Die Geschichte einer Frau. (S. Fortsetzung.) »Bitte, Sie verstehen mich, Herr vom Thal. Wozu wollen Sie mir «ine schlechte Komödie vorspielen? Wir sind, ich gestehe es Ihnen um umwunden, unvermutet aus die Spur gestoßen, und ich bin vollständig über zeugt, daß sie,die richtige ist." Der Kommissar hatte ihm die Sätze absichtlich schroff und rücksichts los entgegengeschleudert und hatte er wartet, daß der Freiherr unter ihrer Wucht völlig zusammenbrechen und sich zu einem offenen Belenntnis beque men würde. Wider Erwarten erzielte er einen «ntgegengesetzten Esfelt. Rolf kam leinen Augenblick die Idee, nun alles zuzugeben, obwohl er sich eingestehen mußte, daß sich auf« die Dauer nichts mehr erfchleiern ließ. Im Gegenteil. Blitzschnell arbeitete sein Jnstintt und zwecklos oder nicht. Du mußt ver suchen, so viel Spielraum als möglich zu gewinnen, damit Marga wenig stens Zeit findet, sich in Sicherheit zu bringen." chen. Ich selbst bin in die furcht- vorläufig je e Aus Er hatte mit einer geradezu un glaublichen, nicht im geringsten er tünstelten Ruhe gesprochen und be griff nicht, daß er die falschen Aus sagen Überhaupt herausbrachte. Dachte ist ja Heller Wahnsinn, die Wahrheit muß sich jeden Augenblick durch Schristvergleichungen und durch den Briefinhalt herausstellen. Ich mache mich strafbar. Warum übernehme ich nur dieses Nisilo für sie, eine Berbrecherin, die mir stets Böses ge tan?" Der Kommissar sucht vergeblich nach einer Erklärung für dieses Schuldbekenntnis. Einerseits war es zu unpsychologisch, um wahr zu sein. Selbst der abgehärteste Verbrecher stischeS Moment für die Richtigkeit des Geständnisses, das Motiv". Der wandte der getöteten Gutsherrin, mit-, hin ihr direkter Erbe. Allerdings hätte er, der Mittellose, durch die ten Besitz stand. I Waldungen und den Feldern nach dem Rechten gesehen haben. Niemand aber hatte ihn begleitet, ein Zeuge war nicht vorhanden. Ein Nachkontrollie ren seiner ursprünglichen Angaben und damit die einwandfreie Feststel lung, wo er sich zur Zeit, in der Hanne erschlagen worden, aufgehalten, war daher vorläufig unmöglich. Trotzdem sah der Polizeibeamte sehr wohl ein. auf wie schwachen Fü ßen diese Indizien basieren. Nach welcher Richtung er sich jedoch die Sache auch überlegte, und so unwahr scheinlich die Angaben des Seltstbe zichters klangen, eine entfernte Mög lichkeit blieb bestehen, daß er nicht gelegen hatte. Er konnie bei der vorgerückten Stunde tatsächlich nichts tun, als den Freiherrn vorerst gleichfalls in Hast zu nehmen. Di« Ausklärungen mußte der nächste Tag bringen. Die würdrn schon schnell und restlos erfolgen, da er jetzt das wichtigste Beweismaterial, den viel gesuchten Brief, in Händen hatt«. sich die Kunde von dem Ereignis auf Westernhagen. Weit und bren war man in der hellsten Aufregung und Bewegung. Als ob Stafettenreiter die Meldungen von Ort zu Ort trü gen, wußte, man in den entferntesten haben sollte. Selbst den Lokal ihr Tun zu geben. Eine unwider stehliche Macht hatte sie vorwärts ge trieben, über Wiesen und durch dichte /si ' de kl^ Tatsache ab und versuchte gar nicht weiter, der Ursache dieses Zufalls nachzuspüren. Am wenigsten fiel ihr Veranlassung hatte, sich möglichst we nig blicken zu lassen. Wie eine Schlafwandlerin schleppte sie sich ihrem Domizil, dem Gasthof am Ende der Dorsstraße, zu, schlaff und todmüde nach der beschwerlichen men, und beides -zusammen drückte derart auf sie, daß sie sich nur zu den primitivsten Funktionen zwingen lind Bewunderung erregt hatte, sicher aufgefallen. Heute dagegen schenk ten sie ihr keine Beachtung, denn sie erregt von dem Mord auf dem Gut Das gräßliche Wort schlug bald hier, dald da an MargaS Ohr, besiegte für Augenblicke ihre Apathie und Iriflalli „Tol, wirklich tot!" flüchtig, schemenhaft. Im Gasthaus angelangt, kam sie kaum die