Gliicklmd Segen. (2, Fortsetzung ) „Es ist wirllich ein Glück, daß das Kindelchen nicht das kleine Ver mögen besitzt, welches da verlangt wird, sonst erlebten wir noch was!" Klara war trotz ihrer 36 Jahre nie etwas anderes bei den Ihrigen als das unmündige „Kinüelchen". Da durch hatte sie sich auch ein etwas kindisches Getue und Geziere angeeig net, was aber nicht etwa hinderte, daß sie tüchtig und ernst in ihrer Ar beit war. Die beiden anderen, Lina und Hedwig, hatten auch ihren „Piepvozel" oder Spleen, Aber sie sprachen nicht davon oder waren sich dessen nicht so recht bewußt. Uebri genS machten ihnen ihre Marotten keine Unehre. Bei Lina war es die abgöttische Liebe für ih.e Mutter, die alle normalen Grenzen überstieg. Sie Hedwig aber hatte die brennende Sehnsucht, ein kleines, sehr schönes Mädchen an Kindes Statt anzuneh men! Für diese „Piepvögel", wie sie es lächelnd selbst nannten, hatten sie dem Glück das bewußte Türchen geöff net: Sie spielten in der großen preußischen Klassenlotterie unentwegt jetzt schon 20. Jahre. Immer das selbe Los. Mit Trauburgs, Renn brandts, Scheinbauer, Pastor Mül lensief und Frau Anne-Marie, der Summen und Freilose, aber um ihre „Vögel" zu füttern, reichte es nicht. . . .Aber sie waren vergnügt und glücklich über die kleine Aufregung und große Hoffnung bei jeglicher beigehofft war. Dann stimmten sie Muttelchens zeitgemäßer Weisheit bei, vom „Schutz der Armut". vom^Glück Uebrigens der brave Scheinbauer, der „allerbeste Hauswirt", hatte auch noch seinen sehr lebendigen „Vogel", Das war seine Ansicht vom Glück, die sich mit seinen 65 Jahren nicht er sich fühlte, nach dem alten Sprich: wert: „Der Mann ist so jung, wie er sich fühlt", hatte er einen in Anbetracht der trennenden Jahre höch bedenllichen Wunsch, nämlich: Schön-Herminchen zur Frau Schein bauer zu machen! Sie mit Samt und Seide, Juwelen, Equipagen, Villen und herrlichen Reisen zu be zaubern, das war seine kühne Hoff nung ein gebildeter Vogel! Und auch ihm sollte das „große Los" dazu helfen. Von den anderen Bewohnern des Gartenhauses, die sich heute zum fro hen Feste versammeln wollten, war «S Kolonialwarenhändler Renn brandts schöne Frau, die nach Aus falls ihren „Vogel" hatte: Eine prackt polle Villa und ein vergoldetes Schild: „Willibald Rennbrandt. Rentier", wollte sie besitzen! Und Manfred, Aus der Asche, d. h. aus dem Erlös des väterlichen Geschäftes, das er dereinst er^es gen, und oft sagte er zu seiner feinen, liebenswürdigen Mutter: „Es ist, ich das viele Geld, das ich dazu brauche, nicht habe! Wer weiß, Mutt chen, wie schnell es alle würde!" Aber ein hübscher Gedanke, mit dem man spielen konnte, war es doch! — » ten, vernünftigen Sohnes, wie sie jetzt so in „Füll dreß" alle drei, sehr elegant und sein aussehend, auf ih höhte. als der Zufall der Alleinstehenden stadt anwies, da wußte sie sich des Lobes und Dankes lein Ende, Sie war aus dem Polnischen hergekom halt nicht wieder erlunden. Jetzt lebte sie wunschlos und zu frieden in Wilmersdorf, besorgte die Plättwäsche sämtlicher Nachbarn und freute sich ihrer guten Stelle. Ja, das war ein rechtes Glück! Und Segen war auch nei der Genüg einen großen Wunsch habe, dann hät te sie ihn mit den freundlich hellen Blauaugen wohl ganz oerwundert an gesehen und gesagt: „Das wäre doch wohl eine große UnbeZcheidenheit, wenn ich nun noch was wünschen wollte, und nicht bloß Kamen