DerSchtüsjel. (10. Fortsetzung.) Auch dieser Aufforderung kam dl« Zeugin ohne Zögern und Stocken nach. Nur selten war der Vorsitzende genötigt, sie mit einer Frage zu un terbrechen so verständlich und auch lückenlos war °ihr« Darstellung, die sich im übrigen gleichfalls mit ihrer schon früheren Vernehmung in allen Punkten deckte. Selten hatte vor der Kammer «ine Verhandlung stattge funden, wo Gerichtshof, Staatsan walt und Verteidigung so wenig an den Zeugen auszusetzen hatten. Krei lich büßte die Verhandlung sür die Zuhörerschaft damit auch jeden Spannungsreiz ein und schon benierk teGnan hier und dort aus den weni gen Bänlen ermüdete, gelangweilte Gesichter, als der Landgerichtsrat, in seinem nüchternen, trockenen Tone das Verhör der Gräfin fortsetzend, jetzt sagte: „Wir haben nun gehört, wie das Schmuckstück verschwand. Wollen Sie uns nun sagen, wie lange Zeit die Angeklagte in Diensten stand?" „Etwa zwei Monate." „Wie waren Sie in dieser Zeit mit ihr zufrieden?" „Ich hatte nichts an ihr auszuset zen." „Hätte sich der Angeklagten auch früher Gelegenheit geboten, sich Ge genstände von Wert aus Ihrem Besitz „Gewiß." „Aber Sie haben ni« das Fehlen eines solchen bemerkt?" „Nein." „Jawohl." *"D " t Sch fin." Wieder folgten alle Blicke der deren Stuhl, der auf «inen rücksichts vollen Wink des Vorsitzenden für sie neben die allgemeine Zeugenbank ge- Anträge unterbreitet werden, so er das Wort." dai Wort. nen die beiden in Betracht kommenden selbst die Darstellung des Angeklag sin in so unbefangener Weise ihrer früheren Ehrlichkeit ausstellt, sonst schwer glaubhaft erscheinen müßt«. Wir wissen aus dem Vorleben des Angeklagten, daß er Offizier gewe pflichtungen ihm aus seinen früheren schlechten Zeiten noch verblieben sind. einem Verbrechen, einem Diebstahl nicht zurückschreckt. Die Verständi gung beiden, obwohl zwi- Gerichtshos, ich gehe wohl in der An nahme nicht fehl, wenn ich mir diesen Verlust derart zu erklären suche, daß aus dem Briefe deutlich die Anwei sung zur Tat hervorging und daß nur dies der Grund ist, weshalb «r Angeklagte hatte nur in unauffälliger Weise in der Nähe des Hauses auf die Rückkehr der Frau Gräfin zu war felbst. Auf den Umstand, daß von andere, wertvollere Stück bereits in Sicherheit gebracht hatte. Als er schwerend für die Angeklagte fällt ins Gewicht die Art und Weise, wie si« das Vertrauen ihrer miß- Klient soll durch eine Notlage zur Anstiftung und Begehung der Tat veranlaßt worden sein. Mein Klient Gewiß gebe ich zu, daß dieses Ver schwinden «twas Rätselhaftes hat. Aber kein geringeres Rätsel wäre «s. ein«m gemeinen Verbrechen vereinigen würden. Rätsel also gegen Rätsck! Ob unter solchen Umständen ein ho- Stempel der Schande auszudrücken, darf ich wohl mit Recht in Znxifel ziehen und bitte deshalb um Frei spruch!" Der Verteidiger hatte geendet. das Wort zur Replik ergreifen mäch te. Dieser verzichtete. Auch die Ver teidigung verzichtete infolgedessen dar „Der Gerichtshof zieht sich zur Der Gerichtshof blieb st«h«n. Der Vorsitzende öffnete das Schrei ben und es kamen zwei Schriftstücke »Ich habe," nahm hier der Borsit zende wieder das Wort, .dem hoh»n Ein „Ah" der Ueberrcrschung er hob sich im Zuschauerraum, der Ver» leidiger sprang von seinem Sitz auf und auch die Angeklagten erwachten aus ihrem dumpfen Brüten und rich teten ihre hoffnungslosen Blicke auf den Borsitzenden. .Wie die dortige Behörde meldet," fuhr dieser fort .hat sich die ver schwundene Agraffe gefunden, und zwar im Besitze eines Manne«, der behauptet, aus völlig rechtmäßigem Zeugin, die frühere Besitzerin des Schmuckstückes, die bestätigen soll daß sie ihm dasselbe freiwillig abgc bitten, noch einmal vorzutreten." So