In harter Schule. Roman von O. Elster. 1. Kapitel. Produktenhändler Karl Adolf Groß mann saß in feinem Kontor vor dem altmodischen Schreibtisch, das sonst so gutmütige Gesicht in finste re Falten gezogen, die rundliche Hand zur Faust geballt aus ein Wechselsormular gepreßt, das als Akzept feine NamenSunlerschrist trug. Aber diese Unterschrift fei nes ehrlichen Namens rührte nicht . von seiner Hand her. ein falscher Wechsel war es, der den Zorn Karl Adolfs erregt hatte! Ein falscher Wechsel! Nächst Mord und Totschlag nach der Ansicht Karl Adolfs wohl das größte, ver abscheuungswürdigste Verbrechen, dos «in Mensch begehen konnte. Und der, der dieses Verbrechen begangen, war der eigene Sohn Karl Adolfs. Fritz Großmann, der jetzt mit zer knirschter Miene und bittender Hal tung vor feinem Vater stand. „Vergib mir, Vater", bat der Jüngling mit zitternden Lippen. „Ich kann dir nicht vergeben," grollte der Alte, „daß du unseren ehrlichen Namen mit Schmach und Schande bedeckt hast. Vierzig Jah re lang habe ich meine kaufmänni sche Ehre als mein höchstes Gut betrachtet. Vierzig Jahre lang ha be ich gearbeitet, das kleine Kolo nialwarengeschäft meiner Eltern zu der Großhandlung in Landespro dukten emporzuheben mein Na me wird an allen großen Handels plätzen mit Ehren genannt, und nun kommst du und fälschst diesen ehr lichen Namen und bringst Schmach und Schande übe: ihn..." „Es ist ja nicht bekannt gewor den, Vater...", warf Fritz Groß mann schüchtern -in. „Ja", fuhr der Alte auf, „weil der Direktor der Bank, in dessen Hände der Wechsel geriet, die Fäl schung erkannte und selbst mit dem Wechsel zu mir kam, fo daß ich ihn einlösen konnte, ohne daß deine Fälschung in weiteren Kreisen be kannt wurde. So hast du also mei ne Gutmütigkeit belohnt, daß ich dir erlaubte, die Kunstakademie zu besuchen, um Maler zu werden! Daß ich dir oben im Giebel unseres alten Kaufmannshauses ein Atelier einrichtete, in dem du dein leicht fertiges Leben führtest, während dein armer Bruder sich im Kontor und Laden abquälte. Ein Künstler wolltest du werden wo sind deine Erfolge?" „Ich habe auch gearbeitet," ent gegnete der Sohn mit leichtem Trotz. Der Vater lachte spöttisch aus. „Was ihr Künstler so arbeiten Ilennt," erwiderte er. „Ich will durch fleißige Arbeit gutmachen, was ich verbrochen habe, Vater. Ich habe ja leichtsinnig ge handelt und bereue es tief. Ich hoff te, den Wechsel einlösen zu können, ohne daß du davon erfuhrst, aber der Verkauf meines Bildes zerschlug sich, ich mußte dir meinen leicht- H-verspreche dir, Vater, ich will es Wgutniachen! Nur entziehe mir deine Liebe und dein Vertrau >«n nicht." MTränen in die Augen, und die Röte Mder Scham brannte heiß auf seiner MStirn. I Karl Adolf erhob sich schwerfällig »ous dem alten, abgenutzten Schreib sessel, in dem schon sein Vater sein« fchristliche» Arbeiten erledigt hatte. bebender Stimme: „Du hast meine väterliche Liebe und mein Vertrauen schwer getäuscht. Dennoch will ich sie dir nicht entzki hen und tnr Wege und die !