Die ewige Jagd. (4. Fortsetzung.) Inzwischen hatte die Majorin auch in ihrem ganzen Freundeskreise, in den Logen und Klubs, denen der selig Entschlafene angehört, die große Wer betrommel tapfer gerührt, auch die Zeitungen zu Hilfe genommen, und so dauerte es nicht lange, bis sie eine hübsche Gesellschaft um sich versam melt hatte. Dabei entwickelte sie ein« ungemein geschickte Manier, allen Aus nahmesuchenden gl«ich von Anbeginn die Ueberzeugung zu suggerieren, daß es als Auszeichnung zu betrachten fei, in ein Haus aufgenommen zu wer den, in dem auf tadellose Respektabili tät, feinen Ton und gesellschaftliche Stellung sehr hoher Wert gelegt wür de. W«r streckt nicht vor einem Bluff die Waffen, der mit dem gehörigen Applomb in die Welt gesetzt wird? Aber ein Zweifel wäre doch be rechtigt gewesen, ob Frau Major Oglethorpe auf di« Dauer den vielfa chen Anforderungen eines großen Boardinghauses hätte genügen können, denn wenn sie auch die Kunst verstand, bei ihren Gastmählern würdig zu re präsentieren, so fand sie es doch um vieles schwieriger, sich als Hausfrau zu betätigen. Sie befaß nämlich eine angeborene und durch ein behäbige« Leben verstärkte Abneigung gegen schwere und gewöhnliche Hausarbeit. Ihrer Ansicht nach hatte der liebe Gott sie auch nicht dazu geschaffen. Da ereignete es sich denn recht »st bei der Unzuverlässigkeit der Dienst boten daß ihre Boarders leise Kla gen über schlecht aufgeräumte Zimmer oder zähe und ungenießbare BeafsteaK fübrten, leif« Klagen, nur hinter dem Rücken der Majorin geäußert, denn das empfand jeder: offenen Be schuldigungen oder gar Revolten hätte sie eine Zungenfertigkeit entgegenge setzt, der einfach nichts gewachsen war. Aber es kam doch nicht so weit, daß die Dinge ein« kritische Weisung das ja Witwen und Waisen unter sei nen besonderen Schutz nimmt, sorgte sür Abhilfe. Freilich einer gar ab sonderlichen Persönlichkeit bediente es sich dazu, so absonderlich, daß sogar die Majori« sich anfangs mit Händen und Füßen dagegen wehrte. Dieser gute Engel der würdigen Dame war aber kein anderer als ihr leiblicher Ness« Helios Doxbury, spä ter kurzweg Helios getauft. Helios jvar in einem kleinen N«u England - Nest geboren und wäre dort wohl Zeit seines Lebens geblie ben, hätte er nicht ein« Tante be erbt. Mit dreißigtausend blanken Dollar in der Tasche erwachten seine Ambitionen und die Sehnsucht nacti New Jork. Er glaubte, die W«lt ge hör« ihm. Sein erstes Erlebnis in der Welt stadt war ein gefälliges Dämchen, das ihn in unglaublich kurzer Zeit um einen nicht unbeträchtlichen Teil feiner Erbschaft erleichtert« seit je ner Zeit hatte Helios' Liebesleben und fein Vertrauen in die Ebenbilder Got tes einen schweren Knacks bekom men. Mit dem Rest seines Geldes er warb er bei einer ihm günstig erschei nenden Gelegenheit einen kleinen Her rcnauSstattungsladen, allein nach ei nem Jahre war auch dieser Traum ausgeträumt. Es langte noch zu ei nem ganz kleinen Zigarrenstand, doch eines Nachts wurde dieser von sie chen Dieben ausgeplündert. Nur ein halbes Dutzend leerer, aber echter Ha vanakistchen und ein zerschlagener Schaukasten zeugten am nächsten Mor gen von entschwundener Pracht. Nun sah Helios ein, Haß auch die rielgerühmte geschäftliche Unabhäng lichkeit ihre Kehrseite hat. Er wurde nacheinander Schaffner eines Stra ßenbahnwagens, Droschkenkutscher, Bücheragent, etwa» später Sitzanwei ser in einer Sowery Mission für un lxilbare Trunkenbold«. Di«f« etwa« «ufregend« Beschäftigung vertauschte er eine! Tages mit der emes Gehilsen bei einem Leichenbestatter. Jetzt endlich schien Helios den sei nem innersten Wesen und seinem Aeutzeren entsprechenden Beruf gesun den