Die ewige Zsgck. Roman von Adolph Sch-fsmeher. (14. Fortsetzung). Sie bemühte sich um ihn. schenlte ihm den Kaffee ein, reichte ihm den Toast, und plötzlich saß sie dicht ne ben ihn. „Vater, Du siehst nicht gut aus", sagte sie eindringlich. „Laß mich den Arzt rufen. Du mußt Dich schonen, Du darfst mich nicht zurückweisen." In einer Wallung von Zärtlichkeit nahm er ihre Hand, die er streichelte. „Ich habe eine schlechte Nacht ge habt, Schmerzen, die aber"jetzt vor über sind. Es ist die Aufregung. Wenn Dobbs wieder hier ist er wird jetzt in Bälde kommen. Es ist das lange Warten, die Ungewiß heit. „Ja", stimmte Cynthia bei, „das lann ich mir Wenn nur erst alles glücklich vorüber wäre!" Ein sorgenvoller Ausdruck spielte auf ihren Mienen. „Ich habe manchmal wirkliche Angst ' „Torheit! Die Dinge stehen glän zend, nur daß Dobbs zu lange zö gert. Wenn ich ihn erst wieder hier habe, werde ich die Leitung in die Hand nehmen." „Vater, ich habe eine Idee", fuhr sie leichteren Tones fort. „Also los". „Wir wollen nächste Woche aufs Land ziehen; dort findest Du wenig stens abends Ruhe." Der Colone! warf sich in seinen behaglichen Stuhl zurück und über legte. Die Idee war nicht übel. Er empfand selbst, daß Ruhe ihm not tat, mehr als alles in der Welt. Er hatte in der letzten Zeit auf feine Nerven gewütet wie ein Jüngling, der noch nicht die Entdeckung gemacht, daß er Nerven besitzt. Und dann am nächsten Montag sollte Vivian in ihrer neuen Rolle als „Tulip Girl" auftreten, da waren die Abende mit ihr sowieso zu Ende. Er erhob sich. Ich danke Dir für Deine Fürsorge, das ist gar lein schlechter Gedanke. Bis morgen wer de ich Dir Bescheid geben " Er drückte Cynthia die Hand. „Tu es, Pa, Du wirst sehen, wie gut die frische Luft auf Dich einwir ken wird", drängte Cynthia, „ich werde einstweilen beginnen, die nöti- Cynthia hatte sich entfernt, und Jameson legte seine Zeitungen zu sammen. Wieder spürte er den dumpfen Druck an der Stirn, und die Schwere in den Gliedern, die bleierne Schwere, als ob die Beine unter ihm wegsinken wollten. Und wenn er die Arme hob, war es ihm, als ob ein Gewicht daran hinge. Wenn er auf dem Wege zur Bank «inen Augenblick bei seinem Arzte eintrat? Aber was der ihm sagen würde, das wußte er. Ausspannen, sofort, am selben Tage noch, sich Ruhe gönnen, jede Aufregung ver meiden das ewige alte Rezept der Herren von der Medizin, die eben seiner Stellung, Sklave des Geldes ist- - * Unmöglich jetzt mußte man es durchhalten, bis der Sieg errungen war. Dann allerdings wollte er ausspannen, Monate lang. Dann mochte Cynthia ihn rund um die Erde schleppen. Er war vor den Spiegel getreten und betrachtete sein Gesicht ja. es war nicht zu leugnen, die Farbe war schlecht, wie Schimmel lag es auf der Haut, und die Falten halten sich in der letzten Zeit stark vertieft. Nur jetzt nicht zusammenbrechen, fuhr es ihm durch den Kopf; im glet» chen Augenblick aber gab er sich ei nen energischen Ruck. Zum Teufel mit dieser Schwarzseherei, diesen Einbildungen! ES war immer nur s» in den ersten Morgenstunden; im Laufe des Tages, im Drang der Ge schäfte dachte er nicht mehr an diese dummen Geschichten und fühlte sich leicht und elastisch. Wie lustig war es doch gestern abend mit Vivian beim Champagner gewesen, als Manager Tulipstone ihn von neuem versickerte, daß die Kleine ein wirkliches Talent sei. Und ihr Kostüm - brandrot mit gelben Bän dern, in dem sie den pikanten Rag time singen und tanzen sollte. Der Colone! schmunzelte schon. Dann kam Peter und war ihm hilslich, seinen