgesetzte Sambrlous. Im Zentrum von Genua befindet sich die Monfch'sche Bierhalle, in der, solange deutsches Bier noch nach Ita lien versandt wurde, edles Münchener Bräu verzapft würd«. Gleich nach Beginn des Krieges verkaufte, nichts Gutes ahnend, der Schweizer Besitzer Ein Lpser dc« !U>ellkriegcS^ — Wilson des Bierhauses dasselb« an einen Ita liener, und er tat gut daran, denn so brauchte er nicht das Schicksal zweier schweizerischer Landsleute zu teilen, deren Lokale vom Pöbel in seinem Deutschenhaß demoliert wurden. Im Eingangssaal der Bierhalle prangte ein Gemälde, welches König Gam brinus auf einem Bierfaß sitzend und ein Glas schäumenden Bieres schwin gend darstellte. Wie die Genueser Zeitung „Cassaro" berichtet, hat nun der jetzige neue patriotische Besitzer es für »besser" gehalten, den 6^?." ste für einen Gott der deutschen „Bar baren' gehalten haben mögen) durch ein zeitgemäßes anderes Gemälde zu ersetzen, welches, laut „Cassaro," al len genehm ist. Das neue Gemälde stellt die verschiedenen Regionen Ita liens dar, welche festlich geputzt den vom österreichischen Joch befreiten Schwester-Regionen Trentino und Jstrien entgegenschreite». Nun wird sicherlich auch das schalste und sauer ste Bier in der Bierhalle den Helden Glas Bier nach Barbarenart dem ita lienischen Wein vorziehen.—Nach dem Kriege wird der verbannt: Gabri nus aber wohl wieder aus der Rumpel kammer heruntergeholt werden, denn dann möchte der Anblick der trotz al lem nicht befreiten Provinzen auch den Schoppen besten Müncheners dem durstigsten italienischen Biertrinker sauer und ungenießbar erscheinen las sen! «»sslscde SeWdekeimlMe. Die Moskauer „Rußkoje Slowo" veröffentlicht an erster Stelle einen Artikel ihres Kriegsberichterstatters schen Kriegsgefangenen plaudert und nebenbei erzählt: „Alle Deutschen, die ich an diesem Tage gesehen, sahen verwahrlost und bis zum äußersten Grade gequält aus. Unsere Obrig keit nimmt ihnen zu allernächst ihre Helme und ersetzt diese durch allen möglichen Kopfputz, sogar durch Zy linder und Damenhüte/ Wo mö gen wohl auf dem Kriegsschauplatz Zylinder und Dawenhüt« herkommen? Infanterist Pflaume. AuS München wird berichtet: „Ueberlassen Euch Infanterist Pflau mit diesem Telegramm ihres Schwei zer Vertreters an einen Theateragen ten in Amerika wollte der Drei-MaS ken-Verlag in München den Verkauf des Schwankes „Infanterist Pflaume" rüng, zu welchen Bedingungen der Infanterist Pflaume an Amerika überlassen worden sei und so weiter. Unteroffizier: „Sie haben den ge fangenen Engländern Zigaretten zu gesteckt; das ist ein ganz würdeloses Verhalten!" Zivilist: „Bitte, ver suchen Sie mal eine, Herr Unteroffi zier, da werden Sie anders urteilen!"