Reservelazarett bei Engländern und Franzosen. Am Sonntag, den 6. September, am Morgen, traf in Braun schweig ein Zug mit über 160 eng lischen und 60 französischen leichiver tvundeten Gesangencn ein, die auf de» Schlachtfeldern bei St. Ouentin, und speziell im Dorfe Hautcourt, ,n di« Händ« unf«r«r Truppen gefal len waren. Bei den Engländern be fanden sich acht Offiziere, und zwar bie beiden Majore Shewan und Meiklejohn; drei Hnuptleute, Daven- Pvrt, Befant und Williams, letzterer war Stabsarzt vom Royal Army Medical Corps, und die drei Leut nants Shewan, Broddell und Ver ton. Bei den Franzosen waren drei -Offiziere und 50 Mannschaften ver treten; alle waren ältere Leute, mit teils gemeinen Gesichtern. Die gan ze Gesellschaft wurde in dem für ver »vundete Ausländer in Braunschweig errichteten Reservelazareit in Holsts Garten verbracht und dort eingebet tet. Das Lazarett war ein idealer 'Platz für die Leute, denn Holsts «Garten war noch bis vor kurzer Zeit «äuS. besetzt und beschützt. Das Lazarett stand unter der Lei tung des Sanitätsrais OberstabS nneraden von 70—71, „untrem jüngsten Einjährigen" Eduard Bar dels, heute »eldverzehre.iu-- Zentner, »ein. Im GesprüH >"uroen auch die »Gefangenen «»wähn!, und kurz ent schlossen machten wir ab, hinauszu gehen. um die heutigen Franzosen -und namentlich die englischen Söld mer in Augenschein zu nehmen. Ureund Bartels hatte wenig Hoss ziung, daß wir eingelassen würden, 'ich beschwichtigte ihn jedoch, hatte ich "doch ein „Sesam öffne dich" in der "Tasche, in Gestalt ein«s mir von Ka merad Langenhan, dem Redakteur „nserer Kriegerzeiiung, mitgegebenen Empfehlungsbriefes, in dem ich als Mitarbeiter und Korrespondent der Zeitung der Mitwelt empfohlen wur-! -de. Dieser Brief hatte mir schon ün vielen Städten, wie Magdeburg/ 'Berlin, Hannover usw., die Türen »nd Pforten geöffnet, und hi-r sollte «s ebenso gehen. Der Wachlomman- Ziant, ein behäbiger Landwehrmann «nt rundem Bäuchlein und roten Aacken, führte uns, nachdem ich ihm mein Anliegen vorgetragen, bereit «illigst ins Sprechzimmer und mel dete uns den Behörden an, und ein paar Minuten später standen wir skm Herrn Sanitätsrat sowie einem Hauptmann der Landwehr und den übrigen Herren gegenüber, die uns -außerordentlich freundlich einluden, «n Begleitung ds Inspektors Brem« die Einrichtung des Lazaretts in Augenschein zu nehmen. Im Gespräch würd« ich nun ge fragt, ob ich nicht in «wem nachmit tags stattfindenden Verhör der ge gangenen englischen Offiziere den Dolmetscher machen und zugleich ei nige Briefe, die dieselben an ihre An gehörigen in England geschrieben, »ibersetzen wolle. Das Garnisonkom m eigenen, süffisanten Manier, der englische Oberst Gordon habe die ihm Zugeschriebenen Angaben über die Benutzung von Dumdum - Kugeln seitens englischer Truppen nicht ver saßt, und seine NamenSunterschris! sei eine Fälschung. „Die deutschen Offizier«, - welche das sogenannte Eingeständnis bezeugten", so konsta tiert Davis, „wußten, daß es eine Fälschung war. Wir wollen es dem Oberst Gordon überlassen. Wenn er nicht länger in einer deutschen Fe stung ist, sondern die Freiheit hat. 'ich zu schützen, und dann zugibt, den Zrief geschrieben zu haben, will ich 'em deutschen Botschafter PlOO schicken". Jch übersetzte dann noch die Von den Offizieren an ihre Familien ge schriebenen Briese, und einen der selben, der von Major R. F. Meikle john an seine Frau gerichtet ist, lasse ich hier in Uebersetzung sol seinen Kameraden zuteil geworden« Behandlung ausspricht. Der Brief lautet wie folgt: „Bon Major Meiklejohn, Royal Kent, England. Meine teure Stella! Wir wurden plötzlich nach hier verbracht und haben eine Reise von 67 Stunden hinter uns, die nicht sehr erfreulich war. Wir kamen hier am Sonntag früh um 4:30 an und liegen in «iner Art Klubhaus, in ei nem schönen Garten, und acht von diesen ist Captain Williams, R. A. M. Korps, Major Shewan und Leutnant Vernon und Braddell, von sinnt» der Gordonschen Erklärung, über die ihm gelieferten Dum dum - Kugel. Er wird dar» aus ersehen, daß es sich nicht um die .Fälschung eines Namens' spricht, sondern nur so ins Blaue hinein die deutschen Offiziere begei fert, gesteht er übrigens selbst ein, indem er sich den AuSschlupf läßt, er wolle dem deutschen Botschafter in Washington, Grafen Bernstorff, „hundert Dollars" senden, »falls Oberst Gordon, nachdem er aus der Gefangenschaft entlassen, zugebe, den Brief geschrieben zu haben". In dem Deutschland zu spritzen, schmäht die ser phantastilche Kriegs - Verichter- den Royal Dublin - Füseliertn; Captain Davenport, von den Lan cashire - Fiiselieren; Leutnant She wan von den Royal ScotS - Füsi lieren, Captain Besant und ich sel ber vom Royal Warwickshire - Regi ment. Alle sind soweit wohl und munter. Wir haben bequeme Bettcn und jeder hat «inen Hospital - An zug erhalten, und ich hoffe, noch heu versprach uns aber, im Laufe deS Tages einen Barbier herbeizuschaf fen. ist hier sehr Wir wissen nicht, wie die D^nge Briese nach hier, an die beigegeben« Adresse, und wenn möglich, laß un ser Generalkommando in«in«m Va- statter nicht nur die deutschen Offi ziere; seine Feder trifft auch den englischen Offizier, von dem er annimmt, er habe sich in der Gefan genschaft dazu bewegtn lassen, fal sches Zeugnis gegen seine eigenen Landsleute zu bringen, wohl, um sich «in« bessere Suppe oder ein safti geres Stück Roastbtef zu sichern? nachdem dann aber der englisch/ Oberst aus der Gefangenschaft ent lassen, werde er natiirlich die Ber fasserschaft des „Eingeständnisses" ableugnen, oder vielleicht erklären, man habe ihm dasselbe abgezwungen. Die Insinuation ist nach der «inen Richtung hin genau so niederträch tig wie nach der anderen. Die Zu schrift an die .New York Times" beweist nichts weiter als die gewis senlose Gemeinheit des Verfassers. Von Carl Schönduve. ser Kind. Deine Briese sollst Du R. F. Meiklejohn, durch d-e gelesen. H Z ! „Wir haben soeben ganz ausge zeichneten Kaffee mit Milch und fri sche Weißbrötchen mit Butter erhal ten, so daß wir uns recht wohl füh len. Aber unser Bolk und die Re gierung muß es arrangieren, daß wir zurückkommen können, Wenns geht auf Parole ode' durch Aus wechslung. Ich lege Dir eine Liste der Leute bei, di« in dec Schladt bei Hautcourt am 26. August von meinem Baiaillon yeiallen oser ver wundet sind. Ich hab« mir alle Mühe gegeben, alles genau festzustel len, möchte aber doch die Garant!; für di« Richtigkeit nicht g'.nz über nehmen. (Hier folgt eine Liste von 61 Gefangenen und Verwundeten). „Wären unsere Krankenwagen zur Stelle gewesen, dann wären wir nicht gefangen worden. ES war aber ein Unglückstag. Wie schön wäre eS wohl gewesen, zu Hause als Ver wundeter seiner Genesung entgegen sehen zu können, gepflegt und geheilt zu werden. Man hätte so viel gute Dinge tun können, ich hoff« nur, daß wir uns bald wiedersehen wer den, mein liebes Kind. Ewig Dein R. F. Meiklejohn. P. S. Mache es möglich, daß die Liste der Verletzten und Gefallenen für mich aufgehoben wird". Die Briefe der übrigen Offiziere lauteten in der Hauptsache ebenso, in allen aber wurde die Pflege und die Behandlung, die den Leuten zueeil wurde, unverhohlen gelobt und ge priesen. Briefe von Mannschaften lauteten nicht anders, nur waren ei nige sehr frivol in ihren Ausdrücken und ein Brief, der von einer eng'i fchen Schönen an ihren Tommy Ad kins geschrieben war, zeugte davvn, daß sie sicher nicht in dem Alter war, in dem si« Betschwester genannt wer den konnte. Jeder der englischen Soldaten hatte beim AuSmarsch eine Art Flug blatt, mit einer Ermahnung zur