Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, August 19, 1915, Image 3

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    Um ein Wort!
kB. Fortsetzung).
Diesmal hatte niemand sie von der
geeilt, sobald das Rollen der Wa-
Heweint, daß sie kaum zu sehen ver
mochte; fast hätte sie beim Ausstei
gen den Wagentritt verfehlt. Da
Mädchen krampfhaft.
„Wo ist das Kind? Wo habt
ihr —? Mein Gott, wie furchtbar
die Tür. Nicht die Mutt«?
die geduldig zurücktrat, ließ sie mit
«in.
Da ging Tante Franziska, von
Eva mitleidig geführt, zu ihrem
Manne. Eine Meile sahen sich die
in dieser Minute geklärt sein.
Fast eine Stunde war Alice an
Inges Lager geblieben, dann war
ren Gatten zu sprechen, in ihr Zim
mer hinaufgegangen. Nach einer Wei
le sah Eva, wie Ernst ihr folgte.
Trotz aller großen Worte, die er vor
her gehabt, war er wieder derjenige,
!>er nachgab.
Mittags kam das junge Ehepaar,
vollkommen einig, wie es schien, zu
Tische.
Nun erst begrüßte Alice ihren Va
ter, und es schien kaum Eindruck auf
sie zu machen, daß er sie kurz und
lllhl behandelte. Auch jetzt sah man
nur schwache Tränenspuren an ihren
ren Händen.
Auf Tante Franziska schien das
furchtbare Ereigniss mehr gewirkt zu
kam ihre krititlose Bewunderung für
olles, was Alice tat, wieder zur Gel
tung. Sie ging noch mit geröteten
mal eine Berühmtheit werden, das ist
gewiß", versicherte Tante Franziska
dem jungen Mädchen.
verächtliches Lächeln um die feinen
Lippen.
Noch vor ganz kurzer Zeit hätte
, 2 2 "ck
Locken. Wenn die eigene Mutter auch
versagte Liebe sollte Klein - Inge
nach ihrem Tode. ...
9. Kopitel.
Zum zweiten Male in ihrem jun
gen Leben hatte Eva dem Tod so
lcnde Zeit den tiefsten, bittersten
Es war ein trauriges Weihnachts
sesl gewesen in diesem Jahre. Wohl
halte der Oberförster ein« Ivunder-
hatte das Herz gehabt, dieselbe zu
schmücken und strahlenden Lichter-
Absicht"
gekommen. Nicht, daß sie sich jetzt
noch gefürchtet hätte, Sibylle in ih
rer neuen Umgebung zu sehen; es
mußte ja doch einmal geschehen. Aber
das Mitleid mit Onkel Franz hielt
sie fest, das und vielleicht noch et«
was anderes, über das sich Eva selbst
nicht recht klar war. Aber sie hatte
die Empfindung, als gehöre sie hier
nicht unhöflich scheinen wollte, und
Alice erklärte häufig genug, daß er
der einzige Mensch fei, der sie ver
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.Verkleinere dich doch nicht selbst'',
sie das alles gar nichts an, in ihrer
Arbeit fort, bunte Wollfäden zu ei
ner Schlummerrolle für den Onkel zu
Rücksprache betreffs Ausstattung ih
feln. Du lieber die Leute!
feine Ruhe zu lieb, kurz, er ließ Alice
ge v" l F s i 'ch h
Alice wenig. Mit fieberhafter Hast
fortzugehen. Als die Reise fest be-
Eva aber wußte nicht, ob sie froh
oder betrübt sein sollte. Der Onkel
tat ihr so leid und dann da war
sich derselben nach Kräften.
hätte! Das Kind hatte Halt und
Ehe Alice mit der Mutter abreiste,
lel und Eva auf dem Rücksitz Platz
Stück des Weges bis an das Dorf
mitzufahren. den Taschen hatte
wollte er In da? Hau? bei Lehrer»
unten im Dorfe. Der hatte ein klei
nes Mädchen in Inges Alter, das
benutzte Ernst jetzt, um festzustellen,
welche Sachen er fabrizieren durfte
und welche nicht.