leichten Ueberrock an zuziehen. Als der Colone! endlich aus die Straße hinaus trat, waren die schwarzen Geister verjagt. Dei Gedanke an Bivian schien sie vertrie ben zu haben. Er wollte doch dar an denken, ihr für die Premiere ir gend einen kleinen Schmuck zu schen ken. Und Dobbs wollte er einen gehö rigen Nippenstoß versetzen die Zeit war reis. . Dreizehntes Kapitel. Am alten Hanover Square, der schon in lolonialen Tagen eine ge wisse Berühmtheit erlangt hatte, und in dem heute Spuren von Alt- New Uork noch nicht ganz verwischt sind, steht ein massives, acht- oder neunstöckigeS Steingebäude, das sich an der William Street entlang bis nach Beaver Street durchzieht und hier an der spitzen Ecke seinen Haupt eingang hat. In diesem von drei beirasseln, und auch nur eine flüchtige Minute Ruhe herrscht, hat die New Dorker Baumwollbörse ihr Heim aufgeschlagen. Wolkenkratzer sich in die Höhe, gigan tisch wie vorweltliche Ungeheuer, und in diesen engen Straßen des älte sten New Uork so nahe aneinander gepreßt, daß sie dem Sonnenlicht fast den Zugang verwehren. Südlich aber nach dem East River hin hat die moderne Bauwut noch nicht ihre gierigen Hände ausgestreckt. Hier in den schmalen, gewundenen, kreuz und quer laufenden Gassen findet man noch die altertümlichen, niedrigen, schmucklosen roten Backsteinhäuser, die uns einen Einblick in daS New Morl vor hundert Jahren geben, als die Stadt noch »ein und be scheiden war und noch im Entfern testen nicht ahnte, daß sie dereinst die mächtige Metropole eines Kon tinents zu werden berufen sei, die heute ehrgeizig dahin strebt, die vollsreichste des Erdenrunds zu wer den. der Sammelplatz aller Völker und Rassen. Nur etwa einen Büchsenschutz von der Baumwollbörse entfernt, liegt die imposante, mächtigere und reichere und auseinanderfließt, das heißt, meistens nach einer Richtung hin; aus dt» engen Taschen der viel zu vielen in die weiten Koffer der we nigen. Allein auch in dem kleineren Zentrum der Spekulation herrschen die gleichen Leidenschaften, das glei gleiche Fieberglut, in jeder Brust der gleiche Dämon. Junge Burschen und laum flügge gewordene Knaben ten durch die Türen hinaus und herein. An den zahlreichen Pulten, die sich an den Wänden hinziehen oder sich um die hohen Säulen bau en, stehen Männer jeglichen Alters, rechnend, schreibend, erwägend, re- eine runde, in den Boden hinein gebaute Oessnung. zu der Stufen hinabführen, die Krateröffnung des Jahres hatte Ruhe an der Börse geherrscht. Friedliche Stimmung, flaues Geschäft, von kleinen Preis schwankungen nur kaum merklich un fehlte der Führer Dobbs, von dem Köpfe hatten schon die Witte- schlechter Vorbedeutung; jetzt, da Ruhe und unerschütterliche Festigkeit die erste Bedingung des Erfolges war, jetzt mußte feine Ungeduld ei nen schlimmen Eindruck auf alle ma chen, die im Geheimnis waren. Auch der Colone! schien alt zu werden. In der ersten Maiwoche endlich .ließ Dobbs die Minen springen. In seiner lauten, siegessicheren Manier hatte er wieder sein Evangelium von der Zwanzig - Cent - Baumwolle verkündet, und als hätte der Markt nur auf das Stichwort gewartet, so begannen alsbald seine Genossen, sich um ihn zu sammeln, während die Phalanz sich ebenfalls eine kleine rothaarig« Talentlosigkeit aus New Orleans eintrafen, bestätig ten nur die Vermutung, daß Dobbs' t«. Ein neuer „Corner" in Baum wolle das war die große Neuig keit, die alle Zeitungen in den näch kündeten, und das Kabel über das Wellmeer' trug. Der Umsatz nahm rasch gewaltige Proportionen an, und