Treppe hinaus, dann sank leisten. ! mal wieder möglich, sich zu konzentrie ren. Die Katastrophe schien die ganze > chre Nebenbuhlerin getötet hatte, er > schüttelte sie, ohne daß die Reue ! und selbst er, um desseniwillen das Entsetzliche geschehen an ihrer stelle leiden mußten. und eisenhart, hatte bald nach Ta gesgrauen den Weg zum Untersu- Ren, zusammenhängenden Aussührun gen den Hergang. Nur ab und an überrieselte sie ein Schauer. Beichte berühre sie persönlich, ihr Herz sei verstockt, und sie sei gar nicht fä hig, die Größe ihrer Schuld zu er messen. Das war Täuschung Die Baronin litt, und der Schmerz über den definitiv für sie besiegne Die guten Bürger auf dem Platz waren nicht minder von der Wichtig keit überzeugt, die ihnen dieser große Tag verlieh, trotzdem ihnen n:cht ver gönnt sein sollte, das Abrollen des forensischen Schauspiels mit eigenen Augen schauen zu dürfen. Waren sie doch obwohl aus einiger Ent s'.rnung teilhaftig der Spinnung, die von dem Gerichtssaal ausgehen würde und hinüberfluten mußte aus die Straßen und Gassen, bis in die Häuser und die Zimmer hinein, Sie dursten das Ereignis miterleben, die beteiligten Personen von Angesicht zu Angesicht betrachten und tonnten morgen, wenn .der Bericht in der Zeitung stand, erklären: „Oh den haben wir gesehen, der sieht so aus, ich weiß es genau, keine zwanzig Schritt weit ist er an mir vorüberge gangen." Ihnen entging nicht das geringste. Erläuterung und Belehrungen wur den gegenseitig gegeben, wilosremde Menschen tauschten ihr Wissen mit einander aus, plapperten nach, was sie gelesen und was sie von dem oder jenem ganz bestimmt, einfach todsicher gehört halten. »Der lange Herr", ereiferte sich eine behäbige Frau, »der eben von den Gendarmen und Gerichtsdienern ge grüßt wird ja, der mit der brau nen Aktentasche unter dem Arm. . . in Berlin tragen die feinen Leute überhaupt nur braune Taschen. . . das ist der Assessor Spalling oder Sparring von der Staatsanwalt schaft. Sie, der spielt eine ganz be sondere Rolle in der Geschichte. Die Frau vom Gerichtsdiener Meyer hat es unserer Aufwartefrau erzählt na, und die Frau Meyer wicd daS doch wissen, wo ihr Mann solche Be ziehungen zum Gericht hat!" „Ich Hab'S auch gehört", källt ihr die Nachbarin neidisch in die Rede, denn sie muß zeigen, daß sie nicht schlechter beschlagen ist „mein- Trude, die Aelteste, sagt nur immer: „Nein, Mama, ist das nicht schrecklich interes sant!" .Ach, bitte, erzählen Sie!" drän gen neugierig ein paar Umstehende. „Wissen Sie, richtig weiß man ei gentlich nichts. Der Herr Assessor, übrigens ein hübscher Mann, soll die Angeklagte in Berlin gekannt haben und da soll was zwischen ihnen vorgefallen sein, eine Liebesfache. hört man. Schön soll die Freifrau sein ein Bild und immer nach der leh nn Mode gekleidet. Darauf fallen iie Männer allemal rein, das kennt man! Man sieht ja, was dab?' raus lommt!" „Aber Sie wollten doch erzäh len!" „Na ja, ich bin schon bei. Also, was der Assessor ist, der hat sie, meint die Meyer, geliebt; inzwischen Netz gehabt und gibt dem Assessor na türlich den Lauspaß. Das hat er sich so zu Herzen genommen, daß er sich gleich von Berlin sorlgemeldet hat, bloß um ihr nicht wieder zu be gegnen!" .Und gleich nach Kösterlitz?" „Nur zur Vertretung, weil unser alter Staatsanwalt neulich krank ge worden ist und ins Sanatorium muß te. Die Vorgesetzten vom Assessor, die haben erklärt, er würde sich in den paar Wochen hier reiflich überlegen, aus der Hauptstadt fortzugehen. Ei nen feinen jungen Mann wie den können sie selbstredend in Berlin ganz gut gebrauchen, und deshalb wollen sie ihm wohl Zeit lassen, ehe sie ihn „Kommt her, und gleich die große Sache! Ein richtiger Glücks pilz ist der Kerl", brummte der alte Zollbeamte, der hinter den Frauen stand. „Er ist sehr tüchtig!" entgegnete