^c arbeiten lernen, du sollst durch stren ge Pflichterfüllung beweisen, daß du «in tüchtiger, ehrlicher Mensch wer den willst..." „Vater...?" «Ja, dazu will ich dir verHelsen. Halte dich bereit, in den nächsten Tagen nach Hamburg zu reisen. Dort werde ich dich an einen Ge schäftsfreund verweisen, der dir ein Ueberfahrtbillett nach New Uork be sorgen und dich mit dem nötigen Reisegeld ausstatten wird. In New Jork trittst du in das Kontor der «Äetreideexportfirma „Saunder A Sons" ein, mit der ich in Gefchästs verbin.dung stehe, da kannst du be weisen, ob du ein neues Leben be ginnen willst." Fritz GrohmannS Wangen wa ren blaß geworden. An seinen wei ßen Zähnen zerbiß er die Lippen, seine dunklen Augen irrten unruhig zu den kleinen Fenstern hinaus auf den düsteren Hos, auf dem Kisten und Kasten aufgetürmt waren und woher der Hammerschlag des Haus dieners erscholl, der einige Kisten ver- dräng der Geruch von allerlei Ge würz, denn trotzdem Karl Adolf daS Geschäft zu einer Großhandlung Karl Adolfs ältester Sohn, wie nachlässig! durch die Natur, die ihm eine bucklige Mißgestalt mit auf den Lebensweg gegeben, leitete hier in dem Laden das Kleingeschäft, auch Fritz Großmann, der schöne Fritz, wie er schon aus der Schule hieß, einige Jahre, bis fein Vater seinen Bitten nachgab und ihn die besitz«!.." haste Gesinnung. Besitzest du diese Söhne" eintreten zu können; «S ist ein Weltgeschäft, du wirst dort viel lernen können." „Nein, daraus wird nichts," un terbrach ihn Karl Adolf streng. „Ent weder du fügst dich meinem Wille» lege dir, ob eS nicht besser ist! ein statt als halber Künstler seine Tage zu verbummeln. Als Künstler hast du Bankerott gemacht, jetzt sieh' zu, „Bater, ich bitte dich..." weisende Gebärde. „Mein letztes Wort ist gesprochen," sagte er halsstarrig. „Geh' jetzt schen Schreibtisch Platz, Holle aus einem Fach das große Hauptbuch Zahlenreihen, als seien sie die inter essanteste Lektüre. Aufseufzend strich sich Fritz durch er sehr schwer, wieder davon abzu bringen. Jedenfalls bedurfte es dazu einer geraumen Zeit. So wand der Schränke die verkümmerte Ge stalt seines Bruders aus. Er reichte Glanz das blasse Gesicht, das „Nein, Fritz. Du weißt, ich be schäft""."""^ „Ja, ich weiß. Und du bist glück lich?" „Was heißt glücklich? Ich tue ! meine Pflicht." da draußen?" Karl Adolf zuckte die Schultern. „Was kann das Leben mir bie ten?" „Ja, du hast recht. Aber mir bietet es seine schönsten Gaben ich brauche nur die Hand nach ihnen auszustrecken und jetzt soll ich wieder zum Kontorschemel zurück kehren! Es ist zum Berzweiseln! Und ich tu's nicht ich tu's nicht!" Er schlug mit der Faust aus den Ladentisch, daß die Gläser, die dort standen, leicht klirrten. „Fritz?!" rief der Verwachsene er schreckt. Bucklige wandte sich ihnen mit höf licher Frage zu, während Fritz laut auflachte und davonstürmte. 2. Kapitel. DaS HauS, in dem sich daS Ge schäft Karl Adolf Großmanns be fand, war eines der ältesten Ge- Hauses, einen Mohrenkovf, zeigte. Dieser Mohrenkops sollte andeuten, daß die Besitzer des Hauses mit den Karl Adolf das Geschäft wieder zu Karl Adolf selbst, den zweiten Stoci hatte die Familie des Majors a. D. v. Waitzen inne. Im dritten Stock hatte sich Fritz Großmann sein Ate „Du hast Aerger gehabt? Ist dein nicht mehr. Mit der Malerei ist es „Mein Vatir will es 50..." gen hast?" „Mein Vater pfeift auf diesen Er folg," l...ate Fritz bitter. „Und dos Da lachte er bitter auf. „Ja, freilich ist etwas geschehen. Komm nur in mein Atelier, Ilse, Holztreppe hinaus, die zu dem Ate lier führte. Ilse war oft in ihm gewesen; von Kindheit aus waren geblieben. Die Brüder Ilses frei lich. Bernhard und Gustav, ihre Gustav als Jurist, und Brunhilde, die nun fast zehn Jahre ältere Schwe- fler JlseZ, rümpfte in altjiingferli- Spielkameraden. Das Atelier war mit künstleri schem Geschmack eingerichtet Ent tiges Portrait Ilses stand aus oe> Staffelei. Arbeit..." »Weshalb willst du es nicht ser- Dampf in dichten Wollen hinaus. „Da setz' dich in den Sessel, Ilse," hob er nach