Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 01, 1915, Image 7

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    Glück und Segen.
<7. Fortsetzung.)
Es entstand ein Aufruhr! Alles
den Schönheit entgegen, alle Hände
streckten sich aus, ihr behilflich zu
sein, Mantel und Kopshülle abzule
gen, was nicht ohne mehr oder min
kadenlachen der Bühnenkünstlerin.
Wie anders war ei, als ihr verlege
nes Mädchengekicher damals, das
Manfred immer wie das kunstlose
Gezwitscher eines kleinen Waldvogels
geklungen hatte!
ihrer Augen noch erhöhend. Lang
sam hob sie die Rechte und ließ sie
wieder lenken, sein crnstfragendcs
vorgebrachte brennende Röte der
Lippen. Und auch er hatte nichts
als ein leises, trauriges „Ach", ehe
schäftigt. um an der Begrüßung der
beiden etwas auffallendes zu finden
oder gar dies wehe, gehauchte „Ach"
Jahren des Fremdgewordenseins, des
Lebens in zwei verschiedenen Welten.
war das sekundenlange Al-
Donna Hermione gehörte der „Oef
fentlichteit", der Allgemeinheit. Si«
war ja geübt und gewöhnt zu lachen,
setzte. Hätten die Losen, Lustigen,
Witzigen die Ursache gewußt! Wie
hätten sie gejubelt über die „Spa
nierin" oder „die süße Jugendeselei
im Hinterhaus" ihres schneidigen
Gastgebers! ,
sang statt des erwarteten pikanten
Operettenschlagers das „Gebet" von
Gounod:
Und nimm von dieser Erde mich!
gehen..
Sie sang eS meisterhaft, mit einer
wohl hier und dort eine Spottrede,
eine sarkastische Ansprache, billiger
Witz; man konnte schnelle Wolken
über lustige Gesichter streichen sehen
und einen feuchten Schleier über kecke
Männeraugen, iiie sonst hinter den
Madonna Hermione della Casa-
Eonsides schwieg und suchte in den
Taften alte Kindheitlieder zusam
men. Schließlich ging sie mit einem
aus einem liebliche» Wiegenliedchen
in das schwer-ernste Meisterlied Schu
berts über: „Der Tod und das Mäd
chen". Als das letzte verhallende, wie
in weiter Ferne klingende „Wirst
sanft in meinen Armen schlafen". .
über die erblaßten Lippen der Ope
rettendiva glitt, da war eS still
so still hinter ihr geworden, daß sie
sich fragend umsah. Ihr Blick siel
aus den alten Mahagoni-Schreibtisch
drüben, den sie so gut kannte und
dessen Anblick einen seltsam wehmü
tigen Trost in die Trauer um ihr
verlorenes Jugendleben goß. Aber
der Hausherr war still hinausgegan
gen aus den Ballon sie sah nur
seine hohe, schlanke Gestalt, halb auf
der schmalen Balustrade sitzend, alt
müsse und wolle er im nächsten Au
genblick hinunter in den Ab
grund, den tiefen tiefen... Wer
könnte ihn daran hindern?
StadtparkS, die sich leise zu neigen
kahl herüber, und in flimmerndem,
zuckendem Licht stieg der Morgen
stern über die Wipfeln herauf.
hatte, als sähe seine Liebe selbst ihn
Gestalt dem^Bal
„Und ob!"
„Der Gemahl in Wien Don
Casa della Consides soll eifer
süchtig sein wie ein Großtürke. Er
seither nie wieder von ihr gehört.
Und heute nannte Sandersee sie seine
Freundin Sandersee, dessen wah
zugleich!
kennen gelernt und das Minchen
Trauburg, das er vor fünf Jahren
flüchtig gesehen, nicket in der fpa
hätte sie sich durch ihr jähes Er
gab.^
Manfred empört in der bloßen Er
innerung an das, waS diese Frau
einst für ihn selbst gewesen war.
Dazu kam die Spielgeschichte, die
freche Art, wie er die Riesensumme
Manfred zu Bette. Aber er schlief
schiednehmen und meinte, eine Reis«
um die Welt würde ihn schon trösten.
Ueber was trösten? Nun, das
würde seine müde, von der „Lebens
reise" angestrengte Seele wieder mit
neuer Frische erfüllen! Weltreise?