ruhig und fachlich diese Worte vcn dem Vorsitzenden auch gesprochen wurden, so schlugen sie in die Ver- Selbst der Gerichtshof konnte sich die ser Wirkung nicht entziehen, und die ten eine tiefgehende Ueberrafchl>ng. Nur der Staatsanwalt behielt seine Gelassenheit und ein skeptisches Lä cheln spielte um seine Lippen Es Mann in Amsterdam, der ihm sein» Beute noch im letzten Moment zu ent reißen drohte, zu glauben. isolierten, in ihren Schleier und Pelz gehüllten, schweigenden Gestalt auf dem Stuhle neben der Zeugenbank starrt saß sie da. „Darf ich bitten, Frau Gräfin?" wiederholte noch einmal der Borsit- Die Gestalt erhob sich schwer stehen. Totenstille herrschte im Aus dem großen kostbaren Chin chilla-Muff lastete eine kleine, grar gantierte Hand hervor. Das Antlitz, das unter dem Schlei er jetzt zum Vorschein kam, wm ge' „Ich mache Sie nochmals daraus „daß Sie Ihre Aussage unter Eid abgegeben haben, das heißt, daß Sie te ich hiermit an Sie schon jetzt di« Frage, ob Sie Ihre Aussage vo,i vorhin noch nach irgendeiner Seite zu ergänzen haben? Noch hätten Sie jetzt die Gelegenheit dazu. Die Stra fe für Verletzung der Eidespflicht isi Ihnen bekannt. Das Gesetz erkennt darauf auf Zuchthaus. Also was haben Sie auf dieses Telegramm zu Ontworten?" Wieder wurde es nach diesen Wor ten im Saale totenstill. „Zuchthaus!" dröhnte es der blas- Eh?. aus dem Boden liegen. Der Gerichtssaal wurde der Schauplatz einer unbeschreiblichen aus dem Zuhörerraum eine diese Mittel wollten die Regungs- Liddy, die Zofe, die sich gleichfalls fen Blut floß heraus, „Die Frau Gräfin ist tot", sagte er. Hunderten umdrängt, hielt ein paar Minuten später vor dem Portal des Gerichtsgebäudes «ine Eqvipage mit schen, die den Leichnam bis vor die Tür begleitet hatten, befand sich auch Mister Sword. Er sah dem davon eilenden Wagen nachdenklich nach samen Straße gegenüber zu, die zwi schen dem Ausstellungspark und den Kasernen entlang sührie. Anteil davon bekam. Daß man mi> dem Verkauf der Steine eine Zeit lang warten mußte, darin stimmte er mit Hartlepool überein. Freilich daß die Steine nicht, wie die Polizei verbreitete, gestohlen, sondern sein rechtmäßig ihm überliefertes Eigen falle auf Grund des Zeugnisses der Geberin leicht ausweisen. Tat »i dieses^ aber, verriet er die das Huhn, das ihm noch goldene Eier legen sollte. Darum hieß es: Warten! Warten, bis etwas Gras über' die Natürlich hatten sie beide die Zu nächst bildete diese Spange sür si' selber ein Rätsel, das sich aber nach einigem Nachdenken für sie löste. Es dem Tisch im Schlafzimmer die Agraffe mit in das Speisezimmer nahm, um sie rasch durch das Bei i?er Gestalt, welche die Agraffe In der Hast, mit der Jane offenbar zu Werke gegangen war, hatte sie das Wurfes hatten sich die beiden Klein — nach seinen Spuren suchen? Das kostete Zeit und Geld und versprach außerdem keinen Erfolg. Was könn te er selbst in dem Falle, daß er den Schuft erwischte, ohne Gewaltsamkeit ganzen Geschäft überhaupt nötig ge habt? Hätte er nicht selbst und allein zu Jane gehen können sich ih< konnte sich vielleicht sogar dadurch dm Besuch bei ihr ersparen. Di seiner Beute gelangt höchstens konnte ihm ein Staatsanwalt wegen Erpressung beikommen, aber da,s bedurfte es des Zeugnisses 2^es Mann! Hartlepools Aus sage, daß er die Agraffe von Jane erhalten hatte, während diese kaltblu tig die Verurteilung zweier Unschul digen geschehen lassen wollte das mußte dem Grafen ja die Augen öff nen, mußte ihm verraten habe», daß zwischen Hartlepool und Jai,e ein Geheimnis bestanden hatte. Ei» Geheimnis, um dessentwillen sie so zar einen Meineid nicht verschmähte Von welchem Wert mußte es sür de,: Herrn Graf sein, einen Menschen finden, der