einer Weile an, indem sich seine Brust in einem tie fen Atemzuge hob. „Ich will dir alles gestehen, so schwer es mir auch du, was ein Wechsel ist?" einen solchen Wechsel au g »Und konntest ihn nicht einlösen?" »Nein ich hoffte, mein Bild, das auf der Ausstellung hängt, zu meinen Vater wenden." „Nun, das ist doch nicht so schlimm." „Hm aber der Wechsel trug die Unterschrift meines Baters..." „Mein Gott du hast —" „Ja, ich habe den Namen meines Vaters mißbraucht, um mir Geld zu verschaffen und das kann er mir nicht vergeben..." Die letzten Worte drangen ihm wie ein wehes Schluchzen über die Lippen. Er stand abgewandt da, < den Blick aus dem großen Atelier fenster Über das Gewirr der Dächer da draußen schweifen lassend, bis er haften blieb an dein hohen Turme der St.-Andreas-Kirche, der sich in edler gotischer Bauart zum blauen Himmel emporschwang, umkreist von den Dohlen, die in seinen Winletn und Nischen nisteten. Eine Weite herrschte tiefes Schwei gen. Ilse, die in dem letzten Jahre eine Handelsschule für junge Mäd chen besucht hatte, kannte sehr wohl die Schwere einer solchen Fälschung, die freilich dadurch gemildert wurde, daß es ves Vaters Name gewesen, den Fcltz mißbraucht hatte in der Annahme, daß der Vater ihm das Geld zur Einlösung des Wechsels licher Zufall hatte das Papier in die Hände des Vaters gelangen lassen. Immerhin eine Fälschung lag vor. und Ilse verstand jetzt den Zorn des Vaters von Fritz. „Armer Fritz sagte sie lei ser. „Aber du brauchst doch des» halb deinen Berus nicht auszugeben." „Vater will es so. Ich soll nach ! New Jork in ein Kaufmannsbureau. Aber ich gehe nicht hin", brach er zornig los. „Ich will mir mein Le ben nicht durch diesen einen leicht sinnigen Streich verpfuschen lassen. Ich bleibe meiner Kunst getreu, wenn ich dabei auch darben und hungern und frieren muß. Ich gehe auf und „Fritz, überlege es dir", mahnte Ilse ernst. „Du kannst ja auch als „Ne!n, das kann ich nicht!" brauste er auf. „Ich hasse diese Krämersei ten. die um jeden Groschen feilschen, ben!" dem Tische lag. Ilse sprang erschreckt „Fritz, was willst du tun?" rief schreckt", schluchzte sie. din geblieben bist. Aber ich will mich bessern, Ilse, und du sollst dich deiner Freundschaft zu mir nicht zu schä men haben. Versprichst du mir, mich liebbehalten zu wollen, Ilse?" »Wie könnte ich anders, Fritz?" entgegnete sie, während sich ihre Wan gen in heißen Purpur tauchten. „Wir waren doch stets so gute Freunde du warst mir stets wie ein älterer Bruder ..." ein Bruder! Aber, Ilse, die wie ein Bruder ..." „Oh, Fritz! So darfst du nicht „Du hast recht, Ilse. Noch darf mir. Vertrauen zu mir zu haben, ver sprich mir, mich nicht zu vergessen, denn Jahre werden vergehen, bis ich fragen, ob du mich liebhaben kannst." „Ich werde dich nicht vergessen, Fritz", sprach sie erbebend. „Aber was willst du beginnen?" „Ich gehe nach München, um dort meiner Kunst zu leben. Ich habe Freunde dort, sie werden mir schon „Und dein Bater?" zufriedengeben. Bei ihm hängt ja alles von dem Erfolg ab", fetzte er spöttisch hinzu. „Spotte nicht über ihn, Fritz. Ein langes, ehrenhaftes Leben liegt hinter „Aber auch ein eng begrenztes " „Kannst du denn deines Baters Wunsch nicht erfüllen, Fritz, und zu gleich deiner Kunst leben?" „Nein, eines ist nur möglich! Und liebe, kleine Ilse! Ich muß dich jetzt zu machen; aber ehe ich fortgehe, sage ich dir noch Adieu. Auf Wiederse hen, mein liebes Mädchen ..." nominell und küßte sie zärtlich auf den zuckenden Mund. Dann stürmte er davon, ihr noch