das Toben an der Börse, bis der Gong um die dritte Nachmit tagstunde den Tagesschluß verkün dete, schien von einem zum anderen Tage an Wildheit zu gewinnen. Dobbs das Signal zum Angriff geblasen wurde. Tags zuvor war er endlich, dem heftigen Drängen Cynthias und seines Arztes nach gebend, auf seinen Landsitz am Sund übergesiedelt und hatte den festen Entschluß gefaßt, hier wenig stens nach Geschäftsschluß der Ruhe Depression zu liimpsen gehabt, so hatte die Aufregung des Tages ihn doch belebt. Wohlgemut war er so gar Nachmittags an Shirleys Pult getreten, „Na, also jetzt schwimmen wir endlich," hatte er ihm zugeflü stert, und Shirley hatte die Gelegen heit wahrgenommen, seiner Ansicht Ausdruck zu geben, daß Dobbs den Coup mit viel Geschick und diploma tischer Finesse eingeleitet hatte. „Wenn Sie sich jetzt ein paar Tage ley noch hinzu. „Nein, nein, ganz ausgeschlossen, nicht eine Stunde jetzt," rief Jame son. „Nur einen Monat noch die alte Elastizität und GeisteSfrische, und der Sieg wird unser sein." Auch Vizepräsident Osborne, ter von seiner Reise zurückgekehrt war, saß wieder in alter, gefestigter Ge sundheit an seinem Pult, voll Ar beitslust, wenn auch innerlich unge halten, daß der Präsident die Bcknk in die Aufregungen des Baumwoll marktes hineingezerrt hatte, indem er Dobbs' Konto angenommen. Hät te Osborne geahnt, daß alle Fäden in Jamesons Hände zusammenlie fen —! i d Shirley blickte ihm mit ernsten, be sorgten Mienen nach. Ihm fehlte das Zutrauen. Das verwitterte Ge sicht mit der ungesund grauen Far be, die vorgebeugte schlaffe Gestalt, man brauchte ja nur einen Blick auf den Mann zu werfen, um zu erkennen, daß es wirklich nur eiserne Willenskraft und dje nervöse Ausle gung war, die ihn aufrecht erhielt. Seit Wochen hatte Shirley diesen langsamen, stetigen Niedergang be obachtet. Ein paar leise Andeutun gen, die er sich gestattet, Mahnungen oder selbst Bitten, dem Colone! ei nen Teil seiner Arbeiten abzunehmen, waren unbeachtet geblieben. Einmal hatte der Zufall es gar gefügt, daß Shirley den Colone! und Bivian aus einem fashionablen Restaurant kommen sah es war gegen 'ein Uhr Morgens gewesen. Ein Leben in Saus und BrauS nach des Tages Last und Mühen. Und auch als' Bivian vor Wochen ihren Triumph gefeiert hatte, den unerwarteten großen Triumph als Star des „Tulip Girl", da hatte der Colone! bis zum Schluß der Vor stellung in einer der Logen gesessen. Shirley hatte ihn gesehen. Er selbst hatte ganz zufällig eine paar Tage vorher die Ankündigung der neuen Operette gelesen, bei der eine Vivian Darcy die Titelrolle spielen sollte. Vivian Darcy welche Erinne rungen weckte dieser Name in ihni ton, wie er bei der Heimlehr den Colone! aus dem Automobil steigen hinter Vivian! Da diva! DaS mußte den Colone! ei nen hübschen Batzen Geld gelostet haben, denn nur so war es denkbar. Da man für Geld ja heute alles laufen kann, Männer, Weiber, war um nicht auch den elenden Bühnen- Jansen hatte ihn ins Theater be gleitet. Sobald sein Blick auf den Automobil wieder; er tat einen lei sen Pfiff und lacht« ein Auguren lächeln und begriff sogleich das gan ze Geheimnis der raschen Karriere. Beide waren mit der ausgespro chenen Idee ins Theater gelommen, zu sehen, mußten sich aber alsbald eingestehen, daß aus der Raupe wirk lich so etwas wie ein Schmetterling geworden war- Unbegreiflich schien es ihnen, weil sie eben nicht wußten, was ein un ermüdlicher Regisseur und ein Toi lettenkünstler aus einer geschmeidi gen, ehrgeizigen Teuselsdirne machen können, wenn ein