Der Sturmvogel des Bürgerkrieges war Zehn Brown ein „Goiteöftreiter", »in Meuchelmirder »der ein Geislc»> peslZ» Icr? Von Wilhelm Kaufmann. Aus der Feder von Oswald Gar rison Villard ist unlängst ein« ausführliche Biographie John Browns erschienen. Der Versasser ist der Enkel des Abolitionisten Gar rison und der Sohn Henry Billards (Heinrich Hilgard auS Speyer). Bei derartiger Herkunft ist wohl anzu nehmen, daß der Verfasser mit dem von ihm behandelten Stoffe sozusa gen aufgewachsen ist. Das merkt man übrigens auch aus der Ueber schwenglichkeit, mit welcher Herr Villard die Tollhäuslertat Browns bei Harpers Ferry feiert. Er sagt: .Wenn John Brown in Bezug auf die Sklavereifrage ali geistesgestört zu gelten hat, dann hätten Lucretia Mott, Garrison, Phillips und Horace Greeley sicherlich nicht frei umher laufen dürfen. Wenn John Brown das Opfer einer fixen Idee war, dann war eS auch Martin Luther und jeder Märtyrer der Gewissens freiheit." bei Billard:^ Waffe Ä e 112 " Jahre später schreibt, sollte doch wohl John Brown >m Jahre IS6S. Puritaners vor Gericht als einen .Ausstieg zu geistiger Größe" und erinnert an Lmher und jeden Märty rer der Gewissensfreiheit! So weit mir bekannt, hat diese Darstellung Billards kewen Widerspruch erfah- FreiheitShelb gefeiert, sein .Idealis mus", der sicherlich nur auf einer Wahnvorstellung beruhte, wird noch immer als vorbildlich hingestellt. Bei der Beurteilung von Browns unheilvollem Wirken in der Geschich te wird viel zu viel Gewicht gelegt aus sein Auftreten vor seinen Rich- tern, derart, daß man darüber mei stens feinen nur durch Unzurechnungs fähigkeit entschuldbaren Uebersall aus Harpers Ferry vergißt. Aber die beiden Dinge gehören untrennbar zusammen. Man kann Brown nicht als Märtyrer feiern, ohne den Alten» täter Brown mit in den Kauf zu neh men. Die Einzelheiten jenes Ue berfalls sind jetzt fast vergessen, noch weit weniger weiß man aber von Browns schauerlichem Rekord in Kansas, und nur der Brown, wel» chen das Kriegslied feiert, schwebt als ein» Jdealgestalt, als ein echter Held und Märtyrer der heutigen amerikanischen Jugend vor. Es ist deshalb notwendig, zu nächst den Uebersal! so kurz wie mög lich zu schildern: Am 16. Oktober 1869 zieht Brown mit nur zwanzig Begleitern zur Nachtzeit nach Harpers Ferry, überrumpelt das dortige Bundes arsenal, um Waffen zu erbeuten, und nachbarten virginischen Pflanzungen, um die Neger zu befreien und fünf Pflanzer als Geiseln einzubringen. Er vergreift sich zunächst am Bun deseigentum, setzt sich also der Ver» Wenn mein Plan scheiterte, so war es, weil Gott einen besseren mit mir vorhatte." Brown hat sicherlich nicht aus Selbstverherrlichung oder um nach Nachruhm zu buhlen, so gespro chen. Sr wollte bewußt mit dem letzten, längst verspielten LebenSsun ken ausreizend Wirten. Wer daS lo ben will, wer darin Seelengröhe, ei ne» plötzlichen Aufstieg zum Kampfe mit geistigen Waffen, einen Idealis mus, welcher Brown Unsterblichkeit zusichere, erblickt der muß nicht nur in der gewaltsam durchgeführten Emanzipation der Schwarzen ein verdienstvolles Werk erblicken, son dern sich auch mit denjenigen weni gen Fanatikern identifizieren, welche den Bürgerkrieg hervorrufen wollten hätte vcrmieden werden lönnen, wenn die Bundessoldaten, welche daS Ar senal von Harpers Ferry stürmten, den allen Fanatiker ganz totgeschla- Talsache, daß nur ein Verrückter je nen Putsch ins Werl setzen konnte. wohl bald