ihm dieses Rätsel, das ihm sicher die ärgsten Qualen berei tete, löste? Freilich, auch in Hartle pool lonnte er vielleicht «inen lolchen Menschen finden. Ab«r Hartlepool war noch weit vom Schuß. Darum hieß es, ihm zuvorzukommen. Ein paar Tausendinarkschein« würde sich der Herr Graf die Lösung des inte ressanten Rätsels jg wohl kosten las sen. Brillant! dem er gerade vorbeikam, ließ sich dort Papier und Schreibzeug geben und schrieb folgenden kleinen Brief: Hochgeehrter Herr Graf! Wenn Sic die Beziehungen er fahren wollen, die zwischen Jhr'r Frau Gemahlin und dem jetzigen Besitzer der Agraffe bestanden ha auszuklären. Ich warte aus Jh" Ralph Sword. (Schluß folgt.) Ter schwierig« »t«m«. Eine Londoner Wochenschrift er zählt folgende kleine Geschichte: Die Nacht war bitter kalt, und der Herr Polizeiwachlmeister beglückwünschte sich im stillen, daß er keinen Straßen dienst mehr zu machen habe. Plötzlich tritt der Schutzmann Pooke ins Re vierzimmer. „Warum unterbrechen Si« Ihren Rundgang?" sragt streng der Wachtmeister. „In der Nebu kadnezarstraße ist ein Pferd tot hin gefallen," sagt der halberfrorene Pooke. „Also schreiben Sie schnell Ih ren Bericht, aber verbummeln Sie kein« Zeit damit!" Pooke setzte sich hin und schreibt mühselig. Nach einer Weile sieht er auf: „Herr Wacht meister, wie schreibt man Nebukadne zar?" „Das müssen Sie selbst wissen", brummt zornig der Wachtmeister. das tote Pferd lieber in die Nachbar straße schleppen, es liegt nicht weit von der Ecke..." »t«« ««t« »a«. Eine in tiefe Trauer gekleidete alte Dame geht langsam, aus den Arm eines Begleiters gestützt, in den Ehamps Elysöes spazieren. Ein alter, dürslig gekleideter Mann, dem man die Kälte und den Hunger aus den hohlen Augen und den zitternden Gliedern abliest, schleppt sich mühsam an ihr vorbei. Obwohl er mit kei nem Wort und keiner Gebärde um eben ein Geldstück ii/ die Hand drük. ten, als plötzlich ein Polizist auf taucht. „Ich habe Sic beobachtet,' sagt er barsch und legt die schw«r« Hand fest auf die Schulter des fast zusammenbrechenden Alten. „Ich ver hafte Sie wegen Bettelei." Lebhaft wendet sich die Dam« in Trauer da gegen. „Sie irren sich wirklich, mein Herr", sagt iie eifrig zu dem Polizi sten, „wir beide" auf den Alten deu tend „hatten nur eine alte Rech nung zu begleichen." Dann nimmt si« eine Hunderlfranken-Note au» dem Portemonnaie und drückt sie dem Al ien in die Hand. „Nicht wahr, jetzt ist alles richtig, nun sind wir sagt sie mit einem freundlichtn Lä cheln. Der alte Mann bleibt in sei ner Freude stehen und murmelt Se genswünsche für seine Wohltäterin; der Polizist geht kopfschüttelnd Weiler, und die Kaiserin Eugenie s«tzt ihr«» Spaziergang fort. Eingetroffen. „Wie geht's d«nn Ihrem Kameraden Ap pel?" „Der ist vorgestern in den Alp«n abgestürzt." „Da hatte also Freund Klinger doch recht; der sagte neulich schon: > Mit dem geht'» bergab." kür Sie Kiicbe. s Neis . Auflauf. Man kam» Niste von in Wasser mit Salz oder Brühe gargequelltem Reit ö Unzen Neis, der gut gespült, ab getropft, gebrüht und nochmals ab getropft ist, in Wasser nebst Sah und etwas Butter langsam gar wer den, er darf aber nicht garkochen. Dann schüttet man ihn aus, mischt I—2 verquirlte Eier, etwas gerie bene Muskatnuß und 2—3 Löffel fcingehackte Petersilie oder etwis ge gebenen Käse damit, füllt die Reis masse in eine mit Butter ausgestriche ne, mit geriebener Semmel bestreute feuerfeste, nicht zu hohe Form oder Auflaufschllssel von Blech, stellt sie in den Ofen und läßt die Speise in gleichmäßiger,->itze Stun- Gedämpfte Kalbsbrust. Etwa 3 Pfund entknöchelte Kalbs brüst rollt man aus salzt sic und etwas Nierenfett^von allen Seiten"-»? bis sie genügend