Bankpräsident mit einem Checkbuch dahinter steht. Und ein Gran Talent und viel Tempera ment. Ein agiles Persönchen schwirrte in einem raffinierten Kostüm auf die Bühne hinaus und sang und tanzte einen Ragtime, der sofort wiederholt werden mutzte und bei der Wieder holung noch besser gefiel. Ein ganz kleines Stimmchen zwitscherte die Melodie, und ein paar Füße, so be hend und graziös wie die einer Sylphide, wirbelten umher in tollem Reigen. Und dann erst im zweiten Akt der entzückende Tanz der Tulpen. Zuerst Vivian mit dem Sextett der statuesken Beautös, dem der Chor sich allmählich zugesellte, lauter blut rote Tulpenblüten. ein wogendes Tulpenbeet von raffiniertem Farben reiz es war ein Blender, ein Schlager. Dazu ein pikanter Wal zerrhythmus, der im Ohr haften blieb, vom Komponisten mit glückli cher Findigkeit zusammengestohlen. —'— Man hatte so etwas pikant Reizvolles feit langem nicht gehört und gesehen. Vivians Ruf war gemacht. Bei den Wiederholungen begann das Publikum schon mitzusingen. Selbst Jansen schüttelte besiegt den Locken kopf. „Sie hat's erreicht," flüsterte er seinem Nachbar zu. „Kein Zweifel, sie steht oben auf der Leiter," bestätigte Shirley. Wäre noch ein Zweifel darüber geblieben, so hätten die beiden sich am nächsten Morgen durch die Zei tungen eines besseren belehren lassen können. Denn Vivian Darcy war erwacht und fand sich, wie Lord By ron, berühmt. Rasch waren alle diese Gedanken und Erinnerungen durch Shirleys Geist geschlossen, als er dem Colone! nachblickte, der schlürfenden Schrit tes, ohne seine frühere Elastizität, in fein Zimmer zurückkehrte. Es ging aus drei, zu welcher Stunde die Banken ihre Türen schlie ßen. Bizepräsident Osborne ent fernte sich, so daß der Colone! al lein zurückblieb, von Geschäften und Sorgen eingehüllt, über deren Natur der andere in völliger Unkenntnis geblieben war. Denn diese beiden Männer, Gegensätze in ihrem ganzen Denken und Handeln, von rivmisie renden Interessen in der Bank ge halten, standen einander wie Feinde gegenüber, stets bereit, einander zu befehden und durch versteckte Stiche sich gegenseitig zu schädigen. Das hatte Jameson sich vorgenommen: wenn der große Coup glücklich zu Ende geführt war, und er wieder über die nötigen Gelder verfügte, so sollte es sein Erstes sein, sich die Majorität an Bankaktien zu sichern und Osborne über Bord zu werfen. Unter Shirleys Aufsicht waren die Gelder der Bank im Gewölbe ver schlossen worden. Der Junge hatte ihm eine Nachmiltagszeitung ge bracht, deren Marktbericht er eben aufmerksam las, als plötzlich in die Stille das dumpfe Geräusch eines schweren Falles aus dem Nebenzim mer zu ihm hereindrang. Sofort sprang Shirley aus und rannte aus die Glastür zu. Groß war seine Bestürzung, als er den Chef auf dem Teppich hingestreckt sah, bewegungslos, als ob eine plötz liche Ohnmacht ihn niedergeworfen hätte. Die rechte Hand, -die offenbar nach einem Halt umhergeirrt war, war vorgestreckt. Schweratmend lag Jameson da. Auch im vorderen Teil der Bank war der Fall vernommen worden, und mehrere Angestellten eilten jetzt herbei, um den Colone! aufzurichten. Kraftlos sank der Kopf auf die Brust nicht entschwunden. „Ein Schwindclanfall nichts von Bedeutung," murmelte Jameson. Einer der Männer brachte ein Glas Wasser, und der Erkrankte goß ein paar Schluck hinunter, die ihn zu beleben schienen. ken. Colone!?" fragte Shirley. .Es hat einer hier in der Nähe sein Jameson schüttelte den Kopf. Er suchte sich aufzurichten, alles schien aber mit ihm im Kreise herumzuwir