Ja wovon denn? Er mußte zu
eben nicht anders! Und das würde
gerade der Rest des ihm vom Vater
ausgesetzten Vermögens sein, denn
obwohl er selbst ziemlich bescheiden
auf der Tasche gelegen! Also
Abschied nehmen.... Des Dienstes
ewig gleichgestellte Uhr behagte ihm
schon lange nicht mehr; das war da«
Liebe, die das heitere und wechselrei
ch« Militärleben so anziehend er
scheinen läßt. Ja, aber was jetzt mit
seinen 26 Jahren? Zu alt war er,
um mit Energie umzusatteln, um ein
sen, zu jung, um ja was den»
zu tun?
Es gibt nichts Gefährlicheres für
Leere; kein Streben und keine Ar
beitslust keine Hoffnung furcht
barer als alles ist daS. Es ist das
Nichts...
Mensch nicht leben! Was heißt das?
Auf das leere Blatt der Zukunft
muß die Hoffnung oder die Furcht
ein Bild malen, oder es schreibt d«r
Irrsinn und der Selbstmord seine
tragischen Runen darauf. Es gibt
wohl kaum «in Menschenleben, das
An diesem Abend stand Manfred
das leere Blatt...
mer» für die Dauer ihres winterlichen
Gastspieles hier bewohnte.
„Ach. geh doch mit deinem langwei
rettenprinzessin geworden! Und ge-
Jch begreif« dich nicht! Was erwartest
ihrem Gelde erkaufen können! Wie
Sand war's durch ihre dürren Fin
ger gerollt und hin, als sei es nie da
rin gewesen. Am Ende war sie froh
genug, bei der einstigen Nachbarin, die
Mädchen für alles, das die verschie
densten Dinge tat um ein bißchen
Mitgenuß an dem traurigen Glück
Wort an der Geschichte Reine
sag' ihm nur! Vielleicht
glaubt er dir's," lächelte Klara höh
nisch. Und nachdem noch eine Weile
Widerhaken dahingeflossen war, nahm
Klara auf Befehl der Diva den Ho
telwagen, um die Paar Straßen weit
zu fahren, damit es schneller ging^
ihr sonstwo zur Verfügung zu stehen:
sie müßte ihn sprechen sonst könne
sie das Leben vor Selbstvorwürsen
nicht ertragen!
Der junge Offizier war nicht zu
Hause, und Miß Dearling ließ eine
englische Karte mit den nötigsten Er
klärungen zurück, fest überzeugt, daß
nie «ine Antwort daraus kam. Wie
es denn auch war, zu ihrer stillen Be
friedigung. Das arme alle Mädchen
me in ihrem Gemüt geblieben. Aber
es gibt Menschen, die können sich
selbst mit Geld kein Glück kaufen und
ist für Geld nicht zu haben. DaS
Glück weicht ihnen förmUch aus. Und
i.icht er
al.e», ung.'iebte»' ManneS genoß.
Ach. den Willen des so guten Baters
tet hätte.
Wo aber war das Glück? Den
tühlen, passiven Widerstand zu bre
chen.
Oh, wie sie weinte und schluchz»
ihren geruht hatten! In schlummer
losen Nächten fühlte sie diesen Kuß
Minchen Trauburg geblieben. Kei
nes Mannes Geliebte war sie gewe
sen. Auch Scheinbauers nicht. Rein
habe! Rein war sie geblieben, und
kein Makel war auf ihr. Wenn er
woll«, würde sie von der Bühn« ab-
treue, sorgende Hausfrau und
„Bielleicht glaubt er's °sir!" hörte
sie den höhnischen Ausruf Klaras in
te! Mit ihrem Gelde hätten sie ja
liebes, schönes Geld! Hätt' ich dich
wiederum."... Und zwei schwere,
dicke Tränen rollte» wie Vleikügel-
Hen über die eingefallenen, graubtei
welches bekommen! Dann hätten mich
di« Schwestern nicht verstoßen; denn
dann hätte ich den Gutenberg nie ken
nen gelernt, der mein Geld verspielt
hat. Oh, wie die Leute mit Fingern
auf mich wiesen in der schreckliche»
Gerichtssitzung!" Sie schauerte, und
ihre kalten, dünnen Finger krampften
sich ineinander. „Und dem alten
Muttchen wäre nicht das Herz gebro
chen, und sie hätte nie erfahren, daß
ihre Kinder so schlecht waren! Das
kam ja erst raus, als das viele, un
verdiente Geld ins Haus kam."..,
Sie halte recht: da kam es erst
heraus. Die unsichtbar kleinen Gift
keime in den Menschenherzen wollen
auch ihre Bedingungen zum Wachsen
und Friichtetragen haben. Und
ohne gute Gelegenh-iten nicht erhe
ben zum Giftbaume, der ein ganzes
Herz durchwurzelt; ein Herz, daS
sonst fast immer ein gutes genannt
worden wäre. Unverdientes oder leicht
gewonnenes Geld aber ist fast immer
ein gutes Feld für des Teufels
Saat: ein Glück, bei dem lein Segen
ist
gleich die Tat folgen: Sie ging zu
Manfred; eigentlich lief sie fast, und
die Leute der auffallend geklei
deten, schönen Person nach, die in
oein flatternden weißen Spitzenkleide
hatte sie nicht, und sie wollte wieder
Glückstage das kleine Minchen im
weißen Einsegnungstleid; auch die
zug, einen schwarzen Tuchmantel
übergeworfen, als gält' es ihr Leben?
