Um ein Wort! Oriainalroma» von I»'e»h>ne Tchod«» Hiidicke. wohnheit war, tastend vorgestreckt, ob gleich sie sicher sein durste, das; hier nichts ihr im Weye stand. Erst als sie verschwunden war. sagte Sibylle einfach ohne jede Emp findlichkeit: .Ich glaube. Erich, dar über darfst du ruhig sein. Du hast ja die Briefe Evas gelesen. Als sie ton hier fortlief, war sie nichts wei ter als ein trotziges Kind. Da un ten in Thüringen scheint sie aber ver nünftig geworden zu fein und ihren frohen Uebermut wiedergefunden zu haben. Sie ist ja auch älter gewor den, und wenn sie sieht, wie glücklich, wie unaussprechlich glücklich ich durch dich geworden bin, wird sie alle Emp sindlichteit überwinden." Dr. Brand hatte sich aufgerichtet und den Arm um Sibylle gelegt. Sein Gesicht zeigte einen freudigen Schim mer. „So bist du glücklich, wirtlich glücklich, Sibylle?" .Hast du daran gezweifelt?" fragte sie lächelnd zurück. Er antwortete nicht sogleich, son dern schien nach passenden Worten zu »Ich weiß nicht, Sibylle, manch mal im Anfang wenigstens wollte es mir scheinen, als ob du innerlich mit dir lämpstest, als ob du irgendetwas zu überwinden hättest. Und dann du bist noch jung. Sibylle das einsame, stille Leben hier wo ich so viel von Hause fort bin, dazu das große Kind mit seinem Leiden. . Weiter tam er nicht, denn Sibylle hatte ihn sanft die Hand auf den Mund gelegt. Ihr schönes ernstes Gesicht, das einen Ausdruck frauen» haster Reife trug, war ihm voll zuge kehrt. „Du kränkst mich, Erich. Daß ich etwas zu überwinden hatte, anfangs, fchaften daS Essen steh! bereit." Teller legte. lebhaft. sie begann angeregt von der Kin BeS Mädel die kleine Schwester aus. b'ld d d A f ten Rosen, Georginen und Astern ab und band riesige bunte Sträuße dar aus, die sie Eva zum Willkommen in das Zimmer stellen wollte. Am Abend aber saß Sibylle allein in der von wildem Wein umrankten Laube. Hannchen war bereits zu Bett gegangen und der Dottor hatte einen Boten geschickt, daß «ste und Stunden denken, wo Erich ihr so zur Seite gestanden hatte in treue ster Aufopferung und Pflichterfüllung, damals, als ihre Mutter starb. Da hatte sie noch nicht geahnt, welche Ge fühle er sür sie hegte und daß es ihr bestimmt war, «inst seine Frau z> werden. Nun war ihr ganzes Herz von Liebe für ihn erfüllt. Ein warmes Gefühl stieg in ihr auf, wenn sie des Abwesenden gedachte, gann sie zu überlegen, ob auch alles bereit sei, um eS ihm behaglich und beqcuin zu machen, wenn er endlich einmal in die Küche gehen, da blieb sie aber lächelnd wieder stehen. Aus dem geöffneten tönte halblauter Gesang zu ihr herüber. Das junge Küchenmädchen machte feinem stets verliebten Herzen durch ein sentimentales Lied Lust und in ihren hellen, etwas scharfen Sopran mischten sich zitternde Töne einer zweiten Frauenstimme. Wirtlich, das war die alte Anne, die sonst inaner schimpfte und brummte, wenn das junge Ding bei der Arbeit sang. Das alles tat die Freude, Eva wie- Gedanken glücklich wieder bei der klei nen Schwester und schlugen sehnsüchtig dem Morgen entgegen, wo sie Evas wiedersehen sollte. So stellte sie sich schlanle Erscheinung, in tiefe Trauer gelleidet, deren Gesicht durch einen Schleier verhüllt war. In der Hand hielt sie eine kleine Reisetasche, die sc jetzt bei Sibylles Anblick einfach zu schleuderte, um aus- Statt aller Aniwort war Eva in bitteres, herzbrechendes Schluchzen ausgebrochen, schmiegte daS Gesicht fest an Sibylles Schulter und hielt Ne Schwester umfangen, als ob sie einzig bei ihr