beln, so daß er plötzlich mit dem Arm herumirrte, bis Shirley hinzu sprang und ihn stützte. »Ja, schicken Sie zum Arzt er muß mich wieder aus die Beine krie gen." Nachdem man dem Jungen die Adresse gegeben, rannte er davon, in ein Handtuch gewickelt, da» Shir- ley dem Patienten auf die Stirn und ir> den Nacken legte. Dabei fühlte er, wi« die Haut heiß und feucht war, ein heftiges Fieber schien ihn ge packt zu haben. .Danke Ihnen, meine Herren", sagte Jameson nach kurzer Paus? mit der Hand ein« Bewegung ma> chcnd, „es genügt, wenn Mr. Shir len hier bleibt". Die beiden blieben allein, Shirley trocknete seinem Chef das Gesicht, auf dem dicke Schweißtropfen lagen, „Vielleicht sind's nur die abge spannten Nerven", bemerkte er da bei. „Ich hoffe, ich hoffe zu Gott. Nur jetzt nicht krank werden, das wäre unsagbar —" Wie ein Grollen aus tiefster Brust herauf klang es, .Seit Wochen hab ich gefühlt, wie «s näher und näher gelommen ist. Nein, nein —vielleicht, daß ich was gegessen habe —" Shirley begriff die ganz« ungeheu re Tragweite der Worte, die verzeh rende Angst, jetzt von einer heimtück-- fchen Krankheit ergriffen zu werden, jetzt, wo alles, alles auf dem Spiel stand. Er war selbst so benommen, laß es ihm unmöglich war, banale Trostworte zu flüstern es war ihm, als ob er in einen Abgrund starrte. » Glücklicherweise erschien der Arzl wenige Minuten später. Er begann sofort seine Untersuchung, maß die Temperatur, stellte Fragen über Fra gen und machte ein immer bedenlli cheres Gesicht. Als er vernahm, daß Jameson schon auf dem Lande wohnte, schlug er vor, ein Hospital in der Stadt aufzusuchen, stieß dabei j«doch auf den heftigen, fast ärgerlichen Wider stand des Patienten. dem Lande und außerdem einen Arzt, der mich seit Jahren lennt", wehrte er. .Geben Sie mir nur irgendein nervenstärkendes Mittel". * Der Arzt verschrieb es, und im Laufe einer Stunde brachte er den Colone! tatsächlich so weit, daß in Begleitung Shirleys den Heimweg antreten lonnte. Inzwischen hat!« dieser durch einen Eilboten, der ei nen früheren Zug zu erreichen ver mochte, Cynthia in Kenntnis gesetzt. Sie war selbst mit dem Automo bil am Bahnhof, um den Bater in nicht der Ausdruck des Entsetzens, als sie die gebeugte kraftlose Gestalt aus dem Waggon kommen sah, von hilsbereiten Händen mehr getragen als gestützt. Obgleich Shirley bis zum Land teilte, am kommenden Tage in aller Frühe Dobbs auszusuchen und ihm Mitteilung zu machen. „Aber machen Sie es nicht schlim mer, als es ist", murmelte Jameson. „In zwei, drei Tagen bin ich wieder hoch." Als Shirley dann nach all den Aufregungen wieder im Zug saß. war sein Gemüt düster und bedrückt In zwei, drei Tagen Der alt« Hausarzt hatte ein sehr bedenkliches 5n Cynthias Blick, der so voll Eni-- Nur einmal hatte sie sich an ihn ge wandt „Dies ist eine Katastrophe!" bauibte sie kaum hörbar. Seltsam. Tochter um das Wohl des Baters Bielleicht ja, das mußte es sein ahnte sie. wußte sie die ganze er schütternde Gewalt deSVerhängnisses, die in dieser so plötzlich und furchtbar hereingebrochenen Krankheit lag Bierzehntes Kapitel. Noch vor Beginn der Börsenstunse cm folgenden Morgen l«trat Shir l-y das Bureau de: Firma David B. Dobbs und C. Sofort wurde ee in das Privatzimmer des Chefs ge führt, dessen Tür er ins Schloß fal len ließ. Mit einer großen Havana im Runde stand Dobbs am Finster und Nickte auf die Straße nieder, auf da» Getriebe der Menschen, die ihr Tage werk begannen. A?i seinem Eintritt wandte er sich, und Shirley sah ist ein Antlitz, in dem sich