beruhigt. Die Rolle, wel che Brown im Gerichte spielte, wäre dadurch in Wegfall gekommen und die «Gemüts - Athleten" im Norden hätten wohl ihr kaltes Blut be- Es ist heute schwer zu verstehen, wie die Sympathiekundgebungen nächst imponierte die pathetische tung des alten Puritaners. Auch Browns Abstammung spielte eine Roll«. Einer seiner Vorfahren hatte den Mayflower-Pilgern angehört. bel wirkte sehr stark auf die ortho doxen Kreise Neu - Englands. Seine Schlagfertigkeit bei der Vertei digung wurde übermäßig bewundert. Und zumal den Frauen galt er als fleckenlos-: Held. DaS alles verdich tete sich zu der Gestalt d«s Miirty gegeben haben, als bekannt geworden ist. Die Begeisterung für Brown zog von Neu-ENgland aus wie ein Wildfeuer durch den ganzen Norden. Vorherrschend war dabei ein weich licher Zug, einigermaßen zu verglei chen mit Stimmungen, wie sie die religiösen Erweckungsbewegungen auszustrahlen pflegen. Und doch gab es kaum wildere Brown- Schwärmer, als die atheistischen deutschen Achtundvierziger. Bei die sen Idealisten war die Negerbesrei ung das leitende Motiv. Sie wollten die Sklavenfesseln lösen, selbst auf die Gefahr eines Bürgerkrieges hin. Daß die damals riesig fortschreitende Entwicklung des Nordens eine fried liche Auseinandersetzung mit den Im Herbst 1869 war die Span nung zwischen Norden und Süden sehr bemerkbar abgeflaut. Es war eine Periode verhältnismäßiger Ruhe eingetreten. Zwar tobten die Heiß sporne im Süden nach wie vor, und die nördlichen Fanatiker antworteten im selben Sinne, aber es war doch eigentlich nur ein Kampf, der sich auf der Oberfläche abspielte, die tie feren Schichten des Volkes im Nor den sowohl als im Süden nahmen nur wenig Anteil daran. Viele Jahre schon hatte dieser „papierne Krieg" gedauert, man hatte sich an das Ge zeter bereits gewöhnt und man war der Sache herzlich überdrüssig ge worden. Auch war das Jahr 1859 ein sog. .okk ?eur" ohne besonders wichtige Wahlen und ohne Gelegen heiten zur Verschärfung des alten Haders. litionisten, niemals eine Kriegspartei gegeben. Zur Befreiung der Neger in den Krieg zu ziehen, galt als eine Absurdität. Und südlich vom Poto mac dachten die Massen damals tanischer Präsident im Jahre 1860 Rücktritt des Südens friedlich vollziehen müsse. Der Gedanke an einen möglichen Krieg wurde kaum erwogen. Jesserson Davis sagt in seinen Erinnerungen, daß er einer der wenigen südlichen Führer ge» Wesen ist, welche an die Möglichkeit eines Krieges glaubten. Bon Kriegs stimmung im Süden, von dem Willen deS Südvolkes, feine RücktrittsfoHerung durch einen Krieg zu »kämpfen, davon war im Herbst 1869 nichts zu spüren. John Brown im Jahre 18SS. Es mußte etwas Außeror dentliches geschehen, um das entflammen, der notwendig für die Durchführung eines Voltskrieges ist. Das Südvolk mußte vom Norden geschehen, lange vor der Wahl im November 186 V. Eine Kriegsstim mung läßt sich nicht im Handumdre welche trotz der seit einem Jahre durch Brown geschaffenen Kriegsstim mung noch bei der Gründung der Sezession im Winter 1860 —61 zu den Kampf, den der spätere Vize präsident Alexander Stephens in seinem Heimatsstaate Georgia gegen den Rücktritt dieses Sklavenstaats Texas der Union zu erhalten, u»d namentlich an das lange Zögern Virginiens, sowie der beiden von Birginien beeinflußten Staaten, Nord-Carolina und Tennessee. Wer die Vorgeschichte der Sezession au« nur oberflächlich studiert hat, kann daß die Bildung eines