GM md Segen. Roman von A. bo» Gersdorff. (S. Fortsetzung.) Au» allen Ständen waren sie, vom Grafen, Freiherrn, die das Schloß ihrer Väter mit Geld wieder herstellen wollten, und ihr alle Hoch schätzung und Achtung dafür ver sprachen, bis zu dem besseren Hand werker, dessen Bildung weit über sei nem Stande war. der hoffte, datz sie ihn würde lieben können, denn er sei von höchst sympathischem Aeutzeren und feinem Wesen, Eine vage Hoff nung, daß irgend einer dieser Briefe etwas Besonderes, Verführerisches, ihrem Herzen Entsprechendes haben würde, erfüllt« sich absolut nicht. Sie wurde immer kleinlauter und zag hafter, bis endlich eine der allerletzten Episteln ihr törichtes Herz höher klop fen ließ. Der recht grau gewordene Himmel ihrer Ehe- und Liebeshoff nungen begann sich aufzuhellen! Ja das konnte der „Gewisse" sein! Dem konnte sie vertrauen; der feine Briefstil, die Schrift so klar und sauber fast weibliche Buch staben das elegante Papier. Al les klappte. Schade, daß er seinen Namen nicht unterschrieb, sondern alles Weitere der persönlichen Begeg nung überließ, um vi« «r für den mitkommen! Aber wenn sie hörten: .Städtischer Beamter!" Oh der Stolz wenn sie an dessen Arm an nehmen, die hatte nicht so schwere Be denken bei so etwas. Das wutzte Klara. Aber am Ende war es doch nicht ganz klug, eine so Hübsche, Und still schlich sich dem sUllen Herzen der schönste Weibestraum von Glück in die Tiefe, und leise und zaghast bat es den Gott der Liebe um seinen Segen, ohn« den lein Her- Wege es auch immer gewonnen wird! heute der dritte Sonntag im Monat. Ihr Kirchgang also. Das war ihr lieb. Es tat ihr wohl, den Ihrigen gerade heute aus oen Augen zu kom «ine Notlüge würde ei doch nicht ab gehen; sie mutzte Muttelchen etwas von dem Geburtstag« einer Kundin vorfaseln, zu dem sie aus dem Kirch wege eingeladen worden. Denn wcnn sie die Wahrheit wüßten, würden sie Kläcchen am Ende doch nicht gehen lassen vor lauter Angst. Dem lünftigen Satten hatte sie eine sie neue Glück mit und Endlich kam dir Nachmittagsstun dc. Es war ihr lieb, datz es den ganzen Tag dunkles, trübes Wetter war. Sie zog ihr schwarzes, hüb sches Alpatalleid an, das wie Seide glänzt, band einen schmalen, gestick ten Stehlragen daraus und hängte ein kleines, goldenes Herz, in dem sich die Bildchen der guten Eltern be fanden, an seiner Kette darüber aus die Brust. Ihr dünnes, hellblondes Haar hatte sie in Wellen gebrannt und «inen losen, modernen Locken chignon am Hinterkops! auf ihren Wangen lag die rct« Farbe der Auf regung, und ihre sonst matten Au gen schicnen dunkler und leuchtender. Alles das machte heute Klara wirklich zu einer besonders hübschen, feinen Mädchenerscheinung, so daß man ihr die sechsunddreitzig Jahre kaum an sah unter dem schwarzen, breitrandi gen Strohhut mit dem hellen Rosen zweig, de? sich so anmutig auf den üppig aussehenden, nach Rosenöl duftenden Lockenbau senkte. Und wenn sie den eleganten, weißen Sei denhandschuh auszog, dann konnt« su Verlobungsreif Muttelchen» glänzte. Nun nicht nur sie selbst am Ende konnte auch der städtische Beam te mit ihr zufrieden sein, und er hätte «S schlimmer treffen können mit der reichen Partie aus der Zeitung: Lebewohl von der Familie war etwas sehr flüchtig. Sie wollte ihre Toi« lettenanstrcngungen nicht allzu genau spät, und der weite Weg zu der Da me und das Warten Sdnntags an der Haltestelle. Dann lief sie kast xlück. ... Nur «in sehr mißmutig nussehendesi ältliches