Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 11, 1915, Image 5

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Donnerstag, 11. Februar 1915.
DieTelephonuummer de«, Wochenblatt'
ist letzt 230» (neue«).
Englands Arbeiter.
Nuscheinrnd nicht sehr für de» Krieg
begeistert.
sagt wird oder auch vom nächsten, die
ser Krieg jetzt ist ein heiliger Krieg.
DaS britische Vorgehen zu Lande und
zur See ist gerecht und darüber be
steht auch nicht der geringste Zweifel.
Jeder Engländer muß stolz darauf
sein, daß sein Land jetzt am Kriege
teilnimmt. Die Deutschen sind bös
artig, blödsinnig, verbrecherisch, bru
vernichten, das sich in der gleichen
Weise rühmte, wie wir eS selbst
tun . . ." Dies ist jetzt der Schrei
aller „Patrioten," so ist das exaltierte
Gefühl, daS alle Vernunft beiseite läßt
Dies'ist das verderbliche Gift, das
augenblicklich das Blut der Nation
durchläuft. Jeder, der es wagt, ein
niens in diesem Kriege zu sagen, ist
verurteilt, als prodeutsch zu gelten,
als antipatriotisch und wird verdäch
fllr die Hinterlassenen unserer Solda
ten gilt jetzt als prodeutsch. Die De
mokratie leidet augenblicklich an einer
den Arbeitern zum Kriege zu raten,
leinen Augenblick gezögert haben, die
Soldaten selbst gegen die Arbeiter zu
wird vorübergehen. Es wird ein
traurige? Erwachen zur Wirtlichkeit
werden und dann wird ein starker
Rückschlag kommen gegen dieses sieg
lose Schlachten. Die Zeichen dafür
erheben sich schon am Horizont. Wir,
die wir den Krieg verurteilen, und die
wir uns weigern, England von Schuld
freizusprechen, und die wir glauben,
daß die Verletzung der belgischen Neu
tralität keineswegs der wahre Grund
sogenannten Patrioten hinsichtlich der
Bewunderung des Heldentums unse
rer Soldaten. Dieses Heldentum ist
eine der schönsten Seiten der mensch
lichen Natur, und eS bildet daS ein
zig erfreuliche in der sonst so trüben
lassen, daß wir alle sagen, daß der
deutscht Terrorismus in gleicher Weise
bet den Engländern gefunden werden
kann. Man ist hier allzuleicht dazu
»«anlagt, den deutschen Kampf als
grausam und barbarisch hinzustellen
und alles daS mit derartigen Adjekti-
Kostspielig.
England« Steuerzahler tragen sch»«e«
Kriegslasten.
vom ersten April ab merken, was für
ein kostspieliger Sport der Weltkrieg
ist. Der Schatzkanzler hat ihnen daS
mit seiner Finanzvorlage eindringlich
zum Bewußtsein gebracht; er hat die
Im Vergleich zu deutschen Sätzen schon
sehr hoch bemessene Einkommensteuer
mit voller Wirkung vom April 191 k
ab verdoppelt, während für daS lau
sende Finanzjahr eine Erhöhung um
dreiunddreißig Prozent erfolgt.
Was zahlt man in England? IM
Pfund Sterling (3200 Mark) Ein
kommen wird etwas schärfer angefaßt)
von 3220 Mark waren bisher neun
Prozent zu entrichten. Dieser Satz
Aber die Skala steigt sehr schnell.
Wer 6000 Mark verdient, zahlt kllns
-12,000 Mark wird sechs Prozent sei-
Höhe von 60,000 Mark verpflichten
künftig zu zwölf Prozent. Ein Ein
Ursprungs) mit 100,000 Mark nahe-
Million Mark im Jahre bezieht, legt
rund fünfundzwanzig Prozent auf den
Altar des Vaterlandes nieder. Die
Reichen werden also den vierten Teil
und auch diesseits des Kanals, ginge
es nicht mehr. Jetzt hat Lloyd George
schlage wurden vom Parlament (aller
dings nicht in der Presse) ohne Wider
rede geschluckt. Die Bezieher hoher
ten! Jahre 1899 (damals kannte
Rate nur auf ein Shilli j drei Pence
auf daS Pfund Sterl z oder sechs
ein Fünftel Prozent. Wer 5000
hatte, entrichtete im Jahre 1899 167
südafrikanischen Krieges 313 Pfund
Sterling. Im April 1916 aber wird
die Rate drei Shilling ein und ein
fünfzehn und ein halb Prozent odü
778 Pfund Sterling betragen. Für
ei ' Einkommen von 100,000 Mark
h >t sich die Staatssteuer jenseits des
Kanals von 1899 bis 1915 reichlich
Staatssteuer in England und in Preu
ßen! Ein Einkommen mit 6000
Mark ist in Preußen mit 160 Mark
belastet, in England mit 210 Mark.
