Die Geschichte einer Frau „und wün sche Dir, liebe Marga, alles Gute und das wohlverdiente Glück. Dein Rolf, Freiherr vom Thal." Der elegante Offizier legt die Fe gen Zeilen. „Alles Gute und das wohlvercdiente Glück!" Gewiß, so tonnte seine Frau dafür, daß ihre Ehe nicht glücklich gewesen? Marga war eben das Produkt ihrer Erzie hung! Freilich wenn sie beide sich damals vielleicht unter anderen Um ständen gefunden hätten: sie ein Weib aus dem Volke und er Manns genug, sie zu sich emporzuziehen, rhne Skrupel und Bedenken. . . . dann. . . . Aber so! Wenn er ehrlich war: worauf hatte er lediglich gesehen?. . . Auf die Mitgift! Er hatte sich dabei Und sie? da wirklich zu verwundern, wenn nun das böse Ende kam? Totenstill ist's um ihn her, nichts Ablenkendes, nichts Verwirrendes stört die Sinne. Die richtige Stun de, um Bilanz zu ziehen und ein Le ben Revue passieren zu lassen. Der Zauber dieser weltentrückenden Stille umschlingt ihn denn auch mit ganzer Gewalt. Er lehnt sich zurück und überdenkt, gräbt alte heiße, nie er füllte Wünsche aus und sargt stolze Hoffnungen von einst auss neue wie der ein. Ohne Sehnsucht, ohne Bitterkeit und Groll. So. . . so gndwoher ein paar schrille Töne aus, zerreißen den nächtlichen Frieden und verdichten sich zu mißlautendem Gegröl. Ein paar Reservisten ziehen vorüber, trunken vom Wein und vom Freiheitsdrang, und singen: „Feinsliebchen, ade!" Der stattliche Mann in der Voll kraft, dem die Jahre erst mit verein zelten lichten, weißen Fäden ihre mah nenden Zeichen an den Schläfen ein zuweben beginnnen, schrickt auf und fährt sich mit der schmalen Aristokra tenhand müde über die Stirn. Wozu grübeln? Welchen Sinn hat es noch, das Wieso und Warum zu ergründen? Er war bisher durchs hatte sich vom Lebensslrom gern und willenlos treiben lassen. Sollte er nun, weil es nicht mehr so weiter Aus, vorbei! Langsam schließt er den Schreib tisch aus und greift nach dem Brown über den blanken Lauf, der Stahl fühlt sich kühl an. Unwillkürlich zuckt die Hand zurück. Das Blut stockt ihm, und die Stirn wird heiß und feucht— Pfui! Angst wovor? Bleibt Menschen erspart, in dem der Schick salsweg uns in jenes Ungewisse hin überführt? Dem König ebensowenig wie dem Bettler. Und er sollte sich wirklich fürchten, das heute aus ei gener Kraft, freiwillig zu tun, was am Ende morgen oder übermorgen rhu sein Zutun über ihn hereinbrechen kann? Unsinn! Er war entschlossen abzutreten, weil er sich bewußt war, daß die Zeit für ihn gekommen. Keinem wird er zufällig ein Stück die Lebensstraße dahinzieht. Wahrhaftig, er kann ohne Bedenken abzweigen, seines We ges gehen und den sauber gearbeite tn Lauf, der ihm entgegenblinkl, ge gen sich richten! Der Hahn knackt! Noch einmal schweift sein Blick durchs Zimmer, haftet flüchtig, wie Abschied nehmend an dem Bilde des Schattenhafte verwischt^ hat, gleitet raden. min denen jedes ihn heute an sich die Hand energisch zur Schläfe. . . wieder ein kurzes Stutzen ein dumpfer Knall! Auf der Straße grölen die Reser visten! Am frühen Morgen, kaum daß man den Oberleutnant mit der Schußwunde im Kopf vor seinem Schreibtisch aufgefunden, bildeten Thals natürlich schon das Tagesg«- Ansichten recht geteilt. Teils hatte Gestalt ist alles Bewegung und Ner vorsität. Der Zorn schüttelt ihn förmlich. Er hatte dabei in seiner Ausre iiung. in die er sich immer von neuem und immer stieß. Die Tochter läßt ihm Zeit und verfolgt nur indessen seine fast krank hafte Geschäftigkeit mit spöttischem Lächeln. Lässig hat sie sich gegen Tochter ist sein Mädel. Das hatte ihr fürchtet. Marga hatte frühzeitig und instink tiv begriffen, daß sie dem Vater ge genüber ein Uebergewicht hatte, und lige Menschen in ohnmächtiger Ab hängigkeit zu zittern pflegten, stets ihren Willen aufzuzwingen. Immer tele « sie. " 112 ch Allerdings, die Freifrau verstand auch ihren Vater richtig zu neh rcgung in ihm austoben. Kopf und Gemüt mußten ihm in herzbefreien tem Poltern leichter geworden sein, war. Fast unbeweglich wartete sie daher, und nur ihre durchdringenden Au gen hefteten sich unablässig an ihn. Und diese spähenden Blicke, die er ihm aus die Dauer unbequem, genau wie sie erwartet