Fräulein fatz mit einer Zeit schrift hinter Büfett und erhob sich einladend, als sie eintrat. Und plötzlich erfaßt« sie der Schreck, daß „er sie sitzev ließ, sie „versetzte" am Ende, wie der hübsch« Ausdruck hieß. Dunkle Röte färbte vor Entsetzen ihre Wangen, und ein rührender Aus hüllte Ende eines Männerbeines. ... Natürlich war er da! Denn sonst pflegten Herren nicht lim Sonn^ spähend an dem Vorhang vorüber. Da erstieg sie die Stufen. An dem runden Marmortischchen in der Fensterecke hinter gelben Scheibengardinen Gatzen zwei in f«:- Jm nächsten Augenblick aber stieß sie wirklich einen leisen Schreckens schrei aus und nicht nur sie! Auch der eine der Herren, die sich erhoben hatt«, ihr hastig entgegenzugehen, blieb stehen, wie von Schrecken aus die Stelle gebannt, und stammelte: »Herr des Himmels! Nein ... ich ... das kann doch nicht. Aber ja Fräu lein Klara. ... Sie sind doch Fräulein Klara Liebling??" schloß er fassungslos, sich nach seinem Gefähr ten umsehend, als sollte det ihm das Schreckliche bestätigen. Sie mutzte sich, einer Ohnmacht nahe, setzen, so datz ihr der andere Herr schleunigst mit einem Glase Wasser beisprang, vergnügt lächelnd, weil er Zeuge einer sehr unerwarteten und peinlichen Erkennungsszene Der Heiratskandidat, welcher eine gute Partie in der Zeitung gesucht hatte, war der ihr wohlbekannte Erik Trauburg, der wegen Liebens würdigkeit und Gewandtheit im Dienste belobte Postsekretär und heimlich Verebte des „fleißigen Lies- war aber fast noch erschrockener als sie. In peinlichster Verlegenheit griff er nach feinem Hut, eine unver ständliche Entschuldigung murmelnd, und ohne sich nach seinem Freunde umzusehen, verließ er eilig das Zim mer und die Konditorei. Ganz niedergeschmettert blieb sie sitzen. Welch ein Zusammentressen! Ja das konnte allerdings nichts werden. Den 26jährigen Leichtfuß Trauburg heiraten! Und er sei nerseits die Klara Liebling mit ihrem doch eigentlicy recht unbedeuten den Vermögen! Und verlobt war er ja auch! Verlobt und gebunden an Schumann, dessen ganzes Lebenszlück und strahlendste Hossnungen in ihm ruhten. Noch bei jener denkwürdigen Geburtstagsfeier hatte sie die heim liche Zärtlichkeit gesehen, und wie da» liebliche, arglose Geschöpf so glück selig und vertrauend zu dem Lieb sten ausblickte. Und der schlechte, ver räterische Mensch ging aus dunklen Wegen und sie ach Gott sie, Klärchen Liebling, mußte ihm begeg nen! Die slaminende Röte stieg ihr in die betränten Wangen, und sie mochte ihre Augen nicht zu dem Zeu gen der Schmach erheben, der vielleicht spöttisch lächelte über die alten, ver blühten Jungfern, die durchaus noch heiraten wollten. Scheu und ge quält, in doppelter Pein, stand sie dann hastig aus, um fortzugehen, sank dann aber wie erschöpft zurück aus ih > ren Stuhl. „Es tut mir leid, datz Sie diese > häßliche Sache mit angesehen haben!" stotterte sie. Rennbrandt lächelte nicht. Er warf einen scheumitleidigen - Blick auf da» tödlich beschämte Mädchen vor ihm und sagte leise: „Hätzlich ist das nicht, Fräulein Liebling. ES ist nur ein schlechter Spatz, den sich der Re gisseur Zufall mit Ihnen beiden er laubt hat. Aergern Sie sich nicht; es gibt vielleicht noch andere Wege zum Glück, oder sagen wir: zum Frieden für Sie, ltebeS Fräulein. Ich fürchte, wir merlen's noch alle mehr oder weniger, datz die bewußte Tür, die wir dem Glück öffnen, eben nicht immer die richtige ist. Gestat ten Sie, daß ich mich jetzt emp fehle." ... Und