zusammenhän genden Komplexes von elf Rebellen staaten ganz unmöglich gewesen wäre ohne die Herausforderung durch Brown, ohne die Wirkung seiner Berteidigung auf den Norden und ohne die Rückwirkung jenes nörd lichen GefühlSüberschwangeS auf den Süden. Die zahlreiche arme Bevölkerung des Südens, welche txr Konsödera livn die Soldaten zu liesern hatte, war furchtbar rückständig. Wohl ein Drittel dieser weißen Bürger bestand aus Analphabeten. Wer kann es diesen Leuten übel nehmen, wenn sie glaubten, daß der Norden hinter Ärown stehe? Die gewaltige Sym pathiebewegung zu Gunsten Browns war doch nicht abzuleugnen. Daß Brown diese Sympathie gar nichi nllnstiger Mann im Norden für den Attentäter Brown eintrat, daß im ganzen Norden nur fünf Leute sich an den Vorbereitungen Browns durch Zahlung von P 4.000 Kriegs wissen, was Brown mit dem Gelde anfangen werd« das alles ersuh gar nicht. Und daß man menschliches Mitleid sür einen Mann empfinden konnte, der plötzlich der Tagesheld im Norden geworden war, ebenfalls ohne das zu verdienen, dafür hat te man im Süden überhaupt kein Verständnis. Di« Folgerung, gefähr diese: .Der Norden billigt durch seine Sympathie für Brown den von diesem begangenen Verfaf sungsbruch. Der Norden will uns unseres Eigentums, der Sklaven, be rauben. Der Norden will uns an zeitig darauf vorbereiten." John Brown ist durch sein Auftre ten vor Gericht der unentbehrliche Nothelser der Rebellion geworden. Er hat eine Sympathiebewegung im Norden hervorgerufen, und nur da durch war es möglich, die KriegS stimmung im Süden rechtzeitig zu erzeugen. Das rechtzeitige Auftreten des Brown war aber das wichtigste, denn der Süden gewann dadurch ein ganzes Jahr zu seinen Borbercitungen. ES ist durchaus anzunehmen, daß der Süden beim Bekanntwerden von Lincolns Wahl völlig unvorbereitet sür einen Krieg gewesen wäre, wenn die Episode Brown ausgeschaltet werden könnte. Abe: als Süd- Carolina am 8. November 1860 tat sächlich rebellierte (der amtliche Rück» tritt mußte etwas später erfolgen), standen dort bereits 18,000 Mann unter Waffen, und in den iibrigzn Baumwollenstaaten waren die mili- Kriegslieder am Rappahannock. tärischen Borbereitungen schon stark vorgeschritten. Das verdankt man Brown und namentlich der von ihm entfesselten Gefühlswoge im Norden. Beweisen läßt es sich allerdings nicht, aber mil großer Wahrfchein lichleit läßt es sich annehmen, daß die Heißsporne im Süden die Rück trittsgedanken nicht so leicht in die Tat umgesetzt hätten, wenn man über die Stimmung der Massen des Süd volkeS noch im Unklaren gewesen wä re. Sicherlich hätten dann Lincolns warmherzige Erklärungen, .daß er die Sklaverei nicht abschaffen wolle, und daß er es gar nicht könne, auch wenn man ihm den Willen dazu zu trauen würde", ein willigeres Ohr ge funden. Der »riig ließ sich nicht allein mit den Offizieren, den Sklavenhaltern, führen, der Sol daten mußte man erst sicher sein, und das hatte Brown und sein kopf loser Schwärm von nördlichen Be wunderern bewirkt. Brown hat das Rebellenheer rechtzeitig mobil gemocht. Brown in Kansas. Vil lard schildert die .Taten" Browns in Kansas mit großer Ausführlichkeit, und ohne von Bron n? blutigem Re essiert, findet jedoch eine kürzere und alles Wesentliche enthaltende Darstel lung in Rhodes vorzüglicher Ge schichte der Ver. Staaten, Band 11, Seite 162. Wer beide Schilderun gen 'gelesen hat, muß die Frage stel len: entweder war John Brown gei- Zeit. Nach