und bit ten, daß mir der liebe Gott lassen möge, was ich habe," Fleißig von früh bis spät, helläu gig, regsam, aus dem Pesten, zu Mensch und Tier treuherzig und gut war die hübsche rundliche Frau mit dem jugendlich rosigen Gesicht und den silberweißen, vollen Hanren, Ueberall war sie eine willkommene und gerngesehene Erscheinung; sie oer band mit ihrer großen, herrlichen Güte so viel feinen, schlichten Her zentakt, daß sie nie in ihrem Leben zemand weh getan hätte, auch wenn eS einmal galt, Ernst und Strenge zu zeigen, Sie arbeitete für alle mögli^ Da unten im Parterrk der Haus verwalterin gab eS keinen „Vogel". Eine Schwärmerei hatte sie freilich auch, aber das war noch lange kein Vogel, und um die zu befriedigen, brauchte sie nicht in der Lotterie zu spielen und das große Los zu ge winnen. Sie verschlang nämlich alle Liebesgeschichten, deren sie habhaft werde» tonnte, und ihre vielen Kun ein Kind gehabt, so einen »einen, blonden Jungen, wie ihr Bübchen ge wesen war, das schon im ersten Le bensjahr gestorben war. Aber dazu reichte ihr Einkommen nicht, eine von Schuhmacher Seligmanns hungrigen Krabben anzunehmen, wie sie zuwei- Anne-Marie, wenn sie abends nach getaner Arbeit in ihrer blitzblanken Küche saß, vor deren Fenslern die roten, prachtvoll gedeihenden Gera nien blühten, trotzdem die Abendson ne dem Flach-Parterre auch nicht ei nen Blick schenkte. Auf dem Sl^oß getreu ihre Pflicht, denn der Meister hatte ihr ein gutes Werk eingesetzt. Mocrchen schnurrte, und von der denn großen Verkehr gab es hier nicht. Ja, so saß denn Frau Anne- Marie im hübsch gestickten blauen Kattunrock und zierlich gepufften Silberhaar, hatte den bei der Arbeit Geschichtenbuch: „Erikas Lehr- und Wanderjahre", dessen hoher Genuß ihr. nun bevorstand. Das Schönste wahr nahm! Auf dem Tischchen vor ihr aber befand sich ihres Herzens stille Freu de die braune Bunzlauerin mit dem würzigen Trank, der den ganzen Tag eigentlich nicht ausging. Zuwei len, aber stets nur am Sonntag, lag Mieterinnen, die gerade gebacken, ihr gebracht hatte. In dem schlichten Gartenhaus war man noch so alt modisch, den schönsten Kuchen selbst zu backen. Heute aber blieb das Buch geschlos sen, die fleißigen Hände banden aus sie auch nicht hinaufkommen. Die Uhr tickte, Moorchen schnurrte, die Blumsn dufteten, ein zufriede welche die alten, dünnen Zeiger los marschierten. . . Ach! Hätte Frau Anne-Marie geahnt, was diese Stun- Die Geburtstagsfeier war in vol lem Gange bei Trauburgs. Fast vollzählig waren die Mieter vom te sich leise pfeifend: Gut Nacht gute Nacht! ... eilte. men? Um neun Uhr abends? Was burtstag?" „Am Ende eine Bilderbestellung, die sofort ausgeführt wecden muß!" friedvolle, kluge Alter und die schö ne, holdselige Jugend mit seinem Glanz. „Ach, daß es kein Störenfried fei, wollte, „Papa! Papa! Eine Depesche an dich! Zum Geburtstag!" schrie Min wic eine Fahne schwenkend, „Von wem nur?! Ich habe keine Ah nung Herr Manfred auch nicht, , . bürg, Wilmersdorf." Atemlos hielt „Na da bra!' mir einer 'nen Storch! Und die Beine recht knusp > rig!" sagte Papa ganz erstaunt und rötliche Nase. .Ja, wahrhaftig: „Herr Kunstma ler" hast du dem Boten etwas ge geben, Minchen?" „Gott nein Papa er war so sich meiner erinnern, der so vornehm lut, zu depeschieren?" „Aber so lies doch bloß! Dann mals und mußte die Halsbinde li iern, als würge sie ihn sah sich ganz entgeistert im