einmal von der Tür aus zuwiinend. Sie hörte ihn die Treppe hinun tereilen, die Haustür schlug mit lau 3. Kapitel, tet, dem Vater Fritzens Mitteilung wiesen, jetzt niag er zusehen, wie er fertig wird. Das ist die Folge der Affenliebe eurer Mutter zu dem hinzu. „Gott hab' sie selig, aber sie hat sich an ihrem Liebling schwer versündigt, und ici> war ein Narr, Geschäfte gehen." Der Alte vergrub sich in sein KOll - der Familie des Majors rief Künftlerdusel erwacht ist." Frau v. Waitzen. war viel zu sehr Wohnung im zweiten Stock des alten Hauses zum Mohrenkopf, teils ihrer Billigkeit wegen, teils weil Karl Adolf Großmann es mit den Miets terminen nicht allzu genau nahm. .Machen Sie sich keine Sorge da- riiber, Herr Major," sagte Karl Adolf. „Mir schadet es nichts, wenn Sie die Miete einige Wochen später bezahlen. Ich brauche für mein Haus keine Hypothetenzinsen zu bezahlen wie die neumodischen Bauunterneh mer, die schon bankerott sind, ehe der Dachstuhl fertig ist. Ich weiß, Sie werden mich ehrlich bezahlen und das genügt mir." Und so wohnte der Major weiter in dem alten Hause, mitten in der ge räuschvollen Altstadt, wenn auch Brunhilde und Gustav oft genug die die verbogenen Türschwellen rümpf ten. Jetzt war der Major ein alter, von Rheumatismus geplagter Mann Pension wiederholt abschlägig verschie den hatte. Frau v. Waitzen war unter den nehme Erscheinung, hatte sie große Hoffnungen gefetzt; aber alle Hei ratspläne zerschlugen sich; Brunhilde nähert« sich bereits den Dreißigern; ihre Jugendfrifche schwand mehr und mehr dahin, ihre Züge wurden scharf und spitz, sie hatte die Hoffnung auf lerei. Ilse, die Jüngste, der Liebling des alten Majors, die allein ihm ein Lä- Geist desselben auch auf sie einge wirkt zu haben. Als Kind sah sie mit Bewunderung die Großzügigkeit des Wandel die Handelsschule. Ihr verbittertes und selbst auf Ilses ten die drückenden Lebensverhältnisse. Gustav Assessor, aber beide hatten genug mit sich selbst zu tun, um der auf das Totenlager. Nach dem Mit tagessen Mte sie sich auf ihr Bett gelegt, um ein wenig zu ruhen, er schöpft sank sie in einen Schlummer, aus dem sie nicht mehr erwachen sollte. „Es ist vielleicht das beste so für die arme Frau," sagte dsr alle Major mit bebender Stimme, während ihm die Tränen in den grauen Bart ran nen. Sie hat es nicht leicht gehabt in ihrem um so leichter war armen Seele gnädig sein." Brunhilde hatte in ihrer harten Unnahbarkeit kaum einige Tränen, während Ilse schluchzend am Lager der Toten kniete. (Fortsetzung solgt.) „Mama, gib mir doch ein Stück Zucker; das Stück, das Du mir ge geben hast, habe ich fallen lassen." Mutter: „Wohin hast Du es denn fallen lassen?" Karlchen: „In die Tasse." Liir » einem Kartosselauflauf braucht man 1 Pfund geriebene, tagszuvor gek-ch e Kartoffeln, die schön locker und trocken sein müssen. Nachdem Pfd. Zucker mit 7 bis 8 Eigelb zu glänzendem Schauir, gerührt ist, gibt man die geriebenen Kartoffeln und rüyrt die Masse noch eine halbe Stunde. Dann kommt der steife Schnee hinzu, und der Auflauf wird in gut geheiztem Ofen eine halbe Stunde gebacken, bis er sich schön braun färbt. Ente in brauner Sauce. 2 Unzen Butter oder Schmalz und 2 Zwiebeln gibt man in eine Pfan ne, und eine gut vorbereitete Ente dazu, nebst etwas Salz und 1 Pmt leichte Fleischbrühe (aus Fleifchex trakt herzustellen). Man läßt die Ente weich schmoren und läßt die Sauce nicht zu sehr und zu stark ein kochen. Nachdem das Fleisch gar Butter, gebräuntes Mehl, Glas Wein, 4 bis 6 gestißene Nelken und