Um ein Wort! B. eine schlanke, dunkle Gestalt. Das Mutter. Sibylles Augen umflorten sich. Warum nur Eva so sehr verändert war? Aber sie hatte jetzt kein« Zeit hatte. Wenn das die alte gnädige Frau noch erlebt hätte, daß das Fräulein Si byllchen so gut versorgt war! Gerade „Wo ist denn nur Eva? Ist sie serm Sibyllchen das Glück nicht zu gönnen! Sie ist die Aelteste und muß zuerst an die Reihe. Sie haben doch Glück?! Jedes Glück der Welt Schuld daran! Bei der ersten Wer bung Dr. Brands hatte Sibylle ihn ja auch so gut wie abgewiesen. Da I>a!!e sie noch auf Fritz Resse! gemar kt, und dieser war nicht gekommen, weil sie, Eva, ihn belogen und ihm gesagt hatte, Sibylle habe bereits ge tpäblt. unglücklich fühlte Eva sich, daß in der Schwester dunklen Augen zu lesen. Wohnstube. Auch hier fehlte jetzt von der Wand herab. Sibylle woll te sie erst ganz zuletzt mit in das neue Heim hinübernehmen, daher behaup teten sie noch immer ihren Platz über dem altmodischen, schmalen Sofa, während die Wände ringsum schon geplündert waren. Die mattblinken d»n Goldrahmen bildeten den Ruhe- Punkt, zu den, Sibylles Augen im mer wieder hinüberschweisten. Die Bilder selbst konnte sie nicht mehr erkennen, aber sie kannte sie genau. Zug um Zug. Den Eltern gegen über hielt sie sich verantwortlich für de unsagbar. Unwillkürlich seufzte Sibylle schwer auf. In der Dämmerung er- Mit müder Gebärde strich sie das la stanienrotc. schöne Haar aus der Stirn. Da hörte sie plötzlich leise, huschende Schritte hinter sich. Ehe de glitten liebkosend über das wider spenstige Gelock Evas. „Was denn, Eva? Du weißt, daß ich dir jeden Wunsch gern erfülle, Aber daß diese Worte hielt sich dann beide Ohren zu. „Sprich nicht so, Sibylle! Du sollst nicht so sprechen, ich bin es nicht gen. „Aber Kind. Kind, was sollen die se Worte! Weißt du denn nicht, mi te sich. „Laß. laß! Ich bin kein Kind nicht liebst, daß du . . ." Da legte sich Sibylles Hand mit festem Druck auf Evas Mund. „Was bylle!" Diesmal nickte. Sibylle, halb be „Wo willst du hin? Wie hast du Da zuckte Sibylle die Achseln. „Ich Eva. du weißt, daß Onkel Franz Krauen. Jedenfalls müßten mir ihn erst um Erlaubnis fragen." warfen und ihre Augen funkelten feindselig. sagte sie schließlich: „Was soll ich .Eva!" Sibylle schrie empört auf, aber das junge Mädchen hörte nicht mehr, sie war aus dem Zimmer gelaufen. die Sibylle erhofft hatte! Sie blieb vor dem Bilde der Mutter ste- Da lam Anne herein. „Bitte, zünde das Licht an," bat Befürchtungen. Aber ihr Gesicht blieb Allein hatte sie alles mit sich durch ter ihr und ein stilles friedliches Le ben harrte ihrer. Weit in verdäm mernder Ferne schattenhaft bei! ... doch noch einen Versuch, Evas Ent sich in das Doktorhaus. Widerst«' wo die Möbel standen, welche die Mutter bei Lebzeiten in Gebrauch gehabt hatte. richtet haben?" fragte sie bittend, weint, der sich durch eigene Schuld um sein Glück, seine Nutze gebracht hat. Stumm stand Sibylle neben ihr. Auch ihr waren die klugen feucht. Der süße Duft der Lindenblüten von da unten füllte das Gemach. Still uns friedlich war es hier. Da stand Eva unsicher auf. Sie haschte nach Si bylles Hand und preßte sie an die lann trotzdem nicht bleiben." Das klang fast demütig und Evas Gesicht hatte seinen lindlichen Aus ernst, als sei sie plötzlich um Jahre Da drang" Sibylle auch nicht wei irr in sie. 