Trost und Hilfe sür ihr schweres, bitteres Herzeleid finden Sibylle wußte nicht ein und aus. Sie strich Evas Haar, tüßte ihre Wange» und fliister'e ihr all die Ko seworte ins Ort, mit denen sie 'inst die »eine Schwester beruhigt und ge tröstet hatte. „Evchen, aber Eochen, so sprich doch! Was fehlt dir? Um Gottes willen, so rede doch!" stammelte sie In ihrem Gesicht tämpften Trauer und Bestürzung miteinander. So also kam Eva zurück! Das hatte sie nicht erwartet, nicht erwarte» kön nen. Still führte sie das junge Mäd chen, das sich endlich halbwegs beru higt hatte, in daS Haus. Aber auch hier war Eoa nicht zu bewegen, den Grund ihres Kuinmers zu nennen. Sie gab sich alle Mühe, jetzt heiler zu scheinen, und war beschämt und verlegen, daß sie sich von ihrer Erre gung so hatte hinreißen lassen. „Ich hi-lt eS nicht mehr aus. Sibylle, i.h hatte Sehnsucht nach dir", sagte sie und suchte so die Person der Schivester in den Bordergrund zu stellen. .Laß dich ansehen. Sibylle, wie du aussiehst. . , Schön bist du und bist du glücklich? Sag', bist du glücklich?" Fast hätte Sibylle lachen mögen über die Eindringlichleil dieser Fra ge, wenn nicht Evas Augen gar so angstvoll forschend auf ihr geruht hätten. „Ich bin glücklich, Evchen, sehr, sehr giüalich, und das wirst du begreifen, wenn du erst die lieben Menschen näher kennen wirst, die mir jetzt nahe- Ein Seufzer hob Evas Brust. Dann lachte und scherzte sie wieder, tramphaft und aufgeregt als wollte sie alle ihr unbequeme» Fragen Sibyl les dadurch ersticken. Die alte Anne, die Eva freudestrah lend entgegenkam, umarmte sie stür misch, aber auch diese fühlte, daß des junge» Mädchens Freude nicht echt war, daß etwas andre? dahinterstecken muhte, und sie schüttelte bekümmert den Kopf. Dann trug sie herbei, was in der Eile möglich war, und nötigte Eva mit Sibylle gemeinsam zum Essen, und Eva zwang sich auch, obgleich ihr der Bissen fast im Munde quoll. Wenn sie sich eine» Moment un beobachtet glaubte, sah sie sich mit großen, staunenden Augen in der ihr fremden Umgebung um, sie konnte sich selbst noch nicht zurechtfinden in der Aenderung, die ihr Schicksal so plötz lich wieder genommen, aber daß sie hier von Liebe und Fürsorge umge ben war, das fühlte sie. Eva wurde plötzlich müde. Die lange Fahrt, alle die vergangenen Aufregungen rächten sich. Sibylle geleitete die Schwester hinauf in das für sie bestimmte Zimmer. Es war dort alles fertig und atmete Frie den, Behagen und Sauberkeit. Die bunten Blumen leuchteten Eva entge gen. „Hannchen hat sie gepflückt. Das arme Kind freut sich so sehr auf deine Ankunft. Sei recht nett und lieb zu ihr, ich weiß, du wirst sie auch liebgewinnen mit der Zeit", bat Sibylle und half fürsorglich Eva, sich der drückenden Kleidung zu entledi gen. Hier endlich, in der altvertrauten Umgebung, zwischen den Sachen, die Eva von klein aus kannte, fand sie auch das alte Vertraue», die alte Liebe zu Sibylle wieder, die sie hät schelte wie ein kleimS Kind. Als st- in dein weißen Bett lag und Sibylle sich auf den Rand des selben gesetzt hatte und voll Zärtlich keit und Stolz auf die kleine Schwe ster niedersah, da verlor Eva die erkünstelte Heiterkeit. Wieder schlang sie ihre Arme um Sibylles Hals und weinte, dismal aber nicht sturmisch, in ausbrchender Heftigkeit, sondern still und schmerzlich, und Sibylle fühlte klopfenden Herzens, daß EvaS Kummer dieses Mal wirklich einen Grund haben mußte und nicht in kin discher Einbildung bestand. In ihrer Herzensangst begannen sie zu fragen. Da