Ein solches von 12,000 Mark zahlt
hier 414 Mark, dort 720 Mark. Ein
Preuße mit 30,000 Mark Einkommen
wird mit 1080 Mark, ein Englander
mit 3750 Mark besteuert. Der Ein-
Preußen 50,000, in England aber
240,660 Mark. Wenn man von den
(nach englischer Auffassung) unteren
Einkommen absieht, so ist also von
zig bis 200 Prozent stärker belastet lUs
in Preußen, während die großen Ein
kommen drei- und fünfmal so viel
zahlen.
Tapfere ärauen.
Zwei furchtlose Ehegattinnen aus
Pfeffelbach und Thallichtenberg hatte»
sich in den Kopf gesetzt, aus eigene
Faust Feldpost zu spielen und ihre Lie
besgaben selbst an den Mann zu brin
gen. Was Männern schwerlich gelun.
gen wäre, wurde von den beiden
Frauen vollbracht. All' die vielen
Widerstände, die Versuche, sie vom
Kampffeld fernzuhalten, scheiterten an
der eisernen Entschlossenheit der Bei
den. Hierin versagte der sirenge und
doch gutmütige deutsche Feldgendarm.
Und richtig, zu einer guten Stunde
standen die Frauen vor ihren über
raschten Männern im Schützengraben,
deren einer am gleichen Tage nicht nur
fünf Briefe, sondern die treue Gat
buchstäblich wahr die Geschichte, so
pfehlen sein. 7!icht jede möchte soviel
Ausdauer und sopiel Glück haben.
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Deutsch gesprochen. »Wocheuk»l«»tt"
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Drahtsprillt! von Küste zu Äiiste.
net. Das obere Bild zeigt Maqor Mitchel von New Uorl (rechts) und Manor Rolse von San Francisco im tele
phoiizesellschast; George McAneny, Präsident des Vorough von Manhattan, New Dorkl U. N. Bethell, Vizepräsi
dent der Telephongesellschaft Dr. Alexander Graham Bell, Erfinder des Telephons und Mayor Mitchell von
New Uork.
Das „zerstörte" Neims.
Ren" vollständig zerstört worden, end
giltig aus der Welt z» schaffen. Ja
dart, Konservator der Bibliothek zu
in Reims durch die Beschießung der
Stadt erlitten haben. .Was er von
der Kathedrale sagt," schreibt der
delt. Aber selbst dieser größte Scha
fort, „versichert, daß vollständige
Zeichnungen des Dachstuhles, des Da
ches, der Bleiteile gerettet wurden,
und er ist der Ansicht, daß Nachbildun
güsse vorhanden sind, hergestellt wer-
Skulpturen deS Mittelportals und des
hatte z. B. die „Jllustra-
Jst somit die Wiederherstellung der
erzbischöflichen Palast, nach JadartS
Ansicht, nicht der Fall. Der Saal
der Könige, der nie restauriert worden
die Archive, die Bibliothek, das histo
rische Mobiliar, das archäologische
Museum ein Opfer deS Feuers gewor-
Bibel rettete das Leben eines Soldaten.
Ein Fragment einer Granate durchschlug die Blätter des BpcheS bit
zur Mitte desselben und blieb dort stecken.
fchriften konnten vor der Beschießung
Das Stadthaus hat zwar stark ge
litten, aber doch weniger als man be
fürchtet hatte. Die reiche Stadtbiblio
thek und ihre Archive (80,000 Bände
und 1500 Handschriften) wurden ge
rettet. Gerettet wurde auch das
Kunstmuseum, das im Stadthause un-
Skulpturenmuseum. Dies ist, nach
dem „Figaro," der Bericht des Reim
ser Stadtbibliothekars, den doch wohl
kein Franzose der Parteilichkeit für die
„deutschen Barbaren" wird zeihen wol
man vielleicht bald, d.iß Jadart, der
sich an der rohen Hetze gegen Deutsch
land nicht beteiligen will, „im Solde
des Kaisers" zu stehen scheine.