ein ruhiges Selbstvertrauen, heitere GemütSstim mung, sah ein? derbe Lebenslust spie gelten. In dieser behäbigen Gestalt, diesen klaren, freundlichen Auge,', bötte niemand den waghalsigen Spe kulanten vermutet, der im Begrif' stand, die Augen des ganzen Lan des auf sich zu lenken und einen Kampf zu führen, bei dem Mut, Ent schlossenheit, Kaltblütigkeit, alle Ei genschaften eines kommandierenden Generals, erforderlich waren. Er schüttelte dem Besucher d'k Rechte. „Mr. Shirley. sehr erfreut; Sie bringen mir jedenfalls Nachrich ten vom Colone!." Shirley nickte einen Augen blick preßten seine Lippen sich aufein „Ja aber leider, keine guten Coline! Jameson ist erkrankt. Ge iern nachmittag Kurde er plötzlich vcn einem heftigen Sch oindel ergris« fen in der Bank er stürzt« zu Boden " Er sah, w!« die Gestalt des anderen sich straffte, der Ausdruck plötzlich hart wurde, ein durchbohrender Blick in ihn hineinzudringen schien. Ein ganz an derer Mensch stand vor ihm . „Heißt das. daß Jameson ernstlich erlrankt ist?" Er bemerkte, daß Shirley mit der Antwort zauderte. „Ich muß die Wahrheit wissen das ist imperatorisch," fügte «r kurz, entschlossen hinzu. »Der Colone! selbst ist der An sicht, datz er in ein paar Tagen wi«- der hergestellt sein wird sein Arz! gab ausweichende Anlworten. Ich befinde mich in einer difficilen Situation Ich hoffe natür lich, daß es nur vorübergehend fein möchte. Der Colone! bittet Sie, ihn heule abend auf seinem Landsitz zu „Ich verstehe " Dobbs sank !m selben Moment wieder auf und schritt hastig im Zimmer aus und ab. Eine schwüle, sich endlos dehnen de Stille entstand, während Dobbi in seinem Hirn die so plötzlich oer „Was ist Ihre eigene Ansicht?" „Meine Ansicht hat leinen Wert lich« Natur, ein Mann von seltener Energie " «Ja ja —" Dobbs starrt« wi'- an das Pult trat. Dienst leisten?" fragte «r. Ihres Chefs genießen " .Danke Ihnen, Mr. Dobbs," sag- Nachl." Dobbs nickte, und Shirley war. entlassen. Lang« Zeit saß der Malle: Stimmungsmacher, die Zaghaften, Stütze für die Wankenden, als Bei riß die Leute nicht mit sich fort wie Jameson, ihm fehlte die Macht des Als Dobbs später aus der Börse derbeS, lautes Lachen hatte den al ten Bollllang, derselbe Optimismus durchtränkte alle seine Worte, und Erst Abends auf dem Landsitz JainefonS, als er den Patienten wie paar Tage Schonzeit bat. Auch Hubbard war bei dieser Kon ferenz im Krankenzimmer zugegen. Worte beruhigten den Kranken, d«r n«uen Mut schöpfte, und dessen er schüttertes Vertrauen sich wieder hob. Auch Cynthia halte ihn vorher schon Blick, mit dem Dobbs Mr. Hubbard mit Leib und Seele bei der Sache Er war unsicher, wortlarg, der Glau be, der Berge verfetzt, der lreiste ihm nicht im Blute, der kühn zufassende Wagemut, der den Sieg in sich trägt. (Foriletzung folgt.) spielte Max im Winter Karlen, Jetzt muß er leider Kind«r warten. Liir iicde. Ein feines Bohnenge richt. Eine Kasserolle wird mit et was Fett belegt. Wenn dasselbe heiß ist, werden Schafskoteletten hineinge legt, dann eine Lage grüne, zarte Bohnen, auf diese eine Lage halbier te, geputzte Tomaten, auf jede La xe das nötige Salz und Pfeffer, hierauf folgen wieder Koteletten, Bo hnen und Tomaten, etwas Fleischbrühe daran und zirka Stunden ge locht. Schaffleisch mit Peter silie. Schaffleisch von der Brust in Borlegstücke schneiden, dieselben in einen Gußtopf legen, ohne Fett auf schwachem Feuer etwa fünf Mi nuten ziehen lassen, so viel wie.nö tig Salz daran, bis das Fleisch Saft zieht. Eine Zinke Knoblauch fei» schneiden, eine