'lm tiefsten Innern »er letzt und doch ruhig und freundlich begann sie Evas Sachen für die Ab reise zu richten. „Aber bis zur Hochzeit bleibst du doch noch?" sagte sie nur. Eva gab keine Antwort, aber sie atmete schwer und mühsam. Dann begannen lange Unterhand- Handlungen mit Ontcl Franz. Mi: aller Energie, fast heftig, wehrte er sich dagegen, daß Eva sich einem Stu dium zuwende. Wenn sie es bei der Schwester nicht aushalten zu können glaube, soll- sie zu ihm kommeni sein .Haus stünde ihr jeden Augenblick os sen. Zuerst war Eva empört und en! täuscht, dann aber sügte sie sich auch darein. Nur fort von hier, ganz gleich wohin, nur sort! Nun war der Hochzeitstag nahe. Heinz war schon angekommen. Er stand sich ausgezeichnet mit dem zu künftigen Schwager und war glück« lich, daß Sibylle nun so gut versorgt ""Als er Eva zuerst wiedersah, er schrak er. Den andern, die täglich und stündlich mit dem jungen Mädchen beisammen waren, war die Verände ' rung, die mit Eva vorgegangen, nicht so sehr ausgefali.!., Heinz aber sah, daß sie auch im Aeußern eine ganz ändere geworden. Ein Kind hatte er verlassen, ein bei aller Trauer harm loses, aufrichtiges Kind. und ein ver schlossenes, scheues Geschöpf fand er wieder. EvaS Gesicht war schmal und hager geworden. Noch hatt« Sibylle ihm nichts von Evas unerklärlichem Verhalten mitge teilt. Nun war er empört und ver suchte auf seine Art Eva den Kopf zurechtzusetzen, aber sie sah .hn nur feindselig-hochmütig an. Was wußte er, was ging es ihm an! Nur Sibylle gegenüber fühlte sie sich s-hul- Und dann kam eine Ueberraschung. Als Sibylle am Morgen ihres Hoch zeitstages die Schwester, die unge wöhnlich lange zu schlafen schien, wel ken wollte, sand sie Eva- Zimmer leer und das Bett unberührt. Auf dem Tische lag ein Zettel. „Ich bin abgereist, zu Ontel Franz. Verzeih' mir, Sibylle, aber ich tonnte Und während sich Sibylle, ihr Bru der, die alte Anne und auch Dr. Brand vergebens Den Kopf zerbra chen, was Eva zu diesem Streich veranlaßt haben könne, faß das jun ge Mädchen in einem Abteil dritter Klasse und reiste zu den ihr teils noch unbekannten, fremden Menschen. Einzig Onkel Franz kannte sie per sönlich von seinen kurzen Besuchen her. Die Tante sowie die verheirate te Cousine hatte sie nie gesehen. Anter andern Verhältnissen würde Eva sich gefürchtet haben vor dem Ungewissen, das ihrer harrte. In diesem Augenblick aber fühlte sie nichts wie grenzenlose Erleichterung. Gegen Mittag aber wuchs ihre Un ruhe. Sie achtete nicht auf ihre Mit reisenden. Den dichten Kreppschleier tief über das blasse Gesicht gezogen, saß sie regungslos. Nun nahte die meiiitliches Unrecht gutzumachen. Fritz Nessel hatte ein Anrecht aus sie! sie war sein, wenn oerlangte, plötzlich in andre Bahnen gelenkt. Jetzt half keine Reue mehr; es war geschehen, und sie konnte nur gutnia- Redete sie sich selbst in eine Art sreu digen Opfermutes hinein. In ihrer jugendlichen Schwärmerei fühlte sie sich jetzt fast wohl in der Nolle, in die Jedenfalls vergaß sie ihr Grübeln und sah sich zum