Feldherren.
Betrachtungen über da« Alter be
rühmter Heerführer.
Man hört nicht selten, wenn man
den Biertischstrategen und KaffeehauS
feldherren lauscht, Bemerkungen übe»
die führenden Feldherren: „Ja, der ist
ja viel zu jung und unerfahren!", oder
auch: „Ach, der ist ja viel zu alt! Wo
soll denn da noch der Schneid herkom
men!" Dabei sei nun bemerkt, daß
der greise Kaiser Wilhelm 1., der selbst
dreiundsiebzig Jahre zählte, als er in
den deutsch-fkanzösischeN Krieg zog,
bis auf seinen Sohn, „unseren Fritz,"
und seinen Neffen, den Prinzen Fried
rich Karl, nur von Greifen oder Män
nern reiferen Alters umgeben war
Moltke zählte siebzig Jahre, Blumen-
Zhal sechzig, Werder zweiundsechzig,
Goebtn, vierundsllnfzig, der Kriegs
minister Roon siebenundsechzig, Vogel
von Falckenstein dreiundsiebzig, Man
teuffel einundsechzig. Diesen gegen
über erschienen die fürstlichen Heer
führer Prinz Friedrich Karl und der
Kronprinz von Sachsen mit zweiund
ßen mit neununddreißig Jahren als
jugendlich. Blücher rettete als drei
undsiebzigjähriger die Engländer bei
Waterloo.
Sieht man sich nun die weltgeschicht
lichen Größen früherer Zeiten an, so
erscheinen freilich die bedeutendsten in
jungen Jahren auf der Weltbühne.
Alexander der Große bestieg zwanzig
jährig den Thron und schied mit drei
unddreißig Jahren aus dem Leben.
Themistokles erfocht im Alter von
dreiundvierzig Jahren den Sieg bei
Salamis. Der vierundzwanzigjäh
rige Publius CorüeliuS Scipio—schon
mit siebzehn Jahren zum kurulischen
Aedilen ernannt —überwand Hanni
bal, den sechsundzwanzigjährigen Ge
neralissimus von Karthago. Drusus
schlug mit . zweiundzwanzig Jahren
die Rhätier und Bindelizier. Augu
stus war erst neunzehn Jahre alt, als
er nach Cäsars Hinscheiden sich macht
voll seinen Feinden entgegenstellte. Na
poleon I. erwarb sich als Sechsund
zwanzigjähriger im ersten italienischen
Feldzug als Oberbefehlshaber die er
sten Lorbeeren. Und vor allem seien
die großen Hohenzollern nicht verges
sen: Der Große Kurfürst trat mit
zwanzig Jahren seine Regierung an,
Friedrich der Große mit achtundzwan
zig, und beide waren noch jugendlich,
als sie sich als Siegessürsten bewähr
ten. Im jetzigen Krieg erreichen we
der die Jüngsten unter den leitenden
Persönlichkeiten die Jugendgrenze noch
die Alten die Altersgrenze der hier ge
nannten Heerführer.
In Boulogne-fur-Mer hat Präsi
dent Poincare kürzlich ein Denkmal
enthüllt, das zu Ehren des 1904 ge
storbenen genialen Physiologen Etienne
JuleS Marey in dem seinen Namen
tragenden Institut errichtet wurde.
Die Experimental-Physiologie ver
dankt Marey wertvolle Untersuchun
gen, und die Medizin verdankt ihm
die Konstruktion wichtiger diagnosti
scher Instrumente, wie de» Radiogra
phen und des Sphygnographen. Bor
allem widmete er sich der Uebertragung
der Schnellphotographie auf da« Ge
biet der physiologischen Bewegungsstu
dien und er war der erste, Her oll«
Phasen der Bewegungen eine« galov--
vierenden Pferdes festhielt und auf
diesem Wege das Prinzip des Kine
matographen fand. Durch seine zahl
reichen Untersuchungen über den Flug
der Vögel und der Insekten kcmn er
»uch als ein Vorläufer der Flngkunst»
theorie gelten.