trocknete Eva ihre Tränen und sah Sibylle an Sie hatte deren beide Hände in die ihren genommen. Ein schmerzliches Zucken lag um den klei „Nichl fragen, Sibylle, nicht fra gen! Ich kann eS dir nicht sagen, wenigstens jetzt noch nicht. Aber habe Geduld mit mir, es wird schon an Evas Wunsch, hatte sie doch auch einst ihr eigenes Leid stillverschwie gen mit sich herumgetragen und kei nem Menschen davon sprechen mögen. Wenn man nicht daran rührte, heilte so etwas am besten. Noch einmal glättete sie EvaS Kissen und rief Anne, daß sie eine beruhigende Limonade mische, und noch während Eva trank, sank ihr Kopf müde zur Seite. Ein paar Mi nuten verhaarte Sibylle schweigend an dem Lager der Schwester, bis tiefe, sanfte ihr verrieten, daß Stirn und schlich leite hinaus, nach dem sie das Licht verlöscht hatte. Im Dunkeln erwartete sie dann Erichs Rückkehr, und als er endlich kam, erzählte sie ihm. daß Eva heim gekommen und wie sie gekommen. Lange und ernsthaft sprachen sie miteinander, und die Folge davon lebt. der übermütige, lustige Wildfang, 14. Kapitel. Nach einiger Zeit glaubte Sibylle die Ursache von Evas Kummer erra von und ihrem Leben dor! zu erzählen. Nicht ohne Bosheit hatte sie das verschrobene Wesen Alices ge schildert und die gedankenlose Anbe tung von Mutter. Ernst war mit we nigen Worten abg-tan; von ihm gab :S nicht viel zu erzählen. früher, ehe sie ihn näher kannte, in urteilt hatte, sprach sie jetzt^nitJelz- in der Hilfe für die Armen im Zuweilen aber brach si« te, ebenfalls ein großes Interesse für Eva an den Tag gelegt hatte, sie hatte ziehen lassen. War Eva denn Fritz Nessel. Seinen Besuch, das Wie fllrchtet. malte zu ihrer eigenen Qual, dann ke, ihr Schicksal von dem Fritz Nessels die ein Weihnachlsgeschent für d-n Vater werde» sollte. Auf der Ofen platte dampften zischend ein paar Sibylle hinausgeschickt und Eva her unterbitten lassen, aber die tam wie der einmal nicht. Kleid. .Mamachen, wollen wir nicht trin ten? Der itaffee wird gewiß kalt, oder soll ich ihn in die Ofenröhre schieben?" mahnte sie halblaut. „Nein, nein, laß nur!" erwidert« Sibylle hastig. .Laß sehen, was dir inzwischen sertiggebracht hast, dann wollen wir trinken". der Hand und lobte: .Hier der Tan nenzweig ist wunderschön. Wie Va ter sich freuen wir!!" Man hörte aber dem Ton ihrer Stimme an, daß sie nicht recht bei der Sache war. Auch. die kleine Blinde empfand das. Schweigent» streichelte sie Sibylles seine, blasse Hände. Und unwillkürlich seufzte die junge Frau bei diesem Zeichen von Mitgefühl leise auf. „Mamachen, warum ist denn Eva nicht so wie du?" fragte das Kind halblaut in feiner über feine JaHre .Still, Kind, das darfst du nicht großen Kummer, der sie quält." Da schüttelte das blinde Kind ver wundert den Kops. Sie faßte daZ dcrte sie ihr Urteil über Eva. Ihr Erstaunt blickte Eva Sie hatte sich an die kleine Blinde ge wöhnt, ohne sonderliches Interesse sür sie zu zeigen. Nun sah sie, wie das Kind lauschend den Kops vorbeugte, kam und sie beide störte. Dann, als sie sich dessen vergewissert hatte, neigte sie sich geheimnisvoll zu Eva und sag so traurig bist, Eva. Du mußt mir nicht böse sein", flüsterte sie dann bit tend, als Eva unwilllllrlich eine Be wegung machte, ihre Hände aus denen Hannchens zu ziehen. „Diaina hat mir daß du einen großen „Du?" Unwillkürlich verriet Evas Ton eine gewisse Geringschätzung. Aber Hainichen ließ sich nicht entmutigen. „Ja, so traurig. Und wenn sie allein ist, (Fortsetzung folgt.) Druckfehler. Der Direk .L ii gestuhl".