hatte. Er fühlte sich in feinen Zornausbrüchen gehemmt und in feiner erregten Beweglichkeit dtn Ruck blieb er endlich vor ihr ste- Was wolltte sie eigentlich von ihm? Natürlich lauerte wieder irgend etwas, was ihm gegen den Strich gehen würde, hinter dieser glatten Eisen siirn. Zum Donnerwetter, sie sollte es sagen! Dies kalte, forschende Schweigen war unerträglicher als das Unerträglichste! Sie erriet seine Gedanken, und da sie jetzt ihre Zeit für gekommen hielt, tat sie ihm den Gefallen zu reden: „Du hast dich nun wirklich genug echauffiert, lieber Papa, und deinem Zorn reichlich die Zügel schießen las sen. Ich denke, wir sprechen nun ruhig und ohne Aufregung über die Sache." Das klang so gleichgültig, als handle es sich um die nebensächlichsten Dinge. Er streckte den weißhaarigen Stop pelkopf, zu dem das glattrasierte, röt liche Vollmondgesicht wenig paßte, weit vor, vergrub beide Hände in di? Taschen des Jacketts und fuhr sie „Ach! Sieh mal! Ich wüßte nicht, was da viel zu reden wäre!" Es war das einer seiner alten, ver brauchten Versuche, der Tochter ge genüber aufzutrumpfen. Doch wie stets, mißlang er ihm auch in die sem Moment. Sie begriff in solchen Augenblicken weniger denn je, warum ihn alle fürchteten, warum sich alle ohne ernstliche Auflehnung von ihm beherrschen und knechten ließen. Ihr imponierte dieser kleine Donnerer nicht, und wenn er glaubte, sie durch seine brüske Art aus dem Konzept bringen zu können dann irrte er sich gewaltig. „Trotzdem wirst du mit mir darü ber sprechen müssen!" entgegnete sie leichthin. »So müssen! Meinst du?!" „Oder ziehst du vor, daß ich ohne deine Mitwirkung diejenigen Schritte unternehme, die mir richtig erschei nen?" Ihre Lippen hatten sich spöt tisch verzogen, und über ihrem Gesicht lag es stahlhart. Worten. Allein ihr Vater hatte kein Ver wenn sie schließlich beide durchaus der selben Ansicht waren? Oder sollte sie etwa mit diesem Menschen. . . Aber Person. ?Und" du?" er meint. Dann errät sie. „Ach, du fürchtest wohl, daß ich die Absicht habe, mitzugehen? Neue schaffen!" /h- lassen?" H sch zu^gut, „Was vorher?" bezahlen! Jetzt noch das schöne Geld zu wirken pflegt. „Wozu, lieber Papa? Einfach, da- wir in Zukunft nichts mehr ter. überfliissig. Oder willst du ernstlich sten unsere Rechnung zu finden hoff „Marga!" „Stimmt es etwa nicht? Na al so!" Unbeirrt und hart fährt sie fort: „Rolf entsprach unseren Anfor derungen. Er war vollständig ver kindlichen Naivität. Der stellte keine Forderungen. Der griff nach der ben!". . . Ende doch zu stark. In der Art es los: „Nettes -- verrückt bist du, ins Gerede zu bringen das ist das Ganze verstehst du!" Ihre Gestalt strafft sich. Mit ein paar raschen Schritten tritt sie auf ihn zu: „Genug, Papa!" Das klingt so drohend, daß der namenlose Angst umsetzte: „Liebst du ihn etwa?" „lch liebe ihn nicht und habe ihn wollte und Rolf wollte sich tö das?" Ihr Vater schweigt gleichfalls. Er ihr!" aus?" H natürlich nicht. Was sie ihm sagt, sind für ihn nichts als leere Worte. Deshalb versucht er noch einmal, sie kommt sie mit ihrem letzten und besten Trumpf. Fast schmei chelnd suggeriert sie ihm, wie es in seinem Interesse liege, sie vollständig auch — von diesem Mann Das gibt den Ausschlag. Er ballt die Fäuste, er tobt und wettert, aber er weiß ihr nichts mehr entgegenzu halten. Als Marga dann schließlich ihren Vater verläßt, hat der Alte richtig wieder geduckt. Seit der Auseinandersetzung zwi schen Vater und Tochter waren über drei Wochen verflossen. Nach und nach war inzwischen das Interesse, das die gesellschaftlichen kreise an der Affäre Thal genommen, versiegt. Kein Mensch dachte mehr recht an den Kranken, denn seit Ta gen hatte man einen neuen Ge sprächsstoff, dessen Reiz besonders dadurch erhöht wurde, daß niemand Tatsächliches wußte. Man „hatte ge hört", „man vermutete", „es hieß" kurz: alle Welt zerbrach sich den Kopf, ohne greifbare Unterlage und ohne positive Resultate. Um Meerenbergs sollte es so wurde gemunlelt plötzlich sehr schlecht stehen. Irgend jemand habe anscheinend alle Wechsel, die der junge Offizier in Umlauf gesetzt und mit deren Prolongation er als ganz selbstverständlich