Der Wind fegte durch die Stra
ßen, hinauf und herunter, und gelbe
Staubwolken wirbelten aus. Der
Himmel war grau, und einzelne
schwere Regentropfen schlugen ihr ins
Gesicht. Die Windstöße lösten das
mal» aufgesteckt hatte, und die frische
Rose fiel in den Staub der Gasse.
Sie ging in ihrer bangen Hast zu
weit und mußte umkehren, irrte dann
einst kindlich auf Vaters GeburtS
tagsfest gefreut hatte in der alten
Loggia, die mir Raum für sechs Leu
geben mußte! So gern machte man
tinander Platz, nahm Rücksicht auf
den lieben Nachbar und drückte sich
friedlich aneinander.
„Ach, wohin ist die Zeit? Weit,
tleide, mit ihren langen, schwarzen
Haaren, die er so sehr liebte. Nun
war sie nicht seine nun war sie
des alten Scheinbauer Frau! Ach!
In den Strom! In den Strom sollt«
Alles still... eine Ewigkeit lang
war's; Sie fröstelte in ihrem leichten
Spitzenkleide der Wind stieb das
ge Minchen schüchtern und sittig es
aufgesteckt, daß nur ja lein Strähn
chen oder Löckchen sich hervorwagte!
Denn Vater liebte leine Wuschel
haare.
Da jemand kam. ... Im In
nern der Wohnung ein langsames
Gehen. Auch ein Sprechen? Er
war da. Er kam selbst ihr öffnen!
Die Tür ging so langsam auf.
„Schnell! Schnell!" hätte sie rufen
eben daran, daß er ihr die Gelegen
heit versagte, ihn zu sprechen, weil er
sich wahrscheinlich zu schwach zum
Widerstand fühlte.
Ausgleich überlam sie das Gefühl,
war, den Maßstab für edle Weiblich-
Hätte nur em Mensch, der Mitleid
mit scharfem R. Wie ein Rad
.Weiß ich nicht."
»Ist er fortgercist?" würgte sie her
vor, während ein stechender Schmerz
«Nein. Nicht fortgereift. Er ist
nen wörtlichen Auftrag wiederholen.
Nun wußte sie, daß der Bursche die
sen Auftrag wirtlich erhalten hatte,
liche Bittstellerin. Wie erstarrt blieb
' — Verdächtiger Rhyth
mus. Chef (mißtrauisch zum
Schreib»iafchinenfräulcin):„Das klap
briefc?"
Unt«r Freundinnen.
„Die Toiletten der Frau Sekretär
sind furchtbar einfach."
Ein kleiner Wider
spruchsgeist. Erzieherin (beim
Spaziergang): „Fritz, wenn D» nicht
gerade gehst, sag' ich's dem Papa."
Fritzchen (knurrend): »Nun geh' ich
gerad« krumm."
Liif die Hliicbt.
Kutscher k l ö ß e. Sechs Was»
sersemmeln werden mit heißer Milch
leicht angebraten und gehackte Zwi»»
bel, Petersilie, Porree und Zitronen
ichale mit dem Speck, 3 gut zer»
quirlten Eiern und der Semmel ver
rührt. Man läßt den Teig
de ruhen, gibt soviel Mehl dazu, datz
er sich bindet, macht apfelgroße Klöße
davon und kocht sie 20 Minuten auf
Salzwasser oder. Fleischbrühe.