er nahm verlegen seinen Hut, verbeugt« sich unsicher und ging. Sie saß noch eine Weil« vor ihrem unberühmten Apfelkuchen. Der Re gen rieselte langsamer an den nicht sehr sauberen Fensterscheiben hernie der eine lebensmüde Fliege kroch Andere Leute betraten die Kondi torei. Klara Liebling ging schnell und scheu an ihnen vorüber, hinaus in den Regen. Die Bahnen waren überfüllt; drei hatte sie abgewartet nun eilte sie zu Fuß nach Hause. Das Gehen in der feuchten Luft tat ihrem heißen, müden Kopf wohl. Als sie daheim ankam, empfing sie Lina mit vorwurfsvollen Blicken. Hedwig hatte sie, um einen Spa ziergang zu machen, abholen wollen von der Geburtstagsfeier und war zurückgekommen mit der wunderbaren Und es fei überhaupt kein Geburts tag gefeiert worden. Darüber hatte sich die alte Mutter, die ohnehin seit dem großen Glücks tage sehr angegriffen war, so alteriert und bekümmert über Klaras Heim lichleiten und Lügen, daß sie recht un wohl geworden und zu Bett gegan gen war. als sie an das Bett Muttelchens trat, der trübe Ernst nur auf des einen Stirn liegt, und das Antlitz des an dern zeigt harmlose Heiterkeit ja, dann stehen sie am Kreuzwege. ... Manfred Rennbrandt und sein 17jähriges Lieb standen am Kreuz wege! Ueber seinen fernen, männ lichen Zügen lag ein fast finsterer Ernst, während ihr blühendes, holdes Gesichichen freundlich und entzückt ten Vorübergehenden, den Läden, den heute nachmittag in einem schönen, eleganten Auto ihrem Ziele, einem Kaffeegarten in Hundekehle, zu brausten. schon. Minchen wurde dunkelrot vor Ueberrafchung und Freude. Erstens: War der vornehm und sein! Lange nicht so hübsch wie ihr Manfred, aber er hatte ein gewisses, für man che Frauenaugen sehr bestechendes Etwas. ... Zweitens: Wie char mant grüßte er sic, dabei so lieb so bewundernd! Unterschiede kann te sie noch nicht, wußte nicht, daß ein Herr von Sandersee ihr mit diesem „gemischten Gruß" keine besondere Ehre erwies! Und der junge Kaus mannssohn I«nnte die Unterschiede auch nicht. Sein Gast mußte über dies besser als er wissen, was je dem an Artigkeit zutam. ... Der überlegte erst, ob es nicht besser gewesen wäre, bei dieser Landpartie mit einer kleinen Telephonistin Zi vil anzulegen statt der ihm allerdings den Hals brächen nicht wahr?" »Selbstverständlich, lieber Herr von Sanders««!" lachte Manfred, der Welt" lernte. Machte sie doch jeden Mann drehte zu oft das Gesicht nach rückwärts, statt alif den Weg zu ach ten. Das schöne, lustige Kind da drinnen im Wagen stach auch ihm in die Augen. Manfred fing an, sich zu ärgern. Auch über Hermine. Wie konnte nur so albern lachen^ und neben ihr sah! So dicht, neben ihr, daß er oft ihre Arme, die rosig durch den Tüll ihrer Blus« schimmerten, streifte. Einmal, als sie bei einer scharfen Kurve leise aufschreiend her umgeschleudert wurde, umschlang er sie schnell noch, wie um sie vor dem Herausfallen zu retten. Aber er hätte dann» früher loslassen können baut. ... Dessen Gedanken waren nicht im mer zur Stelle sie schössen unstät hin und her im dunklen Lande der Zukunft. ... Vorgarten saßen, bekam er wieder mehr Interesse für die realen Dinge der Gegenwart. Sie aßen Krebse, nig hübsch, so ungewohnt, datz Man fred ihr die Tiere einfach aus der Hand nahm und sie zerteilte. San dersees spöttisches Lächeln ärgerte ihn. Die Partie war für ihn abso bürgerlichen, soliden Gartenhaus in Wilmersdorf «inen regelrechten Schwips. Sie wurde etwas sehr laut und etwas frei in