Kreise um und '„Aber Papa!" »Lesen Sie doch vor. Wa» ist denn geschehen?" „Herrgott! Das scheint wirklich nichts Gutes zu sein!" Jetzt gefaßt. .er deinen Segen ruhen über uns und"... „Ruhig, ruhig, Meister Trau burg", mahnte der Pastor ernst. laS: Wilmersdorf-Berlin. Ihr Los Nr. 13216 hat dreimal hunderttausend Marl gewonnen, Lot terie-Kollekteur Adam." lekteur! . derdare Glück: das große Los! Ja „Das große Los der Preußischen Klassen-Lotterie ist heute mittag ge zogen worden und auf Nr. 13216 ge fallen." 4. Stocke sitzt das Glück mitten auf wäre und hätte begonnen zu schaf fen zu hoffen? Und dicht ne ben ihm hätte die Erfüllung seines Pinselstrich der Arbeit begleitend mit beit erinnerte: das Schaffen aus eige ner Kraft! Still ließ die Arbeit den schlichten ohne meinen Segen, . . Wie konnte der Mann, der so viel Geld sein eigen nannte der reiche Mann, der bis jetzt nicht 50 Mark besessen hatte, die nicht schon ihre feste Bestimmung hatten wie konn te der früher am sonnigen Morgen frisch und fröhlich aufstehen und in sein Atelier hinaufstiigen, singend und pfeifend, voll innerlichen Frie dens und Freude! Dazu hatte man jetzt keine Zeit, wenn solch ein stolzer Gast, solch ein von allen Menschen ersehnter, hoher Gast, das Glück eingekehrt war! Wer konnte da an die stille Arbeit den ken? „Vielleicht ein andermal, wen ich mehr Zeit habe, liebe Arbrit dann lomme wieder. .. ich habe keine Hand für dich frei, lieve Arbeit! Geh jetzt nur bei uns ist Ihre Ma jestät die Glücksgöttin erschienen. Jetzt haben Not und Sorge und Ar beit ein Ende! Ist auch Zeit, daß man Feierabend macht und sich'S wohl sein läßt auf Erden!" Und still schritten die Not und die Sorge Arm in Arm zur Tür hinaus wo das Glück eingekehrt war. Und die freudige Arbeit folgte ihnen. Das Atelier, das jeden Morgen dem Manne eine wahre Herzensfreude ge boten hatte, wenn er oben eintrat in die herrliche Kirchenstille, das blieb heute geschlossen, und der Geist der Zufriedenheit und des Friedens setzte sich still in eine Ecke da oben. Denn der Kunstmaler Daniel Trauburg stand heut nicht mit der Morgensonne auf wie ein Junger! Der hatte ge stern bis in die tiefe "tacht hinein das „Glück" gefeiert, und das war er nicht gewohnt, denn die Armut hatte kein Schwelgen im Essen und Trin ken gestattet. Dafür hatte er auch seine Jahre nicht gefühlt und war an jedem Morgen frisch und froh er- Heute konnte er nicht aufstehen. Sein Kopf schmerzte und war schwer, die Glieder wollten nicht hoch kommen; um keine Welt hätte er wie sonst aufspringen können zu fröhli chem Schaffen. Bis in den Mittag hin ein blieben die Vorhänge geschlossen Dasselbe wäre es doch nicht, hatten sie alle gestern gesagt. . . besser wäre es immer, wenn man in das Bad fuhr. Mama trippelte unruhig umher; sie wagte nicht, Papa zu wecken, und hätte doch gern 20 Mark von ihm ge holt, denn gestern zu der GlüclS schloß, mit der Bitte um 20 Mark ! Schluckern, denen e: immerfort bis jetzt mit SO Pfennigen oder gar mit einer Mark hatte aushelken müssen. Die würde,! ihn schön verachten, wenn er ihnen jetzt nicht ebensoviel Mari wie früher Pfennige gäbe! Und dabei hatte er das Geld noch nicht eininsl, nur die Schulden in den Viktoria- Sälen! Lag im Bette und fühlte sich lrank, er, der nie krank gewesen war sein ganzes Leben lang! Und äng stigte sich, daß es am Ende schlimm werde» könne! Und erschrak zum er sten Mal