Kalbshirn mit Ei. Em
kleines Kalbshirn wird gewaschen,
von allen Hänichen befreit, in klein«
Würfel geschnitten, die man leicht
salzt, und mit einer Prise gestoße
nem weißen Pfeffer überstreut. I«
einer Bratpfanne läßt man, je nach
der Größe des Hirns, daß sich auch
für zwei Mahlzeiten teilen läßt, Z
Unzen Butter heiß werde», gibt da«
Hirn sowie ein klein wenig geriebe
ne Zwiebel dazu und dünstet dai
Hirn unter fleißigem Wenden, bis
es eine graue Farbe zeigt. Nun sügt
man »och «twas frische Butter zu,
gießt zwei bis drei verquirlte Ei»
darüber, die man mit dem Hira
mischt und so lange brät, bis da«
Ei anfängt fest zu werden. Man muß
aber sehr gut aufpassen, damit die
Eier nicht zu hart werden.
Warme Rhabar be r spei
se. Einige Rhabarberstiele werden
geschält, in Stücke geschnitten, mit
wenig Wasser, Zucker. Zimt und Zi
tronenschale weichgedünstet und bei
seite gestellt. Man rührt 6 Unzen
schlagenen Schnee der Eiweiß dazu,
füllt die Masse in eine mit Butte«
Mehl - Spatzen. Zwei g«-
häuste Tassen Mehl gibt man mit
halbem Teelöffel Salz ü» ein«
Schüssel, vermischt es mit «iner
Lössel lange, bis Blasen wirft;
ab, legt deren nicht zu viel auf ein
mal in siedendes Salzwasser, läßt si«
L bis 10 Minuten lochen, nimmt si«
mit einem Schaumlöffel heraus,
gibt sie in eine heiße Schüssel und
gibt braune Butter und geröstet«
Bohnenmus. 1 Pfund wei»
ße Bohnen werden über Nacht ein
gewässert und dann in Salzwasser
halbgar gekocht. Man gießt lie da
nach ab. füllt 1/2 Pint Wurfelbrüh«
darüber, fügt euren Eßlöffel voll
Pflanzenfett, eine in Würfel ' ge
schnittene. in Speck gelb angebraten«
Zwiebel, 1 Lorveerblatt, 1 Nett«
und ein Stengelchen Thymian daza
und dämpft alles zusammen weich.
Daraus streicht man die Bohnen
durch ein Sieb und rührt sie mit
Sahne glatt. Man überstreut si«
nach Belieben mit etwas Thymian.
Rinderbratenreste. Man
schneidet die Bratenreste in nicht zu
starke Scheiben und i>ellt sie einst»
weilen beiseite. Einen schönen Satz-
Hering ha« man Stunden einge
wässert, gehäutet, sorgfältig ent
grätet und ausgenommen. DasHe
ringsfleifch wird sehr sein gehackt
und mit ungefähr doppelt so viel
guter frischer Butter vermischt; da
zu fügt man, die Masse im Napf
mit der kleinen Reibteule rührend,
einen geschälten, seingeriebenen Ap
fel, I—2 Eier, etwas geriebene Zwie
bel oder Schalotte, die man vorher
in zerlassener Butter dünste» kann,
I—21 —2 Lössel gestoßenes oder geriebe
nes gesiebtes Schwarzbrot, etwa»
Salz und Psesser »nd schmeckt dies«
Farce ab. Eine feuerfeste Thon
form oder Auslausform, die nicht zu
hoch sein dars, streicht man mitßut
auf beiden Seiten mit >«r Farc«
bestrichen hat. Sie werden mit zer
lassener Butter beträufelt,, mit gerie
benem Parinesnnkäse und geriebener
Semmel bestreut und im Ofen gold
braun gebacken, dann in der Form
ausgetragen. Am besten reicht man
Maccaroni oder Nudelgemüse neben
her.
Rotes Milchgelee. Man
locht 1 Pint Milch mit I>H Pfund
Zucker und etwas Zitronenschale auf
und läßt sie dann fast erkalten. Wenn
Pint Weißwein und den Saft einer
Zitrone sowie Unze ausgelöst«
Gelatine dazu, bis die Masse an
fängt dicklich zu werden, u»d füllt
sie in «ine Glasschiissel, «m sie im
Kühlen oder auf Eis erstarren zu
lassen.