Bewegungen und Worten. Nein das war gräßlich! Jmmerfoxj überwachen und lehren konnte er doch bei seiner Frau nicht! Und doch mußte sie lernen, was ihr fehlte zur richtigen Offi ziersdam«! Daran freilich, was Bräutigam augenblicklich nicht. In ihrem richtigen kleinen Rausch fing sie plötzlich an, von ihrem Ta lent zu sprechen und daß sie sich tatsächlich der Bühne zu widmen ge denkt. „810 ß, bis wir heiraten können obgleich ich doch spater auch sehr gern mitverdienen möchte! Am End: kommt mehr Geld in die Wirtschafts kasse, wenn ich auf den Brettern stehe, die die Welt bedeuten, als wenn mein Herr Gemahl hinter den Bret tern steht, die er Ladentisch nennt. Häng klotz den Heringsbändiger an den Nagel du Fredel!" bat sie, lachend über sein brummiges Ge sicht. Manfred sah in tödtlicher Verle genheit nach Sandersee hinüber; der tat aber gar nicht entrüstet oder er staunt. „Aber selbstredend wird und will er das, Gnädigste" antwortet« er in seiner überlegenen Art. „Sie sind ganz undenkbar an seiner Seite hin ter dem Ladentisch! Aber auf der Bühne, in den famosen französischen Salonstiicken, in einer der wunderbar feschen Toiletten k lu l>onl»>ur! Meinen ergebensten Glückwunsch zu dem Gedanken! Der muß unter allen Umständen realisiert werden, und wenn ich selbst die Hand dazu bieten sollte, Sie ausbilden zu lassen.". Er brach schnell ab, denn der Blick, den er aus Manfreds tiefverduntel km Auge auffing, war nicht beson ders schmeichelhaft. Das war der warnende Blick -ines Mannes dem andern gegenüber, der, wenn auch im Scherz, gewisse unsichtbare,undefinier bare Grenzen in Perlehr mit einer Dame überspringt. Sandersee biß sich in die Lippen und steckt« zähne knirschend die unausgesprochene Zu rechtweisung'ein. rötlichen Gaslaternen und die grell in vielen Farben funkelnden elektrischen Birnen erhellten nur notdürftig den Garten, als sich die drei jungen Leute erhoben. Manfred mutzte sich von dem ihm bekannten Zählkellner wieder die not wendige Summe borgen. Es war nun das zweite- oder drittemal. Der Vater hatte ihm lausend Mark ge schenkt, denn am Ende hatte nicht er gespielt und gewonnen und davon war nun nichts mehr übrig. . . Spät trennte man sich. Man fred brachte Hermine noch bis an Arme. „Minchen, ist das dein Ernst init dem Theater?" - dch ch clt heiraten können.", . . Er wandte sich schweigend ab. Ihm war, als habe jemand >in Tor, vor dem er zögernd stand, Plötz lich weit vor ihm geöffnet und vor sich sah er einen breite» Weg. . die Nacht noch schlaflos und trau rig. . Äm andern Tage ging er nnt San dersee zurück zum Kontor vor seinem alten, vielgebrauch ten Schreibtisch, der so manchen glück, chen Jahresabschluß, so manche Vi lanz, in der das Haben das Soll ' überwog, gesehen hatte. Heute hatte er auf Ihm die Quittung geschrieben über ein Vermögen von 75,000 Marl, das er durch sein Anteillos in der Preußischen Klassenlotteri« gewonnen hatte. Der alte, eichene, abgeschabte Geld schrank, der seinen Zweck schon jahr zehntelang erfüllt hatte, stand ein we nig offen, und man tonnte darin die verschiedenen Geldsorten blinken und glitzern sehen; Willibald Renn brandt hatt« ihn schon als Knab«, wenn er hier seinen Großvater be suchte, ehrfürchtig angestaunt. Wie ein Wunder war dem Kaufmannskinde der Schrank erschienen, in dem das Geld lag, für welches man die vie len herrlichen Waren, die stattlichen Zuckerhüte, die leckeren Etzpflaumen und köstlichen Mandeln und Rosinen bekam! Nun erschien