wichtig sein Begleiter. „Darf er denn überhaupt heute mit machen, wo er die Frau gelieot hat?" erkundigte sich ein altes Mütterchen. „Ist er da nicht befangen, wie sie im mer bei Gericht fragen?" „I wo, bei der Staatsanwaltschaft gibt's das nicht." „Aber er hätte doch sagen sollen, daß er nicht kann!' beharrte die Alte. „In der Beziehung bin ich m der Lage, Ihnen genau Bescheid zu ge den," mifchkt sich ein junger Mann in das Gespräch, der froh war, sich niil seinen internsten Informationen ,n diese, verwickelten Frage ausjpielen zu können. Alle lauschten gespannt. „Ich habe nämlich", schnatterte er nach vorn heraus gemietet Hit, Ich gebe zwölf Mark, er zahlt vreißig, behauptet Frau Schmidt. Ist aber schließlich egal! Der Assessor h,i« nun >ehr geschwankt, ob er die Sache ver treten soll. Das nennt man »ä-nlich in der Amtssprache", fügte er mil saachverständiger Betonung hwzu, Der zweite Assessor war ost bei ihm, und wir haben g-nau gehört, wie sie zusammen darüber verhandelt haben. Zum Schluß ist Herr Sparring jedoch der Meinung geblieben, daß gerade er das LnM cewebe von „zufällig" Und >,in der Wut", sie verstehen wohl, es hat ooch s.en zerstören könne, denn er »enne diese Frau und ihren Charakter. Er wolle keine Rürlsicht aus sich und darauf nehmen, was die er sei ein Diener des Rechts und werde der Wahrheit zum Recht ver helfen. Das hat er furchtbar laut geschrien, und daraufhin waren die leiden einig. Jetzt wird er die Per son ordentlich reinlegen. Unte: !e- Und stolz blickt der gefühlvolle Jüngling um sich und genießt in vollen Zügen den Triumph, die an ten während der Debatten aus, die sie, erfüllt von ihrer' eigenen Wohlanftändigkeit, Gerechtigkeit und ausfechten. Kösterlitz hat seit Menschengeden ken wirklich das erste Ereignis, von » » » Noch ist der Korridor, der zum .großen" Gerichtssaal führt, «infam der in Selbstgespräche ungehindert dem Groll freie Bahn lassen, der, je mehr er sich das Vorgefallene verge- Hand gegönnt, die Neider hatten sich stets an ihn geheftet und ihn skrupel los und einen Leuteschinder gen-innt, Womit hatte er das verdient?! Gesetz Strafe setzte? Wie durste sein Recht! Und nun kam sein Fleisch und Blut vor die Richter! Das hatte sie gewesen, mit keinem Fuß. Die paar Zivilprozesse, in denen dir Anwälte in seinem Namen alles nicht! Gab es da noch eine Gerechtigkeit auf Erden? Konnte dieses Kainszei chen jemals ausgelöscht werden? Zeit- Nachbarn zuflüstern: .Das ist der Feilner, dessen Marga damals «r -innern Sie sich nicht?!" Alles hatte er dem Mädchen zu Willen getan, sogar die Schulden für Rolf, der ihn schon mit seinem .gemachten" Selbstmordversuch in der Leute Mund gebracht, hatte be zahlt. Sie tonnt« mit ihm machen, was sie wollte und dafür ern tete er das! Warum hatte er sich nur 00. ihr gefürchtet und ihr nachgegeben?! Ihr Selbstgefühl,, rhre hat ien ihm imponiert! Wo war denn titfe Beherrschung geblieben, als es daraus ankam! Läuft wie ein- eifer süchtige Stallmagd hin, denkt nicht an die Folgen, nicht an den >om l'romittierten Bater und schlägt zu! Jetzt muß er es tragen, muß sich i.lit einem Makel behastet durchs Le t,°en schleppen! Wenn sie wenigstens auf und da von gegangen wäre, nachdem sie sich >,ott- hinreißen lassen. Man schatte ihr nichts beweisen tonnen, und zum Schlüsse wäre die Geschichte in Ver '' ' (Fortsetzung folgt.) Liir äle «iicde. Haxl mit Sahn«. Di« Kalbi haxe wird ganz vom Knochen geschält, daß sie rund bleibt. Nun streicht man die Innenseite mit einer Farce von und vollendet mit ein wenig Wür ze. Die Sauce muß durch ein Sieb gestrichen werden, bevor man sie auf trägt. Kalbfleisch r ö l l ch e n mit Spätzle. Pfund Kalbschnitzel werden geklopft, mit Salz und Pfef fer befreut und mit gehacktem Zwie beln, gehackten Champignons, et>i>as Butter und Kümmel gefüllt, aufge rollt