gebräunt ist. Dan» streut man ftchs zerquetschte Wachol derbeeren über das Fleisch, gibt Pint gute Fleischbrühe aus Bouilloo würfeln daran »nd schmort es uni» wiederholtem Umwenden und öfter«» Begießen weich. Die Sauce wird durch ein Sieb gegeben, mit etioc» saurer Sahne und Maismehl ver kocht und über die in Scheiben ge« schnittene Kalbsbrust g'esüllt, die man mit kleinen Bratkartoffeln um gibt. Gebackene Kräutetkar toffeln. Man kocht die nötige Menge Kartoffeln in der Schale nicht zu weich, schält sie und schneidet s« nach dem Erkalten in Scheiben. In zwischen hackt ma>: I—21 —2 große Zwie beln, etwas Schnittlauch, eine Hcmd voll gut gereinigt» Petersilie und et» was grünes Selleriekraut fein »nd schmort d'.ese Kräuter in etwas zer lassener Butter durch. Von Mehl irr Butter bereitet man eine helle Ein brenne, verkocht sie init halb Milch» halb Wasser (die Sauce muh dick-- flüssig bleiben), würzt mit einer Messerspitze weißen Pfeffers, etwa» Salz, etwas geriebener Muskatinik läßt di« Sauce rerkühlen und rührt sie mit 2 Eidottern oder 2 ganze« Eiern ab. Dann gibt man die Kar» toffeln hinein, Mit alles in eine mit Butter ausgestrichene, mit gerie bener Semmel bestreute feuerfeste Form, bestreut die Oberfläche mit riebener Semmel und läßt die toffelspeise im Ofen fchön goldgelb backen. Wenn man das Backen fpc>», ren will, schwenkt man die nicht ganjjs erkalteten, sondern noch warm schnittenen Kartoffeln auf Feuer gut in der Sauce durch und richtet in erwärmter Schüssel an. Bohnensalat mit Selle» r i e bereitet man, Indem man die gel ben, oder grünen, Bohnen in etw» 2 Zoll lange Stückchen schneidet und sie in Salzwasser gar, aber nicht z» weich kocht, Noch warm mischt mo» die abgetropften Bohnen mit flüssiger Butter, feingehackten A">eb«ln, Pe tersilie, Essig, «iner Kltt»,«.-it Z»l -ker, Salz und Pfeffer, und ver mischt 2 Teile Bohnen mit 1 Teil feingehackter Slangensellerie. Filet - Braten (Beef Tcnder loin) wird gewöhnlich als ein z» teurer Braten betrachtet, da man je doch von 18 bis 24 Stücke von einen» jeden Filet schneiden kann, und serner erwägen muß, daß man kei» Faserchen des Bratens verliert, d» derselb« keine Knochen und Sehne» enthält, so stellt sich dieser Brate» bei großer Gesellschaft verhältnis mäßig billig. Der Braten wird mit frischen Specksäden durchgezogen mit Salz und Pfeffer eingeriebe» und in reichlich Fett, unter häufige» Wenden und Begießen gebraten. Man rechnet Stunde Bratzeit im Backofen auf j« 1 Pfund. Auf kei nen Fall lasse man dies köstliche Fleisch zu lange braten, oder e» trocken werden? wenn auch nicht r»h, so sollte das Fleisch auf der Innen seite doch recht saftig s«in. Sollte man es vorziehen, so kann maa da» Fleisch auch vor dem Braten in L Zoll dicke Scheiben schneiden und die se dann bei rascher Hihe braten. -» Niemals gebe man einen Tropft» Wasser zu diesem Braten. Hackeweizen. 20 kleine rr>»- de etwas a»- geröstet und mit dem Rollholz seinge walzt. Dann werden Mandeln sei» gerieben und zu den Biskuitbröfei» getan, dann ein paar Löffel zerlassene Butter und soviel feines Mehl da»» geschüttet, daß ein Teig entsteht, der sich mangeln läßt. Mit dem Meffer hackt man nun den ausgerollten Teig man" sie mit Sahn«. Gequirlte Sauermilch. A» wärmeren Tagen ist in Satten auf gestellte, sogenannte dicke Milch oder Sauermilch sehr willkommen. Mo» bestreut sie mit Zucker und Jim«. Die Milch soll an einem gleichmrchis temperierten Ort stehen. Wen» jw nicht aus Satten gegessen werden s»U» so gibt man die Much in «inen h«- 'hen, glatten Topf, quirlt sie mit der» Holzquirl (der nur für diesen Zweck verwendet werden darf) fchäuini» und gießt sie in Beche' oder Gläser. Zucker wird nebenher gereicht.