zu haben. Wenn er mit seiner langen, hageren Gestalt in seinem endlos schwarzen Gehrock, mit dein melancholischen Gesichtsausdruck, der dünnen, überhängenden, gleichsam von innerer Zerknirschung versinkenden Nase und seinen langen Armen die Zeremonien bei einem Leichenbegäng nis leitete, so suhr bei seinem An blick auch in das Herz des srivolsten Leidtragenden ein schreckhaftes Etwas von Ewigkeitsschauern und Gedanken an ein furchtbares Jenseits stiegen Eines Tage« aber starb sein Ar beitgeber denn hin und wieder ster ben/ja auch Leichenbestatter und «in neuer Pharao kam ins Land, der wesentlich andere Ansichten über Lei chenfeiern hatte. Er meinte nämliche die seien an sich schon traurig genug, wenn auch nicht gerade vom ge schäftlichen Standpunkt, als daß man noch durch ungewöhnlich« Mitt«l wie den Anblick von Helio« di« Stimmung lünstlich zu v«rdüst«rn brauche. . So stand denn Helios abermalt genllber und am liebfkn hätte er sich jetzt in einen langen, schwarzen Sarg gelegt und wäre bei schöner Orgelbe- gleilung ins besser» Jenseits hinüber gegangen aber ein echter Aankee hat neun Leben wie die Katzen, und Gedanken an Selbstvernichtung liegen ihm fern. Jetzt endlich fiel ihm seine reiche Tante Oglethorpe ein, eine, entfernte Cousine seiner Mutter, die er bei sei ner Ankunft in New Jork nicht auf gesucht, weil er sich schämte, ihr seine Erfahrung mit dem, Dämchen zu er zählen. Jetzt wollt« er zu ihr gehen vielleicht, daß sie ihm helfen konnte. Es war ein prachtvoller Früh lingstag, und Frau Major Oglethorpe stand gerade am Parlorsenster und überlegte, ob si« shopping gehen soll te, als sie ein langes schwarzes Un getüm langsam die Treppe heraus Sie stieß einen Schrei d«S Entset zens aus, und Gedanken an den Tod und allerhand schreckliche Dinge, mit denen man wohl als fromme Christin und «ifrige Kirchengäng«rin vertraut ist, die aber doch nicht angenehm be- Angesicht zu Angesicht sieht, fuhren ihr durch die Seele. Das Mädchen putzt« gerade di« Treppe, die HauStiir stand offen, so kam Helios ungehindert herein und klopfte. Die Majorin schrie dem Besucher in ihrer Aufregung zu, daß sie nichi zu Hause sei, aber Helios abweisen, wenn er erst mit seiner monotonen Stimme begonnen hatte, das war ein »Tante Mary, ich bin Helios Dox bury —" Rittlings sank sie auf da« Sofa, die Hände gefqltet aber nach und »ach beruhigte sie sich doch, vernahm die gleichmütig«, eintönige Stimme mit dem klagenden Unterton, die mit der Z«it wie ein Schlafmittel wirkte, und fing hier und da ein Wort auf. Da «rfuhr sie denn manches aus Stadt doch immer noch blieb sie ohne Ahnung, daß es das Glück war. das an ihre Tür pochte. Wie es so geht, daß man die Menschen mit der Nase darauf drücken muß, bevor sie begreifen. Helios selbst begriff viel früher, daß große Gelegenheiten hiec seiner harrten, als Stütze der Hausfrau sah «r in diesem Hause ein Feld, so recht geschaffen für seine viel seitigen Talent« und «r griff da nach. wie der Ertrinkende nach dein Als Leichenbestattel hatte er sich eine nicht zu unterschätzend« Fähigkeit erworben, aus den tieferen Seiten des weiblichen Gemüts zu spielen: da setzte «r jetzt den Hebel an und schil derte der Tante die Borteile, die kräf tige Hand «in«s Mannes als Stütze im Haufe zu haben. Und die Vor züge lag«n in de: Tat so fthr aus der Hand, daß die Tante ihren Schrec- und ihre anfängliche Abneigung überwand. Der Vorschlag, den Helios machte, war ja gar nicht so übel; je mehr man's überdachte, desto klarer leuchtete es ihr ein. Nur das eine verlangte sie: den langen schwarzen Trauerrock, den schwarzen Zylinder und die schwarze Krawatt«, die mußte Helios auf der Stelle ablegen, denn