vor dem Alter. Ob man auch nicht schon zu alt sei, um seinen Reichtum zu genießen? .... Zuerst hatte leiner der anderen „kleinen Leute" daran gedacht, daß si, ja alle mit dazu gehörten zu diesem Glück! Daß sie das Los nun seit zwanzig Jahren alle zusamine» sp^el von dem GotteSsegen gesprochen, der Glücksfall werden sollte, und hatte freundlich gemeint, daß ihre Hand Leberecht Müllensief unbewußt so viel heiße Verehrung gezollt, und hatte mit zitternden Lippen und bangem überhaupt etwas zu beginnen. WaS, Herr Pastor, soll uns das viele, vie le Geld?! Es ist ja viel zu viel. WaS gefaltet. vor allzu vielem Gelde, „Ach Gott ja, gewiß wird er's. Aber ach, hätte er's doch vor zwanzig Jahren geschickt! Dieses Jahr sollte unser letztes Spieljahr sein! Nun wollten wir abschließen. Zwan- Geld bezahlt! Besonders das Klär troffen! Frau gelegt. „Ach Glück!" wehrte sie mii kleines Gütchen, ein paar Morgen Landwirtschaft! DaS hat er in der Jugend von seinem Vater gelernt. „Oh . . . Frau Liebling oh Aber sie wollte ihre stille, stets bezwungene Seele, all das lange, lan s-Ibst vergaß sich (Fortsetzung folgt.) Bestrafte Neugierde, ich am Montag so unverhofft zu euch zu Besuch kam? Fritzchen: Er hat gesagt, die Wo che fängt schon gut an! Befähigungsnachweis. Können Sie auch Violine spie len. Herr Metzgermeister? Versucht hab' ich's noch nicht; aber weshalb sollt ich's nicht brin gen? Unsereiner hat ja mitSchass därniin immer soviel zu tun! Ei n Listiger. Ich bitte den? Ich habe gefunden, daß Sie reizend sind! lösen? Ja, ich kahe meinem Gatten schon gekündigt! Schnell g-bratenei Rou lade »fleisch. Man klopft sehr Ei und geriebener Semmel und bratet es schnell braun. Zur Sauce nimmt man saine Sahne, in die man eil» beliebig-- Gemüse geben; am besten passen ». B. Büchsengemüse wie Spargel, jung: Schoten dazu oder toffeln, den 2 Löffel voll Mehl geschwitzt Blumenkohl auch als selbstständige» Gericht bei größeren Essen. Die Hauptsache ist, daß die Form nach den Of n komm. damit das Bolunieq Fisch:roketten. Man reinigt 1 Pfund abgelochten, gebratenen oder Butter und zwei Kochlöffel Mehl bereitet man «>ne helle Mehlschwitze, löscht d.ese mit Quart süßem Rahm, ictzt etwas Pfeffer zu und Ischl die Sauc- dick ein. Man stellt »u-gevieitei, auf Eis oder in de» kalten Keller. Nach dem Starrwerven fchneidit man Streifen daraus, die Semmelmehl wendet und in Butter Kit>chspetse. (Verwendung noch fein gerührt werden muß. Die Masse wird mit etwas Butter, 2—Z Eidottc'N Zucker, gestoßenem Zimt, gehackten süßen Mandeln und unge fähr «m Pfund entsteinten, mit Zul, ker bestreuten Kirschen, dem steifge schlageoen Schnee der Eiweiß und s» der Te'h eben und fest ist: er darf nicht »>l flüssig sein. Man muß des halb d>, Kirschen ohne ihren Saft hineuigeverr. Den Saft kann maa ter ausgestrichene, mit geriebener Semme. ausgestrichene feuerfeste Auf laufform und läßt ihn ui gleichmäßi ger im Ösen, eine Stunde kal ken. Er «urd sofort m der Form ge reicht, eventuell "mit der Sauce, aad schmeckl auch nach dem Erkalten noch gut. Blumenkohl LritterS". Teig wendet, lestäube man sie mit Mehl. Man karm den Teig ziemlich salzig mcchen. Arme Ritter mit Vanil legeschwatl. In etwas Milch Vanille a>>f heißer Stelle ein Weil riebenec gesiebter Semmel und bäckt sie in herein Fett (halb Schmalz, halb Butter) au: beiden Seiten gold braun. Sie werden lxtm Anrichte» mit bestreut.