TÜ gendhaftigk«it, »om Feldmarschall Kitchener unterzeichnet, erhalten. In diesem wird ihnen gesagt, daß sie sich vor Wein und Weibern in Acht nehmen sollen, wenn sie in das Land ihrer Bundesgenossen kommen, damit sie sich gesund erhalten und ihren Körper nicht ruinieren. Das Blatt wurde mir von einem der Leute ge schenkt, und es scheint mir, als ob der edle Lord seine Pappenheimer ganz genau kennt und daß es recht nötig war, ihnen solche Vermahnung mit auf den Weg zu geben. Die Vor schrift auf dem Blatte befiehlt den Soldaten, dieses st«ts im Soldbuch« aufzubewahren und wohl achl darauf zu geben. Wahrscheinlich soll ihnen beim Soldempfang, über den Buche quittiert wird, auch gleich Warnung wieder in die Augen sol len, das Geld ja nicht mit den Dirnen ihrer Bundesgenossen zu verprassen. Ende September waren die mei sten der Verwundeten soweit herge stellt, daß sie aus dem Lazarett ent lassen und nach Munster ins große Gefangenenlager überführt werden konnten. Die noch nicht Genesenen wurden nach Hannover ins Garni sonlazarett gebracht. Am 26. Sep tember war ich zum letzten Male mit den Leuten zusammen. Alle saßen im Garten um die Tische und alle wollten wissen, wie die Kriegslage war. Als ich ihnen sagte, daß Engländer, Franzosen und Russen fast täglich ihr« Schläge bekämen, da machten sie lange Gesichter und schüttelten die Köpfe. Einer aber stellte die Behauptung auf, daß i Deutschland nie nach England hin über kommen und daß de: Friede sicher in London diktiert werten würde. Als ich dies letztere be jahte, ihm aber sagte, daß der Friede sicker nicht von Sir Edward Gray und seinen Genossen diktiert werden würde, sondern von Deutschland, da sprang die ganze Gesellschaft aus und schrie: never In xe»»r Ultimo!" Am anderen Morgen wurden sie fortgeschafft, denn Holst« Garten sollte für die zu dieser Zeit zahlreich ankommenden eigenen Landsleute, Verwundet« und Krank«, eingerichtet w«rden. In Maiden Rock, WiS.. fand der betagte Farmer Louis Stein durch einen Hu!schlag seines Pferdes sein Ende. De.- Gaul halte dem alten Mann die Schädeldeck« zer trümmert. Die Katastrophe ereignetl sich daheim im Stall. Niemand war Zeuge derselben. Stein stand im Al ter von 73 Jahren. Er hinterlö'ßl außer seiner greifen Galtin mehren« Kinder. Di,' .^nnNperson, „Wie viel Kinder seid Ihr denn?" Fritzchen: „Zwei Mädchen und ein Junge, der Junge bin ich." Faule Bürgschaft. Junger Baron (im Kabarett zum Kellner): „Ich zahle morgen. Sie kennen doch meinen Papa?" Kellner: „Freilich, der ist mir ja auch noch eine ganze Menge schul dig." Naive Frag«. Diener (vom Lande gekommen und im Zim- Ein Vorsichtiger. Splitter. Früher spannen die Frauen; jetzt besorgen das die Fabriken, und jen« „hecheln" nur noch. »» » . „Wie «in fernes Glöcklein in das Ohr eines im tiefen Walde Verirr ten, so klingt in ein trauriges Men schenherz ein Helles Kinderlach-n. Berschnappt. Herr (zu stellung Ihres „NumpfkiinstlerS" ist doch nichts weiter als eine geschickte Täuschung." „Erlauben Si« mal! Der ! Mensch ist tatsächlich ohne Arme ge boren." „Haben Si« ihn denn schon lan- , ge?" „O, schon einige Jahre; d. h., krüher war er hei mir als Orgel dreher beschäftigt." Feinfühlig. Fremder: „WaS war denn vor hin für ein Lärm in der Gaststube?" „O, nichts besonderes! Die Bur schen warfen bloß den Bürgermeister Da» hohe Tier. Schaff» ter frei. ES scheint übrigens ein hohes Tier zu sein!" »So? Na, dann muß «r auf den Mißglücktes Kompli ment. Fräulein (zu ihrem Tisch nachbar): „Aber Sie essen ja gar nichts, Herr Mein?" Herr (mit schmelzender Stimme): „Wenn man neben Ihnen sitzt, gnä digstes Fräulein, vergeht einem v«r Appetit!" Di« Zweifler. „Warum will sich Oberförster Liiuschner d«nn vtrsetzen lassen?" „Aus religiösen Gründen." „Nanu?" die Leute hier smd ihm zw