ein fafhionables Boardinghaus dür fe nicht den Eindruck eines Etablisse nients für die Beförderung selig Ent schlafener nach ihrer endgültigen Ru hestatt machen. Und so geschah eS denn Helios zog den Leichenbestatter aus und habilitiert« sich als Generalmana ger des Boardinghaus«?, und wieder um schien es, als habe er jetzt endlich seinen wahren Beruf entdeckt, denn er gehörte zu den Universalgenies des praktischen Lebens, di« man in Ameri ka so häusig findet. Leuten, die heute dies und morgen jenes sind uno Über all gleich gut zu Hause zu sein schei- Ja, Helios zu sehen, wie «r schon in den nächsten Tagen mit dem gro ßen Korb über dem Arm Einkäufe» besorgte, oder wie er Abends die schwierigsten Bratin in die kleinsten Portionen zerlegte, oder wi« er die Reparaturen im Hause besorgte, oder die Betten machte und die Zimmer ausfegte, wenn Not an Mann war, war einfach eine Lust, aber für die Tante eine Herzensfreud«, denn mit von ihr abgewälzt. Da war keine Wand für Helios zu hoch, als daß er mit seinen langen chin Laura ihre bösen Tage hatte, wo sie sich betrank und wilde Jndianer tänze und Heimallich« Jigs in der Kü- und Brav«, währ«nd «r in den Zwischenpausen mit seiner Leich«nbe stetterstiinnie der alten Laura so lange sie endlich, in Tränen aufgtlöst, in ihr«m dunklen Verließ verschwand und nach Absingen einiger frommer Choräle sanft entschlummerte und ih ren Rausch ausschlief. Aber erst wenn es galt, einem zah dann, ja dann trat Helio« in höchste Aktion. Dann erschien auch der lange Bratenrock mit den Trauerschößen wieder, und dann wußte dai gapz« Boardinghau« es war bald ein ste hender Witz geworden man hatte eine Leiche im Hause, und es war ein Abschied für immer. Ungefähr eine Woche nach seiner Begegnung mit Cynthia im Opern haus« stand George Shirley vor dem Spiegel am Toilettentisch seines Zimmers das nebenbei noch im mer in. Frau Major Oglethorpes Boardinghaus lag und kleidete sich mit aller Sorgfalt für den Be such in Cynthias Hause an. Irgend einen Gassenhauer, der, ge rade auf aller Zungen war, summte er dab«i vor sich hin, und in seinem GesichtsauSdruck, seinem ganzen Ge bahren schien sich ein überaus ange nehmer Gedankengang wiederzuspie geln. Er war beinah« fertig. Als er sich eben anschickte, seine makellos weiße Binde um den Stehkra gen zu knüpfen, sanken aber seine Hände plötzlich zur Seite nieder, und etwas ganz besonders Belebendes, das aus der ruhigen Flut seiner Ge danken hervortaucht«. glitt über sei nen Geist hin wie ein goldiger Sonnenstrahl, der plötzlich durch ein leichtes Gewöll bricht. Romeo und Juliet Cynthia wollte die Juliet darstellen, und «r sollte der Romeo sein! Auf dem Heimwege hatte er Tom Carrington getroffen, und der hatte das große Geheimnis auSgeplaudert. Cynthia und er Noch wäh rend Tom unter dem Siegel der Ver schwiegenheit erzählte, war vor Shir ley« Geist das rote Trinkergesicht Reginald Carruthers aufgetaucht, der geld vor Neid werden und Wut schnaube« würde. Es war ein safti ger Bissen akuter Schadenfreude, den Shirley genoß. Und der sich anschließend« Gedan ke: Cynthia würde in seinen Ar men ruhen, ihre Hände sich fassen, ihr Atem seine Wange streifen - denn dies« beiden Dichtergestalten in ihrer unsterblichen Liebe waren nur eng aneinandergeschmiegt zu denken, ganz eins, wie verschmolzen. Und war es ganz ohn« Nebenan sicht geschehen, daß Cynthias Wahl gerade auf ihn gefallen war? Für Shirley zog wieder einer der Augenblicke herauf, wo er glaubte, die W«lt im ersten Ansturm erobern zu können. Einer d«r Augenblicke, die in letzter Zeit seltener geworden wa ren, denn hinter seinen stür menden Empfindungen, von der Lei denschaft