rechnete, aufge droht. sten konnte? Nur Herr Pulversieber und Kon sorten, deren einträgliche Tätigkeit in Beschaffung von Kapitalien in belie biger Höhe gegen entsprechende Si cherheit und noch entsprechenderen Zinsfuß bestand, wußten Bescheid. Ihnen war längst bekannt, daß kein laufen ließ. „Himmel, ist das eine Zeit für so lide Geschäftsleute! Man kommt fak tisch aus dem Wundern gor nicht mehr heraus!" klagte Pulversieber täglich. Erst der Schreck, daß der Freiherr es einfach satt bekommen, sich von ihnen langsam die Kehle zu schnüren zu lassen, und kurzer Hand zur Pistole gegriffen hatte. Dann die Ueberraschung, daß der Schwiegerva ter urplötzlich sein Herz für den Schwiegersohn entdeckte und ent schlossen war, für dessen Schulden einzuspringen. Und dabei versuchte sondern gab anstandslos Mark für Mar?, Pfennig für Pfennig! Ohne zu prüfen und zu forschen! Die Welt hinausgeworfen waren. Das Unerwartetste und Tollste je doch war und blieb die Sache mit „Bitt' ich Sie", ereiferte sich Pul- lösen, wollte er sich wenigstens, nach dem er durch Zufall erfahren, daß Frau Meerenberg zuerst Rolfs Selbst mordversuch herumgesprochen hatte, die Gelegenheit nicht entgehen las sen, es dieser Person heimzuzahlen, selbst dann nicht, wenn er seiner Rache einige pekuniäre Opfer bringen Inzwischen lag der Freiherr im Garnisonlazarett, ohne daß sein« Ge nesung merkbare Fortschritte gemacht hätte. Die Kugel, di« am Stirn knochrn entlang geglitten war, konnte zwar leicht entfernt wttden, der Hei lungsprozeß verlief normal al lein dem Oberleutnant fehlte, die Aerzte mußten es immer wieder kon statieren, „der Wille zur Gesundung". Statt der sonst aller Jugend inne wohnenden Lebensbejahung fanden sie bei diesem Patienten eine Lebens vern«inung, wie sie ihnen bisher nie in ihrer Praxis begegnet war. Daher erfuhr Rolf auch nichts von den Vorgängen, die „alle Welt" be schäftigten. Er lag ständig in einem Zustand, der ein Mittelding von Wachen und Hindämmern war, und die wenigen Besucher, di« er empfing, hatten somit keine Gelegenheit, ihm zu erzählen, daß der Mierenberg bald um die Ecke gehen würde. Die paar Kameraden und sonstigen Bekannten, die ihn hie und da aussuchten, waren meist heilfroh, wenn sie erst wieder aus der Karbolbude draußen waren. Mit dem Menschen ließ sich ja rein gar nichts anfangen. Liegt mit of fenen Augen da, sieht und hört nichts und tut, als ob er jeden Moment ab schrammen will. Und dabei war nicht die geringste Gefahr mehr vor handen. Sonderbarer Kauz! In Summa: man suchte den „guten Thal" nur auf, wenn man tümlichen Kranken zu kümmern. Allein selbst die Aerzte waren am Ende ihrer Kunst und wußten nicht, Geschichte werden sollte. Schließlich hielt es der Oberstabsarzt für ange zeigt, mit dem Major von Bensen, zu nehmen. Das war zwar ein knurriger, für keinen Menschen zu gänglicher Herr, der als Witwer ganz zurückgezogen lebte und seit der „Affäre Thal" noch schroffer ge worden war aber etwas mußte nun mal geschehen. Der Ob«rl«ut nant gehörte zu Bensens Regi ment. folglich hatte der eben Rat zu Dienst war Dienst, und Pflicht blieb Pflicht. Der Major zerbrach sich auch jetzt zusammenzureißen und damit gut. merte. Wider Erwarten überhob ihn jedoch Rolf alles Weiteren. Zum er sten Male, der Freiherr daS lich schrecklich! Wenn man ihm nur (Fortsetzung folgt.) Liir /? Pint sechs frische Eier darauf, belegt sie mit entgräteten Sardellenstreifchen, bestreut das Ganze mit gehackter Pe tersilie und Schnittlauch nebst gcrie sel so lange eventuell aus einem Drei fuß im Ofen stehen, bis die Eier fest geworden sind und bräunliche Kruste kocht Pfund Malkaroni in Salz wasser weich und schüttet sie zum Ab tropfen auf ein Sieb. Mit 3 Unzen Mehl, füllt dies mit einem Teil de? Löffel Mehl nebst den gehackten Schaum geschlagenen Eiweiß ver inischt. Von der Masse bäckt man kleine, nicht zu dicke Eierkuchen in zerlassener Butler aus der flachen Karlofselk r a p 112 e n. Man feln, >/<> Pfund erlassener Butter, Z bäckt. Zu Karotten, Rosen- und Blu l—2 Schöpflöffel siedendem Wasser ben. —2) 1 Pint Milch mit I Pint ües Salzwasser eingelegt. Il> Minu ten kochen lassen. Mit Butter und Brökeln servieren.