Handvoll Petersilie sein gewiegt, etwas Salbei, ein Rübchen, einen Löffel Mehl, zwei Löffel gedörr tes, fein gestoßenes Brot hinein, und alles ein Weilchen schmoren lassen. Dann kaltes Wasser daran, bis es über dem Fleisch steht, gut zugedeckt. oder Birnlompott dazu. Gebackene Brodklöße. Er satz für Fleischbouletten. Man be sten altbackener Brode und weicht un gefähr 11/2 Pfund in Wasser ein, um es dann im Seihtuch vorsichtig auS sili« dazu und rührt die Masse so lange über kleinem Feuer, bis sie sich vom Gefäß löst. Nun wird sie in eine Schüssel geschüttet und muß vollständig erkalten, wonach man 2 bis 3 Eier, ein wenig seingehacktes Thimiankraut, etwas Salz und so viel Mehl und geriebene Semmel hin zufügt, daß ein gut haltbarer feste? Teig entsteht. Aus diesem Teig formt man gleichmäßig große slach« Klöße, wendet sie in verquirltem Ei, dann in geriebener Semmel und bäckt sie in siedendem Backfett schwimmend schön goldbraun. Man nimmt st» mit dem Schaumlössel heraus, gibt sie auf eine erwärmte Schüssel und »eicht am besten eine pikante Sauce, z. B. Senf- oder Meerrettich-Sauc« dazu. Auch kann man diesen Kloß teig, nachdem man einen Probelloß probiert, mit einem Etzlöffel in >»' chendes Wasser abstechen, läßi d,e Klöße 15 bis 20 Minuten kochen und serviert sie wie Kartoffeln zum Fleisch. In diesem Falle läßt man ober lieber den Thimian fort. Petersiliensauce zußind fleisch. 3 Löffel voll gehackter Pelersili? gibt man in eine Butter schwitze von 1 Unz« Schmalz und 2 Löffel Mehl, loch! dies mit Fleisch brühe zu einer sämigen Sauce auf uni» verrührt diese mit 2 ganzen Eiern. Römischeßohnensppe. Et was Zwiebel wird in Oel oder But ter geröstet und mit den schon vorher weichgekochten Bohnen unter Be nutzung des Bohnenwassers und un ter Beigabe einer Tomate gekocht. Beim Auskochen fügt man noch Sap penudeln hinzu. Statt der Bohne» können auch Erbsen oder Linsen ge- Gebackene Zunge. Die Och senzunge wird mit Wurzelwert. Pfef fer, Salz, Essig etwa vier Stund«, was nbgekühtt, in lange, schräge Streifen geschnitten. Man wendet sie in Ei und einer Mischung von geriebenem Schwarz- mrd Weißbrot, Petersilie. Schalotte. Salz und Pfef fer und backt die Scheiben in heißem Schmalz auf beiden Seiten schön braun, um sie mit Zitronenscheiben zu garnieren. Tomatensauee. Eine Nein« Zwiebel wird mit Pelersilie und Sel lerie ganz sein gewiegt und mit Oel. Pfeffer und Salz in die Pfanne gegeben. Dazu tut man 7—B Toma ten und läßt alle? unter häufigem Umrühren kochen. Ist die Mischung dick geworden, so wird sie durch ei nen Sieb getrieben. Diese Sauce gibt man zu Rindfleisch oder zu Malkaroni oder Reis. Abgezogenes Gurkengt» miife. Die geschälten Gurken wer den in Hälften oder Viertel ge schnitten, von Mark und Kernen be freit, in Stücke geteilt und mit Salz bestreut eine Stunde beiseite gestellt. Dann schmort man sie in zerlassener Butter nebst etwas Wasser und eini gen Löffel mildem Essig langsam über »einem Feuer weich. Die Brü he darf nicht zu lang fein, man ver kocht sie zuletzt mit etwas Essig oder tut einige Tropfen Zitronensaft da zu und zieht das Gemüse mit I—2 Gebrannte Mehlsuppe mit Petersilie. Man läßt 254 Unzen Butter über »einem Feuer lochend werden, rührt 3—4 Löffel Mehl hinein und rühr! so lange, bis es zu steigen beginnt. Dann fügt man unter stetem Rühren 1)4 Quart siedendes Wasser und etwas Salz da zu, läßt das ganze zu seimiger Sup pe kochen, gibt eine Obertasse saure Sahne dazu und verquirlt zuletzt die j Suppe mit 2 bis 3 Löffel seingehack ' ter Petersilie.