eingegeben, krochen immer wieder die nüchternen, quälenden, kühl zersetzenden Nachgebauten dr«in, daß eine blinde Liebe ihn am Gän gelband zerrte, daß die Kluft unend lich weit, und all seine Hoffnungen töricht und aussichtslos seien. Diese südlichen Aristokraten, denen der Bürgerkrieg alles genommen, hat ten aber das eine Gut intakt gehal ten: den Familie-istolz. Man brauch te nur zu hören, wie Colone! Jame son die Lauge seines Spottes über das moderne Parvenutum ergoß. Und Cynthia selbst ? War sie nicht in ihrer Erscheinung, in ihrem We sen die feinste Blüte vornehmer Le bensführung? alles hatte Carrington, ahnungslos, daß Shirley auch in den Fesseln rang, ihm lächelnd, andeutungsweise erzählt. Ein seltsames, uncigriindli ches Mädchen, von dem niemand ahn ckn dieser Flamme hatte sich mancher Falter die Flügel verbrannt, sogar selbst, der joviale Tom Carring 'ton hatte ja seine Periode gehabt, wo er in Gefahr stand. Vorbei, überwunden. George Shirley, . daS stand doch Und wenn ihm bei dem Gedanken das Herz in die Kehl« stieg, und krause und widersinnige Ideen ihm den klaren Verstand verwirrten, und tetem so hätte Lieb/ schon tollere mer. Und vorwärts deshalb und Gott befohlen, wer nicht wagt, gewinnt nicht. Schließlich, Fortuna hatte ihm auch an der Börse gelächelt. Im Lause des TagtS hatte er Abrechnung gehalten: er besaß jetzt zehntausend eine BagatWe, doch aus solchen Maulwursshllgeln sind .schließlich auch schon Berge entstanden. die Augen" Da« typisch« Zimmer ei» nes N«w Uorker BoardinghauseS mit seinem Patentbett, das einen Spie» seler Teppich mit dem großen Blu men,» upr, der an einigen Stellen schau anfing, fadenscheinig zu wer den, seinen billigen Ausveriaussmö gene Wohnung haben, die wollte er selbst einrichten. Ein Junggesellen quartier. Jahrelang hatt« «r hier leys »Herein" steckte Maler Jansen »Ich hörte eben Ihren Stuhl kra- Sie zu Hause sind," sagte Jansen. »Und ich»habe diesen Moment an Sie gedacht, ich bildete mir ein, die gante Erscheinung ShirleyS vom Kopf bis zu den Füßen. »Natürlich wieder in vollem Wichs und auf dem Sprunge. Bei Tisch sieht man Sie überhaupt nicht mehr und in Ihren trauen gesagt: ich trage mich mit der Absicht, von diesem vortrefflichen Hause demnächst gänzlich Abschied zu nehmen." Jansen nahm die kurz« Holzpfeife aus dem Munde. »Wirklich?" erwi derte er. „Das würde mir leid tun. ich dann, Ihre Gesellschaft recht oft im Vertrauen mit Ihnen re gekreuzt, man sah ihm an, daß die Nachricht ihm nicht eben will kommen gewesen. ter. »Alterchen, ich geh« ja nicht von Ihnen weg," rief «r h«rzlich. „Wir sind gut« Freunde gewesen und wer nen Stuhl heran und "drückte den Maler daraus nieder. Jansen schlug die Beine übereinan blickten scharf und durchdringend in die Welt, und seine Lippen schlössen sich fest auseinander; es war auch hatte er sein Modell geheiratet die Vivian Durand und ihren Eheman«, den sie Blossom getaust haben. Wo» Jansen sog an seiner Pfeife. „Mai ich von beiden halte? Gar nicht«. Und was ich von beiden weiß? Sehr wenig. Und was ich mir so von bei die aus dem Kaminsims tickte es »Ich will Ihnen ein Geheimnis mit sagte: »Auf Wiedersehen Kötz- se?" selbstverständlich "demselben alten ne Angst vor Blossom?" »Ich bin sehr gespannt." »Nun, letzte Nacht zwischen zwölf und eins, als ich eben im Begriff Eheglück oder «ine von Frau Major Oglethorpes echten etrurifchen. Vasen war ich weiß es nicht. Ein paar Türen wizrden leise geöffnet; die lie ben Nachbarn waren gespannt auf weitere Entwicklungen. Allein alles blieb still es war eine arge Ent dig". »Nun spinnen Sie den Roman mal selber weiter," versetzte Jansen ganz ruhig. - kenne den Herrn, der