und mit Band umbunden. Nun macht man in einer Kasserolle But ter braun und brät die Rollen auf allen Seiten schön braun. Dann wird ein Quart saure Sahne darüberge gossen und die Fleichröllchen werden vollständig gar gedämpft. Man reicht Spätzle dazu. Fleisch, Gemüse und Kar toffeln zusammengekocht. Pfund Rindfleisch wird mit ko chendem Wasser in einem großen Topfe aufs Feuer gefetzt; nach einer Stunde Kochzeit etwa werden d«r Brühe vier Pfund gutgewaschene und in Scheiben geschnittene gelbe Rüben hinzugefügt,später folgen fünf Pfund in Scheiben geschnittene Kartoffeln nebst dem nötigen Salze. Man läßt Fleisch, Gemüse und Kartoffeln in der Brühe ganz langsam einkochen (Vorsicht, es brennt leicht an!) «twi zwei Stunden. Die Speise soll dick sein wie etwa Kartoffelbrei. Vor dem Anrichten rührt man feingewiegte Pe tersilie dazwischen, richtet es bergartig an, krönt die Spitze mit einem Stück chen Butter und serviert das Fleisch extra. Ein sehr nahrhaftes Und schmackhaftes Gericht. / Feiner Heringssalat. Glei, che Teile in Streischtn geschnittener Kalbsbraten und in Milch gewässerter milchener Heringe, «>lb so viel in Streifchen geschnittener Salatkartdf feln und ebenso vitl wie diese ge schälter und geschnittener saurer Gur ken, 4 säuerliche, 4n Streifchen ge schnittener Aepfel,/2 Eßlöffel Perl- und 4 f«tn gewiegte Ancho mischt: Die fein/eschabte Milch der Heringe mischt nsan mit einer Tasse Oel, saurer Sohne und 2 rohen Ei gelb, gibt Pfeffer und wenig Zucker nach Geschmack hinzu. Nachdem der Salat 2 Stunden gezogen, richtet man ihn birgartig an und garniert ihn recht gefällig mit Eiervicrtela, grünem Salat und ähnlichem. Kalbs tv pf zu kochen. Man legt einen gut gereinigten Kalbskopf k —B Stunden in kaltes Wasser, wo bei man das Wasser mehrmals er neuert, dann trocknet man ihn ab, reibt ihn von allen Seiten mit Zitro nensaft ein und schnürt ihn fest mit einer Serviette. Man läßt 4 Unzen fein geschnittenen Speck und 4 Unzen fein geschnittenes Rinderfett schmel zen. gibt 2 Eßlöffel Mehl hinzu und läßt unter Rühren einige Minuten schwitzen, gibt dann 4 Quart kochen des Wasser hinzu und läßt es unter Rühren einige Minuten kochen, gibt dann 2 gehackte Zwiebeln, 1 Kräuter- Bündel, 1 Karotte, etwas Sellerie, 12 Pfefferkörner hinzu und läßt es Ig Minuten weiter kochen, passiert die Brühe durch ein Sieb, legt den Kalbs kopf in einen Kessel, gießt die Brjibe darüber, gießt 2 Eßlöffel Salz und 2 Eßlöffel Zitronensaft hinzu und noch so viel Wasser, daß der Kopf davon bedeckt ist. Deckt die Kasserol« ftst zu und läßt den Kopf 2H bis A dann heraus, befreit ihn von der Ser viette, legt ihn auf eine heiße Schüs sel und serviert den Kops mit einer Vinangrette-Sauce, die man auf fol gende Art bereitet: Man streicht zwei hart«gekochte Eidotter durch ein Sied und gibt sie in eine Schale, gibt un ter Rühren nach und nach eine halb« Tassc seines Oel hinzu, dann I Eßlöffel Salz, 1 Teelöffel weißen Pfeffer, 4 Eßlöffel recht sein gehackt« weiße Zwiebeln und >/s Tasse Wein essig- Falsches Filet. Man mischt ungefähr 1 Pfund geschabtes (nicht gehacktes) Rindfleisch mit Pfund feiiigehacktem Schweinefleisch oder geschabtem (gekochtem und erkaltetem) fetten Speck nebst I—2 abgeriebenen, in Wasser oder Brühe eilige- Milchbroten, einer kleinen kalten ge riebenen Kartoffel, Salz, Pfeffer, et was Milch oder Sahne. Von diesem Fleischteig formt man ein längliche» Brot in Filetforin. spickt die Ober seite vorsichtkg mit feinen Speckfäden, legt es in die Bratpfanne und brät es im Of'n ungefähr 40—SO Minu ten unter fleißigem Begießen mit der Brutbutler und Hinzusüllen von et was heißem Wasser gar und saftig. Während der letzten 2V Minuten gibt man etwas saure Sahne zur Brühe, bestreicht den Braten damit und verkocht zuletzt die Sauce mit et was in saurer Sahn« verrührtem Mehl.