er dem al ternden Manne wieder wie «in Wun chen Inhalt eine Art Zauberschlüssel Erde. . » Aber dennoch sah der Mann, der, ohne geldgierig zu sein, doch eine sehr hohe Schätzung für das Erworbene hatte, nicht entsprechend beglückt aus. Sehr ernst lehnte er in dxm alten berührte, stand noch ein Schrank mit Briefen, Papieren, Korrespondenzen. An der altersgrauen Tapete hingen bisher viele zufriedene, tätige Stun den, im Dienst einer geliebten, gutge launten Arbeit; glückliche Stunden ihres klingenden Erfolges, der ledig lich durch Fleiß, Klugheit und seine grotze Begabung sür den Waren« Handel erreicht worden war. Denn wenn einer, so braucht der Kaufmann Begabung und Fähigkeit zu seiner trockenen Arbeit. Und Hoffnung. Immer hatte Rennbrandt der alte Satz vorgeschwebt, den sein einziger Sohn ihm einst in goldener Schrift und schön gerahmt zum Geschenk ge macht hatte: „Arbeit mit Aussicht auf Erfolg Ist das größte Geheimnis des Glücks!" Sohn, dem Erben seiner Arbeit und ihres Erfolges, war der Brief, der vor ihm auf der abgeschabten grünen Tuchplatte lag: „Mein lieber Vater! Der Inhalt meines Briefes wird Dich kaum überraschen und hosfent wirst Du mich sicher nicht, wenn ich meine Bitte erneuere den Beruf zu wechseln. Du bist viel zu verständ nisvoll, um nicht in Ruhe einzusehen, daß jeder Beruf, zu dem ein Mann Neigung und Fähigkeit mitbringt, der rechte, der einzige für ihn ist! Und datz jeder Beruf gut ist, der gut aus gefüllt wird. Du hast nie einen Zwang auf mei ne Neigung ausgeübt, ließest mir in den meisten Dingen jede Freiheit. Nur erwartest Du, daß ich gleich Dir und Entschluß noch nicht ganz gefestigt. Ich hoffe aber. Du wirst jetzt in Ruhe würdigen, wenn ich Dir nun mehr, da alles in mir zur Reife kam, die wohlerwogene Bitte unterbreite: Laß mich Soldat bleiben! Du hast Erworbenen hinzukam; das setzt Dich, mein Vat«r, in den Stand, mir die eigene Wahl eines Berufes zu ge statten. Und seit jenem Glücksabend weiß ich, was ich will: Offizier will ich werden, mich zur Wahl stellen bei dem schönen, vornehmen Regiment, dem ich jetzt als Freiwilliger ange höre! Ich bitte Dich, teurer Vater, mir eine entsprechende Zulage zu gewah ren, die mir eine Stellung unter den Kameraden ermöglicht. Unu daran schließt sich noch die eine Frage und Bitte: Kannst Du handeltreibender Kaufmann im of'e nen Ladengeschäft bleiben, wenn Du einen Sohn im Regiment Gras Dernbach als Offizier hast?! Nein, Vater! Ich weiß es von Kameraden in Regiment. Du '.iußt den Kauf mann, dm ganzen Ladentram an den Nagel hängen! Setze Dich zur Ruhe! Du hättest es schon seit langer Zeit Aber jetzt, nachdem Du 75,000 Mar'! dein Sohne helfen, den Beruf, den er 'liebt, zu ergreifen! Dazu aber mutzt Du Dich jetzt freimachen, Dich endlich ausspannen aus dem alltägli chen Joch und der Jugend auch etwas gönnen! Verlaufe das Ge schäft. Du bist nun sechzig, lieber Vater. Niemand wird es Dir übel nehmen, am wenigsten die Mutter. Sie ist noch so jung und hat eigent lich so wenig vcn Dir gehabt! Du warst ja immer fort, im Kontor, bei Teiner Arbeit, und abend? kamst Du müde heim und manchmal auch l »«'.