Vivian begleitet. Ich möchte verhüten, daß er in Un gelegenheiten wegen dieser Sache ge- .Also weiter," rief Shirley. „Ihre Ab«r Jansen klopfte erst in aller Ruhe seine Pfeife aus. tach6 " .Na, da endet Ihr Roman also im Sande," rief Shirley enttäuscht. .Nee, denn jetzt tritt Sherlock Hol «Jns Gesicht geschlagen hat er te schuldet. Also, da haben Sie die . Shirley erhob sich und schritt durchs Zimmer. .Ich glaube, ich scheinung gewesen, die echte Groß studtpslanze, die »ine Weile auf der Oberfläche schwimmt und unfehlbar sinkt. Ehrliche Arbeit leisten das Austern und Champagner haben sie einen unstillbaren Appetit. Und auf elegante Kleider und Lackstiefel und alle Genüsse der Reichen. Abenteu rer-Existenzen, die je nach Tempera» auf Verbrecherwegen wandeln." aber immer stand das Bild des Co lonel« vor seinem Geiste. Wie war gefährlichen kleinen Katze in di« Krallen gab Plötzlich fuhr «r auf. »Ich nxrde den Colone! warnen," rief «r, .ich halte e« für meine Pflicht." Nun riß selbst Jansen di« Augen auf. „Was der Colone!? Was Sie nicht sagen —' ! Nun ja, Alter schützt vor Torheit nicht, aber Geschnzack hat »er." »Das ist mir so herauSgeschlllpft," erwiderte Shirley, über dessen Gesicht «ine Blutwelle dahinzog. »Aber da geheuer ristant, ihn zu warnen." »Warten Sie'S ab," meinte Jan sen, der sich wieder seine Pfeift stopf te, „wir werden die beiden ja im Au- Ein Blick auf die Uhr überzeugte Shirley, daß die Zeit zum Aufbruch drängte; er zog seinen Frack an und steckte die Gardenie, die.in einem Glase auf dem Toilettentisch stand, ins Knopfloch. „Ich dant« Ihnen einstweilen, lieber Freund, und Sie entschuldigen doch, daß ich Sie jetzt verlasse. Natürlich, tiefste« Still würde sehr nett sein." »Wir treffen uns hier um sechs." »Abgemacht." gezogen, jetzt ergriff er Zylinder und wollen lebende Bilder stellen. Ueber beiden verließen das Zimmer, und Shirley schloß di« Tür ab. „Also bis morgen, Jansen." „Gute Nacht, Shirley." „'n Abend, Mr. Jansen." , blasses Gesicht gesehen, in dem die Augen unsicher flackerten, im Aus druck etwas von gehetztem Wild, trotz feines eifrigen Bemühen«, sich das Air eines mit sich und der Welt zu friedenen Menschen zu geben. Die beiden wechselten einen raschen Blick. „Lump," lag e« auf Shir ley« Lipp«n, aber er sprach e« nicht au«: der verstand ihn auch ohne Worte. Fünftes Kapitel. von Peter, dem Butler, in Empfang genommen, der ihn durch die geräu mige und hohe Vothall« mit Treppenhaus« nach dem kleinen Emp fangszimmer zur Anken geleitete, da« bei Festlichkeiten stet« zur Aufnahme „Nun, Peter, schon viele der Herr schaften anwesend?" fragte Shirley, während er sich seine« liederlicher« entledigte und die weißen Handschuhe ergriff. „Ungefähr fünfzehn bi« zwanzig, sollte ich meinen, Sir, nach ober flächlicher Schätzung." Peter sprach stets mit der neutralen Höflichkeit des wohlgeschulten Dieners, der nie mehr als das Notwendige sagt. „So also ungefähr alle«." Shirley, der vor dem Spiegel stand, zupfte an seiner Gardenie und be gann, die Handschuh« üb«r di« Fin ger zu-Zwängen. .Na, Peter, ich denke, ich kann'« riskieren." (Forisetzung folgt). Di» Macht der Gewohn heit. Zahnarzt- (Nachdem er seiner Tischdame Wein eingeschenkt hat): »Bitte, spülen Sie aut!" Liir aie IKücbe. Garnierter Hammelriik» ilopst, gehäutet, gespickt, mit Satz bestreut und in brauner man den Braten im Ofen unter öf terem Zugießen von kochendein Wasser 2 bis Z Stunden. In der letzten halben Stunde gibt man ein Viertelquart (>/-> Pfund) sauren Rahm daran. Zuletzt wird die Sauce entfettet, mit Mehl seimig, gemacht und mit Madeira gewürzt. Unter dessen werden sechs Enteneier hart gekocht, der Länge nach