Dorffriedhof, wo Inge begraben
dachte? Jetzt schon nicht mehr,
nach so kurzer Zeit? Sie sah Alice
schlagene Schleier bildete eine treff
leicht gerötetes Gesicht. Sie hatte
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Eva zu. „Sie dichtet", flüsterte sie
Nur des Onkels Blicke gingen den
selben Weg wie die ihren, sie suchten
teil auf sie nieder.
„Evchen, kleines Evchen, ist es
denn gar so schlimm? Es wird
Aber anstatt diese Worte Eva»
Nicht um die Welt hätte er ihre Zu
verwirrt empor. Dunkle Röte «stieg in
ihre Wangen. Was hatte sie getan?!
Auf der Schwelle stand Alice mit
spöttischen, boshaft funkelnden Au
„Ein schönes Bild, in der Tal!
sie spitz und schrill. „Aber Papa
Kind v rgoß, die du niemals wein
Delegenheit befangen. Dann warf sie
trotzig den Kopf mit dem langen
Kreppschleier in den Nacken und
Eva folgte ihr. Mit gesenkten
Blicken schlfpfte sie an Eberhard vor
bei, noch die Fieberröte auf den
Wangen. Zum Abschied legte sie nur
ganz flüchtig ihre Richte einen Au
genblick in seine Hand und sah ihn
scheu an.
Unterwegs fühlte Eva, daß Alic«
sie nicht aus den Augen ließ. Wahr
scheinlich zürnte ihr diese wegen oer
Zurechtweisung, die sie von Eberhard
erfahren hatte. Jetzt war das jung«
Mädchen doch froh, daß die Cousine
hielt.
und schlössen sich krampfhaft. Mit
warf dröhnend die Tür hinter sich
ins Schloß.
sie zuletzt geschienen hatte? in ihr
mußtet Nicht um Fritz Nessels willen,
Eigensinn früher oft so bitter ge
tränkt hatte! Was Alice gesagt, war
häßlich und unrecht, aber in einem
ihr Herzensgeheimnis zu verraten.
Und wenn sie all ihren Stolz zu
Hilfe nähme, würd: das auch gehen.
Abend einschlief. Aber die Folge all
seine Fragen, woh«r diese Berände
kllhl und fremd den Kopf schüttelt«,
So schlichen die nächsten Wochen
hatte.
Bei den Arbeitern aus des Onkels
! Fabrik ging es noch an. denn Onkel
s Franz hatte Wohlsahrtseinrichlunge»
litten oft bittere Not. so daß Eva
bitten.
Zihen.
wie Eberhard sie im vergangenen
Herbst genest haite, als er versichert«,
die sei sein .rothaariges
Sie sah die mit Hirschgeweihen ge
schmückte Halle. Jetzt loderte das Ka
minfeuer wohl nicht mehr, dafür
riesengroße, gespenstige Schatten in
Unwillig schüttelte sie die Gedan»
Armen mußte sie denken, denen sie
Hilfe zugesagt. Aber war sie denn
nicht selbst arm, bettelarm, stand sie
Ein trockenes Schluchzen stieg in
ihre Kehle. Beide Hände Preßte sie
einen Moment gegen die Augen.
dem hinteren Eingang. Sie wollt«
Mamsell Marie sprechen.
nicht, daß sie beobachtet worden
schon di« ganze Zeit, daß Eberhard
am Fenster des großen Wohnzim
ällein, wo sie noch die letzten Borb«-
Jhnen sprechen, Mamsell," bat E»o.
Bereitwillig stellte das Mädchen
stehen.
Schusters Braun getroffen hatte.
(Fortsetzung folgt.)
Unbedacht. Wissen Si«,
Herr Borstrher, der Müller ist d«s
tagtäglich in schlechter Gesellschaft b«-
sindet.
Woher wissen Sie denn das?
Na, ich muß es doch wissen, ich bi»