ärgert; da hattest Du selten Lust, schaft oder Theater und Konzerte, wo sie sich ihrer Jugend und Schönheit ein wenig hätte freuen können; sie hat Dir nie einen Vorwurf daraus ge macht eine so gute Frau und Mut ter, wie sie war! Und Du selbst, Vater! Ich weiß genau: Du hattest auch andere gei stige Neigungen und Freuden, die Du längst hast eingehen, verdorren lassen über Deinen Rechnungsbüchern mit d«n langen, langen Zahlenreihen. Du hattest einen feinen Sinn sür feine Genüsse, sagt die Mutter. Du spieltest Klavier, es war ein Genuß Dir zuzuhören! Dein Reiten Deine Passion für schöne Pferde soll test Du auch wieder aufnehmen, lie ber Vater! Das würde Deiner Ge sundheit guttun; Du wirst sehr stark in letzter Zeit. Reite edle Pferde, lenle mutige, heftige Gäule vom Kutschbock aus, daß alles sich fragt: Wer ist der hübsche Mann lich sein! Komm heraus an Licht und Luft, Vater, heraus aus dem dumpf rie ben! alten Schreibtisch sitzen möchte .. Ich will hinaus ins frischeste, grün ste, blumige Leben, einen echten Man« nerberus will ich mir erkiesen! Du sollst stolz auf Deinen Sohn, den Leutnant, sein, wenn er einmal mit seinen Kameraden zu Besuch in Dein« reizende Villa kommt, in die Villa mit dem goldenen Schjjde an der hohen gußeisernen Pforte: „Willibald Renn- der eingegangenen Postsachen in den Korb. Er langte nach der Feder und schrieb Geschäftsbriefe! Ei wie das ging, wie das „fluschte"! Da war er zu Hause das verstand er! Und wie der Stapel wuchs und wuchs. . . Da freute er sich mehr, als ! emein schweren Gaul im Tiergarten spazierenritt; gräßlich ja! Er sollte sein altes, liebes Handwerks zeug einpacken. Er sollte absatteln und nicht mehr arbeiten er hatte Nichts tun sollte er. In einer Villa sitzen und Maulaffen feilhalten. Und sreudezitternd den Herrn Sohn er- Dann natürlich Schulden bezahlen dem sein Erbe schon bei Lebzeiten auszahlen. Sich ausziehen, ehe er zu Bette ging, das sollte er. . . „Wer seinen Kindern gibt das Brot Und leid't im Alter selber Not, brummte er grimmig vor sich hin. Da klang die 'leine Glocke der Außentür, rasche Schritte durchquer ten den Laden, die Kontortür wurde energisch ausgemacht. Das war seine Galtin. Er kannte den elastischen Gang, das Feste, Zugreifende in ih ren Bewegungen. Er blickte auf. Ja gewiß, sie sah noch immer bild hübsch aus. Per schwarzgetupste Schleier ließ die feinen Schriftzüge des nahenden Alters kaum ettennen, und das dunkelblaue Prinetzkleid von weicher Seide stand ihr vorzüglich zu dem hellen, gepflegten Teint und dep welligen Fülle des rotblonden Haares. O ja, sie mußte gewiß recht gut aus sehen auf dem Kutschbock des Selbst fahrers. Aber nein, für die Rolle, die ihm zugedacht war, fühlte er sich noch oU jung! Ein böser Zwiespalt verdarb ihm die Laune. Das hatte winnlos! Er hätte es nicht nötig ge habt! Genug hatte er für sich und die Seinen genug. Er freute sich auf die Zeit, l enn sein Sohn h'°r sitzen würde, wie hatte er sich ge freut! Seufzend legte er die Feder hin und bot seiner Frau den Besuchs sessel neben dem Schreibtisch an. Sie nahm lächelnd Platz und fing sofort an: „Nun sag', Willi, was machen wir mit dem vielen Gelde? Es heißt, ge wonnenes Geld soll man so schnell wie möglich dem zurückgeben, dem es „Also soll man es zum Teufel ge hen lassen so schnell wie möglich", sagte er herb. „Aber aber, Mann. Du bist in keiner glücklichen Stimmung. . . Dabei hast du aas Glückslos doch auch bezahlt. Zähl' mal zusammen, wieviel du gespielt hast, was das ko stet in 20 Jahren, Nicht viel im Vergleich aber wenn der Ge ber nicht mehr verlangte. . . Es war doch rechtlich erworben, Willi! Und nun, Lieber, sei vergnügt! Ent schließe dich zu dem was Frau und Kind von dir erbitten. Sei nicht so schwerfällig und denke, daß du es hich bezahlt hast —. das Glück." Dann fuhr sie in leichterem Ton fort: „Ich war eben bei dem Häusermakler wegen der Villa, Ick sage dir geschenkt! Eine sehr niedrige Anzahlung und »en Rest in Hypotheken, die du darauf 'igst.' ' l (Fortsetzung folgt.) zfiii' «Ii« Nücke. Quarkpudding. WO Gramm recht trockener Quark wird durch ein Haarsieb getrieben, mit ei nigen Etzlösfeln saurem Rahm oder auch süßer Milch vermischt und mit 125 Gramm Mehl glatt gerührt. Un ter oder Palmona zu Sahne, gibt 7S Gramm Zucker, etwas Vanillin, vier Eigelb. 