durchschnit ten, das Gelbe entfernt, die Eiweiß hälften mit Spinat gefüllt, mit Sardellenstreifen belegt und der Bra ten abwechselnd mit diesen und ge backenen Kartosfelbäckchen garniert. Gehackte Beefsteaks. Ein Stück mageres Rindfleisch und ein Stück Speck wird fein gehackt. Au« der Masse formt man runde, singerdicke Beefsteaks, bestreut sie mit Salz unt» Pfesser, wer's liebt, mit feinge schnittener Zwiebel, brät sie in hei ßem Fett schnell aus beiden Seiten braun. Dann richtet man sie in ei ner erwärmten Schüssel an, verdickt das Fett mit Mehl und macht die Sauce, indem man Fleischbrühe oder Wasser dazusügt. Recht heiß schüt tet man sie über die Beefsteaks. Pikanter Hammelbraten. Keule, von der man Haut und al les Fett «bgeschnitten hat, wird ge klopft. Das Fleisch spickt man mit je abwechselnd einem Stückchen Zwie bel und einem Stückchen gewässer tem, in Streifen geschnittenem Salz hering, legt es in gebräunte Butter, läßt e« im Ose« oder auf dem Feuer erst überall bräunen, dann bei flei ßigem Begießen gar und saftig bra ten. Man »erkocht die Sauce, zu. der man etwa« saure Sahne fügen kann, mit -in wenig Mehl unt» schmeckt sie sorgfältig ab. Kopffal« t. (Nach einer al ten niederdeutschen Vorschrift.) Die hellen, inneren Blätter des Sa lats werden sorgfältig gewaschen und abgetropft; sie müssen vollkommen trocken sein, wenp der Salat gemischt wird, weil sie sonst die Sauce nicht annehmen und unschmackhaft bleiben. Zur Sauce rührt man etwa V 2 Pint frische dicke saure Sahne mit 2 Lössel klar ausgepreßtem Zitronen saft, Salz, Zucker und feingehacktem Estragonkraut zusammen, schlägt dies tüchtig mit 2 bis Z schaumig ge rührten Eidottern und mischt den Salat schnell damit durch. Er muß sofort aufgetragen, oder erst bei Tisch mit der Sauce durchgefchwenlt werden. Rosinensauce. 'ln zwei Eßlöffeln Fett oder Butter läßt man drei Eßlöffel Mehl braun rösten, füllt eine Tasse Fleischbrühe, eben soviel Wein oder Apfelwein darauf», rührt es mit kleiner Schneerute glatt., gibt 2 Unzen gereinigten Sultaninen: oder Rosinen, etwas fein geschnittene- Zitronenschale, Salz, etwas Essige und einen Teelöffel Zucker dazu und läßt alles kochen, bis die Rosinen weich und rund sind. Die Sauce muß einen angenehmen, kräftigen,, süßsäuerlichen Geschmack haben, nötig, verbessert man mit Salz». Zitronensaft und Zucker. Kasseler Rippen oder Kasseler Rippespeer. Vor dem Zubereiten wässert man eZ einige Stunde» bürstet es gut, klopft es und schneid» oben schräge KareeZ auf der Haut mit scharfem Messer ein. Wenn das Rippäistück reichlich Fett hat, ist ein Fettansatz beim Braten im Ofen nicht nötig. Man übergießt den Braten dann mit Pint kochendem Messer, gibt Gewürz und eine Zwiebel dazu und brät ihn unter fleißigem Begießen weich; die Oberfläche muß knusperig werden. etwas Mehl, Glas Rotwein unt» einer Messerspitze LiebigS Fleisch^» tenbreies lieben. Himbeerkuchen. Man , terteig. Bon diesem bäckt man ein Tortenblatt mit breitem Rand. Dann streut man Zucker oder streich! und formt vom Teig oder der Schaummasse ein Gitter darüber. Dann wird es noch leicht im Ofen überbacken. Bei Butterteig streut man aus das Tortenblatt zuerst fei ne Semmelbrösel, gibt die Himbee ren und zuletzt den Schaum dazu. slrichenen Ei, einem rohen Eidotter» etwas dicker weißer Coulis, Salz. Oel, feinem Essig oder Zitronensaft, etwas Zucker, Senf und Wein s» viel recht dickflüssige Mayonnaise. Eis erkaltet ist, streicht man sie auf geröstete Semmelschnitten, legt eine feine Scheibe geschälte rohe Gurke darauf, in die Mitte der Gurken scheide wieder ein kleines Häufchen Mayonnaise und streut noch etwaS seines Salz und weißen Pfeffer dar über.