den Schandtaten der Missourier Grenzstrolche in Lawrence, Kansas (April 1866), schwor Brown den Sklavereifreundcn in Kansas Rache. Er hatte festgestellt, daß bis her fünf Unionsleute in Kansas er mordet worden waren. Deshalb sollten süns Sklavereisreund« abge schlachtet werden. Be'. Dutch Henry'S Crossing am Pottawoltoniie-Flusse In der Nacht deS 24. Mai wurde Söhne wurden aus den Betten ge .issen und fortgeschleppt. Dann zerr- Die Leichen dieser fünf Männer wurden 200 JardZ von ihren Häu sern aufgefunden. Sie waren sämt schneiden und wurde dadurch un kenntlich. Er verstai.d es, sich der Verhaftung zu entziehen, aber an» einzelte Ermordungen von Unions treuen in Kansas vorgekommen. Nach der Bluttat am Pottawatomie häus schrecklicher Weise. Hingewiesen sei auf manche Aehn lichkeiten im Auftreten Browns bei Ferry. Hier wie dar, die unbedingte Herrschaft über seine Sippschaft, Söhne, Schwiegersöhne, Vettern. Brown muß eine unbegreifliche Be einflussung feiner Gesolgschast be sessen haben, wenn man nicht anneh men will, daß die ganze Bande auS Verrückten bestanden haben möge. Hier wie dort die Vorliebe Browns sür die blanke Waffe, Hackmesser in Kansas, Sensen in HarperS Ferry. Und bei beiden Unternehmungen be trachtet sich Brown als auSerwählteS Werkzeug seines Gottes, der, nach der Ansicht von Rhodes, der Gott des Jvsua und des Gideon gewesen ist, der Gott des Zornes. Man möge dem John Brown zu billigen, daß er geistesgestört gewe sen ist. Aber ein Wahnsinniger taugt doch ebenso wenig zu der Gestalt ei nes .Gottesstreiters" und eines na tionalen Helden, als ein bluttriefen der Meuchelmörder dazu taugen Unter John Browns Geiseln, welche bei Harpers Ferry eingebracht wurden, befand sich Oberst Lewis Washington ,tzer Urenkel des Bruders von George Washington. Oberst Lewis Washington war einer der be kanntesten und geachtetsten Männer Virginiens. Der Ehrensäbel, welchen Friedrich der Große George Wash ington geschickt hatte, befand sich in seiner Verwahrung. Browns Leute stahlen den Säbel und sollen ihn Brown übergeben haben. Diesen Sä bel führte Brown angeblich bei der Verteidigung des Arsenals. Letzteret ist wahrscheinlich erfunden, aber schon die Wegführung Washingtons hat un geheure Erbitterung in Virgtnien her» vorgerufen. Mit dieser Geschichte und namentlich mit der Frechheit Browns, den.Ehrensäbel des Vaters des Vaterlandes geführt zu haben, gingen die Sezessionisten in Virgi nien ein gan es Jahr lang hausieren. Unbedacht. Der kranke Gatte: „Einer von den Aerzten be handelt mich am Magen und der andere an der Leber! Versprich mir, Laura, daß Du mich sezieren läßt, wenn ich vielleicht an dieser Krank heit sterbe . . . ich bin neu — Selbsterkenntnis. Gat te: „Heute begegnete mir der Hei ratsvermittler, durch den ich Dich ken- Frau (erschreckt): „Um Gotteswil len, es hat doch kein Unglück gege ben?" Recht deutlich. Freundin: „Wo willst Du denn mit der großen Wurst heute am Sonntag hin?" Schlächtermanfell (freudestrahlend): „Zu einem Rendex-vous! Die soll ich als Erkennungszeichen in der Hand tragen, hat mir der betreffende Herr —Amts müde. Vater: Nun,— zeit? „Hurra, Alte! Einen Lorbeerkranz verdienst Du für Dein Klavierspiel! Soeben haben die letzten beiden Mie — Aufbruch, oder die klu gen Dackel. Oberkellner: .Fritz, gehen Sie mal an den Tisch, wo der Herr mit den beiden Dackeln sitzt! Da ist .Zahlen" gebellt worden!" Kinderlogik. Deutlicher Wink. Prin- Urlaub! H 2