125 Gramm Sultaninen oder wird der Schnee von vier Eiwech untergezogen und die Masse in eine, gut gebutterten und mit Seniinelbrö kocht. Man reicht Obst- oder Hülsen- Weise her. Man kocht Kartoffeln » diefelb-i. in feine Scheiben. Dan» gießt niai> eine Tasse heißen Wasser» darüber und deckt das Gericht z». UnterdeS rührt man zwei hartgekochte Eidotter, Salz, Pfeffer, etwas tlei»-- Weinessig, 2 Etzlösfel Olivenöl uns 3 Eßlöffel Fleischextrakt oder Bouil« lrig uns Mehl, Milch oder Wasser, Eßlosf?! Wassec oder Milch und ei nen gehäuften Eßlöffel Mehl.) Von der M.sse väckt man mittelstark Plinsen auf der flachen eiserne» neu. 1 bis I>/2 Pfund weiße Boh» Nacht in kaltes Wasser gelegt, dam» mit dem Einweichwasser zum Koche» ausgestellt, wobei man ein« Messer» spitz« doppeltkohlensaures Natron so wie ein bis zwei Etzlösfel braunen Sirup und «in Stück frisches Schwei nefleisch oder gewässertes Pökelfleisch zufügt und alles in der Kochkiste so lange lochen läßt, bis Bohnen und Fleisch weich sind. Nach Salz ist vor sichtig abzuschmecken. Beim Anrich kann, rundherum. Hamburger Linsensuppe. Die Linsen werden in leichter Fleisch brühe und bis aus ein»» Zwiebeln, Salz und reichlich pengemüse hinzu, wobei beachtet wer den mag, daß die Mohrrüben unzer, schnitten in den Topf kommen. So bald die Suppe genügend mit ihre» Zutaten verkocht ist, wird sie ange Tomaten - Schaumsaure. Die Sauce wird im glatten, etwa» hohen Topf im siedenden Wasserbad« bereitet. Man verquirlt eine große Tasse Sahne oder gute Milch mit et was Stärkemehl (Kartoffelmehl oder Weizenstärkemehl), fügt 4—5 Lössel Tomatenmark oder Tomatenmarme lade, etwas Salz, Zucker, Zitronen saft und I—21 —2 Eidotter dazu und schlägt alles mit der Schaumrute so lange, bis die Sauce zum Kochgrad gekommen und schaumig ist. Kochen darf sie nicht, , da sonst der Schaum nicht steht. Hainmelschnitten mit To mate nsau c e. Man kann hand große Schnitten aus der Brust oder Keule schneiden oder man be dient sich der aus dein Rücken' gehack ten Koteletten. Sie werden gut zu» rechtgeputzt, gellopst. gesalzen, mit geriebener, in Butter gedünsteter Zwiebel bestrichen, in Ei und gerie bener Semmel gewendet und auf bei den Seiten in steigender Butter aus der Psanne goldbraun gebraten. Zur Sauce dünstet man ungesähr 1 bis S Eßlöffel voll gehackten rohen Schill teil nebst einer gehackten Zwiebel und 4 bis 5 zerschnittenen, gut abgewisch ten Tomaten in 2 Unzen zerlassener Butter unter fleißigem Rühren durch, gibt 2 bis 3 Eßlössel Mehl dazu, läßt es gar werden, verkocht dies mit so viel heißem Wasser oder heißer Brühe, daß eine ebene Satce entsteht, die durch den Sieb gerührt und mit Salz und Zitronensaft abgeschmeckt wird. Man richtet die Schnitten nebenein ander auf erwärmter Schüssel an und füllt die dickliche Sauce darüber. Dazu Passen Schmorkartoffeln oder in zerlassener Butter nebst gehackter Petersilie geschwenkte, vorher einfach in Salzwasser abgelochte Kartof feln.