erstenmal, seit sie abgereist war, mit Interesse ihre Umgebung an. Einmal war sie be reitS umgestiegen. Nu» mußte sie bald wieder eine» andern Zug be nutzen. Vorher hatte sie Aufenthalt, da konnte sie etwas essen und an Onkel Franz t«l>>gravh!e:en. Es war zwar schon reichlich spät; vielleicht be kam er die Depesche gar .richt mehr rechtzeitig in seinem kleinen thüringi schen Dorfe. Was tat das! Eva jetzt wieder Unternehmungslust und Zuversicht. Als sie ober wieder in dem Zuge der Kleinbahn saß, in dem sie die letzte kleine Strecke zurücklegen muß te, wurde sie vo» ihrer Müdigkeit sie sich noch gegen den Schlummer, aber das gleichmäßige Nattern des Zuges wirkte wie ein Schlummer lied, und nach einer Meile schlief sie f-st. . - 4. Kapitel. Eine freundliche Dame weckte Eva. als der Zug auf einer winzigen te als Eva schlaftrunken in die Hastig nahm Eva ihr Handkösfer chen und kletterte aus dem Zuge. Da stand sie nun auf der menschenleeren Station. Nur ein paar Beamte lie fen hin und her, bis der Zug wei terging, sonst nichts. . . Aus ziem licher Ferne schiinmerten ein paar Lichter herüber. Da mußte das Dorf liegen oder der Ort, Eva wußte selbst nicht genau, was es eigentlich war. Eben wollte sie sich schüchtern mit einer Frage an einen der Beamten Schreck durchzuckte Eva. Niemals hätte sie es für möglich gehalten, daß eine Begegnung mit Onkel Franz ihr einmal solche Freude bereiten .Onkel Franz, hier bin ich!" Er hätte sie in der Eile fast um gerannt. Nun nahm er den goldenen ten Gesicht waren die widersprechend sten Empfindungen zu lesen, schließ lich aber siegte doch das Mitgefühl mit dem blassen, schwarzgekleideten Mäd chen, und er schloß Eva herzlich in seine Arme. Trotzdem polterte er bloß, was das bedeuten soll! Heute, am Hochzeitstag deiner Schwester, da lommst du so mir nichts di> nichts chne eine angerutscht! Tante ist natürlich schon zu Bett, die konnte ich nicht erst stören. Nun müssen wir schon sehen, wie wir dich scheit". .tele er. Freundliches hatte' „Mamsell Marie, gemüllich werden. Besonders das Bett. Das ist weich und gut. Da hält die gnädige Frau draus. Sie werden hier schlafen wie im Him schlug, ehe sie dieselben in frische Be züge steckte. 'Eva nickte wieder? sie mochte nicht sprechen. Sie wußte nicht einmal, ob ihr die Wirtschafterin im Hause des Onkels angenehm oder unangenehm war. In aller Eile säuberte sie sich ihre Blicke aus dem Mann ihrer Cou sine ruhen. Wie Alice selbst wohl Etudienabsichten nichts wissen wollte. Nachdem Onkel Franz in seiner gutmütigen Weise Eva alle möglichen guten Dinge auf den Teller gehäuft hatte, die sie bei dem allerbesten Wil vertieften sich die beiden Herren in ein geschäftliches Gespräch. Der Onkel sah Eva offenbar noch für ein Kind an. auf das man nicht allzuviel Niick ren Gedanken über die Hausbewohner nachhängen. Jetzt fiel ihr auch ein, daß ein Kind im Hause sein mußte, ein kleines Mädchen, Alices Töchter chen. Sie dachte nach, wann ihnen Miider hatte sie immer gern gehabt. Wie sie sich auf das Kind freute! Bald aber fielen Eva die Augen vor Müdigkeit zu. Nur kurz' Zeit lor seiiü" gesiel ihr gut in seiner vornehmen, ruhigen Art. Sie hielt ihn für einen —N e tte Aus sich t. ,Es «st